Zeitschrift des Deutschen Olympischen Sportbundes und der ...

stadt von den Cape Flats, wo in den Townships die
Armut zu Hause ist. Im Süden sieht man die
Waterfront, jährlich Treffpunkt von Millionen von
Touristen. Und daneben am Greenpoint wächst,
markiert durch eine Landschaft von Kränen, ein
Stadion heran.
Die weißen Gegner sehen in dem Bauwerk ein
Furunkel, welches das prächtige Bild der Stadtschönheit
am Kap der Guten Hoffnung verschandelt.
Und es entsteht in einem Filetstück der Stadt,
das ganz anders nutzbar zu machen wäre. Für
viele Schwarze ist die entstehende Arena ein
Symbol. Sie glauben daran, dass die Fußball-
Weltmeisterschaft 2010 vor allem für sie Rendite
abwirft.
Helen Zille ist seit dem Frühjahr 2006 die Bürgermeisterin
von Kapstadt. Das hat sie einzigartig
gemacht. Es war eine politische Sensation, als sie
mit ihrer Partei der Demokratischen Allianz (DA)
und einigen Splitterparteien die Herrschaft des
Südafrikanischen Nationalkongresses (ANC) in der
"Mutterstadt" beendete. Der ANC, die Partei der
Schwarzen, regiert in Südafrika mit einer Dreiviertel-Mehrheit.
Die DA, die noch immer als die
Partei der Weißen und der oberen Mittelschicht
gilt, erhielt bei der letzten Wahl landesweit nur 12
Prozent der Stimmen; das entspricht ungefähr
dem Anteil der Weißen an der Gesamtbevölkerung.
Und nun hatte Helen Zille, 12 Jahre nach Abschaffung
der Apartheid und Einführung der Demokratie,
dem ANC die erste Niederlage beigebracht.
Das hatte Folgen. Der ANC probte den Umsturz bis
hin zum Versuch, über eine Verfassungsänderung
die Kontrolle über die Stadt wiederzugewinnen.
Die vom ANC dominierte Provinzregierung am
Westkap, eigentlich zu einer großen Koalition mit
Kapstadt verpflichtet, schaltete auf Blockade. Und
auch für Helen Zille selbst begann eine höchst
ungemütliche Zeit. Bei Versammlungen in Schwarzensiedlungen
flogen ihr Stühle um die Ohren.
Und erst vor wenigen Wochen geschah es, dass
die Polizei ihrer Stadt auch vor ihr nicht Halt
machte. Sie wurde vorübergehend festgenommen,
wegen Teilnahme an einer "unangemeldeten"
Demonstration gegen Drogendealer.
Helen Zille ficht das nicht an. Das Kind deutscher
jüdischer Emigranten aus Dessau und Essen und
Großnichte von Heinrich Zille, dem "Milljöh"-
Zeichner und Chronisten der Berliner Unterklasse,
hat ein Leben lang im Ausnahmezustand gelebt.
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