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Zeitschrift des Deutschen Olympischen Sportbundes und der ...

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Ausgabe 5/2007<br />

<strong>Zeitschrift</strong> <strong>des</strong><br />

<strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong> Sportbun<strong>des</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong> Gesellschaft


���Was wäre, wenn sich ein Partner<br />

auf den an<strong>der</strong>en verlassen könnte?<br />

Gewinner erkennt man am Partner<br />

Die Zurich ist exklusiver Versicherer <strong>und</strong> Co-Partner <strong>der</strong> deutschen<br />

Olympiamannschaft. Mit <strong>der</strong> Zurich sind unsere Athleten r<strong>und</strong>um<br />

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Fre<strong>und</strong>liche Grüße<br />

aus <strong>der</strong> OF-Redaktion<br />

I<br />

n einem nichtolympischen Jahr, so vermittelt die innere Uhr<br />

dem sportinteressierten Menschen, herrscht so etwas wie<br />

erwartungsvolle Ruhe vor stürmischeren Zeiten. Ein nostalgischer<br />

Trugschluss! Denn solche Deutungen <strong>der</strong> internationalen<br />

sportlichen Terminlage stimmen natürlich schon lange nicht<br />

mehr. Sie gehören einer Vergangenheit an, in <strong>der</strong> <strong>der</strong> olympische<br />

Rhythmus tatsächlich das Maß aller spitzensportlichen<br />

Dinge war. Vom Fußball - wie immer - einmal abgesehen.<br />

Inzwischen hat, liebe Leserinnen <strong>und</strong> Leser, die Ereignisflut in<br />

einer Wucht <strong>und</strong> Permanenz zugenommen, dass auch olympische<br />

Daten nur noch Durchlaufstationen im Kalen<strong>der</strong> sind. Sie<br />

bekommen allenfalls ein Sternchen <strong>der</strong> Beson<strong>der</strong>heit als Orientierungshilfe.<br />

Nehmen wir nur dieses Jahr 2007 mit seiner schier Endlosliste<br />

von Weltmeisterschaften, die zu großen Teilen sogar im eigenen<br />

Land in Szene gesetzt wurden. Begeisterung <strong>und</strong> Enttäuschung<br />

schienen sich je nach öffentlicher Interessenlage ständig ins<br />

Gehege zu kommen. Was passierte wann noch mal mit welchen<br />

Ergebnissen? Wo wurde man den Makel <strong>der</strong> Manipulation über<br />

den Radsport hinaus nicht los? Wie war das noch mal mit dem<br />

spätsommerlichen deutschen Sportmärchen? Zumin<strong>des</strong>t die<br />

letzte Frage lässt sich mit Hinweisen auf den Turner Fabian<br />

Hambüchen <strong>und</strong> die Fußball-Weltmeisterinnen schlüssig beantworten.<br />

In dieser OF-Ausgabe bemühen wir uns ansonsten wie<br />

gewohnt, weniger ergebnisorientiert als vielmehr übergreifend<br />

die Sportlandschaft auszuleuchten. Sicher rücken dabei auch<br />

Haupt- <strong>und</strong> Nebendarsteller ins Meinungsspektrum, aber das<br />

beson<strong>der</strong>e Augenmerk gilt den Problemzonen. Und die werden<br />

nicht kleiner.<br />

Doping zum Ersten <strong>und</strong> zum Zweiten, Tiefschläge <strong>und</strong> Talfahrten<br />

in <strong>der</strong> För<strong>der</strong>praxis, <strong>der</strong> sportliche Mensch im Dunstkreis <strong>der</strong><br />

Technik, die Rolle <strong>der</strong> Wissenschaft - so heißen nur einige<br />

Stichworte zu ausführlichen Darstellungen. Die sportbegeisterten<br />

Frauen in Männerdomänen <strong>und</strong> die männliche Jugend im<br />

gesellschaftlichen Schmollwinkel sind an<strong>der</strong>e Aufhänger für<br />

kritische Betrachtungen. Gesellschaftspolitisch brisant wird es<br />

auch beim Blick auf die <strong>des</strong>olate Situation um die Schwimmbä<strong>der</strong><br />

in Deutschland, was immerhin die Lebensqualität ganz<br />

allgemein einschränkt <strong>und</strong> letztlich sogar peinliche Bildungslücken<br />

bei <strong>der</strong> Jugend hinterlässt. Schließlich noch ein dramatischer<br />

sportpolitischer Fingerzeig: Rainer Brechtken, <strong>der</strong> Präsident<br />

<strong>des</strong> <strong>Deutschen</strong> Turner-Bun<strong>des</strong>, sieht die Solidarität im<br />

organisierten Sport in Gefahr. Das könnte <strong>der</strong> Auftakt zu einer<br />

breiten Diskussion im OF sein. An<strong>der</strong>e Verbands-Repräsentanten<br />

mögen dies als herzliche Einladung zur Meinungsäußerung<br />

verstehen. Im olympischen Jahr 2008 vielleicht mit beson<strong>der</strong>em<br />

Nachdruck.<br />

Ihr Harald Pieper<br />

Inhalt<br />

OF Mosaik 4<br />

OF-Podium: Prof. Dr. Bernd Strauß 6<br />

Mensch-Sport-Technik:<br />

Entwicklungsprozesse <strong>und</strong> Überlebensstrategien 8<br />

Prof. Dr. Hans-Jürgen Schulke<br />

Homo technologicus sportivus? 12<br />

Dr. Sven Güldenpfennig<br />

Der Dopingkampf als Medien- <strong>und</strong> Politikspektakel 14<br />

Prof. Dr. Helmut Digel<br />

OF-Interview mit Dr. Helmut Pabst 16<br />

Michael Gernandt<br />

Spitzensport auf Talfahrt:<br />

Wenn För<strong>der</strong>prinzipien zur Disposition stehen 18<br />

Anno Hecker<br />

Ein Sportsommer zwischen Frust <strong>und</strong> Freude 20<br />

Steffen Haffner<br />

Wer will schon weichgespülten Männersport? 22<br />

Bianka Schreiber-Rietig<br />

Fußball gegen Armut <strong>und</strong> Apartheid?<br />

Wie Kapstadts Bürgermeisterin Helen Zille sich auf die<br />

WM 2010 einstellt 26<br />

Günter Deister<br />

Im Jahr <strong>der</strong> Geisteswissenschaften: Die Sportwissenschaft<br />

bangt um ihren akademischen Status 30<br />

Holger Schück<br />

Deutschlands Sportmedizin kämpft um ihren Ruf 34<br />

Dr. Christoph Fischer<br />

Schwimmbä<strong>der</strong> garantieren ein wichtiges Stück<br />

Lebensqualität - Vom "Goldenen Plan" zu aktuellen<br />

Problemen <strong>und</strong> nachhaltigen Konzepten 36<br />

Dr. Hans Jägemann<br />

Ist Solidarität im organisierten Sport nicht mehr gefragt? 40<br />

Rainer Brechtken, Präsident <strong>des</strong> <strong>Deutschen</strong> Turner-Bun<strong>des</strong><br />

OF-Kommentare 43<br />

Dr. Karlheinz Gieseler, Michael Gernandt, Michael Burau,<br />

Harald Pieper<br />

Was ist bloß los mit unseren Jungs?<br />

Olympische Erziehung <strong>und</strong> die Krise <strong>der</strong> Männlichkeit 46<br />

Prof. Dr. Michael Krüger<br />

Was macht eigentlich ...? Cornelia Hanisch 50<br />

Steffen Haffner<br />

"Die Stimme Deutschlands": Kurt Brumme 52<br />

Erik Eggers <strong>und</strong> Dr. Christian Wacker<br />

OF-Galerie:<br />

Geher-Legende Peter Frenkel <strong>und</strong> die „Faszination Ru<strong>der</strong>n“ 56<br />

Dr. Andreas Höfer<br />

Nachrichten <strong>des</strong> <strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong> Sportbun<strong>des</strong> 60<br />

Impressum 64<br />

Nachrichten <strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong> Gesellschaft 65<br />

Nachrichten <strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong> Akademie 79<br />

Deutsches Sport & Olympia Museum 83<br />

3


Bun<strong>des</strong>mittel für Spitzensportbauten:<br />

Brandenburg vorn<br />

B<br />

randenburg, Bayern, Nordrhein-Westfalen<br />

<strong>und</strong> Berlin haben im Zeitraum von<br />

1998 bis 2006 am stärksten von För<strong>der</strong>mitteln<br />

<strong>des</strong> Bun<strong>des</strong> für Baumaßnahmen im<br />

Spitzensport profitiert. Das teilte das Bun<strong>des</strong>innenministerium<br />

auf eine Große Anfrage<br />

<strong>der</strong> FDP-Bun<strong>des</strong>tagsfraktion mit. Danach<br />

hat <strong>der</strong> B<strong>und</strong> in dem Neun-Jahres-Zeitraum<br />

für den Neubau von Stützpunkteinrichtungen<br />

in Brandenburg 31,995 Millionen Euro<br />

bereitgestellt, während im südlichen Freistaat<br />

29,715 Millionen Euro aufgewendet<br />

wurden. Nach NRW flossen 22,414 Millionen<br />

Euro, in die Hauptstadt, die den größten<br />

deutschen Olympiastützpunkt hat,<br />

wurden 21,669 Millionen Euro Finanzie-<br />

Z Olympisch mit Leib <strong>und</strong> Seele<br />

weimal stand die größte chinesische<br />

Stadt Shanghai im Blick <strong>der</strong> sportlichen<br />

Weltöffentlichkeit. Ende September das<br />

mitreißende Endspiel um die Fußball-WM<br />

<strong>der</strong> Frauen, kurz danach <strong>der</strong> dröhnende<br />

Formel-1-Zirkus. Die Tage dazwischen<br />

präsentierte die pulsierende Metropole in<br />

wahrhaft olympischen Dimensionen die<br />

Special Olympics World Games - die Weltspiele<br />

geistig behin<strong>der</strong>ter Athleten.<br />

Auf diese Gruppe von r<strong>und</strong> 8.000 Sportlern<br />

- darunter fast 200 aus Deutschland - war<br />

das Leben Shanghais schon Wochen zuvor<br />

ausgerichtet. Zigtausend Volunteers halfen<br />

zuvorkommend, Taxifahrer wie Häuserwände<br />

warben für das Ereignis, Schulen informierten<br />

<strong>und</strong> die Medien rückten das Ereignis<br />

in den Mittelpunkt <strong>des</strong> öffentlichen<br />

Lebens. Die Athleten waren mitten in <strong>der</strong><br />

Stadt untergebracht, die Sportstätten<br />

bestens präpariert, Eröffnungs- wie<br />

Abschlussfeier standen denen bei <strong>Olympischen</strong><br />

Spielen kaum nach. Die Athleten aus<br />

über 160 Län<strong>der</strong>n kehrten überwältigt <strong>und</strong><br />

begeistert zurück in ihre Heimat. Noch nie<br />

war ihnen <strong>der</strong>art herzliche Aufmerksamkeit<br />

in <strong>der</strong> Öffentlichkeit zugekommen; mit<br />

diesem sozialen Doping bleiben sie noch<br />

lange gestärkt.<br />

Sie durften sich durchaus als Olympier<br />

fühlen, erhielten doch alle eine Medaille, die<br />

ihren Wettbewerb mutig zu Ende gebracht<br />

4<br />

rungsanteile überwiesen. Nummer fünf in<br />

<strong>der</strong> Auflistung nach <strong>der</strong> Summe <strong>der</strong> vom<br />

BMI vergebenen Mitteln ist Baden-Württemberg<br />

(17,122 Mio. Euro) vor Mecklenburg-Vorpommern<br />

(11,764 Mio. Euro).<br />

Frauenanteil bei Professoren<br />

steigt auf 15%<br />

E<br />

nde 2006 lehrten <strong>und</strong> forschten nach<br />

vorläufigen Ergebnissen <strong>des</strong> Statistischen<br />

Bun<strong>des</strong>amtes 37.900 Professoren <strong>und</strong><br />

Professorinnen an deutschen Hochschulen.<br />

Während ihre Gesamtzahl seit Mitte <strong>der</strong><br />

1990er Jahre nahezu unverän<strong>der</strong>t blieb, ist<br />

<strong>der</strong> Frauenanteil innerhalb <strong>der</strong> Professorenschaft<br />

seit 1995 stetig gewachsen. Der<br />

Anteil <strong>der</strong> Lehrstuhlinhaberinnen stieg in<br />

diesem Zeitraum von 8% auf 15% an. Die<br />

hatten. Das Edelmetall für die drei Besten in<br />

ihren vielen leistungshomogenen Wettbewerben<br />

war da nicht das Entscheidende.<br />

Fahnen, Hymne <strong>und</strong> Athleteneid gaben<br />

ihnen einen Halt in <strong>der</strong> olympischen Familie,<br />

die hier ihre Gr<strong>und</strong>lage "Dabei sein ist Alles"<br />

mehr denn je bestätigt sah.<br />

Die hier zu Lande wenig beachteten Special<br />

Olympics World Games waren auch eine<br />

spektakuläre Antwort Shanghais an den<br />

Zahl <strong>der</strong> Professorinnen erreichte 2006 mit<br />

r<strong>und</strong> 5.700 einen neuen Höchststand.<br />

Während in den Kunstwissenschaften (27%)<br />

sowie den Sprach- <strong>und</strong> Kulturwissenschaften<br />

(26%) etwa je<strong>der</strong> vierte Lehrstuhl mit<br />

einer Frau besetzt war, lag <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong><br />

Professorinnen in allen an<strong>der</strong>en Fächergruppen<br />

unter <strong>der</strong> 20%-Marke. Am deutlichsten<br />

unterrepräsentiert waren Professorinnen in<br />

den Fächergruppen Ingenieurwissenschaften<br />

(7%), Sport (9%) sowie Mathematik/Naturwissenschaften<br />

(10%).<br />

Lehrer: Sport an dritter<br />

Stelle <strong>der</strong> Beliebtheitsskala<br />

W<br />

ie das Statistische Bun<strong>des</strong>amt zum<br />

internationalen Tag <strong>des</strong> Lehrers am 5.<br />

Oktober mitteilte, unterrichteten im vergan-<br />

nicht überall beliebten Bru<strong>der</strong> Peking.<br />

Selbstverständlich kam ihnen auch zugute,<br />

dass <strong>der</strong> selbst behin<strong>der</strong>te Sohn <strong>des</strong><br />

Staatspräsidenten Deng Vorsitzen<strong>der</strong> <strong>des</strong><br />

OK war. Viel mehr aber waren sie Ausdruck<br />

einer Bewegung, die eigene Formen <strong>und</strong><br />

Räume für das Sporttreiben von geistig<br />

behin<strong>der</strong>ten Menschen gef<strong>und</strong>en hat. Sie<br />

hat eigene Klassifizierungen <strong>und</strong> Inklusionen<br />

entwickelt, medizinische Betreuung<br />

<strong>und</strong> familiäre Integration gesichert, Wis-<br />

OF-MOSAIK<br />

OF-MOSAIK


genen Schuljahr 2006/07 r<strong>und</strong> 792.000<br />

hauptberufliche Lehrkräfte an Deutschlands<br />

allgemeinbildenden <strong>und</strong> beruflichen Schulen;<br />

das waren 0,9% mehr als im Schuljahr<br />

2000/01. Von diesen waren gut 40% teilzeitbeschäftigt.<br />

Dieser Anteil ist gegenüber<br />

dem Schuljahr 2000/01 um 3,6 Prozentpunkte<br />

gestiegen. In demselben Zeitraum<br />

sank die Zahl <strong>der</strong> Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler<br />

um 4%. Etwa 65% <strong>der</strong> Lehrkräfte waren<br />

Frauen. Dieser Anteil ist gegenüber 2000/01<br />

um r<strong>und</strong> 3 Prozentpunkte gestiegen. An den<br />

teilzeitbeschäftigten Lehrkräften waren<br />

Frauen mit 83,5% überproportional stark<br />

vertreten; auch bei den vollzeitbeschäftigten<br />

Lehrkräften bildeten die Lehrerinnen mit<br />

52% die Mehrheit. Deutschlands Lehrkräfte<br />

sind immer älter: Im Schuljahr 2006/07 lag<br />

das Durchschnittsalter <strong>des</strong> Lehrerkollegiums<br />

bei 48,1 Jahren gegenüber 47,3 Jahren im<br />

Schuljahr 2000/01.<br />

senschaft <strong>und</strong> Ausbildung vorangetrieben.<br />

Special Olympics, seit langem vom IOC<br />

als eigenständige Organisation anerkannt,<br />

hat sich mittlerweile in 180<br />

Län<strong>der</strong>n etabliert, gibt vor Ort zahllosen<br />

Menschen ungeahnte Kräfte <strong>und</strong><br />

beglückenden Lebensmut - allein in<br />

Deutschland leben 650.000 geistig<br />

behin<strong>der</strong>te Menschen. Über 400 Einrichtungen<br />

für diese Menschen sind in <strong>der</strong><br />

deutschen Sektion vereint.<br />

Am glanzvollen Schlusstag <strong>der</strong> World<br />

Games tagten im Berliner Bun<strong>des</strong>tag<br />

Abgeordnete über die Vorbereitung auf<br />

die Paralympics 2008 in Peking. Die<br />

geistig behin<strong>der</strong>ten Sportler fanden dort<br />

kein Gehör, genauso wenig wie die<br />

World Games die ihnen zustehende<br />

Beachtung erfuhren. Schon vier Wochen<br />

vorher waren sie beim Paralympics Day<br />

vor dem Brandenburger Tor nicht<br />

einbezogen. Bei den Paralympics 2008<br />

bleiben sie wie 2004 ausgeschlossen.<br />

Vielleicht ist das <strong>der</strong> konsequente<br />

Ausdruck einer Verselbständigung<br />

zweier Bereiche, die für die Menschen in<br />

<strong>der</strong> sportlichen Praxis Sinn macht <strong>und</strong><br />

bei den jeweils zuständigen Organisationen<br />

neue Kooperationen ermöglicht. Die<br />

World Games in Shanghai können auch<br />

so gelesen werden.<br />

Nachdem die Zahl <strong>der</strong> Lehramtsstudierenden<br />

im Zeitraum von 1996 bis 2000 stark<br />

zurückgegangen war, ist das Interesse am<br />

Lehramt in den letzten Jahren wie<strong>der</strong><br />

kontinuierlich gestiegen. Insbeson<strong>der</strong>e für<br />

Frauen scheint <strong>der</strong> Lehrberuf attraktiv zu<br />

sein - ihr Anteil lag unter den angehenden<br />

Lehrern <strong>und</strong> Lehrerinnen bei 68%. In <strong>der</strong><br />

Beliebtheitsskala <strong>der</strong> angehenden Lehrerinnen<br />

<strong>und</strong> Lehrer rangierten die Sprach- <strong>und</strong><br />

Kulturwissenschaften im Wintersemester<br />

2006/07 nach wie vor an erster Stelle: Mehr<br />

als die Hälfte (r<strong>und</strong> 60%) <strong>der</strong> Studierenden<br />

wählte ihr erstes Studienfach in dieser<br />

Fächergruppe. Nur 22% <strong>der</strong> angehenden<br />

Lehrer <strong>und</strong> Lehrerinnen wählte ein Hauptfach<br />

im Bereich <strong>der</strong> Mathematik <strong>und</strong><br />

Naturwissenschaften. An dritter Stelle stand<br />

<strong>der</strong> Fachbereich Sport mit r<strong>und</strong> 6%.<br />

Plädoyer für täglichen<br />

Schulsport<br />

U<br />

OF-MOSAIK<br />

OF-MOSAIK<br />

lla Schmidt hat sich für die stärkere<br />

Verankerung von sportlicher Bewegung<br />

insbeson<strong>der</strong>e im Lebensalltag von<br />

Kin<strong>der</strong>n stark gemacht. "Wir haben früher<br />

alle den Fehler gemacht zu glauben, dass<br />

zwei St<strong>und</strong>en Sport in <strong>der</strong> Woche genug<br />

seien. Optimal wäre es, wenn Kin<strong>der</strong> jeden<br />

Morgen in <strong>der</strong> Schule erst einmal Sport<br />

hätten", sagte die Bun<strong>des</strong>ges<strong>und</strong>heitsministerin<br />

in einem Interview mit <strong>der</strong> Westdeutschen<br />

Allgemeinen Zeitung (WAZ). Sie sieht<br />

darin nicht nur einen Nutzen für die<br />

Ges<strong>und</strong>heit <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>, son<strong>der</strong>n auch für die<br />

allgemeine Lernleistung. "Studien zeigen,<br />

dass Kin<strong>der</strong> an Schulen, die jeden Morgen<br />

Sport anbieten, höhere Lernerfolge erzielen."<br />

Ulla Schmidt will aus diesen Erfahrungen<br />

die Konsequenzen ziehen <strong>und</strong> nicht nur<br />

Schulen zu mehr mutigen Schritten in<br />

Richtung Sport ermuntern. "In diesem<br />

Zusammenhang wird das Präventionsgesetz<br />

sehr wichtig werden. Denn es soll die<br />

Vorsorge in die Lebensverhältnisse einschließlich<br />

Schule tragen. Wir müssen je<strong>des</strong><br />

Kind mitnehmen." Die Ministerin kündigte<br />

an, dass das Präventionsgesetz einer <strong>der</strong><br />

nächsten Schritte ihrer Behörde sein werde.<br />

Die Bun<strong>des</strong>ges<strong>und</strong>heitsministerin sieht vor<br />

allem auch Handlungsbedarf in Richtung<br />

sozial benachteiligter Menschen, weil dort<br />

ein deutlich erhöhtes Ges<strong>und</strong>heitsrisiko vor<br />

allem für den Nachwuchs besteht. "Das ist<br />

Besorgnis erregend, weil diese Kin<strong>der</strong> <strong>und</strong><br />

Jugendlichen weit häufiger an Übergewicht<br />

leiden, viel öfter Haltungsschäden haben,<br />

mehr rauchen <strong>und</strong> bei ihnen das Risiko für<br />

psychische Auffälligkeiten höher ist. Kin<strong>der</strong><br />

aus sozial schwächeren Familien haben mehr<br />

Verkehrsunfälle. Außerdem machen sie viel<br />

seltener Sport", zählt Ulla Schmidt die<br />

Gründe für diese Misere auf. Einen Ausweg<br />

sieht sie in einer stärkeren Betreuung dieser<br />

Kin<strong>der</strong> durch Ganztagesschulen. Kin<strong>der</strong>gärten<br />

<strong>und</strong> Ganztagesschulen müssten auffangen,<br />

was Eltern zu Hause nicht mehr leisten<br />

könnten.<br />

Ältere Menschen für ein<br />

aktives Leben gewinnen<br />

E<br />

inh<strong>und</strong>ert Multiplikatoren aus Sport,<br />

Kirche, Ges<strong>und</strong>heitswesen <strong>und</strong> Gesellschaft<br />

haben an <strong>der</strong> Tagung "Aktiv <strong>und</strong><br />

glücklich älter werden" in <strong>der</strong> Evangelischen<br />

Akademie Bad Boll teilgenommen. Sie<br />

wollen die Vernetzung untereinan<strong>der</strong><br />

verstärken <strong>und</strong> neue Partner gewinnen, die<br />

sich um ältere Menschen bemühen. Für<br />

präventive Angebote <strong>und</strong> notwendige<br />

Verän<strong>der</strong>ungen vor Ort soll die Akzeptanz<br />

bei Anbietern <strong>und</strong> Älteren erhöht werden.<br />

Zugleich wollen die gesellschaftlichen<br />

Gruppen die generelle Bereitschaft <strong>der</strong><br />

Senioren zum ehrenamtlichen Engagement<br />

besser nutzen.<br />

5


Die Forschungslandschaft <strong>und</strong> damit die Universitäten als die<br />

wichtigsten wissenschaftlichen Institutionen befinden sich<br />

national wie international in einem <strong>der</strong> größten Umgestaltungsprozesse<br />

in den letzten Jahrzehnten. Davon sind auch<br />

die Sportwissenschaft an den Universitäten - <strong>und</strong> damit letztlich<br />

auch die weiteren Forschungseinrichtungen wie das IAT - betroffen.<br />

Die Sportwissenschaft an den Universitäten selbst (<strong>und</strong> nur sie) muss<br />

Antworten auf die aktuellen Herausfor<strong>der</strong>ungen an den Universitäten<br />

finden, die an<strong>der</strong>e sind als in den Sechziger <strong>und</strong> Siebziger Jahren,<br />

als es um die Gründung <strong>der</strong> Sportwissenschaft <strong>und</strong> später - in den<br />

Achtziger <strong>und</strong> Neunziger Jahren - um die Konsolidierung <strong>und</strong> um<br />

den Ansehenszuwachs <strong>der</strong> Sportwissenschaft als vollwertiges Fach<br />

mit Promotions- <strong>und</strong> Habilitationsrecht an den Universitäten ging.<br />

Ohne die Unterstützung <strong>des</strong> damaligen DSB <strong>und</strong> <strong>des</strong> BISp insbeson<strong>der</strong>e<br />

in den Gründungs- <strong>und</strong> Konsolidierungsjahren wäre die Entwicklung<br />

<strong>der</strong> Sportwissenschaft an den Universitäten sicherlich nicht<br />

in dieser Weise <strong>und</strong> wahrscheinlich auch weniger positiv verlaufen.<br />

Diese bedeutende Rolle haben heute we<strong>der</strong> <strong>der</strong> DOSB noch das BISp<br />

inne. Beide sind zwar nach wie vor wichtige Partner <strong>der</strong> Sportwissenschaft,<br />

aber das Verhältnis zu ihnen muss beidseitig neu gestaltet<br />

<strong>und</strong> neu gef<strong>und</strong>en werden.<br />

Wir stehen an den Universitäten vor <strong>der</strong> Herausfor<strong>der</strong>ung eines<br />

flächendeckenden Dezentralisierungsprozesses, in dem sowohl<br />

zwischen den einzelnen Standorten als auch zwischen den Fächern<br />

innerhalb einer Universität ein erheblicher Wettbewerbsdruck<br />

herrscht. Es gibt die klare Notwendigkeit <strong>der</strong> Profilbildung an den<br />

Universitäten mit allen Konsequenzen. Rezepte wie z.B. die Idee einer<br />

zentralen Steuerung <strong>der</strong> universitären Sportwissenschaft, wie sie<br />

vielleicht in den Grün<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Konsolidierungsjahren Erfolg versprechend<br />

waren, greifen heute nicht mehr. An<strong>der</strong>e Konzepte sind<br />

erfor<strong>der</strong>lich. Bei <strong>der</strong> Profilbildung <strong>und</strong> dem Dezentralisierungsprozess<br />

handelt es sich im Übrigen auch nicht um eine Zerklüftung <strong>der</strong><br />

sportwissenschaftlichen Landschaft, die zur Begradigung in zentrale<br />

Strukturen (wie z. B. ein Zentralinstitut für Sportwissenschaft in<br />

einem wissenschaftlichen Verb<strong>und</strong>system Leistungssport) Anlass gibt,<br />

son<strong>der</strong>n es handelt sich hier um die Chance, die Dezentralität als<br />

Chance für produktiven Wettbewerb <strong>und</strong> zur Verbesserung sportwissenschaftlicher<br />

Leistungen für den Sport zu begreifen.<br />

Die Universitäten sind mittlerweile Unternehmen in eigener Sache,<br />

denen zwar <strong>der</strong> rechtliche Rahmen (etwa die Einführung konsekutiver<br />

Studiengänge, die Einführung <strong>der</strong> W-Besoldung o<strong>der</strong> <strong>des</strong> Globalhaushalts)<br />

seitens <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong> o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> vorgegeben werden,<br />

die konkrete Ausgestaltung liegt aber inhaltlich wie formal bei den<br />

einzelnen Universitäten selbst - sieht man vielleicht noch von einigen<br />

wenigen Bun<strong>des</strong>län<strong>der</strong>n ab. So schreiben in vielen Fällen konsequenterweise<br />

Ministerien nicht mehr vor, wie konkret z.B. eine Sportlehrerausbildung<br />

aussieht, ob <strong>und</strong> wie welche Professur ausgeschrieben,<br />

besetzt <strong>und</strong> bezahlt wird <strong>und</strong> auch nicht, welches Fach an welcher<br />

Universität zu finden ist.<br />

Es gibt die klare Notwendigkeit <strong>der</strong> Einwerbung von substanziellen<br />

Drittmitteln in relevanter Höhe (vorzugsweise von <strong>der</strong> DFG, dem<br />

BMBF, <strong>der</strong> EU o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en internationalen Forschungsför<strong>der</strong>organisationen).<br />

Der entsprechende Evaluationsdruck wird weiter steigen -<br />

nicht nur im Rahmen <strong>der</strong> Exzellenzinitiative <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>, son<strong>der</strong>n im<br />

Gr<strong>und</strong>e an je<strong>der</strong> Universität, für je<strong>des</strong> Fach <strong>und</strong> damit auch für jede<br />

6<br />

sportwissenschaftliche Institution. Alle wissenschaftlichen Leistungen,<br />

ob nun Publikationen o<strong>der</strong> die Einwerbung von Mitteln, werden<br />

noch verstärkter als bisher anhand verschiedenster Kennziffern intern<br />

wie extern bewertet werden, <strong>und</strong> die Bedeutung <strong>des</strong> "Peer Review"<br />

wird, so wie in an<strong>der</strong>en Wissenschaften auch, in <strong>der</strong> Sportwissenschaft<br />

weiter zunehmen - im Übrigen auch Anfor<strong>der</strong>ungen, wie sie<br />

neben an<strong>der</strong>en Aspekten <strong>der</strong> Wissenschaftsrat vor kurzem in seinem<br />

(richtigen <strong>und</strong> kritischen) Gutachten über die bisherige Tätigkeit <strong>des</strong><br />

BISp klar formuliert hat.<br />

Die Notwendigkeit <strong>der</strong> Vernetzung <strong>der</strong> Sportwissenschaft mit nationalen<br />

wie internationalen Partnern steigt stetig. Gleichzeitig ist <strong>der</strong><br />

Generationenwechsel in <strong>der</strong> Sportwissenschaft in vollem Gange, was<br />

auch bedeutet, dass in je<strong>der</strong> Universität die Frage intensiv über die<br />

Rolle <strong>und</strong> Positionierung <strong>der</strong> Sportwissenschaft gestellt wird, wenn es<br />

darum geht, ob überhaupt<br />

<strong>und</strong> wenn ja, wie<br />

sportwissenschaftliche<br />

Professuren <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e<br />

Stellen wie<strong>der</strong>besetzt<br />

werden. Dies geht, wie<br />

wir in den letzten<br />

Monaten sehen konnten,<br />

dann auch zuweilen<br />

um die Schließung<br />

von sportwissenschaftlichen<br />

Instituten. Auf<br />

<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite gibt<br />

es aber auch sportwissenschaftlicheStandorte,<br />

die ihre Position<br />

innerhalb <strong>der</strong> Universität<br />

konsolidiert <strong>und</strong><br />

zuweilen auch ausgebaut<br />

haben.<br />

Die Sportwissenschaft<br />

steht vor großen<br />

Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>und</strong> Verän<strong>der</strong>ungen.<br />

Die Notwendigkeit von<br />

Verän<strong>der</strong>ungen bietet aber auch gleichzeitig die Chance <strong>der</strong> Diskussion,<br />

<strong>der</strong> Neuorientierung, <strong>der</strong> Bündelung von Kräften <strong>und</strong> die Möglichkeit<br />

<strong>der</strong> Herstellung von Zukunftsfähigkeit. Wichtig ist, dass wir<br />

neue Antworten auf die Herausfor<strong>der</strong>ungen finden, <strong>und</strong> klar wird,<br />

dass die Zukunft <strong>der</strong> Sportwissenschaft, natürlich nicht nur, aber<br />

insbeson<strong>der</strong>e in ihren eigenen Händen liegt, nicht per zentraler<br />

Steuerung, son<strong>der</strong>n durch die Entwicklung <strong>und</strong> Stärkung <strong>der</strong> dezentralen<br />

sportwissenschaftlichen Institutionen an den Hochschulen.<br />

Dies heißt aber auch, dass die Sportwissenschaft sich <strong>der</strong> Wettbewerbslogik<br />

<strong>der</strong> Universitäten <strong>und</strong> dem Wettbewerb mit an<strong>der</strong>en<br />

Fächern, auch mit den sogenannten Mutterwissenschaften, zu stellen<br />

hat.<br />

Nun haben Sportwissenschaftlerinnen <strong>und</strong> Sportwissenschaftler<br />

allen Gr<strong>und</strong>, auch selbstbewusst zu sein <strong>und</strong> diese Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

in eigener Verantwortung anzunehmen. An<strong>der</strong>e (Institutionen)<br />

als die Sportwissenschaft selbst mit ihrem Tun <strong>und</strong> Handeln werden<br />

unsere Probleme nicht für uns lösen (können). Die fachwissenschaft-


lichen Vereinigungen in allen Fächern müssen gerade in diesem<br />

Prozess eine beson<strong>der</strong>e Rolle einnehmen. Sie stehen ebenfalls vor<br />

neuen Aufgaben <strong>und</strong> Positionierungen. Dies gilt im Beson<strong>der</strong>en auch<br />

für die 1976 gegründete Deutsche Vereinigung für Sportwissenschaft<br />

(dvs), die die Sportwissenschaftlerinnen <strong>und</strong> Sportwissenschaftler<br />

in Deutschland vertritt <strong>und</strong> die das Sprachrohr <strong>der</strong> Sportwissenschaft<br />

ist. Mittlerweile sind ca. 70 Prozent aller Sportwissenschaftler<br />

aus den 67 sportwissenschaftlichen Institutionen persönliches<br />

Mitglied in <strong>der</strong> dvs. An<strong>der</strong>e Fachgesellschaften wie die DGSP,<br />

die asp o<strong>der</strong> <strong>der</strong> AK Sportökonomie haben den Status einer Sektion<br />

in <strong>der</strong> dvs inne. Die neuen Herausfor<strong>der</strong>ungen in <strong>der</strong> Wissenschaft<br />

bedeuten für die dvs beispielsweise, dass sie neben den bewährten<br />

Partnern wie dem DOSB o<strong>der</strong> dem BISp projektbezogen auch neue<br />

<strong>und</strong> weitere Partner gewinnen muss. Es ist unabdingbar, dass die<br />

Sportwissenschaft über die dvs eine institutionelle Vernetzung mit<br />

diesen Partnern anstreben muss - z.B. über Kooperationsvereinbarungen<br />

(etwa zwischen <strong>der</strong> dvs <strong>und</strong> dem DOSB in verschiedenen<br />

Segmenten wie dem Bereich Bildung), die Initiierung von konkreten<br />

gemeinsamen Projekten zwischen dvs <strong>und</strong> Partnern o<strong>der</strong> (für den<br />

Leistungssport beson<strong>der</strong>s wichtig) auch die längst überfällige <strong>und</strong><br />

offenbar bislang nicht gewollte Integration <strong>der</strong> dvs in den Strategieausschuss<br />

zur Implementierung eines Wissenschaftlichen Verb<strong>und</strong>systems<br />

Leistungssport. Die Schaffung partnerschaftlicher institutioneller<br />

Vernetzungen muss eines <strong>der</strong> ersten Ziele <strong>der</strong> dvs sein, um<br />

Nachhaltigkeit in den Beziehungen <strong>und</strong> den jeweiligen Projekten<br />

anzustreben <strong>und</strong> um die Position <strong>der</strong> Sportwissenschaft in verschiedenen<br />

Bereichen zu stärken, aber auch, um den Nutzen <strong>der</strong> Sportwissenschaft<br />

für den Sport zu steigern.<br />

Ein sehr wichtiger, aber von viel zu wenigen Sportwissenschaftlern<br />

bislang genutzter Partner ist die Deutsche Forschungsgemeinschaft<br />

(DFG). Die DFG ist <strong>der</strong> zentrale Motor <strong>der</strong> Wissenschaftsentwicklung<br />

in Deutschland. Sich als Sportwissenschaft von <strong>der</strong> DFG abzukoppeln<br />

hieße, als Fach die Wissenschaftsentwicklung an den Universitäten zu<br />

verpassen. Sich nicht bei <strong>der</strong> DFG mit verschiedensten Forschungsanträgen<br />

zu engagieren, hieße, die neuen Herausfor<strong>der</strong>ungen nicht<br />

anzunehmen <strong>und</strong> damit mittelfristig die Position <strong>des</strong> Faches an <strong>der</strong><br />

Universität zu gefährden.<br />

Der Dezentralisierungsprozess in <strong>der</strong> Wissenschaft hat natürlich<br />

erhebliche Auswirkungen auf den (organisierten) Sport. Bereiche wie<br />

<strong>der</strong> Leistungssport <strong>und</strong> <strong>der</strong> Ges<strong>und</strong>heitssport werden in erheblichem<br />

Maße tangiert sein. Nehmen wir den Leistungssport als Beispiel: Zum<br />

Leistungssport gehört immer auch das Streben nach Erfolg <strong>und</strong><br />

Leistungssteigerung, individuell wie auch kollektiv. Dies macht einen<br />

erheblichen Teil <strong>der</strong> Attraktivität <strong>des</strong> Leistungssports aus. Um dies<br />

(ohne Doping) zu erreichen, bedarf es insbeson<strong>der</strong>e einer starken<br />

universitären <strong>und</strong> unabhängigen Sportwissenschaft wie auch weiteren<br />

einzelnen außeruniversitären Forschungseinrichtungen. Eine<br />

OF-PODIUM<br />

Sport ist ohne universitäre<br />

Sportwissenschaft nicht denkbar<br />

Von Prof. Dr. Bernd Strauß, Präsident <strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong> Vereinigung für Sportwissenschaft (dvs)<br />

starke, dezentral organisierte Sportwissenschaft mit einer klaren<br />

Wettbewerbslogik im Sinne <strong>der</strong> Produktion von wissenschaftlicher<br />

Exzellenz kann an ihren verschiedensten universitären Standorten<br />

<strong>und</strong> an den weiteren Spezialforschungseinrichtungen einen wichtigen<br />

Beitrag zur För<strong>der</strong>ung eines humanen, dopingfreien Leistungssports<br />

leisten. Die Bandbreite reicht von <strong>der</strong> dopingfreien Leistungsoptimierung<br />

beim einzelnen Athleten, <strong>der</strong> Generierung von allgemeingültigen<br />

Erkenntnissen zur Leistung im Sport bis hin zu einer<br />

kritischen Reflexion <strong>und</strong> Begleitung <strong>des</strong> Leistungssports selbst.<br />

Dezentralisierung an den Universitäten bedeutet auch Professionalisierung,<br />

Schärfung <strong>des</strong> Profils <strong>und</strong> Wettbewerb um die Exzellenz. Dies<br />

mag zunächst für manchen Partner unübersichtlicher, unbequemer<br />

<strong>und</strong> aufwändiger sein. Richtig bleibt es trotzdem, auf Wettbewerb<br />

<strong>und</strong> Konkurrenz in <strong>der</strong> Wissenschaft zu setzen, aber auch auf die<br />

Schaffung von Nachhaltigkeit durch institutionelle Beziehungen auf<br />

gleicher Augenhöhe zwischen Sportwissenschaft <strong>und</strong> ihren (alten<br />

<strong>und</strong> den neuen) Partnern: für die Steigerung <strong>der</strong> Qualität <strong>der</strong> sportwissenschaftlichen<br />

Forschung <strong>und</strong> zum Nutzen <strong>des</strong> Sports.<br />

7


Mensch-Sport-Technik:<br />

Entwicklungsprozesse <strong>und</strong> Überlebensstrategien<br />

Von Hans-Jürgen Schulke<br />

In den letzten Jahren haben sich auch die Sportorganisationen<br />

intensiv mit dem demografischen Wandel in<br />

unserer Gesellschaft auseinan<strong>der</strong>gesetzt. Die Kurzformel<br />

- "Die <strong>Deutschen</strong> werden weniger <strong>und</strong> dabei älter" - ist in<br />

<strong>der</strong> Tat ein bedenkenswertes Signal. Gr<strong>und</strong> genug also für<br />

die Sportverbände, die Zukunft zu planen. Und erfreulich,<br />

dass sie dafür das Megathema "Demografischer Wandel"<br />

ernsthaft diskutieren. Doch allein diese Bahn zu besetzen,<br />

kann dazu führen, zu kurz zu springen. Der demografische<br />

Wandel in den Industriegesellschaften ist nicht Ursache für<br />

sportliche Verän<strong>der</strong>ungen, son<strong>der</strong>n seinerseits Folge dramatischer<br />

gesellschaftlicher Prozesse. Das mag man schon daran<br />

erkennen, dass die jetzt vielfach prognostizierte Umkehrung<br />

zwischen den Kohorten älterer <strong>und</strong> jüngerer Mitbürger<br />

eintreten kann, aber nicht muss. Ein stärkerer finanzieller<br />

Anreiz kann einen neuen Babyboom auslösen, ein offeneres<br />

Einwan<strong>der</strong>ungsgesetz könnte zur bleibenden Zahl von<br />

Arbeitsplätzen führen. Nicht zuletzt auch flexiblere Arbeitstätigkeiten<br />

im Homeoffice <strong>und</strong> eine damit erleichterte<br />

"Elternarbeit" könnten den Schw<strong>und</strong> in einigen Jahren zum<br />

Halten bringen.<br />

Triebkraft Technologie - was Gesellschaften in Bewegung<br />

bringt<br />

Mit <strong>der</strong> Arbeit ist eine gr<strong>und</strong>legende Triebkraft für den gesellschaftlichen<br />

Wandel zu sehen, dies in unauflöslicher Verbindung<br />

mit technischen Neuerungen. Schlussendlich muss eine<br />

Gesellschaft, wenn sie denn überleben <strong>und</strong> zugleich auch<br />

besser leben will, hinreichend Güter produzieren. Mit dem<br />

Dichter Bertold Brecht drastisch formuliert: "Erst kommt das<br />

Fressen <strong>und</strong> dann die Moral". Heute geht es in den Industriegesellschaften<br />

bekanntlich nicht mehr um das nackte Überleben<br />

o<strong>der</strong> das Minimum an Nahrungsaufnahme, son<strong>der</strong>n um<br />

den gehobenen Konsum für das gute Leben, die unterhaltsame<br />

Entspannung <strong>und</strong> den körperlichen Ausgleich von <strong>der</strong><br />

hochkonzentrierten Arbeit.<br />

8<br />

Dahinter steht <strong>der</strong> Wandel von einer agrarisch geprägten zu<br />

einer industriell produzierenden <strong>und</strong> nunmehr durch elektronische<br />

Datenvermittlung gesteuerten High-Tech-Gesellschaft.<br />

Sie hat zum immensen Anstieg an Erfindung <strong>und</strong> Produktion<br />

neuer Stoffe, Maschinen, Güter <strong>und</strong> Dienstleistungen geführt.<br />

Große Teile <strong>der</strong> Produktion werden nicht mehr durch körperliche<br />

Arbeit verrichtet, Lernen <strong>und</strong> Kommunikation haben sich<br />

durch das Internet geän<strong>der</strong>t, berufsspezifische Tätigkeitsprofile<br />

verän<strong>der</strong>n sich rasch <strong>und</strong> werden im internationalen Austausch<br />

angepasst, Arbeitsplätze verschwinden <strong>und</strong> können an<br />

an<strong>der</strong>en Plätzen <strong>der</strong> Erde kurzfristig wie<strong>der</strong> aufgebaut werden,<br />

Geldströme vagab<strong>und</strong>ieren zwischen Län<strong>der</strong>n <strong>und</strong> Global-Playern.<br />

Diese Entwicklung mag man bedauern o<strong>der</strong> kritisieren, auf<br />

die Folgen für das ökologische Gleichgewicht o<strong>der</strong> die Kosten<br />

für die weniger entwickelten Län<strong>der</strong> verweisen, den gläsernen<br />

Menschen befürchten o<strong>der</strong> neue politische Mächte außerhalb<br />

demokratischer Einflussmöglichkeiten sehen. Unstreitig ist die<br />

heutige Welt komplizierter, globaler, schneller, flexibler, vielleicht<br />

auch gewalttätiger <strong>und</strong> ungerechter geworden. In<br />

jedem Falle finden wir das ganz konkret in unserem Alltag<br />

wie<strong>der</strong> mit ständig neuen Arbeits- <strong>und</strong> Lernanfor<strong>der</strong>ungen,<br />

Transport- <strong>und</strong> Kommunikationsformen, Freizeitmöglichkeiten<br />

<strong>und</strong> Aussparungen <strong>des</strong> Familienlebens.<br />

Handy, Internet, elektronische Kassen, Multimedia-Konfigurationen<br />

zu Hause, Ges<strong>und</strong>heitsdiagnostik am Computer, virtuelle<br />

Fahrkartenbuchungen lassen kaum noch natürliche<br />

Prozesse erkennen. Die für uns naheliegendste Natur, nämlich<br />

<strong>der</strong> eigene Körper, entschwindet aus dem beruflichen Alltag<br />

<strong>und</strong> vielen Freizeitbereichen. Er ist nicht mehr gefragt - mit<br />

bedrohlichen ges<strong>und</strong>heitlichen Resultaten. Und Folgen für die<br />

demografische Struktur: Telefonsex statt Fruchtbarkeit aus<br />

Überzeugung.<br />

In <strong>der</strong> Tat sind es die heutigen Arbeitsstrukturen <strong>und</strong> Berufskarrieren,<br />

die zu Singledasein führen, den Kin<strong>der</strong>wunsch bei


Lebenspartnern hinausschieben o<strong>der</strong> zurückstellen, Konsumbefriedigung<br />

vor Kin<strong>der</strong>betreuung stellen. Das gilt nicht<br />

überall <strong>und</strong> ausschließlich, aber doch so stark, dass die klassische<br />

Alterspyramide <strong>der</strong>zeit auf den Kopf gestellt wird. Dies<br />

zu än<strong>der</strong>n, verlangt zuerst eine Neuformierung <strong>der</strong> Arbeit<br />

<strong>und</strong> eine Neuverteilung <strong>der</strong> finanziellen Lasten bei <strong>der</strong> Familienerweiterung.<br />

Sport - kein Rücklauf zur Natur<br />

Vor dem Hintergr<strong>und</strong> dieses Prozesses wird <strong>der</strong> ungebrochene<br />

Boom zur sportlichen Aktivität erklärbar. Die Entkörperlichung<br />

<strong>der</strong> Arbeit gilt nicht für unsere Freizeit. Schließlich<br />

lässt sich <strong>der</strong> Körper nicht insgesamt abschaffen. Die kommunizierenden<br />

Röhren Belastung <strong>und</strong> Erholung, Anspannung<br />

<strong>und</strong> Entspannung, Fixierung <strong>und</strong> Mobilität treten in einen<br />

lebhaften - keineswegs immer gelingenden - Austausch. Die<br />

virtuelle Welt bringt unsere natürlichen physiologischen <strong>und</strong><br />

hormonellen Artefakte nicht zum Schweigen. Die neue Kultur<br />

<strong>des</strong> Körpers beginnt <strong>und</strong> sammelt sich unter <strong>der</strong> immer<br />

weitläufiger werdenden Chiffre "Sport".<br />

Nehmen wir als Beispiel aus <strong>der</strong> Alltagsmotorik das Laufen in<br />

allen Spielarten. R<strong>und</strong> 6-8 Millionen temporär nichtsesshafte<br />

Menschen werden in unserem Staatsgebiet geschätzt. Wer im<br />

Laufen, insbeson<strong>der</strong>e wenn es ganzjährig im Freien unter<br />

jedweden Witterungsverläufen stattfindet, eine Suche <strong>und</strong><br />

Wie<strong>der</strong>entdeckung unserer ursprünglichen Natur sieht, hat<br />

sich noch nicht von <strong>der</strong> romantischen Sicht <strong>des</strong> 18. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

auf Mensch <strong>und</strong> Natur gelöst. Anstrengend-ausdauern<strong>des</strong><br />

Laufen ist heute Wie<strong>der</strong>belebung <strong>der</strong> konstitutionellen<br />

human-biologischen Kreisläufe auf gehobenem technologischen<br />

Niveau. Das beginnt mit <strong>der</strong> Erfindung <strong>der</strong> Schaumsohle<br />

durch die Firma Nike. Mit einem Schlag war es großen<br />

Menschenmengen - auch solchen mit Fußfehlstellungen -<br />

möglich, auf asphaltierten Strassen zu laufen.<br />

Nicht weniger entwickelt hat sich die funktionelle Kleidung.<br />

Spezielle Microfasern verhin<strong>der</strong>n, dass unverdunstbare<br />

Schweißmengen am Rücken zusammenlaufen <strong>und</strong> dort<br />

Muskeln wie Nerven verspannen. Sie erleichtert das Laufen<br />

auch bei unangenehmer Witterung <strong>und</strong> reflektiert den Eilenden<br />

für motorisierte Automobilisten. Eine permanente Pulsmessung<br />

zeigt dem einzelnen Läufer umgehend Abweichungen<br />

in <strong>der</strong> Schlagfrequenz <strong>des</strong> Herzens an, sportmedizinisch<br />

ermittelte Laktatwerte geben Auskunft über den Trainingsverlauf<br />

<strong>und</strong> seine Wirkungen, mit Hilfe von Videoanalysen<br />

werden Fußfehlstellungen ermittelt, eine weitläufige Ratgeberliteratur<br />

in <strong>Zeitschrift</strong>en, Büchern <strong>und</strong> im Internet suggeriert<br />

Antworten zu allen individuellen Fragen <strong>der</strong> vagabun-<br />

9


dierenden Zeitgenossen. Konsumiert o<strong>der</strong> doch zumin<strong>des</strong>t<br />

probiert werden die reichhaltigen Angebote <strong>der</strong> prosperierenden<br />

Lebens- wie Nahrungsergänzungsmittelindustrie, die<br />

einen Anstieg <strong>der</strong> Leistungsfähigkeit versprechen. Regelmäßige<br />

<strong>und</strong> vor allem intensiver laufende Mitbürger wie Mitbürgerinnen<br />

erhalten diverse Angebote zur schnelleren Regeneration,<br />

zum gezielten Aufbau <strong>der</strong> Energiereserven, zum besseren<br />

Durchhalten während eines grenzüberschreitenden Laufwettbewerbs.<br />

Gelegentlich erfolgt ein Griff in pharmazeutische<br />

Rezepturen etwa zur Schmerzlin<strong>der</strong>ung ; die Grenzen<br />

zum Medikamentenmissbrauch werden permissiv.<br />

Nicht zuletzt ist es die Kommunikationstechnologie, die<br />

Laufbegeisterte informiert <strong>und</strong> Zögerliche motiviert. Umfangreiche<br />

Übertragungen von Stadtmarathons mit vielfältiger<br />

Folklore, Erlebnisberichte im Fernsehen über breitensportliche<br />

Laufkarrieren, Szenen von joggenden Schaustellern in Spielfilmen<br />

verdichten ein selbstbewusstes Bild eines alltagskulturellen<br />

Phänomens. Es wird heute um Videoaufnahmen vom<br />

Handy bei Volksläufen o<strong>der</strong> Internetrecherchen über Laufziele<br />

<strong>und</strong> -termine sowie Einzelergebnisse kurz nach dem Zieleinlauf<br />

per SMS mit allen Zwischenzeiten bis zum Erfahrungsaustausch<br />

über Laufprobleme in <strong>der</strong> Chatbox bereichert.<br />

Prozesse zur Industrialisierung <strong>der</strong> Laufbewegung sind<br />

unübersehbar <strong>und</strong> können keinen <strong>der</strong> nicht wenigen Naturliebhaber<br />

unter den Läufern mehr überraschen.<br />

Sportartentwicklung - technisch gesehen<br />

Im Spitzensport ist <strong>der</strong> Einzug neuer technischer Errungenschaften<br />

längst fortgeschritten, durch die Medien spektakulär<br />

inszeniert <strong>und</strong> verschafft nicht selten den Erfin<strong>der</strong>n zeitweilig<br />

einen Wettbewerbsvorteil (man spricht gelegentlich von<br />

"Technik-Doping"). Beispielhaft stehen hier Bob- <strong>und</strong> Schlittensport,<br />

Formel 1-Autorennen, Biathlon mit Lasergewehren,<br />

Radsport (z.B. Karbonrä<strong>der</strong>) etc.<br />

Dies ist an sich nichts Neues, denn schon immer hat man sich<br />

um eine Verbesserung <strong>der</strong> sportlichen Leistung durch technische<br />

Mittel bemüht: Die Spikes unter den Schuhsohlen <strong>der</strong><br />

Läufer standen am Beginn dieses Prozesses, die neuartigen<br />

Schraubstollen <strong>der</strong> deutschen Spieler beim WM-Finale 1954<br />

sind Legende, die bis 1968 völlig unbekannte Bewegungsform<br />

Fosbury-Flop ohne Erfindung <strong>der</strong> Weichkernmatten hätte<br />

zuerst die Unfallstatistiken erhöht. Die Impulse einzelner Tüftler<br />

sind heute abgelöst bzw. systematisiert worden durch biomechanische<br />

<strong>und</strong> technologische Forschungsinstitute (teils sportspezifischen<br />

wie das IAKS in Leipzig, teils solchen beispielsweise<br />

aus <strong>der</strong> Raumfahrttechnik o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Automobilindustrie).<br />

Die heutige Technikimplementierung im Spitzensport ist also<br />

kein neues Phänomen, son<strong>der</strong>n erfolgt nur weit schneller,<br />

gezielter <strong>und</strong> vielschichtiger. Sie betrifft auch die Zuschauer,<br />

die Dank neuer Medientechnologien am Bildschirm viel mehr<br />

10<br />

<strong>und</strong> genauer ein Sportereignis verfolgen können als im Stadion.<br />

Das wie<strong>der</strong>um hat Einfluss auf die Ahndung von Verstößen,<br />

führt zu Regelän<strong>der</strong>ungen, beeinflusst die Stadionarchitektur<br />

<strong>und</strong> bringt gelegentlich ganz neue Disziplinen hervor<br />

o<strong>der</strong> gibt traditionellen ein völlig neues Gesicht. Biathlon mit<br />

Laserschüssen in einem Fußballstadion o<strong>der</strong> Hochseesegeln<br />

mit Bordkameras sind dafür Beispiele.<br />

Zunehmend prägen technische Errungenschaften auch den<br />

Breitensport: Inlineskaten konnte sich nur durch die Erfindung<br />

neuer Kugellager durchsetzen, bei <strong>der</strong> Aerobic waren<br />

leicht zu transportierende Lautsprecher unüberhörbar, beim<br />

Radfahren haben leichtere Rä<strong>der</strong> <strong>und</strong> preisgünstige Materialien<br />

die Lust an dieser Sportart <strong>und</strong> <strong>der</strong> Geschwindigkeit<br />

erhöht, Kitesurfen o<strong>der</strong> Drachenfliegen sowie Carving sind<br />

Konsequenz neuer Materialentwicklung, ganz neue Sportarten<br />

wie Uni-Hoc o<strong>der</strong> Ultimate Frisbee sind auf Gr<strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

Stabilität bestimmter Kunststoffe entstanden. Selbst für den<br />

in seinen Gr<strong>und</strong>regeln seit 140 Jahren unverän<strong>der</strong>ten Fußball<br />

steht Umwälzen<strong>des</strong> bevor: Mit Kunstrasenflächen bei <strong>der</strong> WM<br />

2010 in Südafrika - Folge <strong>des</strong> Klimawandels <strong>und</strong> <strong>der</strong> lichtabweisenden<br />

tadionarchitektur - än<strong>der</strong>n sich manche artistischen<br />

<strong>und</strong> taktischen Bewegungsmuster bei Einsparungen in<br />

<strong>der</strong> Rasenpflege. Diese Einsparungen werden bis in den<br />

Vereinsfußball durchschlagen.<br />

Für den Breitensport lässt sich ein erstes Fazit ziehen: Er wird<br />

von <strong>der</strong> Technik nicht nur irgendwie <strong>und</strong> zufällig beeinflusst,<br />

son<strong>der</strong>n sie för<strong>der</strong>t den Massencharakter <strong>des</strong> Sports. Durch<br />

sie werden Sportgeräte haltbarer <strong>und</strong> preiswerter, werden<br />

neue Sportarten<br />

schneller kommuniziert,<br />

wird das<br />

"gewusst wie"<br />

vermittelt. In<br />

immer kürzeren<br />

Amplituden auftretendeBewegungswellen<br />

wie<br />

Joggen, Aerobic,<br />

Inlineskaten,<br />

Walking sind nur<br />

so zu erklären.<br />

Ersetzt Technik<br />

<strong>des</strong>halb auf Dauer<br />

die menschliche<br />

Natur auch im<br />

Sport o<strong>der</strong> dominiert<br />

sie die Bewegungsbedürfnisse<br />

total? Bil<strong>der</strong> von<br />

Liegenden im<br />

Fernsehsessel,


denen durch elektrische Reize tragfähige Muskeln gesichert<br />

werden o<strong>der</strong> ein Golfspiel mit am Gehirn angeschlossenen<br />

Elektroden auf dem PC sind noch Visionen, Weltmeisterschaften<br />

im Roboterfußball schon Realität. Noch ist Sport konstitutiv<br />

Auseinan<strong>der</strong>setzung mit <strong>der</strong> eigenen Natur, for<strong>der</strong>t sich<br />

<strong>der</strong> Mensch im Wettkampf <strong>und</strong> Training letztlich selbst<br />

heraus. Technischer Fortschritt setzt dazu neue Reize, eröffnet<br />

mehr Variationen, führt zu Beschleunigung <strong>und</strong> Komplizierung.<br />

Wenn das nicht mehr <strong>der</strong> Fall ist, hat <strong>der</strong> Sport<br />

aufgehört Sport zu sein - <strong>und</strong> damit auch ein gutes Stück <strong>der</strong><br />

Mensch er selbst.<br />

Flexibilisierung <strong>der</strong> Arbeit <strong>und</strong> Organisierung <strong>des</strong> Breitensports<br />

Die Technik beeinflusst nicht nur die inneren Bewegungsmuster<br />

<strong>der</strong> Sportarten <strong>und</strong> die individuellen Befindlichkeiten <strong>der</strong><br />

Sporttreibenden, son<strong>der</strong>n maßgeblich <strong>des</strong>sen Organisation.<br />

Auch hier setzen wie<strong>der</strong> die Flexibilisierung <strong>der</strong> Arbeit <strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> Fortschritt in <strong>der</strong> Kommunikationstechnologie entscheidende<br />

Impulse. Die Zeiten, in denen das Vereinsleben durch<br />

Training in einzelnen Sportarten zu einem bestimmten Zeitpunkt<br />

in <strong>der</strong> Woche pflichtgemäß stattfand <strong>und</strong> alle wichtigen<br />

Informationen vom Trainer übermittelt wurden, hat<br />

längst an Dominanz verloren. Mittlerweile organisieren sich<br />

die Sporttreibenden nach verän<strong>der</strong>ten Gegebenheiten <strong>und</strong><br />

Möglichkeiten selbst. 2 Beispiele:<br />

a) Die Zahl <strong>der</strong> Jogger <strong>und</strong> die <strong>der</strong> Besucher von Fitness-<br />

Studios ist mittlerweile größer als die <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> im<br />

Leichtathletikverband o<strong>der</strong> in den Gymnastikabteilungen <strong>der</strong><br />

Turnvereine. Sie finden hier ein Angebot " 7 Tage 24 Std.<br />

Gelegenheit zum Sport" - selbstorganisiert beim Laufen o<strong>der</strong><br />

angeleitet in den wohlbedachten Studios. Derartige Sportformen<br />

entsprechen den Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Dienstleistungsgesellschaft,<br />

die immer flexiblere Zeitstrukturen<br />

erfor<strong>der</strong>t - im Tages- wie im Wochenrhythmus, mit kompakten<br />

Arbeitszeiten <strong>und</strong> längeren Weiterbildungen außerhalb.<br />

Das wachsende Bedürfnis nach ausgleichend-ges<strong>und</strong>er körperlicher<br />

Aktivität muss überall, je<strong>der</strong>zeit <strong>und</strong> weitgehend<br />

selbstbestimmt erfüllt werden.<br />

b) Das sportliche Radfahren erfährt <strong>der</strong>zeit eine Renaissance.<br />

Der Tritt in die Pedale fe<strong>der</strong>leichter Rennmaschinen mit<br />

körperarchitektonisch angepasster direkter Kraftübertragung<br />

vermittelt unbekannte somatische Sensationen <strong>der</strong> selbsterzeugten<br />

Geschwindigkeit. Dies tut man gerne in <strong>der</strong> Gruppe,<br />

nicht zuletzt, um im Windschatten das Erlebnis verlängern<br />

zu können. Fern jeglicher Vereinsbetreuung verabreden sich<br />

dazu Unbekannte im Internet, treffen sich an irgendeinem<br />

Bahnhof, erstehen ein Gemeinschaftsticket für einen rasch<br />

vereinbarten Ort, um von dort kollektiv berauscht dem<br />

Heimatort zuzustreben. Bei <strong>der</strong> Ankunft entscheidet je<strong>der</strong><br />

unbekümmert für sich, ob er die Gemeinsamkeit wie<strong>der</strong>holen<br />

möchte.<br />

Die Sportverbände werden sich auf diese Flexibilität einstellen<br />

müssen. Schon heute weisen Vereine mit einem eigenen<br />

Studio wesentlich bessere Überlebenschancen auf. Das gilt<br />

ebenso für den Kontakt zu Trainern <strong>und</strong> Mitglie<strong>der</strong>n über<br />

11


elektronische Medien. Auch ältere Mitbürger haben längst die<br />

Möglichkeiten <strong>des</strong> Internet entdeckt.<br />

Voller Durchblick - Medientechnologie <strong>und</strong> Sportevents<br />

Der Mensch hat viele Begierden. Neugier ist eine <strong>der</strong> wichtigsten.<br />

Mit Fernsehen <strong>und</strong> Internet verfügt er über ungeahnte<br />

Möglichkeiten, seine Wissensbestände zu erweitern. Weniges<br />

bleibt dank Wikipedia unentdeckbar, selbst Ungesehenes<br />

bei Sportereignissen bringen dutzende Kameras noch hervor.<br />

Künftig wird <strong>der</strong> Zuschauer dank Chips in Ball <strong>und</strong> Stiefel gar<br />

um den Betrug betrogen (Wembley-Tor!!!). Neuartige Video-<br />

Homo technologicus sportivus?<br />

Häufig wird behauptet, Bild <strong>und</strong> Selbstverständnis <strong>des</strong><br />

