Betriebswirtschaftslehre – Notizen - Michael Poropatich
Betriebswirtschaftslehre – Notizen - Michael Poropatich
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<strong>Michael</strong> <strong>Poropatich</strong> <strong>Betriebswirtschaftslehre</strong> SoSe 2013<br />
<strong>Betriebswirtschaftslehre</strong> <strong>–</strong> <strong>Notizen</strong>.<br />
Aus dem Kurs von MMag. DDr. Klaus Wiedermann im SoSe 2013.<br />
Literatur: Lechner/Egger/Schauer, Einführung in die Allgemeine <strong>Betriebswirtschaftslehre</strong><br />
25 (2010).<br />
Finanzierung: Langfristige Fremdfinanzierung ....................................................... 16<br />
Finanzierung: Banken ............................................................................................ 19<br />
Finanzierung: Eigen- oder Beteiligungsfinanzierung ............................................. 21<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
Kostenrechnung ...................................................................................................... 2<br />
Planung und Controlling .......................................................................................... 3<br />
Bilanzanalyse: Allgemeines ..................................................................................... 4<br />
Bilanzanalyse: Investitionsanalyse .......................................................................... 5<br />
Bilanzanalyse: Finanzierungsanalyse ...................................................................... 5<br />
Bilanzanalyse: Liquiditätsanalyse ............................................................................ 6<br />
Bilanzanalyse: Cash Flow ....................................................................................... 6<br />
Bilanzanalyse: Ergebnisanalyse .............................................................................. 7<br />
Bilanzanalyse: Rentabilitätsanalyse ........................................................................ 8<br />
Bilanzanalyse: Reorganisation nach URG ............................................................... 8<br />
Unternehmensbewertung: Überblick ....................................................................... 9<br />
Unternehmensbewertung: Fachgutachten KFS BW 1 ........................................... 10<br />
Unternehmensbewertung: Kapitalisierung ............................................................. 11<br />
Unternehmensbewertung: Entity-Approach ........................................................... 11<br />
Unternehmensbewertung: Equity-Approach .......................................................... 12<br />
Unternehmensbewertung: CAPM .......................................................................... 13<br />
Unternehmensbewertung: Multiples ...................................................................... 13<br />
Finanzierung: Überblick ......................................................................................... 14<br />
Finanzierung: Selbstfinanzierung .......................................................................... 14<br />
Finanzierung: Aufwandsfinanzierung ..................................................................... 15<br />
Finanzierung: Finanzierung aus Vermögensumschichtungen ............................... 15<br />
Finanzierung: Kurz- und mittelfristige Fremdfinanzierung ..................................... 15<br />
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<strong>Michael</strong> <strong>Poropatich</strong> <strong>Betriebswirtschaftslehre</strong> SoSe 2013<br />
Kostenrechnung<br />
-) Kosten sind der Werteinsatz zur Leistungserstellung. Leistung ist Output. Kosten<br />
sind Input.<br />
-) Wesentliche Aufgaben der Kostenrechnung sind: betriebswirtschaftlich richtige<br />
Ergebnisermittlung, betriebswirtschaftlich richtige Entscheidungsgrundlagen, Kalkulation<br />
der Preise, Bewertung der Halb- und Fertigerzeugnisse in der Bilanz.<br />
Betriebswirtschaftlich richtig = realistisch. Kosten aktivieren = Kosten auf der Aktivseite<br />
der Bilanz zu bilanzieren; die Bilanzierung schützt vor Verlusten.<br />
-) Beschäftigung = Auslastung.<br />
Vollkosten = fixe Kosten + variable Kosten. Fixkosten = Nutzkosten + Leerkosten.<br />
Beschäftigungs-abhängige Kosten = variable Kosten. Beschäftigungs-unabhängige<br />
Kosten = fixe Kosten (und damit Nutz- und Leerkosten).<br />
Sprungfixe Kosten sind innerhalb bestimmter Intervalle konstant, steigen oder fallen<br />
(„springen“) aber zwischen diesen Intervallen auf ein anderes Niveau. Sie ergeben<br />
sich aufgrund der Unteilbarkeit eines Produktionsfaktors. Sie entstehen zB<br />
durch die zusätzliche Anschaffung von Maschinen oder durch die zusätzliche Aufnahme<br />
von Personal.<br />
Kostenremanenz bezeichnet den verzögerten Kostenrückgang bei rückläufiger Beschäftigung.<br />
Rückläufige Beschäftigung entsteht durch Umsatzrückgang.<br />
Der Break even-Punkt ist die benötigte Absatzmenge, bei der alle Kosten durch die<br />
Erlöse gedeckt sind.<br />
Grenzkosten entstehen durch die Herstellung einer zusätzlichen Einheit. Sie sind<br />
regelmäßig variable Kosten. ZB Materialkosten für eine zusätzliche Dose. ZB 0 bei<br />
einer zusätzlichen Anwaltsstunde. Grenzkosten können aber auch fixe Kosten sein,<br />
wenn zB Zusatzpersonal auftragsbezogen eingestellt wird. Sie bilden die absolute<br />
