Zeitschrift des Deutschen Olympischen Sportbundes und der ...

den Verdienern zählen ausländische Unternehmen wie das
Architekturbüro Gerkan, Marg und Partner (gmp) aus Hamburg,
das drei der neuen Stadien geplant hat. Und ungeklärt
ist auch die Nachnutzung der Arenen in einem Land, dessen
Premier League nicht viel mehr als Regionalliga-Format hat
und deren Spiele im Schnitt weniger als 10.000 Besucher
anlocken.
Fußball ist der Nationalsport der großen schwarzen Mehrheit,
die weiße Minderheit ist ganz Rugby und Kricket zugeneigt.
Nun droht eine neue Apartheid, eine Apartheid zwischen
jenen, die sich eines der drei Millionen WM-Tickets leisten
können und jenen, für die selbst der billigste Platz unerschwinglich
ist. Er soll, so erste Überlegungen, bei 30 Dollar
liegen. "Die Frage nach dem Zugang zu den Stadien müssen
Sie der FIFA stellen", sagt Helen Zille. "Ich bin nicht die richtige
Adresse. Sie verkauft die Karten." Und sie sagt auch: "Die
FIFA-Familie reist von World Cup zu World Cup. Sie hat das
Sagen und das erste Zugangsrecht." Was Helen Zille nicht
ausspricht, ist die Vermutung, dass es der FIFA ziemlich
gleichgültig ist, was in Südafrika nach dem World Cup passiert.
Der neue brasilianische Trainer des südafrikanischen Nationalteams,
Carlos Alberto Parreira, verdient pro Monat etwa
180.000 Euro. Für dieses Geld könnten jeden Monat 36 Woh-
nungen für Arme gebaut werden, hat die Zeitung "Daily Sun"
ausgerechnet. Helen Zille hat sich zu der Einschätzung durchgerungen,
dass die Weltmeisterschaft gut ist für das Land
und für ihre Stadt. "Wir Südafrikaner lieben Sport. Sport
bringt die Nationen zusammen, und der World Cup kann
auch unsere Nation zusammenbringen." So könnte es sein,
dass die WM trotz aller Bedenken hilfreich ist auf dem Weg,
"als erste große Demokratie die Rassenschranken wirklich zu
überwinden", auch die USA seien von diesem Ziel noch weit
entfernt. "Wir haben den Bürgerkrieg überwunden. Wir haben
eine gute Verfassung. Wir haben viele gute Gesetze. Wir
haben eine Marktwirtschaft. Doch wir haben noch riesige
Defizite, das Erziehungswesen ist ein Desaster", sagt Helen
Zille. Die bekannteste Frau des Landes, die sich als Oppositionsführerin
aufgemacht hat, Vertreterin aller Rassen zu
werden, sagt aber auch: "Sicherheit in der Politik gibt es
nicht. Schon gar nicht in Südafrika."
Wie der Zustand des Landes ist, werden Zehntausende von
Touristen sehen, wenn sie 2010 zur Weltmeisterschaft nach
Kapstadt einfliegen. Es soll nach dem Willen von Helen Zille
ein ungeschminktes Bild sein ohne jede Augenblicks-Kosmetik:
Erst kommt das Hütten-Elend über viele Kilometer entlang
der Autobahn vom Flughafen ins Zentrum. Dann öffnet
sich der Raum - und zu bewundern ist, was viele die schönste
Stadt der Welt nennen.
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