Sports hätten sich durch technische Einflüsse enorm<br />

verän<strong>der</strong>t. Dies gilt aber nur peripher. In seinem<br />

kulturellen Handlungskern ist das sportliche Geschehen<br />

weitaus "traditioneller" <strong>und</strong> "konventioneller" (<strong>und</strong> damit<br />

weitaus untechnisch-"archaischer"!), als <strong>der</strong> öffentliche<br />

Diskurs dies für möglich hält. Man muss nur durch die Inszenierungs-Fassaden<br />

hindurchsehen (<strong>und</strong> den Aktiven in ihren<br />

besseren Interviews genauer zuhören), um dies festzustellen<br />

<strong>und</strong> sich ein angemessenes Bild zu machen.<br />

Ein an<strong>der</strong>es gängiges Denkmuster, diesmal sportkritisch<br />

gemeint, behauptet, diese Entwicklung führe letztlich zu einer<br />

Reduktion <strong>des</strong> sporttreibenden Menschen auf einen Gegenstand<br />

technologischer Praktiken, <strong>und</strong> <strong>der</strong> Athlet werde im<br />

Rahmen dieser Facette <strong>des</strong> homo technologicus sportivus zu<br />

einer technisch ferngesteuerten Figur. Dies aber ist nun<br />

vollends ausgeschlossen, eine durch nichts begründete <strong>und</strong><br />

durch keinerlei empirische Bef<strong>und</strong>e belegbare Behauptung.<br />

"Maßgeblich is auf'm Platz", diese für den sportlichen Wettkampf<br />

generell geltende westfälische Fußballweisheit lässt die<br />

Athletinnen <strong>und</strong> Athleten so unerbittlich wie in kaum einer<br />

an<strong>der</strong>en Lebenssituation einsam <strong>und</strong> allein mit nichts als<br />

ihren eigenen Kompetenzen, die sie sich zuvor erarbeitet<br />

haben! Welches sportpraktische Beispiel mögen solche kritischen<br />

Beobachter <strong>des</strong> Sports bei diesem Argument wohl vor<br />

Augen haben?<br />

Jedenfalls werden sie (außer von vornherein zum Scheitern<br />

verurteilte Versuche, die es immer geben mag) kein einziges<br />

12<br />

Walls werden den Videobeweis aktuell verkünden, traditionsreiche<br />

Sportarten wie Turnen, Schwimmen o<strong>der</strong> Leichtathletik<br />

eine Attraktivität nur mit Großbildwänden wie<strong>der</strong>gewinnen<br />

können.<br />

Schon jetzt hat das Public Viewing eine neue Kultur <strong>des</strong><br />

Zuschauens hervorgebracht: H<strong>und</strong>erttausende von Menschen<br />

verfolgen begeistert wie preiswert in einer lebendigen Menge<br />

große Spiele <strong>und</strong> flanieren anschließend friedlich-gelassen<br />

über den temporär zur Fußballarena umgewandelten Marktplatz,<br />

je<strong>der</strong>zeit offen für einen kleinen Plauschangriff mit<br />

Fre<strong>und</strong> <strong>und</strong> vor kurzem noch "Feind".<br />

empirisches Beispiel für einen "gelungenen" Versuch nennen<br />

können. Das Argument ist keines, son<strong>der</strong>n beschwört ein<br />

kulturkritisches Hirngespinst. Denkbar wären allenfalls die<br />

Rad- <strong>und</strong> Formel-1-Rennfahrer, die "mit Knopf im Ohr" auf<br />

die "Stimme ihres Herrn" im jeweiligen Rennstall hören (o<strong>der</strong><br />

auch nicht). Dies aber hebt nicht den Sportsinn per se auf,<br />

son<strong>der</strong>n bedeutet nur eine Koordination <strong>der</strong> sportlichen<br />

Individual- durch Kollektiventscheidungen wie in an<strong>der</strong>en<br />

interaktiven Mannschaftsdisziplinen. Mit <strong>der</strong> behaupteten<br />

technischen Fernsteuerung aber hat dies nichts zu tun. In <strong>der</strong><br />

Tat gibt es natürlich eine lange Reihe sporttechnischer Artefakte<br />

in bald je<strong>der</strong> Sportart. Sie aber sollen, so eine dritte<br />

bisweilen zu hörende Lesart, nicht nur substitutive, son<strong>der</strong>n<br />

auch komplementäre Funktionen haben. Aber auch hier gilt<br />

ein We<strong>der</strong>-Noch: Tatsächlich handelt es sich um eine konstituierende<br />

Funktion.<br />

Tennisschläger sind keine technischen Hilfsmittel, sie dienen<br />

nicht dazu, durch Armverlängerung <strong>und</strong> Handflächenvergrößerung<br />

einen Ball besser <strong>und</strong> druckvoller treffen <strong>und</strong> spielen<br />

zu können als ohne, Pferde <strong>und</strong> Rennwagen im Sport nicht<br />

dazu, schneller vorwärtszukommen, Trampoline nicht zum<br />

Unterstützen von Sprungbewegungen, son<strong>der</strong>n dazu, eine<br />

neue sportliche Herausfor<strong>der</strong>ung in Gestalt <strong>der</strong> Bewältigung<br />

von solchen Bewegungsschwierigkeiten zu konstituieren,<br />

künstlich zu schaffen, die nicht auch schon mit den einfachen<br />

natürlichen Bewegungsformen Laufen, Springen, Werfen<br />

möglich sind: Beherrschung <strong>der</strong> physikalisch o<strong>der</strong> technisch<br />

erzeugten Geschwindigkeit auf Alpinski o<strong>der</strong> im Rennwagen;<br />

im Duell sich bewährende <strong>und</strong> durch Netzhöhe <strong>und</strong>


Die Zukunft <strong>des</strong> Sports liegt in <strong>der</strong> Nutzung <strong>der</strong> Technik<br />

Sport <strong>und</strong> Technik waren nie <strong>und</strong> sind weniger denn je zu<br />

trennen. Technischer Fortschritt dringt immer schneller in<br />

die Sportarten ein, erleichtert den Zugang <strong>und</strong> erhöht die<br />

Attraktivität. Er verän<strong>der</strong>t das Zuschauerverhalten <strong>und</strong> er<br />

ermöglicht individuellere, selbstorganisierte Formen <strong>des</strong><br />

Kompetenzgewinns. Arbeit <strong>und</strong> Kommunikation führen zu<br />

notwendigen Organisationsformen im gemeinnützigen<br />

Sport. Darauf müssen sich die Vereine <strong>und</strong> Verbände konsequent<br />

einstellen <strong>und</strong> den Prozess aktiv mitgestalten; er ist<br />

Von Sven Güldenpfennig<br />

Spielfeldbegrenzung erschwerte Beherrschung <strong>der</strong> Bewegung<br />

eines kleinen Balles mit einem vom Körperschwerpunkt<br />

wegverlagerten <strong>und</strong> entsprechend schwieriger präzise zu<br />

handhabenden Schlaggerät in Tennis, Badminton, Tischtennis<br />

usw.; Benutzung eines Trampolins nicht zur Erleichterung <strong>des</strong><br />

Absprungs bzw. zur Steigerung <strong>der</strong> Absprungkräfte als solche,<br />

son<strong>der</strong>n zur Gewinnung von Zeit für die Ausführung schwierigerer<br />

Drehungen in <strong>der</strong> Luft während <strong>der</strong> Flugphase;<br />

u.v.a.m.: Stets ist das Ziel eine Konstituierung zusätzlicher<br />

sportlicher Hin<strong>der</strong>nisse, nicht aber eine Erleichterung <strong>der</strong><br />

Bewältigung von Hin<strong>der</strong>nissen. Sportliches Handeln ist reales<br />

Handeln aus Ideen: Die schöpferische A<strong>der</strong> kommt dort<br />

sowohl in <strong>der</strong> Erfindung neuer Regeln für Sportarten <strong>und</strong> -<br />

disziplinen als auch in <strong>der</strong>en Bewältigung im Wettkampf zum<br />

Tragen. Mit Technik im Sinne von substitutiven <strong>und</strong> komplementären<br />

Funktionen aber hat dies nichts zu tun.<br />

Ist also sportliches Handeln, so eine letzte Annahme, die hier<br />

diskutiert werden soll, tatsächlich durch eine Verschränkung<br />

zweier Mythen - Technik <strong>und</strong> Sport - gekennzeichnet, wobei<br />

in beiden Mythen das Überwinden <strong>der</strong> eigenen Grenzen im<br />

Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong> stehe? Nein. Nicht Gemeinsamkeit <strong>und</strong> Parallelität<br />

"verschränken" die beiden Mythen. Vielmehr sind sie in<br />

ihrem Sinnkern durch einen scharfen Gegensatz voneinan<strong>der</strong><br />

geschieden: Durch Technik sollen in <strong>der</strong> Tat natürliche Grenzen<br />

überschritten werden, im Sport hingegen nur ausgelotet<br />

<strong>und</strong> ausgeschöpft unter Respektierung dieser natürlichen<br />

Grenzen <strong>und</strong> zusätzlicher Setzung <strong>und</strong> Respektierung künstlicher<br />

Grenzen. Der Eigensinn technischen Handelns bleibt<br />

somit aus dem Eigensinn sportlichen Handelns gerade ausge-<br />

bereits in vollem Gange <strong>und</strong> läuft auch ohne sie rasch<br />

weiter.<br />

Den Sportorganisationen kommt dabei auch eine ethische<br />

Rolle zu. Nicht jede neue Technologie ist positiv; Doping,<br />

überfor<strong>der</strong>nde Maschinen, riskante Geschwindigkeiten, ungerechte<br />

Verteilung <strong>und</strong> unvertretbares Gewinnstreben müssen<br />

kritisch begleitet werden. Die Gewerkschaften haben zusammen<br />

mit <strong>der</strong> Bun<strong>des</strong>regierung ein umfangreiches Projekt zur<br />

Abschätzung <strong>der</strong> Technikfolgen für die Berufstätigen durchgeführt.<br />

Dies könnte heute für die Sporttreibenden mehr als<br />

hilfreich sein.<br />

schlossen. Nur durch Doping o<strong>der</strong> regelwidrige Manipulation<br />

von Sportgeräten wird jener Eigensinn technischen Handelns<br />

illegal <strong>und</strong> sportwidrig durch die Hintertür wie<strong>der</strong> einzuführen<br />

versucht! Die Beschwörung <strong>des</strong> ferngesteuerten elektronisierten<br />

Sportlers, welcher zu einer Marionette geworden,<br />

sich <strong>der</strong> Maschine unterwerfe <strong>und</strong> so zu einem fremdbestimmten<br />

Teil von ihr werde, <strong>und</strong> wie die Horrorszenarien<br />

sonst lauten mögen, ist hingegen ein schieres Hirngespinst<br />

ohne empirischen Realitätsgehalt. Ein Popanz, an dem sich<br />

eine vermeintlich sportkritische Theorie austoben kann.<br />

Wenn man das Diktum eines Ortega y Gasset, <strong>der</strong> seit einem<br />

legendären Vortrag beim DSB-Bun<strong>des</strong>tag 1954 einen festen<br />

Platz im kollektiven Gedächtnis <strong>des</strong> deutschen Sports hat,<br />

folgen will - dass nämlich <strong>der</strong> menschliche Organismus heute<br />

über Fähigkeiten <strong>und</strong> Kräfte verfüge wie nie zuvor, so kann<br />

dies für das vorliegende Thema nur in einem sehr präzisen<br />

Sinne Geltung beanspruchen: Es ist gerade nicht <strong>der</strong> homo<br />

technologicus sportivus, <strong>des</strong>sen kulturelle Bedeutung von<br />

Ortega hier indirekt beschworen <strong>und</strong> zu Recht gefeiert wird.<br />

Es ist vielmehr gerade <strong>der</strong> homo sportivus, also <strong>der</strong> homo atechnologicus,<br />

wie er idealtypisch verkörpert wird von Reinhold<br />

Messners Grenzgängertum.<br />

Fazit: Statt aufzulisten, dass Technik <strong>und</strong> Sport irgendwie<br />

miteinan<strong>der</strong> zusammenhängen, dabei Disparates miteinan<strong>der</strong><br />

unentwirrbar zu verrühren <strong>und</strong> auf so ungesichertem Boden<br />

sogar verallgemeinernde Schlüsse o<strong>der</strong> Empfehlungen für die<br />

Zukunft <strong>des</strong> Sports aufzubauen, kommt es darauf an zu<br />

ermitteln, worin genau tatsächliche <strong>und</strong> auch legitime<br />

Zusammenhänge bestehen <strong>und</strong> worin genau nicht. Nur so<br />

können irreführende Schlussfolgerungen vermieden werden.<br />

Den homo technologicus sportivus zum neuen Leitbild auszurufen,<br />

kann vor dem Gerichtshof kritischer Aufklärung ebenso<br />

wenig bestehen, wie ihn zum Menetekel, Zeichen an <strong>der</strong><br />

Wand <strong>des</strong> heutigen Sports zu dämonisieren.<br />

13


Der Dopingkampf als Medien- <strong>und</strong><br />

Die Massenmedien, allen voran das Fernsehen, hatten<br />

sich schon seit langem einem beson<strong>der</strong>en Auftrag<br />

verpflichtet. Sie definieren sich selbst als Produzenten<br />

<strong>der</strong> Unterhaltungsindustrie. Unterhaltung ist dabei zur<br />

höchsten Maxime geworden, auch dann, wenn man dem eher<br />

nebengeordneten Auftrag <strong>des</strong> Informierens nachzukommen<br />

versucht. Von Infotainment ist dann die Rede. Die Massenmedien<br />

haben dabei jene K<strong>und</strong>schaft an sich geb<strong>und</strong>en, die sie<br />

im Sinne einer selbsterfüllenden Prophezeiung gesucht<br />

haben. Die Massenmedien treffen auf Massen <strong>und</strong> die Massen<br />

sind genau an jenen Medieninhalten interessiert, die sich die<br />

Medien selbst zur Maxime gemacht haben. Gewiss dürfen<br />

dabei nicht alle Medien über einen Kamm geschoren werden,<br />

insbeson<strong>der</strong>e die Presse unterscheidet sich dabei vom Hörfunk<br />

<strong>und</strong> vom Fernsehen. Auch das Internet als neues Medium<br />

zeichnet sich durch eigene Qualitäten aus.<br />

Dennoch lässt sich eine Tendenz in <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong><br />

massenmedialen Berichterstattung erkennen. Die Unterhaltungsmaxime<br />

dominiert nahezu alle Medien. Die Frage, was<br />

als berichtenswert gilt, wird immer monotoner <strong>und</strong> gleichartiger<br />

beantwortet, Prinzipien eines kritischen Journalismus<br />

treten in den Hintergr<strong>und</strong>. Kleine Häppchen Berichterstattung,<br />

sprachlich nachlässige Darstellungen, mangelhafte<br />

Recherchen, moralische Doppelbödigkeit, Überschreiten<br />

ethischer Grenzen <strong>und</strong> eine immer entschiedenere Ausrichtung<br />

an den gleichen Selektionsregeln werden zur Normalität:<br />

Die Großen sind wichtig, <strong>der</strong> kleine Mann ist unbedeutend,<br />

das Böse rangiert vor dem Guten, Skandale <strong>und</strong> Krisen<br />

werden gesucht, "human touch" <strong>und</strong> das, was als neu gilt, ist<br />

wichtig: Die Selektionsregeln, wie sie uns Niklas Luhmann mit<br />

auf den Weg gegeben hat, haben Konjunktur. Dies kann an<br />

<strong>der</strong> Berichterstattung über viele Themen gezeigt werden.<br />

Beson<strong>der</strong>s nachhaltig wurde dies in jüngster Zeit am Beispiel<br />

<strong>der</strong> Dopingberichterstattung aus Anlass <strong>der</strong> Radweltmeisterschaft<br />

in Stuttgart dokumentiert. Die lokalen ebenso wie die<br />

überregionalen Medien haben sich zum Vorreiter eines<br />

Doping-Kampfes stilisiert, obgleich sie selbst bei dem sich<br />

über Jahrzehnte ereignenden Dopingdrama <strong>des</strong> mo<strong>der</strong>nen<br />

Hochleistungssports eine äußerst aktive Rolle eingenommen<br />

haben <strong>und</strong> dabei keineswegs ihre Hände in Unschuld<br />

waschen können.<br />

Das Politiksystem, das sich für das massenmediale System als<br />

beson<strong>der</strong>s resonanzfähig in <strong>der</strong> Bun<strong>des</strong>republik erwiesen hat,<br />

reagierte prompt. Es schloss sich den spektakulären Medien-<br />

14<br />

attacken an <strong>und</strong> wurde damit Teil <strong>des</strong> Spektakels. Eine eigenartige<br />

Partnerschaft ist auf diese Weise entstanden. Für beide<br />

Partner war es ein leichtes, sich jeweils die Öffentlichkeit zu<br />

sichern <strong>und</strong> die Meinung <strong>der</strong> Massen zu beeinflussen. Sie<br />

spielten dabei ausgeprägte Rollen in einer spektakulären<br />

Auseinan<strong>der</strong>setzung, bei <strong>der</strong> es kaum angebracht ist, dieser<br />

das Attribut "Anti-Doping" zu gestatten. Große Teile <strong>der</strong><br />

Medien zeigten vielmehr, dass sie ganz offensichtlich aus den<br />

jahrzehntelang vorliegenden Bef<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Fakten zum<br />

Problem <strong>des</strong> Dopingbetrugs so gut wie nichts gelernt haben.<br />

Sie folgten ihrer effekthascherischen Unterhaltungskonzeption.<br />

Gerüchte wurden wie Tatsachen präsentiert, Gerüchte<br />

wurden lanciert, Skandale wurden behauptet <strong>und</strong> erf<strong>und</strong>en,<br />

ohne dass auch nur annähernd tragfähige empirische Bef<strong>und</strong>e<br />

zur Verfügung gestanden wären.<br />

Fast alle Repräsentanten <strong>der</strong> Politik folgten den Vorlagen <strong>der</strong><br />

Medien vorschnell <strong>und</strong> ohne Zwang, glaubte man damit doch<br />

Volltreffer zu erzielen. Erst im Nachhinein mussten sie erkennen,<br />

dass dies alles nur zu Bauchlandungen hat führen können.<br />

Eine Politik, die auf Gerüchte aufbaut, wird selbst zum<br />

Gerücht. Eine Politik, die rechtliche Prinzipien verlässt, ist eine<br />

prinzipienlose Politik <strong>und</strong> eine Politik, die sich nur selbst in<br />

den Medien wie<strong>der</strong>finden möchte <strong>und</strong> fragwürdige Medienpartnerschaften<br />

eingeht, bis hin zur engen Verknüpfung mit<br />

Lokalzeitungen, ist allenfalls selbst Teil <strong>der</strong> Unterhaltungsindustrie.<br />

Sie verlässt damit aber ganz gewiss den Boden seriöser<br />

Politik.<br />

Es mag zu Recht bezweifelt werden, dass ein Politik- <strong>und</strong><br />

Mediensystem, das sich in einer <strong>der</strong>art engen Symbiose<br />

befindet, wie dies heute <strong>der</strong> Fall ist, <strong>und</strong> in <strong>der</strong> weiteren<br />

Zukunft vermutlich noch andauern wird, sich noch als lernfähig<br />

erweisen kann. Will man in einem Anti-Doping-Kampf<br />

vorankommen, <strong>der</strong> diesen Namen verdient, so muss jedoch<br />

genau dies für das weitere Vorgehen vorausgesetzt werden.<br />

Nur <strong>des</strong>halb macht es auch Sinn, noch einmal jene Merkmale<br />

zu akzentuieren, durch die sich ein glaubwürdiger Anti-<br />

Doping-Kampf auszuzeichnen hat.<br />

Allen Merkmalen voran, muss zunächst <strong>und</strong> vor allem darauf<br />

hingewiesen werden, dass ein Anti-Doping-Kampf nicht auf<br />

Gerüchten basieren darf. Auch dann nicht, wenn es sich um<br />

Gerüchte handelt, die den Medien beson<strong>der</strong>s gut gefallen. Ein<br />

Anti-Doping-Kampf darf auch nicht Vorverurteilungen zur<br />

Gr<strong>und</strong>lage haben. Er muss sich vielmehr durch Objektivität,<br />

Reliabilität <strong>und</strong> Neutralität im Verfahren selbst, gleichzeitig


Politikspektakel Von Helmut Digel<br />

aber auch durch eine entschiedene Parteilichkeit zu Gunsten<br />

<strong>der</strong> sauberen Athletinnen <strong>und</strong> Athleten auszeichnen. Anstelle<br />

von Gerüchten müssen nachvollziehbare <strong>und</strong> empirisch<br />

belegbare Fakten zur Gr<strong>und</strong>lage <strong>der</strong> notwendigen Entscheidungen<br />

gemacht werden.<br />

Ein weiteres Merkmal ist kaum weniger wichtig. Ein Anti-<br />

Doping-Kampf darf sich nicht in moralischen Appellen<br />

erschöpfen. Sie sind aus <strong>der</strong> Sicht jener wohl verständlich, die<br />

sich auf die Moral berufen, sie haben sich jedoch längst als<br />

stumpfe Waffe im Anti-Doping-Kampf erwiesen. Ethik <strong>und</strong><br />

Moral begründen wohl die entscheidenden Maximen <strong>des</strong><br />

Sports, an denen sich je<strong>der</strong> Anti-Doping-Kampf zu orientieren<br />

hat. Allen voran ist dabei das Prinzip <strong>des</strong> Fair Play zu nennen.<br />

Moralische Urteile können sich jedoch gerade in <strong>der</strong> Welt <strong>des</strong><br />

Sports sehr schnell in ihr Gegenteil verkehren. Eine "Zeigefinger-Moral"<br />

ist nicht zuletzt <strong>des</strong>halb unglaubwürdig, weil sich<br />

<strong>der</strong> ausgestreckte Finger immer auch auf die Moralisten<br />

richtet.<br />

Die Unschuldsvermutung hat auch in <strong>der</strong> Welt <strong>des</strong> Sports<br />

eine gr<strong>und</strong>legende <strong>und</strong> herausragende Bedeutung. Die<br />

öffentliche Diskussion über mögliche Täter sollte <strong>des</strong>halb<br />

diesem Prinzip zwingend folgen. Funktionäre sollten so lange<br />

als unschuldig gelten, so lange nicht das Gegenteil bewiesen<br />

ist. Dies muss auch für einen Vizepräsidenten <strong>des</strong> Radsports<br />

gelten. Ein Beweis für <strong>des</strong>sen Schuld ist dann erbracht, wenn<br />

er vor einem Sportgericht o<strong>der</strong> einem ordentlichen Gericht<br />

präsentiert wird <strong>und</strong> durch eine richterliche Entscheidung<br />

Anerkennung erhält. Ein Athlet ist erst dann aus einem Wettkampf<br />

zu suspendieren, wenn entsprechende juristische<br />

Bedingungen erfüllt sind, die schriftlich nie<strong>der</strong>gelegt sein<br />

müssen <strong>und</strong> die vor den Ereignissen codifiziert wurden. Dies<br />

hat dann auch für einen italienischen Radsportweltmeister zu<br />

gelten, auch wenn einem sein sonstiges Gebaren nicht gefällt.<br />

Ehrenerklärungen, die nicht sanktioniert werden können <strong>und</strong><br />

nicht Bezug nehmen auf vereinbarte Regeln innerhalb <strong>des</strong><br />

Sports, müssen sich zwangsläufig als Schall <strong>und</strong> Rauch erweisen<br />

<strong>und</strong> haben <strong>des</strong>halb allenfalls ideologische o<strong>der</strong> propagandistische<br />

Funktion.<br />

Wer wirklich einem Anti-Doping-Kampf verpflichtet ist, <strong>der</strong><br />

muss sich auch dem Prinzip <strong>der</strong> Gleichbehandlung unterwerfen.<br />

Eine Turnweltmeisterschaft, ein Weltfinale <strong>der</strong> Leichtathletik,<br />

ein Boxkampf bei ARD o<strong>der</strong> ZDF am Samstagabend um<br />

22.00 Uhr, eine Radweltmeisterschaft, sie alle müssen an den<br />

gleichen moralischen Maximen orientiert <strong>und</strong> gemessen<br />

werden, möchte man einen glaubwürdigen Anti-Doping-<br />

Kampf führen.<br />

Wer ankündigt, Kontrollen zu verschärfen, <strong>der</strong> sollte sich <strong>des</strong><br />

Problems <strong>der</strong> Kontrollierbarkeit von Betrugshandlungen<br />

bewusst sein. Er sollte auch die Grenzen kennen, die je<strong>des</strong><br />

Kontrollsystem aufweist, <strong>und</strong> er sollte wissen, dass man mit<br />

Kontrollen allein dem Problem nur bedingt gerecht werden<br />

kann. Wer vermehrte Kontrollen for<strong>der</strong>t, sollte sich auch die<br />

Frage <strong>der</strong> Finanzier- <strong>und</strong> Durchsetzbarkeit eines weltweit<br />

gleichwertigen Kontrollsystems stellen. Kontrollen, die auf die<br />

Schnelle vereinbart werden, ohne dass man über das geeignete<br />

Kontrollpersonal, ausgebildete Anti-Doping-Ärzte <strong>und</strong><br />

das erfor<strong>der</strong>liche Begleitpersonal verfügt, wird zu Recht <strong>der</strong><br />

Vorwurf <strong>der</strong> Effekthascherei gemacht. Genau dies war bei fast<br />

allen internationalen Radsportveranstaltungen <strong>der</strong> letzten<br />

Wochen <strong>und</strong> Monate <strong>der</strong> Fall.<br />

Der wirkliche Anti-Doping-Kampf, das sollen diese Hinweise<br />

zeigen, bedarf <strong>des</strong> langen Atems <strong>und</strong> einer f<strong>und</strong>ierten fachlichen<br />

Kompetenz. Er bedarf aber vor allem <strong>der</strong> Kooperation<br />

zwischen Sport <strong>und</strong> Staat. Dabei ist auch eine beson<strong>der</strong>e<br />

Bescheidenheit vonnöten. Er bedarf schließlich auch einer<br />

gegenseitigen Vertraulichkeit <strong>der</strong> beteiligten Partner. Nicht<br />

immer ist dabei Öffentlichkeit angesagt. Öffentlichkeit ist<br />

gerade im Anti-Doping-Kampf wohl ein demokratisches<br />

Gebot, doch sie hat zum richtigen Zeitpunkt zu erfolgen, <strong>und</strong><br />

sie hat den Schutz <strong>der</strong> Individuen zu gewährleisten. Auch<br />

dieser Rechtsanspruch besteht zu Recht in <strong>der</strong> Welt <strong>des</strong><br />

Sports, <strong>und</strong> er muss beachtet werden.<br />

15


V<br />

or 40 <strong>und</strong> mehr Jahren ging <strong>der</strong> junge Medizinstudent Helmut<br />

Pabst in <strong>der</strong> Basketball-Bun<strong>des</strong>liga für die Münchner Vereine Post<br />

SV <strong>und</strong> TSV 1860 auf Punktejagd. Ein Jäger im übertragenen Sinn ist<br />

<strong>der</strong> Sportarzt Dr. Helmut Pabst, 64, auch heute noch: Er jagt Dopingsün<strong>der</strong>.<br />

Seit nunmehr 13 Jahren. 1994 gründete <strong>der</strong> Münchner<br />

gemeinsam mit dem Wuppertaler Polizisten <strong>und</strong> deutschen Leichtathletikmeister<br />

(4x400 m) Klaus Wengoborski, 68, die Firma Physical Work<br />

Control GmbH (PWC). PWC löste damals mit zunächst 20 Mitarbeitern<br />

die TÜV-Tochter German Control ab <strong>und</strong> übernahm für den deutschen<br />

Sport die nationalen Wettkampf- <strong>und</strong> Trainingskontrollen. Seit 2004<br />

testet die in Gilching bei München ansässige Firma auch international,<br />

unter an<strong>der</strong>en werden die PWC-Kontrolleure von <strong>der</strong> Weltantidoping-<br />

Agentur Wada auf den Weg geschickt. Ende August besuchte das<br />

"Olympische Feuer" (OF) Helmut Pabst zum Interview über die Arbeit<br />

von PWC im oberbayerischen Bad Wiessee, wo er sich nach einer<br />

schweren Knie-Operation zur Rehabilitation aufhielt.<br />

OF: Kleine Scherzfrage zum Auftakt: Wenn <strong>der</strong> Chefkontrolleur<br />

ges<strong>und</strong>heitlich wie Sie außer Gefecht ist, haben es Betrüger dann<br />

beson<strong>der</strong>s leicht?<br />

PABST: Nein, mit Sicherheit nicht. Wir sind inzwischen eine Truppe,<br />

die auf 95 Mitarbeiter angewachsen ist, da sind alte Hasen dabei, die<br />

strenger kontrollieren als <strong>der</strong> Chef selber.<br />

OF: Wo <strong>und</strong> wie rekrutiert die Firma PWC ihre Kontrolleure, herrscht<br />

großer Andrang in dieser Branche?<br />

PABST: Früher war das so, dass wir die Kontrolleure über die Kontrolleure<br />

rekrutiert haben. Das heißt: Wir haben viele Polizisten <strong>und</strong><br />

Bun<strong>des</strong>wehrler in unseren Reihen, frühpensionierte o<strong>der</strong> pensionierte,<br />

die haben dann gesagt: da ist wie<strong>der</strong> einer, den könnten wir brauchen,<br />

da kenn` ich jemanden. So ging das in den ersten Jahren.<br />

Inzwischen geben wir, wenn es dringend ist, auch mal Annoncen in<br />

regionalen Zeitungen auf. Seit eineinhalb Jahren, seit die Dopingberichterstattung<br />

immer stärker geworden ist, stapeln sich bei uns die<br />

Bewerbungen. Wir können jetzt gezielt aussuchen.<br />

OF: Was steht für die Kontrolleure am Anfang?<br />

PABST: Für die Kandidaten gibt es zunächst Einführungsseminare, in<br />

Berlin <strong>und</strong> Köln, da bekommen sie erklärt, zu welchen Konditionen sie<br />

arbeiten können. Wir arbeiten mit freien Mitarbeitern, die dürfen sich<br />

ihre Arbeit selbst einteilen <strong>und</strong> können auch schon mal einen Auftrag<br />

ablehnen. Daraus kann dann ein Personalproblem für uns werden. Die<br />

Mitarbeiterdichte ist inzwischen aber gut. Wichtig ist, dass <strong>der</strong> Athlet<br />

nicht immer von denselben Leuten kontrolliert wird.<br />

OF: PWC kommt ohne Festangestellte aus?<br />

PABST: Nein, inzwischen gibt es fünf. Unter ihnen den Sportwissenschaftler<br />

Dr. Kirchbichler, <strong>der</strong> jetzt die Einsätze <strong>der</strong> Mediziner bei den<br />

Blutkontrollen koordiniert.<br />

"Die Leute aus dem Hintergr<strong>und</strong> <strong>des</strong><br />

Sportlers sind unsere Kontrahenten"<br />

Dr. Helmut Pabst, Chef <strong>der</strong> Doping-Kontroll-Firma (PWC)<br />

16<br />

OF: Was sind die wichtigsten Kriterien eines Mitarbeiterprofils, wer<br />

hat dieses Profil erstellt?<br />

PABST: Was wir brauchen, ist aus <strong>der</strong> Erfahrung <strong>der</strong> letzten 15 Jahre<br />

erwachsen. Wir brauchen Leute, die sehr souverän auftreten können,<br />

die davon überzeugt sind, richtig zu handeln, seriös <strong>und</strong> neutral, <strong>und</strong><br />

die den Job nicht zur Profilierung nutzen. Geht es dennoch in die<br />

Richtung, wird er gebremst - o<strong>der</strong> er arbeitet nicht mehr für mich.<br />

Wichtig ist Stressresistenz, nicht so sehr bei Einzel-, aber bei Wettkampfkontrollen.<br />

Die sind <strong>des</strong>halb stressig, weil es lei<strong>der</strong> immer noch<br />

nicht eine Harmonisierung aller Kontrollen gibt. Je<strong>der</strong> weiß was<br />

an<strong>der</strong>es. Wir haben uns mit <strong>der</strong> nationalen Behörde Nada geeinigt,<br />

nach den von uns erarbeiteten Richtlinien vorzugehen. Bei Wada-<br />

Aufträgen ist <strong>der</strong> Wada-Code maßgebend, <strong>der</strong> "standard of testing".<br />

OF: Die örtlichen Vorrichtungen für die Kontrollen sind ebenfalls<br />

uneinheitlich. Gibt`s dann Probleme?<br />

PABST: Nur bei <strong>Olympischen</strong> Spielen ist alles vorhanden, was wir<br />

brauchen. Oft sind die Räumlichkeiten eingeschränkt, dann werden<br />

Mitarbeiter schon mal nervös. Das kann ich nicht vertragen, da musst<br />

du die Ruhe selbst sein.<br />

OF: Der Bedarf an Kontrolleuren nimmt offenbar ständig zu, zumal<br />

die spektakulären Dopingfälle <strong>der</strong> jüngsten Vergangenheit bei Verbänden<br />

zu einem Antidoping-Aktionismus geführt haben.<br />

OF-INTERVIEW


PABST: Ja, das ist Aktionismus pur.<br />

OF: Wird PWC <strong>der</strong> Nachfrage noch Herr?<br />

PABST: Noch ist es nicht so, dass wir passen müssen. Aber die<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen werden immer komplexer. Früher mussten wir nur<br />

hinfahren zum Wettkampf <strong>und</strong> kontrollieren, heute verlangen die<br />

Verbände, dass wir schon im Vorfeld die gesamte Kontrollstruktur<br />

aufbauen.<br />

OF: Wer sind die Auftraggeber von PWC, nationale Institutionen bei<br />

Trainingskontrollen <strong>und</strong> bei Wettkampfkontrollen auch internationale?<br />

PABST: Nationale Trainingskontrollen<br />

machen wir nur<br />

für die Nada, 4.000 bis 4.500<br />

im Jahr. Man spricht davon,<br />

dass die Anzahl für 2008<br />

verdoppelt werden könnte.<br />

Dann werden wohl auch<br />

Blutkontrollen eingebaut.<br />

Deshalb bemühen wir uns<br />

jetzt um eine Ärzteriege, Blut<br />

darf, zumin<strong>des</strong>t in Deutschland,<br />

nur im Beisein von<br />

Medizinern getestet werden.<br />

Aufträge für Wettkampfkontrollen<br />

kommen von deutschen<br />

<strong>und</strong> internationalen<br />

Verbänden.<br />

OF: Gibt es Probleme mit diesem "standard of testing"?<br />

PABST: Bei unangemeldeten Trainingskontrollen. Das geht nur gut,<br />

wenn man ein klassisches "Whereabout" hat: Wo steckt <strong>der</strong> Athlet?<br />

Pflegt er seine Daten gut, entstehen keine Schwierigkeiten, meldet er<br />

sich nicht rechtzeitig ab, haben wir gleich Hänger drin. Bei Nada-<br />

Tests dürfen wir erst nach Anfahren aller vorgegebenen Adressen den<br />

Sportler anrufen. Bei <strong>der</strong> Wada muss zwei St<strong>und</strong>en gewartet <strong>und</strong><br />

dokumentiert werden, wo man überall war, <strong>und</strong> dann fährt man<br />

wie<strong>der</strong> nach Hause.<br />

OF: Die Sache mit <strong>der</strong> Abmeldepflicht, wann bekommen die Athleten<br />

das in den Griff?<br />

PABST: Wenn alle gelernt haben, mit dem Internet umzugehen.<br />

OF: Sind PWC-Kontrolleure allein unterwegs?<br />

PABST: Meist zu zweit, vor allem wenn mehrere Kontrollen gemacht<br />

werden müssen, einzelne an einem Ort können auch von einem<br />

vorgenommen werden, dagegen kann es keine juristischen Einwände<br />

geben.<br />

OF: Dass Dopingbetrüger Trickser sind, weiß man inzwischen. Sind<br />

PWC-Mitarbeiter noch auszutricksen, woher hat PWC Kenntnis von<br />

den Tricks?<br />

OF-INTERVIEW<br />

PABST: Wir tauschen unsere Erfahrungen aus, auch international, wir<br />

treffen uns zwei Mal im Jahr, da wird dann erzählt, wie gewisse Dinge<br />

passiert sind. Auf Kongressen hört man von diesen <strong>und</strong> jenen Tricks,<br />

das gibt man weiter. Natürlich kann man uns auch austricksen. In den<br />

meisten Fällen hat sich dann gezeigt: Wenn etwas nicht koscher war,<br />

waren die Sportler sichtbar unsicher <strong>und</strong> nervös. Wir haben jetzt eine<br />

Möglichkeit bekommen, eine Zweitprobe eine St<strong>und</strong>e später anzuordnen,<br />

wenn wir einen internen Verdacht haben. Dem Sportler gegenüber<br />

darf <strong>der</strong> jedoch nicht geäußert werden.<br />

OF: Gewissensfrage: Wer kontrolliert eigentlich die Kontrolleure?<br />

PABST: Das Problem beschäftigt mich seit zehn Jahren. Ich bin noch<br />

auf <strong>der</strong> Suche nach einem geeigneten Supervisor. Ich kriege schon<br />

mit, wenn Fehler passieren, die werden aufgelistet. Je<strong>der</strong> hat eine<br />

gewisse Obergrenze <strong>des</strong>sen, was er sich erlauben kann.<br />

OF: Sind Ärzte <strong>und</strong> Pharmakologen die eigentlichen Gegner <strong>der</strong><br />

Kontrolleure <strong>und</strong> nicht so sehr die Sportler?<br />

PABST: Richtig, die Leute aus dem Hintergr<strong>und</strong> <strong>des</strong> Sportlers sind<br />

unsere Kontrahenten. Ich sehe die Sportler zwar nicht in einer reinen<br />

Opferrolle, aber sie sind doch leicht verführbar.<br />

OF: Wer sind die schlimmeren Finger, Ärzte o<strong>der</strong> Pharmakologen?<br />

PABST: Die Pharmakologen, ein Mediziner weiß nicht, wie die<br />

Analyse <strong>und</strong> chemische Reaktionen ablaufen, ein krimineller Pharmazeut<br />

würde uns sehr wehtun.<br />

OF: Deutsche Sportler behaupten oft, ihr Kontrollsystem sei das<br />

Beste, an<strong>der</strong>e würden nicht so häufig getestet <strong>und</strong> seien <strong>des</strong>halb im<br />

Vorteil. Wie gut ist das deutsche System objektiv gesehen?<br />

PABST: Ich will vielen dieser Sportler Recht geben, dass unser System<br />

relativ gut ist, was die Durchführungsrichtlinien angeht, also wie wir<br />

kontrollieren. Lücken hat es sicher in dieser Beziehung: Der Testpool<br />

ist zu groß, 9.000 Athleten <strong>und</strong> nur 4.000 Kontrollen. Da hat je<strong>der</strong><br />

eine gute Chance, dass er davonkommt. Der neue nationale Testpool<br />

<strong>der</strong> Nada soll 1.900 Sportler betragen <strong>und</strong> die Kontrollanzahl verdoppelt<br />

werden, dann kommen wir auf vier bis fünf pro Jahr <strong>und</strong> Athlet.<br />

Dann könnte man von Benachteiligung sprechen, weil an<strong>der</strong>e nicht<br />

so oft kontrolliert werden, folglich dopen können. Wenn ich nur an<br />

Weißrussland denke, wo wir nicht so ohne weiteres einreisen können.<br />

Wir brauchen die internationale Harmonisierung <strong>der</strong> Kontrolle.<br />

OF: Zum Schluss aus Ihrer Sicht bitte ein Ausblick auf die Dopingkontrolle<br />

<strong>der</strong>, sagen wir, nächsten zehn Jahre. Geht das eher zum<br />

Positiven o<strong>der</strong> zu noch mehr Schwierigkeiten?<br />

PABST: Zum Positiven, weil <strong>der</strong> Druck <strong>der</strong> Medien zunimmt <strong>und</strong> sich<br />

wohl auch an<strong>der</strong>e Nationen diesem Druck beugen werden. Und es<br />

wird vermehrt über Blut kontrolliert, Blutprofile werden angelegt.<br />

Entscheidend für die Zukunft wird die Frage <strong>der</strong> Harmonisierung sein.<br />

Das Interview führt Michael Gernandt<br />

17


Spitzensport auf Talfahrt:<br />

Wenn För<strong>der</strong>prinzipien<br />

zur Disposition stehen<br />

Von Anno Hecker<br />

Bayer Leverkusen machte kurzen Prozess im Frühjahr:<br />

Nach Ende <strong>der</strong> Saison 2007/2008 müssen die Basketballprofis<br />

sehen, wo sie bleiben. Auch die Handball-<br />

Abteilung, die Volleyballer, die Hockeyspieler <strong>und</strong> die Leichtathleten<br />

kriegen kein Geld mehr von einem <strong>der</strong> größten<br />

privaten Sponsoren <strong>des</strong> deutschen Leistungssports. Fortan<br />

wird sich die Spitzensport-För<strong>der</strong>ung unter dem Bayerkreuz<br />

nur noch um die Pille drehen, um den Fußball. Weil die<br />

Kicker Rendite bringen - heißt es jedenfalls. Weil sich <strong>der</strong><br />

Millionenaufwand national wie international lohnt. Bayer<br />

bleibt also am Ball. Aber nicht mehr als großzügiger Mäzen,<br />

als Unternehmen von Weltrang, das über Jahrzehnte Spitzensport<br />

mit großem Erfolg för<strong>der</strong>te, weil es auch die<br />

gesellschaftspolitische Bedeutung ernst nahm: Basketball<br />

war für Generationen ein Sport, <strong>der</strong> in Leverkusen gelernt<br />

wurde, wo sich jugendliche Talente zu bew<strong>und</strong>erten Spielern<br />

entwickelten. Leichtathleten wuchsen im Schutz <strong>des</strong> Konzerns<br />

zu Olympiasiegern heran <strong>und</strong> zogen Millionen bei<br />

ihren Höhenflügen in ihren Bann. Dabei gab es eine Art<br />

Rückversicherung für das Risiko in einer Leistungssport-<br />

Karriere: Ausbildungsplätze für angehende Profis <strong>und</strong> die<br />

Chance, nach einem Fehlwurf als Spitzensportler, im Werk<br />

den Weg ins bürgerliche Leben zu finden. Die Rechnung geht<br />

nicht mehr auf. Bayer setzt heute auf die Quote. Wie das<br />

Fernsehen.<br />

Es hätte Proteste hageln müssen. Aber es geschah nicht viel.<br />

Als hätte sich mit Bayer einer unter vielen aus dem deutschen<br />

Spitzensport zurückgezogen, während <strong>der</strong> nächste<br />

schon wartet, die Position auszufüllen. Das Gegenteil ist zu<br />

befürchten. Die Entscheidung <strong>des</strong> Konzerns könnte Schule<br />

machen <strong>und</strong> die Existenz einiger Sportarten gefährden.<br />

Ersatz steht jedenfalls nicht bereit. Die großen nationalen<br />

wie internationalen Energieunternehmen setzen vorwiegend<br />

auf die Kicker. Schon klagen Sportsoziologen über den Verlust<br />

illustrer Idole als Triebfe<strong>der</strong>n einer wohl einzigartigen<br />

18<br />

deutschen Sportkultur.<br />

"Wir haben immer<br />

auch davon gelebt,<br />

dass wir Spieler hatten,<br />

die national,<br />

manchmal sogar<br />

international überragend<br />

spielten", sagt<br />

Leverkusens Basketball-Manager<br />

Otto<br />

Reintjes. "Viele<br />

Jugendliche kamen<br />

nach Leverkusen, um<br />

Harnisch o<strong>der</strong> Koch zu<br />

sehen, so zu spielen<br />

wie sie. Davon lebt <strong>der</strong><br />

Sport, auch <strong>der</strong> Breitensport.<br />

Schließlich<br />

orientieren sich die meisten an den Besten, auch wenn sie<br />

wissen, dass sie nie so weit kommen werden."<br />

Heldenschw<strong>und</strong> in <strong>der</strong> Heimat? Es gibt noch die Fußball-<br />

Nationalmannschaft <strong>und</strong> drüben, in Übersee, den Basketballstar<br />

Dirk Nowitzki, ein waschechter Würzburger. Und sonst?<br />

Wie wäre es mit den Größen <strong>der</strong> Leichtathletik-WM in<br />

Osaka. Hoch dekoriert kehrte die Werfergruppe <strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong><br />

von Japan heim. Um dann festzustellen, dass man<br />

selbst mit Gold, Silber <strong>und</strong> Bronze beim berühmten Istaf in<br />

Berlin nicht glänzen kann. Jedenfalls machte <strong>der</strong> Veranstalter<br />

klar, dass er Hammer- <strong>und</strong> Diskuswerfern das Tor zu seiner<br />

Sportwelt nicht öffnen werde: Sie passten nicht in den<br />

Zeitplan. So blieb es bei <strong>der</strong> Cabrio-Tour eines verdienten<br />

Medaillengewinners. Und <strong>der</strong> Feststellung, dass selbst Leistung<br />

nicht mehr zählt. Eine olympische Kernsportart verliert<br />

mehr <strong>und</strong> mehr den Boden unter den Füßen. Im wahrsten<br />

Sinne <strong>des</strong> Wortes geschieht das nun in Stuttgart: Das Leichathletik-Stadion<br />

wird in eine reine Fußball-Arena umgewandelt.<br />

Stimmt die These vom inszenierten Vorbild als Zugpferd für<br />

die Entwicklung <strong>und</strong> Pflege eines Sportes, dann gräbt das<br />

Fernsehen den traditionellen Sportarten wie <strong>der</strong> Leichtathletik<br />

die Basis ab. Vielleicht hätte Leipzig den Zuschlag für die<br />

Hallen-EM erhalten, wenn ein öffentlich-rechtlicher Sen<strong>der</strong><br />

in seinem Bildungsauftrag die Verpflichtung gesehen hätte,<br />

das Signal zu garantieren. Er sah sie nicht. Niemand ist im<br />

Bilde.<br />

Vielleicht gibt die Freiluft-Weltmeisterschaft 2009 in Berlin<br />

<strong>der</strong> deutschen Leichtathletik noch mal einen Schub, so wie<br />

sich das die Turner von <strong>der</strong> WM in Stuttgart versprechen: Ein<br />

Fest, ein Sieger, ein Held wie Hambüchen aber reicht nicht,<br />

die Nation in die Kniebeuge zu zwingen. Sie tut es längst<br />

von selbst: Marathon-Läufe in Frankfurt, Köln o<strong>der</strong> Berlin


verlocken zwanzig-, dreißigtausend Menschen, eine Startnummer<br />

ans Trikot zu heften. Läufer o<strong>der</strong> Skater, die Woche<br />

für Woche trainieren, viele unorganisiert, jedenfalls nicht im<br />

Verein geb<strong>und</strong>en. Tausende Radfahrer messen sich landauf<br />

landab beim so genannten Radwan<strong>der</strong>n, was in <strong>der</strong> Praxis<br />

nichts an<strong>der</strong>es ist als ein Rennen unter (überwiegend) reinen<br />

Amateuren, Menschen, die lieben, was sie tun. In den vergangenen<br />

Jahren sind soviel Segelfans ins eigene Boot<br />

geklettert, dass man von einer deutschen Armada sprechen<br />

kann. Subkulturen, flankiert von Magazinen, berichten von<br />

Sportarten o<strong>der</strong> skurrilen Variationen, die <strong>der</strong> geneigte<br />

Fernsehzuschauer gar nicht zu sehen bekommt. Aber durchaus<br />

sehenswert sind, weil sie Artistik, Bewegungstalent <strong>und</strong><br />

Mut kombinieren. Diese wohl einmalige Sportkultur zeugt<br />

von den <strong>Deutschen</strong> als Aktivisten. Vermutlich haben sie<br />

keine Zeit o<strong>der</strong> keine Lust mehr, sich sonntags einen Dreispringer<br />

o<strong>der</strong> Rodler anzuschauen.<br />

Bayers Rückzug von <strong>der</strong> Spitzensportför<strong>der</strong>ung außerhalb<br />

<strong>des</strong> Fußballs ist vielleicht auch eine Reaktion auf diese Entwicklung.<br />

Auf die Frage, wie relevant die Kernsportarten<br />

noch sind. Braucht man einen Stabhochspringer, um ein<br />

Kulturgut zu retten? Eine Sportkrise steht <strong>der</strong> Bun<strong>des</strong>republik<br />

angesichts <strong>der</strong> tief verwurzelten Bewegungsleidenschaft von<br />

A (wie dem skurrilen Arschbomben-Springen) bis Z (wie dem<br />

atemraubenden Zehnkampf) nicht bevor. Vielleicht aber ein<br />

einschneiden<strong>der</strong> Wandel, noch beschleunigt durch die Aufklärung.<br />

O<strong>der</strong> sollte es nur im Radsport Doping geben? Das<br />

Treiben <strong>der</strong> Triathleten, in <strong>der</strong> Leichtathletik, im Fußball, in<br />

den Wintersportarten von Bobfahren über Biathlon, Ski-<br />

Langlauf bis hin zum Eisschnelllauf funktioniert nach den<br />

gleichen Prinzipen. Wo es ans Limit geht, werden Grenzen<br />

überschritten. Wie bei <strong>der</strong> Tour de France müssten ARD <strong>und</strong><br />

ZDF also aussteigen aus einem ihrer Wintermärchen, falls<br />

Jäger auf Ski zu Recht ins Fadenkreuz <strong>der</strong> Fahn<strong>der</strong> geraten.<br />

Werden die Sen<strong>der</strong> bei den Sommerspielen in Peking nicht<br />

abschalten müssen, falls sich <strong>der</strong> Sprint <strong>der</strong> Männer <strong>und</strong><br />

Frauen gleichzeitig als inoffizielle Weltmeisterschaft <strong>der</strong><br />

neuen Anabolika-Generation (Sarms) erweist?<br />

Lug <strong>und</strong> Betrug von Sportlern, Betreuern, Ärzten <strong>und</strong> Funktionären,<br />

über Jahrzehnte <strong>und</strong> trotz aller Skandale immer<br />

wie<strong>der</strong> fortgesetzt, haben das Ansehen <strong>des</strong> Spitzensports so<br />

stark beschädigt, dass es effektiver scheint, auf Kultursponsoring<br />

zu setzen. Umfragen bestätigen jedenfalls einen<br />

Meinungsumschwung in <strong>der</strong> Bevölkerung, vor allem eine<br />

Verallgemeinerung <strong>des</strong> Dopingphänomens. Demnach ist <strong>der</strong><br />

Spitzensport unterschwellig ein Spritzensport, in jedem Fall<br />

aber nicht mehr gut vorzeigbar. Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> ist<br />

es kein großer Schritt mehr, die Bun<strong>des</strong>för<strong>der</strong>ung für den<br />

organisierten Spitzensports zu hinterfragen. Weil man dem<br />

Steuerzahler nicht mehr vermitteln kann, Staatsamateure im<br />

Namen <strong>des</strong> Volkes in die Arena zu schicken, von <strong>der</strong>en Sauberkeit<br />

niemand überzeugt sein kann - o<strong>der</strong> darf?<br />

Die wesentlichen För<strong>der</strong>er einer goldwerten Ausbeute bei<br />

Winterspielen sind bislang neben dem Innenministerium die<br />

Bun<strong>des</strong>wehr <strong>und</strong> die Polizei. Sie müssten sich wohl zurückziehen,<br />

falls im nächsten Winter ein Enthüllungskapitel hier<br />

<strong>und</strong> da Dopingzwänge offenbarte. Die Bun<strong>des</strong>regierung hat<br />

sich schließlich einem dopingfreien Sport verschrieben.<br />

Übrig blieben dann Sportarten, die sich Kraft ihrer Stärke<br />

völlig unabhängig von einengenden Regelwerken bewegen:<br />

<strong>der</strong> Fußball als mächtigster Sportverband <strong>der</strong> Welt. Das<br />

Profiboxen als Privatshow ebenso wie die Formel 1. Das wäre<br />

das Ende <strong>des</strong> organisierten Sports. Deshalb ist <strong>der</strong> Rückzug<br />

von Bayer doch von weitreichen<strong>der</strong> Bedeutung. Denn Mäzene<br />

garantieren, so paradox es klingt, bis zu einem gewissen<br />

Grad auch eine gewisse Unabhängigkeit. Zumin<strong>des</strong>t in jenen<br />

Sportarten, die noch Spielraum lassen für eine duale Karriere.<br />

Es ist wohl kein Zufall, dass Dopingfälle dort seltener auftreten.<br />

Die Athleten mögen per se keine tugendhafteren Menschen<br />

sein. Aber sie haben die Freiheit, ohne Existenzverlust<br />

auszusteigen, ehe ein System den Verstoß gegen die Ethik<br />

<strong>des</strong> Sports verlangt. Diese Chance hat Bayer auch gewährt.<br />

Diese Möglichkeiten bieten Bun<strong>des</strong>wehr <strong>und</strong> Polizei. Falls<br />

Deutschland mit dem traditionellen Spitzensport als Ausweis<br />

seiner Leistungsfähigkeit werben will, dann muss es diesen<br />

Preis dafür zahlen. Und in Zukunft noch mehr.<br />

19


Ein Sportsommer zwischen<br />

Der Sportsommer spendet traditionell Kraft für die<br />

dunkle Jahreszeit. Das galt auch diesmal, wenngleich<br />

<strong>der</strong> Regen hin <strong>und</strong> wie<strong>der</strong> für kalte Duschen<br />

beim Radfahren, Laufen, Tennis- o<strong>der</strong> Golf spielen sorgte.<br />

Selbst körperlich aktiv zu sein, rettete in den letzten Monaten<br />

am ehesten das Gefühl, dass Sport gut tut - trotz<br />

allem. Denn <strong>der</strong> schwere Schatten <strong>der</strong> Dopingskandale <strong>und</strong><br />

Querelen, von <strong>der</strong> Tour de France über die Rad-Weltmeisterschaft<br />

bis hin zu dem späten Geständnis <strong>der</strong> Marion<br />

Jones verhagelte die Stimmung gründlich. Der Spitzensport<br />

steckt in dem Dilemma, den pharmazeutischen Missbrauch<br />

bekämpfen zu müssen, mit dem Dauerthema Nummer eins<br />

aber zugleich zum Spielver<strong>der</strong>ber zu werden. Vertrauen ist<br />

nicht mehr gut, Kontrolle muss sein.<br />

Ein Jammer, dass einem aufkommen<strong>der</strong> Jubel über Topleistungen<br />

oft im Halse stecken bleibt. Und ein Trost, dass es<br />

auch für den Sportfre<strong>und</strong> an den Bildschirmen <strong>und</strong> vor Ort<br />

doch noch Gr<strong>und</strong> zur Freude gibt. Auch wenn viele Sportarten<br />

darüber klagen, dass <strong>der</strong> Fußball in <strong>der</strong> öffentlichen<br />

Wahrnehmung die Sahne abräumt, sorgte <strong>der</strong> Volkssport<br />

Nummer eins zuletzt für ein positives Kontrastprogramm.<br />

Dass "Jogi" Löws Junglöwen sogar in Wembley die Englän<strong>der</strong><br />

vorführten, imponierte. Helle Begeisterung, wie sie eher<br />

selten geworden ist, entzündete sich an den Fußball-Weltmeisterinnen.<br />

Noch vor wenigen Jahren wäre es nicht<br />

vorstellbar gewesen, dass neun Millionen Deutsche am<br />

Fernsehschirm beim Finale gegen die spielstarken Brasilianerinnen<br />

mitfiebern. Selbst so seriöse Zeitungen wie die<br />

F.A.Z. entschlossen sich, diesem Ereignis die Hauptschlagzeile<br />

auf <strong>der</strong> Frontseite zu widmen. Ein Herbstmärchen im<br />

sommerlich heißen Schanghai. Dabei ist es auch erstaunlich,<br />

wie elegant <strong>der</strong> Fußball das Dopingproblem umdribbelt.<br />

An <strong>der</strong> Stadt Stuttgart lässt sich die Vielschichtigkeit <strong>des</strong><br />

mo<strong>der</strong>nen Hochleistungssports festmachen. Das Gezerre<br />

um die Rad-WM rückte die Rennen in den Schatten. Und<br />

<strong>der</strong> Fall Stefan Schumacher verlängerte die nervigen Titelkämpfe<br />

über ihren offiziellen Schluss hinaus. Da ging fast<br />

unter, dass die Leichtathletik-Kultstätte Daimler-Stadion,<br />

einst Schauplatz stimmungsvoller Europa- <strong>und</strong> Weltmeisterschaften,<br />

mit einem Fe<strong>der</strong>strich zum Abrissobjekt degradiert<br />

wurde. Nur noch matt leistete die olympische Kernsportart<br />

Wi<strong>der</strong>stand. Der Fußball, zumal in <strong>der</strong> Stadt <strong>des</strong><br />

aktuellen deutschen Meisters, beansprucht mit Macht auch<br />

20<br />

hier den Umbau zu einer <strong>der</strong> emotional verdichteten Arenen.<br />

Die Leichtathleten müssen sich damit begnügen, in<br />

kleinere Stadien auszuweichen. Und die WM 2009 im<br />

Berliner Olympiastadion könnte so etwas wie ein Schlussakkord<br />

werden. Dabei scheint es, aller Dopingprobleme zum<br />

Trotz, immer noch genügend Interesse zu geben. Dafür<br />

spricht die Zahl von 50.000 Zuschauern, die zum ISTAF,<br />

dem Internationalen Stadion-Fest, strömten. Viele von<br />

ihnen mussten verw<strong>und</strong>ert feststellen, dass die Weltmeisterinnen<br />

Franka Dietzsch (Diskus) <strong>und</strong> Betty Heidler (Hammer)<br />

ebenso fehlten wie <strong>der</strong> WM-Zweite Robert Harting


Frust <strong>und</strong> Freude Von Steffen Haffner<br />

(Diskus). Der Geschäftsführer <strong>des</strong> ISTAF hatte die drei Athleten,<br />

denen in Osaka <strong>der</strong> große Wurf gelungen war, kühl<br />

ausgeladen mit <strong>der</strong> Begründung, ihre Disziplinen seien<br />

nicht mehr attraktiv genug. Es wird höchste Zeit, dass die<br />

<strong>Olympischen</strong> Spiele von Peking die Maßstäbe wie<strong>der</strong><br />

zurechtrücken. Dann dürften auch die Kanuten <strong>und</strong> Fechter<br />

mehr Begeisterung auf sich ziehen als mit ihren Weltmeistertiteln<br />

in diesem Sommer. Und die Ru<strong>der</strong>er große Hoffnungen<br />

daran knüpfen, in die gewohnte Erfolgsspur zurück<br />

zu finden.<br />

In Stuttgart kam es bei <strong>der</strong> Turn-WM auch zum Gegenpol <strong>der</strong><br />

Hoffnung zum Radsport-Desaster. Und für die Perspektive <strong>der</strong><br />

Zuversicht sorgte allein ein Athlet. Dass Fabian Hambüchen<br />

aus Wetzlar mit Gold, Silber, Bronze einen kompletten<br />

Medaillensatz gewann, ist aller Ehren Wert. Der Jubel um den<br />

zwanzigjährigen Turner vom TV Nie<strong>der</strong>girmes Wetzlar entzündete<br />

sich aber über die Statistik hinaus an seiner fulminanten<br />

Reck-Kür <strong>und</strong> seinem vorbildlichen Auftreten. Solche Vorzeige-Athleten<br />

braucht <strong>der</strong> Sport, um <strong>der</strong> nachwachsenden<br />

Generation neue Orientierung zu bieten <strong>und</strong> zu sagen: Seht<br />

her, es sind nicht alles nur Lügner, Heuchler, Doper.<br />

21


22<br />

Wer will schon<br />

weichgespülten<br />

Männersport?<br />

Von Bianka Schreiber-Rietig


Beim Feiern nehmen sie es schon lange mit den Männern<br />

auf. Und auf dem Platz mittlerweile auch: Das<br />

deutsche Frauen-Fußball-Nationalteam holte zum<br />

zweiten Mal den Weltmeistertitel mit Einsatz gegen technisch<br />

<strong>und</strong> spielerisch sehr starke Brasilianerinnen. Der Frauenfußball<br />

- das wurde bei <strong>der</strong> WM im fernen China deutlich -<br />

ist weiter auf dem Vormarsch, gewinnt an Qualität <strong>und</strong> Fans,<br />

zumin<strong>des</strong>t was die Nationalmannschaft angeht. Auch die<br />

Männerwelt, sprich Trainer <strong>und</strong> Spieler, nimmt das zur Kenntnis,<br />

vermutlich nicht zuletzt <strong>des</strong>halb, weil <strong>der</strong> Präsident <strong>des</strong><br />

<strong>Deutschen</strong> Fußball-Bun<strong>des</strong> (DFB), Theo Zwanziger, <strong>der</strong> oberste<br />

Fan <strong>und</strong> För<strong>der</strong>er ist. "Die Zukunft ist weiblich", hat <strong>der</strong> DFB<br />