Preisuntergrenze.<br />
-) Ausgaben bezeichnen die Verminderung des Netto-Geldvermögens eines Unternehmens.<br />
Der Aufwand in der jeweiligen Periode ist der zu Anschaffungspreisen<br />
bewertete Vermögenseinsatz (dieser umfasst zB auch die Abschreibungen des Anlagevermögens<br />
oder den Handelswareneinsatz).<br />
Ausgaben entstehen durch den Geldmittelabfluss aus dem Unternehmen („Auszahlungen“),<br />
die Schuldzunahme sowie die Forderungsabnahme. Sie sind von den Betriebsausgaben<br />
im Steuerrecht streng zu unterscheiden.<br />
Aufwendungen müssen in Kosten übergeleitet werden.<br />
Neutrale Aufwendungen stehen in keiner Beziehung zum Betriebsprozess oder geben<br />
den wirklichen Werteinsatz nicht richtig wieder. Sie sind außerordentlich, betriebsfremd<br />
oder sonstig neutral. Sie werden bei der Ermittlung der Kosten ausgeschieden.<br />
Beispiel Anschaffung einer Yacht: Aufwendung JA, Kosten NEIN.<br />
In der Bilanz aktivierbare Kosten sind Aufwendungen. Aufwandsgleiche Kosten<br />
begrenzen die Aktivierung in der Bilanz nach oben hin.<br />
-) Zusatzkosten sind kalkulatorische Abschreibungen, kalkulatorische Zinsen, kalkulatorische<br />
Wagnisse, der kalkulatorische Unternehmerlohn. Man rechnet sie anstelle<br />
ausgeschiedener Aufwendungen oder für in der Aufwandsrechnung nicht erfasste<br />
Aufwendungen hinzu.<br />
-) Kostenarten = aufgegliederte Werteinsätze des Betriebes. Kostenstellen = Verantwortungsbereiche.<br />
Kostenträger = Produkte (zB die erfüllte Stunde bei Anwälten).<br />
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<strong>Michael</strong> <strong>Poropatich</strong> <strong>Betriebswirtschaftslehre</strong> SoSe 2013<br />
Einzelkosten sind variable, dem einzelnen Kostenträger direkt zurechenbare Kosten<br />
(zB Fertigungslöhne, Fertigungsmaterial). Gemeinkosten sind alle Kosten, die<br />
nicht Einzelkosten sind (zB Raummiete, Energiekosten). Sonderkosten sind Einzelkosten,<br />
die nur für bestimmte Leistungen (Aufträge) anfallen.<br />
Das UGB bestimmt: Einzelkosten muss man in die Bilanz schreiben, Gemeinkosten<br />
darf man. Gemeinkosten schreibt man besser in die Gewinn- und Verlustrechnung,<br />
um den Gewinn zu drücken. Nach dem Steuerrecht sind auch Gemeinkosten<br />
in die Bilanz zu schreiben.<br />
Die Vollkostenrechnung lastet den einzelnen Kostenträgern sämtliche durch sie<br />
verursachten Kosten an. Bei der Teilkostenrechnung werden hingegen nicht alle<br />
entstandenen Kosten verrechnet. Eine Form der Teilkostenrechnung ist die Grenzkostenrechnung/Kostendeckungsbeitragsrechnung.<br />
Deckungsbeitrag = Erlös - variable Kosten. Gewinn/Verlust = Deckungsbeitrag -<br />
fixe Kosten.<br />
Die Deckungsbeitragsrechnung ist eine Methode zur Ermittlung des Betriebsergebnisses<br />
eines Unternehmens mit Hilfe der Deckungsbeiträge der erzeugten Produkte.<br />
Die stufenweise Deckungsbeitragsrechnung spaltet die Fixkosten detaillierter<br />
auf und ordnet diese den verursachenden Unternehmensbereichen zu.<br />
-) Die Vorkalkulation dient dazu, Angebote zu erstellen oder Preise festzusetzen.<br />
Die Nachkalkulation dient dazu, die Herstell- bzw Selbstkosten auf Basis der Ist-<br />
Kosten zu ermitteln. Sie ist für die Aktivierung in der Bilanz maßgeblich.<br />
Die Plankostenrechnung plant Kosten unter besonderen Annahmen und ist besonders<br />
geeignet zum Soll-Ist-Vergleich. Die Planung basiert auf Schätzungen oder<br />
Berechnungen. Der Soll-Ist-Vergleich stellt fest: Preisabweichungen, Verbrauchsoder<br />
Mengenabweichungen, Beschäftigungsabweichungen.<br />
-) Kalkulationsschema: Herstellkosten = Materialkosten + Fertigungskosten. Selbstkosten<br />
= Herstellkosten + Verwaltungskosten + Vertriebskosten. Materialkosten =<br />
Fertigungsmaterial + Materialgemeinkosten. Fertigungskosten = Fertigungslöhne +<br />
Fertigungsgemeinkosten.<br />
Grundsätzlich darf man nur Herstellungskosten in der Bilanz aktivieren.<br />
Aktiviert werden müssen: Fertigungsmaterial, Fertigungslöhne.<br />
Nicht aktiviert werden dürfen: Leerkosten durch Unterbeschäftigung, Verwaltungskosten,<br />
Vertriebskosten, regelmäßig Zinsen für Fremdkapital.<br />
Aktiviert werden dürfen: angemessene Teile der Materialgemeinkosten und Fertigungsgemeinkosten;<br />
Aufwendungen für freiwillige Sozialleistungen, für betriebliche<br />
Altersvorsorge und Abfertigungen; Zinsen für Fremdkapital während der Bauphase.<br />
Planung und Controlling<br />
-) Planen = Antizipieren.<br />
Planungszeiträume sind: kurzfristig (bis 1 Jahr), langfristig (über 5 Jahre), langfristig<br />
/ mittelfristig (zwischen 1 bis 5 Jahre).<br />
Operativ = alles, was nicht speziell ist. Strategisch = visionär, allgemein, qualitativ.<br />
Taktisch = reaktiv, detailliert.<br />
In der Planungsrechnung werden Maßnahmen und Ziele quantifiziert. Sie ist verpflichtend<br />
für aufsichtsratspflichtige Gesellschaften.<br />
Die Planung wird in Form von Budgets fixiert. Budgets sind für den Soll-Ist-Vergleich<br />
maßgeblich.<br />
-) Controlling ist die „Beschaffung, Aufbereitung und Analyse von Daten zur Vorbereitung<br />
zielsetzungsgerechter Entscheidungen“. Es unterstützt bloß die Entscheidung.<br />
Seine Funktionen sind planning, reporting und controlling.<br />
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<strong>Michael</strong> <strong>Poropatich</strong> <strong>Betriebswirtschaftslehre</strong> SoSe 2013<br />
