Versuch Erzwungene Schwingung
Versuch Erzwungene Schwingung
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<strong>Versuch</strong> <strong>Erzwungene</strong> <strong>Schwingung</strong><br />
erneuert aus Studiengebühren<br />
Vorbereitung: Drehschwingung, Gedämpfte <strong>Schwingung</strong>, <strong>Erzwungene</strong> <strong>Schwingung</strong>,<br />
Phasenraumdiagramme, Wirbelstrombremse<br />
Literatur:<br />
• Standard-Lehrbücher der Experimentalphysik, z.B. Gerthsen, Vogel:<br />
Physik, Springer-Verlag<br />
1 Vorbereitung<br />
In diesem <strong>Versuch</strong> werden gedämpfte <strong>Schwingung</strong>, erzwungene <strong>Schwingung</strong>en<br />
und Resonanzphänomene anhand von Drehschwingungen untersucht:<br />
Beim Drehpendel (Kupferrad mit Trägheitsmoment J) wirken als Drehmomente<br />
das rückstellende Drehmoment (erzeugt duch eine Schneckenfeder<br />
mit Winkelrichtgröße D ∗ ) M r = −D ∗ ϕ (mit ϕ: Winkelauslenkung),<br />
die Dämpfung M d = −k ˙ϕ und – im Fall der erzwungenen <strong>Schwingung</strong> –<br />
ein äußeres periodisches Drehmoment M ext = M 0 cos ωt. Das resultierende<br />
Drehmoment M res = M r + M d + M ext verursacht eine zeitliche Drehimpulsänderung<br />
J ¨ϕ. Als resultierende Differentialgleichung für das Drehpendel<br />
ergibt sich:<br />
J ¨ϕ + k ˙ϕ + D ∗ ϕ = M 0 cos ωt<br />
bzw.<br />
¨ϕ + 2δ ˙ϕ + ω 2 0ϕ = A 0 cos ωt (1)<br />
mit ω 0 = √ D ∗ /J Eigenfrequenz des ungedämpften Systems,<br />
δ = k/(2J) Abklingkonstante,<br />
A 0 = M 0 /J.<br />
Freie gedämpfte <strong>Schwingung</strong><br />
Bearbeiten Sie folgende Aufgaben schriftlich in der Vorbereitung:<br />
1. Lösen Sie Gleichung (1) für den Fall, dass kein äußeres Drehmoment<br />
vorliegt (homogene Differentialgleichung) und diskutieren Sie die verschiedenen<br />
auftretenden Fälle (Schwingfall, aperiodischer Grenzfall,<br />
Kriechfall).<br />
2. Zeigen Sie, dass für die <strong>Schwingung</strong>sdauer T folgender Zusammenhang<br />
gilt:<br />
T = √<br />
1 −<br />
T 0<br />
(<br />
T0 δ<br />
2π<br />
) 2<br />
(2)<br />
Dabei ist T 0 die <strong>Schwingung</strong>sdauer des ungedämpften Systems.<br />
1
<strong>Erzwungene</strong> <strong>Schwingung</strong><br />
Zur Lösung der inhomogenen Differentialgleichung (1) nützt man die Tatsache,<br />
dass ein schwingungsfähiges System nach einer gewissen Einschwingzeit<br />
mit der Erregerfrequenz ω schwingt (nicht mit seiner Eigenfrequenz ω 0 ).<br />
Man verwendet daher den Ansatz<br />
ϕ(t) = ϕ a cos(ωt − β).<br />
β ist dabei die Phasenverschiebung zwischen der <strong>Schwingung</strong> des Systems<br />
und der äußeren Erregung, ϕ a ist die Amplitude der resultierenden <strong>Schwingung</strong>,<br />
die von der Erregerfrequenz ω abhängt. Einsetzen in Gleichung (1)<br />
liefert:<br />
[(<br />
ω0 2 − ω 2) ]<br />
sinβ − 2δω cos β tan ωt = A (<br />
0<br />
− ω0 2 − ω 2) cos β−2δω sinβ (3)<br />
ϕ a<br />
Die linke Seite von Gleichung (3) ist zeitabhängig, während die rechte Seite<br />
zeitunabhängig ist. Gleichung (3) kann also für beliebige Zeiten nur erfüllt<br />
sein, wenn die Zeitabhängigkeit auf der linken Seite verschwindet, d.h. der<br />
Inhalt der eckigen Klammer Null ist; damit muss auch die rechte Seite von<br />
Gleichung (3) Null sein. Dies führt zu<br />
tanβ =<br />
2δω<br />
ω 2 0 − ω2 (4)<br />
sowie<br />
ϕ a =<br />
A 0<br />
( ω<br />
2<br />
0 − ω 2) cos β + 2δω sinβ<br />
1<br />
Unter Verwendung von Gleichung (4), des Zusammenhangs<br />
cos β = √ 1 + tan 2 β<br />