überraschen<strong>der</strong> Weise schon länger erkannt <strong>und</strong> macht sich<br />

nun stark für das schwache Geschlecht auf dem Rasen.<br />

Nachholbedarf gibt es da natürlich, denn als in den 70er<br />

Jahren <strong>der</strong> Ligabetrieb anfing, hatten die Herren für Frauen<br />

auf dem Spielfeld kaum etwas übrig. Fußball war nach wie vor<br />

die Männerdomäne. Zugegeben: Meistens<br />

war damals das Gekicke auf dem<br />

Platz nicht gerade eine ästhetische,<br />

athletische Darbietung. Bun<strong>des</strong>trainer<br />

Jogi Löw, <strong>der</strong> sich heute mit seiner<br />

Kollegin Silvia Neid über den Titel freut,<br />

gesteht, dass er sich noch vor zehn<br />

Jahren mit Grausen vom Frauenfußball<br />

abgewandt hat. Doch heute zollt er<br />

Anerkennung. "Das Spiel ist technisch<br />

anspruchsvoller geworden, auch deutlich<br />

athletischer", schreibt er im "Stern".<br />

Und auch Franz Beckenbauer, Paul<br />

Breitner o<strong>der</strong> Berti Vogts werden nicht<br />

gerne an ihre hämischen Bemerkungen<br />

über kickende Frauen erinnert.<br />

Spätestens mit dem ersten Weltmeistertitel<br />

2003 in den USA, dem Land, in<br />

dem Mädchenfußball schon lange zum<br />

Schulsportangebot gehörte, verstummte<br />

<strong>der</strong> Rest <strong>der</strong> Spötter. Mauerblümchendasein<br />

ade - Frauenfußball wurde<br />

salonfähig, nicht zuletzt weil <strong>der</strong> WM-<br />

Sieg genau in die Zeit fiel, in <strong>der</strong> die<br />

Männertruppe international zur "Gurkentruppe"<br />

avanciert war. Und da nahm<br />

die Fan-Gemeinde gerne einen Frauen-<br />

WM -Titel als Entschädigung. Mittlerweile<br />

heißt die Auffor<strong>der</strong>ung nicht<br />

mehr "Kick it like Beckham", son<strong>der</strong>n<br />

"Kick it like Birgit, o<strong>der</strong> Martha o<strong>der</strong><br />

Renate..."<br />

Die Frauen spielen ihr Spiel. Es ist<br />

an<strong>der</strong>s als das <strong>der</strong> Männer - körperbe-<br />

dingt. Manche Kickerin ist technisch besser als <strong>der</strong> eine o<strong>der</strong><br />

an<strong>der</strong>e Bun<strong>des</strong>ligaprofi, konditionell <strong>und</strong> läuferisch auf <strong>der</strong><br />

Höhe <strong>des</strong> Geschehens. Nur Positives sieht das Auge <strong>des</strong><br />

Betrachters im Freudentaumel über die deutschen Frauen...<br />

wäre da nicht auch Negatives in Fernost unangenehm aufgefallen.<br />

Der Frauenfußball ist ein gutes Beispiel dafür, wie sich durch<br />

Erfolgsdruck, gestiegenes Medieninteresse <strong>und</strong> vor allem<br />

wachsende Kommerzialisierung eine Sportart nicht nur<br />

rasant entwickelt, son<strong>der</strong>n wie sich auch ganz schnell die<br />

unschönen Seiten <strong>des</strong> weiblichen Kickens bemerkbar machen.<br />

Mehr Fouls, mehr Härte, mehr Unfairness waren doch auffällig,<br />

wenn es auch im Verhältnis zu manchen Männer-Begegnungen<br />

noch eher als harmlos einzustufen ist. Mit (üblen)<br />

Tricks werden die Gegnerinnen gestoppt, zu Fall o<strong>der</strong> zur<br />

Verzweiflung gebracht, vor allem auch dann, wenn Technik<br />

o<strong>der</strong> Schnelligkeit doch noch zu wünschen übrig lassen. Aber<br />

23


auch manche Asse haben im Training das eine o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e<br />

versteckte Foul geübt. "Die Zweikämpfe werden nun voll<br />

durchgezogen", schreibt <strong>der</strong> Bun<strong>des</strong>trainer in seinem <strong>Zeitschrift</strong>enbeitrag.<br />

Wobei er offen lässt, was er mit "voll durchgezogen"<br />

meint. Somit: Willkommen im Männerclub. Auch<br />

Frauen sind im wirtschaftlich orientierten Spielbetrieb angekommen,<br />

<strong>der</strong> da heißt: Erfolg bedeutet Vermarktung, Vermarktung<br />

bedeutet Kohle <strong>und</strong> nicht zuletzt wachsen<strong>des</strong><br />

Prestige. Was in <strong>der</strong> Praxis auch heißt: Vorbei mit Weichspüler-Fußball,<br />

Härte (Unfairness?) ist angesagt.<br />

Vieles im Sport wird auch heute noch häufig unter dem<br />

männlichen Blickwinkel betrachtet, behandelt <strong>und</strong> verkauft.<br />

Sportler dominieren nach wie vor die Schlagzeilen, Sportlerinnen<br />

agieren meist unter ferner liefen. Zumin<strong>des</strong>t, wenn es<br />

um die Leistung geht <strong>und</strong> nicht um Aussehen o<strong>der</strong> Skandale.<br />

Mann, Mann, Mann!<br />

Nicht zuletzt ist dieses In-<strong>der</strong>-zweiten-Reihe-Stehen auch<br />

<strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>, warum Frauen im Spitzenbereich bereit sind - <strong>und</strong><br />

das gilt nicht nur für den Sport - die besseren Männer werden<br />

zu wollen <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Blödheiten zu übernehmen. Wann<br />

ist <strong>der</strong> Mann ein Mann? Es ist gut, dass Frauen heute nahezu<br />

alle Sportarten offen stehen, aber mittlerweile gibt es aus<br />

besagten Gründen Entwicklungen, die man nicht mehr gut<br />

heißen kann.<br />

Siehe Boxen: Es gibt viele Frauen, die das variable Training<br />

<strong>und</strong> den Kampf mit dem Punchingball o<strong>der</strong> dem Sandsack<br />

schätzen, aber die Art <strong>der</strong> medialen Kirmesveranstaltungen,<br />

die inflationsartig über die Bildschirme flimmern, stößt ab.<br />

Stellt sich bei den Männern im Ring schon die Frage, ob<br />

mäßige Leistung <strong>und</strong> überdimensionale Kampfbörse in Relati-<br />

24<br />

on stehen <strong>und</strong> die Prämie nicht als Schmerzensgeld unter die<br />

Zuschauer verteilt werden müsste, so wird das Gefighte <strong>der</strong><br />

Frauen manchmal eher zur Rocky Horror Picture Show - <strong>und</strong><br />

lässt schnell zur Fernbedienung greifen.<br />

Manager, aber auch Medienleute verkaufen diese beson<strong>der</strong>e<br />

Art <strong>der</strong> Peep-Shows als sportlich anspruchsvolle Kämpfe. Egal<br />

ob abgehalfterte Männer o<strong>der</strong> schlagkräftige Puppis im Ring:<br />

Der Sportart tut das nun nicht gerade gut - <strong>und</strong> den Akteuren<br />

erst recht nicht. Zumal es da in erster Linie um Profis geht, die<br />

den Ruf <strong>der</strong> Amateurboxer gleich mit kaputt machen.<br />

Das scheint aber heute vielen Funktionären <strong>und</strong> Managern<br />

egal zu sein: Mangels männlichen Nachwuchses sind Frauen<br />

mittlerweile willkommen, werden Aushängeschil<strong>der</strong> <strong>und</strong><br />

mediale Zugpferde für Sportarten, die eigentlich eher <strong>der</strong><br />

Vergangenheit angehören. Gewichtheben etwa. Wer da sieht,<br />

wie sich Frauen zum Mannweib machen lassen, <strong>der</strong> begreift<br />

die weibliche Gedankenwelt kaum noch. Wie, so fragt man<br />

sich, kann frau sich so mästen (lassen), um am Ende mit<br />

irreparablen körperlichen Schäden die Hantel fallen zu lassen?<br />

Ist das "Gewicht machen" bei Männern schon mehr als fragwürdig,<br />

dann bei Frauen erst recht.<br />

Wenn schon die Ästhetik keine Rolle spielt, dann doch<br />

wenigstens die Ges<strong>und</strong>heit. Doch auch hier handeln Frauen<br />

leichtfertig. Gerade, wenn sie erwarten, dass sie mit sportlichem<br />

Erfolg auch ihre Lebensumstände verbessern, ja in die<br />

Prominentenriege aufsteigen o<strong>der</strong> in totalitären Staaten<br />

Privilegien erreichen können, dann scheint vielen alles egal:<br />

Da werden Frauen zum sprintstarken, pharmazeutischen<br />

Experiment, zur Muskel bepackten Kraftmeierin, zur beweglichen<br />

Gummi-Kindfrau - zu Risiken <strong>und</strong> Nebenwirkungen<br />

fragen Sie bloß nicht ihren Arzt<br />

o<strong>der</strong> Apotheker...<br />

Marion Jones wurde mit ihren fünf<br />

Medaillen olympische Leichtathletik-<br />

Königin von Sydney, ließ sich als<br />

Vorbild feiern, unterschrieb Werbe<strong>und</strong><br />

Fernsehverträge ohne schlechtes<br />

Gewissen, ohne Unrechtsbewusstsein.<br />

Eine personifizierte Lebenslüge<br />

<strong>und</strong> Produkt <strong>des</strong> verkommenen<br />

Spitzensports, in dem sich niemand<br />

mehr Gedanken macht, welchen<br />

Preis man letztendlich für den Erfolg<br />

bezahlen muss. Gerade vermeintliche<br />

Superdiven, die sich mit Manipulation<br />

an die Spitze gedopt haben,<br />

werden nicht nur mit dem Makel <strong>der</strong><br />

Betrügerin, son<strong>der</strong>n auch mit <strong>der</strong><br />

Angst leben müssen, welche Folgen<br />

die chemischen Trainingseinheiten


für sie selbst o<strong>der</strong> ihren Nachwuchs haben könnten. "Das Leben<br />

danach, aber beson<strong>der</strong>s die Schwangerschaft war für mich die<br />

Hölle." So beschrieb eine Athletin die Zeit nach dem sportlichen<br />

Höhenflug.<br />

Aber: Für viele Athletinnen gilt das Hier <strong>und</strong> Jetzt. Wenn<br />

schon die Leistung nicht interessiert, dann macht man eben<br />

an<strong>der</strong>weitig Schlagzeilen. Manche verlieren die Bodenhaftung,<br />

leben in einer eigenen irrealen Welt. Hauptsache, die<br />

Kasse stimmt, die Scheinwerfer richten sich auf sie. Und dann<br />

prügeln sich beispielsweise in Übersee Eishockeyspielerinnen<br />

überwiegend <strong>und</strong> regelmäßig bei ihren Matches, weil ihnen<br />

das Einschaltquoten <strong>und</strong> somit Aufmerksamkeit garantiert.<br />

Das Ergebnis bleibt so Nebensache.<br />

Da werden Schlammcatcherinnen direkt sympathisch, weil<br />

man bei <strong>der</strong>en Event nichts an<strong>der</strong>s erwartet als Show: Leicht<br />

bekleidete Frauen werfen sich <strong>und</strong> Dreck durch die Gegend -<br />

was schon einen gewissen symbolischen Charakter hat.<br />

Frauen haben in relativ kurzer Zeit auch im Sport sehr viel<br />

erreicht <strong>und</strong> manche Sportart vor dem<br />

Showdown gerettet. Doch noch immer<br />

werden ihre Leistungen weniger anerkannt,<br />

schlechter vermarktet <strong>und</strong><br />

bezahlt als die <strong>der</strong> Männer. Noch immer<br />

gibt es Vorbehalte gegen Frauen, die<br />

sich etwa für American Football, Rugby,<br />

o<strong>der</strong> Motorradrennen interessieren.<br />

Und Frauen stehen ihre Frau, gehen an<br />

ihre körperlichen Grenzen <strong>und</strong> freuen<br />

sich über seriöse Erfolge. Doch manche<br />

Athletinnen überschreiten - getrieben<br />

von unges<strong>und</strong>em Ehrgeiz o<strong>der</strong> einem<br />

unguten Umfeld - Grenzen: körperliche,<br />

gesellschaftliche, mediale <strong>und</strong> wirtschaftliche.<br />

Und geraten in einen Teufelskreis,<br />

aus dem sie nicht mehr heraus<br />

kommen. Nicht selten endet alles in<br />

Skandalen, die auch im Sport oft Frauen<br />

weniger verziehen werden als Männern,<br />

denn Frauen tun so was einfach nicht.<br />

Wenn Erik Zabel heult, dann wird sein<br />

Geständnis, gedopt zu haben, als Einsicht<br />

<strong>des</strong> verlorenen Sohnes beurteilt,<br />

<strong>und</strong> er wird in Gnaden wie<strong>der</strong> aufgenommen.<br />

Manche Frauen - etwa Sprinterin<br />

Katrin Krabbe - schafften es nicht<br />

mit Krokodilstränen, dass die Sportwelt<br />

gnädig war. Die Hexenjagd wurde<br />

eröffnet, obwohl sie nichts an<strong>der</strong>es<br />

getan hatte als <strong>der</strong> Kollege. Aus Fehlern<br />

lernen? Im Sportbusiness nicht immer<br />

einfach, wenn man/frau mit "bösen Taten" zu Erfolgen<br />

kommt.<br />

Mit "schmutzigem Lorbeer" haben die DFB-Kickerinnen nichts<br />

im Sinn. Dafür sind sie zu gut, <strong>und</strong> als gestandene Frauen<br />

wissen sie, dass Spielfreude <strong>und</strong> Leidenschaft alleine nicht<br />

reichen, son<strong>der</strong>n sie weiter an Technik, Taktik <strong>und</strong> Athletik<br />

arbeiten müssen. Die Männer haben es vorgemacht, wie es<br />

nicht geht: Sattheit, Überalterung, Standfußball - aus dem<br />

Tief herauszukommen, hat gedauert. Nicht zuletzt auch<br />

<strong>des</strong>wegen, weil alle Beteiligten zu lange <strong>der</strong> Meinung waren,<br />

dass sich am deutschen Fußballwesen nach wie vor die Welt<br />

orientiert. Die hatte sich aber weiter gedreht <strong>und</strong> entwickelt.<br />

Nicht nur die kickenden Frauen haben es - gerade nach den<br />

ersten Warnsignalen in China - in <strong>der</strong> Hand, dass Kommerz<br />

<strong>und</strong> Medieninteresse nicht das einzige sind, von dem "mann"<br />

dann spricht - schließlich sind selbstbewusste Frauen nicht<br />

nur bereit, son<strong>der</strong>n auch fähig, aus Fehlern zu lernen. Deshalb<br />

gilt: Rote Karte für alle sportlichen Blödheiten, seien sie<br />

männlich o<strong>der</strong> weiblich.<br />

25


Fußball gegen Armut<br />

<strong>und</strong> Apartheid?<br />

Wie Kapstadts Bürgermeisterin Helen Zille sich<br />

auf die WM 2010 einstellt Von Günter Deister<br />

Sie sagt Sätze wie: "Die FIFA ist ein Diktator." O<strong>der</strong>: "Ich<br />

habe die WM nur geerbt." O<strong>der</strong>: "Es ist, als wenn man<br />

ein Baby angetragen bekommen hat. Wenn man es<br />

angenommen hat, dann muss man es hegen <strong>und</strong> pflegen."<br />

O<strong>der</strong>: "Hauptsache ist, für die Armen neue Jobs zu schaffen<br />

<strong>und</strong> die Infrastruktur zu verbessern." O<strong>der</strong>: "Wenn wir es gut<br />

machen, wird es die Meinung <strong>der</strong> Welt über Südafrika verän<strong>der</strong>n,<br />

<strong>und</strong> das Land wird sich im Stolz vereinen." O<strong>der</strong>: "Wir<br />

sind zum Erfolg verurteilt. An uns wird es nicht liegen."<br />

26<br />

Helen Zille sagt diese Sätze hoch oben im sechsten Stock <strong>des</strong><br />

Rathauses von Kapstadt. Es sind Sätze <strong>des</strong> Zwiespalts, <strong>und</strong><br />

wer aus dem Fenster guckt, findet eine Bebil<strong>der</strong>ung. Zu Füßen<br />

liegt <strong>der</strong> Busbahnhof. Mit seinem Gewusel von Tausenden um<br />

h<strong>und</strong>erte von Bus-Taxen ist er <strong>der</strong> Verkehrsknotenpunkt <strong>der</strong><br />

südafrikanischen Metropole. Hier kommen <strong>und</strong> gehen die<br />

Schwarzen aus den Vorstädten. Im Norden fällt <strong>der</strong> Blick auf<br />

den Tafelberg, <strong>der</strong> nicht nur Blickfang ist son<strong>der</strong>n auch eine<br />

steinerne Mauer. Sie trennt das dynamisch wachsende Kap-


stadt von den Cape Flats, wo in den Townships die<br />

Armut zu Hause ist. Im Süden sieht man die<br />

Waterfront, jährlich Treffpunkt von Millionen von<br />

Touristen. Und daneben am Greenpoint wächst,<br />

markiert durch eine Landschaft von Kränen, ein<br />

Stadion heran.<br />

Die weißen Gegner sehen in dem Bauwerk ein<br />

Furunkel, welches das prächtige Bild <strong>der</strong> Stadtschönheit<br />

am Kap <strong>der</strong> Guten Hoffnung verschandelt.<br />

Und es entsteht in einem Filetstück <strong>der</strong> Stadt,<br />

das ganz an<strong>der</strong>s nutzbar zu machen wäre. Für<br />

viele Schwarze ist die entstehende Arena ein<br />

Symbol. Sie glauben daran, dass die Fußball-<br />

Weltmeisterschaft 2010 vor allem für sie Rendite<br />

abwirft.<br />

Helen Zille ist seit dem Frühjahr 2006 die Bürgermeisterin<br />

von Kapstadt. Das hat sie einzigartig<br />

gemacht. Es war eine politische Sensation, als sie<br />

mit ihrer Partei <strong>der</strong> Demokratischen Allianz (DA)<br />

<strong>und</strong> einigen Splitterparteien die Herrschaft <strong>des</strong><br />

Südafrikanischen Nationalkongresses (ANC) in <strong>der</strong><br />

"Mutterstadt" beendete. Der ANC, die Partei <strong>der</strong><br />

Schwarzen, regiert in Südafrika mit einer Dreiviertel-Mehrheit.<br />

Die DA, die noch immer als die<br />

Partei <strong>der</strong> Weißen <strong>und</strong> <strong>der</strong> oberen Mittelschicht<br />

gilt, erhielt bei <strong>der</strong> letzten Wahl lan<strong>des</strong>weit nur 12<br />

Prozent <strong>der</strong> Stimmen; das entspricht ungefähr<br />

dem Anteil <strong>der</strong> Weißen an <strong>der</strong> Gesamtbevölkerung.<br />

Und nun hatte Helen Zille, 12 Jahre nach Abschaffung<br />

<strong>der</strong> Apartheid <strong>und</strong> Einführung <strong>der</strong> Demokratie,<br />

dem ANC die erste Nie<strong>der</strong>lage beigebracht.<br />

Das hatte Folgen. Der ANC probte den Umsturz bis<br />

hin zum Versuch, über eine Verfassungsän<strong>der</strong>ung<br />

die Kontrolle über die Stadt wie<strong>der</strong>zugewinnen.<br />

Die vom ANC dominierte Provinzregierung am<br />

Westkap, eigentlich zu einer großen Koalition mit<br />

Kapstadt verpflichtet, schaltete auf Blockade. Und<br />

auch für Helen Zille selbst begann eine höchst<br />

ungemütliche Zeit. Bei Versammlungen in Schwarzensiedlungen<br />

flogen ihr Stühle um die Ohren.<br />

Und erst vor wenigen Wochen geschah es, dass<br />

die Polizei ihrer Stadt auch vor ihr nicht Halt<br />

machte. Sie wurde vorübergehend festgenommen,<br />

wegen Teilnahme an einer "unangemeldeten"<br />

Demonstration gegen Drogendealer.<br />

Helen Zille ficht das nicht an. Das Kind deutscher<br />

jüdischer Emigranten aus Dessau <strong>und</strong> Essen <strong>und</strong><br />

Großnichte von Heinrich Zille, dem "Milljöh"-<br />

Zeichner <strong>und</strong> Chronisten <strong>der</strong> Berliner Unterklasse,<br />

hat ein Leben lang im Ausnahmezustand gelebt.<br />

27


Vor 56 Jahren in Johannesburg geboren, schloss sich Helen<br />

Zille früh <strong>der</strong> Anti-Apartheidbewegung an. Gegen Rassismus<br />

zu sein, das war Gesetz ihrer Familie, <strong>und</strong> das hat sie mit <strong>der</strong><br />

Muttermilch eingesogen. Als Journalistin sorgte sie weltweit<br />

für Schlagzeilen, als sie das Verbrechen am Bürgerrechtler<br />

Steve Bikko enthüllte: Kein Selbstmord, wie es die rassistische<br />

weiße Regierung darzustellen versuchte, son<strong>der</strong>n Tod durch<br />

Erschlagen.<br />

Getroffen hat Helen Zille im Nach-Apartheid-Staat <strong>der</strong> Vorwurf<br />

aus dem ANC, die Bürgermeisterin <strong>und</strong> seit dem Frühjahr<br />

auch DA-Vorsitzende, spiele die rassistische Karte durch<br />

Benachteiligung <strong>des</strong> schwarzen Bevölkerungsteils: "Genau das<br />

Gegenteil ist <strong>der</strong> Fall. Die Partei, die in Südafrika wie<strong>der</strong><br />

rassistisch argumentiert, ist <strong>der</strong> ANC. Sie sehen nur die Hautfarbe."<br />

In Desmond Tutu hat Helen Zille einen starken Sympathisanten<br />

<strong>und</strong> Unterstützer. Sie solle sich einen Stahlhelm<br />

besorgen <strong>und</strong> sich notfalls in seine Kirche flüchten, hat <strong>der</strong><br />

ehemalige Erzbischof von Kapstadt <strong>und</strong> Friedensnobelpreisträger<br />

schon mal gescherzt.<br />

Den Stahlhelm benötigt Helen Zille nicht, <strong>und</strong> Davonlaufen<br />

ist für sie unvorstellbar. Dank ihrer Tatkraft <strong>und</strong> Unerschrockenheit<br />

hat sie sich Bezeichnungen wie "Godzilla" <strong>und</strong><br />

"Eiserne Lady" eingehandelt. Ihr Schutzschild besteht aus<br />

Respekt <strong>und</strong> Anerkennung. Die Entlassung <strong>des</strong> Stadtdirektors<br />

unmittelbar nach ihrer Wahl zur Bürgermeisterin war ein<br />

Signal gegen Korruption, Vetternwirtschaft <strong>und</strong> Bürokratie.<br />

Der Provinzregierung in Kapstadt hat sie wegen unbezahlter<br />

Rechnungen kurzfristig Strom <strong>und</strong> Wasser abgeschaltet. Ihre<br />

weiße Wählerschaft konfrontierte sie mit einer deutlichen<br />

Anhebung <strong>der</strong> Gebühren auf Haus- <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>besitz. Bei <strong>der</strong><br />

schwarzen Bevölkerung hat sie zunehmend an Sympathie<br />

gewonnen. Durch eine Zuwendung, die Helen Zille auch in<br />

Xhosa auszudrücken versteht. Die Sprache <strong>der</strong> Schwarzen<br />

spricht sie inzwischen besser als Deutsch.<br />

Und dennoch, Helen Zille steht erst am Anfang. Sie sagt, es<br />

werde 30 Jahre dauern, bis langfristige Maßnahmen für die<br />

Bekämpfung <strong>der</strong> Armut greifen würden. Ihre Zahlen sprechen<br />

für sich: Im letzten Jahrzehnt ein jährlicher Zuwachs von<br />

80.000 Menschen. 400.000 Familien, "die Ärmsten <strong>der</strong><br />

Armen", die auf ein Heim warten mit einem jährlich wachsenden<br />

Bedarf um 14.000. 135.000 Menschen, die in Behausungen<br />

ohne Wasser <strong>und</strong> Strom leben müssen. Während<br />

Nachschlagewerke die Einwohnerzahl von Kapstadt noch mit<br />

drei Millionen angeben, spricht Helen Zille längst von 3,5<br />

Millionen. Und sie spricht von einer durch Reichtum <strong>und</strong><br />

Armut "zerrissenen Stadt".<br />

Der ANC wirkt dabei eher als Blockierer. Zuständig für den<br />

Bau von Häusern für die Armen ist vor allem die Regierung in<br />

Pretoria. Kapstadt selbst kann nur für die Infrastruktur sorgen.<br />

Kapstadt ist auch nicht in <strong>der</strong> Lage, die notwendigen<br />

28<br />

Investitionen für eine bessere Versorgung mit Trinkwasser <strong>und</strong><br />

Strom aufzubringen. Kapstadt ist schier ohnmächtig gegen<br />

den kollabierenden Straßenverkehr <strong>und</strong> die eskalierende<br />

Gewalt. Kapstadt hat sogar die Mord-Metropole Johannesburg,<br />

statistisch gesehen, überholt. Täglich kommen in Südafrika<br />

mehr als 50 Menschen gewaltsam ums Leben. Die<br />

Zuwan<strong>der</strong>ungsarmut verschärft die Arbeitslosigkeit, die im<br />

Land offiziell bei 26 Prozent liegt, tatsächlich aber wesentlich<br />

höher ist. Und sie verschärft auch in Kapstadt die Aids-<br />

Problematik. Etwa 5,5 Millionen Menschen unter 47,4 Millionen<br />

Südafrikanern sind HIV-infiziert.<br />

Die Fußball-WM 2010 wirkt in all <strong>der</strong> Trübnis wie ein Silberstreif<br />

am Horizont. Als Helen Zille ihr Bürgermeisteramt<br />

antrat, fand sie "eine fast ruinierte <strong>und</strong> demoralisierte" Stadt<br />

vor. Und so schien es ihr obszön zu sein, für die Weltmeisterschaft<br />

gemäß dem Diktat <strong>des</strong> Fußball-Weltverban<strong>des</strong> FIFA mit<br />

h<strong>und</strong>erten Millionen Euro einen Stadionpalast zu bauen,<br />

anstatt das Geld in Häuser für die Armen zu investieren. Dies<br />

umso mehr, als die FIFA einen - weitaus billigeren - Ausbau<br />

<strong>des</strong> Athlone-Stadions ablehnte. Doch dieses Stadion hat ein<br />

großes Handikap. Es liegt in einem Armutsviertel. Und weil<br />

die FIFA für ihr Hochglanzprodukt nur schöne Bil<strong>der</strong> in die<br />

Welt versenden will, stellte sie ein Ultimatum: Entwe<strong>der</strong><br />

Greenpoint am Wasser <strong>und</strong> vor <strong>der</strong> prächtigen Kulisse <strong>des</strong><br />

Tafelbergs, o<strong>der</strong> keine WM in Kapstadt.<br />

Helen Zille machte aus <strong>der</strong> Not eine Tugend. Zunächst stoppte<br />

sie den Bau. Und erst als sie die Beteiligung <strong>der</strong> Stadt an<br />

dem 68.000-Zuschauer-Stadion auf maximale 42 Millionen<br />

Euro heruntergehandelt hatte, gab sie grünes Licht. Nun<br />

müssen die Regierung von Ministerpräsident Thabo Mbeki<br />

<strong>und</strong> die Kap-Provinz den Löwenanteil <strong>der</strong> 280 Millionen Euro<br />

tragen - <strong>und</strong> 630 Millionen Euro für den Ausbau <strong>der</strong> Transport-Infrastruktur<br />

noch dazu. "Nun bekommen wir eine<br />

unglaubliche Gegenleistung", sagt Helen Zille <strong>und</strong> rechnet<br />

dazu auch die weltweite Aufmerksamkeit für ihre Stadt. Neun<br />

<strong>der</strong> 64 WM-Spiele sollen in Kapstadt über die Bühne gehen,<br />

darunter ein Halbfinale.<br />

"Wir brauchen Jobs, Jobs, Jobs, um zu einer wirklichen Weltklasse-Stadt<br />

zu werden", sagt Helen Zille, <strong>und</strong> das ginge nur<br />

über eine Verdoppelung <strong>des</strong> jährlichen Wachstums auf acht<br />

Prozent. Doch ob die Impulse <strong>der</strong> WM als Wachstumsmotor<br />

ausgerechnet den Armen zugute kommen, bezweifeln zumin<strong>des</strong>t<br />

Fachleute. 16.000 Menschen arbeiten gegenwärtig am<br />

Bau <strong>der</strong> fünf neuen <strong>und</strong> <strong>der</strong> Renovierung von fünf alten<br />

Stadien, die gemäß <strong>der</strong> FIFA-Or<strong>der</strong> bis Oktober 2009 fertig<br />

gestellt sein müssen. Es ist keine nachhaltige Beschäftigung.<br />

Die geplanten Investitionen <strong>der</strong> Regierung in Straßen, Schienen<br />

<strong>und</strong> Stadien von 1,8 Milliarden Euro könnten Ressourcen<br />

abschöpfen, die dringend an<strong>der</strong>weitig benötigt werden,<br />

vermutet das Wirtschaftsblatt "Business Day". Wegen großer<br />

Knappheit muss jede Menge Zement eingeführt werden. Zu


den Verdienern zählen ausländische Unternehmen wie das<br />

Architekturbüro Gerkan, Marg <strong>und</strong> Partner (gmp) aus Hamburg,<br />

das drei <strong>der</strong> neuen Stadien geplant hat. Und ungeklärt<br />

ist auch die Nachnutzung <strong>der</strong> Arenen in einem Land, <strong>des</strong>sen<br />

Premier League nicht viel mehr als Regionalliga-Format hat<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong>en Spiele im Schnitt weniger als 10.000 Besucher<br />

anlocken.<br />

Fußball ist <strong>der</strong> Nationalsport <strong>der</strong> großen schwarzen Mehrheit,<br />

die weiße Min<strong>der</strong>heit ist ganz Rugby <strong>und</strong> Kricket zugeneigt.<br />

Nun droht eine neue Apartheid, eine Apartheid zwischen<br />

jenen, die sich eines <strong>der</strong> drei Millionen WM-Tickets leisten<br />

können <strong>und</strong> jenen, für die selbst <strong>der</strong> billigste Platz unerschwinglich<br />

ist. Er soll, so erste Überlegungen, bei 30 Dollar<br />

liegen. "Die Frage nach dem Zugang zu den Stadien müssen<br />

Sie <strong>der</strong> FIFA stellen", sagt Helen Zille. "Ich bin nicht die richtige<br />

Adresse. Sie verkauft die Karten." Und sie sagt auch: "Die<br />

FIFA-Familie reist von World Cup zu World Cup. Sie hat das<br />

Sagen <strong>und</strong> das erste Zugangsrecht." Was Helen Zille nicht<br />

ausspricht, ist die Vermutung, dass es <strong>der</strong> FIFA ziemlich<br />

gleichgültig ist, was in Südafrika nach dem World Cup passiert.<br />

Der neue brasilianische Trainer <strong>des</strong> südafrikanischen Nationalteams,<br />

Carlos Alberto Parreira, verdient pro Monat etwa<br />

180.000 Euro. Für dieses Geld könnten jeden Monat 36 Woh-<br />

nungen für Arme gebaut werden, hat die Zeitung "Daily Sun"<br />

ausgerechnet. Helen Zille hat sich zu <strong>der</strong> Einschätzung durchgerungen,<br />

dass die Weltmeisterschaft gut ist für das Land<br />

<strong>und</strong> für ihre Stadt. "Wir Südafrikaner lieben Sport. Sport<br />

bringt die Nationen zusammen, <strong>und</strong> <strong>der</strong> World Cup kann<br />

auch unsere Nation zusammenbringen." So könnte es sein,<br />

dass die WM trotz aller Bedenken hilfreich ist auf dem Weg,<br />

"als erste große Demokratie die Rassenschranken wirklich zu<br />

überwinden", auch die USA seien von diesem Ziel noch weit<br />

entfernt. "Wir haben den Bürgerkrieg überw<strong>und</strong>en. Wir haben<br />

eine gute Verfassung. Wir haben viele gute Gesetze. Wir<br />

haben eine Marktwirtschaft. Doch wir haben noch riesige<br />

Defizite, das Erziehungswesen ist ein Desaster", sagt Helen<br />

Zille. Die bekannteste Frau <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong>, die sich als Oppositionsführerin<br />

aufgemacht hat, Vertreterin aller Rassen zu<br />

werden, sagt aber auch: "Sicherheit in <strong>der</strong> Politik gibt es<br />

nicht. Schon gar nicht in Südafrika."<br />

Wie <strong>der</strong> Zustand <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> ist, werden Zehntausende von<br />

Touristen sehen, wenn sie 2010 zur Weltmeisterschaft nach<br />

Kapstadt einfliegen. Es soll nach dem Willen von Helen Zille<br />

ein ungeschminktes Bild sein ohne jede Augenblicks-Kosmetik:<br />

Erst kommt das Hütten-Elend über viele Kilometer entlang<br />

<strong>der</strong> Autobahn vom Flughafen ins Zentrum. Dann öffnet<br />

sich <strong>der</strong> Raum - <strong>und</strong> zu bew<strong>und</strong>ern ist, was viele die schönste<br />

Stadt <strong>der</strong> Welt nennen.<br />

29


Unter dem Motto "Die Geisteswissenschaften. ABC <strong>der</strong><br />

Menschheit" will das vom Bun<strong>des</strong>forschungsministerium<br />

(BMBF) ausgerufene Jahr <strong>der</strong> Geisteswissenschaften<br />

2007 die Vielfalt <strong>und</strong> Bedeutung geisteswissenschaftlicher<br />

Fächer stärker ins Bewusstsein rücken. Ein lobenswertes<br />

Ziel! Die Geisteswissenschaften insgesamt benötigen ein<br />

solches Projektjahr, sicherlich auch die finanzielle För<strong>der</strong>ungsabsicht<br />

<strong>und</strong> den wohlmeinenden Ansatz einer Marketinginitiative.<br />

Ähnlich wie zu Beginn <strong>des</strong> 20. Jahrh<strong>und</strong>erts ordnen<br />

sich seit einigen Jahren die Wissensfel<strong>der</strong> neu: Die Philologie<br />

rückt zu den Kulturwissenschaften auf, Kultursoziologen<br />

öffnen sich beispielsweise für ethnologische Fragestellungen,<br />

die Bildwissenschaften erweitern sich um medienwissenschaftliche<br />

Erkenntnisse, <strong>und</strong> die Sportgeschichte hat sich<br />

längst politikwissenschaftlich positioniert, um das Erforschte<br />

auch in den übergeordneten Kontext von Gebrauch <strong>und</strong><br />

Missbrauch einordnen zu können. Das enge Kästchendenken<br />

in den Geisteswissenschaften gehört <strong>der</strong> Vergangenheit an,<br />

ihr hoher gesellschaftlicher Nutzen wird so besser akzentuiert.<br />

Da die geisteswissenschaftliche Bildung in breiten Bevölkerungskreisen<br />

rapide abgenommen hat, gibt es zwischen<br />

Wissenschaftlern <strong>und</strong> Politikern Konsens, den Disziplinen <strong>der</strong><br />

Kultur- <strong>und</strong> Sozialwissenschaften endlich wie<strong>der</strong> einen höheren<br />

Stellenwert beizumessen. Es werden zwar weiterhin<br />

naturwissenschaftliche Innovationen, die auf millionenschwere<br />

industrielle Verwertung hoffen lassen <strong>und</strong> <strong>des</strong>halb auch<br />

stärker von den Hochschulen subventioniert werden, im<br />

Mittelpunkt <strong>des</strong> medialen Interesses stehen. Allenfalls eine<br />

beliebige Variante von Kulturwissenschaft füllt die Hörsäle,<br />

Tagungsräume <strong>und</strong> das Feuilleton, mit <strong>der</strong> allerlei zum Besten<br />

gegeben wird, was jedoch - vorsichtig formuliert - nicht<br />

immer im methodischen Handwerk einer klassischen Disziplin<br />

verankert zu sein scheint.<br />

Mittelkürzungen in den Geistes- <strong>und</strong> Sozialwissenschaften<br />

sind <strong>der</strong> falsche Weg. Denn auch weiterhin bleibt die ewige<br />

Fragestellung "Was braucht unsere Menschheit?" aktuell.<br />

Antworten zur conditio humana können jedoch nur die<br />

Geisteswissenschaften in ihrer Funktion als Selbstvergewisserungswissenschaften<br />

geben. Der Wissenschaftsrat hat<br />

zurecht festgestellt: Die Geisteswissenschaften "wirken<br />

gleichermaßen an <strong>der</strong> kulturellen <strong>und</strong> politischen Selbstvergewisserung<br />

Deutschlands <strong>und</strong> an <strong>der</strong> ökonomischen Wertschöpfung<br />

mit". Sie beför<strong>der</strong>n das kulturelle Gedächtnis,<br />

verhin<strong>der</strong>n den Traditions- <strong>und</strong> Werteverlust <strong>und</strong> sind das<br />

"Überlebensmittel" in unserer Wissensgesellschaft, die sich<br />

rapide ausdifferenziert <strong>und</strong> <strong>des</strong>halb ein zivilisatorisches<br />

Gr<strong>und</strong>gerüst benötigt.<br />

Jürgen Habermas hat vor 22 Jahren nicht nur eine sprichwörtlich<br />

gewordene "Neue Unübersichtlichkeit" diagnostiziert,<br />

son<strong>der</strong>n in demselben Elaborat auch eine gesamtgesell-<br />

30<br />

Im Jahr <strong>der</strong><br />

Die Sportwissenschaft<br />

schaftliche "Erschöpfung utopischer Energien" beklagt.<br />

Entwicklungen gelten als nicht mehr vorhersehbar, bewährte<br />

Denk- <strong>und</strong> Problemlösungsstrategien funktionieren nicht<br />

mehr: Das ist heute auf einen Allgemeinplatz gerückt. Inzwischen<br />

wächst die Kluft zwischen den Zwängen <strong>der</strong> politischwirtschaftlichen<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> technisch-wissenschaftlichen<br />

Systeme auf <strong>der</strong> einen Seite <strong>und</strong> den realen Lebenswelten<br />

immer stärker. Dieser Einbruch führt zu zunehmen<strong>der</strong> Individualisierung<br />

mit wachsenden Egoismen, aber auch zu Ohnmachtsgefühlen,<br />

Resignation, zumin<strong>des</strong>t zu Distanz gegenüber<br />

Teilhabe-Modellen. Fortschrittsprozesse erweisen sich<br />

zwar inzwischen klarer bestimmbar, aber nicht immer als<br />

exakt prognostizierbar; Leitideologien, die das Paradies im


Geisteswissenschaften:<br />

bangt um ihren akademischen Status Von Holger Schück<br />

Diesseits verheißen wollen, geraten nicht einmal mehr<br />

länger zu Holzwegen <strong>und</strong> Sackgassen, son<strong>der</strong>n gelten als<br />

über die Klippen gestürzt; Utopien wurden zu Gunsten einer<br />

ethisch-pragmatischen Kurssteuerung in den Irrgarten<br />

verbannt <strong>und</strong> dort verriegelt. Der Politik gelingen nur kurzzeitige<br />

Antworten, die bis zum nächsten Wahltag, wenn<br />

überhaupt, Gültigkeit haben.<br />

Allüberall wird das Defizit einer verantwortungsvollen Steuerung<br />

von gesellschaftlichen Entwicklungen beklagt. Zumin<strong>des</strong>t<br />

halten die Geisteswissenschaften "die Zukunftshorizonte<br />

offen für Verän<strong>der</strong>ungen", wie es <strong>der</strong> Literaturwissenschaftler<br />

Prof. Hans Ulrich Gumbrecht von <strong>der</strong> University of Stanford<br />

beschreibt.<br />

Diese Diagnose gilt<br />

auch für die<br />

geisteswissenschaftlichen<br />

Fel<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> Sportwissenschaft,<br />

die als<br />

Dauerpatient im<br />

Wartesaal in einer<br />

tiefen Krise steckt.<br />

Eine begleitende<br />

Beobachtung <strong>der</strong><br />

Wirklichkeit im<br />

Spitzensport, aber<br />

auch <strong>der</strong> vielen<br />

Facetten im organisiertenVereinsleben<br />

zeigt sich<br />

allenfalls im<br />

Ansatz. Defizite<br />

verbucht vor allem<br />

die Sportpädagogik,<br />

die es wie die<br />

Erziehungswissenschaft<br />

generell<br />

nicht geschafft<br />

hat, objektive<br />

Wissenschaftskriterienherauszuar-<br />

beiten <strong>und</strong> Anwendungsforschung zu betreiben. Unmittelbares<br />

Handlungswissen zu generieren, ist ihr in den letzten<br />

Jahren nicht gelungen. Ein Schattendasein fristet auch die<br />

Sportphilosophie als Deutungswissenschaft. Öffentlich ist sie<br />

auf dem Feld <strong>des</strong> Sports kaum wahrnehmbar, allenfalls durch<br />

aktuelle Statements zu Schattenfel<strong>der</strong>n <strong>des</strong> unter ökonomischem<br />

Druck ächzenden Spitzensportbetriebs. Es gibt respektable<br />

Hochschullehrer <strong>und</strong> Wissenschaftler, die eine Fülle von<br />

weltentrückten Publikationen herausgeben, aber international<br />

längst nicht mehr das Renommee ihrer Protagonisten genießen.<br />

Wo bleibt die Akzentuierung ethischer Maßstäbe? Im<br />

Leeren, denn Forschungsanträge zu gr<strong>und</strong>lagenorientierten<br />

Projekten in <strong>der</strong> Dopingbekämpfung, die eine ethische F<strong>und</strong>ierung<br />

zukunftseröffnen<strong>der</strong> Perspektiven konkret leisten<br />

könnten, werden abgelehnt <strong>und</strong> nicht finanziert: we<strong>der</strong> an<br />

Universitäten <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Kompetenzzentren, noch vom organisierten<br />

Sport, noch von Institutionen <strong>der</strong> Wirtschaft o<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> Gesellschaft.<br />

Einzig die Sportsoziologie, die als Reflektionsinstanz für die<br />

multidisziplinäre Sportwissenschaft einen Bedeutungsschub<br />

erfahren konnte, hat in den letzten Jahren Antworten auf die<br />

Krisenphänomene gesucht <strong>und</strong> - mit Abstrichen - auch<br />

gef<strong>und</strong>en. Zumin<strong>des</strong>t bemüht sie sich, die Glaubwürdigkeit<br />

<strong>des</strong> sozialen <strong>und</strong> kulturellen Überbaus <strong>des</strong> Sports zu verfestigen<br />

<strong>und</strong> Lösungswege für die zahlreichen Problemstellungen,<br />

wie Doping, Spitzensportsysteme <strong>und</strong> Vereinskultur, zu finden.<br />

Dabei kommt es allerdings häufig zu eigentlich gegensätzlichen<br />

Wahrnehmungen <strong>der</strong> Faktizität: Sozialwissenschaftler<br />

messen mit den Fragebögen <strong>und</strong> Interviewtechniken<br />

<strong>der</strong> Makrosoziologie <strong>und</strong> liefern hartes Material, das eine<br />

detaillierte Sicht <strong>der</strong> Dinge vermissen lässt. Sie kratzen also<br />

nur an <strong>der</strong> Oberfläche, ohne den Wurmstich zu erkennen,<br />

während beispielsweise Epidemiologen Sachverhalte intensiver<br />

begleiten, präziser beobachten <strong>und</strong> auch komplexere<br />

Resultate liefern.<br />

Krisengejammer entsteht vor allem um die sportwissenschaftliche<br />

Sektion "Sportgeschichte" als Teil <strong>der</strong> Geschichtswissenschaft,<br />

die seit den siebziger Jahren viel Aufmerksamkeitspotenzial<br />

erlangte <strong>und</strong> nach <strong>der</strong> deutschen Wie<strong>der</strong>vereinigung<br />

mit <strong>der</strong> Aufarbeitung <strong>der</strong> SED-Diktatur eine Hochphase<br />

erfuhr: Materialien <strong>der</strong> Zeitgeschichte wurden in den<br />

31


Archiven gesichtet <strong>und</strong> aufgearbeitet; es wurde beispielhaft<br />

Vorbildliches erforscht <strong>und</strong> in einen Gesamtzusammenhang<br />

gestellt. Die wissenschaftlich betriebene "Sportgeschichte"<br />

dürfte wohl in den kommenden Jahren am Hungertuch<br />

nagen <strong>und</strong> sich zunehmend ins Museale verlagern. Noch sind<br />

Potsdam <strong>und</strong> Köln ihre letzten Bastionen, bevor die kw- <strong>und</strong><br />

ku-Vermerke in den Stellenplänen einen endgültigen Fe<strong>der</strong>strich<br />

ziehen werden. Durch das Auslaufen von Drittmitteln<br />

<strong>und</strong> wegen hochschulpolitischer Entscheidungen, die Akzente<br />

stärker auf naturwissenschaftliche För<strong>der</strong>ung mit sprudelnden<br />

externen Finanzquellen zu setzen, droht ihr langsam,<br />

aber sicher <strong>der</strong> Exitus.<br />

Wo bleibt <strong>der</strong> Aufschrei <strong>der</strong> Sportpolitik? Abwickeln <strong>und</strong><br />

abbauen - daran ist das neue Bürokratiegestrüpp <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>instituts<br />

für Sportwissenschaft (BISp) nicht ganz unschuldig.<br />

In den letzten Jahren wurden noch in relativ hohem Umfang<br />

Drittmittel für geisteswissenschaftliche Forschungsprojekte<br />

bereitgestellt, <strong>der</strong> Akzent wurde jetzt endgültig zu Gunsten<br />

schnö<strong>der</strong> Anwendungsforschung für den Hochleistungssport<br />

<strong>und</strong> somit hin zur Steigerung <strong>der</strong> nationalen Repräsentanz<br />

verschoben. Wichtige Forschungsgebiete, wie etwa das <strong>der</strong><br />

"Alltagsgeschichte von Einheitsbestrebungen <strong>des</strong> deutschen<br />

Sports in Ost <strong>und</strong> West", zu Mechanismen <strong>und</strong> Drahtziehern<br />

im SED-Unterdrückungsapparat o<strong>der</strong> zur politischen Leibeserziehung<br />

an NS-Eliteschulen, werden nicht mehr geför<strong>der</strong>t -<br />

übrigens auch nicht vom organisierten deutschen Sport:<br />

För<strong>der</strong>ungsfähig, aber nicht mehr för<strong>der</strong>bar, so heißt es dann<br />

aus Bonn. Lehrkräfte im Mittelbau <strong>und</strong> Soziologen werden<br />

zukünftig an allen Hochschulen auf dieser Partitur spielen,<br />

besser: klimpern. Es droht eine Verflachung <strong>und</strong> eine Soziologisierung<br />

<strong>der</strong> Historiographie <strong>und</strong> <strong>der</strong> geschichtswissenschaftlichen<br />

Analyse <strong>des</strong> kulturellen <strong>und</strong> sozialen Phänomens<br />

Sport.<br />

Dieser absurde Nie<strong>der</strong>gang ist umso unverständlicher, als es<br />

in den letzten Jahren einen wahren Boom an populären<br />

geschichtlichen Darstellungen gab - dank <strong>des</strong> ZDF-Impresarios<br />

Guido Knopp (<strong>der</strong> zwar keinen exklusiven akademischen<br />

Anspruch erhebt, aber bei einer breiten Öffentlichkeit die<br />

Leselust für das Eintauchen in die Vergangenheit weckte),<br />

dank <strong>der</strong> deutschen Spielfilme "Der Untergang" <strong>und</strong> "Das<br />

Leben <strong>der</strong> An<strong>der</strong>en", dank <strong>der</strong> öffentlich-rechtlichen Fernsehsysteme,<br />

die TV-Projekte wie "Stauffenberg" <strong>und</strong> "Die Flucht"<br />

drehen ließen. Fatale Folgen hätte es, die Sportgeschichte<br />

Allgemeinhistorikern zu überlassen. Ihr Zugriff auf fachspezifisches<br />

Quellenmaterial ist begrenzt, ihre Bereitschaft, neue<br />

Archivalien zu bearbeiten, offenbar beschränkt. Das belegt<br />

schon allein Ian Kershews Hitler-Biographie, in <strong>der</strong> zwar <strong>der</strong><br />

Körper- <strong>und</strong> Muskelkult <strong>des</strong> Nationalsozialismus thematisiert<br />

wird, als Quellen jedoch dritt- <strong>und</strong> viertklassige internationale<br />

Wissenschaftler unter Ausblendung <strong>des</strong> deutschen Doyens<br />

Hajo Bernett zitiert werden. Der institutionelle Nie<strong>der</strong>gang<br />

<strong>der</strong> Sportgeschichte wird auch für die Ausbildung von Lehr-<br />

32<br />

amtsstudenten <strong>und</strong> Diplom-Sportlehrern Konsequenzen<br />

haben: Junge Sportstudenten besitzen heute zwar ein profun<strong>des</strong><br />

1:0-Wissen, daneben aber erschreckend schlechte<br />

sportpolitische <strong>und</strong> erst recht wenig historische Kenntnisse.<br />

Die <strong>Olympischen</strong> Spiele 1972 in München mit einem erstmals<br />

durchgeführten <strong>Olympischen</strong> Wissenschaftskongress zeitigten<br />

noch Signalwirkung. Sportwissenschaftliche Institute schossen<br />

an allen Universitäten wie Pilze aus dem Boden. Jahrelang<br />

gab es allerdings von Sportfunktionären berechtigte<br />

Kritik: Dieser junge, prosperierende Wissenschaftssektor sitze<br />

im Elfenbeinturm; praxisorientierte Beiträge seien Fehlanzeige,<br />

während im Separatstaat DDR auf hohem sportwissenschaftlichen<br />

Niveau ein weltweit beispielhaftes Knowhow für<br />

den leistungssportbezogenen Anwendungssektor resultierte<br />

(unter zugegeben bedenklichen ideologischen Maßgaben).<br />

Immerhin waren bis Mitte <strong>der</strong> neunziger Jahre im Wissenschaftlichen<br />

Beirat <strong>des</strong> DSB renommierte sportbezogene<br />

Geisteswissenschaftler tätig, die manchen Impuls zum Aufbrechen<br />

verworrener Strukturen <strong>und</strong> Befindlichkeiten setzten.<br />

Und heute? Nachfolgende Generationen melden sich allenfalls<br />

noch in Qualitätszeitungen zu Wort, vielleicht auch auf<br />

DVS-Veranstaltungen, <strong>der</strong>en Breitenwirkung gegen null<br />

tendiert.<br />

Die Sportwissenschaft läuft Gefahr, ihren akademischen<br />

Status zu verlieren. Allein nur mit anwendungsbezogener


Forschung für den Sektor <strong>des</strong> Hochleistungssports wird sich<br />

ihre Akzeptanz im universitären Gefüge nicht weiter aufrechterhalten<br />

lassen. Da ohnehin schon 26 Prozent aller<br />

Studenten geisteswissenschaftliche Fächer belegen, für die es<br />

auf dem Arbeitsmarkt kaum Zukunftschancen gibt, <strong>und</strong> da<br />

später o<strong>der</strong> früher das Studium ohnehin als Schleuse für die<br />

Karrierevermittlung funktionieren muss, droht diesem Mauerblümchen<br />

im Universitätsbetrieb ein Cut. Die Schwäche <strong>des</strong><br />

Dauerpatienten wird umso deutlicher, als er das Jahr <strong>der</strong><br />

Geisteswissenschaften mit gut austarierten För<strong>der</strong>töpfen<br />

noch nicht einmal als Sprungbrett zur Präsentation nutzt.<br />

Die Umstellung innerhalb <strong>des</strong> EU-Bologna-Prozesses auf<br />

Bachelor- <strong>und</strong> Master-Studiengänge dürfte keine Chance<br />

bieten, verlorenes Terrain wie<strong>der</strong>gutzumachen. Eher drohen<br />

dem universitären Lehrbetrieb anwendungsorientierte<br />

Schnellstudiengänge <strong>und</strong> somit verantwortungslose Verflachung.<br />

Die schon heute unterfinanzierte Forschung wird auch<br />

darunter zu leiden haben. Wenn die Sportwissenschaft schon<br />

die "Sportgeschichte" als eigenständige Disziplin ihres genuin<br />

interdisziplinären Wissenschaftsbereiches nicht mehr im Blick<br />

hat, wenn Sportpädagogen heute dem Dreiklang Abenteuer-<br />

Wagnis-Risiko hinterherlaufen <strong>und</strong> nicht mehr erkennen<br />

wollen, wie Körperkultur <strong>und</strong> Sport schon immer von politischen<br />

Zwangssystemen missbraucht werden konnten, lassen<br />

sich jungen Studierenden auch nicht länger elementare<br />

Spuren von politischer Bildung o<strong>der</strong> gar die Befähigung zum<br />

kritischen Denken vermitteln. Selbst die bescheidensten<br />

Ingredienzien wissenschaftsethischer Diskurskultur blieben<br />

auf <strong>der</strong> Strecke.<br />

Wilhelm von Humboldt hatte bereits 1810 den Universitäten<br />

das Aufgabengebiet von produktiver Auseinan<strong>der</strong>setzung mit<br />

offenen Fragen <strong>und</strong> Problemen ins Stammbuch geschrieben;<br />

die Vermittlung von Gr<strong>und</strong>lagenwissen sollte den Gymnasien<br />

vorbehalten bleiben. Orte <strong>der</strong> Begegnung von Forschung <strong>und</strong><br />

Ausbildung sollten das Labor für die Naturwissenschaften<br />

<strong>und</strong> das Seminar für die geisteswissenschaftlichen Fächer<br />

sein. Forschung <strong>und</strong> Lehre: Die unterschiedlichen Formen<br />

<strong>und</strong> Grade <strong>der</strong> intellektuellen Begeisterung verschiedener<br />

Generationen wechselseitig anzuregen, sorge für einen<br />

gegenseitigen Nutzen. Der Universitätsalltag heute sieht<br />

an<strong>der</strong>s aus: intellektuelle Selbstverzagtheit, akademischer<br />

Provinzialismus <strong>und</strong> frustrierter Trott. Eine Qualitätsoffensive<br />

ist nötiger denn je, zumal ein Universitätsstudium heute zu<br />

den Normalerwartungen junger Menschen gehört, nachdem<br />

sozialdemokratische Schulpolitik das Wissen nivelliert hat<br />

<strong>und</strong> heutige Abiturienten vor 40 Jahren noch begründete<br />

Schwierigkeiten bei Prüfungen zur Mittleren Reife gehabt<br />

hätten. Dass Universitäten erst einmal für das eigentliche<br />

Abiturwissen sorgen müssen - das wird gerade auch in den<br />

Sportwissenschaften beobachtet -, stellt ein weithin erschrecken<strong>des</strong><br />

Phänomen dar. Alle Hochschulreformen <strong>der</strong> letzten<br />

Jahrzehnte haben zudem Negativspuren hinterlassen. Weite-<br />

33


es Bedrohungspotenzial entspringt neueren Herausfor<strong>der</strong>ungen,<br />

das Studium <strong>der</strong> geburtenschwachen Jahrgänge zu<br />

organisieren. Der Trend zur Europäisierung unter dem Zwang<br />

<strong>der</strong> "Bologna"-Vereinbarungen sorgt schon heute für einen<br />

ökonomischen Druck, <strong>und</strong> das Schmalspurwissen eines<br />

sechssemestrigen Bachelor-Abschlusses provoziert neue<br />

Nie<strong>der</strong>gangs-Szenarien.<br />

Das Kränkeln <strong>der</strong> Sportwissenschaft sollte auch den organisierten<br />

Sport beschäftigen - auch wenn er in den letzten<br />

Jahren allenfalls lokale Bündnisse mit <strong>der</strong> Geisteswissenschaft<br />

geschmiedet hat. Die Sportverbände müssen sich in den<br />

kommenden Jahren neu positionieren, um in einem breiten<br />

Spektrum die kulturelle, soziale <strong>und</strong> nationale Strahlkraft <strong>des</strong><br />

DOSB, <strong>des</strong> größten Personenverban<strong>des</strong> in unserem Land,<br />

behaupten zu können. Bisher hat <strong>der</strong> autonome Sport zwar<br />

wissenschaftliche Wegmarken gefor<strong>der</strong>t, den Spitzensport auf<br />

ein verän<strong>der</strong>tes Tableau zu heben. Zielführende Antworten<br />

auf die Folgen von Ökonomisierung <strong>und</strong> Globalisierung, auf<br />

Verrechtlichung <strong>und</strong> Verdinglichung wurden aber bislang<br />

nicht erfragt. Dabei steht <strong>der</strong> Sport vor Ort vor umwälzenden<br />

Deutschlands Sportmediziner kämpfen um ihren Ruf.<br />

Ende Mai offenbarten die Freiburger Kollegen Andreas<br />

Schmid <strong>und</strong> Lothar Heinrich <strong>der</strong> Öffentlichkeit, dass<br />

sie in den 90er Jahren Radprofis <strong>des</strong> Team Telekom mit Erythropoietin<br />

(Epo) versorgt hätten <strong>und</strong> beendeten damit von<br />

einem Tag auf den an<strong>der</strong>en ihre hoffnungsvolle medizinische<br />

Karriere in Deutschland. Kopfschütteln allenthalben: Wie<br />

kann man nur? Die Universität Freiburg entließ die beiden<br />

Sportmediziner <strong>und</strong> schob eine umfangreiche Untersuchung<br />

<strong>der</strong> Vorgänge an. Fünf Monate später sind die Schlagzeilen<br />

längst wie<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e. Schmid <strong>und</strong> Heinrich, wer?<br />

Der Spitzensport ist erbarmungslos, Einzelschicksale spielen<br />

da keine Rolle. Und trotzdem wirkt <strong>der</strong> Freiburger Skandal<br />

nach. Thomas Bach scheute jedenfalls die klaren Worte nicht.<br />

Der Präsident <strong>des</strong> <strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong> Sportbun<strong>des</strong><br />

(DOSB) for<strong>der</strong>te die Sportmediziner in Köln auf, ihr Wissen<br />

nicht zur Unterstützung <strong>des</strong> Dopings im Sport zu missbrauchen,<br />

weil sie damit "die Basis ihrer eigenen Tätigkeit mit<br />

Füßen treten". Beim 40.Sportärztekongress im Gürzenich<br />

wurde Bach sehr deutlich: "Wir mussten auf internationaler<br />

<strong>und</strong> nationaler Ebene feststellen, dass Ärzte Doping mit<br />

erschreckenden, abstoßenden <strong>und</strong> mafiösen Methoden geradezu<br />

orchestrieren. Doping ist aber we<strong>der</strong> mit dem Arztberuf<br />

34<br />

Herausfor<strong>der</strong>ungen, die Existenz vieler Vereine könnte langfristig<br />

gefährdet sein. Nur ein Beispiel: Immer weniger Kin<strong>der</strong><br />

<strong>und</strong> Jugendliche fühlen sich zum Wettkampfsport hingezogen,<br />

dafür suchen jetzt verstärkt Senioren Bewegungs- <strong>und</strong><br />

Sportangebote auf. Solche Nachfrage kann mancherorts<br />

kaum noch gemeistert werden. Der demografische Faktor<br />

wird diesen neuen Trend noch verstärken.<br />

Die Finanzierung <strong>des</strong> Breitensports steht vor dem Umbruch.<br />

Gutsituierte aus <strong>der</strong> gehobenen Mittelschicht haben längst<br />

dem Vereinssport <strong>und</strong> damit <strong>der</strong> Solidargemeinschaft den<br />

Rücken gekehrt <strong>und</strong> bewegen sich auf individuellen Pfaden in<br />

Freizeit- <strong>und</strong> Fitnesscentern. Anything goes heißt dort das<br />

Prinzip. Fit for fun, trendorientiert, beliebig, individuell. Der<br />

Sportverein darf nicht zum Daseinsvorsorge-Zentrum für den<br />

sozialen Rest verkommen, das wegen fehlen<strong>der</strong> Beiträge<br />

passiver Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> jungen Generation keine Angebote<br />

mehr vorhalten kann. Der Schulsport muss sich nicht nur<br />

quantitativ, son<strong>der</strong>n auch qualitativ verän<strong>der</strong>n - seit über 20<br />

Jahren schon wird diese For<strong>der</strong>ung erhoben, die nach wie vor<br />

aktuell ist. Allein schon aus ges<strong>und</strong>heitspolitischen Überle-<br />

Deutschlands Sportmedizin kämpft um ihren Ruf<br />

noch mit dem Sport vereinbar." Die Sportmediziner beeilten<br />

sich im Schatten <strong>des</strong> Domes zu versichern, dass Doping mit<br />

ihnen nicht machbar sei. Obwohl die Freiburger Kollegen<br />

Schmid <strong>und</strong> Heinrich Mitglie<strong>der</strong> in <strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong> Gesellschaft<br />

für Sportmedizin <strong>und</strong> Prävention (DGSP) waren. "Wir<br />

haben nur die Möglichkeit, Mitglie<strong>der</strong> auszuschließen", sagt<br />

DGSP-Präsident Professor Herbert Löllgen aus Remscheid.<br />

"Mehr können wir nicht tun."<br />

Die aktuelle Dopingdiskussion <strong>und</strong> "die schwarzen Schafe<br />

unter den Sportärzten haben unseren Stand in eine Schieflage<br />

gebracht", gab Professor Hans-Georg Predel, Leiter <strong>der</strong> Abteilung<br />

Präventive <strong>und</strong> Rehabilitative Sportmedizin <strong>des</strong> Instituts<br />

für Kreislaufforschung <strong>und</strong> Sportmedizin <strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong><br />

Sporthochschule Köln, freimütig zu. Studien zum Testosteron-<br />

Doping, die im Freiburger Institut für Sportmedizin entstanden<br />

sind, o<strong>der</strong> die Radsport-Ärzte, die Dopingmittel verteilten <strong>und</strong><br />

injizierten, hätten einen ganzen Berufszweig in Verruf<br />

gebracht. Auch unter den Sportmedizinern in Köln kursierte<br />

das <strong>der</strong>zeit erfolgreichste Buch <strong>der</strong> Szene. "Anabole Steroide -<br />

Das schwarze Buch 2007" ist ein 1,9 Kilogramm schweres<br />

Nachschlagewerk aus <strong>der</strong> Schattenwelt <strong>des</strong> Sports. Verfügbarkeit<br />

<strong>und</strong> Nebenwirkungen von 88 Substanzen sind dort aufgelistet,<br />

geballtes Wissen über Anabolika, erschienen im nie<strong>der</strong>-


gungen, neue Stellschrauben für eine Bewegungsoffensive -<br />

vom Treppensteigen, Einkaufen zu Fuß bis hin zu Power-<br />

Walking - in <strong>der</strong> Bevölkerung zu verankern, muss die Orientierung<br />

zu körperlicher Aktivität bereits in Kin<strong>der</strong>garten<br />

beginnen.<br />

1987 wurde <strong>der</strong> damalige DSB-Kongress "Menschen im Sport<br />

2000" zunächst belächelt, weil im Vorfeld immer wie<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

Begriff "Wertewandel" kursierte; die Foren, Workshops <strong>und</strong><br />

Debatten im Berliner ICC lieferten dann eine vielschichtige<br />

Bestandsaufnahme, um einen Orientierungsrahmen erstellen<br />

zu können, <strong>der</strong> sodann natürlich nicht geschrieben wurde.<br />

Was damals <strong>der</strong> Sportdachverband entschieden initiierte <strong>und</strong><br />

was ungeschriebene konkrete Handlungsgr<strong>und</strong>lage wurde,<br />

sollte nunmehr recht schnell eine Fortsetzung finden. Eine<br />

"Agenda 2020 <strong>des</strong> Sports" ist nötig! Schließlich gibt es genügend<br />