Planning koordiniert die Teilziele zu einem abgestimmten Zielsystem, fixiert betragsmäßig<br />
die Planung in Form von Budgets und stellt Plan-GuV, Planbilanz und<br />
Finanzplan (Liquiditätsplan) auf. Der Controller wirkt bei der Aufstellung, Koordination<br />
und Realisation des Unternehmensgesamtplanes mit.<br />
Reporting wird ausgeübt, indem ein entsprechendes Berichtswesen aufgebaut wird<br />
und die Führungsspitze laufend Informationen zur Unternehmenssteuerung erhält.<br />
Die Balanced Scorecard ist ein strategieorientiertes Instrument zur Unternehmensführung.<br />
Sie ermöglicht die operative Messbarkeit der Umsetzung von Strategien.<br />
Sie berücksichtigt neben den rein monetären, finanzwirtschaftlichen Größen auch<br />
nicht-monetäre Aspekte wie zB Kundenorientierung, Innovationskraft oder Mitarbeiterausbildung/-weiterbildung.<br />
Ein „Kennzahlen-Cockpit“ oder „Management-Cockpit“ konzentriert entscheidungsrelevante<br />
Führungsinformationen auf einige wenige, jedoch aussagekräftige Kennzahlen.<br />
Controlling überwacht ständig die Unternehmensziele und -pläne. Es führt die Ergebniskontrolle<br />
und Abweichungsanalyse durch.<br />
-) Beyond Budgeting kommt ohne klassische Budgetvorgaben aus. Der Schwerpunkt<br />
liegt auf Ist-Ist-Vergleichen mit dem Mitbewerb (Benchmarking). Key Performance<br />
Indicators sind zB Umsatz (insb bei Anwalt oder Steuerberater) oder Marktanteil.<br />
-) Total Quality Management (TQM) zielt darauf ab, die Qualität in allen Geschäftsbereichen<br />
laufend und umfassend zu verbessern. Entscheidend für das TQM sind<br />
die kontinuierliche Kunden-, Mitarbeiter- und Prozessorientierung sowie die damit<br />
einhergehende Managementverantwortung.<br />
TQM zeichnet die Arbeit in Qualitätszirkeln aus. Diese stellen meist eine zielorientiert<br />
arbeitende Gruppe von 5 bis 10 Mitarbeitern dar, die ihr arbeitsspezifisches<br />
Wissen und ihre Erfahrungen freiwillig einbringen, um Themen der eigenen Arbeit<br />
zu besprechen, durch selbstentwickelte Lösungen die Produkt- und Arbeitsqualität<br />
verbessern zu helfen sowie zu ihrer eigenen Arbeitszufriedenheit beizutragen.<br />
-) Kaizen bedeutet, kontinuierlich (statt sprunghaft) besser zu werden. Innovation<br />
steht nicht im Vordergrund. Instrumente sind: betriebliches Vorschlagswesen, Mitarbeiter-Weiterbildung,<br />
mitarbeiter-orientierte Führung, Prozessorientierung, Qualitätsmanagement.<br />
-) Revision bedeutet Prüfung. Sie untersucht retrospektiv Vorgänge und Anlässe.<br />
Die interne Revision ist eine direkt der Unternehmensführung unterstellte Stabstelle.<br />
Banken und Versicherungen müssen, andere können eine interne Revision haben.<br />
Die externe Revision heißt auch Abschlussprüfung oder Audit. Durch einen<br />
Abschlussprüfer sind zu prüfen: Jahresabschluss und Lagebericht von Kapitalgesellschaften<br />
(außer von kleinen GmbH), Konzernabschluss und Konzernlagebericht<br />
von Gesellschaften.<br />
Bilanzanalyse: Allgemeines<br />
-) Bilanzanalyse steht als pars pro toto für die Jahresabschlussanalyse. Bilanzadressaten<br />
sind zB Investoren oder Banken.<br />
Jahresabschluss = Bilanz + GuV + Anhang. Er wird um den Lagebericht ergänzt.<br />
AG, Stiftungen, große und mittelgroße GmbH haben den Lagebericht aufzustellen.<br />
Kleine GmbH brauchen den Lagebericht nicht aufzustellen.<br />
Die Bilanzanalyse anhand von Kennzahlen und der Cashflow-Rechnung ist zwingender<br />
Bestandteil des Lageberichts. Die Cashflow-Rechnung ist obligatorischer<br />
Bestandteil des Konzernabschlusses. Kennzahlen sind wichtig für Unternehmenskaufverträge.<br />
-) Die Originalbilanz wird zu einer Strukturbilanz aufbereitet.<br />
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<strong>Michael</strong> <strong>Poropatich</strong> <strong>Betriebswirtschaftslehre</strong> SoSe 2013<br />
Aktiva<br />
Anlagevermögen<br />
(AV)<br />
Umlaufvermögen<br />
(UV)<br />
Passiva<br />
Eigenkapital<br />
(EK)<br />
Fremdkapital<br />
(FK)<br />
Beispiel: Jahresumsätze = EUR 4 Mio, durchschnittlicher Forderungsstand = EUR<br />
1 Mio Umschlagshäufigkeit = 4 Umschlagsdauer in Monaten = 12/4 = 3, Umschlagsdauer<br />
in Tagen = 365 / 4 = 91,25 die Kunden bezahlen ihre Rechnungen<br />
durchschnittlich nach rund 3 Monaten.<br />
-) Wachstumsquote, Schrumpfungsquote, Investitionsdeckung = Nettoinvestitionen<br />
in AV / Jahresabschreibungen von AV.<br />
Merkmale von EK sind: nicht rückzahlbar, gewinnabhängige Gegenleistung, unbesichert,<br />
langfristig. FK ist rückzahlbar. Im Konkurs unterliegt es idR einer Kürzung.<br />
Geleaste Maschinen sind AV. Leasing-Verbindlichkeiten sind FK.<br />
Unversteuerte Rücklagen ohne Steuerquote sind EK. Die Steuerquote ist FK.<br />
Aktive Rechnungsabgrenzung (ARA): Meint geleistete Vorauszahlung = potentielle<br />
Forderung. Ist UV, wenn kurzfristig, bzw AV, wenn langfristig.<br />
Passive Rechnungsabgrenzung (PRA): Meint erhaltene Vorauszahlung = potentielle<br />
Schuld. Ist FK.<br />
Die Originalbilanz wird bereinigt, um das EK realistisch darzustellen.<br />
Bilanzanalyse: Investitionsanalyse<br />
-) Umschlagshäufigkeit der Debitoren = Umsatzerlöse inkl. Umsatzsteuer / durchschnittlichem<br />
Debitorenstand.<br />
Durchschnittlicher Debitorenstand = Durchschnitt der Forderungen aus Lieferungen<br />
