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Allgemeine Wirtschaftslehre - Plantyn

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Heinz Möhlmeier, Friedmund Skorzenski, Dr. Günter Wierichs<br />

<strong>Allgemeine</strong> <strong>Wirtschaftslehre</strong><br />

für den Bankkaufmann/die Bankkauffrau<br />

9. Auflage<br />

Bestellnummer 8920


Haben Sie Anregungen oder Kritikpunkte zu diesem Produkt?<br />

Dann senden Sie eine E-Mail an 8920_009@bv-1.de<br />

Autoren und Verlag freuen sich auf Ihre Rückmeldung.<br />

www.bildungsverlag1.de<br />

Bildungsverlag EINS GmbH<br />

Hansestraße 115, 51149 Köln<br />

ISBN 978-3-8237-8920-8<br />

© Copyright 2011: Bildungsverlag EINS GmbH, Köln<br />

Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Nutzung in anderen als den gesetzlich<br />

zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages.<br />

Hinweis zu § 52a UrhG: Weder das Werk noch seine Teile dürfen ohne eine solche Einwilligung eingescannt<br />

und in ein Netzwerk eingestellt werden. Dies gilt auch für Intranets von Schulen und sonstigen<br />

Bildungseinrichtungen.


3<br />

Vorwort<br />

Grundlage für die inhaltliche Bemessung des Buches sind die bundeseinheitlichen Anforderungen<br />

der Ausbildungsordnung Bankkaufmann/Bankkauffrau vom 13. Januar 1998 und des<br />

für den Unterricht in den Berufsschulen und Berufskollegs geltenden Rahmenlehrplans vom<br />

17. Oktober 1997.<br />

Ausgangspunkt sind die im Rahmenlehrplan formulierten Lernfelder:<br />

ß Privates und betriebliches Handeln am rechtlichen Bezugsrahmen ausrichten,<br />

ß Modelle für Marktentscheidungen nutzen,<br />

ß Einflüsse der Wirtschaftspolitik beurteilen.<br />

Handlungsorientierte Ausbildung in Schule und Betrieb stellt Auszubildende, Ausbilder, Lehrerinnen<br />

und Lehrer vor neue Anforderungen. Die Vermittlung von Schlüsselqualifikationen<br />

rückt zunehmend in den Vordergrund der pädagogischen Zielsetzung. Die Anforderungen an<br />

die Bankkauffrau/den Bankkaufmann erweitern sich. Der „neue Banker“ benötigt zusätzliche<br />

Qualifikationen: Kommunikations- und Kooperationsfähigkeit, Medienkompetenz und die Fähigkeit,<br />

sich selbstständig neues Wissen anzueignen. Die angestrebte berufliche Handlungskompetenz<br />

findet dabei ihre wichtigste Abstützung in der Bereitschaft und Fähigkeit, auf der<br />

Grundlage fachlichen Wissens und Könnens Aufgaben und Probleme zielorientiert, sachgerecht,<br />

methodengerecht und selbstständig lösen zu können.<br />

Die berufsspezifischen Lernfelder der Bankbetriebslehre, die von beruflichen Aufgabenstellungen<br />

und Handlungssituationen ausgehen, erfahren in der <strong>Allgemeine</strong>n <strong>Wirtschaftslehre</strong> ihre<br />

Einbindung in den rechtlichen und gesamtwirtschaftlichen Bezugsrahmen. Volkswirtschaftliche<br />

und rechtliche Kenntnisse sind Voraussetzung für eine qualifizierte Kundenberatung und<br />

-betreuung durch die Bankkauffrau/den Bankkaufmann. Aus diesem Grund werden im vorliegenden<br />

Buch diejenigen Grundlagen dargestellt, die benötigt werden, um die Kunden des Kreditinstituts<br />

kompetent zu beraten, die geschäftspolitischen Entscheidungen des Kreditinstituts<br />

zu verstehen und die Einflüsse der Wirtschaftspolitik zu beurteilen.<br />

Die „<strong>Allgemeine</strong> <strong>Wirtschaftslehre</strong> für Bankkaufleute“ soll die im Unterricht behandelten<br />

Inhalte zusammenfassen, die Themengebiete strukturieren, als „Wissensspeicher“ bei der selbstständigen<br />

Erarbeitung der Inhalte dienen und eine optimale Vorbereitung auf die IHK-Abschlussprüfung<br />

sicherstellen.<br />

Ergänzend hierzu haben wir das „Arbeitsheft <strong>Allgemeine</strong> <strong>Wirtschaftslehre</strong> für Bankkaufleute“<br />

(8921) geschrieben. Es enthält konventionelle und programmierte Übungs- sowie Fallaufgaben<br />

und ermöglicht das Trainieren einer selbstständigen Bearbeitung rechtlicher und<br />

allgemeiner wirtschaftlicher Problemstellungen, die Kontrolle des Lernfortschritts und die gezielte<br />

Vorbereitung auf Klausuren und Prüfungen.<br />

In der vorliegenden 9. Auflage wurden u. a. der elektronische Entgeltnachweis für Arbeitgeber<br />

(ELENA), die Neuregelungen zur haftungsbeschränkten Unternehmergesellschaft (UG<br />

haftungsbeschränkt), die Regelungen zu den Sozialversicherungen auf dem Stand 2011, die<br />

aktuellen EU-Rechtsprechungen zur Kündigung von Arbeitsverhältnissen und die neuen Regelungen<br />

zum Verbraucherdarlehen eingearbeitet.<br />

Unter www.bildungsverlag1.de/buchplusweb/8920 befinden sich zusätzliche Übungsaufgaben<br />

zu den Kapiteln 1 bis 6 des Lehrbuches. Die Lösungen zu den Zusatzaufgaben finden Sie im<br />

Lösungsheft des Arbeitsheftes zum Lehrbuch (Bestellnummer 89221).<br />

Wir bedanken uns für die Anregungen, die uns von Auszubildenden, Ausbildern, Lehrerinnen<br />

und Lehrern zugegangen sind. Wir sind offen für Kritik und Verbesserungsvorschläge.<br />

Die Verfasser


4<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Lernfeld 1: Privates und betriebliches Handeln am rechtlichen Bezugsrahmen ausrichten<br />

1 Rechtliche und soziale Rahmenbedingungen<br />

menschlicher Arbeit im Betrieb .................................................................. 11<br />

1.1 Wandel der Arbeitsbedingungen ............................................................... 11<br />

1.1.1 Entwicklung der Arbeitswelt ......................................................................... 11<br />

1.1.2 Arbeitsbedingungen ..................................................................................... 12<br />

1.1.3 Arbeitsschutz ................................................................................................ 13<br />

