Esperanto für Sprachwissenschaftler
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C. Brosch: <strong>Esperanto</strong> <strong>für</strong> <strong>Sprachwissenschaftler</strong>; WS 2011/12 20<br />
ro/ond/il/o ‚Mikrowellengerät‘, tele/reg/il/o ‚Fernbedienung‘ usw.<br />
-nicht nur Problem der Durchsetzung der Norm, sondern auch der sprachwissenschaftlichen Analyse<br />
und der Bewusstwerdung über einen möglichen Normverstoß<br />
„Morphemeffekt“ (vortefiko)<br />
-Versuch der Autoren der Plena Analiza Gramatiko de <strong>Esperanto</strong> (4. Aufl. 1985; Versuch einer<br />
wissenschaftlichen Grammatik, aber voller Idiosynkrasien und krasser Fehlanalysen) und unter deren<br />
Einfluss der Akademio, die notorisch unklare Art der Beziehung der Elemente einer WBK (klassisches<br />
Bsp.: Fischfrau) zu vereindeutigen:<br />
-Vorderglieder vor substantivischem oder adjektivischem Hinterglied sind substantivisch zu<br />
verstehen: rapidmezuro ‚Schnelligkeitsmessung‘, nicht ‚Schnellmessung‘<br />
-VG vor verbalem HG sind substantivisch, adjektivisch oder (v.a. bei Präfixoiden) adverbial<br />
zu verstehen: pafmurdi ‚totschießen‘, purlavi ‚reinwaschen‘, disiri ‚auseinandergehen‘<br />
-daneben noch inversa vortefiko: Substantivierung des HG durch Präpositionen: senforta<br />
‚kraftlos‘<br />
-spätere Zugabe (K. Schubert): verbalisierender Morphemeffekt bei einigen Suffixoiden:<br />
vidinda ‚sehenswert‘<br />
-Probleme: einige produktive Muster gelten als regelwidrig, aber „toleriert“: dikfingro ‚Daumen‘,<br />
junedzino ‚Jungvermählte‘; zwingt zu komplizierten Analysen einfacher Determinativa wie fiŝkapti<br />
‚fischen‘ u.a.<br />
-mit Hilfe der modernen Wortbildungstheorien kommt man ohne die Idiosynkrasie eines Morphemeffekts<br />
aus