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Zeitschrift des Deutschen Olympischen Sportbundes und der ...

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Die Forschungslandschaft <strong>und</strong> damit die Universitäten als die<br />

wichtigsten wissenschaftlichen Institutionen befinden sich<br />

national wie international in einem <strong>der</strong> größten Umgestaltungsprozesse<br />

in den letzten Jahrzehnten. Davon sind auch<br />

die Sportwissenschaft an den Universitäten - <strong>und</strong> damit letztlich<br />

auch die weiteren Forschungseinrichtungen wie das IAT - betroffen.<br />

Die Sportwissenschaft an den Universitäten selbst (<strong>und</strong> nur sie) muss<br />

Antworten auf die aktuellen Herausfor<strong>der</strong>ungen an den Universitäten<br />

finden, die an<strong>der</strong>e sind als in den Sechziger <strong>und</strong> Siebziger Jahren,<br />

als es um die Gründung <strong>der</strong> Sportwissenschaft <strong>und</strong> später - in den<br />

Achtziger <strong>und</strong> Neunziger Jahren - um die Konsolidierung <strong>und</strong> um<br />

den Ansehenszuwachs <strong>der</strong> Sportwissenschaft als vollwertiges Fach<br />

mit Promotions- <strong>und</strong> Habilitationsrecht an den Universitäten ging.<br />

Ohne die Unterstützung <strong>des</strong> damaligen DSB <strong>und</strong> <strong>des</strong> BISp insbeson<strong>der</strong>e<br />

in den Gründungs- <strong>und</strong> Konsolidierungsjahren wäre die Entwicklung<br />

<strong>der</strong> Sportwissenschaft an den Universitäten sicherlich nicht<br />

in dieser Weise <strong>und</strong> wahrscheinlich auch weniger positiv verlaufen.<br />

Diese bedeutende Rolle haben heute we<strong>der</strong> <strong>der</strong> DOSB noch das BISp<br />

inne. Beide sind zwar nach wie vor wichtige Partner <strong>der</strong> Sportwissenschaft,<br />

aber das Verhältnis zu ihnen muss beidseitig neu gestaltet<br />

<strong>und</strong> neu gef<strong>und</strong>en werden.<br />

Wir stehen an den Universitäten vor <strong>der</strong> Herausfor<strong>der</strong>ung eines<br />

flächendeckenden Dezentralisierungsprozesses, in dem sowohl<br />

zwischen den einzelnen Standorten als auch zwischen den Fächern<br />

innerhalb einer Universität ein erheblicher Wettbewerbsdruck<br />

herrscht. Es gibt die klare Notwendigkeit <strong>der</strong> Profilbildung an den<br />

Universitäten mit allen Konsequenzen. Rezepte wie z.B. die Idee einer<br />

zentralen Steuerung <strong>der</strong> universitären Sportwissenschaft, wie sie<br />

vielleicht in den Grün<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Konsolidierungsjahren Erfolg versprechend<br />

waren, greifen heute nicht mehr. An<strong>der</strong>e Konzepte sind<br />

erfor<strong>der</strong>lich. Bei <strong>der</strong> Profilbildung <strong>und</strong> dem Dezentralisierungsprozess<br />

handelt es sich im Übrigen auch nicht um eine Zerklüftung <strong>der</strong><br />

sportwissenschaftlichen Landschaft, die zur Begradigung in zentrale<br />

Strukturen (wie z. B. ein Zentralinstitut für Sportwissenschaft in<br />

einem wissenschaftlichen Verb<strong>und</strong>system Leistungssport) Anlass gibt,<br />

son<strong>der</strong>n es handelt sich hier um die Chance, die Dezentralität als<br />

Chance für produktiven Wettbewerb <strong>und</strong> zur Verbesserung sportwissenschaftlicher<br />

Leistungen für den Sport zu begreifen.<br />

Die Universitäten sind mittlerweile Unternehmen in eigener Sache,<br />

denen zwar <strong>der</strong> rechtliche Rahmen (etwa die Einführung konsekutiver<br />

Studiengänge, die Einführung <strong>der</strong> W-Besoldung o<strong>der</strong> <strong>des</strong> Globalhaushalts)<br />

seitens <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong> o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> vorgegeben werden,<br />

die konkrete Ausgestaltung liegt aber inhaltlich wie formal bei den<br />

einzelnen Universitäten selbst - sieht man vielleicht noch von einigen<br />

wenigen Bun<strong>des</strong>län<strong>der</strong>n ab. So schreiben in vielen Fällen konsequenterweise<br />

Ministerien nicht mehr vor, wie konkret z.B. eine Sportlehrerausbildung<br />

aussieht, ob <strong>und</strong> wie welche Professur ausgeschrieben,<br />

besetzt <strong>und</strong> bezahlt wird <strong>und</strong> auch nicht, welches Fach an welcher<br />