und Leistungen.<br />
Aus der Umschlagshäufigkeit lassen sich Erkenntnisse über die „Zahlungsmoral“<br />
der Kunden und das eigene Mahnwesen ableiten.<br />
Die Kennzahl gibt Aufschluss darüber, ob ein Unternehmen seine Kapazität erweitert<br />
(Investitionsdeckung > 1), gleich hält (Investitionsdeckung = 1) oder verkleinert<br />
(Investitionsdeckung < 1).<br />
Beispiel: Nettoinvestitionen = EUR 1 Mio, Jahresabschreibungen = EUR 0,5 Mio <br />
Investitionsdeckung = 2 die Kapazität wird ausgebaut.<br />
Die Abschreibung verteilt den Anschaffungspreis auf die Nutzungsdauer. Die Investitionsdeckung<br />
deckt die Abschreibung.<br />
-) Abschreibungsquote = Jahresabschreibungen von AV / durchschnittliches AV.<br />
-) Durchschnittliche Nutzungsdauer von AV = 1 / Abschreibungsquote.<br />
Beispiel: Jahresabschreibungen auf das AV = EUR 0,1 Mio, durchschnittliches AV<br />
= EUR 1 Mio Abschreibungsquote = 10% (dh das AV wird zu durchschnittlich<br />
10% jährlich abgeschrieben) Durchschnittliche Nutzungsdauer des AV = 1 / 0,1<br />
= 10 Jahre.<br />
Bilanzanalyse: Finanzierungsanalyse<br />
-) Gesamtkapital (GK) = EK + FK = AV + UV.<br />
-) Eigenkapitalquote = EK / GK. Fremdkapitalquote = FK / GK.<br />
-) Verschuldungsgrad = FK / EK.<br />
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<strong>Michael</strong> <strong>Poropatich</strong> <strong>Betriebswirtschaftslehre</strong> SoSe 2013<br />
Je höher der Verschuldungsgrad ist, desto höher ist die Abhängigkeit und somit<br />
auch Beeinflussbarkeit durch die Fremdkapitalgeber.<br />
Bei einer Fremdkapitalquote von 50% beträgt die Verschuldungsquote 100%.<br />
-) Gearing, Nettoverschuldungsgrad = (FK - liquide Mittel) / EK.<br />
Das Gearing ist kleiner gleich dem Verschuldungsgrad.<br />
-) Der optimale Verschuldungsgrad hängt vom Risikogehalt ab. Bei Immobilien 2/3<br />
FK. Bei Startup-Unternehmen 10 bis 20% FK.<br />
-) Der „eiserne Bestand des UV“ ist langfristiges Vermögen, das zur Aufrechterhaltung<br />
der Betriebsbereitschaft ständig gehalten werden muss (zB Milch im Supermarkt).<br />
-) Goldene Bilanzregel: EK entspricht mindestens der Höhe des AV. Mit anderen<br />
Worten, AV und etwas UV sind eigenfinanziert.<br />
Bilanzanalyse: Liquiditätsanalyse<br />
-) Anlagendeckungsgrad = langfristige Passiva / langfristige Aktiva.<br />
Langfristige Passiva = EK + langfristige Schulden. Langfristige Aktiva = AV + eiserner<br />
Bestand des UV.<br />
Die Kennzahl entspricht der Finanzierungsregel, dass der Umfang des langfristig<br />
gebundenen Vermögens der Größe des langfristig gebundenen Kapitals entsprechen<br />
soll.<br />
-) Working Capital = kurzfristige Aktiva - kurzfristige Passiva.<br />
Kurzfriste Aktiva sind zB Rohstoffe, Handelswarenvorräte, Forderungen, Bankguthaben.<br />
Kurzfristige Passiva sind zB Lieferverbindlichkeiten, kurzfristige Rückstellungen.<br />
Das working capital steht zur Deckung der durch die Geschäftstätigkeit bedingten<br />
laufenden Aufwendungen zur Verfügung.<br />
-) Liquiditätsgrad, Mobilitätsgrad, Working Capital Ratio = kurzfristige Aktiva / kurzfristige<br />
Passiva.<br />
Bei Zahlungsstockung ist die Working Capital Ratio (WCR) kurzfristig unter 100%.<br />
Bei Zahlungsunfähigkeit ist die WCR ist langfristig unter 100% ( working capital<br />
ist negativ). Überschuldung liegt vor bei AV + UV < FK ( EK ist negativ).<br />
Die WCR zeigt das prozentuelle Ausmaß der Überdeckung an und gibt bei Gegenüberstellung<br />
der Bilanzen mehrerer Jahre ein deutliches Bild über die Entwicklung<br />
der finanziellen Lage des Unternehmens.<br />
Bilanzanalyse: Cash Flow<br />
-) Der Cash Flow zeigt an, welche Mittel in einer bestimmten Periode (Vergangenheit<br />
oder Zukunft) aus der Tätigkeit des Unternehmens zur Innenfinanzierung herangezogen<br />
werden könnten. Der Cash Flow gibt den Bargeldüberschuss an, der in<br />
der Rechnungsperiode aus dem Leistungsprozess resultiert.<br />
-) Cash Flow direkt ermittelt = zahlungswirksame Erträge - zahlungswirksame Ausgaben.<br />
Zahlungswirksame Erträge: Einzahlungen aus Umsätzen oder Forderungen (laufende<br />
Geschäftstätigkeit), Desinvestitionen (Investitionstätigkeit), Eigenkapitaleinlage<br />
(Finanzierungstätigkeit) oder Kreditaufnahme (Finanzierungstätigkeit).<br />
Zahlungswirksame Aufwendungen: Auszahlungen für Personal und Verbindlichkeiten<br />
(laufende Geschäftstätigkeit), Auszahlungen für Material und Waren und Verbindlichkeiten<br />
(laufende Geschäftstätigkeit), Investitionen (Investitionstätigkeit), Eigenkapitalentnahme<br />
(Finanzierungstätigkeit) oder Kredittilgung (Finanzierungstätigkeit).<br />
22.09.2013 6
<strong>Michael</strong> <strong>Poropatich</strong> <strong>Betriebswirtschaftslehre</strong> SoSe 2013<br />
-) Cash Flow indirekt ermittelt = Jahresüberschuss (oder Jahresfehlbetrag) - nicht<br />
zahlungswirksame Erträge + nicht zahlungswirksame Aufwendungen.<br />
Die GuV endet mit Jahresüberschuss (oder Jahresfehlbetrag) nach Steuern.<br />
Nicht zahlungswirksame Erträge: Entnahme aus Rücklagen, Zuschreibungen, Auflösung<br />
von Rückstellungen, Bestandserhöhung an fertigen und unfertigen Erzeugnissen,<br />
aktivierte Eigenleistungen, periodenfremde und außerordentliche Erträge.<br />
Nicht zahlungswirksame Aufwendungen: Einstellungen in die Rücklagen, Abschreibungen,<br />
Erhöhung der Rückstellungen, Bestandminderung an fertigen und unfertigen<br />
