Theorie kommunikativen Handeln (Jürgen Habermas) - Universität ...
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<strong>Universität</strong> Augsburg Sommersemester 2007<br />
Lehrstuhl für Soziologie 28.06.2007<br />
PS: Einführung in die soziologischen <strong>Theorie</strong>n<br />
Dozent: Sasa Bosancic, M.A.<br />
Referentinnen : Claudia Bieber, Kathrin Elend<br />
Kritische <strong>Theorie</strong> II : <strong>Theorie</strong> <strong>kommunikativen</strong> <strong>Handeln</strong> (<strong>Jürgen</strong> <strong>Habermas</strong>)<br />
Sprechhandlungen nach <strong>Habermas</strong><br />
Wer spricht, der handelt.<br />
Äußerungen haben einen institutionellen Charakter. Es handelt sich um Sprechakte bzw.<br />
Sprechhandlungen, die soziale Konsequenzen nach sich ziehen. Das Gesprochene hat eine ähnliche<br />
Qualität wie beobachtbare Handlungen.<br />
Sprechhandlung<br />
Weltbezug<br />
Handlungstyp (allgemeine Funktion der Sprechhandlung):<br />
Das normenregulierte <strong>Handeln</strong>: Mitglied einer Gruppe, Herstellung von interpersonalen Beziehungen,<br />
gemeinsame Weltorientierung (Welches Benehmen ist angemessen? Berechtigung?), moral-<br />
Geltungsanspruch<br />
Konstative Objektive Welt Wahrheit<br />
Regulative<br />
Soziale Welt<br />
Normative<br />
Richtigkeit<br />
Handlungstyp Kritik?<br />
Teleologisches <strong>Handeln</strong><br />
(strategisch/instrumentel) <br />
Falsifikation?<br />
Normenreguliertes<br />
<strong>Handeln</strong> Berechtigung?<br />
Repräsentative<br />
Subjektive Welt<br />
Wahrhaftigkeit/<br />
Aufrichtigkeit<br />
Dramaturgisches<br />
<strong>Handeln</strong> Authentisch?<br />
Kommunikative<br />
Bezug zu übrigen 3<br />
Sprechhandl.<br />
Verständlichkeit<br />
Kommunikatives<br />
<strong>Handeln</strong> Diskurs<br />
1. Konstative Sprechhandlung<br />
- Konstative Sprechakte beziehen sich auf die objektiven Dinge der Welt, Tatsachen und Ereignisse<br />
- Realitätsbereich/Weltbezug ist die objektive Welt/äußere Natur<br />
- Erscheinungsform des Realitätsbezuges ist die Objektivität<br />
- Implizierter Geltungsanspruch ist die Wahrheit (d.h. werden Aussagen akzeptiert oder nicht)<br />
Handlungstyp (allgemeine Funktion der Sprechhandlung):<br />
Das teleologische <strong>Handeln</strong> (Darstellung von Sachverhalten, strategisch, instrumentell)<br />
Instrumentelles <strong>Handeln</strong>: sind sog. einzelne Akteure, Ziel der Manipulation der äußeren Objektwelt, d.h.<br />
geeignete Mittel wählen zum Zweck der Manipulation von Dingen (Dinge für sich verfügbar machen),<br />
erfolgsorientiert, nicht sozial, zweckrationalisiert, das Kriterium seiner Richtigkeit liegt in einem äußeren<br />
Erfolg, Beurteilung unter dem Aspekt der Wirksamkeit<br />
2. Regulative Sprechhandlung<br />
- Regulative Sprechakte beziehen sich auf die soziale Welt, d.h. auf den normativen Kontext, in dem<br />
soziale Beziehungen eingebettet sind<br />
- Realitätsbereich/Weltbezug ist die soziale Welt/ die Gesellschaft<br />
- Erscheinungsform des Realitätsbezuges ist die Normativität<br />
- Implizierter Geltungsanspruch ist die Richtigkeit (Normative)
praktisches Wissen, Bezug auf die soziale Welt, basiert auf der selbstverständlichen Geltung von<br />
Normen, man bezieht sich auf die Verhaltenserwartungen einer Gruppe, also auf die gemeinsame Norm<br />