1.1.3.1 Jugendarbeitsschutzgesetz ............................................................................ 14<br />

1.1.3.2 Arbeitszeitgesetz ........................................................................................... 16<br />

1.1.3.3 Mutterschutzgesetz ...................................................................................... 17<br />

1.1.3.4 Elterngeld und Kinderbetreuungskosten ....................................................... 18<br />

1.2 Berufsausbildung ........................................................................................ 21<br />

1.2.1 Duale Ausbildung ......................................................................................... 22<br />

1.2.2 Rechtsgrundlagen der Berufsausbildung ....................................................... 24<br />

1.2.3 Berufsausbildungsvertrag .............................................................................. 28<br />

1.2.4 Berufsausübung ............................................................................................ 29<br />

1.2.5 Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten ........................................................ 31<br />

1.3 Aufgaben und Grundlagen des Arbeitsrechts ........................................... 31<br />

1.3.1 Individualarbeitsrecht ................................................................................... 33<br />

1.3.1.1 Arbeitsvertragsrecht...................................................................................... 33<br />

1.3.1.2 Pflichten und Rechte aus dem Arbeitsverhältnis ............................................ 36<br />

1.3.1.3 Beendigung des Arbeitsverhältnisses ............................................................. 37<br />

1.3.1.4 Besondere Formen des Arbeitsverhältnisses................................................... 45<br />

1.3.2 Kollektivarbeitsrecht ..................................................................................... 47<br />

1.3.2.1 Tarifverträge ................................................................................................. 49<br />

1.3.2.2 Betriebsvereinbarungen ................................................................................ 52<br />

1.3.2.3 Tarifkonflikte ................................................................................................. 53<br />

1.4 Mitwirkung und Mitbestimmung der Arbeitnehmer ................................ 56<br />

1.4.1 Gesetzliche Grundlagen ................................................................................ 56<br />

1.4.2 Beteiligungsrechte auf der Ebene des Arbeitsplatzes ..................................... 56<br />

1.4.3 Beteiligungsrechte auf der Ebene des Betriebes ............................................ 56<br />

1.4.4 Beteiligungsrechte auf der Ebene der Unternehmensleitung ......................... 60<br />

1.5 Soziale Sicherung ....................................................................................... 62<br />

1.5.1 Entwicklung der Sozialpolitik ........................................................................ 62<br />

1.5.2 Zweige der sozialen Sicherung ..................................................................... 63<br />

1.5.2.1 Gesetzliche Krankenversicherung .................................................................. 68<br />

1.5.2.2 Gesetzliche Rentenversicherung ................................................................... 72<br />

1.5.2.3 Arbeitslosenversicherung .............................................................................. 76<br />

1.5.2.4 Gesetzliche Pflegeversicherung ..................................................................... 81<br />

1.5.2.5 Gesetzliche Unfallversicherung ..................................................................... 84<br />

1.5.2.6 ELENA-Verfahren .......................................................................................... 87<br />

1.5.2.7 Sonstige Maßnahmen der sozialen Sicherung ............................................... 89<br />

1.5.2.8 Altersvorsorge nach dem Altersvermögensgesetz (AVmG)............................. 91<br />

1.5.3 Risiken im Netz der sozialen Sicherheit ......................................................... 94


Inhaltsverzeichnis 5<br />

1.6 Datenschutz und Datensicherheit .............................................................. 95<br />

1.6.1 Datenschutz ................................................................................................. 96<br />

1.6.1.1 Ziel des Datenschutzes ................................................................................. 97<br />

1.6.1.2 Bundesdatenschutzgesetz ............................................................................. 98<br />

1.6.1.3 Datenschutzbeauftragter .............................................................................. 101<br />

1.6.2 Datensicherheit ............................................................................................ 103<br />

1.6.3 Zusammenhang zwischen Datenschutz und Datensicherheit ........................ 106<br />

1.7 Gerichtsbarkeit ........................................................................................... 106<br />

1.7.1 Arbeitsgerichtsbarkeit ................................................................................... 106<br />

1.7.2 Sozialgerichtsbarkeit ..................................................................................... 108<br />

Lernfeld 1: Privates und betriebliches Handeln am rechtlichen Bezugsrahmen ausrichten<br />

2 Rechtliche Rahmenbedingungen des Wirtschaftens ................................. 109<br />

2.1 Rechtsgrundlagen ....................................................................................... 109<br />

2.1.1 Die Rechtsordnung als Bestandteil der Gesellschaftsordnung ........................ 109<br />

2.1.2 Rechtsquellen ............................................................................................... 110<br />

2.1.3 Rechtsprechung ........................................................................................... 111<br />

2.1.4 Privatrecht und öffentliches Recht................................................................. 113<br />

2.1.5 Objektives und subjektives Recht .................................................................. 114<br />

2.1.6 Dispositives und zwingendes Recht .............................................................. 114<br />

2.1.7 Aufbau des Bürgerlichen Gesetzbuches ......................................................... 114<br />

2.2 Rechtssubjekte und Rechtsobjekte ............................................................. 115<br />

2.2.1 Rechtssubjekte .............................................................................................. 115<br />

2.2.1.1 Geschäftsfähigkeit ........................................................................................ 118<br />

2.2.1.2 Deliktsfähigkeit ............................................................................................. 122<br />

2.2.1.3 Personenvereinigungen nach dem BGB ........................................................ 122<br />

2.2.2 Rechtsobjekte ............................................................................................... 123<br />

2.2.2.1 Sachen ......................................................................................................... 123<br />

2.2.2.2 Rechte .......................................................................................................... 124<br />

2.2.2.3 Eigentum und Besitz ..................................................................................... 126<br />

2.2.2.4 Eigentumserwerb an beweglichen Sachen .................................................... 127<br />

2.2.2.5 Sonderformen des Eigentumserwerbs an beweglichen Sachen ..................... 128<br />

2.2.2.6 Eigentumsübertragung von Grundstücken ................................................... 129<br />

2.3 Rechtsgeschäfte .......................................................................................... 130<br />

2.3.1 Arten und Zustandekommen von Rechtsgeschäften ..................................... 130<br />

2.3.2 Form der Rechtsgeschäfte ............................................................................. 132<br />

2.3.3 Nichtigkeit und Anfechtbarkeit von Rechtsgeschäften ................................... 134<br />

2.3.4 Stellvertretung .............................................................................................. 135<br />

2.3.5 Zustandekommen eines Vertrages ................................................................ 137<br />

2.3.6 Vertragstypen des BGB ................................................................................. 138<br />

2.4 Kaufvertrag ................................................................................................. 140<br />

2.4.1 Zustandekommen eines Kaufvertrages – Verpflichtungsgeschäft ................... 140<br />

2.4.2 Erfüllungsgeschäft ........................................................................................ 142<br />