Themenfel<strong>der</strong>, für die <strong>der</strong> organisierte Sport wegweisende<br />

Assistenz benötigt. Auch wenn sich vieles in den geisteswissenschaftlichen<br />

Fächern noch praxisfern <strong>und</strong> theorieüberladen<br />

zeigt, auch wenn ein Großteil <strong>der</strong> Sportsoziologen <strong>der</strong><br />

alten Schule von Ulrich Beck das Wort redet, was sich längst<br />

ländischen BMS-<br />

Verlag. Das Buch<br />

verkaufe sich sehr<br />

gut, berichtet <strong>der</strong><br />

Spiegel. "D. Sinner"<br />

heißt <strong>der</strong> Autor, wie er genau heißt, wollte er auch dem<br />

Hamburger Nachrichtenmagazin nicht sagen, nur soviel: Er sei<br />

nicht "pro Anabolika, son<strong>der</strong>n pro Wahrheit".<br />

Von Christoph Fischer<br />

Der Kampf <strong>der</strong> Sportmediziner "zwischen Leistungssport <strong>und</strong><br />

klinischer Medizin", so das Motto <strong>des</strong> Kongresses in Köln, wird<br />

ganz sicher nicht leichter. Löllgen: "Epo, Wachstumshormone<br />

<strong>und</strong> Anabolika haben in den Händen von Sportmedizinern<br />

nichts zu suchen, aber wir können nicht verhin<strong>der</strong>n, dass<br />

nie<strong>der</strong>gelassene Ärzte in Deutschland Testosteronpräparate<br />

verschreiben." Fast schon tröstlich, dass <strong>der</strong> spanische Kollege<br />

Eufemiano Fuentes, einer <strong>der</strong> weltweit bekanntesten <strong>und</strong><br />

verrufensten Doping-Experten, kein Sportmediziner son<strong>der</strong>n<br />

Gynäkologe ist.<br />

Aber wie Doping ein Thema im Leistungs- wie im Breitensport<br />

ist, ist auch das Betätigungsfeld <strong>der</strong> Sportmedizin ein sehr<br />

weites. Und keinesfalls auf den Spitzensport beschränkt.<br />

Sportliche Aktivität dient nicht nur <strong>der</strong> Prävention verschiedenster<br />

Erkrankungen, son<strong>der</strong>n hat auch einen therapeutischen<br />

Effekt. Sportliche Belastung verbessert die körperliche<br />

Verfassung von Tumorpatienten <strong>und</strong> bei Patienten mit Herzmuskelschwäche<br />

die kardiovaskulären Symptome. Im neuen<br />

Jahrtausend treiben auch schwerkranke Patienten unter<br />

auf <strong>der</strong> Folie von Mo<strong>der</strong>nisierungsschüben als harscher<br />

Schnee von gestern erweist, o<strong>der</strong> sich in Niklas Luhmanns<br />

wagemutigen Gebilden <strong>der</strong> Systemtheorie schneckenartig<br />

vorwärts bewegt: Partner, o<strong>der</strong> besser: Begleiter aus <strong>der</strong><br />

Wissenschaft, dürften bereitstehen, zumal auch sie ihre<br />

Systemkrise bezeichnen können. Jenseits <strong>der</strong> mühevollen<br />

Startversuche <strong>der</strong> im Mai 2007 gegründeten "<strong>Deutschen</strong><br />

<strong>Olympischen</strong> Akademie Willi Daume" sollten die geisteswissenschaftlichen<br />

Disziplinen <strong>der</strong> Sportwissenschaft den Mut<br />

zur Gestaltung <strong>des</strong> Aufbruchs anstoßen, beför<strong>der</strong>n <strong>und</strong><br />

begleiten.<br />

"Nichts ist praktischer als eine gute Theorie" hatte schon<br />

Immanuel Kant erkannt. "Es gibt keine Zukunft ohne Erinnerung",<br />

bemerkte Richard von Weizsäcker in seiner historischen<br />

Rede vom 8. Mai 1985. Gute Theorie für die Praxis, Annahme<br />

<strong>der</strong> Herausfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Praxis durch die Theorie - eine<br />

solche Maxime könnte <strong>der</strong> Schwarzmalerei dieses Beitrags<br />

hellere Pastelltöne schenken. Motivationsressourcen bieten die<br />

Geisteswissenschaften <strong>und</strong> die Wirkmächte <strong>der</strong> Kultur- <strong>und</strong><br />

Wertegemeinschaft Europas zur Genüge. Noch!<br />

ärztlicher Kontrolle Sport. Bewegung statt Bettruhe, wie es<br />

erstmals <strong>der</strong> Ehrenpräsident <strong>des</strong> Weltsportärztebun<strong>des</strong> (FIMS),<br />

Professor Dr. Wildor Hollmann, in den 60er Jahren <strong>des</strong> letzten<br />

Jahrh<strong>und</strong>erts in Köln for<strong>der</strong>te, propagierte <strong>und</strong> erforschte.<br />

Heute wissen die Sportmediziner, dass möglicherweise sogar<br />

die medikamentöse Therapie von Patienten durch gezielte<br />

sportliche Aktivität reduziert werden kann, weil Sport im<br />

Körper über molekular-biologische Mechanismen ähnliche<br />

Effekte wie Arzneimittel bewirken kann.<br />

Für eine ausgeprägte ärztliche Eigenverantwortung bei <strong>der</strong><br />

Bekämpfung von Doping sowohl im Leistungs- als auch im<br />

Breitensport plädierte in Köln <strong>der</strong> Bun<strong>des</strong>minister <strong>des</strong> Inneren,<br />

Wolfgang Schäuble. Der Minister wünschte sich im Gürzenich,<br />

dass die "Doping-Diskussion keinen Schatten auf die Sportmedizin<br />

<strong>und</strong> die Vorbildfunktion von Spitzensport" werfen möge:<br />

"Sport ermöglicht den Menschen Lebensfreude." Die deutschen<br />

Sportärzte sind da selbstkritischer. "Wir gehen offen mit dem<br />

ernsten Dopingproblem um", sagt Hans-Georg Predel: "Wir<br />

verschweigen nichts." Inzwischen müssen Sportmediziner eine<br />

Ehrenerklärung gegen Doping unterschreiben. Ob das ausreicht,<br />

scheint fraglich. Weiter versprechen die großen Schlagzeilen<br />

<strong>des</strong> Spitzensports auch große Schlagzeilen für die erfolgreich<br />

betreuende Sportmedizin. Und warum sollten ausgerechnet<br />

Sportmediziner zukünftig dieser Versuchung wi<strong>der</strong>stehen<br />

können? Wer in Köln aufmerksam den Vorträgen <strong>und</strong> den<br />

Flurgesprächen lauschte, verließ die Domstadt nicht unbedingt<br />

zuversichtlich. Eher nachdenklich. Was die Zukunft <strong>des</strong> Spitzensports<br />

<strong>und</strong> seine Medizin betrifft.<br />

35


Schwimmbä<strong>der</strong> garantieren ein<br />

Vom "Goldenen Plan" zu aktuellen Problemen <strong>und</strong><br />

Immer mehr Kin<strong>der</strong> können nicht schwimmen. Die Zahl<br />

<strong>der</strong>er, die ihr Leben durch Ertrinken verlieren, steigt. Die<br />

Ursachen liegen auch in einer Abwertung <strong>des</strong> Schwimmunterrichts<br />

in den Schulen <strong>und</strong> in <strong>der</strong> vielerorts mangelhaften<br />

Verfügbarkeit von Hallenbä<strong>der</strong>n. Nachfolgend soll<br />

dargestellt werden, wie es nach 1960 zu einem Bauboom<br />

bei den Bä<strong>der</strong>n kam, wie öffentliche Armut, steigende<br />

Kosten <strong>und</strong> sinkende Einnahmen später zur Schließung von<br />

Bä<strong>der</strong>n führten <strong>und</strong> welche Aufgaben sich für die Zukunft<br />

stellen.<br />

Die Jahre 1950 bis 1990<br />

Nach dem Krieg lagen viele Sportstätten in Trümmern. Der<br />

Wie<strong>der</strong>aufbau hatte sich zunächst auf das Lebensnotwendige<br />

zu beschränken: Wohnungen, Arbeitsstätten, Krankenhäuser,<br />

Schulen usw. Während <strong>des</strong> dann einsetzenden "Wirtschaftw<strong>und</strong>ers"<br />

wurde deutlich, dass bei <strong>der</strong> sportlichen Infrastruk-<br />

36<br />

tur ein gewaltiges Defizit bestand. Der immense Nachholbedarf<br />

führte zum "Goldenen Plan in den Gemeinden", <strong>der</strong> 1960<br />

von <strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong> Gesellschaft vorgelegt wurde.<br />

Er stellte die Defizite dar, die in einem 15-Jahres-Programm<br />

abgearbeitet werden sollten. Dabei bezieht er sich auf<br />

die sogenannten Kernsportstätten, zu <strong>der</strong> Sportplätze, Sporthallen,<br />

Hallenbä<strong>der</strong> <strong>und</strong> Freibä<strong>der</strong> sowie Kin<strong>der</strong>spielplätze<br />

gezählt wurden.<br />

Für die Bä<strong>der</strong> war die Situation 1960 folgen<strong>der</strong>maßen: Es gab<br />

730 Hallenbä<strong>der</strong> <strong>und</strong> 3.030 Freibä<strong>der</strong>. Auf <strong>der</strong> Basis von<br />

sogenannten Städtebaulichen Orientierungswerten wurde <strong>der</strong><br />

Bedarf festgestellt <strong>und</strong> als Differenz zum Bestand folgen<strong>des</strong><br />

Defizit berechnet: 2.625 "Lehrschwimmhallen", 435<br />

"Schwimmhallen" <strong>und</strong> 2.420 Freibä<strong>der</strong>. Nach 1960 setzte ein<br />

reger Sportstättenbau ein. 1976, nach Ende <strong>der</strong> 15jährigen<br />

Laufzeit <strong>des</strong> "Goldenen Plans", wurden 2.980 Hallenbä<strong>der</strong><br />

gezählt; damit hatte sich <strong>der</strong> Bestand in nur 16 Jahren mehr<br />

als vervierfacht.<br />

Die Zahl <strong>der</strong><br />

Freibä<strong>der</strong> stieg auf<br />

3.580, ein<br />

Zuwachs von<br />

18%.<br />

Auch in den<br />

Folgejahren<br />

wurden weiter<br />

Bä<strong>der</strong> gebaut.<br />

1980 schätzte<br />

man die Zahl <strong>der</strong><br />

Hallenbä<strong>der</strong> auf<br />

3.400, ein<br />

Zuwachs von<br />

weiteren 14%<br />

gegenüber 1976.<br />

Die Zahl <strong>der</strong><br />

Freibä<strong>der</strong> stieg<br />

um 12% auf ca.<br />

4.000. Dieser<br />

Bestand war in


wichtiges Stück Lebensqualität<br />

nachhaltigen Konzepten Von Hans Jägemann<br />

Europa führend; es sind aber vor allem die Bä<strong>der</strong> aus dieser<br />

"goldenen" Epoche von 1960 bis 1980, die uns heute Probleme<br />

machen.<br />

Die Jahre 1990 bis heute<br />

Schon bald nach <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>vereinigung wurde deutlich, dass<br />

<strong>der</strong> "Sportweltmeister" DDR bei weitem nicht die Sportstätteninfrastruktur<br />

besaß, die seiner internationalen Reputation<br />

entsprach, we<strong>der</strong> quantitativ noch qualitativ. Der Deutsche<br />

Sportb<strong>und</strong> setzte <strong>des</strong>halb 1992 eine Arbeitsgruppe "Goldener<br />

Plan Ost" ein, die eine Bestandsaufnahme durchführen,<br />

Richtwerte formulieren <strong>und</strong> den Bedarf an Sanierung <strong>und</strong><br />

Neubau feststellen sollte. Ziel war es, die Sportstättenversorgung<br />

in den Neuen Län<strong>der</strong>n auf das westdeutsche Niveau zu<br />

bringen. Ergebnis war ein Sanierungsbedarf von 11 Mrd. DM<br />

(davon gut 1 Mrd. für Hallenbä<strong>der</strong> <strong>und</strong> knapp 3 Mrd. für<br />

Freibä<strong>der</strong>) <strong>und</strong> ein Neubaubedarf von 14 Mrd. DM (davon 4,5<br />

Mrd. für Hallen- <strong>und</strong> 0,7 Mrd. für Freibä<strong>der</strong>).<br />

Im Jahr 2000 fand die erste Sportstättenzählung nach <strong>der</strong><br />

Wie<strong>der</strong>vereinigung statt. Dabei wurden in den Alten Län<strong>der</strong>n<br />

ca. 3.200 Hallenbä<strong>der</strong> gezählt, 6% weniger als 1980. Die Zahl<br />

<strong>der</strong> Freibä<strong>der</strong> war von 4.000 auf ca. 3500 gesunken (minus<br />

13%). In den Neuen Län<strong>der</strong>n gab es 280 Hallenbä<strong>der</strong> <strong>und</strong> 816<br />

Freibä<strong>der</strong>. Dies bedeutete für die Alten Län<strong>der</strong> eine Versorgung<br />

von 46,5 Hallenbä<strong>der</strong>n <strong>und</strong> 50,8 Freibä<strong>der</strong>n pro 1<br />

Million Einwohner, zusammen also knapp 100 Bä<strong>der</strong> für 1<br />

Million Einwohner. In den Neuen Län<strong>der</strong>n ist die Versorgung<br />

mit Hallenbä<strong>der</strong>n mit knapp 19 pro 1 Million Einwohner<br />

immer noch weit schlechter, während sie bei den Freibä<strong>der</strong>n<br />

mit 74 etwas besser ist als im Westen.<br />

37


Eine Bewertung aus heutiger Sicht<br />

Zwischen 1960 <strong>und</strong> 1980 wurde in erheblich höherem Ausmaß<br />

als heute in den Neubau von Sportanlagen investiert<br />

<strong>und</strong> damit ein gesellschaftliches Vermögen geschaffen, das<br />

die Lebensqualität <strong>der</strong> Bevölkerung entscheidend verbesserte<br />

<strong>und</strong> dankbar angenommen wurde. Dieser Bauboom war die<br />

wichtigste Ursache für die rapide Entwicklung <strong>des</strong> Breitensports<br />

<strong>und</strong> die starke Erhöhung <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>zahlen in den<br />

Sportvereinen. In dieser Zeit <strong>des</strong> Aufbruchs <strong>und</strong> <strong>der</strong> Zukunftsgläubigkeit<br />

wurden jedoch aus heutiger Sicht auch entscheidende<br />

Fehler gemacht:<br />

Die 60er Jahre waren die Zeit <strong>des</strong> Babybooms. Bä<strong>der</strong> waren<br />

gerade für Kin<strong>der</strong> hoch attraktiv. Konkurrenz von Trendsportarten<br />

gab es noch nicht, man fuhr weniger in Urlaub, Fernsehen<br />

hatten nur Wenige, <strong>und</strong> es hatte zunächst nur ein Programm,<br />

Video <strong>und</strong> Heimcomputer waren noch nicht erf<strong>und</strong>en.<br />

Kein W<strong>und</strong>er, dass die neuen Bä<strong>der</strong> gut besucht waren.<br />

Mit dem "Pillenknick" <strong>der</strong> 70er Jahre, attraktiven Konkurrenz-<br />

Angeboten <strong>und</strong> zunehmenden Attraktivitätsmängeln in den<br />

älter werdenden Bä<strong>der</strong>n nahmen die Besucherzahlen <strong>und</strong><br />

damit auch die Einnahmen deutlich ab.<br />

Man bevorzugte Entwürfe mit möglichst geringen Baukosten,<br />

zudem wurde später an Bauunterhaltung <strong>und</strong> Mo<strong>der</strong>nisierung<br />

gespart. Das Ergebnis waren Bä<strong>der</strong> in schlechtem<br />

Zustand, die bei steigenden Energie- <strong>und</strong> Wasserkosten<br />

immer höhere Betriebskosten hatten. In einigen Fällen gab es<br />

sogar Sicherheitsprobleme wegen einer vernachlässigten<br />

Gebäu<strong>des</strong>tatik.<br />

Die Wünsche <strong>der</strong> Besucher <strong>und</strong> die Sportentwicklung wurden<br />

nicht ausreichend analysiert. Die Bä<strong>der</strong> boten im Wesentlichen<br />

die Möglichkeit zum Bahnenschwimmen, Schwimmenlernen<br />

<strong>und</strong>, wo ein Sprungturm vorhanden war, zum Turmspringen.<br />

Es besteht aber zunehmend Bedarf an attraktiven<br />

Möglichkeiten für Breitensport, Rehabilitation <strong>und</strong> Prävention,<br />

Angeboten für Gruppen o<strong>der</strong> Zusatzeinrichtungen wie<br />

Sauna o<strong>der</strong> Cafeteria.<br />

Die Standorte waren nicht in einem regionalen Versorgungskonzept<br />

aufeinan<strong>der</strong> abgestimmt. Vielmehr erlag mancher<br />

Bürgermeister <strong>der</strong> Versuchung, sich mit den damals sehr<br />

populären Hallenbä<strong>der</strong>n ein "Denkmal" zu setzen.<br />

Die letzten Jahre waren daher vielerorts von Diskussionen<br />

über Bä<strong>der</strong>schließungen geprägt. Auch dabei gab es nur<br />

selten eine regionale Abstimmung. Ärmere Städte schlossen<br />

ihre Bä<strong>der</strong> als erste <strong>und</strong> drängten damit nicht nur die Besucher,<br />

son<strong>der</strong>n auch die Defizite <strong>des</strong> Badebetriebs in die Nachbarstädte<br />

ab.<br />

38<br />

Sanierungsbedarf <strong>und</strong> Sanierungskosten<br />

Die letzte Sportstättenstatistik 2000 fragte auch, ob innerhalb<br />

<strong>der</strong> nächsten fünf Jahre Sanierungsbedarf besteht. Diese<br />

Zahlen wurden vervollständigt <strong>und</strong> durch eine Kostenschätzung<br />

ergänzt. Als Ergebnis kann festgehalten werden:<br />

� Der gesamte Sanierungsbedarf für alle Sportstätten in<br />

Deutschland beträgt etwa 42 Mrd. Euro.<br />

� Davon entfällt <strong>der</strong> größte Anteil mit 10,6 Mrd. Euro auf die<br />

Hallenbä<strong>der</strong> <strong>und</strong> weitere knapp 5 Mrd. Euro auf die Freibä<strong>der</strong>.<br />

� Der Sanierungsbedarf für alle Bä<strong>der</strong> beträgt also 15,6 Mrd.<br />

Euro (37% <strong>des</strong> gesamten Sanierungsbedarfs; dies entspricht<br />

fast 200 Euro für jeden Einwohner).<br />

Was ist in dieser Situation zu tun? Der größte Fehler wäre<br />

sicherlich, die maroden Bä<strong>der</strong> wie<strong>der</strong> in den Zustand zu<br />

versetzen, in dem sie bei ihrer Einweihung einmal waren.<br />

Gefragt ist vielmehr eine gründliche Analyse von Bauzustand,<br />

künftigem Bedarf, Möglichkeiten zur Kostensenkung <strong>und</strong><br />

Einnahmeverbesserung, keine möglichst billige Minimallösung,<br />

son<strong>der</strong>n ein vorwärts gerichtetes Konzept, das den<br />

Kriterien <strong>der</strong> ökonomischen, <strong>der</strong> ökologischen <strong>und</strong> <strong>der</strong> sozialen<br />

Nachhaltigkeit genügt.<br />

Konzepte für eine nachhaltige Bä<strong>der</strong>entwicklung<br />

Der Bedarf an Bä<strong>der</strong>n ist nicht für heute, son<strong>der</strong>n für die<br />

nächsten 10 bis 20 Jahre sorgfältig zu ermitteln. Dazu ist die<br />

Anwendung mo<strong>der</strong>ner Bedarfsbestimmungsmethoden,<br />

ergänzt um eine partizipative Planung mit Einbeziehung aller<br />

Betroffenen <strong>und</strong> Experten notwendig. Zu berücksichtigen ist<br />

vor allem die voraussichtliche demographische Entwicklung,<br />

die regional sehr unterschiedlich verlaufen wird.<br />

Die "Kirchturmpolitik" muss aufhören, sie ist nicht mehr zu<br />

verantworten <strong>und</strong> nicht mehr zu bezahlen. Anzahl, Typ <strong>und</strong><br />

Standorte von Bä<strong>der</strong>n müssen regional koordiniert werden<br />

mit dem Ziel, ein ausgewogenes Versorgungsnetz zu schaffen.<br />

Dies gilt für Bä<strong>der</strong>schließungen wie für Neubauprojekte. Es<br />

gibt schon lange nicht mehr nur das eine "multifunktionale"<br />

Bad, das höchstens in verschiedenen Größen vorkommt.<br />

Vielmehr existiert ein Bündel von sehr heterogenen Erwartungen<br />

<strong>der</strong> verschiedenen Zielgruppen, die entsprechend<br />

differenzierte Angebote erfor<strong>der</strong>n. Bewährt haben sich sogenannte<br />

"Freizeitbä<strong>der</strong>", die neben dem Schwimmen auch<br />

Wasserspiele <strong>und</strong> Wasserrutschen, Sauna, Solarium, Fitnessraum,<br />

Cafeteria usw. anbieten. Sogenannte Trainingsbä<strong>der</strong><br />

werden ausschließlich für Schwimmvereine, Schulen <strong>und</strong><br />

Hochschulen zu Training <strong>und</strong> Ausbildung betrieben. "Spaßbä<strong>der</strong>"<br />

hingegen bieten vor allem Spaß im <strong>und</strong> am Wasser, ein<br />

häufig tropisches Ambiente mit Palmen <strong>und</strong> Sand; dort kann<br />

man essen, einkaufen, es gibt Musik <strong>und</strong> viele Attraktionen.


Nur richtig schwimmen kann man in diesen aufwändigen<br />

Freizeittempeln häufig nicht. Es ist daher auch zweifelhaft, ob<br />

es sich hier überhaupt um Sportanlagen handelt.<br />

Im organisatorischen Bereich lassen sich häufig große Erfolge<br />

bei Auslastung, Kostenreduzierung <strong>und</strong> Einnahmeverbesserung<br />

erzielen. Z. B. kann ein kleines Hallenbad in einem<br />

Altenheim durch einen benachbarten Kin<strong>der</strong>garten o<strong>der</strong> eine<br />

Gr<strong>und</strong>schule mit genutzt werden. Öffentliche Zeiten in Hotelschwimmbä<strong>der</strong>n,<br />

die Mitnutzung von Schulschwimmbä<strong>der</strong>n<br />

durch Vereine o<strong>der</strong> aber die Vermietung von Zeiten in Vereinsbä<strong>der</strong>n<br />

an Schulen können weitere sehr sinnvolle Maßnahmen<br />

sein.<br />

Verschiedene Aktionen in den letzten Jahren haben erwiesen,<br />

dass es möglich ist, neue Besuchergruppen für die Bä<strong>der</strong> zu<br />

gewinnen. So hat man zu später St<strong>und</strong>e Wasserdisco mit<br />

Musik für Jugendliche angeboten. Möglich sind auch Konzerte<br />

o<strong>der</strong> Theatervorführungen in einer reizvollen neuen Umgebung,<br />

die Nutzung von Eingangsbereich <strong>und</strong> Cafeteria für<br />

Kunstausstellungen, "Kino im Bad" <strong>und</strong> manches mehr.<br />

Umweltverträgliche Bä<strong>der</strong><br />

Gerade bei Bä<strong>der</strong>n mit ihrem hohen Energie- <strong>und</strong> Wasserbedarf<br />

<strong>und</strong> ihrer aufwändigen Bauweise wird häufig gegen die<br />

Prinzipien <strong>der</strong> Nachhaltigkeit verstoßen. Dies betrifft zum einen<br />

die ökonomische Dimension, also die Geldverschwendung<br />

durch mangelhafte Bedarfsbestimmung, fehlende Regionalkonzepte<br />

o<strong>der</strong> die Geringschätzung <strong>des</strong> Kriteriums <strong>der</strong> Folgekosten.<br />

Aber auch im ökologischen Bereich bestehen große<br />

Defizite <strong>und</strong> entsprechend weitreichende Handlungsmöglichkeiten.<br />

Maßnahmen zur Verbesserung <strong>der</strong> Umweltverträglichkeit<br />

wirken sich in <strong>der</strong> Regel auch vorteilhaft auf die Kosten<br />

aus. Als wichtigste Kriterien für eine ökologische Nachhaltigkeit<br />

sind zu nennen:<br />

� Schonung von unverbrauchtem<br />

Naturraum,<br />

� Folgenutzung nicht mehr<br />

genutzter Flächen <strong>und</strong><br />

Gebäude statt Neubau,<br />

� flächensparen<strong>des</strong> Bauen,<br />

� Wahl verkehrsvermeiden<strong>der</strong><br />

Standorte,<br />

� bedarfsgerechte Dimensionierung<br />

<strong>und</strong> Gestaltung,<br />

� ökologische Bauprinzipien,<br />

� Niedrig- o<strong>der</strong> Nullenergie-<br />

Konzepte,<br />

� Möglichkeiten zu einfachem<br />

Umbau <strong>und</strong> zur<br />

Funktionsanpassung,<br />

� umweltgerechter Betrieb,<br />

� Recycle-Fähigkeit.<br />

Speziell bei Bä<strong>der</strong>n sind folgende konkrete Maßnahmen zu<br />

empfehlen:<br />

� Wärmerückgewinnung bei Lüftung, Becken- <strong>und</strong> Duschwasser,<br />

� Einsatz energiesparen<strong>der</strong> Geräte für die Erwärmung von<br />

Wasser <strong>und</strong> Luft,<br />

� Einsatz regenerativer Energieträger, Solarenergie <strong>und</strong><br />

Erdwärme,<br />

� mo<strong>der</strong>ne Regelungstechnik <strong>und</strong> Energie-Management-<br />

Systeme,<br />

� wasser- <strong>und</strong> energiesparende Duschen, nach Möglichkeit<br />

mit Solarunterstützung,<br />

� Abdecken <strong>der</strong> Wasserflächen in den nicht genutzten Zeiten,<br />

� Anwendung von Methoden <strong>des</strong> Wasserrecycling.<br />

Fazit<br />

Mo<strong>der</strong>ne Bä<strong>der</strong> sind sicherlich ein beson<strong>der</strong>s teurer Bestandteil<br />

unserer Sportstätteninfrastruktur. Daher lohnt sich sorgfältige<br />

Planung hier beson<strong>der</strong>s. Wir sollten nicht wie<strong>der</strong> den<br />

Fehler machen, in unsere Konzepte so viele teure "Geburtsfehler"<br />

einzubauen, dass die Bä<strong>der</strong> später unbezahlbar <strong>und</strong> dazu<br />

noch unattraktiv <strong>und</strong> schädlich für Umwelt <strong>und</strong> Klima werden.<br />

Dies gilt gleichermaßen für Neubau wie Sanierung. Gerade<br />

wegen <strong>der</strong> Alterung <strong>der</strong> Gesellschaft bleiben Bä<strong>der</strong> unverzichtbarer<br />

Teil kommunaler Daseinsvorsorge <strong>und</strong> werden an<br />

Bedeutung noch gewinnen. Dabei werden günstige Standorte,<br />

besucherfre<strong>und</strong>liche Öffnungszeiten <strong>und</strong> eine attraktive<br />

Gestaltung, ein "Wohlfühlklima", ebenso immer wichtiger wie<br />

Konzepte für eine starke Senkung <strong>des</strong> Energieverbrauchs.<br />

39


Ist Solidarität im organisierten<br />

Sport nicht mehr gefragt?<br />

Von Rainer Brechtken, Präsident <strong>des</strong> <strong>Deutschen</strong> Turner-Bun<strong>des</strong><br />

Das System <strong>des</strong> organisierten Sports in Deutschland<br />

gründet sich historisch auf die Prinzipien von Solidarität<br />

<strong>und</strong> Einheit. Der in Vereinen <strong>und</strong> Verbänden<br />

organisierte Sport zeichnet sich aus durch "Zusammengehörigkeit"<br />

<strong>und</strong> "gemeinsame Verantwortung". Ob Breitensportler<br />

o<strong>der</strong> Wettkampf- <strong>und</strong> Leistungssportler, Kin<strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugendliche<br />

o<strong>der</strong> Erwachsene, als Mitglie<strong>der</strong> einer Sportart sowie als<br />

Mitglie<strong>der</strong> <strong>des</strong> Gesamt-Vereins bilden sie eine gemeinsame<br />

Einheit, ein solidarisches System.<br />

An dieser Stelle will ich keine altbekannte philosophische<br />

Diskussion aufwärmen, son<strong>der</strong>n auf handfeste Strukturprobleme<br />

<strong>des</strong> organisierten Sports aufmerksam machen, die wir<br />

gemeinsam anpacken <strong>und</strong> lösen müssen, damit uns nicht<br />

eines Tages unser gesamtes System <strong>des</strong> organisierten Sports<br />

um die Ohren fliegt.<br />

Im Laufe <strong>der</strong> letzten Jahre verstärkt sich mir <strong>der</strong> Eindruck,<br />

dass die genannten Gr<strong>und</strong>prinzipien <strong>des</strong> Sports - "Solidarität"<br />

<strong>und</strong> "Einheit" - als oberste Prämisse in <strong>der</strong> Steuerung von<br />

Angebots- <strong>und</strong> Sportentwicklung in den Vereinen <strong>und</strong> Verbänden<br />

nur noch wenig Beachtung finden.<br />

Auflösung von Solidarität auf<br />

Vereinsebene<br />

In <strong>der</strong> Theorie ist das Vereinssystem im deutschen Sport<br />

relativ einfach erklärt: Die zentralen Aufgaben <strong>der</strong> Turn- <strong>und</strong><br />

Sportvereine liegen darin, im Wissen um die ges<strong>und</strong>heitlichen<br />

<strong>und</strong> sozialen Werte von Spiel <strong>und</strong> Bewegung Kin<strong>der</strong> <strong>und</strong><br />

Jugendliche an den Sport heranzuführen <strong>und</strong> in den jeweiligen<br />

Sportarten <strong>des</strong> Vereins sowohl den Trainings- <strong>und</strong> Wettkampfbetrieb<br />

als auch ein Freizeit- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitssportan-<br />

40<br />

gebot für die Vereinsmitglie<strong>der</strong> zu organisieren. Alle Vereins-<br />

Mitglie<strong>der</strong> entrichten ihre Mitgliedsbeiträge in die gemeinsame<br />

Kasse, aus denen die Aufgaben <strong>des</strong> Vereins finanziert<br />

werden. Die höheren finanziellen Aufwendungen beispielsweise<br />

für die Betreuung von Jugendmannschaften werden<br />

aufgebracht aus den Mitgliedsbeiträgen <strong>der</strong> Erwachsenen, <strong>der</strong><br />

passiven Mitglie<strong>der</strong> sowie den Beiträgen <strong>der</strong> nicht-wettkampforientierten<br />

Vereinsmitglie<strong>der</strong> im Zuge einer Quersubventionierung.<br />

Auf gleiche Weise kann sich <strong>der</strong> Verein eine<br />

Beitragsstaffelung nach sozialen Gesichtspunkten erlauben<br />

<strong>und</strong> finanziell schwächeren Vereinsmitglie<strong>der</strong>n den gleichen<br />

Zugang zum Sport ermöglichen. Dies ist das solidarische<br />

Prinzip im organisierten Sport, das <strong>der</strong> Gesetzgeber in<br />

Deutschland mit einem einzigartigen Privileg würdigt <strong>und</strong><br />

för<strong>der</strong>t: die Anerkennung <strong>der</strong> "Gemeinnützigkeit" für die<br />

Turn- <strong>und</strong> Sportvereine. Solidarität <strong>und</strong> soziale Verpflichtung<br />

unterscheiden den Verein von kommerziellen Anbietern im<br />

Sport. Soweit die Theorie.<br />

In <strong>der</strong> Praxis - vor allem in mittelgroßen Mehrsparten-Vereinen<br />

<strong>und</strong> Großvereinen - ist eine zunehmende Tendenz zu<br />

Zersplitterung <strong>und</strong> Individualisierung in den Angebots- <strong>und</strong><br />

Organisationsstrukturen <strong>der</strong> Vereine zu erkennen: Teilweise<br />

werden für Sportangebote neue, eigene Abteilungen gebildet,<br />

die mit den klassischen Sportarten im Verein offenbar nichts<br />

zu tun haben wollen <strong>und</strong> eine Eigendynamik entwickeln.<br />

Durch die strukturelle Trennung von Trainings- <strong>und</strong> Wettkampfbetrieb<br />

<strong>und</strong> nicht-wettkampforientierten Vereinsgruppen<br />

geht die interne Bindung, Identifizierung innerhalb <strong>der</strong><br />

Sportarten im Verein verloren. Statt Solidarität <strong>und</strong> Verb<strong>und</strong>enheit<br />

wird das Konkurrenz-Prinzip im eigenen Verein<br />

geför<strong>der</strong>t.<br />

Die strukturelle Zersplitterung im Verein hat auch Auswirkungen<br />

auf die Gewinnung von Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitar-


eitern im Verein,<br />

die sich mehrheitlich<br />

aus den<br />

klassischen Sportarten<br />

rekrutieren.<br />

Wie will man<br />

diese motivieren,<br />

sich für nichtwettkampforientierteVereinsgruppen<br />

zu engagieren,<br />

wenn die<br />

innere Bindung<br />

<strong>und</strong> Identifikation<br />

im Verein nicht<br />

stimmt? Bei<br />

Gruppen aus<br />

meiner Abteilung,<br />

meiner Sportart bin ich doch eher zu einem Engagement<br />

bereit.<br />

Zunehmend konzentrieren sich manche (Groß-)Vereine in<br />

ihren Angeboten ausschließlich auf wirtschaftlich lukrative<br />

Segmente <strong>des</strong> Sports, zum Beispiel im Freizeit- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitssport,<br />

in denen sich entsprechende Einnahmen generieren<br />

lassen. Im Gegenzug werden kostenintensivere Angebote<br />

wie beispielsweise Trainings- <strong>und</strong> Wettkampfbetreuung für<br />

Kin<strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugendliche eingestellt o<strong>der</strong> gar nicht angeboten.<br />

Natürlich werden keine privaten Gewinne erzielt, son<strong>der</strong>n die<br />

erzielten Erträge werden investiert in den weiteren Ausbau<br />

von Dienstleistung, Service <strong>und</strong> Mitglie<strong>der</strong>gewinnung <strong>der</strong><br />

Vereine.<br />

Diese geschil<strong>der</strong>ten Vereins-Modelle sind bitte nicht zu<br />

verdammen o<strong>der</strong> an den Pranger zu stellen. Nur, wir müssen<br />

Tendenzen <strong>der</strong> Vereinsentwicklung beobachten, uns mit ihnen<br />

auseinan<strong>der</strong>setzen <strong>und</strong> die Folgen für das Sportsystem insgesamt<br />

bedenken.<br />

Damit an dieser Stelle kein Missverständnis entsteht: Ich bin<br />

sehr wohl dafür, dass sich die Turn- <strong>und</strong> Sportvereine den<br />

wirtschaftlich lukrativen Segmenten <strong>des</strong> Sports zuwenden.<br />

Ich ermutige die Vereine sogar in ihren Bemühungen, sich <strong>der</strong><br />

kommerziellen Konkurrenz im Sport zu stellen <strong>und</strong> spezielle<br />

Angebote für die finanziell gut ausgestattete Mittelschicht<br />

<strong>der</strong> Bevölkerung zu machen, die den Vereinen sonst an kommerzielle<br />

Anbieter verloren gehen. Aber die Generierung<br />

möglichst hoher Einnahmen darf nicht zum Selbstzweck <strong>des</strong><br />

Vereins werden. Wir brauchen diese Einnahmequelle in unseren<br />

Vereinen dringend zur Quersubventionierung, zur Finanzierung<br />

unserer sozialen Aufgaben im Verein. Daher muss<br />

deutlich werden, dass das beson<strong>der</strong>e Merkmal <strong>der</strong> Turn- <strong>und</strong><br />

Sportvereine darin besteht, alles Streben dem Wohl <strong>der</strong><br />

Gemeinschaft <strong>des</strong> gesamten Vereins mit seiner breiten Palette<br />

an sozialen Aufgaben <strong>und</strong> gesellschaftlichen Leistungen<br />

unterzuordnen.<br />

An dieser Stelle muss in den Führungspositionen unserer<br />

Turn- <strong>und</strong> Sportvereine eine verantwortungsvolle Steuerung<br />

<strong>der</strong> Vereinsentwicklung in Richtung "Solidarprinzip im Verein"<br />

vorgenommen werden. An<strong>der</strong>enfalls werden wir es im organisierten<br />

Sport sehr schwer haben, uns in <strong>der</strong> öffentlichen<br />

<strong>und</strong> politischen Wahrnehmung von kommerziellen Anbietern<br />

abzugrenzen <strong>und</strong> weiterhin die Gemeinnützigkeit für das<br />

System unserer Turn- <strong>und</strong> Sportvereine in Anspruch zu<br />

nehmen. Unsere Aufgabe in den Sportorganisationen ist<br />

dabei, auf diese Entwicklungstendenzen aufmerksam zu<br />

machen <strong>und</strong> mit den Führungskräften in den Turn- <strong>und</strong><br />

Sportvereinen in Dialog zu treten.<br />

Solidarische Finanzierung <strong>des</strong> Sports?<br />

Die Tendenzen zur Auflösung <strong>des</strong> Solidarprinzips im Sport<br />

setzen sich in <strong>der</strong> Frage <strong>der</strong> Finanzierung <strong>des</strong> organisierten<br />

Sports fort. Auch hier ist die Theorie <strong>des</strong> Systems kurz <strong>und</strong><br />

plausibel geschil<strong>der</strong>t: Gr<strong>und</strong>lage für die Finanzierung <strong>des</strong><br />

organisierten Sports in Deutschland ist die alljährliche<br />

Bestandserhebung <strong>der</strong> Vereinsmitgliedschaften durch die<br />

Lan<strong>des</strong>sportbünde <strong>und</strong> die Zuordnung <strong>der</strong> Vereinsmitglie<strong>der</strong><br />

zu Sportarten bzw. Fachverbänden. Darauf baut die Beitragserhebung<br />

zur Eigenfinanzierung <strong>des</strong> organisierten Sports auf.<br />

Soweit die Theorie eines an sich solidarischen Systems. Dass<br />

die Mitglie<strong>der</strong>meldung durch Mehrfachmitgliedschaften,<br />

passive Mitglie<strong>der</strong> etc. nicht zu h<strong>und</strong>ert Prozent aussagekräftig<br />

zur tatsächlichen Mitglie<strong>der</strong>zahl im organisierten Sport<br />

ist, lasse ich hier außer Acht, als Berechnungsgr<strong>und</strong>lage zur<br />

Eigenfinanzierung <strong>des</strong> Sports langt das System im Prinzip<br />

aus.<br />

Die Praxis ist in den einzelnen Bun<strong>des</strong>län<strong>der</strong>n allerdings<br />

völlig unterschiedlich geregelt. Eine solidarische Handhabe<br />

<strong>des</strong> Systems ist nur in den wenigen Län<strong>der</strong>n zu registrieren,<br />

in denen klare, solidarische Absprachen zwischen den Beteiligten<br />

- Vereine, Lan<strong>des</strong>sportb<strong>und</strong> <strong>und</strong> Fachverbände - zu<br />

Rahmen-Bedingungen <strong>der</strong> Bestandserhebung getroffen<br />

wurden.<br />

In an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n ist bei <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>meldung <strong>und</strong> -<br />

zuordnung, insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> nicht-wettkampforientierten<br />

Vereinsmitglie<strong>der</strong> alles möglich: In <strong>der</strong> Regel ordnen die<br />

Vereine ihre Mitgliedschaften den ausgeübten Sportarten<br />

bzw. den zugeordneten Fachverbänden zu. Auf jeden Fall bei<br />

den Wettkampf betreibenden Mitglie<strong>der</strong>n, die ja eine Startberechtigung<br />

für ihre Sportart benötigen. Bei den nicht-wettkampforientierten<br />

Mitgliedschaften gibt es die ordnungsge-<br />

41


mäße Meldung zu <strong>der</strong> Sportart, in <strong>der</strong> diese Mitglie<strong>der</strong> beheimatet<br />

sind: Turnen <strong>und</strong> Gymnastik, Leichtathletik, Schwimmen<br />

etc. Für diese Mitglie<strong>der</strong> werden Beiträge an die Sportarten<br />

<strong>und</strong> Fachverbände entrichtet.<br />

Es gibt die Tendenz, alle nicht-wettkampforientierten Mitgliedschaften<br />

<strong>des</strong> Vereins einer Rubrik "Sonstige" o<strong>der</strong> "Allgemeine<br />

Sportgruppen" zuzuordnen. Für diese Meldungen<br />

werden außer den Beiträgen für den Lan<strong>des</strong>sportb<strong>und</strong> keine<br />

Beiträge für Fachverbände fällig. In einigen Bun<strong>des</strong>län<strong>der</strong>n<br />

firmiert die Rubrik "Sonstige" bereits als einer <strong>der</strong> größten<br />

"Fachverbände".<br />

Es gibt auch die Tendenz, nicht-wettkampforientierte Mitgliedschaften<br />

einer Sportart in geringer Anzahl dem Fachverband<br />

zu melden, um bei möglichst geringer Beitragsleistung<br />

die Mitgliedschaft zu gewährleisten <strong>und</strong> Dienstleistungen <strong>des</strong><br />

Verban<strong>des</strong> in Anspruch nehmen zu können.<br />

Es gibt ebenfalls die Tendenz, nicht-wettkampforientierte<br />

Mitgliedschaften einer Sportart einem an<strong>der</strong>en Fachverband<br />

zu melden, <strong>der</strong> mit Beitragsfreiheit o<strong>der</strong> möglichem Mittelrückfluss<br />

Mitglie<strong>der</strong>meldungen bewirbt.<br />

Auch hier gilt: die Handhabe <strong>der</strong> Vereine bei <strong>der</strong> Bestandserhebung<br />

<strong>und</strong> Mitglie<strong>der</strong>zuordnung ist nicht an den Pranger<br />

zu stellen, es geschieht hier kein Unrecht. Die Vereine handeln<br />

in dem Ordnungsrahmen, <strong>der</strong> ihnen vorgegeben ist.<br />

Dennoch: Zu beobachten ist auch hier ein Trend zur Ent-<br />

Solidarisierung, <strong>und</strong> als verantwortliche Führungskräfte <strong>des</strong><br />

organisierten Sports haben wir die möglichen Folgen dieser<br />

Entwicklung zu beurteilen <strong>und</strong> Maßnahmen zu diskutieren.<br />

So lange wir auf <strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong> Sportorganisationen es nicht<br />

schaffen, uns auf einen ordnungspolitischen Rahmen zur<br />

Bestandserhebung <strong>und</strong> Mitglie<strong>der</strong>zuordnung zu verständigen<br />

<strong>und</strong> ihn vorzugeben, können wir die Handhabung <strong>der</strong> Vereine<br />

nicht beklagen.<br />

Ent-Solidarisierung <strong>der</strong><br />

Sportorganisationen?<br />

Auch auf <strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong> Sportorganisationen ist eine Tendenz<br />

zur Ent-Solidarisierung festzustellen. Unter den Fachverbänden<br />

gibt es beispielsweise "Beitragskonkurrenzen" bei <strong>der</strong><br />

Mitglie<strong>der</strong>-Bestandserhebung, die eine Zuordnung von Mitglie<strong>der</strong>n<br />

aus an<strong>der</strong>en Sportarten för<strong>der</strong>t. Es gibt dazu bilaterale<br />

Vereinbarungen zwischen einzelnen Verbänden, <strong>der</strong>en<br />

Umsetzungen häufig auf <strong>der</strong> Lan<strong>des</strong>ebene scheitern. Vorschläge<br />

für eine einheitliche bun<strong>des</strong>weite Verabredung liegen<br />

vor, aber das Interesse an einem konsequenten Abschluss<br />

scheint wenig ausgeprägt.<br />

42<br />

Ebenfalls weiterhin ungeklärt <strong>und</strong> unangetastet ist die Diskussion<br />

über Aufgabenzuweisung <strong>und</strong> Arbeitsteilung zwischen<br />

Lan<strong>des</strong>sportbünden <strong>und</strong> Spitzenverbänden sowie dem<br />

Dachverband DOSB in den Dienstleistungen für die Turn- <strong>und</strong><br />

Sportvereine. Hier gibt es insbeson<strong>der</strong>e in <strong>der</strong> Betreuung <strong>des</strong><br />

nicht-wettkampforientierten Sports vielfach Doppelarbeit<br />

<strong>und</strong> Doppelstrukturen, beson<strong>der</strong>s ausgeprägt auf Lan<strong>des</strong>ebene<br />

zwischen Fachverbänden <strong>und</strong> Lan<strong>des</strong>sportbünden. Diese<br />

Doppelstrukturen führen bei den Vereinen vor Ort häufig zu<br />

Verunsicherung <strong>und</strong> Unübersichtlichkeit, während wir in den<br />

Sportorganisationen personelle <strong>und</strong> finanzielle Ressourcen<br />

einsetzen, die bei entsprechen<strong>der</strong> Abstimmung zwischen den<br />

Verbänden effektiver für unsere Turn- <strong>und</strong> Sportvereine<br />

genutzt werden könnten.<br />

Ordnungsrahmen für neue<br />

Solidarität im Sport<br />

Wir brauchen eine offene Diskussion im organisierten Sport<br />

über die zentralen Entwicklungen <strong>und</strong> Tendenzen in <strong>der</strong><br />

Vereins- <strong>und</strong> Sportentwicklung. Dazu benötigen wir den<br />

Dialog <strong>der</strong> jeweiligen Ebenen <strong>des</strong> organisierten Sports <strong>und</strong><br />

ein geeignetes, regelmäßiges Forum. Wir brauchen einvernehmliche<br />

Klärung <strong>und</strong> gemeinsame Lösungen für die<br />

geschil<strong>der</strong>ten Strukturprobleme <strong>des</strong> organisierten Sports. Die<br />

bisher tragenden Prinzipien <strong>des</strong> organisierten Sports mit dem<br />

Anspruch <strong>und</strong> <strong>der</strong> Verpflichtung auf Gemeinnützigkeit benötigen<br />

einen aktualisierten Ordnungsrahmen, für den wir<br />

Führungskräfte in den Sportorganisationen verantwortlich<br />

sind. Ich mache mir Sorgen, dass uns das gesamte System<br />

<strong>des</strong> organisierten Sports in Deutschland in ein paar Jahren<br />

um die Ohren fliegt, wenn wir heute die erkennbaren Entwicklungen<br />

in <strong>der</strong> Sport- <strong>und</strong> Vereinsentwicklung unbeeinflusst<br />

laufen lassen.<br />

Als erstes <strong>und</strong> seit langem benötigen wir eine bun<strong>des</strong>weit<br />

einheitliche Regelung zur Mitglie<strong>der</strong>meldung <strong>und</strong> -zuordnung<br />

als Gr<strong>und</strong>lage für eine solidarische Eigenfinanzierung<br />

<strong>des</strong> Sports. Dokumentiert haben wir dies ganz konkret als<br />

dringende Aufgabe im Abschlussbericht <strong>der</strong> Strukturkommission<br />

von DSB <strong>und</strong> NOK Mitte 2005. Dazu gibt es auch<br />

gemeinsame Beschlusslagen <strong>der</strong> Ständigen Konferenzen von<br />

Lan<strong>des</strong>sportbünden <strong>und</strong> Spitzenverbänden - bislang ohne<br />

erkennbare Konsequenzen auf <strong>der</strong> Handlungsebene. Es ist ja<br />

klar, dass die beteiligten Verbände trotz einer gemeinsamen<br />

Beschlusslage weiterhin unterschiedliche Auffassungen haben<br />

<strong>und</strong> nicht von sich aus begeistert vorne weg marschieren. An<br />

dieser Stelle ist nun die Führungskompetenz <strong>der</strong> Dachorganisation<br />

gefragt, die Beschlusslage einvernehmlich in konkrete<br />

Handlungsschritte zu überführen.


Sinnsuche unter erschwerten<br />

Bedingungen<br />

D<br />

oping, Millionenbörsen <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e Belastungen decken<br />

im Augenblick den Sport zu. Mit dem tieferen Sinn <strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> Humanität <strong>des</strong> Sports hat dies nichts zu tun. Wenn Konrad<br />

Lorenz etwa den Sport als ein Mittel interpretiert, durch das<br />

<strong>der</strong> Aggressionstrieb <strong>des</strong> Menschen sich sublimiert <strong>und</strong> die<br />

zerstörerischen Kräfte in die schöpferische Atmosphäre <strong>des</strong><br />

Spiels erhoben werden, dann finden wir hier eine Sinndeutung<br />

<strong>des</strong> Sports, die ihn wie<strong>der</strong> dem Wesen <strong>des</strong> Menschen einbezieht<br />

<strong>und</strong> aus heimatlosem Vagab<strong>und</strong>ieren zurückzuholen<br />

versucht. Doch die Welt <strong>des</strong> Sports ist an<strong>der</strong>s geworden.<br />

Dennoch muss man nach <strong>der</strong> Humanität <strong>und</strong> dem Sinn <strong>des</strong><br />

Sports fragen, um ihn wie<strong>der</strong> auf den richtigen Weg zu bringen.<br />

Ges<strong>und</strong>heit ist eben nicht einfach identisch mit <strong>der</strong><br />

Intaktheit körperlicher Funktion. Deshalb kann auch die Hochform<br />

<strong>der</strong> Ges<strong>und</strong>heit nicht einfach in <strong>der</strong> Steigerung körperlicher<br />

Funktionen bestehen, wie sie vom Leistungssport bewirkt<br />

wird. Man darf in diesem Sinne die Frage <strong>der</strong> Ges<strong>und</strong>heit nicht<br />

stellen, ohne ständig an dem Maß zu nehmen, was <strong>der</strong> Sport<br />

seinem Wesen nach ist. Welche Rolle spielt nun <strong>der</strong> Sport in<br />

<strong>der</strong> ganzen menschlichen Existenz?<br />

Dass <strong>der</strong> Mensch seine Natur nicht einfach annimmt, son<strong>der</strong>n<br />

etwas aus ihr macht, dass er sie nicht als gegeben hinnimmt,<br />

son<strong>der</strong>n sie als Aufgabe <strong>der</strong> Bearbeitung erlebt, das ist das<br />

Motiv je<strong>der</strong> Kultur. Indem <strong>der</strong> Mensch trainiert <strong>und</strong> neben dem<br />

Geist auch seinen Körper bildet - es handelt sich hier wirklich<br />

um eine Bildungsaufgabe - erlebt er den Leib als eine Herausfor<strong>der</strong>ung,<br />

die er annimmt <strong>und</strong> die zu Zielen aufruft. So ist <strong>der</strong><br />

Sinn <strong>des</strong> Sports in <strong>der</strong> menschlichen Sendung zur Kultur<br />

begründet. Sieht man die Dinge so, dann gewinnt auch die<br />

Spitzenleistung ihre positive Bedeutung, <strong>und</strong> wir finden von da<br />

aus vielleicht sogar einen neuen Aspekt <strong>des</strong> Leistungssports<br />

<strong>und</strong> <strong>des</strong> Hochleistungssports. Es wäre sicher eine Verirrung, die<br />

wir immer wie<strong>der</strong> beobachten, wenn wir den Rekord nur unter<br />

dem Gesichtspunkt <strong>der</strong> Sensation <strong>und</strong> <strong>des</strong> Star-Betriebs sähen.<br />

Man verbaut sich den unbefangenen Zugang zu einem Phänomen,<br />

wenn man nur seinen Missbrauch ins Auge fasst. Die<br />

Höchstleistung hat von Hause aus einen ganz an<strong>der</strong>en <strong>und</strong><br />

durchaus legitimen Sinn, <strong>und</strong> zwar in doppelter Hinsicht:<br />

1. Was auch immer <strong>der</strong> Sport ist, auf jeden Fall geht es in ihm<br />

um Leistung. Der Begriff <strong>der</strong> Leistung ist aber nicht zu<br />

bilden, ohne gleichzeitig ein Maß zu setzen, an dem sie<br />

gemessen wird. Sobald aber das Maß ins Spiel kommt, ist<br />

auch die Frage nach dem Höchstmaß gesetzt. Die größte<br />

Faszination <strong>des</strong> Sports ergibt sich gewiss aus <strong>der</strong> Frage,<br />

wann die absolute Grenze <strong>des</strong> menschlichen Leistungsvermögens<br />

erreicht sein könne, wann also <strong>der</strong> Rekord als<br />

Höchstmaß nicht mehr überbietbar sein würde. Der Rekord<br />

hat also seinen tieferen Sinn im Wesen <strong>des</strong> Sports.<br />

2. Wenn wir nun einmal den Star losgelöst von allen massenpsychologischen<br />

Entstellungen in diesem Sinne zu erfassen<br />

versuchen, dann ist er <strong>der</strong> Repräsentant <strong>der</strong> höchsten<br />

Leistung o<strong>der</strong> seines äußersten menschlichen Könnens.<br />

Insofern hat <strong>der</strong> Star dann einen tiefen menschlichen Sinn,<br />

den wir vor allem <strong>der</strong> Welt <strong>des</strong> Mystischen entnehmen<br />

können: denn als Repräsentant <strong>des</strong> äußersten menschlichen<br />

Könnens übt er so etwas wie eine Stellvertretung uns allen<br />

gegenüber aus.<br />

So droht <strong>der</strong> Sport heute auf eine verhängnisvoll falsche Weise<br />

in das Koordinatensystem <strong>des</strong> Humanum eingefügt zu werden;<br />

er droht einen unangemessenen Stellenwert zu bekommen.<br />

Der Anstoß zu dieser Fehlleistung wird nicht vom Sport selbst<br />

gegeben, son<strong>der</strong>n er ist nur das Symptom eines Sinnverlustes,<br />

den unser Leben insgesamt erlitten hat. Das meint Pestalozzi<br />

mit dem Wort: "Wird die Sittlichkeit außer Kurs gesetzt, dann<br />

folgt die Seelenlosigkeit <strong>der</strong> physischen Kräfte auf dem Fuße."<br />

Wenn die Krise <strong>des</strong> Sports also tief im Humanum, in gleichsam<br />

hintergründigen Fehlentwicklungen sitzt, kann es gewiss<br />

keinen unmittelbaren Zugriff geben, <strong>der</strong> hier etwas zu verän<strong>der</strong>n<br />

vermöchte. Wie sollte ein solcher Zugriff denn auch<br />

aussehen? Sollte man etwa Propaganda gegen den übertriebenen<br />

Leistungssport zu Gunsten einer mehr allgemeinen Leibesertüchtigung<br />

machen? Das wäre nur ein steriler Versuch am<br />

untauglichen Objekt. Wir müssen zur eigenen Humanität <strong>des</strong><br />

Sports, zu seinem tieferen Sinn zurückfinden. Und das ist<br />

wie<strong>der</strong> eine Bildungsaufgabe!<br />

Karlheinz Gieseler<br />

Nach Peking mit Rußpartikelfilter<br />

D<br />

as kommt davon, wenn ein Sportverband sich den<br />

Bedürfnissen seines Sponsors <strong>und</strong> nicht denen seiner<br />

Athleten anpasst. Sinngemäß hat ein Fernsehreporter so die oft<br />

OF-KOMMENT<br />

OF-KOMMENTARE<br />

ARE 43


sterile Stimmung im nicht immer vollbesetzten Leichtathletik-<br />

Stadion von Osaka (Japan) während <strong>der</strong> Weltmeisterschaft<br />

kommentiert. Er hätte die gleichen Worte wählen können in<br />

Anbetracht sich quälen<strong>der</strong> Ausdauerathleten, <strong>der</strong> Opfer <strong>der</strong><br />

extremen, wiewohl vorhersehbaren Wetterbedingungen am<br />

WM-Ort - <strong>und</strong> wäre mit seiner Bemerkung dem Kern <strong>des</strong><br />

Problems näher gekommen als diverse Beschwichtiger vom<br />

Weltverband <strong>der</strong> Leichtathleten. Sie hatten, wie<strong>der</strong>um sinngemäß,<br />

klagenden Europäern empfohlen, sich nicht so zu haben,<br />

große Teile <strong>der</strong> WM-Starter müssten sich schließlich ständig<br />

mit <strong>der</strong>artigen Hitze- <strong>und</strong> Luftfeuchtigkeitswerten auseinan<strong>der</strong>setzen.<br />

So viel fürs erste zum Gr<strong>und</strong>satz von gleichen<br />

Bedingungen für alle.<br />

Mögen die Verhältnisse von Osaka nicht je<strong>der</strong>manns Sache<br />

gewesen sein, für die Sportwissenschaft waren sie "a g`mahde<br />

Wiesn", wie die Bayern in solchen Fällen zu sagen pflegen. Ein<br />

Experimentierfeld, auf dem sie sich mal so richtig austoben<br />

<strong>und</strong>, ganz wichtig, Erkenntnisse für Olympia 2008 im ähnlich<br />

"gestrickten" Peking sammeln konnten. Nachdem an den<br />

Universitäten Darmstadt <strong>und</strong> Münster festgestellt worden war,<br />

dass Profisportler ihre Leistung bis zu acht Prozent steigern<br />

können, wenn sie sich mehrmals je zweieinhalb Minuten in<br />

einem auf minus 120 Grad abgesenkten Polarium aufhalten,<br />

mussten Verhaltensmuster im an<strong>der</strong>en Extrem plus deftigen<br />

Luftfeuchtigkeitsspitzen einfach neugierig machen. Bei Kühlung,<br />

fanden findige Köpfe heraus, reagiert <strong>der</strong> Körper, indem<br />

er die Blutgefäße in <strong>der</strong> Haut verengt. In <strong>der</strong> Folge sollen<br />

darunter liegende Muskeln über mehr Sauerstoff verfügen. Bei<br />

Körpererwärmung dagegen wächst <strong>der</strong> Energie-, sprich Sauerstoffverbrauch,<br />

um Hitze abzuleiten. Die Aufgabenstellung<br />

konnte demnach für Athleten <strong>und</strong> ihre Betreuer in Osaka nur<br />

lauten: Cool bleiben in <strong>der</strong> größten Hitze.<br />

Die <strong>Deutschen</strong> behalfen sich unter an<strong>der</strong>em mit Kühlwesten.<br />

Bis Peking sollten sie allerdings das logistische Problem gelöst<br />

haben, je<strong>der</strong>zeit <strong>und</strong> überall auch Kühlschränke zur Verfügung<br />

zu haben. Ohne die kommt selbst die beste Weste nicht auf<br />

Temperatur. Einige Amerikaner benutzten ebenfalls Westen,<br />

freilich mit exakt dem gegenteiligen Ziel: Im kühlen, sauerstoffarmen<br />

Höhentrainingslager zu Hause in den Rockys sollten<br />

sie den Körper überproportional erwärmen, um ihn an die<br />

Osaka-Verhältnisse zu gewöhnen, ohne auf den Höheneffekt<br />

zu verzichten.<br />

Die Frage, welche Anpassung an außergewöhnliche Klimaverhältnisse<br />

die beste ist, berührt vermutlich das sensibelste<br />

sportwissenschaftliche Gebiet (es sei denn, es bereitet Probleme,<br />

Dauerläufer angesichts hohen Schweißverlusts in die Kunst<br />

<strong>des</strong> Trinkens neu einzuweisen). Die beiden Möglichkeiten:<br />

Umstellung wohl auf die verän<strong>der</strong>te Zeitzone, aber ohne<br />

mehrtägige Einstellung auf die Klimabedingungen am Wettkampfort,<br />

wie von den <strong>Deutschen</strong> praktiziert im Norden Japans<br />

mit mitteleuropäischem Sommerklima. O<strong>der</strong> <strong>der</strong> etwa zweiwö-<br />

44 OF-K<br />

chige Aufenthalt mit kontinuierlicher Annäherung an eine<br />

Region mit den exakt gleichen Wetterwerten wie sie während<br />

<strong>des</strong> Wettkampfs vorherrschen. Die guten Ergebnisse <strong>der</strong>er, die<br />

letztere Variante wählten, könnten deutsche Langstreckler, falls<br />

sie sich denn überhaupt für Olympia qualifizieren, zur Praxisumkehr<br />

animieren.<br />

Wem <strong>der</strong>lei - wohlgemerkt ethisch nicht verwerfliche - Experimente<br />

mit dem menschlichen Organismus nicht mehr ins Bild<br />

vom Sport als <strong>der</strong> herrlichsten <strong>und</strong> natürlichsten Nebensache<br />

<strong>der</strong> Welt passen, dem sei mitgeteilt: Das vermutlich größte<br />

Handicap für 2008 in Peking startende Athleten, die Luftverschmutzung,<br />

harrt noch <strong>der</strong> Beseitigung. O<strong>der</strong> haben sich<br />

unsere Sportwissenschaftler längst Rat bei <strong>der</strong> Automobilindustrie<br />

geholt? Dort arbeitet man ja inzwischen mit Russpartikelfilter...<br />

Michael Gernandt<br />

Noch ein Fußball-Märchen<br />

A<br />

uch <strong>der</strong> deutsche Frauenfußball benötigte lange Wege bis<br />

zur breiten Anerkennung, obwohl er jedenfalls in Europa<br />

frühzeitig sehr erfolgreich Maßstäbe gesetzt hatte. Mit dem<br />

Aufsehen erregenden Gewinn <strong>des</strong> Weltmeistertitels 2003 in<br />

den USA kämpfte <strong>und</strong> spielte sich <strong>der</strong> (bis dahin) fünffache<br />

Europameister endlich auch in die sportlichen Männerherzen.<br />

Inzwischen gewannen "unsere" Fußballerinnen die sechste EM<br />

<strong>und</strong> verteidigten jetzt in China als erstes Team den WM-Titel,<br />

mit Glück, Glanz <strong>und</strong> Gloria. Noch dazu ohne ein einziges<br />

Gegentor, was keinem Weltmeister je gelang. Männern schon<br />

mal gleich gar nicht. Längst werden die patenten Protagonistinnen<br />

<strong>der</strong> populärsten Sportart <strong>der</strong> Welt nicht mehr belächelt,<br />

son<strong>der</strong>n allgemein bew<strong>und</strong>ert. Die besten Kickerinnen <strong>der</strong><br />

