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Zeitschrift des Deutschen Olympischen Sportbundes und der ...

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Beim Feiern nehmen sie es schon lange mit den Männern<br />

auf. Und auf dem Platz mittlerweile auch: Das<br />

deutsche Frauen-Fußball-Nationalteam holte zum<br />

zweiten Mal den Weltmeistertitel mit Einsatz gegen technisch<br />

<strong>und</strong> spielerisch sehr starke Brasilianerinnen. Der Frauenfußball<br />

- das wurde bei <strong>der</strong> WM im fernen China deutlich -<br />

ist weiter auf dem Vormarsch, gewinnt an Qualität <strong>und</strong> Fans,<br />

zumin<strong>des</strong>t was die Nationalmannschaft angeht. Auch die<br />

Männerwelt, sprich Trainer <strong>und</strong> Spieler, nimmt das zur Kenntnis,<br />

vermutlich nicht zuletzt <strong>des</strong>halb, weil <strong>der</strong> Präsident <strong>des</strong><br />

<strong>Deutschen</strong> Fußball-Bun<strong>des</strong> (DFB), Theo Zwanziger, <strong>der</strong> oberste<br />

Fan <strong>und</strong> För<strong>der</strong>er ist. "Die Zukunft ist weiblich", hat <strong>der</strong> DFB<br />

überraschen<strong>der</strong> Weise schon länger erkannt <strong>und</strong> macht sich<br />

nun stark für das schwache Geschlecht auf dem Rasen.<br />

Nachholbedarf gibt es da natürlich, denn als in den 70er<br />

Jahren <strong>der</strong> Ligabetrieb anfing, hatten die Herren für Frauen<br />

auf dem Spielfeld kaum etwas übrig. Fußball war nach wie vor<br />

die Männerdomäne. Zugegeben: Meistens<br />

war damals das Gekicke auf dem<br />

Platz nicht gerade eine ästhetische,<br />

athletische Darbietung. Bun<strong>des</strong>trainer<br />

Jogi Löw, <strong>der</strong> sich heute mit seiner<br />

Kollegin Silvia Neid über den Titel freut,<br />

gesteht, dass er sich noch vor zehn<br />

Jahren mit Grausen vom Frauenfußball<br />

abgewandt hat. Doch heute zollt er<br />

Anerkennung. "Das Spiel ist technisch<br />

anspruchsvoller geworden, auch deutlich<br />

athletischer", schreibt er im "Stern".<br />

Und auch Franz Beckenbauer, Paul<br />

Breitner o<strong>der</strong> Berti Vogts werden nicht<br />

gerne an ihre hämischen Bemerkungen<br />

über kickende Frauen erinnert.<br />

Spätestens mit dem ersten Weltmeistertitel<br />

2003 in den USA, dem Land, in<br />

dem Mädchenfußball schon lange zum<br />

Schulsportangebot gehörte, verstummte<br />

<strong>der</strong> Rest <strong>der</strong> Spötter. Mauerblümchendasein<br />

ade - Frauenfußball wurde<br />

salonfähig, nicht zuletzt weil <strong>der</strong> WM-<br />

Sieg genau in die Zeit fiel, in <strong>der</strong> die<br />

Männertruppe international zur "Gurkentruppe"<br />

avanciert war. Und da nahm<br />

die Fan-Gemeinde gerne einen Frauen-<br />

WM -Titel als Entschädigung. Mittlerweile<br />

heißt die Auffor<strong>der</strong>ung nicht<br />

mehr "Kick it like Beckham", son<strong>der</strong>n<br />

"Kick it like Birgit, o<strong>der</strong> Martha o<strong>der</strong><br />

Renate..."<br />

Die Frauen spielen ihr Spiel. Es ist<br />

an<strong>der</strong>s als das <strong>der</strong> Männer - körperbe-<br />

dingt. Manche Kickerin ist technisch besser als <strong>der</strong> eine o<strong>der</strong><br />

an<strong>der</strong>e Bun<strong>des</strong>ligaprofi, konditionell <strong>und</strong> läuferisch auf <strong>der</strong><br />

Höhe <strong>des</strong> Geschehens. Nur Positives sieht das Auge <strong>des</strong><br />

Betrachters im Freudentaumel über die deutschen Frauen...<br />

wäre da nicht auch Negatives in Fernost unangenehm aufgefallen.<br />

Der Frauenfußball ist ein gutes Beispiel dafür, wie sich durch<br />

Erfolgsdruck, gestiegenes Medieninteresse <strong>und</strong> vor allem<br />

wachsende Kommerzialisierung eine Sportart nicht nur<br />

rasant entwickelt, son<strong>der</strong>n wie sich auch ganz schnell die<br />

unschönen Seiten <strong>des</strong> weiblichen Kickens bemerkbar machen.<br />

Mehr Fouls, mehr Härte, mehr Unfairness waren doch auffällig,<br />

wenn es auch im Verhältnis zu manchen Männer-Begegnungen<br />

noch eher als harmlos einzustufen ist. Mit (üblen)<br />

Tricks werden die Gegnerinnen gestoppt, zu Fall o<strong>der</strong> zur<br />

Verzweiflung gebracht, vor allem auch dann, wenn Technik<br />

o<strong>der</strong> Schnelligkeit doch noch zu wünschen übrig lassen. Aber<br />

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