Erzeugnissen, periodenfremde und außerordentliche Aufwendungen.<br />
Unbar = nicht zahlungswirksam.<br />
-) Cash Flow praktisch ermittelt = Jahresüberschuss (oder Jahresfehlbetrag) + Abschreibungen<br />
- Zuschreibungen + Erhöhung Rückstellungen - Verminderung Rückstellungen.<br />
Investitionen sollen künftige Erträge und Einzahlungen bewirken.<br />
Finanzierung umfasst Darlehensaufnahme oder -rückzahlungen bei Banken und<br />
Gewinnausschüttungen an Eigenkapitalgeber.<br />
Bilanzanalyse: Ergebnisanalyse<br />
-) Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (EGT) = Betriebs- und Finanzerfolg<br />
vor Steuern. Earnings before Interest and Tax (EBIT) = EGT + Zinsenaufwand<br />
- Zinsenertrag = Betriebserfolg = Gewinn vor Zinsen und Steuern. Earnings before<br />
Interest, Tax, Depreciation and Amortization (EBITDA) = EBIT + Abschreibungen<br />
auf das Anlagevermögen und den Goodwill bzw Firmenwert zB nach der Übernahme<br />
eines anderen Unternehmens, wenn der Kaufpreis überhöht war.<br />
Beispiel:<br />
-) Den perfekten Cash Flow aus der laufenden Tätigkeit hat der Würstelstand oder<br />
der Supermarkt, insb wenn Lieferanten später bezahlt werden.<br />
-) Zur besseren Ermittlung und Analyse der Finanz- und Liquiditätslage eines Unternehmens<br />
ist es notwendig, die Zahlungsströme je nach Informationsbedarf in<br />
mehrere Aktivitätsbereiche zu untergliedern, wobei jeder Bereich mit einem Saldo<br />
abschließt.<br />
Veränderung des Zahlungsmittelbestandes = Cash Flow aus laufender Geschäftstätigkeit<br />
+ Cash Flow aus Investitionstätigkeit + Cash Flow aus Finanzierungstätigkeit.<br />
Die laufende Geschäftstätigkeit schafft Finanzmittel zur Aufrechterhaltung der Geschäftstätigkeit,<br />
zur Kredittilgung und Dividendenzahlung sowie für Investitionen<br />
ohne Zugriff auf externe Finanzmittel.<br />
22.09.2013 7
<strong>Michael</strong> <strong>Poropatich</strong> <strong>Betriebswirtschaftslehre</strong> SoSe 2013<br />
-) Handelsspanne = Rohgewinn / Umsatzerlös. Rohgewinn = Verkaufspreis - Einkaufspreis.<br />
Verkaufspreis = Umsatzerlös.<br />
Die Handelsspanne ist ein Abschlag in % vom Umsatz.<br />
Beispiel: Aufschlag von 100% auf die Kosten Umsatzerlös = Verkaufspreis = 2 *<br />
Einkaufspreis, Rohgewinn = Einkaufspreis Handelsspanne = 1 / 2 = 50%.<br />
Beispiel: Handelsspanne = 100% Rohgewinn = Umsatzerlös die Sache ist<br />
gestohlen oder geschenkt.<br />
Beispiel: ein Fernseher kostet 400 im Einkauf und 500 im Verkauf Rohgewinn =<br />
100 Handelsspanne = 20%, Aufschlag auf die Kosten = 25%.<br />
-) Der Rohgewinn entspricht in der Kostenrechnung dem Deckungsbeitrag (DB).<br />
Deckungsbeitrag = Umsatzerlös - variable Kosten.<br />
Der Deckungsbeitrag deckt die fixen Kosten und eventuell einen Gewinn. Wenn er<br />
kleiner als die fixen Kosten ist, entsteht ein Verlust.<br />
Bilanzanalyse: Rentabilitätsanalyse<br />
-) Kapitalertrag / Kapitaleinsatz = Rendite.<br />
Beispiel Haus: vereinnahmte Jahresmiete = 100 (Kapitalertrag), Kaufpreis = 1.000<br />
bzw 10.000 (Kapitaleinsatz) Rendite = 10% bzw 1%.<br />
Der Kaufpreis steigt und die Rendite fällt, je besser das Haus liegt. Der Kaufpreis<br />
fällt und die Rendite steigt, je schlechter das Haus liegt. Es ist wie an der Börse:<br />
Bei geringem Risiko (gute Lage, gut vermietbar, kein Leerstand) ist die Rendite<br />
niedrig. Bei hohem Risiko (schlechte Lage, schlecht vermietbar, Leerstand) ist die<br />
Rendite hoch.<br />
-) Return on Investment (ROI) = EBIT / durchschnittliches Vermögen.<br />
-) Kurs-Gewinn-Verhältnis (Price Earning Ratio) = Börsenkurs pro Aktie / Jahresgewinn<br />
nach Steuern pro Aktie.<br />
KGV unter 10 ist eine Kaufempfehlung.<br />
-) Dividendenrendite = Dividende pro Aktie / Börsenkurs pro Aktie.<br />
Thesaurieren = Erträge einbehalten, nicht ausschütten (Retained Earnings).<br />
Bilanzanalyse: Reorganisation nach URG<br />
-) Eine Firma steht in der Nähe der Insolvenz, wenn die Eigenmittelquote unter 8%<br />
ist und die fiktive Schuldentilgungsdauer länger als 15 Jahre ist.<br />
Im Falle der Vermutung des Reorganisationsbedarfs finden sich diese Kennzahlen<br />
im Prüfungsbericht des Abschlussprüfers.<br />
Die Kennzahlen stammen ohne Bereinigung des Jahresabschlusses direkt aus den<br />
Posten der Bilanz und der GuV gemäß UGB.<br />
-) Eigenmittelquote = (Eigenkapital + unversteuerte Rücklagen) / (Gesamtkapital -<br />
saldierbare Anzahlungsverbindlichkeiten für Vorräte).<br />
-) Fiktive Schuldentilgungsdauer = Schulden gem URG / Cash Flow aus laufender<br />
Geschäftstätigkeit gem URG.<br />
Schulden gem URG = Rückstellungen + Verbindlichkeiten - saldierbare Anzahlungen<br />
für Vorräte - Wertpapiere und Anteile - Kassenbestand, Schecks, Guthaben<br />
bei Kreditinstituten.<br />
Cash Flow aus laufender Geschäftstätigkeit gem URG = EGT + Abschreibungen<br />
vom AV - Zuschreibungen vom AV - Gewinne aus dem Abgang von AV + Verluste<br />
aus dem Abgang von AV + Erhöhung der langfristigen Rückstellungen - Verminderung<br />
der langfristigen Rückstellungen.<br />
22.09.2013 8
<strong>Michael</strong> <strong>Poropatich</strong> <strong>Betriebswirtschaftslehre</strong> SoSe 2013<br />
Unternehmensbewertung: Überblick<br />
-) Methoden der Unternehmensbewertung sind:<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Substanzwert (vs Liquidationswert)<br />
