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Zeitschrift des Deutschen Olympischen Sportbundes und der ...

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PABST: Ja, das ist Aktionismus pur.<br />

OF: Wird PWC <strong>der</strong> Nachfrage noch Herr?<br />

PABST: Noch ist es nicht so, dass wir passen müssen. Aber die<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen werden immer komplexer. Früher mussten wir nur<br />

hinfahren zum Wettkampf <strong>und</strong> kontrollieren, heute verlangen die<br />

Verbände, dass wir schon im Vorfeld die gesamte Kontrollstruktur<br />

aufbauen.<br />

OF: Wer sind die Auftraggeber von PWC, nationale Institutionen bei<br />

Trainingskontrollen <strong>und</strong> bei Wettkampfkontrollen auch internationale?<br />

PABST: Nationale Trainingskontrollen<br />

machen wir nur<br />

für die Nada, 4.000 bis 4.500<br />

im Jahr. Man spricht davon,<br />

dass die Anzahl für 2008<br />

verdoppelt werden könnte.<br />

Dann werden wohl auch<br />

Blutkontrollen eingebaut.<br />

Deshalb bemühen wir uns<br />

jetzt um eine Ärzteriege, Blut<br />

darf, zumin<strong>des</strong>t in Deutschland,<br />

nur im Beisein von<br />

Medizinern getestet werden.<br />

Aufträge für Wettkampfkontrollen<br />

kommen von deutschen<br />

<strong>und</strong> internationalen<br />

Verbänden.<br />

OF: Gibt es Probleme mit diesem "standard of testing"?<br />

PABST: Bei unangemeldeten Trainingskontrollen. Das geht nur gut,<br />

wenn man ein klassisches "Whereabout" hat: Wo steckt <strong>der</strong> Athlet?<br />

Pflegt er seine Daten gut, entstehen keine Schwierigkeiten, meldet er<br />

sich nicht rechtzeitig ab, haben wir gleich Hänger drin. Bei Nada-<br />

Tests dürfen wir erst nach Anfahren aller vorgegebenen Adressen den<br />

Sportler anrufen. Bei <strong>der</strong> Wada muss zwei St<strong>und</strong>en gewartet <strong>und</strong><br />

dokumentiert werden, wo man überall war, <strong>und</strong> dann fährt man<br />

wie<strong>der</strong> nach Hause.<br />

OF: Die Sache mit <strong>der</strong> Abmeldepflicht, wann bekommen die Athleten<br />

das in den Griff?<br />

PABST: Wenn alle gelernt haben, mit dem Internet umzugehen.<br />

OF: Sind PWC-Kontrolleure allein unterwegs?<br />

PABST: Meist zu zweit, vor allem wenn mehrere Kontrollen gemacht<br />

werden müssen, einzelne an einem Ort können auch von einem<br />

vorgenommen werden, dagegen kann es keine juristischen Einwände<br />

geben.<br />

OF: Dass Dopingbetrüger Trickser sind, weiß man inzwischen. Sind<br />

PWC-Mitarbeiter noch auszutricksen, woher hat PWC Kenntnis von<br />

den Tricks?<br />

OF-INTERVIEW<br />

PABST: Wir tauschen unsere Erfahrungen aus, auch international, wir<br />

treffen uns zwei Mal im Jahr, da wird dann erzählt, wie gewisse Dinge<br />

passiert sind. Auf Kongressen hört man von diesen <strong>und</strong> jenen Tricks,<br />

das gibt man weiter. Natürlich kann man uns auch austricksen. In den<br />

meisten Fällen hat sich dann gezeigt: Wenn etwas nicht koscher war,<br />

waren die Sportler sichtbar unsicher <strong>und</strong> nervös. Wir haben jetzt eine<br />

Möglichkeit bekommen, eine Zweitprobe eine St<strong>und</strong>e später anzuordnen,<br />

wenn wir einen internen Verdacht haben. Dem Sportler gegenüber<br />

darf <strong>der</strong> jedoch nicht geäußert werden.<br />

OF: Gewissensfrage: Wer kontrolliert eigentlich die Kontrolleure?<br />

PABST: Das Problem beschäftigt mich seit zehn Jahren. Ich bin noch<br />

auf <strong>der</strong> Suche nach einem geeigneten Supervisor. Ich kriege schon<br />

mit, wenn Fehler passieren, die werden aufgelistet. Je<strong>der</strong> hat eine<br />

gewisse Obergrenze <strong>des</strong>sen, was er sich erlauben kann.<br />

OF: Sind Ärzte <strong>und</strong> Pharmakologen die eigentlichen Gegner <strong>der</strong><br />

Kontrolleure <strong>und</strong> nicht so sehr die Sportler?<br />

PABST: Richtig, die Leute aus dem Hintergr<strong>und</strong> <strong>des</strong> Sportlers sind<br />

unsere Kontrahenten. Ich sehe die Sportler zwar nicht in einer reinen<br />

Opferrolle, aber sie sind doch leicht verführbar.<br />

OF: Wer sind die schlimmeren Finger, Ärzte o<strong>der</strong> Pharmakologen?<br />

PABST: Die Pharmakologen, ein Mediziner weiß nicht, wie die<br />

Analyse <strong>und</strong> chemische Reaktionen ablaufen, ein krimineller Pharmazeut<br />

würde uns sehr wehtun.<br />

OF: Deutsche Sportler behaupten oft, ihr Kontrollsystem sei das<br />

Beste, an<strong>der</strong>e würden nicht so häufig getestet <strong>und</strong> seien <strong>des</strong>halb im<br />

Vorteil. Wie gut ist das deutsche System objektiv gesehen?<br />

PABST: Ich will vielen dieser Sportler Recht geben, dass unser System<br />

relativ gut ist, was die Durchführungsrichtlinien angeht, also wie wir<br />

kontrollieren. Lücken hat es sicher in dieser Beziehung: Der Testpool<br />

ist zu groß, 9.000 Athleten <strong>und</strong> nur 4.000 Kontrollen. Da hat je<strong>der</strong><br />

eine gute Chance, dass er davonkommt. Der neue nationale Testpool<br />

<strong>der</strong> Nada soll 1.900 Sportler betragen <strong>und</strong> die Kontrollanzahl verdoppelt<br />

werden, dann kommen wir auf vier bis fünf pro Jahr <strong>und</strong> Athlet.<br />

Dann könnte man von Benachteiligung sprechen, weil an<strong>der</strong>e nicht<br />

so oft kontrolliert werden, folglich dopen können. Wenn ich nur an<br />

Weißrussland denke, wo wir nicht so ohne weiteres einreisen können.<br />

Wir brauchen die internationale Harmonisierung <strong>der</strong> Kontrolle.<br />

OF: Zum Schluss aus Ihrer Sicht bitte ein Ausblick auf die Dopingkontrolle<br />

<strong>der</strong>, sagen wir, nächsten zehn Jahre. Geht das eher zum<br />

Positiven o<strong>der</strong> zu noch mehr Schwierigkeiten?<br />

PABST: Zum Positiven, weil <strong>der</strong> Druck <strong>der</strong> Medien zunimmt <strong>und</strong> sich<br />

wohl auch an<strong>der</strong>e Nationen diesem Druck beugen werden. Und es<br />

wird vermehrt über Blut kontrolliert, Blutprofile werden angelegt.<br />

Entscheidend für die Zukunft wird die Frage <strong>der</strong> Harmonisierung sein.<br />

Das Interview führt Michael Gernandt<br />

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