3. Repräsentative Sprechhandlung:<br />
- Repräsentativen Sprechakte beziehen sich auf die subjektive Welt der Einstellungen, Intentionen,<br />
Wünsche und Gefühle<br />
- Diese Sprechakte stehen unter dem Geltungsanspruch der Aufrichtigkeit; es geht darum, ob die<br />
Wünsch, Intentionen und Gefühle authentisch bzw. wahrhaftig sind<br />
- Erscheinungsform des Realitätsbezuges ist die Subjektivität/Innenwelt<br />
Handlungstyp (allgemeine Funktion der Sprechhandlung):<br />
Das dramaturgische <strong>Handeln</strong>: es geht darum, wie der Einzelne vor der Gruppe seine Innenwelt<br />
darstellt; der <strong>Handeln</strong>de hat zu seiner Innenwelt einen privilegierten Zugang, „Wer bin ich?“, „Was fühle<br />
ich?“<br />
4. Kommunikative Sprechhandlung:<br />
- Kommunikative Sprechakte beziehen sich im Unterschied zu den anderen Sprechakten nicht auf<br />
bestimmte Realitätsbereiche<br />
- Sie beziehen sich auf andere Sprechhandlungen<br />
- Kommunikative Sprechakte stehen unter dem Geltungsanspruch der Verständlichkeit; bezieht sich<br />
also auf das Sprechen als es selbst<br />
- Es geht um die Bedeutung des Gesagten<br />
Handlungstyp (allgemeine Funktion der Sprechhandlung):<br />
Das kommunikative <strong>Handeln</strong> „bezieht sich auf die Interaktion von mindestens zwei sprach- und<br />
handlungsfähigen Subjekten, die eine interpersonale Beziehung eingehen.“ Ein blick auf diese vier<br />
Klassen von Sprechakten zeigt, dass Sprache nicht nur ein Medium der Verständigung über etwas in<br />
der subjektiven, objektiven oder normativen Welt ist, sie dient auch der Handlungskoordinierung von<br />
Individuen im Falle des Versagens problemloser Kommunikation.<br />
Diskurs<br />
- Wenn die Geltungsansprüche der Wahrheit und Richtigkeit strittig geworden sind, werden sie im<br />
<strong>Habermas</strong>schen Sinne in sog. Diskursen diskutiert<br />
- Diskurse sind Veranstaltungen mit dem Ziel, kognitive Äußerungen zu begründen<br />
- Kognitive Elemente wie z.B. Deutungen, Behauptungen, Rechfertigungen etc. sind normale<br />
Bestandteile der täglichen Lebenspraxis<br />
- Bei Zweifeln verlangen wir nach überzeugenden Gründen<br />
- Zweck des Diskurses: zu einer gemeinsamen Überzeugung/Konsens über Wahrheit/Richtigkeit zu<br />
gelangen<br />
- Wenn Meinungsverschiedenheiten nicht zu lösen sind, kein gemeinsamer Konsens zu finden ist,<br />
bricht die Kommunikation ab<br />
- Voraussetzung für einen wahren Konsens ist die ideale Sprechsituation (= herrscht der zwanglose<br />
Zwang des besseren Arguments, Bedingung ist die Symmetrie der Kommunikationssituation,<br />
Sprechteilnehmer müssen gleichberechtigt in jeglicher Weise sein)<br />
Quellen: Viehöver/Kern (2002): Kritische <strong>Theorie</strong> als <strong>Theorie</strong> des <strong>kommunikativen</strong> <strong>Handeln</strong>s. In Stark/Lahusen (Hrsg.):<br />
<strong>Theorie</strong>n der Gesellschaft. Oldenburg<br />
<strong>Habermas</strong>, J. ( 1987 ): <strong>Theorie</strong> des <strong>kommunikativen</strong> <strong>Handeln</strong>s. Bd. 1. Handlungsrationalität und gesellschaftliche<br />
Rationalisierung. 4. durchges. Aufl. Frankfurt a. M. : Suhrkamp.<br />
<strong>Habermas</strong>, J. ( 1989 ) : Vorstudien und Ergänzungen zur <strong>Theorie</strong> des Kommunikativen <strong>Handeln</strong>s. 3.<br />
Auflage. Frankfurt a. M. : Suhrkamp