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Zeitschrift des Deutschen Olympischen Sportbundes und der ...

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Nationalspielerin Silvia Neid bei <strong>der</strong> WM im September da fort,<br />

wo die "Klinsmänner" im Juli 2006 mit dem grandiosen Sieg<br />

gegen Portugal um WM-Bronze aufgehört hatten.<br />

Beim Finale gegen die in den letzten Jahren stark verbesserten<br />

Brasilianerinnen um die Fußballikone Marta hatte das ZDF<br />

einen enormen Marktanteil von r<strong>und</strong> 50 Prozent, in <strong>der</strong> Spitze<br />

waren bis zu zwölf Millionen engagierte Fernsehzuschauer hier<br />

zu Lande zugeschaltet. Der für den Sport anständige Bun<strong>des</strong>innenminister<br />

Wolfgang Schäuble dokumentierte den hohen<br />

Stellenwert <strong>des</strong> Ereignisses mit seiner Anwesenheit vor Ort,<br />

schwärmte von einem "sehr aufregenden Spiel". Der allgemeinen<br />

Begeisterung konnten <strong>und</strong> wollten sich natürlich auch die<br />

Printmedien nicht entziehen. Beispielsweise brachte die F.A.Z<br />

am 1. Oktober den dreispaltigen "Aufmacher", die Hauptnachricht<br />

<strong>des</strong> Tages auf <strong>der</strong> ersten Seite: "Frauen wie<strong>der</strong> Fußball-<br />

Weltmeister". An<strong>der</strong>e Tageszeitungen reagierten aus guten<br />

Gründen ähnlich. Mit dem großen Medieninteresse stieg naturgemäß<br />

auch <strong>der</strong> Bekanntheitsgrad <strong>der</strong> Nationalspielerinnen.<br />

Die fabelhaften Erfolge <strong>der</strong> "Kickerinnen <strong>der</strong> Nation" gründen<br />

auf einer ges<strong>und</strong>en Mischung von geballter Erfahrung - sechs<br />

WM-Spielerinnen haben es auf jeweils über 120 Län<strong>der</strong>spiele<br />

gebracht - <strong>und</strong> aufstrebendem Talent: fünf Finalistinnen sind<br />

zwischen 19 <strong>und</strong> 23 Jahre jung. Beim beson<strong>der</strong>en Engagement<br />

von A wie Torfrau Angerer, <strong>der</strong> besten <strong>der</strong> WM, bis Z wie DFB-<br />

Präsident Zwanziger, einem ausgewiesenen För<strong>der</strong>er <strong>des</strong> Frauenfußballs,<br />

ist ergiebige Kontinuität angesagt; die Perspektiven<br />

sind rosig, wobei es bei den Spielerinnen durchaus noch Entwicklungspotenzial<br />

gibt. Dies gilt beson<strong>der</strong>s für die Bun<strong>des</strong>liga<br />

<strong>der</strong> Frauen, die eine weit größere Aufmerksamkeit (auch <strong>der</strong><br />

Medien) verdient; die Nationalmannschaft muss schließlich auf<br />

die Asse <strong>der</strong> ersten Liga bauen können. Mit dem erneuten WM-<br />

Titelgewinn haben die Fußball-Frauen auch bedeutende weitere<br />

Aufbauarbeit geleistet. Der DFB kann nach <strong>der</strong> w<strong>und</strong>erbaren<br />

WM 2006 auf ein "Sommermärchen" auch im Jahr 2011 im<br />

eigenen Land hoffen, mit hoch talentierten Gastspielerinnen<br />

sowie deutschen Hauptdarstellerinnen.<br />

Michael Burau<br />

Tradition schlägt Trend<br />

itnessboom <strong>und</strong> Fitnesswahn liegen nicht weit auseinan<strong>der</strong>.<br />

Dass die Grenzen oft sogar fließend sind, bezeugt eine<br />

wachsende Anhängerschaft auf <strong>der</strong> Suche nach dem Ich in<br />

den Gefilden individueller Leistungsfähigkeit. Sie lässt sich<br />

kö<strong>der</strong>n von immer neuen Varianten seltsamen bis abson<strong>der</strong>lichen<br />