2.4.3 Besondere Lieferungs- und Zahlungsbedingungen ....................................... 145<br />

2.4.4 Störungen bei der Erfüllung des Kaufvertrages .............................................. 146<br />

2.4.4.1 Pflichtverletzungen des Verkäufers ................................................................ 146<br />

2.4.4.2 Pflichtverletzungen des Käufers .................................................................... 149<br />

2.4.5 Eigentumsvorbehalt ...................................................................................... 151<br />

2.4.6 Electronic Commerce – Kaufverträge im Internet .......................................... 153


6<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

2.5 Mahn- und Klageverfahren ........................................................................ 156<br />

2.5.1 Außergerichtliches Mahnverfahren ............................................................... 156<br />

2.5.2 Gerichtliches Mahnverfahren ........................................................................ 156<br />

2.5.3 Klageverfahren ............................................................................................. 158<br />

2.6 Verjährung .................................................................................................. 160<br />

2.6.1 Verjährungsfristen ......................................................................................... 161<br />

2.6.2 Neubeginn und Hemmung der Verjährung .................................................. 161<br />

2.7 Grundlagen des Handelsrechts .................................................................. 163<br />

2.7.1 Überblick über das Handelsrecht .................................................................. 163<br />

2.7.2 Gründung und Anmeldung der Unternehmung ........................................... 164<br />

2.7.3 Kaufmannseigenschaft .................................................................................. 165<br />

2.7.4 Firmenrecht .................................................................................................. 167<br />

2.7.5 Öffentliche Register ...................................................................................... 169<br />

2.7.5.1 Handelsregister ............................................................................................. 169<br />

2.7.5.2 Andere öffentliche Register ........................................................................... 174<br />

2.7.6 HGB-Vollmachten ......................................................................................... 174<br />

2.7.6.1 Handlungsvollmacht ..................................................................................... 174<br />

2.7.6.2 Prokura ......................................................................................................... 176<br />

2.8 Unternehmensformen ................................................................................ 177<br />

2.8.1 Gründe für die Wahl der Unternehmensform ................................................ 178<br />

2.8.2 Einzelunternehmung .................................................................................... 180<br />

2.8.3 Personengesellschaften ................................................................................. 182<br />

2.8.3.1 Gesellschaft bürgerlichen Rechts ................................................................... 183<br />

2.8.3.2 Offene Handelsgesellschaft ........................................................................... 187<br />

2.8.3.3 Kommanditgesellschaft ................................................................................ 195<br />

2.8.3.4 Partnerschaftsgesellschaft ............................................................................. 201<br />

2.8.3.5 Stille Gesellschaft .......................................................................................... 203<br />

2.8.4 Kapitalgesellschaften .................................................................................... 204<br />

2.8.4.1 Gesellschaft mit beschränkter Haftung .......................................................... 208<br />

2.8.4.2 Aktiengesellschaft (nach deutschem Recht) .................................................. 220<br />

2.8.4.3 Europäische Aktiengesellschaft – Societas Europaea (SE) ............................... 233<br />

2.8.4.4 Kommanditgesellschaft auf Aktien ................................................................ 234<br />

2.8.5 Eingetragene Genossenschaft ....................................................................... 235<br />

2.8.6 GmbH & Co. KG .......................................................................................... 241<br />

2.8.7 Vergleichbare Rechtsformen in anderen Ländern .......................................... 244<br />

Lernfeld 6: Modelle für Marktentscheidungen nutzen<br />

3 Grundlagen des Wirtschaftens ................................................................... 250<br />

3.1 Bedürfnisse, Bedarf, Nachfrage ................................................................. 250<br />

3.2 Güterangebot ............................................................................................. 254<br />

3.3 Wirtschaftliches Handeln im Spannungsfeld von Markt,<br />

Nachhaltigkeit und sozialer Verantwortung .............................................. 257<br />

3.3.1 Ökonomisches Prinzip .................................................................................. 257<br />

3.3.2 Leitmaximen wirtschaftlichen Handelns ........................................................ 258<br />

3.3.3 Ziele unternehmerischen Handelns im System der sozialen Markt wirtschaft .... 259<br />

3.3.4 Nachhaltiges Wirtschaften – ökologische Ziele .............................................. 263<br />

3.3.5 Unternehmensleitlinien – Corporate Identity ................................................ 264<br />

3.3.6 Kreditinstitute und Umweltschutz ................................................................. 266


Inhaltsverzeichnis 7<br />

3.4 Volkswirtschaftliche Arbeitsteilung – die Wirtschaftsbereiche .................. 271<br />

3.5 Internationale Arbeitsteilung ..................................................................... 274<br />

3.6 Produktionsfaktoren ................................................................................... 276<br />

3.6.1 Arbeit ........................................................................................................... 276<br />

3.6.1.1 Begriff und Arten der Arbeit .......................................................................... 276<br />

3.6.1.2 Bestimmungsgrößen des volkswirtschaftlichen Arbeitspotenzials .................. 277<br />

3.6.1.3 Entwicklung der Arbeitsteilung ..................................................................... 279<br />

3.6.1.4 Grundbegriffe der Arbeitsmarktstatistik ......................................................... 281<br />

3.6.2 Boden, Umweltnutzung, Umweltressourcen ................................................. 283<br />

3.6.2.1 Nutzungsmöglichkeiten des Produktionsfaktors Boden ................................. 284<br />

3.6.2.2 Standortwahl der Unternehmung ................................................................. 284<br />

3.6.2.3 Internationale Standortfaktoren .................................................................... 286<br />

3.6.2.4 Standortentscheidung bei Kreditinstituten .................................................... 287<br />

3.6.3 Kapital .......................................................................................................... 288<br />

3.6.3.1 Sparen – Voraussetzung der Kapitalbildung .................................................. 288<br />

3.6.3.2 Investieren – Voraussetzung für wirtschaftliches Wachstum ........................... 290<br />

3.6.3.3 Abschreibungen ........................................................................................... 291<br />

3.6.4 Produktionsprozess – Kombination der Produktionsfaktoren ......................... 294<br />

3.6.4.1 Minimalkostenkombination .......................................................................... 295<br />

3.6.4.2 Faktorsubstitution ......................................................................................... 296<br />

3.6.4.3 Besonderheiten in Kreditinstituten – der monetäre Faktor ............................. 298<br />

3.6.5 Betriebliche Kennzahlen zur Messung der Effizienz des Faktoreinsatzes ......... 299<br />

3.6.5.1 Produktivität ................................................................................................. 299<br />

3.6.5.2 Lohnstückkosten ........................................................................................... 300<br />

3.6.5.3 Wirtschaftlichkeit .......................................................................................... 300<br />

3.6.5.4 Rentabilität ................................................................................................... 301<br />

