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Zeitschrift des Deutschen Olympischen Sportbundes und der ...

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gungen, neue Stellschrauben für eine Bewegungsoffensive -<br />

vom Treppensteigen, Einkaufen zu Fuß bis hin zu Power-<br />

Walking - in <strong>der</strong> Bevölkerung zu verankern, muss die Orientierung<br />

zu körperlicher Aktivität bereits in Kin<strong>der</strong>garten<br />

beginnen.<br />

1987 wurde <strong>der</strong> damalige DSB-Kongress "Menschen im Sport<br />

2000" zunächst belächelt, weil im Vorfeld immer wie<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

Begriff "Wertewandel" kursierte; die Foren, Workshops <strong>und</strong><br />

Debatten im Berliner ICC lieferten dann eine vielschichtige<br />

Bestandsaufnahme, um einen Orientierungsrahmen erstellen<br />

zu können, <strong>der</strong> sodann natürlich nicht geschrieben wurde.<br />

Was damals <strong>der</strong> Sportdachverband entschieden initiierte <strong>und</strong><br />

was ungeschriebene konkrete Handlungsgr<strong>und</strong>lage wurde,<br />

sollte nunmehr recht schnell eine Fortsetzung finden. Eine<br />

"Agenda 2020 <strong>des</strong> Sports" ist nötig! Schließlich gibt es genügend<br />

Themenfel<strong>der</strong>, für die <strong>der</strong> organisierte Sport wegweisende<br />

Assistenz benötigt. Auch wenn sich vieles in den geisteswissenschaftlichen<br />

Fächern noch praxisfern <strong>und</strong> theorieüberladen<br />

zeigt, auch wenn ein Großteil <strong>der</strong> Sportsoziologen <strong>der</strong><br />

alten Schule von Ulrich Beck das Wort redet, was sich längst<br />

ländischen BMS-<br />

Verlag. Das Buch<br />

verkaufe sich sehr<br />

gut, berichtet <strong>der</strong><br />

Spiegel. "D. Sinner"<br />

heißt <strong>der</strong> Autor, wie er genau heißt, wollte er auch dem<br />

Hamburger Nachrichtenmagazin nicht sagen, nur soviel: Er sei<br />

nicht "pro Anabolika, son<strong>der</strong>n pro Wahrheit".<br />

Von Christoph Fischer<br />

Der Kampf <strong>der</strong> Sportmediziner "zwischen Leistungssport <strong>und</strong><br />

klinischer Medizin", so das Motto <strong>des</strong> Kongresses in Köln, wird<br />

ganz sicher nicht leichter. Löllgen: "Epo, Wachstumshormone<br />

<strong>und</strong> Anabolika haben in den Händen von Sportmedizinern<br />

nichts zu suchen, aber wir können nicht verhin<strong>der</strong>n, dass<br />

nie<strong>der</strong>gelassene Ärzte in Deutschland Testosteronpräparate<br />

verschreiben." Fast schon tröstlich, dass <strong>der</strong> spanische Kollege<br />

Eufemiano Fuentes, einer <strong>der</strong> weltweit bekanntesten <strong>und</strong><br />

verrufensten Doping-Experten, kein Sportmediziner son<strong>der</strong>n<br />

Gynäkologe ist.<br />

Aber wie Doping ein Thema im Leistungs- wie im Breitensport<br />

ist, ist auch das Betätigungsfeld <strong>der</strong> Sportmedizin ein sehr<br />

weites. Und keinesfalls auf den Spitzensport beschränkt.<br />

Sportliche Aktivität dient nicht nur <strong>der</strong> Prävention verschiedenster<br />

Erkrankungen, son<strong>der</strong>n hat auch einen therapeutischen<br />

Effekt. Sportliche Belastung verbessert die körperliche<br />

Verfassung von Tumorpatienten <strong>und</strong> bei Patienten mit Herzmuskelschwäche<br />

die kardiovaskulären Symptome. Im neuen<br />

Jahrtausend treiben auch schwerkranke Patienten unter<br />

auf <strong>der</strong> Folie von Mo<strong>der</strong>nisierungsschüben als harscher<br />