„klassisches“ Ertragswertverfahren<br />
Discounted Cash-Flow-Verfahren (DCF)<br />
Multiples:<br />
o Similar Public Company Method<br />
o Recent Transaction Method<br />
-) Gegen die Reduzierung auf Substanz- oder Liquidationswert spricht: der wahre<br />
Wert des Unternehmens liegt darin, wie glaubwürdig das Unternehmen verspricht,<br />
in der Zukunft hohe Gewinne zu machen.<br />
Ertragswert (Unternehmenswert) = Substanzwert + Firmenwert (Goodwill).<br />
Der Firmenwert ist NICHT der Wert der gesamten Firma, sondern der nicht bilanziell<br />
fassbare Anteil des Kaufpreises der Firma.<br />
-) Das Ertragswertverfahren geht davon aus, dass der Unternehmenswert sich aus<br />
dem Potenzial, zukünftig Gewinne zu erwirtschaften, ergibt. Es errechnet auf der<br />
Basis einer Plan-GuV die zukünftigen Ertragsüberschüsse. Es zinst die zukünftigen<br />
Ertragsüberschüsse auf den Bewertungsstichtag ab. Die Summe aller Barwerte ergibt<br />
dann der Unternehmenswert.<br />
Aus der Sicht des Käufers stellt das Ertragswertverfahren fest, wie hoch der Unternehmenswert<br />
sein darf, damit der erwirtschaftete Gewinn oder Cash Flow eine angemessene<br />
Verzinsung auf das eingesetzte Kapital, den Kaufpreis, darstellt.<br />
Das vereinfachte Ertragswertverfahren ermittelt den Unternehmenswert aus der<br />
Formel einer ewigen Rente als<br />
Ertragswert = Cash Flow * 100 / Kapitalisierungszinssatz.<br />
Der Kapitalisierungszinssatz ist die Rendite, die ein Anleger bzw Investor für das<br />
eingesetzte Kapital erwartet. Je höher dieser Zinssatz bei gleichem Cash Flow ist,<br />
desto niedriger ist der Wert des Unternehmens.<br />
Beispiel: Strebt ein Käufer eine Kapitalverzinsung von mindestens 8% an, so liegt<br />
der für ihn maximal akzeptable Kaufpreis eines Unternehmen mit einem Cash-Flow<br />
von 100.000 EUR bei 100.000 * 100 / 8 = 1.250.000 EUR, anderenfalls wäre eine<br />
alternative Kapitalanlage günstiger.<br />
22.09.2013 9
<strong>Michael</strong> <strong>Poropatich</strong> <strong>Betriebswirtschaftslehre</strong> SoSe 2013<br />
-) Die aktuellen Unternehmensbewertungsmethoden stellen auf die aus der operativen<br />
Tätigkeit erwirtschafteten Einzahlungsüberschüsse („Cash-Flow“-Beträge) ab.<br />
-) Die Vergangenheit ist für die Unternehmensbewertung irrelevant. Es zählt lediglich<br />
der in Zukunft aus dem Unternehmen erwartete Ertrag. Zinsen von Schulden<br />
sind im Cash Flow enthalten. In die Vergangenheit schaut man, um den künftig geplanten<br />
Cash Flow zu plausibilisieren.<br />
Unternehmensbewertung: Fachgutachten KFS BW 1<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Maßgeblichkeit des Zwecks der Bewertung (Funktion des Gutachters, objektivierte<br />
oder subjektive Bewertung)<br />
Stichtagsprinzip (der Unternehmenswert gilt für ein bestimmtes Datum)<br />
Ableitung des Unternehmenswerts aus künftigen finanziellen Überschüssen<br />
Bewertung betriebsnotwendigen Vermögens<br />
gesonderte Bewertung nicht betriebsnotwendigen Vermögens (zB Wohnimmobilien<br />
einer Bank)<br />
Berücksichtigung der Ertragssteuern<br />
Unbeachtlichkeit des bilanziellen Vorsichtsprinzips (realistische Planung)<br />
-) Bewertbar sind Unternehmen als Ganzes, Unternehmensverbund (Konzern), Betriebsstätte/Teilbetrieb,<br />
strategische Geschäftseinheit.<br />
-) Gutachter agieren objektiv. Sie bewerten das Unternehmen objektiviert oder subjektiv.<br />
Der objektivierte Unternehmenswert ist ein Wert, „der für alle gut ist“. Ihn ermittelt<br />
der neutrale Gutachter vor Gericht.<br />
Der subjektive Unternehmenswert ist ein Entscheidungswert. Er zeigt die preisliche<br />
Ober- oder Untergrenze für einen potentiellen Käufer bzw Verkäufer auf. Ihn ermittelt<br />
der Berater einer Partei.<br />
Der Schiedswert des Unternehmens stellt einen fairen und angemessenen Interessenausgleich<br />
zwischen Parteien dar. Ihn ermittelt der Schiedsgutachter/Vermittler.<br />
-) Grundsätze der Unternehmensbewertung sind:<br />
-) Die wirtschaftliche Lage eines Unternehmens wird beurteilt, um zB Entscheidungen<br />
für Kauf oder Verkauf vorzubereiten oder einen angemessenen Wert bei Umgründungen<br />
zu finden.<br />
-) Die subjektive Bewertung erfolgt aus der Sicht eines bestimmten Verkäufers oder<br />
Käufers. Dabei sind persönliche Verhältnisse wie Investitionsalternativen, steuerliche<br />
Verhältnisse, Synergien oder Marktbereinigung zu beachten.<br />
Beispiel: Der Eigentümer wünscht eine Unternehmensbewertung unter der Annahme<br />
eines Personalabbaus bestimmten Ausmaßes.<br />
-) Der objektivierte Unternehmenswert ist von den individuellen Wertvorstellungen<br />
der Eigenkapitalgeber unabhängig. Er ist ein typisierter Zukunftserfolgswert. Rechtliche<br />
Vorgaben für die Wertermittlung sind zu beachten.<br />
-) Der Wert eines Unternehmens leitet sich aus seinen nachhaltig erzielbaren Zukunftserfolgen<br />
ab. Er kann anhand eines Discounted Cash-Flow-Verfahren oder<br />
22.09.2013 10
<strong>Michael</strong> <strong>Poropatich</strong> <strong>Betriebswirtschaftslehre</strong> SoSe 2013<br />
eines klassischen Ertragswertverfahren ermittelt werden. Nicht betriebsnotwendige<br />
Vermögensgegenstände sind gesondert zu bewerten.<br />
Grundsätze der Ermittlung der Zukunftserfolge:<br />
vollständige Informationsbeschaffung<br />
Vergangenheitsanalyse als Anhaltspunkt für die Prognose der Erträge des<br />