Lernfeld 6: Modelle für Marktentscheidungen nutzen<br />

4 Wirtschaftsordnungen, Markt und Preisbildung,<br />

Wettbewerb und Marketing ....................................................................... 304<br />

4.1.1 Individuum – soziale Gruppe – Gesellschaft .................................................. 304<br />

4.1.2 Gesellschaftsordnung ................................................................................... 305<br />

4.1.3 Grundfragen der Wirtschaftsordnung ........................................................... 307<br />

4.1.4 Grundtypen der Wirtschaftsordnung ............................................................ 308<br />

4.2 Idealtypische Modelle der Wirtschaftsordnungen .................................... 309<br />

4.2.1 Modell der freien Marktwirtschaft ................................................................. 309<br />

4.2.1.1 Bausteine der freien Marktwirtschaft ............................................................. 310<br />

4.2.1.2 Ordnungspolitische Rahmenbedingungen der freien Marktwirtschaft ........... 312<br />

4.2.1.3 Probleme der freien Marktwirtschaft ............................................................. 313<br />

4.2.2 Modell der Zentralverwaltungswirtschaft ...................................................... 314<br />

4.2.2.1 Ordnungsmerkmale der Zentralverwaltungswirtschaft .................................. 315<br />

4.2.2.2 Probleme der Zentralverwaltungswirtschaft und Reformprozesse .................. 317<br />

4.3.1 Wirtschaftsordnung der Bundesrepublik Deutschland ................................... 318<br />

4.3.2 Ordnungsmerkmale der sozialen Marktwirtschaft ......................................... 319<br />

4.3.3 Idee und Wirklichkeit der sozialen Marktwirtschaft ........................................ 320<br />

4.4 Märkte und Marktformen .......................................................................... 321<br />

4.4.1 Märkte ......................................................................................................... 321<br />

4.4.2 Marktformen ................................................................................................ 324<br />

4.4.3 Bestimmungsgründe des Nachfragerverhaltens ............................................ 325


8<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

4.4.4 Bestimmungsgründe des Anbieterverhaltens ................................................ 328<br />

4.4.5 Vollkommener Markt .................................................................................... 331<br />

4.4.6 Unvollkommene Märkte ............................................................................... 334<br />

4.5 Preisbildung ................................................................................................ 335<br />

4.5.1 Preisbildung im vollkommenen Markt .......................................................... 335<br />

4.5.1.1 Angebot und Nachfrage als Preisbildungs faktoren ........................................ 335<br />

4.5.1.2 Funktionen des Marktpreises ........................................................................ 337<br />

4.5.1.3 Anpassungsreaktionen bei Veränderungen von Angebot und Nachfrage ...... 339<br />

4.5.2 Preisbildung in unvollkommenen Märkten .................................................... 342<br />

4.5.2.1 Preisbildung im Polypol ................................................................................ 342<br />

4.5.2.2 Preisbildung im Angebotsoligopol ................................................................ 344<br />

4.5.2.3 Preisbildung im Angebotsmonopol ............................................................... 346<br />

4.5.3 Eingriffe des Staates in die Preisbildung ........................................................ 347<br />

4.5.3.1 Marktinkonforme Eingriffe ............................................................................ 348<br />

4.5.3.2 Marktkonforme Eingriffe ............................................................................... 350<br />

4.5.4 Zinsbildung auf den Geld- und Kapitalmärkten ............................................. 352<br />

4.5.4.1 Bestimmungsfaktoren des Angebots und der Nachfrage von Geld und Kapital ... 352<br />

4.5.4.2 Kapitalmarkt ................................................................................................. 354<br />

4.5.4.3 Geldmarkt .................................................................................................... 354<br />

4.5.4.4 Zinsbeeinflussung durch die Zentralnotenbank ............................................. 358<br />

4.6 Wettbewerbspolitik .................................................................................... 361<br />

4.6.1 Unternehmenszusammenschlüsse ................................................................ 361<br />

4.6.1.1 Arten der Zusammenschlüsse nach dem Unternehmensgegenstand ............. 361<br />

4.6.1.2 Ziele der Unternehmenszusammenschlüsse .................................................. 362<br />

4.6.1.3 Formen der Kooperation .............................................................................. 364<br />

4.6.1.4 Formen der Konzentration ............................................................................ 369<br />

4.6.2 Ziele staatlicher Wettbewerbspolitik .............................................................. 371<br />

4.6.3 Maßnahmen staatlicher Wettbewerbspolitik ................................................. 372<br />

4.6.3.1 Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen ................................................. 372<br />

4.6.3.2 Europäisches Wettbewerbsrecht ................................................................... 374<br />

4.6.3.3 Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb .................................................. 376<br />

4.6.4 Verbraucherschutz ........................................................................................ 377<br />

4.7 Bankmarketing............................................................................................ 383<br />

4.7.1 Grundzüge eines Marketingkonzeptes .......................................................... 383<br />

4.7.2 Marktforschung ............................................................................................ 384<br />

4.7.3 Marketinginstrumente .................................................................................. 388<br />

4.7.3.1 Produkt- und Sortimentspolitik ..................................................................... 388<br />

4.7.3.2 Preis- und Konditionenpolitik ........................................................................ 390<br />

4.7.3.3 Distributionspolitik ....................................................................................... 394<br />

4.7.3.4 Kommunikationspolitik ................................................................................. 395<br />

4.7.4 Marketing-Mix ............................................................................................. 396<br />

Lernfeld 12: Einflüsse der Wirtschaftspolitik beurteilen<br />

5 Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung ....................................................... 398<br />

5.1 Wirtschaftskreislauf im Modell ...................................................................... 398<br />

5.1.1 Wirtschaftssubjekte ....................................................................................... 398<br />

5.1.2 Einfacher Wirtschaftskreislauf ........................................................................ 399<br />

5.1.3 Erweiterter Wirtschaftskreislauf ..................................................................... 404<br />

5.1.3.1 Einbeziehung der Kreditinstitute ................................................................... 405


Inhaltsverzeichnis 9<br />

5.1.3.2 Einbeziehung des Staates.............................................................................. 412<br />

5.1.3.3 Einbeziehung des Auslandes ......................................................................... 417<br />

5.1.3.4 Modellkritik .................................................................................................. 421<br />

5.2 Inlandsprodukt und Volkseinkommen ....................................................... 422<br />

5.2.1 Das Inlandsprodukt – Maßstab des wirtschaftlichen Wohlstands ................... 422<br />

5.2.2 Wertschöpfung der Unternehmung .............................................................. 425<br />

5.2.3 Wege der Inlandsproduktsberechnung ......................................................... 427<br />

5.2.4 Vom Bruttoinlandsprodukt zum verfügbaren Einkommen ............................. 430<br />

5.2.5 Die volkswirtschaftliche Gesamtrechnung in der Statistik<br />

der Deutschen Bundesbank .......................................................................... 436<br />

