Zeitschrift des Deutschen Olympischen Sportbundes und der ...

denen durch elektrische Reize tragfähige Muskeln gesichert
werden oder ein Golfspiel mit am Gehirn angeschlossenen
Elektroden auf dem PC sind noch Visionen, Weltmeisterschaften
im Roboterfußball schon Realität. Noch ist Sport konstitutiv
Auseinandersetzung mit der eigenen Natur, fordert sich
der Mensch im Wettkampf und Training letztlich selbst
heraus. Technischer Fortschritt setzt dazu neue Reize, eröffnet
mehr Variationen, führt zu Beschleunigung und Komplizierung.
Wenn das nicht mehr der Fall ist, hat der Sport
aufgehört Sport zu sein - und damit auch ein gutes Stück der
Mensch er selbst.
Flexibilisierung der Arbeit und Organisierung des Breitensports
Die Technik beeinflusst nicht nur die inneren Bewegungsmuster
der Sportarten und die individuellen Befindlichkeiten der
Sporttreibenden, sondern maßgeblich dessen Organisation.
Auch hier setzen wieder die Flexibilisierung der Arbeit und
der Fortschritt in der Kommunikationstechnologie entscheidende
Impulse. Die Zeiten, in denen das Vereinsleben durch
Training in einzelnen Sportarten zu einem bestimmten Zeitpunkt
in der Woche pflichtgemäß stattfand und alle wichtigen
Informationen vom Trainer übermittelt wurden, hat
längst an Dominanz verloren. Mittlerweile organisieren sich
die Sporttreibenden nach veränderten Gegebenheiten und
Möglichkeiten selbst. 2 Beispiele:
a) Die Zahl der Jogger und die der Besucher von Fitness-
Studios ist mittlerweile größer als die der Mitglieder im
Leichtathletikverband oder in den Gymnastikabteilungen der
Turnvereine. Sie finden hier ein Angebot " 7 Tage 24 Std.
Gelegenheit zum Sport" - selbstorganisiert beim Laufen oder
angeleitet in den wohlbedachten Studios. Derartige Sportformen
entsprechen den Anforderungen der modernen Dienstleistungsgesellschaft,
die immer flexiblere Zeitstrukturen
erfordert - im Tages- wie im Wochenrhythmus, mit kompakten
Arbeitszeiten und längeren Weiterbildungen außerhalb.
Das wachsende Bedürfnis nach ausgleichend-gesunder körperlicher
Aktivität muss überall, jederzeit und weitgehend
selbstbestimmt erfüllt werden.
b) Das sportliche Radfahren erfährt derzeit eine Renaissance.
Der Tritt in die Pedale federleichter Rennmaschinen mit
körperarchitektonisch angepasster direkter Kraftübertragung
vermittelt unbekannte somatische Sensationen der selbsterzeugten
Geschwindigkeit. Dies tut man gerne in der Gruppe,
nicht zuletzt, um im Windschatten das Erlebnis verlängern
zu können. Fern jeglicher Vereinsbetreuung verabreden sich
dazu Unbekannte im Internet, treffen sich an irgendeinem
Bahnhof, erstehen ein Gemeinschaftsticket für einen rasch
vereinbarten Ort, um von dort kollektiv berauscht dem
Heimatort zuzustreben. Bei der Ankunft entscheidet jeder
unbekümmert für sich, ob er die Gemeinsamkeit wiederholen
möchte.
Die Sportverbände werden sich auf diese Flexibilität einstellen
müssen. Schon heute weisen Vereine mit einem eigenen
Studio wesentlich bessere Überlebenschancen auf. Das gilt
ebenso für den Kontakt zu Trainern und Mitgliedern über
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