Tuns <strong>und</strong> Treibens, für die begriffliche Superlative selbstverständliche<br />

Begleiter sind. Da werden ungeahnte Körperwelten<br />

am Fließband entdeckt <strong>und</strong> Bewegungsrevolutionen im<br />

Monatstakt ausgerufen. Raus aus <strong>der</strong> Trägheits- <strong>und</strong> Passivitätsfalle<br />

<strong>und</strong> rein ins aktionsgeladene Dasein nimmermü<strong>der</strong><br />

Persönlichkeitsverän<strong>der</strong>ungen. So wird selbst das kitschigste<br />

Freizeit- <strong>und</strong> Tourismus-Erlebnis zum Extremismus-Abenteuer<br />

von Emma <strong>und</strong> Otto Normalverbraucher.<br />

OF-KOMMENT<br />

OF-KOMMENTARE<br />

ARE<br />

F<br />

Das Werbegetöse <strong>und</strong> Medienrauschen in Sachen Körperkult<br />

<strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsstreben will schier kein Ende nehmen. Man<br />

warnt vor allem was falsch <strong>und</strong> preist alles was richtig ist. Die<br />

Argumentationskette ist so logisch wie lang <strong>und</strong> lässt auch<br />

wissenschaftliche Begründungen nicht vermissen. Keine<br />

Chance also mehr für fehlgesteuerten Lebensstil. Von <strong>der</strong><br />

Kin<strong>der</strong>krippe bis ins Altenheim geht ein Ruck durch die Gesellschaft,<br />

<strong>der</strong> Dauer-Power verheißt. Wie aber kommt es, so fragt<br />

man sich zunehmend verständnislos, dass in dieser Fitness-<br />

Diktatur immer mehr Menschen mit Übergewicht <strong>und</strong> an<strong>der</strong>en<br />

ges<strong>und</strong>heitlichen Gefährdungen registriert werden. Auch hier<br />

beginnen die Besorgnis erregenden Statistiken bei Kleinkin<strong>der</strong>n<br />

<strong>und</strong> enden auf <strong>der</strong> Seniorenstation. Ist <strong>der</strong> ganze Boom<br />

<strong>und</strong> Wahn also ein Scheingefecht unter Vortäuschung falscher<br />

Tatsachen?<br />

Sicher scheint, dass die Bewegungslawine, die durch´s Land<br />

läuft <strong>und</strong> rollt <strong>und</strong> klappert <strong>und</strong> holpert, bezüglich kollektiver<br />

<strong>und</strong> flächendecken<strong>der</strong> Wirkung weit überschätzt wird. Fachleute<br />

belegen längst die absolute Oberflächlichkeit <strong>und</strong> auch<br />

Kurzlebigkeit vieler vermeintlicher Trends. So ist das eben mit<br />

dem Werbegeklingel um Moden <strong>und</strong> Marotten, die keineswegs<br />

durchschlagende Resonanz finden <strong>und</strong> morgen schon im<br />

Ausverkauf o<strong>der</strong> auf dem Ramschtisch landen. Fast sensationell<br />

wirkt dagegen eine Entwicklung wi<strong>der</strong> den Zeitgeist. Das<br />

im Vergleich mit den tausend Wellness-W<strong>und</strong>ern geradezu<br />

simple Wan<strong>der</strong>n feiert nicht nur fröhliche Urständ, son<strong>der</strong>n<br />

erfreut sich schon länger stetig wachsen<strong>der</strong> Beliebtheit in<br />

allen Alterklassen. Tradition schlägt Trend! Hier sind sie also,<br />

die gr<strong>und</strong>soliden Perspektiven einer Millionenbewegung ohne<br />

schrille Begleitmusik. Das ist sogar Sympathiewerbung für die<br />

ansonsten argumentativ längst totgetrampelte Freizeit- <strong>und</strong><br />

Fitnesslandschaft.<br />

Harald Pieper<br />

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