Unternehmens<br />
Zusammenführung von Bilanz, GuV und Cash Flow-Rechnung durch eine<br />
integrierte Planungsrechnung<br />
Mehrphasenmethode (idR Zweiphasenmodell)<br />
Plausibilisierung der Planungsrechnung<br />
-) Weshalb Manager hohe Boni bekommen: „Sobald ich nicht mehr da bin, ist die<br />
Firma für alle weniger wert.“<br />
Unternehmensbewertung: Kapitalisierung<br />
-) Planungszeitraum ist eine zumeist drei bis fünf Jahre umfassende Phase der Detailplanung,<br />
an die eine aus dem Cash Flow des letzten Jahres der Detailplanung<br />
errechnete ewige Rente anschließt (Versteinerung des erwarteten Ertrags).<br />
-) Die Zukunft muss das Jetzt mit Cash-Flow-Beträgen tragen.<br />
Abgezinstes Kapital in t Jahren = Kapital / (1 + Kapitalisierungszinssatz) hoch t.<br />
-) Der Kapitalisierungszinssatz ist die Rendite, die ein Anleger bzw Investor für das<br />
eingesetzte Kapital erwartet. Je höher dieser Zinssatz bei gleichem Cash Flow ist,<br />
desto niedriger ist der Wert des Unternehmens.<br />
Bei objektivierter Unternehmensbewertung dient die Aktienperformance vergleichbarer<br />
Unternehmen als Kapitalisierungszinssatz. Bei subjektiver Unternehmensbewertung<br />
gibt der Auftraggeber den Kapitalisierungszinssatz vor.<br />
Kapitalisierungszinssatz = risikoloser Zinssatz (Basiszinssatz) + Risikozuschlag<br />
(Unternehmensrisiko).<br />
Der risikolose Zinssatz entspricht der Rendite langfristiger Staatsanleihen (zB 30-<br />
jährige deutsche Staatsanleihe). Er beträgt etwa 2%.<br />
Der Risikozuschlag ist unternehmens- und branchenabhängig. Steigt der Risikozuschlag,<br />
sinken Unternehmenswert und Kaufpreis.<br />
Eine Immobilie zB am Stephansplatz ist besser als eine Staatsanleihe, weil sie zur<br />
Rendite auch die Inflation (rund 2%) abgilt.<br />
-) Der Liquidationswert stellt die Untergrenze des Unternehmenswertes dar.<br />
-) Bei jeder Bewertung ist zu untersuchen, ob das Unternehmen eine theoretisch<br />
unendliche oder eine absehbare endliche Lebensdauer hat.<br />
Bei endlicher Lebensdauer sind die Zukunftserfolge bis zum Unternehmensende<br />
zu kapitalisieren und der Liquidationsüberschuss (abgezinst) zum Ertragswert hinzuzuzählen.<br />
Bei theoretisch unendlicher Lebensdauer ist zu entscheiden, ob die Erfolge der Zeit<br />
nach der Detailplanungsphase als ewige Rente oder abgezinster Liquidationsüberschuss<br />
in den Unternehmenswert einfließen sollen.<br />
Unternehmensbewertung: Entity-Approach<br />
-) Unternehmen werden in der Praxis nach der Brutto-Methode (Entity-Approach)<br />
bewertet.<br />
-) Die Brutto-Methode (Entity-Approach) ist eine DCF-Methode. Zuerst wird der<br />
Barwert der allen Eigen- und Fremdkapitalgebern gemeinsam zufließenden Zahlungsströme<br />
ermittelt. Vom Marktwert des Gesamtkapitals wird dann der Barwert<br />
des Fremdkapitals abgezogen, um den Marktwert des Eigenkapitals zu erhalten.<br />
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<strong>Michael</strong> <strong>Poropatich</strong> <strong>Betriebswirtschaftslehre</strong> SoSe 2013<br />
-) Free Cash Flow ist der Cash Flow vor Zinsen nach Steuern, der den Aktionären<br />
und Banken zur Verfügung steht. Der abgezinste Free Cash Flow ergibt den Unternehmenswert<br />
vor Schulden, dh den fiktiven Wert des Unternehmens, wenn es unverschuldet<br />
wäre. Schulden sind das Fremdkapital lt. Jahresabschluss.<br />
-) Weighted Average Cost of Capital (WACC) = Eigenkapitalquote * Eigenkapitalkosten<br />
+ Fremdkapitalquote * Fremdkapitalkosten * (1 - Körperschaftsteuer).<br />
Beispiel: Marktwert des Eigenkapitals = 50, Marktwert des Fremdkapitals = 30, Eigenkapitalkosten<br />
= 12%, Fremdkapitalkosten = 4%, Körperschaftsteuer = 25% <br />
WACC = (50 / 80) * 12% + (30 / 80) * 4% * (1 - 0,25) = 7,5% + 1,125% = 8,625%.<br />
Der Kapitalisierungszinssatz WACC gewichtet Eigen- und Fremdkapitalkosten im<br />
Verhältnis der konkreten Marktwerte des Eigen- und Fremdkapitals. Die Fremdkapitalkosten<br />
sind wegen der steuerlichen Abzugsfähigkeit des Zinsaufwandes um<br />
25% Körperschaftsteuer reduziert.<br />
Die Eigenkapitalkosten stellen die von den Aktionären geforderte Verzinsung ihres<br />
Kapitals für das unternehmerische Risiko dar. Im Allgemeinen sollten die Eigenkapitalkosten<br />
größer als die Fremdkapitalkosten ausfallen, da Eigenkapitalgeber erst<br />
nachrangig bedient werden.<br />
Das Risiko wird in der Rendite für die Aktionäre berücksichtigt!<br />
Unternehmen werden als GmbH bewertet. Zinsen an die Bank sind als Betriebsausgabe<br />
steuerlich abzugsfähig. Tax Shield gegen Steuern bedeutet: Die Fremdkapitalkosten<br />
im WACC werden um 25% Körperschaftsteuer reduziert.<br />
Ohne Tax Shield ist der WACC zu hoch und der Unternehmenswert zu niedrig.<br />
-) Mit Bezug auf das Zweiphasenmodell werden in der Phase 1 (Detailplanung) die<br />
Cash Flow-Beträge mit dem WACC abgezinst. In der Phase 2 („ewige Rente“) wird<br />
der WACC um einen Wachstumsabschlag reduziert. Der Wachstumsabschlag berücksichtigt<br />
zB die Inflationsrate (1 bis 2%).<br />
-) Unternehmenswert (Marktwert des Eigenkapitals, Equity Value) = Unternehmenswert<br />
vor Schulden (Marktwert des Gesamtkapitals, Enterprise Value, Entity<br />
Value) - Schulden (Marktwert des verzinslichen Fremdkapitals, Net Dept).<br />
Unternehmenswert vor Schulden = Barwert des operativen Free Cash Flow nach<br />