sowie der Abkürzung ϕ 0 = ϕ a (ω = 0) = A 0<br />
ergibt sich:<br />
ω0<br />
2<br />
ϕ a =<br />
ϕ 0<br />
√ [ ( ) ] (5)<br />
2 2 ( ) 2<br />
1 − ω<br />
ω 0<br />
+ 2δ ω ω0<br />
2<br />
3. Leiten Sie die Gleichungen (3) und (5) schriftlich in der Vorbereitung<br />
her.<br />
Phasenraumkurven (nur für Physiker)<br />
Die Newtonschen Bewegungsgleichungen können nur in einer geringen Anzahl<br />
von Ausnahmefällen analytisch gelöst werden. Es ist daher wichtig effiziente<br />
Verfahren zu kennen, die eine qualitative Charakterisierung von Bewegungstypen<br />
auch bei Abwesenheit geschlossener Lösungen erlauben. Qualitative<br />
Untersuchungen mechanischer Bewegungen führt man zweckmäßigerweise<br />
im sogenannten Phasenraum durch. Dabei wird der Impuls/Drehimpuls<br />
2
(oder Geschwindigkeit/Winkelgeschwindigkeit) über Ortskoordinate/Winkel<br />
aufgetragen, und nicht über die Zeit wie in der üblichen Darstellung. Um<br />
eine Bewegung analysieren und ein Phasenraumportrait erstellen zu können,<br />
ist es nötig das zugrundeliegende Kraftgesetz bzw. die daraus resultierende<br />
potentielle Energie abhängig von Ortskoordinate oder Winkel zu kennen.<br />
Abbildung 1 gibt für ein vorgebenes Potential V(x) und verschiedene Energien<br />
W i , die das System besitzt, die entsprechenden Phasenraumkurven.<br />
In der Nähe des Minimums x 0 hat das Potential parabolischen Verlauf (es<br />
Abbildung 1: a) Potential V(x); b) resultierendes Phasenraumportrait<br />
liegt dann eine harmonische <strong>Schwingung</strong> vor), und die entsprechende Phasenraumkurve<br />
ist eine Ellipse (Kurve zu W 1 ). Für höhere Energien (W 2 )<br />
werden Abweichungen vom parabolischen Verlauf bemerkbar, die Phasenraumkurve<br />
ist eine verzerrte Ellipse. Ist die Energie größer als V 1 (z.B. im<br />
Fall W 4 ), ist die Bewegung nicht mehr gebunden und geht bis x → +∞.<br />
3
2 <strong>Versuch</strong>sbeschreibung<br />
Das schwingende System ist ein leichtgelagertes Rad aus Kupfer, an dessen<br />
Achse eine Schneckenfeder befestigt ist, welche das rücktreibende Drehmoment<br />
liefert. Als Erreger der erzwungenen <strong>Schwingung</strong> dient ein kleiner<br />
Gleichstromgetriebemotor, der ber einen Exzenter und einen Hebel die<br />
Schneckenfeder in periodischer Folge zusammendrückt und auseinanderzieht.<br />
Der Motor kann mit einer Gleichspannung bis max. 24V betrieben werden.<br />
Die Stromaufnahme beträgt 0.5 A. Die Spannung wird dem Motor über ein<br />
regelbares Netzgerät (Konstanter) zugeführt. Will man die Amplitude des<br />
Erregers verstellen, so braucht man nur die Verschraubung der Schubstange<br />
mit dem an der Feder befestigten Hebel zu lösen und die Schubstange in der<br />
Führung des Hebels zu verschieben. Verschieben nach oben ergibt größere,<br />
Verschieben nach unten kleinere Amplituden des Erregers. Die eigentliche<br />
Dämpfung des schwingenden Systems wird durch einen Elektromagneten<br />
bewirkt, zwischen dessen Polen das schwingende Rad läuft (Wirbelstrombremse).<br />
Die Spulen des Magneten sind mit 1000 mA belastbar. Die dazu<br />
nötige Gleichspannung wird aus einem Netzgerät geliefert. Die Bewegungen<br />
des schwingenden Rades werden von einem Bewegungsmesswandler in<br />
elektrische Impulse ungewandelt und am Rechner dargestellt.<br />
3 <strong>Versuch</strong>sdurchführung<br />
gedämpfte <strong>Schwingung</strong><br />
4. Nehmen Sie die Bewegung des frei schwingenden Rades auf (Programm<br />