Nation praktizieren einen attraktiven, durchdachten, energischen,<br />

leidenschaftlichen, schnellen Fußball - erfolgreiche<br />

Attribute, mit denen sich ein großes Publikum gewinnen lässt.<br />

So fuhren die Schützlinge <strong>der</strong> einst selbst ausgezeichneten<br />

OF-KOMMENT OMMENTARE ARE


Nationalspielerin Silvia Neid bei <strong>der</strong> WM im September da fort,<br />

wo die "Klinsmänner" im Juli 2006 mit dem grandiosen Sieg<br />

gegen Portugal um WM-Bronze aufgehört hatten.<br />

Beim Finale gegen die in den letzten Jahren stark verbesserten<br />

Brasilianerinnen um die Fußballikone Marta hatte das ZDF<br />

einen enormen Marktanteil von r<strong>und</strong> 50 Prozent, in <strong>der</strong> Spitze<br />

waren bis zu zwölf Millionen engagierte Fernsehzuschauer hier<br />

zu Lande zugeschaltet. Der für den Sport anständige Bun<strong>des</strong>innenminister<br />

Wolfgang Schäuble dokumentierte den hohen<br />

Stellenwert <strong>des</strong> Ereignisses mit seiner Anwesenheit vor Ort,<br />

schwärmte von einem "sehr aufregenden Spiel". Der allgemeinen<br />

Begeisterung konnten <strong>und</strong> wollten sich natürlich auch die<br />

Printmedien nicht entziehen. Beispielsweise brachte die F.A.Z<br />

am 1. Oktober den dreispaltigen "Aufmacher", die Hauptnachricht<br />

<strong>des</strong> Tages auf <strong>der</strong> ersten Seite: "Frauen wie<strong>der</strong> Fußball-<br />

Weltmeister". An<strong>der</strong>e Tageszeitungen reagierten aus guten<br />

Gründen ähnlich. Mit dem großen Medieninteresse stieg naturgemäß<br />

auch <strong>der</strong> Bekanntheitsgrad <strong>der</strong> Nationalspielerinnen.<br />

Die fabelhaften Erfolge <strong>der</strong> "Kickerinnen <strong>der</strong> Nation" gründen<br />

auf einer ges<strong>und</strong>en Mischung von geballter Erfahrung - sechs<br />

WM-Spielerinnen haben es auf jeweils über 120 Län<strong>der</strong>spiele<br />

gebracht - <strong>und</strong> aufstrebendem Talent: fünf Finalistinnen sind<br />

zwischen 19 <strong>und</strong> 23 Jahre jung. Beim beson<strong>der</strong>en Engagement<br />

von A wie Torfrau Angerer, <strong>der</strong> besten <strong>der</strong> WM, bis Z wie DFB-<br />

Präsident Zwanziger, einem ausgewiesenen För<strong>der</strong>er <strong>des</strong> Frauenfußballs,<br />

ist ergiebige Kontinuität angesagt; die Perspektiven<br />

sind rosig, wobei es bei den Spielerinnen durchaus noch Entwicklungspotenzial<br />

gibt. Dies gilt beson<strong>der</strong>s für die Bun<strong>des</strong>liga<br />

<strong>der</strong> Frauen, die eine weit größere Aufmerksamkeit (auch <strong>der</strong><br />

Medien) verdient; die Nationalmannschaft muss schließlich auf<br />

die Asse <strong>der</strong> ersten Liga bauen können. Mit dem erneuten WM-<br />

Titelgewinn haben die Fußball-Frauen auch bedeutende weitere<br />

Aufbauarbeit geleistet. Der DFB kann nach <strong>der</strong> w<strong>und</strong>erbaren<br />

WM 2006 auf ein "Sommermärchen" auch im Jahr 2011 im<br />

eigenen Land hoffen, mit hoch talentierten Gastspielerinnen<br />

sowie deutschen Hauptdarstellerinnen.<br />

Michael Burau<br />

Tradition schlägt Trend<br />

itnessboom <strong>und</strong> Fitnesswahn liegen nicht weit auseinan<strong>der</strong>.<br />

Dass die Grenzen oft sogar fließend sind, bezeugt eine<br />

wachsende Anhängerschaft auf <strong>der</strong> Suche nach dem Ich in<br />

den Gefilden individueller Leistungsfähigkeit. Sie lässt sich<br />

kö<strong>der</strong>n von immer neuen Varianten seltsamen bis abson<strong>der</strong>lichen<br />

Tuns <strong>und</strong> Treibens, für die begriffliche Superlative selbstverständliche<br />

Begleiter sind. Da werden ungeahnte Körperwelten<br />

am Fließband entdeckt <strong>und</strong> Bewegungsrevolutionen im<br />

Monatstakt ausgerufen. Raus aus <strong>der</strong> Trägheits- <strong>und</strong> Passivitätsfalle<br />

<strong>und</strong> rein ins aktionsgeladene Dasein nimmermü<strong>der</strong><br />

Persönlichkeitsverän<strong>der</strong>ungen. So wird selbst das kitschigste<br />

Freizeit- <strong>und</strong> Tourismus-Erlebnis zum Extremismus-Abenteuer<br />

von Emma <strong>und</strong> Otto Normalverbraucher.<br />

OF-KOMMENT<br />

OF-KOMMENTARE<br />

ARE<br />

F<br />

Das Werbegetöse <strong>und</strong> Medienrauschen in Sachen Körperkult<br />

<strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsstreben will schier kein Ende nehmen. Man<br />

warnt vor allem was falsch <strong>und</strong> preist alles was richtig ist. Die<br />

Argumentationskette ist so logisch wie lang <strong>und</strong> lässt auch<br />

wissenschaftliche Begründungen nicht vermissen. Keine<br />

Chance also mehr für fehlgesteuerten Lebensstil. Von <strong>der</strong><br />

Kin<strong>der</strong>krippe bis ins Altenheim geht ein Ruck durch die Gesellschaft,<br />

<strong>der</strong> Dauer-Power verheißt. Wie aber kommt es, so fragt<br />

man sich zunehmend verständnislos, dass in dieser Fitness-<br />

Diktatur immer mehr Menschen mit Übergewicht <strong>und</strong> an<strong>der</strong>en<br />

ges<strong>und</strong>heitlichen Gefährdungen registriert werden. Auch hier<br />

beginnen die Besorgnis erregenden Statistiken bei Kleinkin<strong>der</strong>n<br />

<strong>und</strong> enden auf <strong>der</strong> Seniorenstation. Ist <strong>der</strong> ganze Boom<br />

<strong>und</strong> Wahn also ein Scheingefecht unter Vortäuschung falscher<br />

Tatsachen?<br />

Sicher scheint, dass die Bewegungslawine, die durch´s Land<br />

läuft <strong>und</strong> rollt <strong>und</strong> klappert <strong>und</strong> holpert, bezüglich kollektiver<br />

<strong>und</strong> flächendecken<strong>der</strong> Wirkung weit überschätzt wird. Fachleute<br />

belegen längst die absolute Oberflächlichkeit <strong>und</strong> auch<br />

Kurzlebigkeit vieler vermeintlicher Trends. So ist das eben mit<br />

dem Werbegeklingel um Moden <strong>und</strong> Marotten, die keineswegs<br />

durchschlagende Resonanz finden <strong>und</strong> morgen schon im<br />

Ausverkauf o<strong>der</strong> auf dem Ramschtisch landen. Fast sensationell<br />

wirkt dagegen eine Entwicklung wi<strong>der</strong> den Zeitgeist. Das<br />

im Vergleich mit den tausend Wellness-W<strong>und</strong>ern geradezu<br />

simple Wan<strong>der</strong>n feiert nicht nur fröhliche Urständ, son<strong>der</strong>n<br />

erfreut sich schon länger stetig wachsen<strong>der</strong> Beliebtheit in<br />

allen Alterklassen. Tradition schlägt Trend! Hier sind sie also,<br />

die gr<strong>und</strong>soliden Perspektiven einer Millionenbewegung ohne<br />

schrille Begleitmusik. Das ist sogar Sympathiewerbung für die<br />

ansonsten argumentativ längst totgetrampelte Freizeit- <strong>und</strong><br />

Fitnesslandschaft.<br />

Harald Pieper<br />

45


Was ist bloß los mit unseren Jungs?<br />

Olympische Erziehung <strong>und</strong> die Krise <strong>der</strong> Männlichkeit<br />

Von Michael Krüger<br />

Die Jungen machen uns Sorgen - vielen Eltern genauso<br />

wie Lehrerinnen <strong>und</strong> Lehrern, Sozialpädagoginnen<br />

<strong>und</strong> Sozialpädagogen. Sie haben schlechte Noten,<br />

passen im Unterricht nicht auf, sind faul <strong>und</strong> unmotiviert,<br />

hängen vor dem Fernseher <strong>und</strong> Computer rum <strong>und</strong> prügeln<br />

sich. Jungen sind häufiger krank als Mädchen. Ihre Selbstmord-<br />

<strong>und</strong> Sterberate liegt in je<strong>der</strong> Altersgruppe höher. Sie<br />

sind sozial erheblich auffälliger als Mädchen, <strong>und</strong> sie haben<br />

eine Menge Probleme damit, erwachsen <strong>und</strong> "Mann" zu<br />

werden. Was ist bloß los mit unseren Jungs?!<br />

46<br />

Die pädagogische Fach- <strong>und</strong> Ratgeberliteratur ist voll vom<br />

Wehklagen über sie. Sie stehen <strong>der</strong>zeit im Focus <strong>des</strong> pädagogischen<br />

Interesses, weil ihre Schulnoten gegenüber denen <strong>der</strong><br />

Mädchen immer weiter abfallen, weil die Lehrerinnen <strong>und</strong><br />

Lehrer in den Schulen nicht mehr mit ihnen fertig werden,<br />

<strong>und</strong> weil sie die Hitliste in den diversen Erziehungsberatungsstellen<br />

anführen: Lese- <strong>und</strong> Rechtschreibschwächen, Konzentrationsprobleme,<br />

ADHS (Zappelphilipp-Syndrom), psychische<br />

Störungen, Übergewicht, motorische Defizite, Aggressivität<br />

<strong>und</strong> schließlich im Jugendalter (aber manchmal auch schon


früher) kiffen, saufen, klauen <strong>und</strong> prügeln. Im Flatrate-Saufen<br />

sind die Jungs an <strong>der</strong> Spitze. Deviantes Verhalten im Kin<strong>des</strong><strong>und</strong><br />

Jugendalter, wie die Experten das nennen, hat ein<br />

Geschlecht, das männliche. Der untrüglichste Beweis für<br />

diese Analyse ist die Kriminalitätsstatistik. Die Jungs führen<br />

sie mit weitem Abstand vor den Mädchen an. Aber Mädchen<br />

holen auf. Prügeln <strong>und</strong> saufen finden auch manche von<br />

ihnen cool.<br />

Die "Krise <strong>der</strong> Männlichkeit" ist Thema in den Feuilletons <strong>und</strong><br />

in zahlreichen Fach- <strong>und</strong> Sachbüchern. "Kleine Helden in<br />

Not" (von Dieter Schnack <strong>und</strong> Reiner Neutzling) führt die<br />

Bestsellerliste in <strong>der</strong> sechsten Auflage immer noch an, <strong>und</strong><br />

die verschiedenen "Anleitung(en) zum Männlichsein" - wenn<br />

sie auch nicht so heißen wie <strong>der</strong> aktuelle Titel von Andreas<br />

<strong>und</strong> Stefan Lebert - sind kaum noch zu überblicken. Die<br />

Analysten sind sich einig, dass ein Gr<strong>und</strong> für diese Krise darin<br />

liegt, dass den Männern ihre traditionellen Aufgabengebiete<br />

abhanden gekommen seien. Nicht nur radikale Feministinnen<br />

stellen öffentlich die Frage, wozu man denn heute überhaupt<br />

noch Männer brauche, wenn Frauen alles das, was bisher<br />

Männern vorbehalten war, genauso gut <strong>und</strong> meistens besser<br />

erledigen als die Männer. Immer mehr Männer <strong>und</strong> solche,<br />

die es werden wollen, stellen sich selbst diese männliche<br />

Sinnfrage. In <strong>der</strong> Arbeitswelt gelten Frauen vielfach als kompetenter<br />

<strong>und</strong> zuverlässiger (allerdings mit den schlechter<br />

bezahlten Jobs, obwohl, wie behauptet wird, Frauen die<br />

besseren Chefs seien). Selbst in den technischen Berufen sind<br />

Mädchen <strong>und</strong> Frauen auf dem Vormarsch, <strong>und</strong> auch das<br />

Militär kommt in den meisten westlichen Län<strong>der</strong>n nicht mehr<br />

ohne Frauen aus - wobei die Wehpflicht <strong>und</strong> <strong>der</strong> Zivildienst<br />

in Deutschland allerdings noch den jungen Männern vorbehalten<br />

bleibt; ein Vorrecht, auf das sicher die meisten gerne<br />

verzichten würden. "Die Domänen <strong>der</strong> Männer sind keine<br />

mehr", schreiben die Brü<strong>der</strong> Lebert in ihrer "Anleitung zum<br />

Männlichsein". "Nirgends lässt sich diese Krise besser erkennen<br />

als in <strong>der</strong> Arbeitswelt, oben wie unten. Hier ist <strong>der</strong> Identitätsverlust<br />

<strong>des</strong> Mannes ein dramatisches gesellschaftliches<br />

Problem geworden."<br />

Es gibt noch einen weiteren gesellschaftlichen Bereich, in<br />

dem <strong>der</strong> "Machtverlust" <strong>der</strong> Männer gegenüber den Frauen<br />

evident ist: den Sport. Der Sport ist keine Männerdomäne<br />

mehr. Das alte deutsche Turnen, zu Friedrich Ludwig Jahns<br />

Zeiten eine Schule "wahrer Mannlichkeit", ist inzwischen eine<br />

typische Frauensportart. Mehr als 70% <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> <strong>des</strong><br />

<strong>Deutschen</strong> Turner-Bun<strong>des</strong> sind Mädchen <strong>und</strong> Frauen. Längst<br />

hätte sich <strong>der</strong> DTB zum Turnerinnen-B<strong>und</strong> o<strong>der</strong> zumin<strong>des</strong>t -<br />

neutral - zum Turn-B<strong>und</strong> erklären müssen; wie dies im Übrigen<br />

die "Turnjugend" in Hessen schon getan hat. Die <strong>Olympischen</strong><br />

Spiele, die von Pierre de Coubertin einst als ein weihevolles<br />

Weltsportfest zu Ehren junger männlicher Athleten<br />

gedacht waren, sind trotz <strong>der</strong> heftigen Gegenwehr Coubertins<br />

nicht mehr nur den Männern vorbehalten. Es gibt prak-<br />

tisch keine Sportart mehr, die nicht auch von Frauen ausgeübt<br />

würde, selbst das Boxen o<strong>der</strong> - im nicht-olympischen<br />

Bereich - <strong>der</strong> Automobilsport (wobei ohnehin längst erwiesen<br />

ist, dass Frauen die besseren Autofahrer sind).<br />

Fußball gilt in den meisten westlich-zivilisierten Län<strong>der</strong>n<br />

noch als Bastion <strong>der</strong> Männlichkeit, aber auch diese bröckelt.<br />

In den USA ist "soccer" eine typische Frauensportart, <strong>und</strong> bei<br />

uns in Deutschland haben die Mädchen längst keine Scheu<br />

mehr, Fußball zu spielen. Es soll Bolzplätze <strong>und</strong> Pausenhöfe<br />

geben, in denen Mädchen gegen Jungs Fußball spielen <strong>und</strong><br />

auch noch gewinnen.<br />

Viele - werdende - Männer klammern sich regelrecht an den<br />

Fußball, weil sie in diesem Spiel - frei nach Friedrich Schiller -<br />

noch glauben, wahrhaft Mann sein zu dürfen. Manche verstehen<br />

das dann falsch, wenn sie meinen, zum richtigen<br />

Mann- <strong>und</strong> Fußballer-Sein gehöre in erster Linie das Stemmen<br />

von Bierflaschen in Verbindung mit dem Grölen unflätiger<br />

Lie<strong>der</strong> <strong>und</strong> Chauvisprüche - zumin<strong>des</strong>t kann dieser Eindruck<br />

entstehen, wenn man einige Ergebnisse <strong>der</strong> Untersuchung<br />

von Brettschnei<strong>der</strong> <strong>und</strong> Kleine (2002) zu Jugendlichen<br />

in Sport-(<strong>und</strong> speziell Fußball-) Vereinen ernst nimmt. Es mag<br />

in dem Zusammenhang nicht ganz glücklich <strong>und</strong> konsequent<br />

sein, wenn <strong>der</strong> Deutsche Fußball-B<strong>und</strong>, <strong>der</strong> sich gern <strong>und</strong> viel<br />

auf seine hohen moralischen Maßstäbe beruft, eine Bierbrauerei<br />

als Sponsor <strong>des</strong> deutschen Fußballs auftreten lässt.<br />

Die Flucht vieler Männer in den Fußball, den sie sich krampfhaft<br />

als männliche Domäne zu erhalten versuchen, ist selbst<br />

ein Symptom <strong>der</strong> Krise <strong>der</strong> Männlichkeit in unserer Zeit. Noch<br />

krasser zeigt sich diese Symptomatik in einigen Auswüchsen<br />

<strong>der</strong> so genannten Fußball-Fankultur, von <strong>der</strong> sich auch junge<br />

Mädchen <strong>und</strong> Frauen mitreißen lassen.<br />

Der Sport - <strong>und</strong> für die große Mehrheit <strong>der</strong> deutschen Jungen<br />

ist das identisch mit Fußball - spielt eine entscheidende<br />

Rolle für die männliche Identitätsbildung. Selbst sportkritische<br />

Jugendforscher teilen diese Auffassung. Es stellt sich aus<br />

pädagogischer bzw. sportpädagogischer Sicht nur die Frage,<br />

ob <strong>und</strong> inwiefern das pädagogische Potenzial <strong>des</strong> Sports<br />

genutzt wird, um den "kleinen Helden in Not" zu helfen, zu<br />

wirklichen Männern zu werden. Was können Bewegung,<br />

Gymnastik, Turnen, Spiel <strong>und</strong> Sport leisten, um die Krise <strong>der</strong><br />

Männlichkeit zu überwinden?<br />

Guter, vielseitiger, anstrengen<strong>der</strong> <strong>und</strong> herausfor<strong>der</strong>n<strong>der</strong>, mit<br />

einem Wort: "olympischer" Sport ist eines besten Mittel, um<br />

Jungen auf ihrem Weg zum Mann-Werden zu unterstützen.<br />

Das ist nicht nur eine These, die Sportpädagogen <strong>und</strong> insbeson<strong>der</strong>e<br />

solche, die für eine "olympische Pädagogik" stehen,<br />

quasi von Berufs wegen vertreten müssen, son<strong>der</strong>n die meisten<br />

Jungen wählen diesen Weg <strong>des</strong> Sports selbst. In neuesten<br />

Studien zur jugendlich-männlichen Sozialisation wird immer<br />

47


wie<strong>der</strong> hervorgehoben, dass Sport im Alltagsleben von Jungen<br />

von größter Bedeutung ist. Sport ist ihre mit Abstand<br />

beliebteste Freizeitbeschäftigung. Die Sportvereine sind die<br />

größten <strong>und</strong> beliebtesten außerschulischen Jugendorganisationen.<br />

R<strong>und</strong> 60% aller männlichen Kin<strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugendlichen<br />

sind in Turn- <strong>und</strong> Sportvereinen organisiert. Während das<br />

Interesse von Mädchen am Sportverein mit zunehmendem<br />

Alter nachlässt, binden sich Jungen länger <strong>und</strong> fester an eine<br />

Sportart: Fußball.<br />

Die intensive Orientierung <strong>der</strong> Jungs am Fußball zeigt, dass<br />

sie gerade im Fußball Möglichkeiten finden, ihre männliche<br />

Identität zu entwickeln (selbst wenn sie sich <strong>des</strong>sen nicht<br />

bewusst sind). Die Fußballvereine mit ihren zahlreichen,<br />

meistens ehrenamtlichen Trainern <strong>und</strong> Übungsleitern tragen<br />

viel dazu bei, dass dieser Prozess in den meisten Fällen<br />

gelingt. Trotzdem kann <strong>und</strong> muss noch viel geschehen, um<br />

diese wichtige pädagogische Funktion <strong>und</strong> Leistung <strong>der</strong><br />

Fußballvereine noch zu verbessern. Aus leibeserzieherischer<br />

Sicht hat die Fußballfixierung <strong>der</strong> Jungs jedoch nicht nur<br />

gute Seiten. Im Vergleich zu den Mädchen muss von einer<br />

Verkümmerung <strong>der</strong> sportlich-motorischen Entwicklungsmöglichkeiten<br />

<strong>der</strong> Jungen gesprochen werden. Wie die Mitglie<strong>der</strong>statistik<br />

<strong>des</strong> <strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong> Sportbun<strong>des</strong> <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

einzelnen Fachverbände zeigt, nehmen Mädchen im Durchschnitt<br />

ein wesentlich breiteres Spektrum an Sportarten <strong>und</strong><br />

Sportbetätigungen wahr als Jungen. Mit dem Ergebnis, dass<br />

die Jungen beson<strong>der</strong>s ihre koordinativen Fähigkeiten <strong>und</strong><br />

Fertigkeiten nicht in dem Maß ausbilden, wie es wünschenswert<br />

wäre. Dasselbe gilt für Beweglichkeit <strong>und</strong> Kraft, vor<br />

allem Arm- <strong>und</strong> Rumpfkraft. Gute Fußball-Jugendtrainer<br />

haben dies längst erkannt <strong>und</strong> ihr Training entsprechend<br />

darauf eingestellt.<br />

Festzuhalten bleibt jedoch, dass Sport insgesamt auf junge<br />

Menschen <strong>und</strong> speziell auf männliche Jugendliche eine große<br />

Faszination ausübt. Um diesem Phänomen auf den Gr<strong>und</strong> zu<br />

gehen, muss man sich zunächst klar werden, welche Funktionen<br />

denn Sport, <strong>und</strong> beson<strong>der</strong>s ein kämpferischer Mannschaftssport<br />

wie Fußball, in unserer Gesellschaft erfüllen.<br />

Der Soziologe <strong>und</strong> "Menschenwissenschaftler" Norbert Elias<br />

hat in dem Buch "Sport <strong>und</strong> Spannung im Prozess <strong>der</strong> Zivilisation"<br />

argumentiert, dass "eine Gesellschaft, die ihren Mitglie<strong>der</strong>n<br />

<strong>und</strong> insbeson<strong>der</strong>e ihren jüngeren Mitglie<strong>der</strong>n keine<br />

ausreichenden Möglichkeiten für die freudige Erregung eines<br />

Kampfes zur Verfügung stellt, <strong>der</strong> körperliche Kraft <strong>und</strong><br />

Geschicklichkeit erfor<strong>der</strong>n kann, aber nicht muss, (…) möglicherweise<br />

Gefahr (läuft, MK), das Leben ihrer Mitglie<strong>der</strong> zu<br />

langweilig werden zu lassen. Diese Gesellschaft ist möglicherweise<br />

nicht in <strong>der</strong> Lage, ausreichende komplementäre Korrektive<br />

für die monotonen Spannungen anzubieten, die von den<br />

immer wie<strong>der</strong>kehrenden, gleichbleibenden Tätigkeiten <strong>des</strong><br />

gesellschaftlichen Lebens erzeugt werden."<br />

48<br />

Natürlich brauchen nicht nur Jungen <strong>und</strong> junge Männer diese<br />

"ausreichenden komplementären Korrektive", um das mo<strong>der</strong>ne<br />

gesellschaftliche Leben ohne Schaden an Leib <strong>und</strong> Seele<br />

aushalten zu können, son<strong>der</strong>n auch Mädchen <strong>und</strong> junge<br />

Frauen. Jungs scheinen den kämpferischen Sport jedoch<br />

beson<strong>der</strong>s zu mögen <strong>und</strong> für eine ges<strong>und</strong>e Entwicklung auch<br />

zu brauchen.<br />

Diese Einsicht ist nicht neu. Sie ist in den verschiedensten<br />

zeit- <strong>und</strong> kulturbedingten Varianten von den Wegbereitern<br />

<strong>und</strong> Begrün<strong>der</strong>n mo<strong>der</strong>ner Leibeserziehung <strong>und</strong> Sportpädagogik<br />

immer wie<strong>der</strong> begründet <strong>und</strong> umgesetzt worden. Wenn<br />

Friedrich Ludwig Jahn in seiner <strong>Deutschen</strong> Turnkunst (1816)<br />

davon sprach, dass "die Turnkunst (…) die verloren gegangene<br />

Gleichmäßigkeit <strong>der</strong> menschlichen Bildung wie<strong>der</strong> herstellen,<br />

<strong>der</strong> bloß einseitigen Vergeistigung die wahre Leibhaftigkeit<br />

zuordnen, <strong>der</strong> Überverfeinerung in <strong>der</strong> wie<strong>der</strong>gewonnenen<br />

Mannlichkeit das nothwendige Gegengewicht geben, <strong>und</strong> im<br />

jugendlichen Zusammenleben den ganzen Menschen umfassen<br />

<strong>und</strong> ergreifen (solle, MK.)", dann meinte er damit auch,<br />

dass gerade die jungen Männer eine körperliche Erziehung<br />

nötig hätten, die ein Gegenmodell zur einseitigen <strong>und</strong> vergeistigten,<br />

"verfeinerten" Kultur seiner Zeit bilden sollte. Dass<br />

diese "Turnkunst" auch den Zweck hatte, die jungen Männer<br />

für den Volkskrieg gegen Napoleon <strong>und</strong> die Franzosen aufzurüsten,<br />

war für ihn kein Gegensatz, son<strong>der</strong>n Teil seines Bil<strong>des</strong><br />

von "wahrer Mannlichkeit". Von Fre<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Zeitgenossen<br />

Jahns wurde berichtet, dass diese "männliche Erziehung"<br />

Jahns durchaus Erfolg hatte. Es sei ihm gelungen, schrieb <strong>der</strong><br />

Jahnschüler Hans Ferdinand Maßmann in seiner berühmten<br />

Beschreibung <strong>der</strong> Turnplätze auf <strong>der</strong> Hasenheide (1859 in <strong>der</strong><br />

<strong>Deutschen</strong> Turn-Zeitung veröffentlicht), "die an edlere Zucht<br />

<strong>und</strong> Ordnung … damals wenig gewöhnte, in polizeiloser Zeit<br />

ziemlich verwil<strong>der</strong>te Berliner Schuljugend zu zügeln, zu<br />

fesseln, im Walde, auf abendlichen Heimgängen <strong>und</strong> auf<br />

Turnfahrten mit sich fortzureißen <strong>und</strong> zu begeistern".<br />

Wer wollte bestreiten, dass nicht auch in unseren Tagen<br />

zumin<strong>des</strong>t Teile <strong>der</strong> Berliner Schuljugend es nötig hätten, "an<br />

edlere Zucht <strong>und</strong> Ordnung" gewöhnt zu werden?! Vor allem<br />

brauchen sie engagierte Sportlehrerinnen <strong>und</strong> Sportlehrer in<br />

Schule <strong>und</strong> Verein - wie seinerzeit Jahn selbst -, die sich um<br />

sie kümmern, sie fesseln <strong>und</strong> begeistern <strong>und</strong> eben auch - wo<br />

es sinnvoll <strong>und</strong> nötig ist - "zügeln". Um <strong>der</strong> Wahrheit willen<br />

muss man natürlich hinzufügen, dass die Erziehungsmethoden<br />

<strong>des</strong> Turnvaters nicht von allen Zeitgenossen mit Wohlwollen<br />

aufgenommen wurden.<br />

H<strong>und</strong>ert Jahre nach Jahn propagierte Pierre de Coubertin<br />

seine "olympische Pädagogik", die ebenfalls auf die Erziehung<br />

von jungen Männern ausgerichtet war. Die "Athletik", damit<br />

meinte er den wettkampforientierten Sport, wie er in <strong>der</strong><br />

Antike bei den jungen Männern üblich gewesen sei, könne<br />

jedoch genauso dazu benutzt werden, "den Frieden zu festi-


gen wie Krieg vorzubereiten", sie könne "ritterlich o<strong>der</strong> ver<strong>der</strong>bt,<br />

männlich o<strong>der</strong> roh sein". Es komme jedoch ganz darauf<br />

an, in welche Richtung "man sie einpendeln wird". Coubertins<br />

sportliche bzw. olympische Pädagogik - "pédagogie sportive"<br />

- war für junge Männer gedacht. Sie sollten mit Hilfe <strong>des</strong><br />

Sports <strong>und</strong> <strong>der</strong> Athletik zu Vorbil<strong>der</strong>n im friedlichen, sportlichen<br />

Wettstreit erzogen werden. Coubertin lässt sich sogar so<br />

weit verstehen, dass es in <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Welt ohne diese<br />

sportliche Erziehung nicht o<strong>der</strong> nur schwer möglich sei, junge<br />

Männer zu disziplinieren, sie zu Fairness <strong>und</strong> Demokratie zu<br />

erziehen. Unter Athletik verstand er übrigens nicht das zu<br />

seiner Zeit noch wesentlich rohere Fußballspiel, son<strong>der</strong>n die<br />

Leichtathletik <strong>und</strong> den jungen männlichen Einzelkämpfer -<br />

wie in <strong>der</strong> Antike. Der Sport war für ihn ein Feld, auf dem<br />

sich junge Männer sinnvoll <strong>und</strong> konstruktiv betätigen konnten;<br />

<strong>und</strong> eben nicht <strong>der</strong> Krieg, <strong>der</strong> Bereich, in dem die Männer<br />

zur Zeit Coubertins in <strong>der</strong> Regel ihre Männlichkeit unter<br />

Beweis stellen mussten - selbst wenn viele von ihnen dazu<br />

wirklich keine Lust hatten.<br />

Nach zwei verheerenden Weltkriegen ist dieses Feld <strong>der</strong> Ehre<br />

heute zum Glück keines mehr; zumin<strong>des</strong>t nicht für junge<br />

Männer im westlichen Abendland. Gleichwohl brauchen <strong>und</strong><br />

suchen sie Gelegenheiten, in denen sie - mit den Worten von<br />

Elias - die "freudige Erregung eines Kampfes" erleben <strong>und</strong><br />

ihre "körperliche Kraft <strong>und</strong> Geschicklichkeit" einsetzen können.<br />

Man kann <strong>und</strong> darf es<br />

jedoch nicht bei historischen<br />

Reminiszenzen <strong>und</strong> soziologischen<br />

Analysen belassen,<br />

son<strong>der</strong>n diese müssen auch<br />

pädagogisch <strong>und</strong> didaktisch<br />

gewendet werden, wenn<br />

man im Sport einen Ausweg<br />

aus <strong>der</strong> Krise mo<strong>der</strong>ner<br />

Männlichkeit sucht.<br />

Die olympische Pädagogik<br />

Coubertins setzt hier an. Sie<br />

mag auf den ersten Blick<br />

<strong>und</strong> nach heutigen Maßstäben<br />

als "frauenfeindlich"<br />

kritisiert werden. Man kann<br />

sie aber auch als Ausdruck<br />

einer spezifisch männlichen<br />

Sportpädagogik verstehen.<br />

Sie ist darauf ausgerichtet,<br />

jungen Männern, die "Athleten"<br />

sein <strong>und</strong> werden sollten,<br />

nicht ihre Defizite vorzuhalten,<br />

son<strong>der</strong>n sie in ihren -<br />

auch körperlich-aggressiven<br />

- Bedürfnissen <strong>und</strong> Interessen<br />

so zu nehmen wie sind.<br />

Sie sollen positiv genutzt <strong>und</strong> entwickelt werden. Dann<br />

können sie auch helfen, das Selbstbewusstsein <strong>der</strong> Jungs zu<br />

verbessern <strong>und</strong> ein positives Selbstbild zu entwickeln. Daran<br />

mangelt es gerade den äußerlich "schwierigen", in ihrem<br />

Inneren aber häufig gebrochenen männlichen Jugendlichen,<br />

wie im Übrigen alle fachwissenschaftlichen Studien belegen.<br />

Wenn sie sich im Sport durch eigene Leistung <strong>und</strong> Anstrengung<br />

<strong>und</strong> dann noch unter dem Beifall <strong>der</strong> "Frauen", wie<br />

Coubertin das einst gern gesehen hätte, hervortun können,<br />

dann kann dieser Sport einen wesentlichen Beitrag leisten,<br />

sie in ihrer männlich-jugendlichen Entwicklung zu unterstützen.<br />

Es liegt in <strong>der</strong> Verantwortung <strong>der</strong> Erzieherinnen <strong>und</strong> Erzieher,<br />

diese männlich-sportliche Erziehung in die richtige Richtung<br />

einzupendeln, nämlich in Richtung Fairness <strong>und</strong> "Ritterlichkeit",<br />

wie Coubertin sagte. Die meisten Eltern, Lehrer, Trainer,<br />

Übungsleiter <strong>und</strong> Funktionäre nehmen diese pädagogische<br />

Aufgabe verantwortungsbewusst wahr. Aber es reicht noch<br />

nicht. Gerade die schwierigen, problematischen Jungs werden<br />

nicht o<strong>der</strong> zu wenig erreicht, <strong>und</strong> wie die Ergebnisse <strong>der</strong><br />

genannten "Brettschnei<strong>der</strong>-Studie" zeigen, gelingt es gerade<br />

den Fußballvereinen nicht immer, das Bild eines fairen <strong>und</strong><br />

ritterlichen, so gesehen wirklich männlichen Sports in den<br />

Köpfen <strong>und</strong> Körpern <strong>der</strong> kleinen Buben <strong>und</strong> jungen Männer<br />

nachhaltig zu verankern.<br />

49


Was as macht eigentlich ...?<br />

Cornelia Hanisch<br />

Von Steffen Haffner<br />

C<br />

ornelia Hanisch hat sich gerade beim Tennis, ihrer zweiten<br />

sportlichen Liebe, ausgetobt. Jetzt sitzt sie entspannt beim<br />

Interview im Clubhaus <strong>des</strong> TC Waldschwimmbad. Hier schwingt die<br />

viermalige Fechtweltmeisterin <strong>und</strong> "einmalige" Olympiasiegerin <strong>und</strong><br />

Olympiazweite von 1984 seit Jahrzehnten den Schläger. Die Tennisplätze,<br />

die sich malerisch hinter herbstlich gefärbten hohen Bäumen<br />

verstecken, liegen nur einen Steinwurf<br />

weit vom Sportzentrum Rosenhöhe<br />

entfernt, wo einst "Albatros" Michael<br />

Groß seine Bahnen zog. Mit dem<br />

Schwimmstar hat sie eines gemeinsam:<br />

Beide sind in Frankfurt geboren, beide<br />

starteten für einen Offenbacher Verein.<br />

Bei <strong>der</strong> heute Fünf<strong>und</strong>fünfzigjährigen<br />

sind die Bezüge zu Offenbach noch<br />

stärker: Hier ist sie aufgewachsen, hier<br />

focht sie beim Offenbacher Fechtclub,<br />

dem einst die deutsche Fechtikone<br />

Helene Mayer, die Olympiasiegerin von<br />

1928 <strong>und</strong> Olympiazweite von 1936,<br />

angehörte, hier ist sie als Berufsschullehrerin<br />

tätig. Das Haus, das sie<br />

gemeinsam mit ihrem Mann, einem<br />

Psychiater, bewohnt, steht in Dietzenbach,<br />

sozusagen auf neutralem Terrain.<br />

"Mal fühle ich mich als Offenbacherin,<br />

mal als Frankfurterin. Das ist so, als<br />

wenn man zwei Nationalitäten in sich<br />

hat." So teilt sie mit den Kickers <strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> Eintracht Freud <strong>und</strong> Leid.<br />

Als Kind hat sich die "Conny", wie sie<br />

die meisten nennen, beim Fußball mit<br />

den Jungs ausgetobt. "Das passte zu<br />

meiner Art von Aggressivität. Ich bin<br />

ein direkter Mensch. Wenn mir was<br />

nicht passt, dann fauche ich den<br />

an<strong>der</strong>en an, <strong>und</strong> <strong>der</strong> darf dann zurück fauchen. So setzen sich Jungs<br />

auseinan<strong>der</strong>. Die Mädchen haben dann gleich geweint <strong>und</strong> sind zur<br />

Mami gelaufen." Ihre Tanten haben die Mutter gewarnt: "Wenn du<br />

nicht aufpasst, wird die Conny noch ein Junge." So wurde ihr, auf die<br />

sich als Einzelkind die geballte Aufmerksamkeit ihrer Eltern <strong>und</strong><br />

Verwandten richtete, <strong>der</strong> Weg zum Offenbacher Fechtclub gewiesen.<br />

Als die Elfjährige zum ersten Mal in den Fechtsaal kam, "stolzierte ein<br />

50<br />

alter Fechtmeister in Lackschuhen <strong>und</strong> ganz in Schwarz gekleidet<br />

zwischen den Mädchen umher. Die lachten sich kringelig über August<br />

Heim. Lachen fand ich immer schon gut. Da sagte ich mir: Okay, da<br />

machst du das eben." Ohne zu ahnen, dass damit ihre ruhmreiche<br />

Laufbahn als Fechterin begann.<br />

Die erste Schlagzeile in <strong>der</strong> "Offenbach-Post"<br />

lautete: "Cornelia Hornisch<br />

imponiert." Eine Freudsche Fehlleistung,<br />

an <strong>der</strong> ihr Fechtkamerad Uli<br />

Horn "schuld" war. Bei den ersten<br />

Sichtungslehrgängen merkte sie, dass<br />

die Gleichaltrigen besser waren. Die<br />

zwei St<strong>und</strong>en Training in ihrem Club<br />

reichten ihr nicht mehr. Sie trainierte<br />

nun auch noch in an<strong>der</strong>en Vereinen.<br />

Um ihre technischen Defizite auszugleichen,<br />

nahm sie bei August Heim<br />

zusätzlich Unterricht. Der in Ehren<br />

ergraute Fechtmeister verlangte von<br />

dem Teenager pro Lektion stolze 30 D-<br />

Mark. "Meine Eltern waren nicht auf<br />

Rosen gebettet, mein Vater war<br />

kaufmännischer Angestellter, Prokurist<br />

bei einer Offenbacher Firma, meine<br />

Mutter übte ihren Beruf als Heilpraktikerin<br />

nicht aus. Das Geld für die<br />

Trainerst<strong>und</strong>en habe ich mir nebenbei<br />

verdient, hab' bei Behle Spielzeug<br />

verkauft, hab' bei <strong>der</strong> Post gearbeitet<br />

<strong>und</strong> hab' auch noch im Vereinsheim<br />

geputzt."<br />

Eine Zeitlang sah es so aus, als würde<br />

sich die Elevin vom Fechten abwenden.<br />

Drei Monate lang spielte die Siebzehnjährige<br />

ausgiebig Tennis beim TC<br />

Waldschwimmbad. "Das war schon ein komisches Gefühl, als ich zum<br />

ersten Mal das Fechttraining schwänzte <strong>und</strong> mir statt<strong>des</strong>sen im<br />

Fernsehen einen Edgar-Wallace-Film mit "Blackie" Fuchsberger ansah.<br />

Ich hatte schon ein schlechtes Gewissen, es hat mir aber auch gut<br />

getan." Dahinter steckte, dass sie mit <strong>der</strong> antiquierten Fechtmethode<br />

von August Heim nicht mehr einverstanden war.


"Und dann hatte ich Glück,<br />

wie immer in meinem Leben.<br />

Christian Tell übernahm<br />

mein Training." Der Schlesier,<br />

<strong>der</strong> die elegante polnische<br />

Fechtschule lehrte, sagte<br />

seinem neuen Schützling<br />

schon nach einem halben<br />

Jahr voraus: "Wenn du so<br />

weiter machst, wirst du<br />

Weltmeisterin." Und das war<br />

zur Überraschung <strong>der</strong> beiden<br />

schon 1979 <strong>der</strong> Fall. Tell gab<br />

Cornelia Hanisch nicht nur<br />

2000 kostenlose Trainerst<strong>und</strong>en,<br />

son<strong>der</strong>n er sparrte auch<br />

mit ihr "im Schweiße seines Angesichts". Die Verbindung <strong>der</strong> beiden<br />

funktionierte, weil die Florett-Fechterin selbständig das umsetzte, was<br />

ihr Trainer, <strong>der</strong> kein Mann <strong>der</strong> harten Hand war, ihr nahe brachte. Er<br />

hatte ein gutes Auge <strong>und</strong> erkannte sofort ihre Fehler.<br />

"Meine Stärke war meine Aggressivität. Sie wurde aber zur Schwäche,<br />

wenn ich zu ungestüm angriff. Dann wurde ich ausrechenbar."<br />

Anfangs focht sie so, wie sie heute noch Schach spielt: "Da sehe ich<br />

überall, wo ich angreifen kann, vernachlässige aber meine Deckung."<br />

In diesem Punkt musste Christian Tell hart an ihr arbeiten, bis sich<br />

ihre Angriffslust in eine kontrollierte Strategie umgewandelt hatte.<br />

Eine weitere Stärke: "Ich konnte meine Strategie auch in entscheidenden<br />

Momenten abrufen <strong>und</strong> hatte auch die Nerven dazu." Sie ist<br />

Christian Tell sehr dankbar: "Er hat mich groß gemacht <strong>und</strong> bei ihm<br />

habe ich bis zum Ende meiner Fechterlaufbahn im Jahre 1986 trainiert.<br />

Ihr sportlicher Tiefpunkt war das Halbfinale <strong>der</strong> Weltmeisterschaft in<br />

Rom 1982: "Ich führte 7:5 gegen Sabine Bischof, gegen die ich bis<br />

dahin immer gewonnen hatte, <strong>und</strong> verlier das Ding. Aus dieser<br />

Nie<strong>der</strong>lage habe ich viel gelernt. Da habe ich gemerkt, dass Ivan Lendl<br />

Recht hatte, als er sagte: ,Wenn du den Gegner am Boden hast, musst<br />

du ihn zertreten.' Das ist grausam. Aber so ist <strong>der</strong> Leistungssport."<br />

Der absolute menschliche Tiefpunkt für Cornelia Hanisch wie für viele<br />

an<strong>der</strong>e Athleten war <strong>der</strong> Boykott <strong>der</strong> <strong>Olympischen</strong> Spiele von Moskau<br />

1980 wegen <strong>des</strong> sowjetischen Überfalls auf Afghanistan. Sie wäre<br />

dort als Favoritin an den Start gegangen <strong>und</strong> bestätigte dies mit<br />

ihrem Weltmeistertitel von 1981. Bevor es zum Boykottbeschluss <strong>des</strong><br />

NOK für Deutschland am Himmelfahrtstag 1980 kam, engagierte sich<br />

die Fechterin in <strong>der</strong> Aktion "Sportler für den Frieden". "Unser Postulat<br />

war: Wir wollen Sport treiben, wollen in Moskau an<strong>der</strong>e Athleten<br />

kennen lernen <strong>und</strong> wollen damit die Menschen zu einem besseren<br />

Miteinan<strong>der</strong> hin verän<strong>der</strong>n." Nicht nur die Hessin war enttäuscht vom<br />

Umgang <strong>der</strong> Funktionäre mit ihren Athleten: "Nur zwei Verbände<br />

haben die Sportler überhaupt nach ihrer Meinung gefragt." Drei<br />

Monate lang traf sich Cornelia Hanisch mit Gleichgesinnten. Sie<br />

schrieben sich ihren Frust in einem dicken Wälzer von <strong>der</strong> Seele, <strong>der</strong><br />

nirgendwo erschien <strong>und</strong> den sie nur einigen Studenten für ihre<br />

Examensarbeit gaben. "Gott sei Dank wirkte <strong>der</strong> Olympiaboykott als<br />

Zeitzün<strong>der</strong> für den mündigen Athleten."<br />

Die Spiele von Los Angeles 1984, die nun vom Ostblock boykottiert<br />

wurden, wirkten wie ein Balsam auf die W<strong>und</strong>en. Nach <strong>der</strong> Silberme-<br />

daille im Einzelwettbewerb gewann sie noch Gold mit <strong>der</strong> Mannschaft.<br />

Nach dem Finale sagte sie <strong>der</strong> "Süddeutschen Zeitung": "Ein<br />

Einzelsieg ist wie ein großer Kuchen, den du alleine in dich reinschaufelst.<br />

Es ist viel schöner, sich gemeinsam zu freuen." Als erfolgreichste<br />

deutsche Olympionikin kehrte sie aus Kalifornien heim. Und<br />

wollte mit diesem Ausrufezeichen ihre internationale Karriere beenden.<br />

Eher beiläufig erklärte sie sich bereit, bei <strong>der</strong> Weltmeisterschaft<br />

1985 in Barcelona im Notfall einzuspringen. Und <strong>der</strong> Notfall trat<br />

prompt ein <strong>und</strong> bescherte ihr mit zwei Titeln im Einzel <strong>und</strong> mit <strong>der</strong><br />

Mannschaft das erfolgreichste Jahr ihrer Fechter-Laufbahn. Cornelia<br />

Hanisch trat dabei so souverän, so locker auf, dass die deutschen<br />

Sportjournalisten sie zur "Sportlerin <strong>des</strong> Jahres" wählten. Ein schönes<br />

Happy End.<br />

In <strong>der</strong> Folgezeit ist ihre Verbindung zum Sport nie abgerissen. Trainerin<br />

wollte sie nicht werden. "Das wäre eine Fortsetzung meiner<br />

Karriere gewesen. Und da war ich fast an jedem Wochenende unterwegs."<br />

Sie hatte auch an<strong>der</strong>e Optionen. So schrieb sie regelmäßig im<br />

"Kicker" eine Kolumne. Auch das Fernsehen kam auf sie zu, gewann<br />

sie als Mo<strong>der</strong>atorin <strong>der</strong> beliebten Sendung "Pfiff", <strong>des</strong> "Sportstudios<br />

für Kin<strong>der</strong>", <strong>und</strong> eine Zeitlang verlas sie mittwochs die Lottozahlen. Zu<br />

Gunsten ihres Privatlebens entschied sie sich dafür, Berufsschullehrerin<br />

zu bleiben <strong>und</strong> übt ihre Tätigkeit nach wie vor gerne aus, auch<br />

wenn sie unter <strong>der</strong> beängstigenden Bürokratisierung stöhnt. Sie hilft<br />

Schülern, ihren Hauptschulabschluss nachzuholen <strong>und</strong> unterrichtet<br />

eine breite Palette von Fächern: "Informationstechnische Gr<strong>und</strong>bildung",<br />

für den Umgang mit Computern, Deutsch, Mathematik <strong>und</strong><br />

Politik sowie Wirtschafts- <strong>und</strong> Berufsk<strong>und</strong>e. Früher auch Sport, "aber<br />

da fehlt heute eine Halle".<br />

Lange Jahre war sie persönliches Mitglied im NOK. "Indem wir <strong>der</strong><br />

Fusion zum <strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong> Sportb<strong>und</strong> zustimmten, haben wir<br />

uns ja selbst begraben", sagt sie mit leiser Wehmut. Nach wie vor ist<br />

ihre Kompetenz gefragt in verschiedenen Jurys. Sie ist Mitglied im<br />

Ausschuss Eliteschulen <strong>des</strong> DOSB <strong>und</strong> arbeitet beim Thema Olympische<br />

Erziehung in <strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong> Akademie Willi Daume mit.<br />

Beim Blick auf den Sport von heute bereitet auch ihr das Doping-<br />

Problem die größte Sorge: "Fast je<strong>der</strong> schmeißt doch die Pillen rein,<br />

wenn er was hat. Die Mentalität steckt schon in den Jugendlichen<br />

drin. Und wir müssen im Sport gegensteuern. Mir macht es Angst,<br />

wenn ich lese, dass es allein 73 neue Präparate von Epo gibt, die noch<br />

gar nicht nachzuweisen sind. Das heißt, die reichen Sportler werden<br />

immer wie<strong>der</strong> an solche Mittel rankommen." Die Kommerzialisierung<br />

dagegen könne man unter Kontrolle halten: "Von <strong>der</strong> Verbindung mit<br />

dem Kommerz hat <strong>der</strong> einzelne Sportler etwas. Ich denke, es sind nur<br />

wenige Athleten, die ihren Sport wegen <strong>des</strong> Gel<strong>des</strong> ausüben. Je<strong>der</strong><br />

will als Erster da stehen, je<strong>der</strong> will siegen."<br />

Cornelia Hanisch ist r<strong>und</strong>um zufrieden mit ihrem Leben. Leo, <strong>der</strong><br />

dreijährige Enkelsohn ihres Mannes, hat ihr zu Oma-Freuden verholfen.<br />

Immer wie<strong>der</strong> zieht es sie nach Italien, "in mein zweites Heimatland.<br />

Da hab' ich Fre<strong>und</strong>e. Die Leichtigkeit <strong>und</strong> das Temperament <strong>der</strong><br />

Italiener liegen mir. Da kann ich meine zweite Seele ausleben." Doch<br />

auch daheim weiß sie zu leben. "Ein richtig schöner Tag sieht so aus:<br />

Morgens lese ich meine F.A.Z. <strong>und</strong> die Offenbach-Post, dann treibe ich<br />

Sport, Krafttraining, laufen, Tennis o<strong>der</strong> Golf spielen, zwischendurch<br />

eine Tasse Cappuccino, dazu ein Stück Kuchen, dann ins Museum<br />

o<strong>der</strong> ins Theater gehen <strong>und</strong> schließlich den Tag mit einem guten<br />

Essen beschließen." Ein erfülltes Leben.<br />

51


"Die Stimme Deutschlands":<br />

Kurt Brumme<br />

Von Erik Eggers <strong>und</strong> Christian Wacker<br />

52


Das Deutsche Sport & Olympia Museum ist um eine<br />

weitere Attraktion reicher. Der einzigartige Nachlass<br />

<strong>des</strong> Sportjournalisten Kurt Brumme, Wegbereiter <strong>des</strong><br />

Nordwestdeutschen R<strong>und</strong>funks (NWDR) <strong>und</strong> Vater <strong>der</strong> Fußball-Hörfunkreportage,<br />

ist in Köln zu besichtigen. Kurt Brumme<br />

starb am 9. Mai 2005 im Alter von 82 Jahren in Köln. Er<br />

war <strong>der</strong> Wegbereiter <strong>des</strong> Radiojournalismus im Sport <strong>und</strong><br />

bestritt r<strong>und</strong> 6.000 Sportsendungen in Hörfunk <strong>und</strong> Fernsehen.<br />

Er war akkreditiert bei 8 <strong>Olympischen</strong> Sommerspielen<br />

(1952 - 1980) <strong>und</strong> 6 Fußball-Weltmeister-schaften. Wer Kurt<br />

Brumme je in seinem Haus besuchte, wurde in eine sporthistorische<br />

"W<strong>und</strong>erkammer" in seinen Keller geführt (Abb. 1).<br />

Umgeben von H<strong>und</strong>erten von meist signierten Wimpeln,<br />

Fotos <strong>und</strong> Sportgeräten wurde dort diskutiert, gefachsimpelt<br />

<strong>und</strong> wurden Reportagen vorbesprochen. Es war ein Wunsch<br />

Kurt Brummes, diese außerordentliche Sammlung<br />

zu bewahren <strong>und</strong> einem Publikum zu präsentieren.<br />

Dem <strong>Deutschen</strong> Sport & Olympia Museum war<br />

diese Aufgabe von Frau Gerit Brumme von Kautz<br />

angetragen worden, <strong>und</strong> so können heute Besucher<br />

<strong>der</strong> Kurt Brumme - Galerie über 50 Jahre<br />

Geschichte <strong>der</strong> Sportjournalistik erleben. Von Fritz<br />

Walter bis Muhammad Ali, von Michael Schumacher<br />

bis Boris Becker - Kurt Brumme kannte sie<br />

alle.<br />

Ein Sportjournalist im<br />

Nachkriegs-Deutschland<br />

Fast wäre aus Kurt Brumme ein Banker geworden.<br />

Aber als <strong>der</strong> junge Mann die Wirren <strong>des</strong> 2. Weltkrieges<br />

heil überstanden hatte, wi<strong>der</strong>setzte er sich<br />

dem Wunsch <strong>des</strong> Vaters. Denn Brumme hatte<br />

einen Traum: Er wollte unbedingt Journalist werden,<br />

am liebsten im Sport seiner Leidenschaft<br />

frönen. In Erinnerung an die Gerichtsreportagen,<br />

die er schon 1940 beim "Politischen Tagblatt"<br />

verfasst hatte, bewarb er sich bei den "Aachener<br />

Nachrichten", <strong>der</strong> ersten deutschen Zeitung nach<br />

dem Krieg, die von den Alliierten eine Lizenz<br />

erhalten hatte - <strong>und</strong> wurde <strong>der</strong>en erster Sportredakteur<br />

(Abb. 2).<br />

Auch bei <strong>der</strong> schreibenden Zunft freilich wurde es<br />

ihm "bald zu eng". So probierte er am Karnevalssamstag<br />

1947, beim 1:1-Remis zwischen Alemannia<br />

Aachen <strong>und</strong> dem VfR Köln, eine Hörfunkreportage,<br />

die ihm, wie er später augenzwinkernd<br />

berichtete, "so richtig schön durchs Gebiss lief". In<br />

<strong>der</strong> Sportredaktion <strong>des</strong> NWDR in Köln wurde man<br />

auf den 24-Jährigen aufmerksam, <strong>der</strong> seine Arbeit<br />

dort am 1. April 1947 aufnahm (Abb. 3). Bereits<br />

1953 war er "1. Sportreporter" <strong>des</strong> Hauses, 1954 berichtete er<br />

als einziger Reporter <strong>des</strong> Kölner Sen<strong>der</strong>s von <strong>der</strong> Fußball-<br />

Weltmeisterschaft in <strong>der</strong> Schweiz.<br />

Das WM- Halbfinale 1970 -<br />

ein Fußball-Krimi<br />

Italien mauert. Italien verzögert. Italien schauspielert. - All<br />

das raubt irgendwann selbst Kurt Brumme den Nerv. "Das<br />

legitime Recht zu schreien besitzen nur die Zuschauer im<br />

Stadion <strong>und</strong> die Hörer vor dem Radio, niemals ein Reporter",<br />

so lautet einer seiner Gr<strong>und</strong>sätze. Doch die Dramaturgie an<br />

diesem 17. Juni 1970, dem WM-Halbfinale zwischen Deutsch-<br />

Abb. 1: Gefachsimpelt wird im Party-Keller: Kurt Brumme mit<br />

Werner Hansch <strong>und</strong> Kollegen.<br />

Abb. 2: Ein seltenes historisches Dokument <strong>der</strong> Pressegeschichte:<br />

Der Presse-Ausweis <strong>des</strong> Berichterstatters Kurt Brumme.<br />

53


Abb. 3: Live <strong>und</strong> unter freiem Himmel: Kurt Brumme<br />

beim SV Sodingen.<br />

Abb. 4: Es ist heiß in Mexiko: Kurt Brumme mit Uwe<br />

Seeler.<br />

54<br />

land <strong>und</strong> Italien, kratzt spürbar an <strong>der</strong> Contenance <strong>des</strong> Kölners.<br />

Natürlich sympathisiert er mit den deutschen Fußball-<br />

Idolen dort unten auf dem Rasen <strong>des</strong> Azteken-Stadions. Mit<br />

Gerd Müller. Mit Franz Beckenbauer. Und natürlich auch mit<br />

Uwe Seeler, den er wenige Tage zuvor, am Rand eines<br />

Schwimmbeckens im Trainingslager, zu einem launigen Interview<br />

überreden konnte (Abb. 4).<br />

Es ist die Leidenschaft Kurt Brummes, diese Hingabe, die eine<br />

<strong>der</strong> schönsten <strong>und</strong> spannendsten Fußballreportagen <strong>der</strong><br />

deutsche Hörfunkgeschichte gebiert. "Dem Jahrh<strong>und</strong>ertspiel<br />

auf dem Rasen entspricht die Jahrh<strong>und</strong>ert-Reportage von<br />

Kurt Brumme", feiert <strong>der</strong> Fußballfunk-Historiker Martin M.<br />

Schwarz 30 Jahre später diese fantastische Reportageleistung<br />

Brummes, "seine Fabulierkunst entwickelt mit fortschreiten<strong>der</strong><br />

Spielzeit die Qualität eines Tragöden auf <strong>der</strong> Theaterbühne".<br />

Die Nie<strong>der</strong>lage auf dem Rasen, dieses legendäre 3:4 nach<br />

Verlängerung, konnte er mit seiner Sprachkunst nicht verhin<strong>der</strong>n.<br />

Aber seiner Idealvorstellung von einer Fußball-Reportage<br />

("Ich will mit Worten Bil<strong>der</strong> malen, <strong>der</strong> Hörer soll mit den<br />

Ohren sehen") kam er in diesen zwei St<strong>und</strong>en nahe. Sogar<br />

sehr nahe.<br />

Muhammad Ali -"The Greatest"<br />

Es leuchtet grell, es fällt ins Auge, dieses rote Paar Boxhandschuhe,<br />

das Kurt Brumme zu Hause aufbewahrte. Schon die<br />

Farbe deutete darauf hin: Es war kein gewöhnliches Andenken,<br />

son<strong>der</strong>n von jenem Mann, den er vielleicht am meisten<br />

verehrte: Muhammad Ali. Das verraten auch die Sätze, die<br />

"The Greatest", wie sich die Box-Legende stets nannte, dem<br />

deutschen Radioreporter auf die Handschuhe geschrieben<br />

hat. "Muhammad Ali, <strong>der</strong> größte Boxer aller Zeiten & dreimaliger<br />

Weltmeister 1964-1974-1978", steht auf einem. Und auf<br />

den Satz, den Ali auf das zweite Werkzeug <strong>des</strong> Boxers gekritzelt<br />

hatte, war Brumme beson<strong>der</strong>s stolz: "To the voice of<br />

Germany" (Abb. 5).<br />

Das Boxen war Kurt Brummes große Liebe. Schon 1960 hatte<br />

er den atemberaubenden Ali im olympischen Boxturnier von<br />

Rom begleitet. Fortan besuchte Brumme so viele Ali-Kämpfe<br />

wie möglich, um den vielleicht charismatischsten aller Sportler<br />

zu begleiten. Brumme sprach in sein Mikrophon, als Ali<br />

1964 in Miami, im Kampf gegen den Schläger Sonny Liston,<br />

diesen legendären Schlachtruf "Float like a butterfly, sting like<br />

a bee" ("Schweben wie ein Schmetterling, zustechen wie eine<br />

Biene") kreierte <strong>und</strong> erstmals Weltmeister aller Klassen wurde.<br />

Und er war Zeuge <strong>der</strong> Jahrh<strong>und</strong>ert-Kämpfe in Kinshasa<br />

(1974) <strong>und</strong> New Orleans (1978) - als Ali gegen George Foreman<br />

<strong>und</strong> Leon Spinks jenes Gesetz brach, nach dem kein Ex-<br />

Weltmeister zurückkommen könne.