Lernfeld 12: Einflüsse der Wirtschaftspolitik beurteilen<br />

6 Wirtschaftspolitik ........................................................................................ 438<br />

6.1 Geld ............................................................................................................. 438<br />

6.1.1 Geschichte des Geldes .................................................................................. 438<br />

6.1.2 Eigenschaften und Funktionen des Geldes .................................................... 442<br />

6.1.3 Geldarten in Deutschland ............................................................................. 443<br />

6.1.4 Geldproduktion ............................................................................................ 444<br />

6.1.4.1 Münzregal .................................................................................................... 444<br />

6.1.4.2 Notenmonopol ............................................................................................ 447<br />

6.1.4.3 Von der Mark zum Euro – vom Pfennig zum Cent ......................................... 448<br />

6.1.4.4 Zentralbankgeldschöpfung durch das Eurosystem ........................................ 449<br />

6.1.4.5 Giralgeldschöpfung durch die Kreditinstitute ................................................ 450<br />

6.1.5 Geldmengenbegriffe der Europäischen Zentralbank ..................................... 453<br />

6.1.6 Geldmengenziel und Geldmengenstrategie der Europäischen Zentralbank ... 455<br />

6.1.6.1 Beurteilung der Aussichten für die Preisentwicklung – die erste Säule der<br />

geldpolitischen Strategie des Eurosystems .................................................... 455<br />

6.1.6.2 Der Referenzwert der EZB – die zweite Säule der geldpolitischen Strategie<br />

des Eurosystems ........................................................................................... 456<br />

6.2 Währungen ................................................................................................. 457<br />

6.3 Binnenwert des Geldes ............................................................................... 459<br />

6.3.1 Geldwerttheorie ........................................................................................... 459<br />

6.3.2 Verbraucherpreisindex für Deutschland ........................................................ 461<br />

6.4 Außenwert des Geldes ............................................................................... 467<br />

6.4.1 Wechselkurssysteme ..................................................................................... 472<br />

6.4.1.1 Freie Wechselkurse........................................................................................ 475<br />

6.4.1.2 Feste Wechselkurse mit Bandbreiten ............................................................. 477<br />

6.4.1.3 Absolut starre Wechselkurse .......................................................................... 480<br />

6.4.2 Auf- und Abwertung ..................................................................................... 481<br />

6.5 Außenwirtschaft ......................................................................................... 483<br />

6.5.1 Bedeutung der Außenwirtschaft ................................................................... 483<br />

6.5.2 Europäische Wirtschafts- und Währungsunion (WWU) ................................. 485<br />

6.5.3 Weltbankgruppe ........................................................................................... 488<br />

6.5.4 Internationaler Währungsfonds .................................................................... 489<br />

6.5.5 Bank für Internationalen Zahlungsausgleich ................................................. 492<br />

6.5.6 World Trade Organization ............................................................................. 492<br />

6.5.7 OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) .... 493


10<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

6.5.8 UNCTAD (Konferenz der Vereinten Nationen für Handel und Entwicklung) ..... 494<br />

6.5.9 Nord-Süd-Konflikt ........................................................................................ 495<br />

6.6 Konjunktur .................................................................................................. 497<br />

6.6.1 Konjunkturindikatoren .................................................................................. 497<br />

6.6.1.1 Frühindikatoren ............................................................................................ 497<br />

6.6.1.2 Präsensindikatoren ........................................................................................ 500<br />

6.6.1.3 Spätindikatoren ............................................................................................ 500<br />

6.6.2 Darstellungsmöglichkeiten konjunktureller Schwankungen ........................... 501<br />

6.6.3 Der Konjunkturzyklus und seine Merkmale ................................................... 502<br />

6.6.4 Ursachen konjunktureller Schwankungen ..................................................... 504<br />

6.6.5 Konjunkturdiagnose und Konjunkturprognose .............................................. 506<br />

6.7 Bereiche der Wirtschaftspolitik .................................................................. 511<br />

6.8 Hauptziele der Konjunkturpolitik – das Magische Viereck ........................ 512<br />

6.8.1 Gesamtwirtschaftliches Gleichgewicht .......................................................... 513<br />

6.8.2 Preisstabilität ................................................................................................ 514<br />

6.8.2.1 Inflation ........................................................................................................ 514<br />

6.8.2.2 Deflation ...................................................................................................... 519<br />

6.8.2.3 Stagflation .................................................................................................... 520<br />

6.8.3 Hoher Beschäftigungsstand .......................................................................... 520<br />

6.8.4 Außenwirtschaftliches Gleichgewicht ............................................................ 533<br />

6.8.4.1 Gegenstände des Außenwirtschaftsverkehrs .................................................. 533<br />

6.8.4.2 Zahlungsbilanz ............................................................................................. 534<br />

6.8.5 Angemessenes und stetiges Wirtschafts wachstum ........................................ 544<br />

6.8.6 Zielerweiterungen ........................................................................................ 545<br />

6.8.7 Zielkonflikte im Magischen Viereck ............................................................... 546<br />

6.9 Staatshaushalt ............................................................................................ 548<br />

6.10 Wirtschaftspolitische Steuerungs konzepte ................................................ 555<br />

6.10.1 Nachfrageorientierte Wirtschaftspolitik ......................................................... 555<br />

6.10.2 Angebotsorientierte Wirtschaftspolitik ........................................................... 556<br />

6.11 Fiskalpolitik ................................................................................................. 557<br />

6.12 Geldpolitik im Europäischen System der Zentralbanken .......................... 559<br />

6.12.1 Europäische Zentralbank .............................................................................. 562<br />

6.12.2 Aufbau und Organe der Europäischen Zentralbank ....................................... 563<br />

6.12.3 Deutsche Bundesbank .................................................................................. 565<br />

6.12.4 Der Zentralbankgeldbedarf ........................................................................... 566<br />

6.12.5 Geldpolitische Instrumente ........................................................................... 567<br />

6.12.5.1 Offenmarktpolitik ......................................................................................... 568<br />

6.12.5.2 Ständige Fazilitäten ...................................................................................... 577<br />

6.12.5.3 Mindestreserven ........................................................................................... 578<br />

6.12.6 Wochenausweis des Eurosystems .................................................................. 582<br />

6.13 Strukturpolitik ............................................................................................. 584<br />

6.13.1 Infrastrukturpolitik ........................................................................................ 586<br />

6.13.2 Umweltpolitik ............................................................................................... 586<br />

6.13.3 Sektorale Strukturpolitik ................................................................................ 589<br />

6.13.4 Regionale Strukturpolitik ............................................................................... 590<br />

Sachwortverzeichnis ................................................................................................. 592<br />

