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Zeitschrift des Deutschen Olympischen Sportbundes und der ...

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Sinnsuche unter erschwerten<br />

Bedingungen<br />

D<br />

oping, Millionenbörsen <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e Belastungen decken<br />

im Augenblick den Sport zu. Mit dem tieferen Sinn <strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> Humanität <strong>des</strong> Sports hat dies nichts zu tun. Wenn Konrad<br />

Lorenz etwa den Sport als ein Mittel interpretiert, durch das<br />

<strong>der</strong> Aggressionstrieb <strong>des</strong> Menschen sich sublimiert <strong>und</strong> die<br />

zerstörerischen Kräfte in die schöpferische Atmosphäre <strong>des</strong><br />

Spiels erhoben werden, dann finden wir hier eine Sinndeutung<br />

<strong>des</strong> Sports, die ihn wie<strong>der</strong> dem Wesen <strong>des</strong> Menschen einbezieht<br />

<strong>und</strong> aus heimatlosem Vagab<strong>und</strong>ieren zurückzuholen<br />

versucht. Doch die Welt <strong>des</strong> Sports ist an<strong>der</strong>s geworden.<br />

Dennoch muss man nach <strong>der</strong> Humanität <strong>und</strong> dem Sinn <strong>des</strong><br />

Sports fragen, um ihn wie<strong>der</strong> auf den richtigen Weg zu bringen.<br />

Ges<strong>und</strong>heit ist eben nicht einfach identisch mit <strong>der</strong><br />

Intaktheit körperlicher Funktion. Deshalb kann auch die Hochform<br />

<strong>der</strong> Ges<strong>und</strong>heit nicht einfach in <strong>der</strong> Steigerung körperlicher<br />

Funktionen bestehen, wie sie vom Leistungssport bewirkt<br />

wird. Man darf in diesem Sinne die Frage <strong>der</strong> Ges<strong>und</strong>heit nicht<br />

stellen, ohne ständig an dem Maß zu nehmen, was <strong>der</strong> Sport<br />

seinem Wesen nach ist. Welche Rolle spielt nun <strong>der</strong> Sport in<br />

<strong>der</strong> ganzen menschlichen Existenz?<br />

Dass <strong>der</strong> Mensch seine Natur nicht einfach annimmt, son<strong>der</strong>n<br />

etwas aus ihr macht, dass er sie nicht als gegeben hinnimmt,<br />

son<strong>der</strong>n sie als Aufgabe <strong>der</strong> Bearbeitung erlebt, das ist das<br />

Motiv je<strong>der</strong> Kultur. Indem <strong>der</strong> Mensch trainiert <strong>und</strong> neben dem<br />

Geist auch seinen Körper bildet - es handelt sich hier wirklich<br />

um eine Bildungsaufgabe - erlebt er den Leib als eine Herausfor<strong>der</strong>ung,<br />

die er annimmt <strong>und</strong> die zu Zielen aufruft. So ist <strong>der</strong><br />

Sinn <strong>des</strong> Sports in <strong>der</strong> menschlichen Sendung zur Kultur<br />

begründet. Sieht man die Dinge so, dann gewinnt auch die<br />

Spitzenleistung ihre positive Bedeutung, <strong>und</strong> wir finden von da<br />

aus vielleicht sogar einen neuen Aspekt <strong>des</strong> Leistungssports<br />

<strong>und</strong> <strong>des</strong> Hochleistungssports. Es wäre sicher eine Verirrung, die<br />

wir immer wie<strong>der</strong> beobachten, wenn wir den Rekord nur unter<br />

dem Gesichtspunkt <strong>der</strong> Sensation <strong>und</strong> <strong>des</strong> Star-Betriebs sähen.<br />

Man verbaut sich den unbefangenen Zugang zu einem Phänomen,<br />

wenn man nur seinen Missbrauch ins Auge fasst. Die<br />

Höchstleistung hat von Hause aus einen ganz an<strong>der</strong>en <strong>und</strong><br />

durchaus legitimen Sinn, <strong>und</strong> zwar in doppelter Hinsicht:<br />

1. Was auch immer <strong>der</strong> Sport ist, auf jeden Fall geht es in ihm<br />

um Leistung. Der Begriff <strong>der</strong> Leistung ist aber nicht zu<br />

bilden, ohne gleichzeitig ein Maß zu setzen, an dem sie<br />

gemessen wird. Sobald aber das Maß ins Spiel kommt, ist<br />

auch die Frage nach dem Höchstmaß gesetzt. Die größte<br />

Faszination <strong>des</strong> Sports ergibt sich gewiss aus <strong>der</strong> Frage,<br />

wann die absolute Grenze <strong>des</strong> menschlichen Leistungsvermögens<br />

erreicht sein könne, wann also <strong>der</strong> Rekord als<br />

Höchstmaß nicht mehr überbietbar sein würde. Der Rekord<br />

hat also seinen tieferen Sinn im Wesen <strong>des</strong> Sports.<br />

2. Wenn wir nun einmal den Star losgelöst von allen massenpsychologischen<br />

Entstellungen in diesem Sinne zu erfassen<br />

versuchen, dann ist er <strong>der</strong> Repräsentant <strong>der</strong> höchsten<br />

Leistung o<strong>der</strong> seines äußersten menschlichen Könnens.<br />

Insofern hat <strong>der</strong> Star dann einen tiefen menschlichen Sinn,<br />

den wir vor allem <strong>der</strong> Welt <strong>des</strong> Mystischen entnehmen<br />

können: denn als Repräsentant <strong>des</strong> äußersten menschlichen<br />

Könnens übt er so etwas wie eine Stellvertretung uns allen<br />

gegenüber aus.<br />

So droht <strong>der</strong> Sport heute auf eine verhängnisvoll falsche Weise<br />

in das Koordinatensystem <strong>des</strong> Humanum eingefügt zu werden;<br />

er droht einen unangemessenen Stellenwert zu bekommen.<br />

Der Anstoß zu dieser Fehlleistung wird nicht vom Sport selbst<br />

gegeben, son<strong>der</strong>n er ist nur das Symptom eines Sinnverlustes,<br />

den unser Leben insgesamt erlitten hat. Das meint Pestalozzi<br />

mit dem Wort: "Wird die Sittlichkeit außer Kurs gesetzt, dann<br />

folgt die Seelenlosigkeit <strong>der</strong> physischen Kräfte auf dem Fuße."<br />

Wenn die Krise <strong>des</strong> Sports also tief im Humanum, in gleichsam<br />

hintergründigen Fehlentwicklungen sitzt, kann es gewiss<br />

keinen unmittelbaren Zugriff geben, <strong>der</strong> hier etwas zu verän<strong>der</strong>n<br />

vermöchte. Wie sollte ein solcher Zugriff denn auch<br />

aussehen? Sollte man etwa Propaganda gegen den übertriebenen<br />

Leistungssport zu Gunsten einer mehr allgemeinen Leibesertüchtigung<br />

machen? Das wäre nur ein steriler Versuch am<br />

untauglichen Objekt. Wir müssen zur eigenen Humanität <strong>des</strong><br />

Sports, zu seinem tieferen Sinn zurückfinden. Und das ist<br />

wie<strong>der</strong> eine Bildungsaufgabe!<br />

Karlheinz Gieseler<br />

Nach Peking mit Rußpartikelfilter<br />

D<br />

as kommt davon, wenn ein Sportverband sich den<br />

Bedürfnissen seines Sponsors <strong>und</strong> nicht denen seiner<br />

Athleten anpasst. Sinngemäß hat ein Fernsehreporter so die oft<br />

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