"Die Stimme <strong>des</strong> Westens"<br />

Melodische Swing-Takte eröffneten ein schönes<br />

Ritual, das Jahrzehnte währte. Und wenn das<br />

"Werner Müller-Tanzorchester" mit einem Trommelwirbel<br />

zum Ende kam, meldete sich Kurt Brumme<br />

mit tiefer, sonorer Stimme zu Wort. "Herzlich<br />

willkommen, meine Damen <strong>und</strong> Herren, zu einer<br />

neuen Ausgabe von Sport <strong>und</strong> Musik auf WDR 1."<br />

So nervös dann alle Fans vor dem Radio auf die<br />

Live-Einblendungen aus den Bun<strong>des</strong>liga-Stadien<br />

warteten, so unaufgeregt gab sich <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ator<br />

dann im Kölner Studio. Durch seine Souveränität<br />

<strong>und</strong> Fachkenntnis wurde dieses Format eine Institution.<br />

Kurt Brumme wurde den Millionen Hörern<br />

zu einem guten Fre<strong>und</strong> in <strong>der</strong> Wohnstube. Hier<br />

schuf er sich den Ruf als "Stimme <strong>des</strong> Westens".<br />

Zu den Gesetzen dieser Sendung gehörte, dass<br />

Kurt Brumme am Ende den Englän<strong>der</strong> Toby<br />

Charles rief. "Toby, wie ist das Wetter in London?",<br />

fragte er, <strong>und</strong> Charles berichtete von Nieselregen<br />

o<strong>der</strong> Nebel <strong>und</strong> berichtete dann von den englischen<br />

Klubs. So ging es Jahre. Bis irgendjemand<br />

enthüllte, dass Charles gar nicht in London saß,<br />

son<strong>der</strong>n nur ein paar Kilometer weiter im Kölner<br />

Süden, als Korrespondent <strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong> Welle.<br />

Wie Brumme seit 1963 als WDR-Sportchef dieses<br />

großartige Format weiterentwickelte, das gehört<br />

für seinen Schüler, den Fußballreporter Manfred<br />

Breuckmann, "zu seinen größten Leistungen.<br />

Damals hieß es noch nicht so, aber heute würde<br />

man sagen: Brumme hat eine großartige Marke<br />

etabliert."<br />

Der Party-Keller<br />

"Das ist <strong>der</strong> Raum, <strong>der</strong> zu meinem Leben gehört",<br />

erklärte Kurt Brumme, hier ließe sich seine<br />

Geschichte am anschaulichsten erzählen. Eigentlich<br />

war es kein Keller. Eher ein sporthistorisches<br />

Museum mit einem Tresen <strong>und</strong> einer opulent<br />

ausgestatteten Bar. In einer Eckbank sitzend, bot<br />

er dann seinen Gästen ein Schnäpschen an <strong>und</strong><br />

präsentierte ihnen dieses Meer aus Andenken <strong>und</strong> Bil<strong>der</strong>n.<br />

Und wenn er mit einem Leuchten in den Augen von all<br />

diesen Objekten erzählte, dann wurde Eines immer klarer:<br />

Dass er auch Fre<strong>und</strong>schaften geschlossen hatte mit vielen<br />

Sportgrößen. Mit den Fußballtrainern Sepp Herberger o<strong>der</strong><br />

Hennes Weisweiler etwa. O<strong>der</strong> mit dem berühmten Trabrennfahrer<br />

Heinz Wewering. "Kurt Brummes Bar / Die schönste<br />

<strong>der</strong> Welt / Ich hänge jetzt hier / wo's mir gut gefällt" - diese<br />

Abb. 5: "To the voice of Germany", kritzelte Muhammad Ali auf<br />

diese Handschuhe.<br />

Abb. 6: Manni Breuckmann, Wilfried Mohren, Uli Potowski,<br />

Werner Hansch <strong>und</strong> Wim Thoelke (von links).]<br />

schöne Widmung schrieb ihm <strong>der</strong> "Mann mit dem Goldhelm".<br />

H<strong>und</strong>erte von Fotos hingen an den Wänden dieses Kellers.<br />

Eines erzählt von seiner "Schule", die er hinterließ. All seine<br />

Schüler waren versammelt in einem Stadion, <strong>und</strong> hinter<br />

ihnen, auf <strong>der</strong> Anzeigentafel, stand <strong>der</strong> Wunsch: "Alles Gute<br />

Kurt, zu Lande, zu Wasser <strong>und</strong> in <strong>der</strong> Luft!" (Abb. 6).<br />

55


Geher-Legende Peter Frenkel <strong>und</strong> die "Faszination Ru<strong>der</strong>n"<br />

A<br />

uf den Tag genau 35 Jahre war es her. Für Peter Frenkel<br />

ein willkommener Anlass, sich am gegebenen Ort an<br />

seinen größten sportlichen Erfolg zu erinnern, ja ihn gleichsam<br />

noch einmal nachzuvollziehen. Der Olympiasieger von<br />

1972 über 20 Kilometer Gehen nutzte seinen Aufenthalt bei<br />

<strong>der</strong> Weltmeisterschaft <strong>der</strong> Ru<strong>der</strong>er in München zu einem<br />

Spaziergang auf <strong>der</strong> Strecke von damals <strong>und</strong> zwar mit seinem<br />

Fre<strong>und</strong> Hans Reimann, einem Mannschaftskameraden, <strong>der</strong><br />

ihm seinerzeit im Wettkampf stark zugesetzt <strong>und</strong> letztlich<br />

Bronze gewonnen hatte.<br />

Es war eine Gelegenheit, in olympischen Erinnerungen zu<br />

schwelgen an eine Zeit, in <strong>der</strong> die Geher aus <strong>der</strong> DDR zu den<br />

besten <strong>der</strong> Welt zählten, gleichzeitig aber auch vor dem<br />

Hintergr<strong>und</strong> <strong>des</strong> Kalten Krieges ihre Rolle als "Diplomaten im<br />

56<br />

Trainingsanzug" zu spielen hatten. So erinnerte sich Peter<br />

Frenkel auch an eine Episode, die heute zum Schmunzeln<br />

anregt, vor 35 Jahren aber zu größten Verwicklungen führte.<br />

Nach seinem großen Sieg hatte <strong>der</strong> Geher seinen langjährigen<br />

Masseur zu einem kleinen Umtrunk nach Schwabing<br />

eingeladen, <strong>der</strong> beide so erschöpfte, dass sie erst am nächsten<br />

Morgen den Weg zurück ins Olympische Dorf fanden. Dort<br />

herrschte bereits helle Aufregung, weil die Leitung <strong>des</strong> DDR-<br />

Teams unter Manfred Ewald den Sportler <strong>und</strong> seinen Betreuer<br />

als abtrünnig wähnte <strong>und</strong> bereits die bayerische Polizei<br />

eingeschaltet hatte. Für den Masseur bedeutete <strong>der</strong> harmlose<br />

Ausflug einen Karriereknick <strong>und</strong> ein Verbot weiterer Reisen<br />

zumal ins "feindliche", sprich kapitalistische Ausland, während<br />

<strong>der</strong> Olympiasieger <strong>und</strong> vielfache Weltrekordler auf Bewährung<br />

weiter "gehen" durfte <strong>und</strong> so vier Jahre später als Drit-<br />

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ter noch einmal auf dem Treppchen stehen konnte, übrigens<br />

wie<strong>der</strong> gemeinsam mit seinem Dauerkonkurrenten Hans<br />

Reimann, <strong>der</strong> in Montreal Silber gewann.<br />

Frenkels diesmalige Rückkehr nach München diente freilich<br />

nicht vorrangig einer Aufarbeitung <strong>der</strong> Geschichte, son<strong>der</strong>n<br />

war beruflichen Gründen geschuldet. Der im thüringischen<br />

Eckartsberge geborene gelernte Farb- <strong>und</strong> Oberflächengestalter<br />

ist nämlich - übrigens als zweiter deutscher Olympiasieger<br />

nach Wolfgang Behrendt, <strong>der</strong> 1956 als Boxer Gold im Bantamgewicht<br />

gewann - seit vielen Jahren als professioneller<br />

Fotograf unterwegs. Seit dem Studium an <strong>der</strong> Fachhochschule<br />

Berlin-Potsdam <strong>und</strong> <strong>der</strong> Leipziger Hochschule für Grafik<br />

<strong>und</strong> Buchkunst widmet sich Frenkel ambitionierten Projekten,<br />

wie etwa <strong>der</strong> "Kulturlandschaft Brandenburg", aber naturgemäß<br />

auch dem Sport, wobei sein beson<strong>der</strong>es Interesse seit<br />

Jahren dem Ru<strong>der</strong>n gilt. Ihn reizt "die schöpferische Auseinan<strong>der</strong>setzung<br />

mit den Synonymen Erfolg, Leistung, Schönheit,<br />

Dynamik, Sieg <strong>und</strong> Nie<strong>der</strong>lage", die gerade am Beispiel<br />

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<strong>des</strong> Ru<strong>der</strong>ns beson<strong>der</strong>s faszinierend ins Bild zu setzen sei.<br />

Denn: "Die "Ästhetik ist selbst im Augenblick höchster physischer<br />

Anstrengung permanent vorhanden."<br />

Peter Frenkel sieht die Welt, auch die <strong>des</strong> Ru<strong>der</strong>ns, "mit<br />

eigenen Augen". Um sie aber auch "mit einer eigenen Handschrift"<br />

kreativ einzufangen, muss ihm als Fotografen auch<br />

"das Herz aufgehen". "Ich hoffe <strong>und</strong> wünsche, dass meine<br />

subjektive Sehweise ausreichend genug ist, die Betrachter<br />

meiner Bil<strong>der</strong> teilhaben zu lassen an meinen Emotionen."<br />

Inwieweit dies gelingt, mag sich anhand <strong>der</strong> wenigen ausgewählten<br />

Arbeitsproben auf diesen Seiten offenbaren. Darüber<br />

hinaus sei aber auch Frenkels Ausstellung "Faszination<br />

Ru<strong>der</strong>n" empfohlen, die während <strong>der</strong> Ru<strong>der</strong>-WM am Münchner<br />

Stachus präsentiert wurde <strong>und</strong> im kommenden Jahr unter<br />

an<strong>der</strong>em - aus Anlass <strong>des</strong> 125jährigen Jubiläums <strong>des</strong> <strong>Deutschen</strong><br />

Ru<strong>der</strong>verban<strong>des</strong> - in Köln zu sehen sein wird.<br />

Andreas Höfer<br />

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Nachrichten <strong>des</strong> DOSB<br />

Die vom Bun<strong>des</strong>minister <strong>des</strong> Innern am<br />

30.05.2007 eingesetzte Projektgruppe "Son<strong>der</strong>prüfung<br />

Doping" (PG D) hat heute einen<br />

ersten Bericht vorgelegt. Auftrag war, festzustellen,<br />

ob <strong>und</strong> inwieweit Sportför<strong>der</strong>gel<strong>der</strong><br />

<strong>des</strong> Bun<strong>des</strong> für Dopingzwecke missbraucht<br />

worden sind <strong>und</strong> ob die Empfänger <strong>der</strong><br />

För<strong>der</strong>ung den NADA-Code (Nationale Anti-<br />

Doping-Agentur) eingehalten haben.<br />

Die Projektgruppe hat festgestellt, dass keine<br />

Bun<strong>des</strong>mittel unmittelbar an dopende<br />

Sportlerinnen <strong>und</strong> Sportler o<strong>der</strong> an in<br />

Dopingpraktiken verwickelte Ärzte, Trainer<br />

o<strong>der</strong> Betreuer geflossen sind.<br />

Solche Personen profitierten allerdings -<br />

systembedingt - mittelbar von Bun<strong>des</strong>zuwendungen,<br />

weil Bun<strong>des</strong>sportfachverbände<br />

beziehungsweise Olympiastützpunkte <strong>und</strong><br />

an<strong>der</strong>e Einrichtungen mit den Sportför<strong>der</strong>gel<strong>der</strong>n<br />

ihren Betrieb unterhalten, dort die<br />

Sportlerinnen <strong>und</strong> Sportler Leistungen in<br />

Anspruch nehmen können, um sich für den<br />

Spitzensport zu qualifizieren <strong>und</strong> an Wettkämpfen<br />

teilzunehmen. Wenn dann im<br />

Einzelfall ein Sportler <strong>des</strong> Dopings überführt<br />

wird, kann von dem jeweiligen Verband o<strong>der</strong><br />

dem Olympiastützpunkt nur dann Geld<br />

zurückgefor<strong>der</strong>t werden, wenn letztere selbst<br />

die Auflagen aus den Zuwendungsbescheiden<br />

nicht eingehalten, insbeson<strong>der</strong>e die<br />

Regeln <strong>des</strong> NADA-Co<strong>des</strong> verletzt haben.<br />

Insoweit hält die Projektgruppe in einzelnen<br />

Fällen eine weitere Prüfung für erfor<strong>der</strong>lich.<br />

1. Einführung<br />

Der Deutsche Olympische Sportb<strong>und</strong><br />

(DOSB) wurde am 20. Mai 2006 gegründet.<br />

Er ging aus dem <strong>Deutschen</strong> Sportb<strong>und</strong><br />

(DSB) <strong>und</strong> dem Nationalen <strong>Olympischen</strong><br />

Komitee für Deutschland (NOK),<br />

60<br />

Die Anti-Doping-Aktivitäten <strong>des</strong> DOSB<br />

Ein Haftungsdurchgriff <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong> auf eine<br />

<strong>des</strong> Dopings überführte Person ist <strong>der</strong>zeit<br />

rechtlich nicht gegeben.<br />

Die Projektgruppe "Son<strong>der</strong>prüfung Doping"<br />

hat sich zunächst auf die exemplarische<br />

Untersuchung von 6 Bun<strong>des</strong>sportfachverbänden<br />

(Radsport, Leichtathletik, Schwimmen,<br />

Kanu, Eisschnelllauf, Behin<strong>der</strong>tensport)<br />

<strong>und</strong> von 5 Olympiastützpunkten (Berlin,<br />

Bayern, Freiburg - mit Verbindung zum<br />

Universitätsklinikum Freiburg-,<br />

Chemnitz/Dresden, Thüringen) konzentriert.<br />

Sie empfiehlt die Überprüfung weiterer<br />

Verbände <strong>und</strong> Stützpunkte.<br />

Die Projektgruppe Doping zeigt in ihrem<br />

Bericht eine Reihe von Verbesserungsmöglichkeiten<br />

auf, wie die Sportfachverbände<br />

<strong>und</strong> die Olympia-Stützpunkte die Einhaltung<br />

<strong>des</strong> NADA-Co<strong>des</strong> gewährleisten können;<br />

insoweit bestehen zum Teil noch erhebliche<br />

Mängel. In einigen Fällen empfiehlt die<br />

Projektgruppe die Prüfung von Rückforde-<br />

<strong>des</strong>sen Aufgaben er in <strong>der</strong> weltweiten<br />

olympischen Bewegung weiterhin wahrnimmt,<br />

hervor. Ziel dieser - auch von <strong>der</strong><br />

Sportpolitik, namentlich dem Bun<strong>des</strong>innenministerium<br />

(BMI), unterstützten, ja<br />

gefor<strong>der</strong>ten - Zusammenführung war <strong>und</strong><br />

ist es, durch eine schlankere Struktur, eine<br />

rungen. Daher war <strong>und</strong> ist es wichtig, die<br />

Funktionsfähigkeit <strong>der</strong> NADA zu stärken.<br />

Auch <strong>der</strong> Deutsche Olympische Sportb<strong>und</strong><br />

hat erkennen lassen, dass er den Verbänden<br />

<strong>und</strong> Stützpunkten zur internen Umsetzung<br />

<strong>des</strong> NADA-Co<strong>des</strong> verstärkt rechtliche Hilfestellung<br />

geben wird.<br />

Das Bun<strong>des</strong>verwaltungsamt in Köln wird<br />

seine Kontrollfunktion verstärken. Es führt<br />

das Zuwendungsverfahren durch <strong>und</strong> hat bei<br />

<strong>der</strong> Prüfung <strong>der</strong> ordnungsgemäßen Verwendung<br />

<strong>der</strong> Sportför<strong>der</strong>mittel künftig auch die<br />

Erkenntnisse <strong>der</strong> NADA heranzuziehen, wenn<br />

es die Einhaltung <strong>der</strong> Anti-Doping-Auflagen<br />

prüft, <strong>und</strong> wird gegebenenfalls auch Rückfor<strong>der</strong>ungen<br />

durchzusetzen haben.<br />

Soweit die Bun<strong>des</strong>polizei, Bun<strong>des</strong>wehr <strong>und</strong><br />

Zoll Spitzensportler för<strong>der</strong>n, unterliegen die<br />

betreffenden Sportler ebenfalls Doping-<br />

Kontrollen. Bei Verstößen werden nicht nur<br />

die im Sport vorgesehenen Sanktionen<br />

verhängt, son<strong>der</strong>n auch dienstrechtliche<br />

Maßnahmen getroffen. Alle Athleten haben<br />

schriftliche Anti-Doping-Versicherungen zu<br />

unterzeichnen, wenn sie an <strong>der</strong> Sportför<strong>der</strong>ung<br />

teilnehmen wollen.<br />

Die Projektgruppe ist beauftragt, entsprechend<br />

ihren Empfehlungen weitere <strong>und</strong><br />

vertiefte Prüfungen vorzunehmen.<br />

DEUTSCHER OLYMPISCHER SPORTBUND<br />

Bericht für die BMI-Projektgruppe "Son<strong>der</strong>prüfung Doping"<br />

effizientere Organisation <strong>und</strong> eine größere<br />

Nähe zu den Mitgliedsorganisationen<br />

unter an<strong>der</strong>em die Erfolge Deutschlands<br />

als einer <strong>der</strong> führenden Sportnationen <strong>der</strong><br />

Welt zu stabilisieren. Der deutsche Sport<br />

spricht nun mit einer Stimme gegenüber<br />

Politik, Wirtschaft <strong>und</strong> Medien <strong>und</strong> ver-


tritt die Interessen <strong>der</strong> Sportbewegung<br />

insgesamt.<br />

Der DOSB ist ein Verband <strong>der</strong> Verbände,<br />

<strong>der</strong> sich überwiegend aus eigenen Einnahmen<br />

<strong>und</strong> nicht aus öffentlichen Mitteln<br />

finanziert. Neben 15 Persönlichen Mitglie<strong>der</strong>n<br />

umfasst er 33 olympische <strong>und</strong> 27<br />

nichtolympische Spitzenverbände, 16<br />

Lan<strong>des</strong>sportbünde <strong>und</strong> 19 Sportverbände<br />

mit beson<strong>der</strong>en Aufgaben, die zusammen<br />

r<strong>und</strong> 90.000 Vereine <strong>und</strong> etwa 27 Millionen<br />

Mitgliedschaften vertreten. Als Dachverband<br />

respektiert <strong>der</strong> DOSB die Eigenständigkeit<br />

seiner Mitgliedsorganisationen.<br />

So sind beispielsweise die Spitzenverbände<br />

für die sportfachlichen Aufgaben ihrer<br />

jeweiligen Sportart selbst zuständig; sie<br />

entscheiden darüber, wer für Europa- <strong>und</strong><br />

Weltmeisterschaften in ihrer jeweiligen<br />

Sportart nominiert o<strong>der</strong> wegen Regelverletzungen<br />

gesperrt wird.<br />

Der DOSB hat vorwiegend koordinierende<br />

<strong>und</strong> überfachliche Funktionen. Eine Steuerungsfunktion<br />

hat er insbeson<strong>der</strong>e im<br />

Leistungssport: Hier geht es um die Schaffung<br />

optimaler Rahmenbedingungen für<br />

die Verbände <strong>und</strong> ihre Athleten/innen.<br />

Hinzu kommt die Wahrnehmung <strong>der</strong> vom<br />

Internationalen <strong>Olympischen</strong> Komitee<br />

(IOC) gestellten Aufgaben, also die Entsendung<br />

<strong>der</strong> Olympiamannschaften, die<br />

Bewerbung <strong>und</strong> ggf. Ausrichtung Olympischer<br />

Spiele, die internationale Zusammenarbeit<br />

im Sport <strong>und</strong> mit <strong>der</strong> olympischen<br />

Bewegung, die För<strong>der</strong>ung <strong>des</strong> Sports<br />

im Rahmen <strong>der</strong> Entwicklungszusammenarbeit,<br />

den Schutz <strong>der</strong> olympischen Symbole,<br />

die Verbreitung <strong>des</strong> olympischen Ideengutes<br />

<strong>und</strong> nicht zuletzt den Kampf gegen<br />

Doping.<br />

Der DOSB hat sich diesem Kampf vom Tag<br />

seiner Gründung an mit aller Entschiedenheit<br />

verschrieben, <strong>und</strong> zwar hinsichtlich<br />

aller drei wesentlichen Bestandteile:<br />

Prävention, Kontrolle, Sanktion. Dabei<br />

konnte er durchaus auf Aktivitäten seiner<br />

Vorgängerorganisationen aufbauen. Einen<br />

entscheidenden Einschnitt bildete die<br />

Gründung <strong>der</strong> NADA im Jahr 2002. Deshalb<br />

sind im folgenden Bericht drei<br />

Phasen <strong>des</strong> Anti-Doping-Kampfes <strong>des</strong><br />

deutschen Sports zu unterscheiden:<br />

� die Zeit bis zur Gründung <strong>der</strong> NADA<br />

2002 (II),<br />

� die Zeit bis zur Gründung <strong>des</strong> DOSB im<br />

Mai 2006 (III) <strong>und</strong><br />

� schließlich die jüngsten Entwicklungen<br />

seitdem (IV).<br />

II. Die Aktivitäten von DSB <strong>und</strong> NOK<br />

von 1970 bis zur Gründung <strong>der</strong> NADA<br />

Um dem Missbrauch von Doping im Sport<br />

zu begegnen, hat <strong>der</strong> Hauptausschuss <strong>des</strong><br />

DSB bereits 1970 Rahmenrichtlinien zur<br />

Bekämpfung <strong>des</strong> Dopings verabschiedet.<br />

Damit verpflichteten sich die im DSB<br />

zusammengeschlossenen Sportverbände,<br />

die Verwendung von Doping-Substanzen<br />

im Sport zu verbieten <strong>und</strong> Doping mit<br />

allen ihnen zu Gebote stehenden Mitteln<br />

zu bekämpfen. Der DSB gab ihnen Hilfestellungen<br />

im Hinblick auf die Durchführung<br />

von Wettkampfkontrollen <strong>und</strong> ein<br />

abgestuftes Sanktionssystem im Einklang<br />

mit den übergeordneten Festlegungen <strong>der</strong><br />

internationalen Spitzenverbände. Inhaltlich<br />

verantwortlich war das Justitiariat <strong>des</strong><br />

DSB.<br />

Mitte <strong>der</strong> 80er Jahre waren es zehn olympische<br />

Verbände, die Wettkampfkontrollen<br />

durchführten. Zu diesem Zeitpunkt setzte<br />

im internationalen Sport die Diskussion<br />

um Kontrollen während <strong>der</strong> Trainingsphasen<br />

ein, um dem Missbrauch von Anabolika<br />

wirksam begegnen zu können. Der<br />

Dopingfall von Ben Johnson bei den<br />

<strong>Olympischen</strong> Spielen von Seoul 1988 <strong>und</strong><br />

auch die im Zuge <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>vereinigung<br />

gewonnenen Erkenntnisse über das flächendeckende<br />

Dopingsystem in <strong>der</strong> ehemaligen<br />

DDR lösten in Deutschland eine<br />

breite Debatte aus. Die Medien berichteten<br />

zunehmend über die Dopingpraxis in<br />

den neuen <strong>und</strong> bald auch in den alten<br />

Bun<strong>des</strong>län<strong>der</strong>n.<br />

In dieser Situation beauftragte <strong>der</strong> DSB<br />

den Bun<strong>des</strong>ausschuss Leistungssport mit<br />

<strong>der</strong> Einführung von "Dopingkontrollen<br />

außerhalb <strong>des</strong> Wettkampfes". Ab Oktober<br />

1989 machte man in zunächst vier Sportarten<br />

im Rahmen eines Pilotprojektes<br />

erste Erfahrungen mit dieser Art von<br />

Kontrollen; im April 1990 wurden sie dann<br />

auf die meisten olympischen Sportarten<br />

erweitert. Damit verb<strong>und</strong>en war die<br />

Einrichtung einer Planstelle im DSB-<br />

Geschäftsbereich Leistungssport für diese<br />

Aufgaben.<br />

DSB <strong>und</strong> NOK richteten nach intensiven<br />

Beratungen mit dem BMI im Januar 1991<br />

drei Kommissionen ein:<br />

� die "Unabhängige Dopingkommission"<br />

unter Vorsitz <strong>des</strong> damaligen Präsidenten<br />

<strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>sozialgerichts, Prof. Dr.<br />

Heinrich Reiter, mit dem Auftrag, Handlungskonzepte<br />

zur Bekämpfung <strong>des</strong><br />

Doping in <strong>der</strong> Zukunft zu entwickeln<br />

(Geschäftsführung MR Dr. Peter Busse,<br />

BMI);<br />

� die "ad-hoc-Kommission zur Beratung<br />

in Doping-Fragen" unter Vorsitz <strong>des</strong><br />

damaligen DSB-Vizepräsidenten Manfred<br />

von Richthofen, die - u. a. durch<br />

Befragung betroffener Athleten, Trainer,<br />

Ärzte <strong>und</strong> Funktionäre - die vorliegenden<br />

Einzelfälle analysieren <strong>und</strong> den<br />

betreffenden Spitzenverbänden auf<br />

dieser Gr<strong>und</strong>lage Rat geben sollte;<br />

� die "Ständige Kommission zur Überwachung<br />

<strong>der</strong> Dopingkontrollen außerhalb<br />

<strong>des</strong> Wettkampfes" unter Vorsitz von Dr.<br />

Hans Evers, die das Anfang 1992 in<br />

Kraft getretene "Doping-Kontroll-<br />

System" (DKS) mit jährlich 4.000 Kontrollen<br />

außerhalb <strong>des</strong> Wettkampfes<br />

entwickelte.<br />

Mit diesen Aktivitäten verb<strong>und</strong>en war die<br />

Einrichtung <strong>des</strong> Referates "Anti-Doping"<br />

mit zwei Planstellen, das aus sportpolitischen<br />

Gründen sogleich vom Bun<strong>des</strong>ausschuss<br />

Leistungssport in die Rechtsabteilung<br />

<strong>des</strong> DSB verlagert wurde. Für die<br />

Durchführung <strong>der</strong> Kontrollen wurde mit<br />

<strong>der</strong> PWC GmbH ein externes, sportunabhängiges<br />

Dienstleistungsunternehmen<br />

verpflichtet. Finanziert wurden die Probenahmen,<br />

die präventiven Maßnahmen <strong>und</strong><br />

die Arbeit <strong>der</strong> Ständigen Kommission von<br />

den drei großen Dachorganisationen <strong>des</strong><br />

deutschen Sports (DSB, NOK <strong>und</strong> Stiftung<br />

Deutsche Sporthilfe) <strong>und</strong> von den beteiligten<br />

Spitzenverbänden; für die Analytik<br />

<strong>und</strong> Forschung stellte das BMI die Finanzierung<br />

sicher. Dies war <strong>der</strong> Nukleus <strong>der</strong><br />

späteren NADA.<br />

Ende 1991, nachdem die beiden erstgenannten<br />

Kommissionen ihre Abschlussberichte<br />

vorgelegt hatten, schuf das DSB-<br />

Präsidium die "Anti-Doping-Kommission"<br />

(ADK), die die Aufgaben <strong>der</strong> übrigen<br />

Kommissionen mit übernehmen sollte <strong>und</strong><br />

alsbald auch vom NOK-Präsidium aner-<br />

61


kannt wurde. Die ADK entwickelte im Lauf<br />

<strong>der</strong> folgenden Jahre ein für viele an<strong>der</strong>e<br />

Län<strong>der</strong> beispielgeben<strong>des</strong> DKS, in das seit<br />

1999 alle olympischen Spitzenverbände<br />

einschließlich <strong>der</strong> Fußball-, Rad- <strong>und</strong><br />

Tennisprofis sowie 14 nichtolympische<br />

Verbände eingeb<strong>und</strong>en sind - insgesamt<br />

mit r<strong>und</strong> 8.000 Ka<strong>der</strong>sportlern vom Hochleistungssport<br />

bis zum Nachwuchsbereich.<br />

Bis Ende 2002 wurden unter <strong>der</strong> Verantwortung<br />

<strong>der</strong> ADK insgesamt r<strong>und</strong> 45.000<br />

Trainingskontrollen außerhalb <strong>des</strong> Wettkampfes<br />

durchgeführt.<br />

Parallel zu diesen Vorgängen verschärfte<br />

das NOK die Nominierungskriterien für die<br />

<strong>Olympischen</strong> Spiele: Niemand, <strong>der</strong> <strong>des</strong><br />

Dopings überführt wurde, durfte an den<br />

<strong>Olympischen</strong> Spielen teilnehmen. Seit<br />

Atlanta 1996 mussten alle potentiellen<br />

Olympiateilnehmer spätestens 18 Monate<br />

vor den Spielen in das DKS eingeb<strong>und</strong>en<br />

sein; die ADK hatte dies gegenüber dem<br />

NOK nachzuweisen <strong>und</strong> für jeden einzelnen<br />

Sportler die Anzahl <strong>der</strong> Trainingskontrollen<br />

zu dokumentieren. Die r<strong>und</strong> 470<br />

für Sydney 2000 nominierten Sportler/innen<br />

wurden vom Januar 1999 bis zum<br />

August 2000 mehr als 1.900 Kontrollen<br />

unterzogen.<br />

Darüber hinaus machte das DSB-Präsidium<br />

allen Mitgliedsverbänden zur Auflage,<br />

Wettkampfkontrollen durchzuführen, die<br />

Dopingbestimmungen einschließlich <strong>der</strong><br />

bei Verstößen zu verhängenden Sanktionen<br />

in die Verbandssatzungen aufzunehmen<br />

<strong>und</strong> eine/n Anti-Doping-Beauftragte/n<br />

als Ansprechpartner/in für die ADK zu<br />

benennen. Diese Anfor<strong>der</strong>ungen wurden<br />

von Verbänden entsprechend umgesetzt.<br />

Die Zahl <strong>der</strong> Wettkampfkontrollen in <strong>der</strong><br />

Zuständigkeit <strong>der</strong> Verbände stieg über die<br />

Jahre hinweg kontinuierlich an <strong>und</strong> lag im<br />

Jahr 2000 erstmals ebenfalls bei über<br />

4.000. Im internationalen Vergleich hatte<br />

<strong>der</strong> DSB zu diesem Zeitpunkt - insbeson<strong>der</strong>e<br />

im Hinblick auf die Trainingskontrollen<br />

- eine Spitzenstellung inne. Mit einer<br />

Reihe europäischer Län<strong>der</strong>, aber auch mit<br />

Kanada <strong>und</strong> Australien gab es intensive<br />

Kontakte, um Kontrollen auch fernab <strong>des</strong><br />

üblichen Aufenthaltsortes zu ermöglichen<br />

<strong>und</strong> Expertenwissen auszutauschen.<br />

Neben <strong>der</strong> Durchführung von Kontrollen<br />

war ein weiterer, im Sinne <strong>der</strong> Prävention<br />

immer wichtiger werden<strong>der</strong> Aufgabenschwerpunkt<br />

<strong>der</strong> ADK die Erstellung <strong>und</strong><br />

Verbreitung von Aufklärungs- <strong>und</strong> Informationsmaterial.<br />

Zahlreiche Broschüren<br />

62<br />

informierten über den Ablauf <strong>der</strong> Kontrollen,<br />

die Rechte <strong>und</strong> Pflichten <strong>der</strong> Athleten/innen,<br />

die erlaubten <strong>und</strong> unerlaubten<br />

Medikamente <strong>und</strong> die Gefahren <strong>und</strong><br />

Nebenwirkungen von Dopingsubstanzen.<br />

Das DSB-Referat "Anti-Doping" richtete<br />

eine Hotline ein, bei <strong>der</strong> Sportler/innen,<br />

Trainer/innen, Ärzte/innen <strong>und</strong> Physiotherapeuten/innen<br />

kurzfristig rechtsichere<br />

Auskunft über erlaubte <strong>und</strong> verbotene<br />

Substanzen erhalten konnten. Dem Zweck<br />

<strong>der</strong> Prävention dienten auch die deutschfranzösischen<br />

Jugendcamps, die seit 2000<br />

alternierend in Deutschland <strong>und</strong> Frankreich<br />

durchgeführt <strong>und</strong> bei denen jeweils<br />

50 Jugendliche aus beiden Län<strong>der</strong>n insbeson<strong>der</strong>e<br />

über die Gefahren <strong>des</strong> Dopings<br />

aufgeklärt werden.<br />

Nach <strong>der</strong> Anti-Doping-Weltkonferenz, die<br />

im Februar 1999 in Lausanne stattfand,<br />

setzte eine intensive Debatte über effektivere<br />

Strukturen in <strong>der</strong> Bekämpfung <strong>des</strong><br />

Dopings ein. Der damalige Bun<strong>des</strong>innenminister<br />

Otto Schily hatte in einer viel<br />

beachteten Rede eine stärkere Unabhängigkeit<br />

<strong>des</strong> Anti-Doping-Kampfes vom<br />

organisierten Sport gefor<strong>der</strong>t. Die nachfolgenden<br />

Beratungen von DSB <strong>und</strong> NOK mit<br />

dem BMI führten im Juni 2002 schließlich<br />

zur Gründung einer unabhängigen, mit<br />

weitreichenden Kompetenzen ausgestatteten<br />

Nationalen Anti-Doping-Agentur<br />

(NADA) mit Sitz in Bonn. Die ADK von DSB<br />

<strong>und</strong> NOK war entscheidend am organisatorischen<br />

Aufbau <strong>der</strong> neuen Agentur<br />

beteiligt. Während <strong>der</strong> B<strong>und</strong> den größten<br />

Teil <strong>des</strong> Stiftungskapitals aufbrachte,<br />

stellten DSB, NOK <strong>und</strong> Stiftung Deutsche<br />

Sporthilfe (SDSH) zu gleichen Teilen<br />

Zuschüsse für die laufende Finanzierung<br />

<strong>der</strong> NADA zur Verfügung.<br />

Diese nahm schließlich am 1. Januar 2003<br />

ihre Arbeit auf. In den ersten eineinhalb<br />

Jahren wurde sie von dem noch bestehenden<br />

DSB-Referat "Anti-Doping" sehr<br />

intensiv unterstützt - beispielsweise durch<br />

die Einarbeitung von Mitarbeitern/innen<br />

<strong>und</strong> durch die Bereitstellung <strong>der</strong> Ka<strong>der</strong>datenbank.<br />

Nahezu sämtliche Unterlagen<br />

zum Anti-Doping-Kampf, über die ADK<br />

<strong>und</strong> DSB verfügten, wurden an die NADA<br />

übergeben. Mit an<strong>der</strong>en Worten: DSB <strong>und</strong><br />

NOK gaben auf Wunsch <strong>der</strong> Sportpolitik<br />

<strong>und</strong> aufgr<strong>und</strong> einer Verständigung mit<br />

dem BMI ihre bisherigen Aufgaben <strong>und</strong><br />

Funktionen im Anti-Doping-Kampf an die<br />

unabhängige NADA ab.<br />

III. Von <strong>der</strong> Gründung <strong>der</strong> NADA bis zur<br />

Gründung <strong>des</strong> DOSB<br />

Dennoch verfolgten die Verbände <strong>des</strong><br />

deutschen Sports den Anti-Doping-Kampf<br />

auch nach <strong>der</strong> Gründung <strong>der</strong> NADA mit<br />

großer Vehemenz. Das kam nicht nur darin<br />

zum Ausdruck, dass DSB, NOK <strong>und</strong> SDSH<br />

ihre finanzielle Unterstützung <strong>der</strong> NADA<br />

aufstockten. Da die Kontrollen selbst nicht<br />

mehr zum Tätigkeitsfeld von DSB <strong>und</strong> NOK<br />

zählten, rückte verstärkt die systematische<br />

Aufklärung mit dem Ziel <strong>der</strong> Prävention in<br />

den Mittelpunkt. Der Anti-Doping-Kampf<br />

wurde zum Bestandteil <strong>der</strong> Schulungen<br />

<strong>und</strong> Veranstaltungen im Bereich <strong>des</strong><br />

Leistungssports. So wurde beispielsweise<br />

das Bun<strong>des</strong>trainer-Großseminar - die<br />

einzige bun<strong>des</strong>weite Veranstaltung für<br />

Bun<strong>des</strong>trainer/innen aus allen Spitzenverbänden<br />

- als Plattform für eine qualifizierte<br />

Weiterbildung <strong>und</strong> Aufklärung über<br />

Anti-Doping-Aspekte genutzt. Bereits<br />

unmittelbar nach Gründung <strong>der</strong> NADA<br />

informierte <strong>der</strong>en damaliger Geschäftsführer<br />

Dr. Roland Augustin den Trainerkreis<br />

über ihre Arbeitsschwerpunkte <strong>und</strong> Perspektiven<br />

aus erster Hand. Auch in den<br />

regelmäßigen Veranstaltungen für Sportärzte<br />

<strong>und</strong> Physiotherapeuten, insbeson<strong>der</strong>e<br />

beim Kongress "Arzt <strong>und</strong> Athlet" verfolgte<br />

<strong>der</strong> DSB seine Informations- <strong>und</strong> Weiterbildungsstrategie.<br />

Die Aufklärung <strong>des</strong><br />

Betreuungspersonals bei <strong>Olympischen</strong><br />

Spielen wurde durch spezielle Vorbereitungsseminare<br />

in Zusammenarbeit mit<br />

dem NOK gewährleistet.<br />

Ein weiterer Aufgabenschwerpunkt war die<br />

Erstellung <strong>und</strong> Verbreitung von Aufklärungs-<br />

<strong>und</strong> Informationsmaterialien. Am<br />

Leistungssport Interessierte wurden durch<br />

eine Vielzahl von Fachbeiträgen - etwa in<br />

<strong>der</strong> <strong>Zeitschrift</strong> Leistungssport - über<br />

aktuelle Aspekte <strong>der</strong> Dopingbekämpfung<br />

informiert. Die Aufnahme von Anti-<br />

Doping-Inhalten in die Ausbildung von<br />

Übungsleitern ergänzte diesen Komplex.<br />

Der DSB entwickelte Anti-Doping-Klauseln<br />

zur Einfügung in Trainerverträge; sie<br />

wurden durch die Bereitstellung einer<br />

Muster-Athleten-Vereinbarung mit Anti-<br />

Doping-Bezügen nebst Schiedsgerichtsordnung<br />

ergänzt. Zusätzlich wurden<br />

spezielle Zielkontrollen von potentiellen<br />

Olympiakandidaten angeordnet <strong>und</strong><br />

finanziert.


IV. Aktuelle Maßnahmen <strong>des</strong> DOSB<br />

Von Beginn an hat <strong>der</strong> DOSB seine Noll-<br />

Toleranz-Politik im Kampf gegen Doping in<br />

vielfältiger Weise vorangetrieben. Bereits<br />

die Gründungsversammlung am 20. Mai<br />

2006 setzte durch die Gr<strong>und</strong>satzrede von<br />

Präsident Dr. Thomas Bach einen deutlichen<br />

Akzent in diese Richtung. In je<strong>der</strong><br />

seiner bislang 12 Sitzungen befasste sich<br />

das DOSB-Präsidium intensiv mit konkreten<br />

Maßnahmen; Ähnliches gilt für den<br />

Präsidialausschuss Leistungssport <strong>und</strong> den<br />

Beirat für Leistungssportentwicklung. In<br />

seiner 7. Sitzung am 16. November 2006<br />

beschloss das Präsidium den "Anti-Doping-Aktionsplan<br />

- Zehn Punkte für Sport<br />

<strong>und</strong> Staat", den die DOSB-Mitglie<strong>der</strong>versammlung<br />

am 9. Dezember 2006 in Weimar<br />

nach eingehen<strong>der</strong> Debatte mit wenigen<br />

Än<strong>der</strong>ungen nahezu einstimmig<br />

verabschiedete.<br />

Im Einzelnen sind folgende Maßnahmen<br />

<strong>des</strong> DOSB zu nennen:<br />

� Der DOSB hat für 2007 seinen Zuschuss<br />

an die NADA auf 520.000 Euro verdoppelt,<br />

um im Vorfeld <strong>der</strong> <strong>Olympischen</strong><br />

Spiele in Peking die Zahl <strong>der</strong> Trainingskontrollen<br />

zu erhöhen. Er hat mit einer<br />

Reihe von "Stakehol<strong>der</strong>n" <strong>der</strong> NADA (z.<br />

B. mit Unternehmen wie Telekom <strong>und</strong><br />

Nordmilch aber auch mit Lan<strong>des</strong>regierungen)<br />

mit dem Ziel gesprochen, dass<br />

auch sie ihren finanziellen Beitrag<br />

erweitern. Auch die Sportverbände sind<br />

auf Bitten <strong>des</strong> DOSB gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

bereit, für die von ihnen veranlassten<br />

Trainingskontrollen deutlich höhere<br />

Beiträge zu zahlen. Ein beträchtlicher<br />

Teil <strong>der</strong> zusätzlichen Mittel, die die<br />

Bun<strong>des</strong>regierung in ihren Haushaltsentwurf<br />

2008 für die Leistungssportför<strong>der</strong>ung<br />

eingesetzt hat, soll mit Zustimmung<br />

<strong>des</strong> DOSB für Zwecke <strong>des</strong> Anti-<br />

Doping-Kampfes verwendet werden;<br />

insgesamt würden sich dadurch die<br />

Bun<strong>des</strong>mittel um 2,8 Mio. Euro auf 3,9<br />

Mio. Euro erhöhen, das sind über drei<br />

Prozent <strong>der</strong> Spitzensportför<strong>der</strong>ung <strong>des</strong><br />

BMI. Im Ergebnis haben all diese Anstrengungen<br />

dazu geführt, dass sich die<br />

Finanzierungsbasis <strong>der</strong> NADA entscheidend<br />

verbessert.<br />

� Der DOSB hat sich im Schulterschluss<br />

mit dem BMI um die Verschärfung <strong>der</strong><br />

gesetzlichen Gr<strong>und</strong>lagen <strong>der</strong> Doping-<br />

Bekämpfung bemüht, wie sie jetzt vom<br />

<strong>Deutschen</strong> Bun<strong>des</strong>tag verabschiedet<br />

wurde. Gr<strong>und</strong>lage <strong>der</strong> For<strong>der</strong>ungen <strong>des</strong><br />

DOSB, wie sie in den Ziffern 6 <strong>und</strong> 7<br />

seines Aktionsplans zum Ausdruck<br />

kommen, bildete <strong>der</strong> Bericht <strong>der</strong><br />

"Rechtskommission <strong>des</strong> Sports gegen<br />

Doping" (ReSpoDo), die seinerzeit noch<br />

<strong>der</strong> DSB eingesetzt hatte <strong>und</strong> auf <strong>der</strong>en<br />

Beratungen auch im Gesetzgebungsverfahren<br />

immer wie<strong>der</strong> Bezug genommen<br />

wurde. Bis auf den Vorschlag, Anti-<br />

Doping-Schwerpunkt-Staatsanwaltschaften<br />

einzurichten (Zuständigkeit<br />

<strong>der</strong> Län<strong>der</strong>) <strong>und</strong> die Regelüberwachung<br />

von kommerziellen Fitnessstudios durch<br />

Polizei <strong>und</strong> Ordnungsbehörden einzuführen<br />

(§ 64 AMG), sind damit alle<br />

wesentlichen Anregungen umgesetzt<br />

worden, so dass erhebliche Verbesserungen<br />

im gemeinsamen Kampf von<br />

Sport <strong>und</strong> Staat gegen Doping zu<br />

erwarten sind.<br />

� Der DOSB misst <strong>der</strong> Aufgabe <strong>der</strong> Prävention<br />

beson<strong>der</strong>e Bedeutung zu. Viele<br />

seiner Mitgliedsorganisationen haben<br />

bereits verpflichtende Angebote zur<br />

Aus- <strong>und</strong> Fortbildung von Übungsleitern<br />

<strong>und</strong> Trainern <strong>der</strong> Vereine geschaffen,<br />

wie das unter Ziffer 2 <strong>des</strong> Aktionsplans<br />

gefor<strong>der</strong>t wird. Die "Anti-Doping-<br />

Vertrauensleute" <strong>des</strong> DOSB, Meike Evers<br />

<strong>und</strong> Frank Busemann, die das DOSB-<br />

Präsidium bereits im Mai 2006 eingesetzt<br />

hatte, nehmen an Veranstaltungen<br />

zum Thema Aufklärung <strong>und</strong> Erziehung<br />

teil; sie werden verstärkt von<br />

Eliteschulen <strong>des</strong> Sports <strong>und</strong> Olympiastützpunkten<br />

nachgefragt. Ihre Aktivitäten<br />

zielen in erster Linie auf die<br />

Nachwuchska<strong>der</strong>.<br />

� Die Deutsche Sportjugend (dsj) engagiert<br />

sich schwerpunktmäßig auf dem<br />

Gebiet <strong>der</strong> Prävention. So hat sie in<br />

enger Zusammenarbeit mit <strong>der</strong> Pädagogischen<br />

Hochschule Heidelberg die<br />

Präventionskampagne "Sport ohne<br />

Doping" mit einer umfangreichen<br />

Broschüre <strong>und</strong> weiteren Arbeitsmaterialien<br />

gestartet. Am Rande <strong>der</strong> Tour de<br />

France führt sie gemeinsam mit ihren<br />

französischen Partnern mit Unterstützung<br />

<strong>des</strong> deutsch-französischen Jugendwerks<br />

<strong>und</strong> unter <strong>der</strong> Schirmherrschaft<br />

<strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong> <strong>und</strong> Französischen<br />

UNESCO-Kommissionen ein<br />

deutsch-französisches Anti-Doping-<br />

Jugendlager in Albertville durch.<br />

� Der DOSB setzt sich international dafür<br />

ein, den WADA-Code weiter zu verschärfen<br />

- nicht nur durch eine Erhöhung<br />

<strong>des</strong> Strafmaßes, son<strong>der</strong>n auch<br />

durch die Aufnahme zusätzlicher<br />

finanzieller Sanktionen. Der DOSB hat<br />

<strong>der</strong> WADA angeboten, die Erkenntnisse<br />

geständiger Radfahrer über die Doping-<br />

Systeme im Radsport auszuwerten <strong>und</strong><br />

für die Effektivierung <strong>der</strong> eigenen<br />

Arbeit zu nutzen; dieses Angebot hat<br />

die WADA mittlerweile angenommen,<br />

die Befragungen werden in Kürze<br />

beginnen. Die Zusammenarbeit mit <strong>der</strong><br />

WADA funktioniert gut. So hat <strong>der</strong>en<br />

Präsident Richard Po<strong>und</strong> anlässlich <strong>des</strong><br />

Gespräches mit Bun<strong>des</strong>innenminister<br />

Dr. Wolfgang Schäuble <strong>und</strong> DOSB-<br />

Präsident Dr. Thomas Bach am 21. Juni<br />

2007 öffentlich den Kampf <strong>des</strong> DOSB<br />

gegen Doping als "beispielgebend für<br />

an<strong>der</strong>e Län<strong>der</strong>" gelobt.<br />

� Der DOSB stellt gemeinsam mit den<br />

Spitzenverbänden sicher, dass die Anti-<br />

Doping-Regeln <strong>und</strong> diesbezüglichen<br />

För<strong>der</strong>richtlinien <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong> strikt<br />

eingehalten <strong>und</strong> in überzeugende Anti-<br />

Doping-Programme aktiv umgesetzt<br />

werden. Zu diesem Zweck for<strong>der</strong>t er -<br />

im Einklang mit BMI <strong>und</strong> NADA -<br />

"Compliance-Berichte" bei den Spitzenverbänden<br />

an, <strong>der</strong>en Ergebnisse dem<br />

BMI zur Verfügung gestellt werden.<br />

Eine öffentliche För<strong>der</strong>ung kann es<br />

nach Auffassung <strong>des</strong> DOSB nur geben,<br />

wenn die Standards im Kampf gegen<br />

Doping eingehalten werden. Diese<br />

Verknüpfung hat auch in die Formulierungen<br />

<strong>der</strong> Ziel- <strong>und</strong> Kooperationsvereinbarungen<br />

Eingang gef<strong>und</strong>en, die <strong>der</strong><br />

DOSB mit dem BMI, den Verbänden <strong>und</strong><br />

Olympiastützpunkten schließt.<br />

� Der DOSB hat nach den Doping-Geständnissen<br />

mehrerer Profi-Radsportler<br />

<strong>und</strong> von drei Sportmedizinern <strong>der</strong><br />

Universität Freiburg unverzüglich<br />

Konsequenzen gezogen. Er hat sich<br />

strikt gegen eine aus dem politischen<br />

Raum angeregte "Generalamnestie"<br />

gewandt <strong>und</strong> die geständigen Sportler<br />

<strong>und</strong> Athleten unverzüglich von <strong>der</strong><br />

Teilnahme an <strong>Olympischen</strong> Spielen<br />

ausgeschlossen. Der Freiburger Sportmedizin<br />

wurde die Anerkennung als<br />

medizinisches Untersuchungszentrum<br />

<strong>des</strong> DOSB bis zur Klärung <strong>der</strong> Vorwürfe<br />

entzogen.<br />

63


� Das DOSB-Präsidium hat auf seiner 11.<br />

Sitzung am 22. Mai 2007 ein ständiges<br />

medizinisches Expertengremium unter<br />

Vorsitz von Prof. Dr. Wilfried Kin<strong>der</strong>mann<br />

eingerichtet, dem namhafte<br />

medizinische Experten/innen angehören<br />

<strong>und</strong> das dem DOSB <strong>und</strong> seinen Mitgliedsorganisationen<br />

in allen Doping<br />

relevanten Fragen zur Verfügung steht.<br />

� Der DOSB entwickelt in Kooperation<br />

mit <strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong> Gesellschaft für<br />

Sportmedizin <strong>und</strong> Prävention <strong>der</strong>zeit<br />

das Gütesiegel "Arzt im Spitzensport<br />

<strong>des</strong> DOSB", <strong>des</strong>sen Vergabe mit Pflichtkursen<br />

zum Thema Anti-Doping verknüpft<br />

ist. Die Spitzenverbände werden<br />

gemäß Beschlussfassung ihrer Konferenz<br />

vom 1./2. Juni 2007 zukünftig nur<br />

noch Ärzte mit diesem Gütesiegel in<br />

sportliche Großveranstaltungen einbeziehen.<br />

� Der DOSB setzt alles daran, die Integrität<br />

<strong>der</strong> deutschen Mannschaft - nicht<br />

nur <strong>der</strong> Athleten/innen, son<strong>der</strong>n auch<br />

<strong>der</strong> Trainer/innen, Ärzte/innen, Tierärzte/innen,<br />

Physiotherapeuten/innen <strong>und</strong><br />

Betreuer/innen - bei den <strong>Olympischen</strong><br />

Spielen sicherzustellen. Die Gr<strong>und</strong>sätze<br />

zur Nominierung <strong>der</strong> Olympiamannschaft<br />

Peking 2008 sind eindeutig: Wer<br />

in <strong>der</strong> jeweiligen Olympiade (also dem<br />

Vier-Jahres-Zeitraum zwischen <strong>Olympischen</strong><br />

Spielen) gegen die Anti-Doping-Regeln<br />

verstoßen hat, wird nicht<br />

nominiert; das gilt auch für Meldepflichtverstöße,<br />

die mit einer Sperre<br />

belegt wurden. Je<strong>der</strong> Athlet <strong>und</strong> jede<br />

Athletin hat eine Athletenvereinbarung<br />

zu unterzeichnen; ein Verstoß gegen<br />

die Anti-Doping-Bestimmungen <strong>der</strong><br />

WADA <strong>und</strong> <strong>der</strong> NADA führen zum<br />

sofortigen Ausschluss aus <strong>der</strong> Mannschaft<br />

<strong>und</strong> zur Rückfor<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />

Entsendungskosten. Des Weiteren hat<br />

<strong>der</strong> DOSB eine sanktionsbewehrte<br />

"Ehren- <strong>und</strong> Verpflichtungserklärung<br />

für Ärzte, Tierärzte, Physiotherapeuten,<br />

Trainer <strong>und</strong> Betreuer" entwickelt, <strong>der</strong>en<br />

Unterzeichnung Voraussetzung für die<br />

Nominierung ist. Für den 14. September<br />

2007 hat er alle für eine Nominierung<br />

in Betracht kommenden Ärzte <strong>und</strong><br />

Physiotherapeuten, Trainer <strong>und</strong> Betreuer<br />

zu einem Anti-Doping-Workshop<br />

nach Frankfurt eingeladen, bei dem<br />

namhafte Experten/innen über alle<br />

wichtigen Aspekten <strong>des</strong> Anti-Doping-<br />

Kampfes informieren werden.<br />

64<br />

� Die Zusammenarbeit <strong>des</strong> DOSB mit <strong>der</strong><br />

NADA hat sich in jüngster Zeit deutlich<br />

verbessert; die wechselseitigen Aktivitäten<br />

zur Optimierung <strong>des</strong> Anti-Doping-Kampfes<br />

werden aufeinan<strong>der</strong><br />

abgestimmt. Der DOSB versteht sie als<br />

das Kompetenzzentrum <strong>des</strong> deutschen<br />

Sports im Kampf gegen Doping. Allerdings<br />

begreift sich <strong>der</strong> DOSB ausdrücklich<br />

nicht als "Kontrollinstanz" <strong>der</strong><br />

NADA:<br />

Die politisch gewollte <strong>und</strong> selbstverständlich<br />

auch vom DOSB unterstützte<br />

Unabhängigkeit <strong>der</strong> NADA wird durch<br />

<strong>der</strong>en Kuratorium gewährleistet, in dem<br />

<strong>der</strong> Sport ein "Stakehol<strong>der</strong>" unter<br />

mehreren ist.<br />

� Zwar ist <strong>der</strong> DOSB seit Gründung <strong>der</strong><br />

NADA nicht mehr für die Rechtsberatung<br />

seiner Mitgliedsorganisationen in<br />

Anti-Doping-Angelegenheiten verantwortlich;<br />

diese Zuständigkeit ist auf die<br />

NADA übergegangen. Dennoch steht<br />

sein Justitiariat in <strong>der</strong> Praxis für Rückfragen<br />

insbeson<strong>der</strong>e kleinerer Verbände,<br />

die keine eigene juristische Kompetenz<br />

vorhalten können, zur Verfügung, wie<br />

zahlreiche Gespräche belegen.<br />

V. Schluss<br />

Der DOSB hat sich in den 14 Monaten<br />

seiner Existenz mit keinem Thema so<br />

intensiv befasst wie mit dem Kampf gegen<br />

Doping. Trotz <strong>der</strong> gegenwärtigen Krise<br />

sieht er gerade jetzt die Chance, im Zusammenwirken<br />

aller Beteiligten erhebliche<br />

Fortschritte zu erzielen. Er trägt dazu mit<br />

allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln<br />

bei.<br />

Impressum<br />

Impressum<br />

Olympisches Feuer<br />

<strong>Zeitschrift</strong> <strong>des</strong> <strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong><br />

Sportbun<strong>des</strong> <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong> Gesellschaft<br />

Herausgeberkollegium:<br />

Bernhard Schwank (DOSB), Dieter Krickow (DOG),<br />

Steffen Haffner, Michael Gernandt<br />

Chefredakteur: Harald Pieper<br />

Redaktion: Dr. Stefan Volknant, Dr. Andreas Höfer,<br />

Kerstin Henschel<br />

Redaktionsanschrift:<br />

Dr. Stefan Volknant<br />

Deutscher Olympischer Sportb<strong>und</strong><br />

Otto-Fleck-Schneise 12, 60528 Frankfurt<br />

Telefon: 0 69 / 6 70 02 27, Fax: 0 69 / 67 00 12 27<br />

E-Mail: volknant@dosb.de<br />

Harald Pieper<br />

Stieglitzstraße 2<br />

63263 Neu-Isenburg<br />

Telefon: 0 61 02 / 5 22 62<br />

Herstellung, Vertrieb & Verlag:<br />

Peter Kühne Verlag<br />

Theodor-Heuss-Straße 11<br />

63303 Dreieich<br />

Telefon: 0 61 03 / 8 07 91 70,<br />

Telefax: 0 61 03 / 8 07 91 71<br />

E-Mail: freiwurf@aol.com<br />

Grafische Gestaltung: Werner Pettersch, Dreieich<br />

Schlussredaktion/Anzeigenleitung: Peter Kühne<br />

Die <strong>Zeitschrift</strong> erscheint 6 x jährlich.<br />

Der Bezugspreis ist durch den Mitgliedsbeitrag <strong>der</strong><br />

<strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong> Gesellschaft abgegolten.<br />

Druck: HMS-Druckhaus GmbH<br />

Benzstraße 57 - 59, 63303 Dreieich<br />

Telefon: 0 61 03 / 93 39-0.<br />

Das Olympische Feuer ist zu beziehen durch:<br />

Geschäftsstelle <strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong><br />

Gesellschaft, Otto-Fleck-Schneise 12 - Haus II,<br />

60528 Frankfurt am Main,<br />

Telefon: 0 69 / 69 50 16-0,<br />

Telefax: 0 69 / 6 77 18 26,<br />

E-Mail: office@dog-bewegt.de,<br />

Frankfurter Sparkasse,<br />

Kontonummer 200313592,<br />

Bankleitzahl: 500 502 01<br />

Das Olympische Feuer ist ein Diskussionsforum.<br />

Mit Namen gekennzeichnete Artikel müssen nicht<br />

unbedingt <strong>der</strong> Meinung <strong>der</strong> Redaktion, <strong>des</strong> DOSB<br />

bzw. <strong>der</strong> DOG entsprechen.<br />

Titelgrafik: Eberhard Stroot<br />

Fotos, Illustrationen, Karikaturen:<br />

picture-alliance/dpa<br />

Christine Bartels<br />

Oliver Buttler<br />

Marina Daub<br />

Helmut Gesierich<br />

Gerd Waßner


Nachrichten <strong>der</strong> DOG<br />

Mitglie<strong>der</strong>aktion<br />

"Faszination Olympia erleben"<br />

Liebe Mitglie<strong>der</strong>,<br />

für die Deutsche Olympische Gesellschaft<br />

sind Sie als persönliche Mitglie<strong>der</strong> wichtiger<br />

Botschafter. Das anstehende Olympiajahr<br />

mit den Spielen in Peking wollen wir nutzen,<br />

um gemeinsam mit Ihnen auf unser<br />

werteorientiertes Engagement aufmerksam<br />

zu machen <strong>und</strong> neue Mitglie<strong>der</strong> zu gewinnen.<br />

Heute fällt <strong>der</strong> Startschuss für unsere<br />

Mitglie<strong>der</strong>werbeaktion "Faszination Olympia<br />

erleben".<br />

Machen Sie mit! Werben Sie ein neues<br />

Mitglied für die Deutsche Olympische<br />

Gesellschaft <strong>und</strong> gewinnen Sie mit etwas<br />

Glück eine Reise zu den Olympiaqualifikationswettkämpfen<br />

in <strong>der</strong> Leichtathletik<br />

inklusive VIP Tickets.<br />

An <strong>der</strong> Verlosung nehmen alle Neumitglie<strong>der</strong><br />

(ab 18 Jahren), die bis zum 15. Mai 2008<br />

in die Deutsche Olympische Gesellschaft<br />

eintreten, sowie <strong>der</strong>en Werber teil. Alle<br />

persönlichen Mitglie<strong>der</strong> haben in diesen<br />

Tagen unsere Flyer zur Aktion erhalten.<br />

Weitere können in <strong>der</strong> Frankfurter Geschäftsstelle<br />

bestellt werden.<br />

Über die Aktion werden wir selbstverständlich<br />

laufend in unseren Medien berichten.<br />

Dort finden Sie auch Aktuelles über weitere<br />

im Olympiajahr 2008 geplante Aktivitäten<br />

wie den <strong>Olympischen</strong> Schülermalwettbewerb,<br />

die Olympic Day Run Veranstaltungen,<br />

unser Modellprojekt "Kin<strong>der</strong> bewegen"<br />

sowie die vielen weiteren Maßnahmen<br />

unserer Zweigstellen.<br />

Ich bedanke mich bereits heute für Ihr<br />

Engagement <strong>und</strong> wünsche uns viel Erfolg<br />

für das neue olympische Jahr.<br />

Ihr<br />

Dr. Hans-Joachim Klein, Präsident<br />

Kita in Bewegung<br />

"Kin<strong>der</strong> bewegen" - <strong>der</strong> Name ist Programm<br />

<strong>des</strong> bun<strong>des</strong>weiten Modellprojekts für mehr<br />

Bewegung im Kin<strong>der</strong>garten. Die Deutsche<br />

Olympische Gesellschaft (DOG) <strong>und</strong> O 2<br />

Germany haben seit Juni 2004 die Kin<strong>der</strong>tagesstätte<br />

"Emdener Straße" im Berliner<br />

Stadtteil Moabit als eine von bun<strong>des</strong>weit 27<br />

Einrichtungen geför<strong>der</strong>t. Von <strong>der</strong> Bewegungsfreude<br />

<strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> konnten sich die<br />

Projektpartner Dieter Krickow, Vizepräsident<br />

<strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong> Gesellschaft,<br />

Christoph Steck von O 2, Professor Alexan<strong>der</strong><br />

Woll (Universität Konstanz) als wissenschaftlicher<br />

Begleiter sowie die weiteren<br />

Gäste - allen voran <strong>der</strong> Staatssekretär für<br />

Sport in Berlin, Thomas Härtel - direkt vor<br />

Ort bei <strong>der</strong> feierlichen Präsentation <strong>der</strong><br />

Projektergebnisse überzeugen.<br />

"Hier in Berlin wurden mit viel Engagement<br />

<strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>tagesstätte <strong>und</strong> mit Unterstützung<br />

<strong>der</strong> DOG-Lan<strong>des</strong>gruppe sowie <strong>der</strong><br />

weiteren Partner die Voraussetzungen für<br />

eine nachhaltige Bewegungsför<strong>der</strong>ung<br />

geschaffen", stellte DOG-Vizepräsident<br />

Dieter Krickow fest. Und auch <strong>der</strong> Projektpartner<br />

O 2 sieht seine Investition in die<br />

Zukunft in <strong>der</strong> Moabiter Kita gut angelegt.<br />

"O 2 engagiert sich für Kin<strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugendliche.<br />

Bewegung trägt entscheidend zu ihrer<br />

Entwicklung bei." erklärt Christoph Steck,<br />

Head of Government Relations & Corporate<br />

Responsibility bei O 2 Germany.<br />

Dies konnte Professor Alexan<strong>der</strong> Woll von<br />

<strong>der</strong> Universität Konstanz bestätigen: "Mit<br />

zunehmendem Alter ist bei allen Kin<strong>der</strong>n ein<br />

Zuwachs <strong>der</strong> motorischen Leistungsfähigkeit<br />

zu verzeichnen. Bei den "Kin<strong>der</strong> bewegen"-<br />

Modellkin<strong>der</strong>gärten ist dieser Zuwachs<br />

jedoch um ca. 33 % größer als bei <strong>der</strong><br />

Kontrollgruppe." Zudem weisen die im<br />

"Kin<strong>der</strong> bewegen"-Projekt geför<strong>der</strong>ten<br />

Kin<strong>der</strong> eine Zunahme <strong>der</strong> Beweglichkeit auf,<br />

während diese in <strong>der</strong> Kontrollgruppe zurückging,<br />

so Woll. Die Fitnessverän<strong>der</strong>ungen<br />

konnten aus den Ergebnissen <strong>der</strong> Motoriktests<br />

abgeleitet werden, die bei den Berliner<br />

Kin<strong>der</strong>n von Sportwissenschaftlern <strong>und</strong> -<br />

studenten <strong>der</strong> Humboldt-Universität durchgeführt<br />

wurden. Auch hinsichtlich <strong>der</strong><br />

Beim "Kin<strong>der</strong> bewegen"-Fest in Berlin konnten Kita, DOG <strong>und</strong> O 2 im Beisein von Staatssekretär<br />

Thomas Härtel (sitzend) <strong>und</strong> Bezirksbürgmeister Christoph Hanke (stehend 2.v.re.)<br />

eine erfolgreiche Bilanz <strong>der</strong> dreijährigen För<strong>der</strong>ung ziehen.<br />

65


Mit dem "Kin<strong>der</strong> bewegen"-Prädikat gratulierten<br />

Christoph Steck (Mi.) von O 2 sowie Dieter Krickow (li.)<br />

<strong>und</strong> Hans-Jürgen Bartsch (verdeckt) von <strong>der</strong> DOG Kita-<br />

Leiterin Helga Tschitschke-Neufindt zum gelungenen<br />

Projekt.<br />

Fachkenntnisse <strong>der</strong> Erzieherinnen sowie <strong>der</strong><br />

Ausstattung hat sich <strong>der</strong> Berliner Modellkin<strong>der</strong>garten<br />

deutlich verbessert, so dass mit<br />

dem "Kin<strong>der</strong> bewegen"-Projekt insgesamt<br />

nachhaltig ein wichtiger Beitrag zur Ges<strong>und</strong>heitsför<strong>der</strong>ung<br />

geleistet wurde. In<br />

Berlin wurden mit den Projektmitteln <strong>des</strong><br />

Partners O 2 unter an<strong>der</strong>em neue Spiel- <strong>und</strong><br />

Sportgeräte wie Gitterelemente, Klettertaue<br />

<strong>und</strong> Turnrollen angeschafft.<br />

Über die drei Projektjahre wurde die Kin<strong>der</strong>tagesstätte<br />

von <strong>der</strong> Berliner Lan<strong>des</strong>gruppe<br />

<strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong> Gesellschaft<br />

betreut. "Gemeinsam mit einem hoch motivierten<br />

Kita-Team sowie unseren regionalen<br />

Partnern konnten wir hier in Sachen Bewegungsför<strong>der</strong>ung<br />

vieles bewirken", erklärte<br />

Hans-Jürgen Bartsch, Präsident <strong>der</strong> Berliner<br />

DOG. So wurde in Zusammenarbeit mit dem<br />

TC Rot-Weiß Berlin-Mitte ein wöchentliches<br />

Viel Spaß für Groß <strong>und</strong> Klein<br />

66<br />

angeleitetes Bewegungsangebot<br />

aufgelegt, in dem Übungsleiter<br />

die Kin<strong>der</strong> mit spielerischen<br />

Übungen an die motorischen<br />

Herausfor<strong>der</strong>ungen <strong>des</strong> Alltags<br />

heranführen. Darüber hinaus<br />

waren die Besuche <strong>des</strong> Sportpaten<br />

Kofi Prah, Olympiateilnehmer<br />

im Weitsprung, sowie die sommerliche<br />

Kin<strong>der</strong>-Olympiaden<br />

beson<strong>der</strong>e Höhepunkte im<br />

Projektzeitraum. Die regelmäßigen<br />

Bewegungsangebote werden<br />

auch weiterhin einen festen Platz<br />

im Kin<strong>der</strong>gartenalltag haben.<br />

Dafür haben die 25 Erzieher <strong>der</strong><br />

Berliner Modelleinrichtung an<br />

verschiedenen Fortbildungs<strong>und</strong><br />

Weiterbildungsmaßnahmen<br />

zur psychomotorischen Bewegungsschulung<br />

teilgenommen.<br />

Die Sportjugend Berlin <strong>und</strong> das Labyrinth<br />

Kin<strong>der</strong>museum stellten als weitere regionale<br />

Projektpartner für ein Learning-by-doing<br />

<strong>des</strong> Kita-Teams ihr qualifiziertes Personal<br />

sowie leihweise Materialien für eine kindliche<br />

Bewegungsför<strong>der</strong>ung zur Verfügung.<br />

Der Gr<strong>und</strong>stein für eine dauerhaft regelmäßige<br />

Bewegungsför<strong>der</strong>ung im Kin<strong>der</strong>gartenalltag<br />

ist damit also gelegt, so dass Bewegungsfre<strong>und</strong>lichkeit<br />

auch in Zukunft das<br />

Markenzeichen <strong>der</strong> Kita "Emdener Straße"<br />

bleiben wird.<br />

Bewegter Weltkin<strong>der</strong>tag<br />

Zum Weltkin<strong>der</strong>tag am 20. September hatte<br />

die Deutsche Olympische Gesellschaft<br />

Deutschlands Kin<strong>der</strong>gärten zum bewegten<br />

Aktionstag unter dem Motto "Mehr Bewegungsspaß<br />

im Team"<br />

aufgerufen. Ziel <strong>der</strong><br />

Aktion war es, ein<br />

Zeichen für das<br />

Recht <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> auf<br />

Bewegung zu<br />

setzen. Neben den<br />

im Rahmen <strong>des</strong><br />

Projekts "Kin<strong>der</strong><br />

bewegen" durch die<br />

DOG <strong>und</strong> ihre<br />

Partner Opel <strong>und</strong> O 2<br />

geför<strong>der</strong>ten Modelleinrichtungen<br />

folgten weitere<br />

Kin<strong>der</strong>gärten dem<br />

Aufruf.<br />

Die größte Aktion fand in Bielefeld statt.<br />

Hier waren gemeinsam mit dem DOG-<br />

Modellkin<strong>der</strong>garten "Stadtmitte" weitere 40<br />

Kin<strong>der</strong>tagesstätten <strong>der</strong> Stadt dem Aufruf<br />

gefolgt. Organisiert vom Hort <strong>der</strong> Modellkita,<br />

<strong>der</strong> DOG Bielefeld <strong>und</strong> dem Sportamt<br />

feierten sie gemeinsam in <strong>der</strong> Seidenstickerhalle<br />

den großen Tag <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>. Für sie<br />

gab es verschiedene Spielangebote, einen<br />

Schminkstand sowie drei Mannschaftswettbewerbe.<br />

Der Frankfurter DOG-Vorsitzende Karl<br />

Eyerkaufer war zu Gast im Modellkin<strong>der</strong>garten<br />

"Rasselbande". Hier war <strong>der</strong> Aktionstag<br />

einen Tag vorverlegt worden. Für Eltern <strong>und</strong><br />

Kin<strong>der</strong> gemeinsam gab es mit Sackhüpfen<br />

<strong>und</strong> Seilspringen jede Menge Bewegungsspaß.<br />

Zugleich wollte Kita-Leiterin Irmgard<br />

Verleger-Aycan den Eltern Anregungen<br />

mitgeben, wie sie auch den Alltag zu Hause<br />

noch bewegter gestalten können.<br />

Die Zwickauer Kin<strong>der</strong>tagesstätte "Villa<br />

Kunterbunt" feierte mit dem Aktionstag<br />

zugleich ihren Abschluss <strong>des</strong> dreijährigen<br />

"Kin<strong>der</strong> bewegen"-Projekts <strong>und</strong> <strong>der</strong> Kooperation<br />

mit <strong>der</strong> Zwickauer Zweigstelle <strong>der</strong><br />

<strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong> Gesellschaft. Für<br />

den Weltkin<strong>der</strong>tag hatte das Team <strong>der</strong> "Villa<br />

Kunterbunt" viele tolle Aktionen <strong>und</strong> eine<br />

große Überraschung vorbereitet. Am Ende<br />

eines bunten Bewegungstages mit verschiedenen<br />

Mannschaftsspielen passend zum<br />

Motto <strong>des</strong> Tages (Tauziehen, Schwungtuch,<br />

Rondo-R<strong>und</strong>tuch u.a.) wurde nämlich noch<br />

die neue Hangrutsche mit Kletterhang<br />

eingeweiht.<br />

In Hamburg gab es für die Kin<strong>der</strong> von <strong>der</strong><br />

Kita "Alter Teichweg" mehrere Hockeyst<strong>und</strong>en<br />

mit <strong>der</strong> früheren Nationalspielerin <strong>und</strong><br />

DOG-Vorstandsmitglied Greta Blunck.<br />

Für die Kids vom DOG-Modellkin<strong>der</strong>garten "Alter<br />

Teichweg" gab's zum Weltkin<strong>der</strong>tag Hockeyspaß mit<br />

<strong>der</strong> früheren Nationalspielerin Greta Blunck.