Bildquellenverzeichnis .............................................................................................. 603


3<br />

Grundlagen des Wirtschaftens<br />

3.1 Bedürfnisse, Bedarf, Nachfrage<br />

Bedürfnisse<br />

Jeder Mensch empfindet eine Vielzahl von Wünschen, die in der Sprache der Wirtschaft<br />

Bedürfnisse genannt werden. Bedürfnisse entstehen gefühlsmäßig. Sie sind zwar individueller<br />

Natur, werden aber in hohem Maße durch die Umwelt beeinflusst, in der der<br />

einzelne Mensch lebt.<br />

Ein Bedürfnis ist das Gefühl des Mangels, verbunden mit dem Bestreben, diesen Mangel zu beseitigen.<br />

Beispiel: Das Bedürfnis nach Nahrungsaufnahme entsteht aus dem Empfinden eines Mangels, den<br />

wir als Hunger bezeichnen. Dieses Mangelempfinden löst Handlungen des Menschen aus, um den<br />

Hunger zu stillen, d. h. den Mangel zu beseitigen.<br />

Bedürfnis<br />

(Mangelempfinden)<br />

löst Handlungen aus<br />

Bedürfnisbefriedigung<br />

(Mangelbeseitigung)<br />

Bedürfnisarten<br />

Die Bedürfnisse des Menschen unterscheiden sich in ihrer Dringlichkeit. Da der Mensch<br />

mit den begrenzt vorhandenen Mitteln nicht alle seine Bedürfnisse zugleich befriedigen<br />

kann, wird er die Bedürfnisse entsprechend ihrer Dringlichkeit zu befriedigen<br />

suchen.<br />

Nach der Dringlichkeit der Bedürfnisse unterscheidet man zwischen Existenz- und<br />

Wahlbedürfnissen.<br />

Existenzbedürfnisse (Grundbedürfnisse) sind Bedürfnisse, deren Befriedigung zur Sicherung der<br />

Lebensgrundlagen des Menschen notwendig ist.<br />

Beispiel: Niemand kann auf Dauer ohne Unterkunft, Kleidung und ohne Grundnahrungsmittel wie<br />

Brot, Gemüse, Fett, Milch usw. leben.<br />

Wahlbedürfnisse sind die Kultur- und Luxusbedürfnisse.<br />

Beispiele: Verfügt der Einzelne über mehr Geldmittel, als zum „nackten“ Leben erforderlich sind, so<br />

kann er wählen, welche Bedürfnisse er darüber hinaus befriedigen will. Der eine legt besonderen<br />

Wert auf modische Kleidung, der andere besucht gerne Feinschmeckerlokale, ein Dritter erfüllt sich<br />

den Wunsch nach einer Videokamera.<br />

Mit zunehmendem Wohlstand und fortschreitender kultureller und technischer Entwicklung<br />

treten die Wahlbedürfnisse in den Vordergrund.


3.1 Bedürfnisse, Bedarf, Nachfrage 251<br />

Bedürfnisse<br />

Kulturbedürfnisse<br />

Luxusbedürfnisse<br />

Beispiele:<br />

– Bildung<br />

– Theaterbesuch<br />

– Radiogerät<br />

– Telefon<br />

Beispiele:<br />

– Brillantschmuck<br />

– Champagner<br />

– Nerzmantel<br />

– Swimmingpool<br />

Existenzbedürfnisse<br />

Beispiele:<br />

– Nahrung: Grundnahrungsmittel<br />

– Kleidung: Hose, Hemd, Mantel, Schuhe<br />

– Unterkunft: Zimmer, Bett, Stuhl, Heizung<br />

Es ist nicht immer leicht, Existenz-, Kultur- und Luxusbedürfnisse voneinander abzugrenzen.<br />

Beispiele:<br />

– Die unterschiedlichen Lebens- und Umweltbedingungen führen dazu, dass das Verlangen nach<br />

Pelzkleidung von den Eskimos als Existenzbedürfnis, in unseren Breitengraden dagegen als Luxusbedürfnis<br />

empfunden wird.<br />

– Auch wird der Wunsch nach einem zuverlässigen Auto in seiner Dringlichkeit von einem Taxifahrer<br />

höher eingestuft werden als von jemandem, der das Auto nur zu Ausflugsfahrten benutzt.<br />

Vielfach richtet sich das Streben der Menschen auf die Erlangung von Statussymbolen,<br />

um den eigenen Wohlstand und gesellschaftlichen Rang zu demonstrieren.<br />

Eine differenzierte Rangordnung hat der amerikanische Psychologe Maslow aufgestellt.<br />

Es entspricht der Natur des Menschen, zunächst die niedrigen, existentiell jedoch wichtigsten<br />

Bedürfnisse zu befriedigen. Erst danach wird der Mensch seine Kräfte einsetzen,<br />

die höheren Bedürfnisse Stufe für Stufe zu befriedigen.<br />

In der sich daraus ergebenden Bedürfnishierarchie sind ökonomische (wirtschaftliche)<br />

und außerökonomische (nicht wirtschaftliche) Bedürfnisse enthalten.<br />

Stufe 5:<br />

Stufe 4:<br />

Stufe 3:<br />

Stufe 2:<br />

Stufe 1:<br />

Selbsterfüllungsbedürfnisse<br />

Beispiel: Selbstverwirklichung<br />

Anerkennungsbedürfnisse<br />

Beispiele: Prestige, Lob, Reichtum<br />

Soziale Bedürfnisse<br />

Beispiele: Geborgenheit, Gruppenzugehörigkeit<br />

Sicherheitsbedürfnisse<br />

Beispiele: Schutz vor Gefahr, Krankheit, Arbeitslosigkeit<br />

Physiologische Bedürfnisse<br />

Beispiele: Hunger, Durst, Schlaf, Bewegung, Sexualität


4.4 Märkte und Marktformen 325<br />

lung zu sehr ausnutzen und einen völlig überzogenen Preis für seine – vielleicht auch noch schlechten<br />

– Brötchen verlangen, müsste er damit rechnen, dass sich schon bald ein anderer Bäcker niederlässt<br />

und ihm seinen Markt streitig macht.<br />

Für die Beurteilung eines Marktes kommt es deshalb auch darauf an, ob es sich um<br />

einen offenen oder einen geschlossenen Markt handelt.<br />

Während in einen offenen Markt jederzeit neue Anbieter bzw. Nachfrager eintreten<br />

können, ist bei einem geschlossenen Markt neuen Marktteilnehmern der Zugang<br />

durch gesetzliche, technische oder finanzielle Barrieren versperrt.<br />

Beispiele:<br />

– Nur staatliche Lottogesellschaften dürfen Lotterien durchführen. Anderen Marktteilnehmern ist<br />

der Marktzugang gesetzlich versperrt.<br />

– Zum Bau eines Kraftwerkes ist ein Kapitalbedarf in Milliardenhöhe und ein besonderes technisches<br />