’erzschwingung’ im CASSYlab laden). Bestimmen Sie die <strong>Schwingung</strong>sdauer<br />
T aus dem zeitlichen Abstand des n- und (n+10)-ten Maximums;<br />
bestimmen Sie die Abklingkonstante δ durch Fit einer exponentiellen<br />
Einhüllenden an den gemessenen Verlauf (rechte Maustaste: Anpassung<br />
durchführen: Einhüllende e −x ). Schätzen Sie mit Hilfe von Gleichung<br />
(2) ab, wie stark die gemessenen <strong>Schwingung</strong>sdauer T aufgrund<br />
unvermeidbarer Reibung von der tatsächlichen freien <strong>Schwingung</strong>sdauer<br />
T 0 abweicht.<br />
5. Wiederholen Sie die Messung aus Aufgabe 4 (nur Bestimmung von δ)<br />
für verschiedene Dämpfungen (I D = 100, 200, 300, 400, 500, 600, 700<br />
und 800 mA). Tragen Sie δ über den Dämpfungsstrom I D auf. Welchen<br />
Verlauf erwarten Sie? Begründung!<br />
erzwungene <strong>Schwingung</strong><br />
6. Bestimmen Sie für verschiedene Dämpfungen (I D = 200, 400 und 800<br />
mA) die Amplitudenresonanzkurven: Verändern Sie dazu die Erreger-<br />
4
frequenz am Motor (mindestens 15 Messpunkte pro Kurve, im Bereich<br />
der Resonanz in kleineren Schritten messen) und nehmen Sie<br />
nach genügend langem Einschwingen jeweils die <strong>Schwingung</strong> mit dem<br />
Rechner auf. Bestimmen Sie die Amplitude ϕ der <strong>Schwingung</strong> durch<br />
Fit einer exponentiellen Einhüllenden wie oben; die Erregerfrequenz<br />
ν wird aus der <strong>Schwingung</strong>sdauer T ermittelt (Bestimmung wie in<br />
Aufgabe 4).<br />
(a) Tragen Sie bei der Auswertung das Amplitudenverhältnis ϕ ϕ 0<br />
über<br />
ν<br />
ν 0<br />
auf, wobei ν 0 = 1 T 0<br />
die Eigenfrequenz des ungedämpften Systems<br />
ist. ϕ 0 muss als Grenzwert von ϕ für ν → 0 extrapoliert<br />
werden.<br />
(b) Zeichnen Sie die theoretisch erwarteten Amplitudenkurven (Gleichung<br />
5) in die Diagramme mit Ihren Messwerten ein. Verwenden<br />
Sie dazu die in Aufgabe 5 bestimmten Werte für δ, sowie das in<br />
Aufgabe 4 bestimmte T 0 , um ω 0 zu berechnen.<br />
(c) Skizzieren Sie qualitativ die Phasenverschiebung zwischen Erreger<br />
und schwingendem System abhängig von der Erregerfrequenz<br />
für zwei verschiedene Dämpfungen.<br />
Phasenraumkurven (nur für Physiker)<br />
7. Nehmen Sie für zwei verschieden gedämpfte <strong>Schwingung</strong>en (I D = 0<br />
mA und I D = 400 mA) die Phasenraumkurven auf (Programm ’phasenkurve’<br />
laden). Beschreiben Sie den Verlauf. Was erwarten Sie für<br />
eine ungedämpfte harmonische <strong>Schwingung</strong> (Rechnung!)?<br />
8. Nehmen Sie für eine erzwungene <strong>Schwingung</strong> (I D = 300 mA) in der<br />
Nähe der Resonanz die Phasenraumkurven einmal nach dem Einschwingen<br />
und einmal mit Einschwingvorgang auf. Beschreiben Sie<br />
den Verlauf!<br />
9. Bringen Sie am Rad des Drehpendels eine Zusatzmasse von 25 g an.<br />
(a) Bestimmen Sie die neuen Gleichgewichtslagen. Wie wird die Eigenfrequenz<br />
des Systems durch Anbringen des Gewichts verändert?<br />
Skizzieren Sie die potentielle Energie des Systems abhängig von<br />
der Auslenkung ϕ (qualitativ).<br />
(b) Nehmen Sie mehrere Phasenraumkurven für erzwungene <strong>Schwingung</strong>en<br />
(I D = 0 mA) in der Nähe der Resonanz (Spannung am Erregermotor<br />
im Bereich 4.5 V - 5.5 V) und weit von der Resonanz<br />
entfernt auf. Veranschaulichen Sie sich die beobachteten Fälle,<br />
indem Sie für den Verlauf der potentiellen Energie in Teilaufgabe<br />
a) ein Phasenraumportrait analog Abbildung 1 zeichnen.<br />
5