Mit Kin<strong>der</strong>n, Eltern, Großeltern <strong>und</strong> Angehörigen<br />

feierte <strong>der</strong> Gemeindekin<strong>der</strong>garten<br />

Sien den Weltkin<strong>der</strong>tag. Nach zwei Begrüßungslie<strong>der</strong>n,<br />

bei denen zur Erwärmung<br />

auch kräftig getanzt wurde, bildeten die<br />

Kin<strong>der</strong> sechs Teams<br />

<strong>und</strong> schon konnte<br />

es losgehen. Löwen,<br />

Wildkatzen, Kängurus,<br />

Panther, Wölfe<br />

<strong>und</strong> Leoparden<br />

traten bei Slalomlauf,<br />

Kegeln,<br />

Schlange <strong>und</strong><br />

"Weck den Bär" an.<br />

Nachdem sie alle<br />

Wettbewerbe, die<br />

allesamt nur in<br />

Teamarbeit zu<br />

bewältigen waren,<br />

erfolgreich durchlaufen<br />

hatten,<br />

erhielt je<strong>des</strong> Team<br />

<strong>und</strong> je<strong>des</strong> Kind eine<br />

Medaille. Am<br />

gelungenen Aktionstag<br />

hatte auch<br />

das Wetter seinen Anteil, denn die Sonne<br />

strahlte die ganze Zeit über das Außenspielgelände<br />

<strong>des</strong> Kin<strong>der</strong>gartens. Zu Gast<br />

waren auch hochrangige Vertreter <strong>der</strong><br />

Verbandsgemeinde, die es sich nicht nehmen<br />

ließen, den<br />

Kin<strong>der</strong>n zu<br />

ihrem Tag zu<br />

gratulieren.<br />

Edwin Steuer, 1.<br />

Beigeordneter,<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> zukünftigeBürgermeister<br />

<strong>der</strong> Verbandgemeinde<br />

Herrstein, Uwe<br />

Weber, nutzten<br />

die Gelegenheit,<br />

sich über den<br />

Stand <strong>des</strong><br />

Projektes "Kin<strong>der</strong><br />

bewegen"<br />

<strong>der</strong> DOG Bad<br />

Sobernheim zu<br />

informieren.<br />

Edwin Steuer<br />

begrüßte das<br />

beson<strong>der</strong>e<br />

Engagement <strong>der</strong><br />

Erzieherinnen<br />

<strong>und</strong> stellte den<br />

DOG-Modellkin<strong>der</strong>garten<br />

Sien<br />

als beispielhafte Institution in <strong>der</strong> Verbandgemeinde<br />

heraus.<br />

Die Kin<strong>der</strong> <strong>der</strong> Geschwister-Stock-Kin<strong>der</strong>tagesstätte,<br />

dem Wiesbadener DOG-Modell-<br />

Eltern als begeisterte Fans ihrer Sprösslinge beim Schlangenlauf im<br />

Gemeindekin<strong>der</strong>garten Sien.<br />

kin<strong>der</strong>garten, haben zum Weltkin<strong>der</strong>tag<br />

"Himmelsleitern" mit ihren Wünschen für<br />

eine bessere Welt bestückt. Den Vormittag<br />

über hatten sich 60 KiTa-Kin<strong>der</strong> zwischen<br />

drei <strong>und</strong> sechs Jahren sportlich <strong>und</strong> künstle-<br />

Der Weltkin<strong>der</strong>tag stand auch im Höchster Kin<strong>der</strong>garten Steinmetzstraße<br />

ganz im Zeichen <strong>der</strong> Bewegung - Hortkin<strong>der</strong> mit (hinten von<br />

links) Kin<strong>der</strong>gartenleiterin Doris Krawitz, DOG-Vorstandsmitglied<br />

Philipp Schmidt, TSV-Übungsleiterin Heide Rippberger <strong>und</strong> Erzieherin<br />

Heide Vogtlän<strong>der</strong>.<br />

risch mit dem Thema "Kin<strong>der</strong>rechte" auseinan<strong>der</strong>gesetzt.<br />

Die Idee mit den Himmelsleitern<br />

stammt vom Verein "Macht Kin<strong>der</strong><br />

stark für Demokratie" (MAKISTA) <strong>und</strong> wird<br />

vom namhaften Künstler Rüdiger Steiner<br />

mit den Kin<strong>der</strong>n umgesetzt. Kin<strong>der</strong>rechte<br />

sollen dabei vom Himmel <strong>der</strong> Visionen über<br />

die Stufen <strong>der</strong> Himmelsleitern auf die Erde<br />

gebracht werden. Dafür haben die kleinen<br />

Künstler fantasievoll gestaltete Bastelarbeiten<br />

auf den Sprossen von Strickleitern<br />

angebracht, die die verschiedensten Anliegen<br />

aus den Kin<strong>der</strong>rechten darstellen. Ganz<br />

oben steht die For<strong>der</strong>ung " Alle Kin<strong>der</strong><br />

dürfen spielen", aber auch für Bildung<br />

setzen sie sich ein. Aus Styropor, Holzkugeln,<br />

Stoffresten <strong>und</strong> Korken sind kleine<br />

Szenen dazu entstanden. Sie stellen Abstraktes<br />

dar o<strong>der</strong> ganz konkret den Traumspielplatz.<br />

Im sportlichen Teil wurden Tänze<br />

gezeigt. Begeistert zeigten sich die Gäste:<br />

Wiesbadens Sozialdezernent Wolfgang<br />

Hessenauer <strong>und</strong> Erich Rutemöller. Der<br />

Chefausbil<strong>der</strong> <strong>der</strong> Trainer beim <strong>Deutschen</strong><br />

Fußballb<strong>und</strong> lobte: "Ihr seid ja nicht nur<br />

sportlich, son<strong>der</strong>n auch kreativ."<br />

Auch im Eninger Bruckbergkin<strong>der</strong>garten, dem<br />

Modellkin<strong>der</strong>garten <strong>der</strong> DOG Reutlingen, gab<br />

es für die Kin<strong>der</strong> eine Extraportion Bewegung.<br />

Doch nicht nur in den Modelleinrichtungen<br />

<strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong> Gesellschaft<br />

wurde das Thema Bewegung am Weltkin<strong>der</strong>tag<br />

groß geschrieben. Auch weitere<br />

Kin<strong>der</strong>tageseinrichtungen beteiligten sich -<br />

so zum Beispiel <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>garten Steinmetzstraße<br />

in Höchst <strong>und</strong> die Friedrich-<br />

Ebert Schule in Frankenthal.<br />

Der Höchster Kin<strong>der</strong>garten hatte zum<br />

Weltkin<strong>der</strong>tag eine kleine Ausstellung im<br />

Foyer installiert. Dazu hielt die Übungsleiterin<br />

Heide Rippberger eine Sportst<strong>und</strong>e mit<br />

den Kin<strong>der</strong>n ab, die mit großer Freude bei<br />

<strong>der</strong> Sache waren. Davon ließ sich auch<br />

DOG-Vorstandsmitglied Philipp Schmidt<br />

(Reichelsheim) anstecken, <strong>der</strong> als Anerkennung<br />

für die Durchführung <strong>der</strong> Aktion eine<br />

Geldprämie an die Kin<strong>der</strong>gartenleiterin<br />

Doris Krawitz überreichte. Der rüstige<br />

Pensionär, selbst noch erfolgreicher Marathonläufer,<br />

reihte sich flugs in den Reigen<br />

<strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> ein <strong>und</strong> absolvierte die sportlichen<br />

Übungen, die die TSV-Aktive vorgab.<br />

Zu einem gemeinsamen Lauf im Freibad<br />

Frankenthal rief die Friedrich-Ebert-Schule in<br />

Frankenthal ihre Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler<br />

auf. Die Schirmherrschaft für diese Sportver-<br />

67


anstaltung, bei <strong>der</strong> das Dabeisein <strong>und</strong> nicht<br />

das Gewinnen im Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong> stand, hatte<br />

die DOG Pfalz übernommen. Wie bei allen<br />

Weltkin<strong>der</strong>tagsaktionen ging es auch hier vor<br />

allem um eins: "Kin<strong>der</strong> bewegen"<br />

70 Jahre ISTAF -<br />

DOG feiert mit<br />

In einem w<strong>und</strong>erschönen <strong>und</strong> glanzvollen<br />

Rahmen feierte das ISTAF seinen 70. Geburtstag.<br />

Das Berliner Olympiastadion war<br />

mit Hilfe <strong>der</strong> DKB-Bank ausverkauft. Mit<br />

dabei waren auch viele <strong>der</strong> DOG-Zweigstellen,<br />

die <strong>der</strong> Einladung <strong>der</strong> DKB gefolgt <strong>und</strong><br />

nach Berlin gekommen waren.<br />

Insgesamt 70 000 Zuschauer bejubelten<br />

Höchstleistungen <strong>und</strong> feierten beson<strong>der</strong>s<br />

zwei Leichtathletinnen, die sich in Berlin<br />

den Jackpot <strong>der</strong> Golden League teilten -<br />

Jelena Isinbajewa (Russland / Stabhochsprung)<br />

<strong>und</strong> Sanya Richards (USA / 400 m).<br />

Beide erreichten in <strong>der</strong> Königsklasse <strong>der</strong><br />

Leichtathletik den 6. Sieg <strong>und</strong> konnten<br />

jeweils 500.000 EUR mit nach Hause nehmen.<br />

Zum Jubiläum waren viele gekommen, die<br />

in <strong>der</strong> Leichtathletik <strong>und</strong> beim ISTAF Geschichte<br />

geschrieben haben - Stabhochsprung-Weltrekordler<br />

Sergej Bubka, die<br />

Legende über 400 m Hürden, Edwin Moses,<br />

<strong>und</strong> Rosemarie Ackermann, die 1977 als<br />

erste Frau <strong>der</strong> Welt 2 m im Hochsprung<br />

gemeistert hatte.<br />

Bei strahlendem Wetter hatte auch <strong>der</strong><br />

Nachwuchs seinen Auftritt. Die Schulstaffelwettbewerbe<br />

wurden auch in diesem Jahr<br />

von <strong>der</strong> Berliner DOG <strong>und</strong> mit Hilfe <strong>der</strong><br />

DEGEWO unterstützt. Der Präsident <strong>der</strong><br />

Lan<strong>des</strong>gruppe, Hans-Jürgen Bartsch, nahm<br />

die Ehrung vor.<br />

Vom Schulsport bis hin zu den weltbesten<br />

Profis - das ISTAF hat seinen Platz unter den<br />

führenden Leichtathletik-Meetings <strong>der</strong><br />

Welt. Maßgeblichen Anteil daran hat Gerhard<br />

Janetzky, <strong>der</strong> mit viel Tatkraft das<br />

größte deutsche Leichtathletik-Sportfest<br />

vor dem Aus rettete. Heute steht es wie<strong>der</strong><br />

unangefochten da, mit sportlicher Qualität<br />

<strong>und</strong> wirtschaftlichem Erfolg. Erfahrungen,<br />

die Gerhard Janetzky als Präsidiumsmitglied<br />

auch in die Arbeit <strong>der</strong> Berliner DOG einbringt,<br />

die er zudem mit viel Engagement<br />

68<br />

Hans-Jürgen Bartsch Präsident DOG Berlin, Thomas Härtel Staatssekretär für Inneres <strong>und</strong><br />

Sport <strong>der</strong> Senatsverwaltung, Vorstandsmitglied <strong>der</strong> DEGEWO-Gruppe, Dipl.-Kfm. Frank<br />

Bielka, Staatssekretär a. D. <strong>und</strong> die Gewinner <strong>der</strong> ersten drei Plätze <strong>der</strong> Schulstaffeln.<br />

unterstützt. Mit dem 70. ISTAF hat Berlin<br />

gezeigt, dass die Stadt gerüstet ist, für die<br />

Austragung <strong>der</strong> Leichtathletik WM 2009.<br />

Dieser Meinung konnten sich die Gäste <strong>der</strong><br />

aus ganz Deutschland angereisten DOG-<br />

Zweigstellen nur anschließen:<br />

Die DOG Odenwald-Tauber hatte jugendliche<br />

Sportler verschiedener Vereine <strong>der</strong><br />

Sportkreise Mosbach <strong>und</strong> Buchen eingeladen.<br />

Sie alle konnten unvergessliche Eindrücke<br />

sammeln <strong>und</strong> dank <strong>der</strong> Sponsorenunterstützung<br />

konnte auch Jugendlichen aus<br />

Die Reisegruppe <strong>der</strong> DOG Odenwald-Tauber vor dem Olympiastadion.<br />

finanzschwachen Familien die Teilnahme<br />

ermöglicht werden. Nachdem am ersten Tag<br />

eine Stadtr<strong>und</strong>fahrt die vielen Sehenswürdigkeiten<br />

<strong>und</strong> Beson<strong>der</strong>heiten <strong>der</strong> deutschen<br />

Hauptstadt offenbarte, <strong>und</strong> später<br />

Berlin gruppenweise ‚auf eigene Faust'<br />

erk<strong>und</strong>et werden konnte, stand <strong>der</strong> zweite<br />

Tag ganz im Zeichen <strong>des</strong> Sports beim<br />

Besuch <strong>des</strong> ISTAF. Unmittelbar nach <strong>der</strong><br />

Siegerehrung lichteten die Odenwäl<strong>der</strong> die<br />

Anker zur Heimreise. Einhellig zogen die<br />

Teilnehmer eine sehr positive Bilanz: alle<br />

waren sich einig darin, dass man ein phan-


tastisches <strong>und</strong> unvergessliches Wochenende<br />

erlebt hatte, ja dass "Berlin wirklich eine<br />

Reise wert" war.<br />

Gleichwegs mit überwiegend jungen Sportlern,<br />

vor allem aus <strong>der</strong> Leichtathletik, war<br />

Packende Duelle auf <strong>der</strong> markanten blauen Tartanbahn <strong>des</strong> Berliner<br />

Olympiastadions konnten die Hamburger Istaf-Besucher erleben.<br />

die DOG Frankfurt/Rhein-Main ins Berliner<br />

Olympiastadion angereist. Bereits um 2.30<br />

Uhr in <strong>der</strong> Nacht ging es auf die lange Fahrt<br />

vom Kreishaus <strong>des</strong> Main-Taunus-Kreises in<br />

Hofheim nach Berlin. Gegen 10 Uhr in<br />

Berlin angekommen, hatten die Teilnehmer<br />

noch zwei St<strong>und</strong>en Zeit sich auf die Großsportveranstaltung<br />

vorzubereiten. Einige<br />

nutzten noch die Gelegenheit für einen<br />

R<strong>und</strong>gang um das Olympiagelände o<strong>der</strong><br />

einen Besuch <strong>der</strong> Berliner Innenstadt. Dann<br />

sahen die Besucher spannende Wettkämpfe<br />

- vom Stabhochsprung, über den 5.000<br />

Meterlauf <strong>der</strong> Frauen, 100 m <strong>der</strong> Männer bis<br />

zum Speerwurf <strong>und</strong> 100 m Hürden <strong>der</strong><br />

Frauen wurde den<br />

Besuchern fast die<br />

komplette Leichtathletikbandbreite<br />

vorgeführt. Um 17<br />

Uhr traten die<br />

Frankfurter erschöpft<br />

vom langen<br />

Tag aber mit tollen<br />

Erlebnissen die<br />

Heimreise an. Und<br />

gegen 02.00 Uhr<br />

war <strong>der</strong> Bus wie<strong>der</strong><br />

wohlbehalten am<br />

Ausgangspunkt<br />

angekommen.<br />

Mit einem Bus voller<br />

sportbegeisterten<br />

Mitglie<strong>der</strong> <strong>und</strong> Fans<br />

hatten auch die Bad<br />

Sobernheimer<br />

DOGler die allerdings dreitägige Reise zum<br />

ISTAF 2007 nach Berlin angetreten. Sie<br />

besuchten zunächst das Olympische Dorf<br />

von 1936 <strong>und</strong> den dort stattfindenden DKB-<br />

Cup - ein Highlight <strong>der</strong> beson<strong>der</strong>en Art. Die<br />

Anlage <strong>der</strong> <strong>Olympischen</strong> Spiele 1936 beeindruckte<br />

alle. Die Teilnehmer besichtigten die<br />

Unterkünfte, in denen damals die Amerikaner<br />

wie Jesse Owens, Dave Sime usw.<br />

70.000 Zuschauer sorgten beim 70. ISTAF in Berlin für eine tolle Atmosphäre.<br />

übernachtet hatten. In <strong>der</strong> Gegenwart<br />

trafen sie dann auf aktuelle deutsche<br />

Sportasse wie Steffi Nerius, Christina<br />

Obergföll, Klaus Wolfermann, Astrid Kumbernuß,<br />

Ralf Barthels <strong>und</strong> viele an<strong>der</strong>e, mit<br />

denen sie am Rande <strong>des</strong> DKB-Cups ins<br />

Gespräch kommen konnten. Insbeson<strong>der</strong>e<br />

die Augen <strong>der</strong> jugendlichen Mitfahrer<br />

leuchteten angesichts <strong>der</strong> Begegnung mit<br />

den sportlichen Vorbil<strong>der</strong>n. Der Höhepunkt<br />

<strong>der</strong> Reise folgte am zweiten Tag mit dem<br />

ISTAF. Einen großen Eindruck hinterließen<br />

jedoch die Jugendwettbewerbe, die über die<br />

Schulsportstrecken von 50m ausgetragen<br />

wurden. Hier war man einer Meinung mit<br />

den Jugendlichen: "Da müssen wir auch<br />

einmal dabei sein". Mit einer Sight-Seeing-<br />

Tour klang die Berlin-Reise <strong>der</strong> Bad Sobernheimer<br />

dann aus. Der allgemeine Tenor war<br />

die Hoffnung auf eine Wie<strong>der</strong>holung dieser<br />

Fahrt im nächsten Jahr, dann vielleicht mit<br />

einer Schülerstaffel vor ausverkauftem<br />

Haus.<br />

Einen traumhaften Tag beim ISTAF verbrachten<br />

auch die Gäste <strong>der</strong> DOG Hannover<br />

<strong>und</strong> DOG Hamburg, die ebenfalls <strong>der</strong> Einladung<br />

<strong>des</strong> Titelsponsors Deutsche Kredit-<br />

Bank gefolgt waren. Sie alle erlebten bei<br />

strahlendem Sonnenschein ein unvergessliches<br />

Erlebnis <strong>und</strong> Weltklasse-Leichtathletik<br />

hautnah <strong>und</strong> auf allerbesten Plätzen fast<br />

"zum Anfassen". Ein Tag, <strong>der</strong> allen Beteiligten<br />

<strong>und</strong> Gästen sicherlich lange <strong>und</strong> eindringlich<br />

in Erinnerung bleiben wird.<br />

Zu Gast bei <strong>der</strong><br />

<strong>Olympischen</strong> Ballnacht<br />

"Auf dem Weg nach Peking" - unter diesem<br />

Motto stand die sechste Olympische Ballnacht<br />

<strong>des</strong> Lan<strong>des</strong>sportbun<strong>des</strong> Hessen am<br />

29. September im Kurhaus Wiesbaden. Für<br />

die Gäste, unter denen auch zahlreiche<br />

hessische Spitzensportlerinnen <strong>und</strong> Spitzensportler<br />

waren, gab es ein buntes Programm<br />

mit Live-Musik, Artistik, Sport <strong>und</strong> Show.<br />

Höhepunkt <strong>des</strong> Abends war die Ehrung von<br />

Hessens Sportlerinnen <strong>und</strong> Sportlern <strong>des</strong><br />

Jahres 2007, bei <strong>der</strong> sich mit Turner Fabian<br />

Hambüchen <strong>und</strong> Hammerwerferin Betty<br />

Heidler zwei frisch gebackene Weltmeister<br />

durchgesetzt hatten. Als beste Mannschaft<br />

wurden die Fußball-Frauen <strong>des</strong> 1. FFC<br />

Frankfurt ausgezeichnet. Zudem erhielten<br />

Robert Dörries (Schwimmen/FV Wehrda<br />

1919) als bester Behin<strong>der</strong>tensportler, Yan-<br />

69


DOG-Jugend<br />

Griechenlandfahrt 2007<br />

Wie schafft man es, eine achttägige Studienreise<br />

nach Griechenland sowohl kulturell<br />

interessant als auch sportlich <strong>und</strong> zwischen-<br />

Die Teilnehmer <strong>der</strong> Studienreise nach Griechenland trafen sich in<br />

Frankfurt am Flughafen <strong>und</strong> starteten gut gelaunt nach Athen.<br />

menschlich ansprechend zu gestalten <strong>und</strong><br />

somit zu einem unvergesslichen Erlebnis für<br />

alle zu machen?<br />

Der Jugendgruppe <strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong><br />

Gesellschaft ist dies mit ihrer Studienreise<br />

gelungen. Acht Tage lang wandelten<br />

18 junge Erwachsene auf den Spuren <strong>der</strong><br />

olympischen Vergangenheit. Über Athen<br />

Nach acht tollen Tagen in Griechenland verabschieden sich die<br />

Teilnehmer gut gelaunt von ihrem Busfahrer <strong>und</strong> fliegen zurück<br />

nach Deutschland.<br />

70<br />

führte ihre Reise nach Delphi, Olympia,<br />

Pilos, Tolo <strong>und</strong> schließlich wie<strong>der</strong> nach<br />

Athen. Alle Teilnehmer haben Dank <strong>der</strong><br />

Alfried Krupp von Bohlen <strong>und</strong> Halbach-<br />

Stiftung sowie <strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong><br />

Gesellschaft auf <strong>der</strong> Studienreise viel über<br />

die Geschichte <strong>der</strong> <strong>Olympischen</strong> Spiele<br />

gelernt <strong>und</strong> betrachten die Spiele von<br />

damals zu heute mit<br />

an<strong>der</strong>en Augen.<br />

Bereits im Vorfeld<br />

sind die Teilnehmer<br />

in die Gruppen<br />

Kultur, Unterhaltung,<br />

Sport <strong>und</strong><br />

Medien aufgeteilt<br />

worden. So beschäftigte<br />

sich je<strong>der</strong><br />

schon im Vorfeld<br />

mit Griechenland<br />

<strong>und</strong> erste Kontakte<br />

wurden durch<br />

gestellte Aufgaben<br />

geknüpft. Die<br />

"Sport"-Gruppe mit<br />

Katharina Bäumer,<br />

Alexan<strong>der</strong> Hüfner<br />

<strong>und</strong> Elena Troiansky<br />

hatte sich eine tolle<br />

Strand-Olympiade ausgedacht: Am Strand<br />

von Tolo traten die Sportler mit viel Spaß<br />

<strong>und</strong> bei strahlen<strong>der</strong> Sonne bei Disziplinen<br />

wie Teebeutelweitspucken, Luftballonpartnerlauf<br />

sowie Sandburgenbauen an <strong>und</strong><br />

präsentierten ihren selbst geschriebenen Eid.<br />

Sehr lehrreich <strong>und</strong> ansprechend waren die<br />

Vorträge von Daniel M. Barbist (Kultur), <strong>der</strong><br />

in Olympia an historischer Stätte über die<br />

"Olympische Flamme" <strong>und</strong> die "Verbindung<br />

zwischen den antiken <strong>und</strong> mo<strong>der</strong>nen<br />

<strong>Olympischen</strong> Spielen" referierte.<br />

Das Medien-Team mit Christine Bartels,<br />

Johannes Fauser, Roland Krimmer <strong>und</strong><br />

Marina Daub dokumentierte die Reise mit<br />

Methony ist eine riesige, relativ gut erhaltene<br />

Festungsanlage im Südwesten <strong>der</strong><br />

Peleponnes.<br />

einem Reisetagebuch, Fotografien <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

Videokamera. Das Ergebnis werden die<br />

Teilnehmer auf dem Nachtreffen in München<br />

sehen, auf das sich schon alle sehr<br />

freuen, denn in <strong>der</strong> Zeit sind viele Fre<strong>und</strong>schaften<br />

geknüpft worden.<br />

Kulturell gesehen sind die jungen Erwachsenen<br />

auf den Spuren <strong>der</strong> <strong>Olympischen</strong> Spiele<br />

gewandelt. Nächste Station nach Olympia<br />

war Delphi, heute vor allem für das Orakel<br />

bekannt. Neben einer grandiosen Aussicht<br />

erfuhren sie alles über die pythischen Spiele.<br />

Bei <strong>der</strong> Strandolympiade war die Kreativität <strong>der</strong> Teilnehmer, wie<br />

hier beim Luftballonpartnerlauf, gefragt.


In <strong>der</strong> Antike waren die panhellenischen<br />

Spiele die zweitwichtigsten nach denen in<br />

Olympia. Ab 586 vor Christus wurden sie<br />

alle vier Jahre zu Ehren <strong>des</strong> Gottes Apollon<br />

ausgetragen, die anfangs nur aus einer<br />

Disziplin bestanden: dem Gesang zur<br />

Kithara, einem Saiteninstrument.<br />

Die Teilnehmer <strong>der</strong> Studienfahrt informierten sich in Olympia im<br />

Museum über die mo<strong>der</strong>nen <strong>Olympischen</strong> Spiele.<br />

Beson<strong>der</strong>s zog die Teilnehmer jedoch<br />

Olympia in den Bann, in zweierlei Hinsicht.<br />

Hier waren die direkten Ausmaße <strong>der</strong><br />

griechischen Waldbrände am deutlichsten<br />

zu sehen, man roch sogar noch das Feuer. In<br />

dem kleinen Ort wimmelte es von Polizisten,<br />

Feuerwehrleuten <strong>und</strong> Soldaten. Sie fällten<br />

Bäume, sperrten die Wäl<strong>der</strong> ab <strong>und</strong> sicherten<br />

Spuren. Bis direkt neben die antiken<br />

Daniel M. Barbist hielt in Olympia zwei<br />

sehr gelungene Vorträge zur "<strong>Olympischen</strong><br />

Flamme" <strong>und</strong> <strong>der</strong> "Verbindung zwischen<br />

den antiken <strong>und</strong> mo<strong>der</strong>nen <strong>Olympischen</strong><br />

Spielen".<br />

olympischen Anlagen war das Feuer vorgedrungen,<br />

die Bäume <strong>und</strong> die Erde waren<br />

schwarz verkohlt. Trotzdem zog die antike<br />

Anlage mit dem berühmten Sportplatz<br />

schnell alle in ihren Bann <strong>und</strong> lenkte ab. Es<br />

war ein Riesenspaß, als alle über den Platz<br />

liefen - es ging nicht ums Siegen, son<strong>der</strong>n<br />

um das Dabeisein.<br />

Im Museum <strong>der</strong><br />

mo<strong>der</strong>nen <strong>Olympischen</strong><br />

Spiele war die<br />

Geschichte <strong>der</strong><br />

Wettkämpfe, die es<br />

in heutiger Ausführung<br />

seit 1896 gibt,<br />

mit vielen tollen<br />

Gegenständen<br />

dargestellt <strong>und</strong><br />

steigerte nochmals<br />

die Faszination.<br />

Das kulturelle<br />

Programm ist durch<br />

landschaftlich o<strong>der</strong><br />

architektonisch<br />

beeindruckende<br />

Bauwerke ergänzt worden, was für einen<br />

angenehmen Ausgleich in <strong>der</strong> Gruppe<br />

sorgte. Die jungen Sportler bestiegen die<br />

byzantinistische Ruinenstadt Mistras,<br />

besichtigten den Tempel <strong>des</strong> Nestor, waren<br />

beeindruckt vom Löwentor Mykenes - dem<br />

frühesten Zeugnis monumentaler Kultur. In<br />

Epidavros liegt das bekannteste <strong>und</strong> besterhaltene<br />

antike Theater vor ihnen, das im<br />

dritten Jahrh<strong>und</strong>ert vor Christus aus Kalkstein<br />

erbaut worden ist <strong>und</strong> 12.000 Zuschauern<br />

Platz bot. Vor allem ist es für eine<br />

unübertroffene Akustik bekannt, denn selbst<br />

auf den höchsten Plätzen (22 Meter) kann<br />

man je<strong>des</strong> Wort verstehen, was in <strong>der</strong> Arena<br />

gesprochen wird - <strong>und</strong> das ganz ohne<br />

Mikrofon. Das testeten sie natürlich gleich:<br />

Mystras ist eine alte byzantinische Ruinenstadt,<br />

die mit einer tollen Aussicht auf<br />

Sparta <strong>und</strong> das Umland beeindruckt.<br />

ein Teil <strong>der</strong> Gruppe sitzt in <strong>der</strong> obersten<br />

Reihe, <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Teil steht in <strong>der</strong> Mitte<br />

<strong>der</strong> Bühne, spricht in normaler Lautstärke -<br />

<strong>und</strong> ihre Fre<strong>und</strong>e in luftiger Höhe verstehen<br />

sie!<br />

Fazit: Die Studienreise unter Leitung von<br />

Oliver Buttler, dem Vorsitzenden <strong>des</strong> Aus-<br />

Das antike Theater in Epidavros ist sehr gut<br />

erhalten, bietet 12.000 Besuchern Platz<br />

<strong>und</strong> ist bekannt für seine hervorragende<br />

Akustik.<br />

schusses Jugend / Junge Erwachsene<br />

vereinte alles, was junge Frauen <strong>und</strong> Männer<br />

heute wollen; die Mischung aus Spaß,<br />

Kultur <strong>und</strong> Sport machte es für Alle zu<br />

einem unvergesslichen Erlebnis <strong>und</strong> verbindet<br />

sie - auch nach Griechenland. Fre<strong>und</strong>schaften<br />

sind entstanden <strong>und</strong> Kontakte<br />

geknüpft worden, erste Treffen folgten <strong>und</strong><br />

wenn es nach den jungen Sportlern geht,<br />

kann es nächstes Jahr wie<strong>der</strong> nach Griechenland<br />

gehen!<br />

Marina Daub<br />

Das berühmte Löwentor in Mykene ist ein<br />

Touristenmagnet.<br />

71


DOG-Mitarbeiter Christian Eiselstein zeigt interessierten<br />

Besucherinnen die neuen Flyer.<br />

nick Lebherz (Schwimmen/DSW 12 Darmstadt)<br />

als bester Newcomer <strong>und</strong> Wolfgang<br />

Hambüchen (Turnen) als Trainer die mit<br />

Geldprämien verb<strong>und</strong>enen Ehrungen.<br />

Mit bei <strong>der</strong> <strong>Olympischen</strong> Ballnacht dabei<br />

war auch die Deutsche Olympische Gesellschaft,<br />

die an einem Stand ihr Engagement<br />

für die olympische Idee sowie passend zum<br />

Motto <strong>des</strong> Abends ihre neue Mitglie<strong>der</strong>werbeaktion<br />

für das Olympiajahr 2008 präsentierte.<br />

Insbeson<strong>der</strong>e das neue Faltblatt zu<br />

dieser Aktion stieß dabei auf reges Interesse.<br />

Bei einem kleinen Olympia-Quiz konnten die<br />

Gäste <strong>der</strong> Ballnacht zudem ihr olympisches<br />

Wissen unter Beweis stellen <strong>und</strong> dabei<br />

attraktive Preise gewinnen.<br />

Bielefeld<br />

Praxistag für Übungsleiter<br />

Bereits zum wie<strong>der</strong>holten Male fand in<br />

Bielefeld am 2. Juni ein Praxistag <strong>der</strong> DOG<br />

Bielefeld für Leiter/innen von Gymnastik-,<br />

Sport- <strong>und</strong> Tanzgruppen für Seniorinnen<br />

<strong>und</strong> Senioren statt.<br />

In vielen Altentagesstätten, Kirchengemeinden,<br />

Altenheimen <strong>und</strong> an an<strong>der</strong>en Orten in<br />

Bielefeld gibt es Angebote für Seniorinnen<br />

<strong>und</strong> Senioren zu Bewegung, Gymnastik,<br />

Spiel, Sport <strong>und</strong> Tanz. Unbestritten ist die<br />

große Bedeutung für körperliche <strong>und</strong><br />

geistige Beweglichkeit (Fitness) sowie für<br />

die Freude in <strong>der</strong> Gemeinschaft.<br />

Diese Gruppen werden oft mit viel Einsatz<br />

<strong>und</strong> Elan geleitet von Menschen, vielfach<br />

von ehrenamtlich Mitarbeitenden, die über<br />

keine Fachausbildung, etwa die Übungslei-<br />

72<br />

terausbildung <strong>der</strong> Sportbünde<br />

o<strong>der</strong> ein Sportstudium verfügen.<br />

Ihnen möchte die DOG<br />

Bielefeld helfen, in Theorie <strong>und</strong><br />

Praxis hinzuzulernen, damit das<br />

Angebot noch qualifizierter<br />

sowie mit neuen Ideen <strong>und</strong> mit<br />

mehr Erfolg durchgeführt wird.<br />

Sie wendet sich jedoch auch an<br />

noch wenig Erfahrene <strong>und</strong><br />

Anfänger/-innen.<br />

Für den Praxistag konnte als<br />

Referentin Frau Ursel Weingärtner,<br />

die hauptberuflich beim<br />

Lan<strong>des</strong>sportb<strong>und</strong> Nordrhein-<br />

Westfalen arbeitet <strong>und</strong> in dieser<br />

Tätigkeit schon viele Übungsleiter/-innen<br />

für den "Sport mit Älteren" (Bewegung,<br />

Spiel, Ges<strong>und</strong>heit, Spaß...) aus- <strong>und</strong> fortgebildet<br />

hat, gewonnen werden. Mit ihrer<br />

frischen Art vermochte sie viele neue<br />

Impulse zu vermitteln <strong>und</strong> machte die<br />

Veranstaltung zu einem Gewinn für alle<br />

Teilnehmerinnen.<br />

Baden-Württemberg<br />

Wert(e)voller Sport<br />

Zu Jahresanfang hatte die Deutsche Olympische<br />

Gesellschaft den SC Neuburgweier<br />

mit <strong>der</strong> "Sport verbindet"-Urk<strong>und</strong>e für die<br />

erfolgreiche Kooperation mit <strong>der</strong> Körperbehin<strong>der</strong>tenschule<br />

Langensteinbach ausgezeichnet.<br />

Zum Jugendsportfest am 23. Juli<br />

2007 war Wolfgang Staab, Abteilungsleiter<br />

Schulfußball beim <strong>Deutschen</strong> Fußball-B<strong>und</strong><br />

angereist, um vor Ort in Rheinstetten<br />

Erfahrungen zu sammeln <strong>und</strong> nach Frankfurt<br />

mitzunehmen, um das Projekt auf<br />

Bun<strong>des</strong>ebene zu projizieren. Mit dabei das<br />

DFB-Maskottchen "Paule" sowie Urk<strong>und</strong>en,<br />

Medaillen sowie ein von allen Nationalspielern<br />

handsigniertes Trikot, das zugunsten<br />

<strong>der</strong> Aktion noch versteigert wird.<br />

Fernsehen <strong>und</strong> Presse berichteten über eine<br />

Deutschlandpremiere <strong>der</strong> ganz beson<strong>der</strong>en<br />

Art. Angefeuert von Schülerinnen <strong>und</strong><br />

Schülern <strong>der</strong> Wernher-von-Braun-Realschule<br />

aus dem Nachbarort Mörsch kämpften 34<br />

junge Kicker im Alter von neun bis 15<br />

Jahren um das erste Fußballabzeichen für<br />

Menschen mit Handikap. Dieses so genannte<br />

"Tandem-Abzeichen" wird an Teams mit<br />

jeweils einem behin<strong>der</strong>ten <strong>und</strong> einen nicht<br />

behin<strong>der</strong>ten Sportler vergeben, die zusammen<br />

einen Parcours bewältigen müssen.<br />

Dabei müssen die Teilnehmer unter an<strong>der</strong>em<br />

ihre Schuss-, Dribbel- <strong>und</strong> Kopfballkünste<br />

unter Beweis stellen. Die Abgeordneten Axel<br />

Fischer <strong>und</strong> Werner Raab überzeugten sich<br />

auf dem Platz, mit welcher Bravour die 17<br />

Teams die Bedingungen erfüllten. Dafür<br />

hatten die Aktiven zuvor fleißig trainiert,<br />

treffen sich die Kin<strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugendlichen<br />

von Sportclub <strong>und</strong> Körperbehin<strong>der</strong>tenschule<br />

doch bereits im dritten Jahr zur gemeinsamen<br />

monatlichen Sportst<strong>und</strong>e.<br />

Nach <strong>der</strong> Übergabe <strong>der</strong> Medaillen <strong>und</strong><br />

Urk<strong>und</strong>en durch Rheinstettens Oberbürgermeister<br />

Gerhard Dietz erfüllten die KSC-<br />

Profis Markus Miller <strong>und</strong> Martin Stoll zum<br />

krönenden Abschluss jeden Autogrammwunsch.<br />

Sport verbindet: Schüler mit <strong>und</strong> ohne Behin<strong>der</strong>ung sind beim SC Neuburgweiher gemeinsam<br />

aktiv.


Cottbus<br />

Mitglie<strong>der</strong>tagung<br />

Zur Drachenbootfahrt auf <strong>der</strong> Spree hatte<br />

die DOG Cottbus ihre Mitglie<strong>der</strong> unmittelbar<br />

vor <strong>der</strong> Jahrestagung am 16. August eingeladen.<br />

Für die meisten Teilnehmer war es die<br />

erste Bekanntschaft mit dem Drachenboot.<br />

Jürgen Peter, <strong>der</strong> Leiter <strong>der</strong> Kanu-Abteilung<br />

Ganz aktiv: Cottbuser DOGler mit dem Drachenboot auf <strong>der</strong> Spree.<br />

<strong>des</strong> ESV Lok RAW Cottbus war <strong>der</strong> sichere<br />

Steuermann <strong>und</strong> Animateur, <strong>der</strong> das Boot<br />

flussauf <strong>und</strong> -ab lenkte. Vorstandsmitglied<br />

Helga Häberling gab den Rhythmus mit <strong>der</strong><br />

Trommel an.<br />

Nach diesem Erlebnis ging es zum offiziellen<br />

Teil <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>tagung über. Im zurückliegenden<br />

Jahr hat sich die Zweigstelle an<br />

zahlreichen Sportveranstaltungen beteiligt.<br />

Unter an<strong>der</strong>em war sie Partner bei <strong>der</strong><br />

Kin<strong>der</strong>olympiade im Sportzentrum, beim<br />

Eurosportfest mit 1000 Kin<strong>der</strong>n <strong>und</strong> Jugendlichen<br />

aus Cottbus <strong>und</strong> aus Polen, beim<br />

Olympiacross, beim Sportjahresabschluss in<br />

<strong>der</strong> Sparkasse Spree-Neiße sowie beim<br />

Cottbuser Citylauf. Die DOG Cottbus hat für<br />

diese Veranstaltungen <strong>des</strong> Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong><br />

Jugendsports Auszeichnungen, Medaillen<br />

<strong>und</strong> Pokale bereitgestellt <strong>und</strong> überreicht.<br />

Des Weiteren betreut die Zweigstelle mit <strong>der</strong><br />

Kita Fre<strong>und</strong>schaft einen <strong>der</strong> 27 Modellkin<strong>der</strong>gärten<br />

<strong>des</strong> Projekts "Kin<strong>der</strong> bewegen".<br />

Kitaleiterin Feurich berichtete den Mitglie<strong>der</strong>n,<br />

dass das Projekt sehr erfolgreich<br />

verläuft <strong>und</strong> die Motivation Sport zu treiben<br />

<strong>und</strong> ges<strong>und</strong> zu essen sich zunehmend auf<br />

die Eltern überträgt.<br />

Hermann Fischer wurde mit <strong>der</strong> Goldenen<br />

30 für 30 Jahre Mitgliedschaft in <strong>der</strong><br />

<strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong> Gesellschaft geehrt.<br />

Im Rahmen <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>tagung verabschiedete<br />

die Zweigestelle die Vorstandsmitglie<strong>der</strong><br />

Helga Häberling <strong>und</strong> Sylvio Kroll, die<br />

aus beruflichen Gründen ausgeschieden<br />

sind. Für die ehemalige Geschäftsführerin<br />

<strong>des</strong> Stadtsportbun<strong>des</strong> wird ihr Nachfolger<br />

auch in diesem Amt, Tobias Schick, im<br />

Vorstand tätig sein.<br />

Die Mitglie<strong>der</strong>tagung klang in einer lockeren,<br />

informativen Gesprächsr<strong>und</strong>e mit dem<br />

Radsportjungprofi Heinrich Haussler beim<br />

Grillen aus. Der ehemalige Schüler <strong>der</strong><br />

Lausitzer Sportschule <strong>und</strong> das heutige<br />

Mitglied <strong>des</strong> Radsportteams Gerolsteiner,<br />

stand den Mitglie<strong>der</strong>n offen Rede <strong>und</strong><br />

Antwort.<br />

Dresden<br />

Ehrentafel an Sportschulzentrum<br />

übergeben<br />

Am 20. September war es endlich so weit:<br />

das neue Dresdner Schulsportzentrum im<br />

Ostragehege wurde offiziell an seine Nutzer<br />

übergeben. 31,1 Millionen Euro kostet dieser<br />

herrliche Funktionsbau, in dem nun r<strong>und</strong><br />

800 Schüler im Gymnasium <strong>und</strong> <strong>der</strong> Mittelschule<br />

lernen <strong>und</strong> trainieren können. Im<br />

ganzjährig geöffneten Internat <strong>der</strong> beiden<br />

"Eliteschulen <strong>des</strong> Sports" stehen dafür r<strong>und</strong><br />

100 Plätze zur Verfügung.<br />

Gäste <strong>der</strong> Feier waren neben <strong>der</strong> sächsischen<br />

Sozialministerin Helma Orosz die<br />

Bürgermeister Lutz Vogel <strong>und</strong> Winfried<br />

Lehmann sowie zahlreiche ehemalige <strong>und</strong><br />

aktive Dresdner Top-Athleten.<br />

Die ehemalige Ru<strong>der</strong>-Olympiasiegerin <strong>und</strong><br />

Vorsitzende <strong>der</strong> Dresdner Zweigstelle <strong>der</strong><br />

<strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong> Gesellschaft,<br />

Kerstin Förster, übergab zu diesem Anlass<br />

eine Ehrentafel, auf <strong>der</strong> die bisher 69<br />

olympischen Medaillen von Dresdner<br />

Sportschülern verzeichnet sind. Diese mit<br />

Unterstützung <strong>der</strong> Postbank angefertigte<br />

Tafel erinnert bereits im Foyer an Erfolge,<br />

denen die jetzigen Schüler nacheifern<br />

sollen. Die Deutsche Olympische Gesellschaft<br />

hat dazu ihre Unterstützung angekündigt.<br />

Hamburg<br />

Aktiv-Woche in Hamburg<br />

Man nehme eine beliebige Woche im<br />

September <strong>und</strong> reichere diese mit zahlreichen<br />

Aktivitäten an. So geschehen in <strong>der</strong><br />

Zeit vom 16. bis 22. September diesen<br />

Jahres, als die Lan<strong>des</strong>vertretung Hamburg<br />

eine Art DOG Aktiv-Woche verbuchen<br />

konnte. In <strong>der</strong> Zutatenliste dieser DOG<br />

Woche fand für Interessierte unter an<strong>der</strong>em,<br />

ein Ausflug zum ISTAF nach Berlin, <strong>der</strong><br />

Weltkin<strong>der</strong>tag, ein Vortrag zum Thema<br />

"Leistung motiviert" <strong>und</strong> eine Standpräsenz<br />

bei <strong>der</strong> Abschlussveranstaltung "Kin<strong>der</strong><br />

laufen für Kin<strong>der</strong>" <strong>der</strong> UNICEF, statt.<br />

Die Hamburger "Power-Woche" begann am<br />

Morgen <strong>des</strong> 16. Septembers schon früh um<br />

acht Uhr mit dem Treffen von fünf<strong>und</strong>zwanzig<br />

Leichtathletikinteressierten DOG-<br />

Mitglie<strong>der</strong>n, die sich auf Einladung <strong>des</strong><br />

ISTAF Sponsors DKB per Bus nach Berlin<br />

aufmachten. Dort traf die Gruppe dann auf<br />

weitere Hamburger Mitglie<strong>der</strong> die bereits<br />

mit Privatfahrzeugen vorgefahren war.<br />

Sodass die Hamburger Delegation fast<br />

vierzig Mann <strong>und</strong> Frau stark war. Bei bestem<br />

Wetter konnten die Teilnehmer eine hervorragend<br />

organisierte Leichtathletik Veranstal-<br />

73


tung im Berliner Olympiastadion miterleben.<br />

Was dabei nicht unwichtig war, <strong>der</strong> Organisator<br />

hatte dem Hamburger Kontingent<br />

beste Plätze reserviert. Auf Zielhöhe ließen<br />

sich die Laufwettbewerbe bestens Verfolgen.<br />

"Mit <strong>der</strong> DOG sitzt man halt immer auf den<br />

besten Plätzen!" Nach entsprechend zügiger<br />

Rückfahrt waren die Teilnehmer dann nach<br />

fast genau 12 St<strong>und</strong>en wie<strong>der</strong> am Ausgangspunkt<br />

<strong>des</strong> Tages.<br />

Den Weltkin<strong>der</strong>tag, am Donnerstag, beging<br />

die DOG Hamburg in ihrem Kita Projekt am<br />

Alten Teichweg. Dort initiierte Vorstandsmitglied<br />

Greta Blunck (selbst ehemalige<br />

Hockeynational-spielerin <strong>und</strong> -nationaltrainerin<br />

<strong>der</strong> Frauen) mehrere Hockey Übungsst<strong>und</strong>en<br />

für die ganz Kleinen. Mit sehr viel<br />

Freude waren die fünf bis sieben jährigen<br />

dabei, mit Hilfe von ungewohnten "Krummstöcken"<br />

sportliches Neuland zu entdecken.<br />

Am Ende <strong>der</strong> Veranstaltung wurde "Greta"<br />

immer wie<strong>der</strong> gefragt, "Wann kommst du<br />

denn mit den Stöcken wie<strong>der</strong>?". Und wie<br />

man die " Lady <strong>des</strong> Hockeysports" in Hamburg<br />

kennt, wird sie sicherlich auch ohne<br />

Weltkin<strong>der</strong>tag, schon bald wie<strong>der</strong> einmal bei<br />

den "Hockey-Jüngsten" in <strong>der</strong> Kita vorbeischauen.<br />

Zum Thema "Leistung motiviert" referierte<br />

dann am Freitag, <strong>der</strong> zweifache Welthockeyspieler<br />

Michael Green, ebenfalls Hamburger<br />

Vorstandsmitglied, in <strong>der</strong> Hamburger<br />

Schule <strong>des</strong> Leistungssports Alter<br />

Teichweg. Dort gab <strong>der</strong> Ex-<br />

Nationalspieler über zwei<br />

Schulst<strong>und</strong>en den leistungsorientierten<br />

Jungsportlern <strong>der</strong><br />

siebten Klassen Motivationstipps<br />

aus seinem jahrelangen Erfahrungsschatz.<br />

Michael Green<br />

konnte jedoch auch über seine<br />

persönliche Olympia-Erfahrungen,<br />

die er bei den Spielen in<br />

Atlanta <strong>und</strong> Sydney sammeln<br />

konnte berichten. Bei den<br />

Jugendlichen stießen diese<br />

Ausführungen auf starkes<br />

Interesse, sodass es nach dem<br />

Vortrag noch zu zahlreichen<br />

Nachfragen an den einstigen<br />

Leistungssportler kam. Auch<br />

dieses Modul werden wir nach<br />

Rücksprache mit <strong>der</strong> Schulleitung<br />

in <strong>der</strong> nächsten Zeit<br />

wie<strong>der</strong>holen.<br />

Der Abschluss <strong>der</strong> Hamburger<br />

DOG Woche fand dann am<br />

74<br />

Sonntag, den 27. September, auf dem<br />

Gelände <strong>des</strong> Leichtathletikstadions an <strong>der</strong><br />

Jahnkampfbahn statt. Dort betreute Vorstandsmitglied<br />

Günter Quast über die Veranstaltungsdauer<br />

den DOG Präsentationsstand.<br />

In zahlreichen Gesprächen mit Kin<strong>der</strong>n <strong>und</strong><br />

Eltern konnte er immer wie<strong>der</strong> auf die<br />

Position <strong>und</strong> Bedeutung <strong>der</strong> DOG hinweisen<br />

<strong>und</strong> somit im wahrsten Sinne Basisarbeit<br />

leisten.<br />

Insofern wurden in dieser Hamburger DOG<br />

Aktiv-Woche nicht nur Kin<strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugendliche<br />

son<strong>der</strong>n auch zahlreiche Erwachsene<br />

bewegt. Und geht es nach dem Vorsitzenden<br />

Thomas Metelmann: "Wird sich in<br />

Hamburg auch in Zukunft noch einiges<br />

bewegen!" - packen wir es an.<br />

Hochstift Pa<strong>der</strong>born<br />

DOG zeigt Flagge bei <strong>der</strong><br />

"RIDERS TOUR 2007"<br />

Auch in diesem Jahr war die EON-Westfalen-Weser-Challenge<br />

in Pa<strong>der</strong>born eine<br />

Etappe <strong>der</strong> RIDERS TOUR, die außerdem in<br />

Hamburg, Wiesbaden, Münster, Hannover<br />

<strong>und</strong> München Station macht. Im unübertroffenen<br />

Ambiente <strong>des</strong> traditionsreichen<br />

Schützenplatzes fanden sich bei strahlen-<br />

EON-Unternehmenssprecher Meinolf Päsch, Zweigstellenvorsitzende<br />

Margit Budde <strong>und</strong> ihr Stellvertreter<br />

Heiner Kortebusch konnten den führenden in <strong>der</strong><br />

Punktewertung <strong>der</strong> RIDERS TOUR, Ludger Beerbaum,<br />

<strong>und</strong> den diesjährigen Sieger <strong>des</strong> Nationenpreises CHIO<br />

in Aachen, Marcus Ehning, am neuen Stand <strong>der</strong> DOG<br />

begrüßen.<br />

dem Sonneschein über 17.000 pfer<strong>des</strong>portbegeisterte<br />

Zuschauer ein, um die internationale<br />

Reitelite live zu erleben. Mit einem<br />

<strong>der</strong>artigen Besucheransturm hatten die<br />

Veranstalter nicht gerechnet.<br />

Seit Jahren ist die Deutsche Olympische<br />

Gesellschaft, Bezirksgruppe Hochstift<br />

Pa<strong>der</strong>born mit einem Stand in <strong>der</strong> VIP-Area<br />

vertreten. An allen drei Tagen ergaben sich<br />

viele interessante Kontakte zu Persönlichkeiten<br />

aus Wirtschaft, Politik <strong>und</strong> natürlich zu<br />

den aktiven Sportlern. Neben Ludger Beerbaum<br />

<strong>und</strong> Markus Ehnig schaute beispielsweise<br />

auch die Dänin Tina L<strong>und</strong>, Goldmedaillengewinnerin<br />

bei <strong>der</strong> "EM <strong>der</strong> Jungen<br />

Reiter 2006" <strong>und</strong> Gewinnerin <strong>des</strong> diesjährigen<br />

NC CSIO**** in Kopenhagen, mit ihrem<br />

Vater bei den Pa<strong>der</strong>borner DOGlern vorbei.<br />

Heiner Kortebusch<br />

Seepferdchen erlangt<br />

Ein Modell im Rahmen <strong>des</strong> Modellprojekts<br />

"Kin<strong>der</strong> bewegen" soll künftig weiter Schule<br />

machen. Die ersten sechs Kin<strong>der</strong> aus dem<br />

DOG-Modellkin<strong>der</strong>garten Römerstraße in<br />

Pa<strong>der</strong>born-Elsen haben in diesem Jahr das<br />

Seepferdchen absolviert. Nach intensivem<br />

Üben konnten alle Kin<strong>der</strong> die Schwimmprüfung<br />

ablegen. "Der durch das Modellprojekt<br />

"Kin<strong>der</strong> bewegen" ins Leben gerufene<br />

Schwimmkurs war ein voller Erfolg" so<br />

Mechthild Aldekamp, Leiterin <strong>der</strong> Einrichtung.<br />

Auch die Eltern <strong>und</strong> Großeltern<br />

waren natürlich sehr stolz <strong>und</strong> freuten sich.<br />

Nach dem erfolgreichen Start wurden nun<br />

bereits die nächsten Seepferdchen-<br />

Schwimmkurse gestartet. Ziel ist es, mit den<br />

Die stolzen Kin<strong>der</strong> präsentieren ihre<br />

Seepferdchen; mit ihnen freuen sich<br />

Kin<strong>der</strong>gartenleiterin Mechthild Aldekamp,<br />

<strong>der</strong> Schwimmkursleiter <strong>und</strong> die Pa<strong>der</strong>borner<br />

DOG-Vorsitzende Margit Budde (von<br />

links).