Schnee von gestern erweist, o<strong>der</strong> sich in Niklas Luhmanns<br />

wagemutigen Gebilden <strong>der</strong> Systemtheorie schneckenartig<br />

vorwärts bewegt: Partner, o<strong>der</strong> besser: Begleiter aus <strong>der</strong><br />

Wissenschaft, dürften bereitstehen, zumal auch sie ihre<br />

Systemkrise bezeichnen können. Jenseits <strong>der</strong> mühevollen<br />

Startversuche <strong>der</strong> im Mai 2007 gegründeten "<strong>Deutschen</strong><br />

<strong>Olympischen</strong> Akademie Willi Daume" sollten die geisteswissenschaftlichen<br />

Disziplinen <strong>der</strong> Sportwissenschaft den Mut<br />

zur Gestaltung <strong>des</strong> Aufbruchs anstoßen, beför<strong>der</strong>n <strong>und</strong><br />

begleiten.<br />

"Nichts ist praktischer als eine gute Theorie" hatte schon<br />

Immanuel Kant erkannt. "Es gibt keine Zukunft ohne Erinnerung",<br />

bemerkte Richard von Weizsäcker in seiner historischen<br />

Rede vom 8. Mai 1985. Gute Theorie für die Praxis, Annahme<br />

<strong>der</strong> Herausfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Praxis durch die Theorie - eine<br />

solche Maxime könnte <strong>der</strong> Schwarzmalerei dieses Beitrags<br />

hellere Pastelltöne schenken. Motivationsressourcen bieten die<br />

Geisteswissenschaften <strong>und</strong> die Wirkmächte <strong>der</strong> Kultur- <strong>und</strong><br />

Wertegemeinschaft Europas zur Genüge. Noch!<br />

ärztlicher Kontrolle Sport. Bewegung statt Bettruhe, wie es<br />

erstmals <strong>der</strong> Ehrenpräsident <strong>des</strong> Weltsportärztebun<strong>des</strong> (FIMS),<br />

Professor Dr. Wildor Hollmann, in den 60er Jahren <strong>des</strong> letzten<br />

Jahrh<strong>und</strong>erts in Köln for<strong>der</strong>te, propagierte <strong>und</strong> erforschte.<br />

Heute wissen die Sportmediziner, dass möglicherweise sogar<br />

die medikamentöse Therapie von Patienten durch gezielte<br />

sportliche Aktivität reduziert werden kann, weil Sport im<br />

Körper über molekular-biologische Mechanismen ähnliche<br />

Effekte wie Arzneimittel bewirken kann.<br />

Für eine ausgeprägte ärztliche Eigenverantwortung bei <strong>der</strong><br />

Bekämpfung von Doping sowohl im Leistungs- als auch im<br />

Breitensport plädierte in Köln <strong>der</strong> Bun<strong>des</strong>minister <strong>des</strong> Inneren,<br />

Wolfgang Schäuble. Der Minister wünschte sich im Gürzenich,<br />

dass die "Doping-Diskussion keinen Schatten auf die Sportmedizin<br />

<strong>und</strong> die Vorbildfunktion von Spitzensport" werfen möge:<br />

"Sport ermöglicht den Menschen Lebensfreude." Die deutschen<br />

Sportärzte sind da selbstkritischer. "Wir gehen offen mit dem<br />

ernsten Dopingproblem um", sagt Hans-Georg Predel: "Wir<br />

verschweigen nichts." Inzwischen müssen Sportmediziner eine<br />

Ehrenerklärung gegen Doping unterschreiben. Ob das ausreicht,<br />

scheint fraglich. Weiter versprechen die großen Schlagzeilen<br />

<strong>des</strong> Spitzensports auch große Schlagzeilen für die erfolgreich<br />

betreuende Sportmedizin. Und warum sollten ausgerechnet<br />

Sportmediziner zukünftig dieser Versuchung wi<strong>der</strong>stehen<br />

können? Wer in Köln aufmerksam den Vorträgen <strong>und</strong> den<br />

Flurgesprächen lauschte, verließ die Domstadt nicht unbedingt<br />

zuversichtlich. Eher nachdenklich. Was die Zukunft <strong>des</strong> Spitzensports<br />

<strong>und</strong> seine Medizin betrifft.<br />

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