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Grundsätzliches zur Textanalyse

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1<br />

<strong>Grundsätzliches</strong> <strong>zur</strong> <strong>Textanalyse</strong><br />

Bei einer <strong>Textanalyse</strong> sind grundsätzlich zu unterscheiden:<br />

I Lineare Analyse<br />

Schüler neigen dazu, einen Text linear zu analysieren, d.h. Zeile für Zeile zu<br />

kommentieren. Ein solche Methode ist einfacher, weil für den Verfasser der Analyse die<br />

Gliederungsarbeit entfällt, sie ist ja vom Text vorgegeben. Dieses Verfahren wird aber<br />

höchsten Teilen der meisten Aufgabenstellungen gerecht. Bestimmte Aufgabenaspekte<br />

(z.B. die Gliederung in Abschnitte, die Gesamtinterpretation) lassen sich nur von einer<br />

Gesamtsicht des Textes her leisten.<br />

Am schlimmsten ist, wenn der Schüler nach einer flüchtigen Texterschließung sofort mit<br />

der Niederschrift anfängt, ohne den Text komplett erarbeitet zu haben und ohne zu<br />

einem wirklichen Gesamtverständnis gekommen zu sein. Leider geschieht dies sehr<br />

häufig. Und was, wenn er mitten bei der Niederschrift merkt, dass er falsch liegt mit<br />

seiner Deutung?<br />

Andererseits lassen sich manche Zusammenhänge (etwa zwischen Inhalt und<br />

Formulierung) so leichter einbringen. Dies geht aber eben auf Kosten des<br />

Gesamtzusammenhanges.<br />

Wenn Sie sich eine aspektorientierte Analyse nicht zutrauen, sollten Sie zumindest der<br />

linearen Analyse Ausführungen vorangehen und folgen lassen, auf die sie sich bei der<br />

Analyse stützen können bzw. die deren Ergebnisse dann wieder aufgreifen.<br />

II Aspektorientierte Analyse<br />

Sie erfordert eine gewisse Souveränität, weil das Gesamte des Textes im Auge behalten<br />

werden muss und weil der Verfasser die einzelnen Aspekte in eine sinnvolle logische<br />

Reihenfolge bringen muss.<br />

Solche Aspekte können bspw. sein:<br />

(a) bezogen auf fiktionale, literarische Texte: Gattung, Inhalt, Handlung, Charaktere,<br />

Konflikte, Erzähler, Stil, Epoche, Wirkung etc.<br />

(b) bezogen auf nichtfiktionale Texte: Thema, Gegenstandsbereich, Textsorte, Aufbau,<br />

argumentative Logik etc.<br />

(Genaueres dazu auf den folgenden Seiten)<br />

Die Ausführungen zu den einzelnen Aspekten bilden dann Abschnitte des Aufsatzes,<br />

sollten in einer überlegten Reihenfolge stehen, so dass die jeweiligen Arbeitsergebnisse<br />

aufeinander aufbauen können.


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2<br />

Ein Schüler, der dieses Verfahren wählt, dokumentiert damit seine Fähigkeit zu einem<br />

bewussten Anwenden von Methoden <strong>zur</strong> Texterschließung und <strong>zur</strong> Strukturierung des<br />

eigenen Textes, der Niederschrift. Natürlich kann das auch misslingen. Der häufigste<br />

Fehler besteht in einem schematischen Abarbeiten einer Liste von Aspekten. Aber es<br />

finden sich beim aspektorientierten Verfahren viel leichter Ergebnisse, auf denen man<br />

aufbauen kann.<br />

In jedem Fall stellt eine aspektorientierte Analyse ein methodisch anspruchsvolleres<br />

Verfahren dar, was bei der Bewertung berücksichtigt werden muss.<br />

Analyse und Interpretation<br />

Sehr viele Aufgabenstellungen beginnen mit "Analysieren und interpretieren Sie ......".<br />

Wie diese Begriffe voneinander abzugrenzen sind, wird unterschiedlich gehandhabt. Für<br />

manchen sind sie nahezu synonym (bedeutungsgleich), manche trennen scharf.<br />

Sinnvoll wäre etwa:<br />

Analyse = Textbeschreibung: Welche Inhalte enthält der Text? Wie ist er aufgebaut?<br />

Wie ist er sprachlich formuliert? Welche stilistischen Merkmale weist er auf? Zu welcher<br />

Textsorte ist er zu rechnen? Aus welchem Kontext stammt er? etc.- kurz: der Text als<br />

Faktum, als Tatsache; eher Wie-Fragen nach der Beschaffenheit des Textes<br />

Interpretation = Deutung der Zusammenhänge der Textelemente im Hinblick auf<br />

menschliche Absichten und menschliche Reaktionen, also: Aussage, Wirkung auf den<br />

Leser, Intention des Verfassers etc.; eher Warum-Fragen<br />

Ausführungen, die nur interpretieren (i. obigen Sinn) und am Text bleiben, sind<br />

eigentlich gar nicht möglich, weil jede Interpretation ja die Textelemente benennen<br />

muss, auf die sie sich bezieht, sie also erst analytisch herausgearbeitet haben muss.<br />

Das wird sonst leicht Geschwafel. Eine Interpretation ohne Analyse dürfte keine<br />

ausreichende Leistung darstellen.<br />

Die Analyse ist die eigentliche fachliche "handwerkliche" Arbeit am Text. Auf ihr sollte<br />

der Schwerpunkt eines Interpretationsaufsatzes liegen. Besser eine gründliche,<br />

detaillierte Analyse und eine knappe Interpretation als eine knappe Analyse und eine<br />

umfangreiche Interpretation ohne genauen Textbezug..


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3<br />

Stoffsammlung, Stichpunkte und Gliederung<br />

Bitte machen Sie sich vor der Niederschrift Stichpunkte und entwickeln Sie eine<br />

Gliederung. Der geringe Mehraufwand lohnt sich!<br />

Grundsätzlich gilt: Es gibt kein Patentrezept. Die Verfahrensweise bei der Erschließung<br />

und der Niederschrift hängen ab von der Aufgabenstellung, dem Vorverständnis und<br />

dem Adressaten (in diesem Fall der Erwartung des Lehrers). Nur wenn Sie dies<br />

beherzigen, können folgende Anregungen wirklich eine Hilfe sein.

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