Kin<strong>der</strong>n bereits im Kin<strong>der</strong>garten regelmäßig<br />

Schwimmen zu gehen, so dass immer mehr<br />

Kin<strong>der</strong> die Gelegenheit haben, Schwimmen<br />

zu lernen.<br />

Ludwigsburg<br />

Bewegungsför<strong>der</strong>ung für<br />

Kin<strong>der</strong> hat Priorität<br />

Kin<strong>der</strong>-, Jugend-, Breiten- o<strong>der</strong> Spitzensport<br />

- <strong>der</strong> Landkreis Ludwigsburg verfügt über<br />

ein vielfältiges <strong>und</strong> vitales Vereinsleben.<br />

Dieses finanziell <strong>und</strong> ideell zu för<strong>der</strong>n <strong>und</strong><br />

weiter zu verbessern, ist Ziel <strong>der</strong> Ludwigsburger<br />

Zweigstelle <strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong><br />

Gesellschaft, die zahlreiche Sportprojekte<br />

vor Ort unterstützt. "Dabei ist uns seit<br />

jeher die Unterstützung von Kin<strong>der</strong>n <strong>und</strong><br />

Jugendlichen beson<strong>der</strong>s wichtig. Gerade in<br />

Engagiert sich für "Kin<strong>der</strong> bewegen": <strong>der</strong><br />

Ludwigsburger DOG-Vorsitzende Harald<br />

Felzen.<br />

jüngster Zeit haben wir - passend zur DOG-<br />

Initiative "Kin<strong>der</strong> bewegen" - da einiges<br />

bewirkt", erklärt Harald Felzen, Vorsitzen<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> DOG Ludwigsburg <strong>und</strong> Vorstandsmitglied<br />

<strong>der</strong> Kreissparklasse Ludwigsburg.<br />

So wurde beispielsweise die Aktion Sportabzeichen<br />

für Kin<strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugendliche im Kreis<br />

Ludwigsburg finanziell unterstützt, bei <strong>der</strong><br />

die SpVgg Besigheim mit 292 erfolgreichen<br />

Teilnehmern einen neuen Rekord aufstellte.<br />

Insgesamt hatten 56 Vereine <strong>und</strong> 25 Schulen<br />

teilgenommen. Der Sportkreis erhielt<br />

einen Scheck in Höhe von 2.900 Euro. Das<br />

Sportabzeichen wird gemeinsam mit <strong>der</strong><br />

Kreissparkasse bereits seit vielen Jahren<br />

geför<strong>der</strong>t.<br />

Finanzielle Unterstützung gab es auch - wie<br />

bereits in den beiden Jahren zuvor - für das<br />

Sport-Teilzeitinternat (TZI) für Ka<strong>der</strong>athleten<br />

am Otto-Hahn-Gymnasium Ludwigsburg,<br />

wo mit einem innovativen <strong>und</strong> zukunftsweisenden<br />

Konzept in <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung <strong>des</strong><br />

Jugendsports Zeichen gesetzt werden. Hier<br />

können junge Sportler ungestört ihre<br />

Hausaufgaben machen o<strong>der</strong> sich auf Klassenarbeiten<br />

vorbereiten, um sich gleich<br />

anschließend wie<strong>der</strong> ihrem Sport zu widmen.<br />

Mit dem Geld werden sportmedizinische<br />

Untersuchungen <strong>der</strong> Ka<strong>der</strong>athleten<br />

durchgeführt.<br />

"Auf diesem Weg werden wir weitermachen.<br />

Bewegungsför<strong>der</strong>ung für Kin<strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugendliche<br />

liegt uns am Herzen <strong>und</strong> wird<br />

<strong>des</strong>halb auch in Zukunft im Zentrum<br />

unserer Bemühungen stehen. Hier werden<br />

wir wie bisher unbürokratisch, schnell <strong>und</strong><br />

zielgerichtet helfen", verspricht <strong>der</strong> Ludwigsburger<br />

DOG-Chef.<br />

Miltenberg-Obernburg<br />

"Tabaluga"-Kin<strong>der</strong> standen<br />

Spalier<br />

Seit November 2006 ist die Kin<strong>der</strong>tageseinrichtung<br />

"Tabaluga" in Klingenberg-Trennfurt<br />

Modellkin<strong>der</strong>garten <strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong><br />

<strong>Olympischen</strong> Gesellschaft im Rahmen <strong>des</strong><br />

Projekts "Kin<strong>der</strong> bewegen". Sportpaten<br />

dieser Einrichtung sind die Spielerinnen <strong>der</strong><br />

Handballspielgemeinschaft (HSG)<br />

Sulzbach/Lei<strong>der</strong>sbach, die diese Aufgabe<br />

auch mit viel Engagement erfüllen.<br />

Bereits im Juni waren die Kin<strong>der</strong> <strong>und</strong> ihre<br />

Betreuerinnen bei <strong>der</strong> Feier zur Zweitligameisterschaft<br />

sowie zum Aufstieg in die 1.<br />

Bun<strong>des</strong>liga <strong>der</strong> HSG-Frauen live dabei <strong>und</strong><br />

gratulierten mit dem Lied "Hallo, wir gratulieren<br />

heut´ zur Meisterschaft" zum großartigen<br />

Erfolg.<br />

Als die HSG Sulzbach/Lei<strong>der</strong>sbach nun zum<br />

Saisonauftakt 2007/08 am 8. September<br />

gegen TSV Ketsch antreten musste, waren<br />

die "Tabaluga"-Kin<strong>der</strong> wie<strong>der</strong> mit von <strong>der</strong><br />

Partie. Bei <strong>der</strong> Erstligapremiere in <strong>der</strong><br />

Aschaffenburger Untermain-Halle bildeten<br />

sie begleitet vom starken Beifall <strong>der</strong> Fans<br />

Einmaliges Erlebnis: Klingenberger Patenkin<strong>der</strong> standen Spalier für die Bun<strong>des</strong>ligaspielerinnen<br />

<strong>der</strong> HSG Sulzbach/Lei<strong>der</strong>sbach.<br />

75


ein Spalier für die HSG-Spielerinnen. Das<br />

Spiel gewann die HSG knapp mit 34:33.<br />

Vielleicht waren die "Tabaluga"-Kin<strong>der</strong> sogar<br />

die passenden Glücksbringer?!<br />

Nordrhein-Westfalen<br />

Mitgliedsjubiläum<br />

Oberschwaben<br />

76<br />

Helmut Gesierich<br />

Für 25 Jahre Mitgliedschaft hat die Deutsche<br />

Olympische Gesellschaft am 20.<br />

September den Regionalverband Ruhr<br />

(RVR) geehrt. Paul Hoffmann vom Lan<strong>des</strong>verband<br />

Nordrhein-Westfalen übergab die<br />

goldene Ehrennadel <strong>und</strong> eine Urk<strong>und</strong>e an<br />

Regionaldirektor Heinz Dieter Klink. Außerdem<br />

wurden Rolf Allerkamp <strong>und</strong> Gunther<br />

Kaschlun für ihre 30-jährige Mitgliedschaft<br />

ausgezeichnet.<br />

Begleitung für internationalen<br />

Donaulauf<br />

Der stellvertretende Vorsitzende <strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong><br />

<strong>Olympischen</strong> Gesellschaft, Zweigstelle<br />

Oberschwaben, Landrat Dirk Gaerte sowie<br />

<strong>des</strong>sen Frau Regine absolvierten ein Teilstück<br />

<strong>des</strong> Donaulaufes 2007 <strong>und</strong> unterstützen so -<br />

getreu dem Motto "Fair geht vor" - die<br />

Organisatoren um den Riedlinger Bürgermeister<br />

Hans Petermann. Der unter <strong>der</strong> Schirmherrschaft<br />

von Bun<strong>des</strong>außenminister Frank-<br />

Walter Steinmeier stehende Donaulauf führte<br />

insgesamt 30 Sportler in elf Tagen r<strong>und</strong> 2.760<br />

Kilometer von <strong>der</strong> Quelle in Donaueschingen<br />

bis zur Mündung ins Schwarze Meer bei<br />

Tulcea in Rumänien. Die Gemeinden entlang<br />

<strong>der</strong> Donau spendeten insgesamt r<strong>und</strong> 50.000<br />

Euro für ein Kin<strong>der</strong>heim in Rumänien <strong>und</strong> ein<br />

Krankenhaus in Bulgarien.<br />

(v. l.): Landrat Dirk Gaerte (DOG Oberschwaben) <strong>und</strong> die badenwürttembergische<br />

Staatssekretärin Friedlinde Gurr-Hirsch unterstützen<br />

die Organisatoren <strong>des</strong> Donaulaufs Bernd Hummel <strong>und</strong><br />

Bürgermeister Hans Petermann.<br />

Mit dabei waren auf dem Teilstück bei<br />

Nie<strong>der</strong>alteich in Bayern außerdem die<br />

baden-württembergische Staatssekretärin<br />

im Ministerium für Ernährung <strong>und</strong> Ländlichen<br />

Raum, Friedlinde Gurr-Hirsch MdL <strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> Herbertinger Bürgermeister Michael<br />

Schrenk nebst Ehepartnern.<br />

Odenwald<br />

13. Aktion "Junge Könner -<br />

brauchen Gönner" in Sicht<br />

Zum 13. Mal hat die Kreisgruppe Odenwald<br />

in diesem Jahr Sponsoren, Fre<strong>und</strong>e <strong>und</strong><br />

Gönner für 2007 zu einer gemeinsamen<br />

Spendenaktion aufgerufen. Dabei handelt es<br />

sich um eine bewährte Reihe von För<strong>der</strong>maßnahmen<br />

die Zähheit aber auch mit<br />

Erfolg in diesen 13. Jahren durchgehalten<br />

wurde; sie ist gewissermaßen zu einem<br />

Markenzeichen für das Engagement <strong>der</strong><br />

<strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong> Gesellschaft im<br />

Odenwald geworden.<br />

Insgesamt konnten so in den vergangenen<br />

13 Jahren r<strong>und</strong> 350 junge Athleten mit<br />

einem Gesamtbeitrag von 45.000 Euro<br />

ausgezeichnet werden. Jahr für Jahr ist es<br />

gelungen, einen ein Spendenfond von 5.000<br />

Euro aufzulegen. Unter den Sponsoren<br />

befinden sich Namen wie HSG Darmstadt<br />

o<strong>der</strong> auch Sparkasse Odenwaldkreis. Im<br />

Jahre 2006 waren es allein 38 junge Könner,<br />

die mit För<strong>der</strong>gel<strong>der</strong>n<br />

von 50 bis 200<br />

Euro bedacht<br />

werden konnten.<br />

Die Aktion ist nicht<br />

ohne Aufwendungen<br />

denkbar. Über<br />

40 Sponsoren<br />

machten durch ihre<br />

Spende ihre Anerkennung<br />

deutlich.<br />

Die jungen Athleten<br />

melden ihre Leistungen<br />

auf einem<br />

beson<strong>der</strong>en Blatt an<br />

die Deutsche<br />

Olympische Gesellschaft<br />

<strong>und</strong> ein<br />

kleiner Prüfungsausschussentscheidet<br />

über die Zahl<br />

<strong>der</strong> För<strong>der</strong>kandidaten <strong>und</strong> <strong>der</strong> Höhe <strong>der</strong><br />

einzelnen För<strong>der</strong>quoten.<br />

In einer gemeinsamen Abschlussfeier stellen<br />

sich die Kandidaten vor <strong>und</strong> können stets<br />

Interessantes aus ihrer Arbeit berichten. Die<br />

Freude ist von Jahr zu Jahr groß aber stets<br />

ist <strong>der</strong> Olympische Abend - ein fester<br />

Bestandteil in unserem Jahresplan in guter<br />

Erinnerung geblieben. Nicht zuletzt auch<br />

wegen <strong>der</strong> guten Bockwurst zum Abschluss<br />

<strong>der</strong> Feier, die am 28. November steigen wird.<br />

Kooperation bei Jugend<br />

trainiert für Olympia<br />

Zu einer neuen Bewegung will die DOG<br />

Odenwald die Aktion "Jugend trainiert für<br />

Olympia" durch Kontakte mit dem Gymnasium<br />

Michelstadt bringen. Vorstandsmitglied<br />

Manfred Kirschner, Rektor an <strong>der</strong> Schule am<br />

Treppenweg in Erbach, schuf die erste<br />

Verbindung mit <strong>der</strong> Direktion <strong>des</strong> Gymnasiums.<br />

Im Rahmen einer gemeinsamen Aussprache<br />

mit Herrn Oberstudiendirektor<br />

A<strong>der</strong>hold <strong>und</strong> Herrn Studiendirektor Eckhard<br />

gelang es, in einer lockeren Atmosphäre die<br />

vorläufigen Möglichkeiten, die für eine<br />

Neubelebung offen stehen, zu besprechen.<br />

Ins Auge gefasst wurde dabei beispielsweise<br />

die Ausschreibung von sportlichen Themen<br />

wie etwa die aktuelle Bedeutung <strong>der</strong> olympischen<br />

Idee <strong>und</strong> ihr Wirken in die Gesellschaft,<br />

mit denen sich Schüler in inhaltlichen<br />

Ausarbeitungen auseinan<strong>der</strong> setzen sollen.


Die besten Arbeiten sollen durch kleine<br />

Preise geehrt werden. Dazu könnte ein<br />

Hauptpreis kommen, <strong>des</strong>sen Inhalt abschließend<br />

gestellt wird. Zur Abschlussvorstellung<br />

sollen alle Teilnehmer eingeladen werden.<br />

Für die DOG Odenwald wird Manfred<br />

Kirschner mit dem Lehrerkollegium eng<br />

zusammenarbeiten <strong>und</strong> nach besten Möglichkeiten<br />

beratend unterstützen.<br />

Dankbar wurde vom Gymnasium die neue<br />

Initiative <strong>der</strong> DOG Odenwald aufgenommen.<br />

Die Gespräche sollen baldmöglichst fortgeführt<br />

werden, um die Initiative schon im<br />

Jahr 2008 starten zu können.<br />

Zu Gast beim 11.<br />

Odenwäl<strong>der</strong> Inline-Festival<br />

Bereist seit einigen Jahren ist die DOG<br />

Odenwald als Gast beim Inline-Festival <strong>der</strong><br />

Rollsportgemeinschaft Michelstadt dabei.<br />

Hier kommen junge Inline-Skater aus ganz<br />

Deutschland zusammen, um im gemeinsamen<br />

Wettstreit ihre Kräfte zu messen. Die<br />

nahezu perfekte Vorbereitung dieses Festivals<br />

<strong>der</strong> RSG unter Leitung <strong>des</strong> Vorsitzenden Jens<br />

Vogtlän<strong>der</strong> konnten in diesem Jahr sogar<br />

einige junge internationale Athleten erleben.<br />

Faszinierend ist stets die Begeisterung <strong>der</strong><br />

jungen Menschen, die im hohen Tempo über<br />

die Strecke rasen. Die Athleten vom Gastgeber<br />

RSG kämpften auch in 2007 wie<strong>der</strong> sehr<br />

erfolgreich.<br />

Vorstandsmitglied Manfred Kirschner nahm<br />

die Gastrolle für die DOG wahr <strong>und</strong> fand<br />

Worte <strong>der</strong> Anerkennung für die Initiatoren<br />

dieses gelungenen 11. Odenwäl<strong>der</strong> Inline-<br />

Festivals auf dem Bienenmarktgelände in<br />

Michelstadt.<br />

Bun<strong>des</strong>verdienstkreuz für<br />

Willi Hartmann<br />

Willi Hartmann wurde als verdientem<br />

Sportler <strong>und</strong> Mitglied <strong>des</strong> Vorstan<strong>des</strong> <strong>der</strong><br />

DOG Odenwald durch den Landrat <strong>des</strong><br />

Odenwaldkreises, Herrn Horst Schnur, das<br />

Bun<strong>des</strong>verdienstkreuz am Bande <strong>des</strong> Verdienstordens<br />

<strong>der</strong> Bun<strong>des</strong>republik verliehen.<br />

Die Auszeichnung fand im Rahmen einer<br />

gemeinsamen Feier statt, zu <strong>der</strong> sich Vertreter<br />

<strong>der</strong> Gemeinde <strong>und</strong> <strong>des</strong> örtlichen TSV<br />

Kirch Brombach zusammengef<strong>und</strong>en hatten.<br />

Willi Hartmann ist seit 1970 sehr aktiv in<br />

Landrat Horst Schnur, .DOG-Vorsitzen<strong>der</strong> Hubert Hey,<br />

Willi Hartmann, <strong>des</strong>sen Ehefrau, Bürgermeister Kredel<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> 1. Vorsitzende <strong>des</strong> TSV Brombach Peter Eidenmüller(von<br />

links)<br />

<strong>der</strong> Jugendarbeit tätig <strong>und</strong> hat insbeson<strong>der</strong>e<br />

für die Leichtathletik Beachtliches geleistet.<br />

Er hat eine Vielzahl von Jugendlichen zum<br />

Ablegen <strong>des</strong> Sportabzeichens motiviert <strong>und</strong><br />

tritt dafür auch im Kreisvorstand <strong>des</strong><br />

Leitathletikverban<strong>des</strong> ein.<br />

In <strong>der</strong> DOG Odenwald arbeitet er im Vorstand<br />

mit. Sein Rat ist vor allem bei <strong>der</strong><br />

jährlichen Aktion "Junge Könner - brauchen<br />

Gönner" gefragt, wo er mit seiner Erfahrung<br />

<strong>und</strong> seinem Wissen dazu beiträgt, immer<br />

wie<strong>der</strong> die Besten zu ermitteln.<br />

Kurzum - Willi Hartmann ist eine wirkliche<br />

Stütze <strong>des</strong> Sports im Odenwald. Herzlichen<br />

Glückwunsch!<br />

Pfalz<br />

Schulmeisterschaft auf<br />

Olympic Day Run Strecke<br />

Drei Jahre nach dem Olympic Day Run in<br />

Bobenheim-Roxheim, nahe Frankenthal,<br />

<strong>des</strong>sen damalige Strecke um den Altrhein<br />

inzwischen offiziell "Olympic<br />

Day Run"-Strecke heißt, fanden<br />

nun an Ort <strong>und</strong> Stelle erstmals<br />

die Meisterschaften <strong>der</strong> Regionalschule<br />

im Crosslauf statt.<br />

Die Schüler <strong>der</strong> Regionalen<br />

Schule traten auf einer 2,5 km<br />

langen Strecke in ihrer Klassenstufe<br />

an. Trotz teilweise<br />

schlechten Wetters stand<br />

einerseits nach einer Idee <strong>der</strong><br />

Christel <strong>und</strong> Manfred Gräf<br />

Stiftung <strong>der</strong> ges<strong>und</strong>heitliche<br />

Aspekt <strong>des</strong> Laufens an <strong>der</strong><br />

frischen Luft im Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong>.<br />

Gleichzeitig bot sich die Gelegenheit,<br />

die von <strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong><br />

Gesellschaft ausgewiesene Laufstrecke<br />

entlang <strong>des</strong> Altrheins für die Veranstaltung<br />

zu nutzen <strong>und</strong> damit auf eine <strong>der</strong><br />

vielfältigen Möglichkeiten hinzuweisen, die<br />

Freizeitsportlern in <strong>der</strong> Umgebung von<br />

Bobenheim-Roxheim zur Verfügung stehen.<br />

Zukünftig sollen hier jährlich Schulmeisterschaften<br />

stattfinden. Ziel ist es, die Streckenlänge<br />

nach <strong>und</strong> nach zu erweitern bis<br />

die volle Distanz um den Altrhein von den<br />

Läufern in Angriff genommen werden kann<br />

Saarland<br />

Startschuss für den Regionalschullauf auf <strong>der</strong> "Olympic<br />

Day Run"-Strecke.<br />

"Fair geht vor"<br />

beim Midfeld-Tennis<br />

Jubelnd reißt <strong>der</strong> 8-jährige Yannik Floer die<br />

Arme in die Luft, fast so, als hätte er das<br />

bedeutendste Sandplatzturnier <strong>der</strong> Profis in<br />

Paris gewonnen. In einem harten Dreisatzmatch<br />

konnte er sich gegen seinen gleichaltrigen<br />

Konkurrenten Florian Zimmer in <strong>der</strong><br />

Altersklasse U8 durchsetzen -<br />

nicht das einzige packende Spiel<br />

an diesem Wochenende. Über<br />

130 Matches wurden gespielt,<br />

um die Sieger <strong>des</strong> Turniers zu<br />

ermitteln, viele Entscheidungen<br />

fielen im 3. Satz im Champions-<br />

Tiebreak.<br />

Für die sieben Konkurrenzen <strong>des</strong><br />

1. Midfeld-Tennisturnier im RCS<br />

Saarbrücken von unter 7 Jahren<br />

bis unter 10 Jahren hatten<br />

insgesamt 99 Kin<strong>der</strong> gemeldet.<br />

Viele Breitensportler, aber auch<br />

77


viele leistungssportlich orientierte Kin<strong>der</strong>,<br />

Kin<strong>der</strong> aus den Ka<strong>der</strong>schmieden in Saarbrücken<br />

<strong>und</strong> Koblenz, wollten sich das Turnier<br />

im Midfeld-Tennis am 22./23.September<br />

nicht entgehen lassen.<br />

Diese Form von Turniertennis, angelehnt an<br />

die Kampagne "Play and Stay" <strong>des</strong> Tennis<br />

Weltverban<strong>des</strong> ITF, war bis dato einmalig im<br />

Saarland. Und so nutzten die Veranstalter<br />

vom RCS Saarbrücken unter <strong>der</strong> Schirmherrschaft<br />

<strong>des</strong> Vorsitzenden <strong>der</strong> Lan<strong>des</strong>gruppe<br />

Saarland <strong>der</strong> DOG, Volker Bernardi,<br />

<strong>und</strong> in Zusammenarbeit mit dem Saarländi-<br />

schen Tennis B<strong>und</strong> (STB) die Gelegenheit,<br />

diese Form von Turniertennis <strong>der</strong> Öffentlichkeit<br />

vorzustellen. Viele Trainer, darunter<br />

die Verbandstrainer <strong>des</strong> STB, Jürgen Lässig,<br />

<strong>und</strong> <strong>des</strong> Tennis Verban<strong>des</strong> Rheinland, Uli<br />

Sprenglewski, sowie etliche Vereinsverantwortliche<br />

schauten vorbei <strong>und</strong> konnten sich<br />

einen Eindruck vom Midfeld-Tennis machen.<br />

Der STB wird diese Tennisform weiter<br />

för<strong>der</strong>n.<br />

Volker Bernardi<br />

Südnie<strong>der</strong>sachsen<br />

20jähriges Jubiläum<br />

Mit einem Empfang <strong>und</strong> einer stimmungsvollen<br />

Abendveranstaltung beging die<br />

78<br />

Deutsche Olympische Gesellschaft, Zweigstelle<br />

Südnie<strong>der</strong>sachsen am 29. September<br />

ihr 20-jähriges Jubiläum. In erster Linie war<br />

es jedoch die olympische Idee selbst, die es<br />

zu feiern galt, wie Zweigstellenvorsitzen<strong>der</strong><br />

Gerhard Scharner anlässlich <strong>des</strong> Jubiläumstags<br />

betonte.<br />

Mehr als 80 Ehrengäste aus Sport, Politik,<br />

Wirtschaft, Kultur <strong>und</strong> Gesellschaft konnte<br />

die Zweigstelle Südnie<strong>der</strong>sachsen beim<br />

vormittäglichen Empfang im Rathaus, den<br />

die Stadt Göttingen aus Anlass <strong>des</strong> Jubiläums<br />

gab, begrüßen. Oberbürgermeister<br />

"Fair geht vor" war das Motto <strong>des</strong> Nachwuchstennisturniers <strong>des</strong> RCS Saarbrücken unter<br />

Schirmherrschaft <strong>der</strong> Saarlän<strong>der</strong> DOG.<br />

Wolfgang Meyer hob in seinem Grußwort<br />

hervor, dass die Deutsche Olympische<br />

Gesellschaft benötigt werde, um Werte wie<br />

Fairness, Leistungsbereitschaft, Teamgeist<br />

<strong>und</strong> Völkerverständigung mit Leben zu<br />

füllen. In ihren Ansprachen blickten Gerhard<br />

Scharner <strong>und</strong> DOG-Vizepräsidentin Petra<br />

Reußner auf die erfolgreiche Arbeit <strong>der</strong><br />

Zweigstelle zurück <strong>und</strong> nannten unter<br />

an<strong>der</strong>em das Modellprojekt "Kin<strong>der</strong> bewegen"<br />

<strong>und</strong> die Diskussionsforen als Beispiele,<br />

wie die olympische Idee in die Gesellschaft<br />

wirken kann.<br />

Festredner Professor Martin Balleer, langjähriges<br />

DOG-Mitglied, betonte die Bedeutung<br />

<strong>des</strong> Sports bei <strong>der</strong> Vermittlung gemeinschaftlicher<br />

Werte <strong>und</strong> sozialer Integration.<br />

Im Rathaus zeichnet <strong>der</strong> Vorsitzende <strong>der</strong><br />

Zweigstelle, Gerhard Scharner, mit Heinz<br />

Hochgrebe für den ASC Göttingen <strong>und</strong><br />

Günther Berg für den Tuspo 1861 zwei<br />

Vereine für 40 Jahre DOG-Mitgliedschaft<br />

aus. Im Anschluss erhielt Scharner selbst aus<br />

den Händen von Vizepräsidentin Petra<br />

Reußner für seine engagierte Arbeit die<br />

Goldene Ehrennadel.<br />

Im Festsaal <strong>des</strong> ASC Göttingen fand dann<br />

die Abendveranstaltung statt. Vorsitzen<strong>der</strong><br />

Gerhard Scharner dankte noch einmal<br />

insbeson<strong>der</strong>e all den Mitglie<strong>der</strong>n, die sich in<br />

<strong>der</strong> Vorbereitung dieses Jubiläumstags<br />

engagiert hatten, ehe Vorstandsmitglied Dr.<br />

Wolfgang Buss im Anschluss kurzweilig in<br />

einer Schau auf 20 Jahre DOG in Südnie<strong>der</strong>sachsen<br />

zurück blickte. Die Bil<strong>der</strong> <strong>und</strong><br />

Beiträge von Fairplay-Aktionen, Podiumsveranstaltungen,<br />

För<strong>der</strong>programmen für<br />

junge Sportler, gemeinsamen Winterfahrten<br />

<strong>und</strong> Reisen zu <strong>Olympischen</strong> Spielen riefen<br />

bei den Zuschauern viele, zum Teil auch<br />

sehr vergnügliche Erinnerungen hervor. Für<br />

Unterhaltung sorgte die Standardtanzformation<br />

<strong>des</strong> ASC Göttingen. Die Gäste ließen<br />

sich von <strong>der</strong> hochklassigen Darbietung so<br />

sehr mitreißen, dass sie anschließend auch<br />

selbst das Tanzbein schwangen. Bei Musik,<br />

Wein <strong>und</strong> guten Gesprächen klang <strong>der</strong><br />

Jubiläumstag <strong>der</strong> DOG Südnie<strong>der</strong>sachsen<br />

dann nach Mitternacht aus.<br />

Neue Patenschaften<br />

Das erfolgreiche Patenschaftsprogramm <strong>der</strong><br />

DOG Südnie<strong>der</strong>sachsen geht in die nächste<br />

R<strong>und</strong>e. Sieben junge Sportler dürfen sich<br />

über neue Paten freuen, die die Deutsche<br />

Olympische Gesellschaft, Zweigstelle Südnie<strong>der</strong>sachsen,<br />

für sie gewonnen hat. Rudolf<br />

Grube <strong>und</strong> Erhard Schminke aus Bovenden<br />

werden sechs 13- <strong>und</strong> 14-jährigen Mündener<br />

Kanuten für ein Jahr unter die Arme<br />

greifen. Das neunjährige Multitalent Lorenz<br />

Küstner wird ebenfalls für diesen Zeitraum<br />

von <strong>der</strong> Sparkasse Göttingen unterstützt.<br />

Küstner sitzt für Tuspo Weende im Rennradsattel,<br />

ist Langstreckenläufer <strong>der</strong> LG Göttingen<br />

<strong>und</strong> erfolgreicher Handballer beim MTV<br />

Geismar. Die sechs Kanuten, zwei Mädchen<br />

<strong>und</strong> vier Jungen, sind Mitglie<strong>der</strong> <strong>des</strong> deutschen<br />

Nachwuchska<strong>der</strong>s. Beim Meeting in<br />

Hann. Münden wurden Sportler <strong>und</strong> Paten<br />

vom Patenschaftsbeauftragten <strong>der</strong> DOG<br />

Südnie<strong>der</strong>sachsen, Hans-Georg Halve,<br />

vorgestellt.


Nachrichten <strong>der</strong> DOA<br />

Strukturen, Strategien,<br />

Perspektiven:<br />

Weichenstellung für erfolgreiche Arbeit<br />

Die ersten 100 Tage sind vorbei, die man<br />

gemeinhin neuen Amtsträgern als eine gewisse<br />

Schonfrist einräumt. Auch die Deutsche<br />

Olympische Akademie Willi Daume, <strong>der</strong>en<br />

Gründung am 4. Mai mit einem Festakt im<br />

Frankfurter Goethe-Haus vollzogen wurde, hat<br />

ihre Findungsphase für beendet erklärt. In einer<br />

Sitzung <strong>des</strong> Vorstan<strong>des</strong> am 18. September<br />

wurden die Aktivitäten <strong>der</strong> ersten Wochen <strong>und</strong><br />

Monate bilanziert sowie die Weichen für eine<br />

erfolgreiche Arbeit gestellt.<br />

Unter <strong>der</strong> Leitung <strong>der</strong> Vorsitzenden, Prof. Dr. Dr.<br />

h.c. Gudrun Doll-Tepper, diskutierte <strong>der</strong><br />

komplett versammelte Vorstand sehr intensiv<br />

über Strukturen, Strategien <strong>und</strong> Perspektiven<br />

<strong>der</strong> DOA, namentlich etwa über eine Schärfung<br />

<strong>des</strong> Profils o<strong>der</strong> über die Arbeitsschwerpunkte<br />

<strong>der</strong> näheren Zukunft. Einigkeit bestand unter<br />

an<strong>der</strong>em dahingehend, dass die DOA ihre<br />

satzungsgemäßen Aufgaben <strong>und</strong> Ziele in enger<br />

Abstimmung mit dem <strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong><br />

Sportb<strong>und</strong> verfolgen, dabei aber durchaus<br />

auch eigene Positionen zu Gr<strong>und</strong>satzfragen<br />

<strong>und</strong> Problemen <strong>des</strong> olympischen Sports in<br />

seinen historischen, politischen, ökonomischen,<br />

ökologischen <strong>und</strong> kulturellen Facetten erarbeiten<br />

<strong>und</strong> vertreten wird.<br />

Zu zentralen Themen entsprechenden Bemühens<br />

wurden neben an<strong>der</strong>en die - wahrscheinliche<br />

- Bewerbung Münchens um die Ausrichtung<br />

Olympischer Winterspiele, Peking 2008,<br />

die vom IOC kürzlich auf den Weg gebrachten<br />

<strong>Olympischen</strong> Jugendspiele <strong>und</strong> die anhaltende<br />

Dopingproblematik erhoben, wobei sich die<br />

DOA im Sinne ihres Selbstverständnisses <strong>und</strong><br />

Anspruchs von einer ebenso kritischen wie<br />

konstruktiven Haltung leiten lassen wird.<br />

Im übrigen wurde noch einmal einhellig<br />

bestätigt, dass die bisherigen Intentionen <strong>des</strong><br />

Kuratoriums Olympische Akademie <strong>und</strong><br />

Olympische Erziehung, neben dem <strong>Deutschen</strong><br />

<strong>Olympischen</strong> Institut die Vorgänger-Einrichtung<br />

<strong>der</strong> DOA, auch unter den neuen Vorzei-<br />

chen mit hoher Priorität bedacht sein werden.<br />

So ist etwa für das kommende Jahr die turnusgemäße<br />

Durchführung eines Hochschulkurses<br />

im griechischen Olympia vorgesehen, bei dem<br />

Studierende von zehn deutschen <strong>und</strong> zwei<br />

ausländischen Universitäten an olympischen<br />

Themen arbeiten werden. Im Blick auf die<br />

bevorstehenden Spiele in Peking werden<br />

Materialien für spezifische Unterrichtsprojekte<br />

vorgelegt, <strong>und</strong> auch die traditionellen Lehrerfortbildungen<br />

werden weiterhin auf <strong>der</strong><br />

Agenda stehen.<br />

Zudem verständigte man sich auf die Herausgabe<br />

mehrerer Publikationen, etwa die Neufassung<br />

einer deutschen Übersetzung diverser<br />

olympischer Satzungen <strong>und</strong> Regelwerke o<strong>der</strong><br />

ein Kompendium zur <strong>Olympischen</strong> Erziehung<br />

in Schule <strong>und</strong> Verein, sowie auf die Konzipierung<br />

einer DOA-Schriftenreihe, die mit einer<br />

Dokumentation <strong>des</strong> 13. Europäischen Fairplay<br />

Kongresses begonnen werden könnte. Diese<br />

hochkarätige Veranstaltung, vom 17. bis 20.<br />

Oktober 2007 in Frankfurt am Main, wird im<br />

Namen <strong>und</strong> im Auftrag <strong>des</strong> DOSB von <strong>der</strong> DOA<br />

konzipiert <strong>und</strong> organisiert <strong>und</strong> zu einem guten<br />

Teil auch mitfinanziert.<br />

Nicht zuletzt nahm <strong>der</strong> Vorstand auch wichtige<br />

personelle Weichenstellungen vor. So<br />

bestätigte er die Berufung <strong>des</strong> bisherigen<br />

Wissenschaftlichen Leiters, Dr. Andreas Höfer,<br />

zum Direktor <strong>der</strong> Akademie sowie Achim<br />

Bueble, als Abteilungsleiter <strong>des</strong> NOK viele Jahre<br />

zuständig für die Aufgaben <strong>des</strong> Kuratoriums<br />

Olympische Akademie <strong>und</strong> Olympische Erziehung,<br />

in seiner Funktion als Geschäftsführer.<br />

DOA-Olympiaseminar<br />

Die <strong>Olympischen</strong> Spiele sind das Großfest <strong>des</strong><br />

Sports, sie sind eine beson<strong>der</strong>e Erscheinung<br />

<strong>der</strong> Zeit, ein Event erster Güte mit vielfältigen<br />

historischen, politischen, ökonomischen <strong>und</strong><br />

kulturellen Implikationen. Allemal sind sie ein<br />

lohnen<strong>der</strong> Gegenstand wissenschaftlicher<br />

Beschäftigung.<br />

In diesem Sinne war es seit 1998 ein Anliegen<br />

<strong>des</strong> NOK für Deutschland, das Themenfeld<br />

noch - o<strong>der</strong> wie<strong>der</strong> - stärker in den Blick-<br />

punkt akademischen Interesses zu rücken.<br />

Dieser Zielsetzung diente ein alle zwei Jahre<br />

wie<strong>der</strong>holtes Angebot an deutsche <strong>und</strong> dann<br />

auch ausgewählte ausländische Universitäten<br />

<strong>und</strong> Hochschule, Studierende zu einem<br />

Seminar nach Olympia in Griechenland zu<br />

entsenden.<br />

Diese Tradition wird die Deutsche Olympische<br />

Akademie Willi Daume fortsetzen. So ist für<br />

den Spätsommer 2008 eine entsprechende<br />

Veranstaltung geplant, die freilich nicht in<br />

Olympia, son<strong>der</strong>n aller Voraussicht nach in<br />

einer Bildungsstätte im Raum München<br />

stattfinden finden. Der dafür vorgesehen<br />

Zeitraum ist <strong>der</strong> 14. bis 20. September.<br />

Eine entsprechende Ausschreibung wird<br />

gerade vorbereitet <strong>und</strong> in den kommenden<br />

Wochen publiziert. An dieser Stelle sei schon<br />

einmal Interesse geweckt <strong>und</strong> auf die Möglichkeit<br />

verwiesen, über die DOA nähere<br />

Informationen einzuholen.<br />

Olympischer Sport <strong>und</strong> Kunst<br />

An dieser Stelle sei noch einmal auf einen<br />

nationalen Kunstwettbewerb im Rahmen<br />

<strong>des</strong> vom Internationalen <strong>Olympischen</strong><br />

Komitee ausgeschriebenen "2008 Olympic<br />

Sport and Art Contest" erinnert.<br />

Noch bis zum 15. Dezember 2007 besteht<br />

die Möglichkeit, bildnerische Arbeiten aus<br />

den Bereichen Malerei, Zeichnung <strong>und</strong><br />

Graphik einzureichen. Weitergehende<br />

Informationen sind bei <strong>der</strong> DOA o<strong>der</strong> auf<br />

<strong>der</strong> Homepage <strong>des</strong> DOSB zu erhalten.<br />

Herzlichen Glückwunsch<br />

Die Mitglie<strong>der</strong> <strong>des</strong> Vorstan<strong>des</strong> sowie die<br />

Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeiter gratulieren<br />

Prof. Dr. Dr. h.c. Gudrun Doll-Tepper<br />

ganz herzlich zu ihrem 60. Geburtstag <strong>und</strong><br />

wünschen alles Gute, Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong><br />

weiterhin viel Erfolg bei ihren hauptberuflichen<br />

<strong>und</strong> ehrenamtlichen Tätigkeiten,<br />

insbeson<strong>der</strong>e natürlich in ihrer Funktion als<br />

Vorsitzende <strong>des</strong> Vorstan<strong>des</strong> <strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong><br />

<strong>Olympischen</strong> Akademie Willi Daume.<br />

79


80<br />

Impressionen vom 13. Europäischen Fairplay-Kongress<br />

Eine neue ethische Initiative für den Sport strebte die Europäische Fairplay-Bewegung (EFPM)<br />

auf dem 13. Europäischen Fairplay-Kongreß vom 17. - 20. Oktober 2007 in Frankfurt an. Die<br />

Bedrohung <strong>der</strong> moralischen Basis <strong>des</strong> Sports durch Kommerzialisierung <strong>und</strong> Erfolgsdruck sei so<br />

groß wie nie zuvor. Doping o<strong>der</strong> wachsende Aggressivität im <strong>und</strong> um den Sport seien die<br />

Folgen. Eine Rückbesinnung auf die erzieherischen <strong>und</strong> gesellschaftlichen Werte <strong>des</strong> Sport sei<br />

dringend geboten <strong>und</strong> gemeinsame Aufgabe sportlicher <strong>und</strong> staatlicher Stellen.<br />

Der Kongress wurde im Auftrag <strong>des</strong> DOSB von <strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong> <strong>Olympischen</strong> Akademie durchgeführt.<br />

Näheres zu Verlauf <strong>und</strong> Ergebnissen in <strong>der</strong> nächsten Ausgabe <strong>der</strong> DOA-Informationen.<br />

Dr. Thomas Bach<br />

Dr. Christoph Bergner<br />

Prof. Dr. Carlos Goncalves


Togay Bayatli<br />

Prof. Dr. Gudrun Doll-Tepper<br />

Großherzog Henri von Luxemburg<br />

81


„Leben nach Lust <strong>und</strong> Laune“<br />

Mit ein bisschen Glück <strong>und</strong> einem Los<br />

<strong>der</strong> GlücksSpirale gewinnen Sie die<br />

GlücksRente von 7.500 Euro. Monat<br />

für Monat. Ein Leben lang. Auf jeden<br />

Fall aber sorgen Sie auch bei an<strong>der</strong>en für<br />

beste Kondition – denn mit jedem Los <strong>der</strong><br />

GlücksSpirale för<strong>der</strong>n Sie den deutschen<br />

Sport. GlücksSpirale tut gut!<br />

Lose nur bei


Deutsches Sport & Olympia Museum<br />

Herausgeber: Deutsches Sport & Olympia Museum Jahrgang 27 - Heft 5/2007<br />

Im Zollhafen 1, 50678 Köln, Tel.: +49 (0)221 3 36 09-0<br />

Verantwortlich für den Inhalt: Klaus H. Schopen<br />

Internet: www.sportmuseum.info<br />

Olympische Museen<br />

kooperieren<br />

Auf Initiative <strong>des</strong> Musée Olympique in<br />

Lausanne haben im Juli diesen Jahres Museen<br />

Olympischer Spiele, Sportmuseen <strong>und</strong> olympische<br />

Museen das Netzwerk olympischer<br />

Museen gegründet. Es hat zum Ziel, mögliche<br />

Synergien in den verschiedenen musealen<br />

Bereichen wie Ausstellungsprojekten, Sammlungstätigkeiten,<br />

museumspädagogische <strong>und</strong><br />

kulturelle Dienstleistungen sowie <strong>der</strong> Vermarktung<br />

<strong>der</strong> Einrichtungen zu intensivieren.<br />

Das Netzwerk soll keine Konkurrenz zu<br />

bestehenden Verbänden wie <strong>der</strong> ICOM<br />

(International Council of Museums) darstellen,<br />

son<strong>der</strong>n eine Gruppe definieren,in Leben<br />

zu rufen, mit <strong>der</strong>en Hilfe es Institutionen<br />

gelingen soll internationale Projekte zu<br />

entwickeln, umzusetzen <strong>und</strong> darüber hinaus<br />

eine stärkere öffentliche Wahrnehmung zu<br />

erreichen.<br />

Die Gr<strong>und</strong>lage für dieses Netzwerk wurde von<br />

zehn Institutionen im Rahmen zweier<br />

Seminare in Lausanne im September 2006<br />

<strong>und</strong> Juni 2007 geschaffen. Neben dem Musée<br />

Olympic als Gastgeber nahmen folgende<br />

Einrichtungen teil: Museo Olímpic i de<br />

l'Esport de Barcelona (Spanien) - Estonian<br />

Sports Museum (Lettland) - Sports Fo<strong>und</strong>ation<br />

Museum of Finland (Finnland) - Sports<br />

Museum Thessaloniki (Griechenland) - China<br />

Auf einer Tagung in Lausanne beschlossen die olympischen Museen zukünftig eng zu<br />

kooperieren.<br />

Sports Museum (Volksrepublik China) - Tianjin<br />

Olympic Museum Dagan (Volksrepublik China)<br />

- Xiamen Museum (Volksrepublik China) -<br />

Olympic Stadium Amsterdam (Nie<strong>der</strong>lande) -<br />

Seoul Olympic Sports Promotion Fo<strong>und</strong>ation<br />

(Korea Südafrika) <strong>und</strong> Deutsches Sport &<br />

Olympia Museum (Deutschland).<br />

Zum Abschluss <strong>des</strong> zweiten Seminars wurde<br />

eine Arbeitsgruppe gebildet, die versuchen<br />

wird die Ausstellungen <strong>und</strong> kulturellen<br />

Veranstaltungen <strong>des</strong> Netzwerkes r<strong>und</strong> um die<br />

Spiele <strong>der</strong> XXIX. Olympiade 2008 in Peking zu<br />

koordinieren.<br />

Benefiz-Auktion<br />

Seit Jahren finden regelmäßig Sportmemorabilia-Versteigerungen<br />

<strong>der</strong> AGON GmbH aus<br />

Kassel im <strong>Deutschen</strong> Sport & Olympia Museum<br />

statt. Auf Initiative <strong>des</strong> Mitglie<strong>des</strong> <strong>des</strong><br />

Auktionator Wolfgang Fuhr überreicht<br />

Museumsdirektor Dr. Christian Wacker<br />

<strong>und</strong> Charly Biernat, einen Scheck über<br />

1491,73 €, dem Erlös aus <strong>der</strong> Benefiz-<br />

Versteigergung.<br />

Vereines Deutsches Sport & Olympia Museum,<br />

Charly Biernat, werden diese zukünftig<br />

jeweils um eine Benefiz-Auktion zu Gunsten<br />

<strong>des</strong> Museums ergänzt. Insbeson<strong>der</strong>e innerhalb<br />

<strong>der</strong> Internationale Motivgruppen Olympiaden<br />

<strong>und</strong> Sport e.V. (IMOS) fand <strong>der</strong> erste Aufruf<br />

Resonanz. Unter den eingereichten Objekten<br />

83


efanden sich beispielsweise ein kompletter<br />

Ausgeh-Anzug <strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong> Mannschaft für<br />

die <strong>Olympischen</strong> Spiele 2004 in Athen <strong>und</strong><br />

Eintrittskarten zu den X. <strong>Olympischen</strong> Spielen<br />

1932 in Los Angeles.<br />

Am Versteigerungstag herrschte dichtes<br />

Gedränge im Salon <strong>des</strong> Museums. Die Gebote<br />

<strong>des</strong> internationalen Publikums vor Ort wurden<br />

ergänzt durch zahlreiche Gebote via Telefon,<br />

Fax <strong>und</strong> Email. Das enorme Interesse ist nicht<br />

zuletzt durch zwei ganze beson<strong>der</strong>e Einreichungen<br />

zu erklären: Versteigert wurden zwei<br />

original handgeschriebene Manuskripte Pierre<br />

de Coubertins. Zum einen das Manuskript<br />

einer bislang unveröffentlichten Rede, die<br />

Coubertin 1887 im französischen Club von<br />

London (Sociéte National Francaise á Londres)<br />

hielt <strong>und</strong> zum an<strong>der</strong>en das 97-seitige Buchmanuskripte<br />

seines 1926 veröffentlichten<br />

Werkes "Historie Universelle. 1er Partie. Les<br />

Empires d´Asie."<br />

Nach Abschluss alle Versteigerungen freute<br />

sich nicht nur <strong>der</strong> Auktionator Wolfgang Fuhr<br />

über das Ergebnis, son<strong>der</strong>n auch das Deutsche<br />

Sport & Olympia Museum, hatte die Benefiz-<br />

Auktion doch 1491,73 € erbracht. Die nächste<br />

Internationale Sportmemorabilia-Auktion im<br />

<strong>Deutschen</strong> Sport & Olympia Museum findet<br />

am 15. Dezember 2007 statt. Auch an diesem<br />

Tag wird wie<strong>der</strong> eine Auktion zu Gunsten <strong>des</strong><br />

Museums stattfinden. Informationen zu<br />

Einlieferungen erhalten Sie unter 0221-<br />

3360966 o<strong>der</strong> unter info@sportmuseum.info.<br />

Brückenlauf 2007<br />

Es dauerte mehrere Minuten, bis auch <strong>der</strong><br />

Letzte <strong>der</strong> r<strong>und</strong> 5000 Teilnehmer endlich zum<br />

Zuge kam <strong>und</strong> über die Startlinie zum 27.<br />

Brückenlauf am <strong>Deutschen</strong> Sport & Olympia<br />

Museum schritt. Keine an<strong>der</strong>e Veranstaltung<br />

in Köln <strong>und</strong> über die Grenzen hinaus schafft<br />

es, den Breitensportler <strong>der</strong>art zum Mitlaufen<br />

zu mobilisieren <strong>und</strong> in seinen Bann zu ziehen.<br />

Den Startschuss zu dem sportlichen Highlight<br />

<strong>des</strong> Jahres gab Manfred Germar. Als Initiator<br />

<strong>des</strong> 1. Kölner Brückenlaufes <strong>und</strong> Vorstandsmitglied<br />

<strong>des</strong> Vereins Deutsches Sport &<br />

Olympia Museum gab er den Weg für die 15<br />

km lange Strecke über 5 Kölner Brücken frei.<br />

Der Brückenlauf ist ein echter Volkslauf, das<br />

zeigt sich neben <strong>der</strong> hohen Teilnehmerzahl<br />

auch an den zahlreichen Besuchern entlang<br />

<strong>der</strong> Strecke <strong>und</strong> dem familiären Treiben r<strong>und</strong><br />

um das Deutsche Sport & Olympia Museum<br />

vor, während <strong>und</strong> nach dem Lauf.<br />

84<br />

Manfred Germar gab den Startschuss zum 27. Kölner Brückenlauf<br />

am <strong>Deutschen</strong> Sport & Olympia Museum, hinter ihm lauert mit <strong>der</strong><br />

Startnummer 4098 bereits <strong>der</strong> spätere Sieger, Edgard Creemers.<br />

An <strong>der</strong> Spitze <strong>des</strong> Fel<strong>des</strong> wurde jedoch auch<br />

Spitzensport geboten. Wie im vergangenen<br />

Jahr schon, bekam die Veranstaltung durch<br />

einen schnellen Gastläufer aus Holland<br />

internationalen Touch. Und er erwies sich<br />

erneut als <strong>der</strong> wahre Brückenläufer. Mit<br />

weitem Abstand ließ <strong>der</strong> fliegende Hollän<strong>der</strong><br />

Edgard Creemers die Lokalmatadoren weit<br />

hinter sich <strong>und</strong> verteidigte mit 49:35 Minuten<br />

seinen Vorjahressieg. Bei den Frauen konnten<br />

sich die Läuferinnen <strong>des</strong> Gastgebers, dem ASV<br />

Köln, behaupten. Der erste <strong>und</strong> dritte Platz<br />

gingen an Veronica Pohl mit 59:32 Minuten<br />

<strong>und</strong> Dagmar Schädel mit 1:01:14 St<strong>und</strong>en.<br />

Den zweiten Platz gewann die (Ultra-)<br />

Langstreckenlegende Birgit Lennartz von <strong>der</strong><br />

LLG St. Augustin in einer Zeit von 1:00:40<br />

St<strong>und</strong>en. Der Letzte traf nach 2:22 St<strong>und</strong>en<br />

im Ziel ein.<br />

Neben den zahlreichen Zwischenverpflegungen<br />

wartete im Zielbereich ein ganz beson<strong>der</strong>er<br />

Verpflegungsstand auf die Teilnehmer:<br />

Die Basketball-Profis <strong>der</strong> Köln 99ers hatten<br />

sich spontan dazu entschlossen, die Läufe-<br />

rinnen <strong>und</strong> Läufer<br />

höchstpersönlich zu<br />

betreuen <strong>und</strong> ihnen<br />

nach einem anstrengenden<br />

Lauf<br />

Getränke, Bananen<br />

<strong>und</strong> Riegel anzureichen.<br />

Im Rahmen <strong>des</strong> 27.<br />

Brückenlaufes fand<br />

auch in diesem Jahr<br />

wie<strong>der</strong> ein Kin<strong>der</strong>lauf<br />

zu Gunsten <strong>der</strong><br />

Kin<strong>der</strong>kardiologie <strong>der</strong><br />

Uniklinik Köln statt.<br />

Die reduzierte<br />

Strecke von 5km<br />

wurde von einer<br />

Gruppe herzkranker<br />

Kin<strong>der</strong>n bestritten.<br />

Von <strong>der</strong> erbrachten<br />

Leistung war insbeson<strong>der</strong>e<br />

auch <strong>der</strong><br />

Titelsponsor DKV<br />

begeistert, <strong>der</strong> dies<br />

mit einer Spende<br />

von 800,00 €<br />

honorierte. Da<br />

schlugen die Kin<strong>der</strong>herzen<br />

nach dem<br />

Lauf vor Freude<br />

gleich noch mal<br />

höher.<br />

Triathlon - Cologne 226<br />

Beim ersten Ironman-Triathlon in Nordrhein-<br />

Westfalen hatten die Athleten nur ein Ziel das<br />

Deutsche Sport & Olympia Museum. Am<br />

Samstag, 1. <strong>und</strong> Sonntag, 2. September 2007<br />

gingen beim Köln Triathlon r<strong>und</strong> um den<br />

Fühlinger See <strong>und</strong> an <strong>der</strong> Rheinuferpromenade<br />

zahlreiche Weltklasseathleten aber auch<br />

zahlreiche Hobbysportler an den Start. Zu den<br />

klassischen Disziplinen kam in diesem Jahr<br />

erstmals auch ein echter Langdistanztriathlon,<br />

<strong>der</strong> "Cologne 226", hinzu, <strong>der</strong> über die volle<br />

Ironman-Distanz von insgesamt 226 Kilometern<br />

ging.<br />

Nachdem am Samstag, die Smart-Distanz<br />

kaum <strong>der</strong> Rede wert war, wurde es am<br />

Sonntag anstrengend. Zunächst ging <strong>der</strong><br />

klassische Triathlon über 2,5 Kilometer<br />

Schwimmen, 90 Kilometer Radfahren <strong>und</strong> 21<br />

Kilometer Laufen über die Bühne. Dann feiert<br />

<strong>der</strong> Kölntriathlon mit "Cologne 226" eine


NRW-Premiere, denn bisher wurde in<br />

Deutschlands größtem Bun<strong>des</strong>land noch kein<br />

Wettkampf über diese fast schon unmenschliche<br />

Distanz (3,8 km Schwimmen, 180 km<br />

Radfahren, 42,2 km Laufen) ausgetragen.<br />

Der Startpunkt für alle Wettkämpfe war die<br />

Regattabahn am Fühlinger See, das Ziel für<br />

die Wettkämpfe am Sonntag, war das Deut-<br />

Nach Beendigung seines 250. Triathlons<br />

überreichte Hermann Aschwer dem DSOM<br />

sein Finisher-Shirt für die Ausstellung.<br />

Nach 8:26,00 St<strong>und</strong>en erreicht Steffen<br />

Liebetrau nach 226 km das Ziel am <strong>Deutschen</strong><br />

Sport & Olympia Museum, im folgten 260<br />

weitere ‚Ironmen' <strong>und</strong> 25 ‘Ironwomen’.<br />

sche Sport & Olympia Museum, wo die<br />

erschöpften Triathleten von einer großartigen<br />

Kulisse empfangen wurden.<br />

Aus Hamm in Westfalen war mit Hermann<br />

Aschwer ein echter Triathlet-Guru angereist,<br />

dem die Ehrenr<strong>und</strong>e im Museum bereits<br />

einen Spind widmet. Der 60-Jährige beging<br />

seinen 250. Wettkampf <strong>und</strong> erinnert sich an<br />

den ersten Triathlon von Köln 1984: "Das<br />

Wasser war mit 14 Grad bitterkalt <strong>und</strong> ich<br />

trug den Badeanzug meiner Tochter. Damals<br />

haben mich alle für verrückt erklärt. Und<br />

heute laufen wir alle in diesen Strampelanzügen<br />

rum." Dann gesteht <strong>der</strong> Buchautor: "Ja,<br />

ein bisschen verrückt sind wir alle. Aber<br />

positiv verrückt."<br />

13.35 Uhr ist es, als Altmeister Aschwer nach<br />

21 Kilometern Laufen am <strong>Deutschen</strong> Sport &<br />

Olympia Museum das Ziel <strong>der</strong> klassischen<br />

Distanz erreicht - <strong>und</strong> er den Tag immer noch<br />

schön findet. "Nur die Laufstrecke war was<br />

kurz", sagt er doch tatsächlich. Um 16.15 Uhr<br />

trifft "Ironman" Steffen Liebetrau nach<br />

unglaublichen 226 Kilometern in acht St<strong>und</strong>en<br />

<strong>und</strong> 26 Minuten ein. Es dauert nochmals<br />

acht St<strong>und</strong>en <strong>und</strong> 53 Minuten bis <strong>der</strong> letzte<br />

<strong>und</strong> 261. Finisher das Ziel im Rheinauhafen<br />

erreicht. Doch auch er, Martin Krauss, ist eine<br />

Sieger, Sieger über sich selbst <strong>und</strong> Sieger <strong>der</strong><br />

Altersklasse Männer M70.<br />

Museumsnacht<br />

Auch in diesem Jahr gibt es in Köln die<br />

"Lange Nacht <strong>der</strong> Museen", dieses Mal am 3.<br />

November 2007. Das Deutsche Sport &<br />

Olympia Museum gehört seit Jahren zu den<br />

Magneten <strong>der</strong> Nacht <strong>und</strong> hofft, dass es auch<br />

in diesem Jahr wie<strong>der</strong> so sein wird. Ein<br />

facettenreiches Programm wurde zusammengestellt.<br />

So erwartet die Besucher die Son<strong>der</strong>ausstellung<br />

zum Nachlass von Walther von Adelson.<br />

Der Sportler <strong>und</strong> Sammler wurde 1921<br />

Deutscher Meister über 800 Meter <strong>und</strong> blieb<br />

dem Sport auch nach seiner aktiven Laufbahn<br />

verb<strong>und</strong>en: Als Funktionär, Fachjournalist <strong>und</strong><br />

vor allem als Olympiasammler. Seine Dokumentation<br />

<strong>der</strong> <strong>Olympischen</strong> Spiele von 1896<br />

bis 1960 mit originalen Briefmarken, Vignetten,<br />

Broschüren dürfte nicht nur Olympiafans<br />

ins Schwärmen bringen.<br />

Unter dem Titel: "Olympia - Werte -Wettkampf<br />

- Weltereignis" wird das Team <strong>des</strong><br />

<strong>Deutschen</strong> Sport & Olympia Museums einen<br />

Ausblick auf die Spiele im kommenden<br />

Sommer in China wagen <strong>und</strong> sowohl über die<br />

klassischen Ritualen vom Fackellauf bis zur<br />

Abschlussfeier berichten also auch die beson<strong>der</strong>en<br />

kulturellen <strong>und</strong> politischen Gegebenheiten<br />

in Peking betrachten.<br />

Von 20.00 Uhr bis 0.00 Uhr wird stündlich<br />

die Tanzperformance SEE! zu sehen sein. Das<br />

Label von Alexandra De<strong>der</strong>ichs <strong>und</strong> S. E.<br />

Struck präsentiert Kunstaktionen, die den<br />

Rahmen gängiger Tanz- <strong>und</strong> Theateraufführungen<br />

sprengen. Zwischen Alltag <strong>und</strong><br />

Inszenierung wird <strong>der</strong> Zuschauer aufgefor<strong>der</strong>t,<br />

wirklich genau hinzusehen. Vielleicht<br />

begreift er am Ende, was sich hinter den<br />

Programmpunkten "Volkstänze" <strong>und</strong> "Schlafsalon"<br />

verbirgt!<br />

Zwischen durch erklären die Choreographen<br />

Caroline Simon, Morgan Nardi, Felix Marchand<br />

<strong>und</strong> Silke Z. noch wie Tanzstücke<br />

entstehen. Ihr Projekt "DIE IDEE" zielt auf den<br />

Ursprung <strong>des</strong> kreativen Gedankens. Unterschiedliche<br />

Möglichkeiten <strong>der</strong> Umsetzung<br />

Creative Spots - Skateboarding <strong>und</strong> Art, die<br />

Eröffnung <strong>der</strong> Ausstellung war ein großer<br />

Erfolg. Selten war eine Vernissage so bunt <strong>und</strong><br />

lebendig, das Publikum so neu <strong>und</strong> kreativ.<br />

Kaum waren die Reden verklungen wandten<br />

sich Skateboar<strong>der</strong> wie<strong>der</strong> ihrem Sportgerät zu<br />

<strong>und</strong> um kreisten das Museum. Topact <strong>des</strong><br />

Abends war <strong>der</strong> Wall-Ride, hier für war eigens<br />

eine Rampe vor dem Museum aufgebaut<br />

worden.<br />

85


egeistern durch ihre freche <strong>und</strong> humorvolle<br />

Unvorhersehbarkeit!<br />

Sammlungsneuheiten<br />

Märchenhaftes Geschenk<br />

Christian "Blacky" Schwarzer fühlte sich<br />

wie<strong>der</strong> einmal wie im Märchen. Das Auftaktspiel<br />

<strong>der</strong> Handball-Bun<strong>des</strong>ligasaison 2007/08,<br />

am Mittwoch, dem 29. August 2007, gegen<br />

den Titelaspiranten VfL Gummersbach in <strong>der</strong><br />

Kölnarena gewann <strong>der</strong> neu verpflichtete<br />

Spieler im Team <strong>der</strong> Rhein-Neckar-Löwen<br />

nicht nur eindrucksvoll mit 32 : 23, son<strong>der</strong>n<br />

weckte in ihm noch frische Erinnerungen an<br />

Gemeinsam mit dem Yogastudio Lord Vishnus Couch <strong>und</strong> Carpe<br />

Diem, dem ges<strong>und</strong>en Erfrischungsgetränk, lud das Deutsche Sport<br />

& Olympia Museum seine Besucher in den Sommermonaten auf<br />

das Dach <strong>des</strong> Museums ein.<br />

Hier wie über den Dächern 15 weiterer europäischer Metropolen<br />

wurde dieses Jahr während <strong>der</strong> Sommermonate Urban Yoga<br />

durchgeführt. Insgesamt nahmen mehr als 3.000 Teilnehmer die<br />

Gelegenheit wahr, Yoga-Lektionen, geleitet von professionellen<br />

Yoga-Lehrern an sicher außergewöhnlichen Orten mitten in <strong>der</strong><br />

Stadt <strong>und</strong> unter freiem Himmel zu genießen.<br />

Wegen <strong>der</strong> oft kühlen Witterung konnten in Köln nicht alle Termine<br />

durchgeführt werden, dennoch freuen sich alle die teilnahmen<br />

jetzt schon auf eine Fortsetzung im nächsten Jahr.<br />

86<br />

ein weit größeres Ereignis - dem unvergesslichen<br />

"Wintermärchen".<br />

An gleicher Wirkungsstätte hatte <strong>der</strong> 310fache<br />

Nationalspieler einige Monate zuvor<br />

mit dem Gewinn <strong>der</strong> Weltmeisterschaft<br />

seinen bislang größten sportlichen Erfolg<br />

errungen. Von Bun<strong>des</strong>trainer Heiner Brand<br />

eher notgedrungen nach über zweijähriger<br />

Län<strong>der</strong>spielpause im laufenden Wettbewerb<br />

nachnominiert, entwickelte sich <strong>der</strong> 37jährige<br />

Kreisläufer <strong>und</strong> Abwehrrecke Christian<br />

Schwarzer schnell zu einem <strong>der</strong> Leistungsträger<br />

<strong>und</strong> Garanten für den Titelgewinn.<br />

Sein Trikot mit <strong>der</strong> Nummer 41 habe<br />

ihn, so "Blacky", dabei zusätzlich motiviert<br />

<strong>und</strong> angespornt, spielt doch mit dieser<br />

Nummer auch sein Fre<strong>und</strong> <strong>und</strong> NBA-Star<br />

Dirk Nowitzki.<br />

Christian Schwarzer<br />

schenkte dieses<br />

Trikot im Anschluss<br />

an das eingangs<br />

Sein Trikot aus dem Vorr<strong>und</strong>enspiel gegen<br />

den späteren Endspielgegner Polen<br />

schenkte Christian "Blacky" Schwarzer dem<br />

<strong>Deutschen</strong> Sport & Olympia Museum.<br />

erwähnte Bun<strong>des</strong>ligaspiel nun dem <strong>Deutschen</strong><br />

Sport & Olympia Museum, damit die<br />

Erinnerung an das faszinierende "Wintermärchen"<br />

dauerhaft erhalten bleibt.<br />

W. Lewitzki<br />

Bereits mehrfach hat <strong>der</strong> neue Nachbar <strong>des</strong> <strong>Deutschen</strong> Sport &<br />

Olympia Museums, die Vertriebszentrale <strong>des</strong> Software-Giganten<br />

Microsoft für große Veranstaltungen im Museum gesorgt, so auch<br />

am 11. Oktober 2007 mit dem Microsoft Technologie Tag 2007.Aus<br />

sportlicher Sicht war <strong>der</strong> Höhepunkt <strong>des</strong> Tages das Interview <strong>der</strong><br />

Mo<strong>der</strong>atorin <strong>des</strong> FC-Bayern-TV, Alexandra Polzin, mit dem Fußball-<br />

Europameister von 1996, Fredi Bobic. "Das Schönste Erlebnis in<br />

meiner Fußball-Karriere war mein erstes Tor!", sagte Bobic zum<br />

Abschluss das Gesprächs. Das Leuchten seiner Augen bei <strong>der</strong><br />

Erinnerung an diesen Moment bestätigte dies eindrucksvoll.


Wir tragen das Feuer im Herzen.<br />

neckermann.de ist stolz darauf, Partner <strong>der</strong> deutschen Olympiamannschaft zu sein.


Die neue C-Klasse. Auch in Gold, Silber<br />

o<strong>der</strong> Bronze erhältlich.<br />

Merce<strong>des</strong>-Benz unterstützt als offizieller Partner die Medaillenjagd <strong>der</strong> deutschen Olympiamannschaft 2008.<br />

� Nur die besten Sportler kommen<br />

in die Olympiamannschaft. Merce<strong>des</strong>-Benz<br />

<strong>und</strong> die neue C-Klasse sind stolz darauf, als<br />

Partner mit dabei sein zu dürfen. Wie die<br />

Olympiamannschaft vereint auch die neue<br />

C-Klasse herausragende Eigenschaften mit-<br />

einan<strong>der</strong>. Sie ist einerseits agil <strong>und</strong> sportlich,<br />

an<strong>der</strong>erseits kultiviert <strong>und</strong> souverän. Darum<br />

sollten Sie sich, am besten bei einer Probe-<br />

fahrt, genügend Zeit nehmen, sie ganz in Ruhe<br />

auf sich wirken zu lassen. Es lohnt sich, denn<br />

Sie werden ein Auto wie kein zweites erleben.<br />

www.merce<strong>des</strong>-benz.de/c-klasse

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