Wissen erforderlich. Nur ein großes Energieversorgungsunternehmen verfügt über das entsprechende<br />

Know-how und ist in der Lage, das notwendige Kapital aufzubringen.<br />

Steht der Marktmacht der einen Marktseite keine entsprechende Gegenmacht gegenüber,<br />

so besteht die Gefahr, dass der Wettbewerb eingeschränkt oder im Extremfall sogar<br />

aufgehoben wird.<br />

Die relative Stärke eines Marktteilnehmers gegenüber der Marktgegenseite drückt sich<br />

in seiner Fähigkeit aus, den Marktpreis beeinflussen zu können.<br />

Beispiel: Auf eine Erhöhung der Wasserpreise können die privaten Haushalte nur durch Wassersparen<br />

reagieren. Einen Einfluss auf die Preisgestaltung des Versorgungsunternehmens haben sie nicht.<br />

4.4.3 Bestimmungsgründe des Nachfragerverhaltens<br />

In der Nachfrage der privaten Haushalte kommt der Wunsch der Konsumenten zum<br />

Aus druck, eine bestimmte Menge von Gütern zu erwerben.<br />

Der primäre Grund für die Nachfrage der privaten Haushalte ist darin zu sehen, dass<br />

jeder Mensch Bedürfnisse hat, die er mit den ihm gegebenen finanziellen Mitteln befriedigen<br />

muss bzw. möchte.<br />

Im Einzelnen betrachtet, wird man feststellen, dass die Nachfrage nach einem Gut von<br />

mehreren Faktoren abhängig ist.<br />

Bestimmungsgrößen der Nachfrage nach einem Gut<br />

Dringlichkeit des<br />

Bedürfnisses nach<br />

dem Gut<br />

Höhe des<br />

verfügbaren<br />

Einkommens<br />

Preis des Gutes<br />

Preise<br />

anderer Güter<br />

Zukunfts -<br />

erwartungen<br />

Dringlichkeit des Bedürfnisses nach dem Gut<br />

Die Haushalte versuchen, zunächst die Güter nachzufragen, die sie am dringlichsten<br />

benötigen bzw. sich wünschen. Jeder private Haushalt entwickelt dabei unterschiedliche<br />

Bedürfnisse.


326<br />

4 Wirtschaftsordnungen, Markt und Preisbildung, Wettbewerb und Marketing<br />

Beispiel: In dem einen Haushalt wird besonderer Wert auf Essen und Trinken gelegt, für den anderen<br />

Haushalt ist gute Kleidung besonders wichtig, für einen dritten Haushalt steht die jährliche Urlaubsreise<br />

im Vorder grund des Interesses.<br />

Die Bedürfnisskala 1 eines Menschen spiegelt die Reihenfolge der Bedürfnisse entsprechend<br />

ihrer individuell empfundenen Dringlichkeit wider. Das subjektive Mangelgefühl<br />

wird vielfach durch Werbung und das gesellschaftliche Umfeld, in dem der Einzelne<br />

lebt, beeinflusst oder sogar erst geweckt.<br />

Je dringlicher der Wunsch nach einem bestimmten Gut empfunden wird, desto höher<br />

ist auch der Preis, den man zu zahlen bereit ist.<br />

Höhe des verfügbaren Einkommens<br />

Bei steigendem Einkommen kann man sich mehr Wünsche erfüllen. Dies bedeutet, dass<br />

man entweder von einem bestimmten Gut eine größere Menge kauft oder dass man auf<br />

höher wertige, teurere Güter umsteigt.<br />

Beispiel: Es ist zu beobachten, dass bei steigendem Einkommen die Verbrauchsausgaben für Grundnahrungs<br />

mittel wie Brot und Kartoffeln sinken, während für teurere Lebensmittel, wie exotische<br />

Obst- und Gemüsesorten, mehr Geld ausgegeben wird.<br />

Ein steigendes Einkommen führt daher in der Regel zu einer Änderung der Bedürf nisskala.<br />

Die absolute Höhe des verfügbaren Haushaltseinkommens begrenzt die Möglichkeiten<br />

der Bedürfnisbefriedigung.<br />

Die Haushalte versuchen, ihr Einkommen so aufzuteilen, dass mit den verfügbaren Mitteln<br />

möglichst viele Bedürfnisse befriedigt werden können.<br />

Preis des Gutes<br />

Wer sich etwas kaufen möchte, schaut zunächst auf den Preis.<br />

Je höher der Preis eines Gutes, desto geringer wird im Normalfall die Nachfrage nach<br />

diesem Gut sein. Umgekehrt wird bei sinkendem Preis die Nachfrage nach dem Gut<br />

zunehmen.<br />

Wenn die Nachfrager in dieser Weise auf Preisveränderungen bei einem Gut reagieren,<br />

spricht man von einer preiselastischen Nachfrage.<br />

Beispiel: Bei deutlich steigenden Benzinpreisen sinkt die Nachfrage nach Benzin.<br />

Die Preiselastizität ist von Gut zu Gut unterschiedlich.<br />

Bei nicht so dringlich gewünschten Gütern reagieren die Verbraucher im <strong>Allgemeine</strong>n<br />

preis empfindlicher als bei dringend benötigten Gütern. Bei einer hohen Preiselastizität<br />

führen daher bereits kleine Preisveränderungen zu einer großen Veränderung der nachgefragten<br />

Menge.<br />

Die Nachfrage nach einem Gut kann auch unabhängig von seinem Preis sein. In diesem<br />

Fall spricht man von einer starren (= preisunelastischen) Nachfrage.<br />

Beispiel: Ein Medikament, das für die Gesundung des Kranken wichtig ist und für das es kein Ersatzmedikament<br />

gibt, wird unabhängig von der Höhe seines Preises in der erforderlichen Menge gekauft.<br />

1<br />

Vgl. hierzu Seite 250 ff.