Universität zu finden ist.<br />

Es gibt die klare Notwendigkeit <strong>der</strong> Einwerbung von substanziellen<br />

Drittmitteln in relevanter Höhe (vorzugsweise von <strong>der</strong> DFG, dem<br />

BMBF, <strong>der</strong> EU o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en internationalen Forschungsför<strong>der</strong>organisationen).<br />

Der entsprechende Evaluationsdruck wird weiter steigen -<br />

nicht nur im Rahmen <strong>der</strong> Exzellenzinitiative <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>, son<strong>der</strong>n im<br />

Gr<strong>und</strong>e an je<strong>der</strong> Universität, für je<strong>des</strong> Fach <strong>und</strong> damit auch für jede<br />

6<br />

sportwissenschaftliche Institution. Alle wissenschaftlichen Leistungen,<br />

ob nun Publikationen o<strong>der</strong> die Einwerbung von Mitteln, werden<br />

noch verstärkter als bisher anhand verschiedenster Kennziffern intern<br />

wie extern bewertet werden, <strong>und</strong> die Bedeutung <strong>des</strong> "Peer Review"<br />

wird, so wie in an<strong>der</strong>en Wissenschaften auch, in <strong>der</strong> Sportwissenschaft<br />

weiter zunehmen - im Übrigen auch Anfor<strong>der</strong>ungen, wie sie<br />

neben an<strong>der</strong>en Aspekten <strong>der</strong> Wissenschaftsrat vor kurzem in seinem<br />

(richtigen <strong>und</strong> kritischen) Gutachten über die bisherige Tätigkeit <strong>des</strong><br />

BISp klar formuliert hat.<br />

Die Notwendigkeit <strong>der</strong> Vernetzung <strong>der</strong> Sportwissenschaft mit nationalen<br />

wie internationalen Partnern steigt stetig. Gleichzeitig ist <strong>der</strong><br />

Generationenwechsel in <strong>der</strong> Sportwissenschaft in vollem Gange, was<br />

auch bedeutet, dass in je<strong>der</strong> Universität die Frage intensiv über die<br />

Rolle <strong>und</strong> Positionierung <strong>der</strong> Sportwissenschaft gestellt wird, wenn es<br />

darum geht, ob überhaupt<br />

<strong>und</strong> wenn ja, wie<br />

sportwissenschaftliche<br />

Professuren <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e<br />

Stellen wie<strong>der</strong>besetzt<br />

werden. Dies geht, wie<br />

wir in den letzten<br />

Monaten sehen konnten,<br />

dann auch zuweilen<br />

um die Schließung<br />

von sportwissenschaftlichen<br />

Instituten. Auf<br />

<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite gibt<br />

es aber auch sportwissenschaftlicheStandorte,<br />

die ihre Position<br />

innerhalb <strong>der</strong> Universität<br />

konsolidiert <strong>und</strong><br />

zuweilen auch ausgebaut<br />

haben.<br />

Die Sportwissenschaft<br />

steht vor großen<br />

Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>und</strong> Verän<strong>der</strong>ungen.<br />

Die Notwendigkeit von<br />

Verän<strong>der</strong>ungen bietet aber auch gleichzeitig die Chance <strong>der</strong> Diskussion,<br />

<strong>der</strong> Neuorientierung, <strong>der</strong> Bündelung von Kräften <strong>und</strong> die Möglichkeit<br />

<strong>der</strong> Herstellung von Zukunftsfähigkeit. Wichtig ist, dass wir<br />

neue Antworten auf die Herausfor<strong>der</strong>ungen finden, <strong>und</strong> klar wird,<br />

dass die Zukunft <strong>der</strong> Sportwissenschaft, natürlich nicht nur, aber<br />

insbeson<strong>der</strong>e in ihren eigenen Händen liegt, nicht per zentraler<br />

Steuerung, son<strong>der</strong>n durch die Entwicklung <strong>und</strong> Stärkung <strong>der</strong> dezentralen<br />

sportwissenschaftlichen Institutionen an den Hochschulen.<br />

Dies heißt aber auch, dass die Sportwissenschaft sich <strong>der</strong> Wettbewerbslogik<br />

<strong>der</strong> Universitäten <strong>und</strong> dem Wettbewerb mit an<strong>der</strong>en<br />

Fächern, auch mit den sogenannten Mutterwissenschaften, zu stellen<br />

hat.<br />

Nun haben Sportwissenschaftlerinnen <strong>und</strong> Sportwissenschaftler<br />

allen Gr<strong>und</strong>, auch selbstbewusst zu sein <strong>und</strong> diese Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

in eigener Verantwortung anzunehmen. An<strong>der</strong>e (Institutionen)<br />

als die Sportwissenschaft selbst mit ihrem Tun <strong>und</strong> Handeln werden<br />

unsere Probleme nicht für uns lösen (können). Die fachwissenschaft-

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