4.5 Preisbildung 341<br />

preiselastische<br />

Nachfrage<br />

Angebotslücke<br />

Nachfrageüberhang<br />

Zucker/Analysten optimistisch<br />

Preisanstieg erwartet<br />

Handelsblatt, Montag, 12.12.<br />

20..<br />

London. Der Preis für Zucker<br />

wird das Jahr nach einer Wertsteigerung<br />

von 35 % auf dem<br />

höchsten Niveau seit 5 Jahren<br />

beenden. Diese Ansicht vertritt<br />

die International Sugar<br />

Organisation (ISO). Gleichwohl<br />

sieht die Organisation<br />

nur beschränkte Chancen für<br />

weitere Preissteigerungen,<br />

weil vor allem die Entwicklungsländer<br />

ihren Verbrauch<br />

angesichts der hohen Preise<br />

einschränken würden. Analysten<br />

und Verbraucher sehen<br />

das anders. Sie gehen zum<br />

Teil von weiter steigenden<br />

Notierungen aus.<br />

Das Produktionsdefizit ist derzeit<br />

das stärkste Argument<br />

der Zuckerpreis-Optimisten.<br />

Im vergangenen Erntejahr<br />

be trug das Defizit zwischen<br />

Angebot und Nachfrage 1,7<br />

Mill. t. Im laufenden Jahr<br />

rech net die ISO mit 1,9 Mill. t,<br />

das amerikanische Land wirtschafts<br />

ministerium mit 1,7<br />

Mill. t. „Im Prinzip sorgen<br />

diese Zahlen für die Fantasie<br />

an den Märkten“, sagt Mark<br />

Glickman vom US-Großhändler<br />

Brooklyn Sugar Co. Er<br />

nennt aber auch noch einen<br />

anderen Grund – den steigenden<br />

Wohlstand in den<br />

Hauptabnehmerländern, den<br />

Staaten der Dritten Welt. Dieser<br />

zunehmende Wohlstand<br />

sorge für eine geringere Preisempfindlichkeit,<br />

sagt Glickman.<br />

Preis-Optimisten verweisen<br />

auch auf die sinkenden Lagerbestände<br />

in großen Abnehmerländern,<br />

die mittelfristig<br />

preistreibend wirken würden.<br />

Walter Spilka vom Brokerhaus<br />

Smith Barney schaut dabei<br />

vor allem auf Russland: „Das<br />

Land bezieht seinen Zucker<br />

normalerweise aus der Ukraine<br />

oder aus Kuba. Beide Länder<br />

haben schlechte Ernten<br />

eingefahren. Russ land muss<br />

also an den Weltmarkt gehen<br />

– und das mit einem hohen<br />

Bedarf.“<br />

abnehmende<br />

Preiselastizität<br />

sinkendes<br />

Angebot<br />

steigende<br />

Nachfrage<br />

Im vollkommenen Markt kann kein Anbieter und kein Nachfrager von sich aus den<br />

Marktpreis beeinflussen, weil alle in scharfem Wettbewerb zueinander stehen, die Zahl<br />

der Mitbewerber groß und der eigene Marktanteil sehr gering ist. Alle müssen sich dem<br />

Gleichgewichtspreis anpassen, der durch das Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage<br />

entsteht.<br />

Für den einzelnen Anbieter ist es sinnlos, Preispolitik zu betreiben:<br />

ß Setzt der Anbieter einen Preis über dem Marktpreis fest, so verliert er den gesamten<br />

Absatz. Der Preis übt eine Ausschaltungsfunktion aus.<br />

ß Verkauft der Anbieter dagegen unterhalb des Marktpreises, so würde die gesamte<br />

Nachfrage auf ihn übergehen. Das würde seine Kapazität übersteigen. Die Nachfrage<br />

könnte nicht befriedigt werden.<br />

Im vollkommenen Markt ist der Marktpreis für den Anbieter eine gege bene Größe, die er hinnehmen<br />

muss. Er hat nur die Möglichkeit, seine Angebotsmenge so zu wählen, dass sein Gewinn<br />

maximiert wird. Er ist Mengenanpasser.


342<br />

4 Wirtschaftsordnungen, Markt und Preisbildung, Wettbewerb und Marketing<br />

Beispiel:<br />

Ein Sportartikelhersteller produziert Surfbretter. Diese haben einen Marktpreis von 400,00 EUR.<br />

Die Kapazität der Unternehmung liegt bei 80 Stück im Abrechnungszeitraum.<br />

Die fixen Kosten in diesem Zeitraum betragen 10 000,00 EUR.<br />

Die variablen Stückkosten belaufen sich auf 200,00 EUR.<br />

Die variablen Kosten verlaufen proportional.<br />

Preis Menge Erlös Kosten Gewinn<br />

400,00<br />

400,00<br />

400,00<br />

400,00<br />

400,00<br />

0<br />

10<br />

20<br />

30<br />

40<br />

0,00<br />

4 000,00<br />

8 000,00<br />

12 000,00<br />

16 000,00<br />

10 000,00<br />

12 000,00<br />

14 000,00<br />

16 000,00<br />

18 000,00<br />

– 10 000,00<br />

– 8 000,00<br />

– 6 000,00<br />

– 4 000,00<br />

– 2 000,00<br />

400,00 50 20 000,00 20 000,00 0,00<br />

400,00<br />

400,00<br />

400,00<br />

60<br />

70<br />

80<br />

24 000,00<br />

28 000,00<br />

32 000,00<br />

22 000,00<br />

24 000,00<br />

26 000,00<br />

+ 2 000,00<br />

+ 4 000,00<br />

+ 6 000,00<br />

Verlustzone<br />

Gewinnmaximum<br />

⎫<br />

⎪<br />

⎪<br />

⎬<br />

⎪<br />

⎪<br />

⎭<br />

⎫<br />

⎪<br />

⎪<br />

⎬<br />

⎪<br />

⎪<br />

⎭<br />

Gewinnzone<br />

Gewinnschwelle<br />

Erlös, Kosten<br />

40000,00<br />

30000,00<br />

20000,00<br />

10000,00<br />

Verlust<br />

Gewinnschwelle<br />

(Break-even-Point)<br />

Kapazitätsgrenze<br />

E<br />

} G max.<br />

K<br />

Gewinn<br />

10 20 30 40 50 60 70 80 90<br />

Produktionsmenge<br />

Der Mengenanpasser erreicht bei proportionalem Verlauf der variablen Kosten sein<br />

Gewinn maximum, wenn er an der Kapazitätsgrenze produziert.<br />

Steigen die variablen Kosten vor der Kapazitätsgrenze überproportional, so ist die Menge<br />

gewinnmaximal, bei der die Differenz aus Erlösen und Kosten am größten ist.<br />

4.5.2 Preisbildung in unvollkommenen Märkten<br />

4.5.2.1 Preisbildung im Polypol<br />

Die vollständige Konkurrenz ist ein praxisfremdes Modell. Die Wirklichkeit zeigt vielmehr<br />

die Züge eines Polypols auf unvollkommenem Markt:<br />

ß Die angebotenen Güter stimmen in Art, Aufmachung, Qualität nicht völlig überein.<br />

Sie sind heterogen.<br />

ß Die Käufer haben Präferenzen räumlicher, zeitlicher, persönlicher Art.<br />

ß Der Markt lässt sich nicht vollständig überblicken.<br />

ß Die Marktteilnehmer reagieren auf Änderungen mit zeitlichen Verzögerungen.

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