der Detailplanungsphase + Barwert der ewigen Rente + Marktwert des nicht betriebsnotwendigen<br />
Vermögens.<br />
Der operative Free Cash Flow wird praktisch ermittelt.<br />
Operativer Free Cash Flow = Operativer Brutto Cash Flow +/- Veränderungen des<br />
Working Capital - Gesamtinvestitionen saldiert mit Anlageerlösen.<br />
Operativer Brutto Cash Flow = Operatives Ergebnis vor Zinsen nach Steuern + Abschreibungen<br />
- Zuschreibungen + Aufwendungen aus Anlagenabgängen - Erträge<br />
aus Anlagenabgängen + Erhöhung Rückstellungen - Verminderung Rückstellungen.<br />
Operatives Ergebnis vor Zinsen nach Steuern = Operatives Ergebnis vor Zinsen<br />
und Steuern - dem operativen Ergebnis zurechenbare Ertragsteuern.<br />
Unternehmensbewertung: Equity-Approach<br />
-) Die Netto-Methode (Equity-Approach) ist eine DCF-Methode. Bei ihr werden nur<br />
die Zahlungsströme an die Eigenkapitalgeber (zB Aktionäre) ermittelt und mit der<br />
Eigenkapitalrendite diskontiert. Zu den zu diskontierenden Zahlungsströmen zählen<br />
Dividenden, Entnahmen, Kapitalrückzahlungen und Körperschaftsteuergutschriften.<br />
Es wird also unterstellt, dass sämtliche Überschüsse ausgeschüttet werden und die<br />
Ansprüche der Fremdkapitalgeber bereits befriedigt wurden.<br />
-) Fremdkapitalzinsen und Veränderungen des Fremdkapitals werden bei der Ermittlung<br />
der jährlichen Zahlungsüberschüsse einbezogen.<br />
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<strong>Michael</strong> <strong>Poropatich</strong> <strong>Betriebswirtschaftslehre</strong> SoSe 2013<br />
-) Die Eigenkapitalrendite ist ein Zinssatz, der aus den Eigenkapitalkosten abgeleitet<br />
wird (durchschnittlich 10%). Die Eigenkapitalgeber fordern diesen Zinssatz, weil<br />
sie sonst in andere Unternehmen investieren könnten.<br />
Unternehmensbewertung: CAPM<br />
-) Capital Asset Pricing Model (CAPM) heißt ein Schätzungsmodell zur Ermittlung<br />
der Eigenkapitalkosten im Rahmen des WACC.<br />
Eigenkapitalkosten = risikoloser Zinsfuß + Risikoprämie.<br />
Risikoprämie = Beta-Faktor * Marktrisikoprämie.<br />
Marktrisikoprämie = erwartete Marktrendite - gewählter risikoloser Zinsfuß. Beträgt<br />
in der Regel 6 bis 7%.<br />
Eigenkapitalgeber fordern mindestens 8% Eigenkapitalkosten.<br />
Beispiel: Marktwert des Eigenkapitals = 2; Marktwert des Fremdkapitals = 3; Beta =<br />
1,5; erwartete Marktrendite = 10%; risikoloser Zinsfuß = 2%; Fremdkapitalkosten =<br />
4%; Körperschaftsteuer = 25% Eigenkapitalkosten = 2% + 1,5 * (10% - 2%) =<br />
14% WACC = (2 / 5) * 14% + (3 / 5) * 4% * (1- 0,25) = 5,6% + 1,8% = 7,4%.<br />
-) Der Beta-Faktor spiegelt das Branchenrisiko wider (zB 2 bei high risk oder unter<br />
1 bei Energieunternehmen). Er wird mittels Bloomberg ermittelt. Die Damodaran-<br />
Homepage ermöglicht Tendenzaussagen mittels Branchen-Betas.<br />
Zu nehmen ist das levered Beta. Es berücksichtigt die Verschuldung des Unternehmens<br />
und die steuerliche Abzugsfähigkeit von Fremdkapitalzinsen. Nimmt man das<br />
unlevered Beta, so könnte sich ein Unternehmen stark verschulden, ohne an Wert<br />
zu verlieren.<br />
Bei der Bewertung wird nur das systematische Risiko (Geschäfts- und Kapitalstrukturrisiko)<br />
berücksichtigt.<br />
Unternehmensbewertung: Multiples<br />
-) „Multiples“ (Multiplikatoren) ermöglichen eine alternative bzw ergänzende Unternehmensbewertung.<br />
Ein Unternehmen wird anhand von Kennzahlen vergleichbarer<br />
Unternehmen (der sogenannten Peergroup) bewertet.<br />
Marktwert des Eigenkapitals bzw Gesamtkapitals (hängt von der Art der Referenzgröße<br />
ab) = Referenzgröße des Unternehmens * Multiplikator der Peergroup.<br />
Der Multiplikator entsteht, indem eine Referenzgröße der Peergroup (zB Betriebsergebnis,<br />
Gewinn, Cash-Flow, Umsatz oder buchmäßiges Eigenkapital) mit einer<br />
Wertgröße derselben Peergroup (zB Börsenkurs/Marktwert oder Transaktionspreis)<br />
verknüpft wird.<br />
Multiplikator der Peergroup = Wert der Peergroup / Referenzgröße der Peergroup.<br />
Multiple-Methoden eignen sich dazu, börsennotierte Unternehmen grob zu bewerten<br />
oder den Emissionspreis bei Initial Public Offerings (Börsengängen) zu finden.<br />
Sie sind besonders relevant bei der Bewertung von Unternehmen der New Economy.<br />
Multiple-Methoden eignen sich dazu, die durch andere Verfahren (etwa durch<br />
die DCF-Methode) ermittelten Unternehmenswerte zu plausibilisieren.<br />
Das Gericht erkennt Multiple-Methoden zur Unternehmensbewertung nicht an.<br />
Multiple-Methoden kommen oft in Earn-Out-Klauseln vor. Eine Earn-Out-Klausel<br />
definiert in einem Kaufvertrag einen Anteil des Kaufpreises, der zu einem späteren<br />
Zeitpunkt erfolgsabhängig bezahlt wird. Solche Klauseln finden sich vor allem in<br />
Unternehmenskaufverträgen.<br />
-) Similar Public Company-Methode (SPCM) oder Comparable Company Analysis<br />
(CCA): Zieht als Wertgröße bei der Multiplikatorenbildung die Preise öffentlich notierter<br />
Unternehmungen heran.<br />
22.09.2013 13
<strong>Michael</strong> <strong>Poropatich</strong> <strong>Betriebswirtschaftslehre</strong> SoSe 2013<br />
Finanzierung: Überblick<br />
-) Innenfinanzierung bedeutet, dass sich das Unternehmen aus dem eigenen Cash<br />
Flow finanziert. Formen der Innenfinanzierung sind: Selbstfinanzierung, Aufwandsfinanzierung<br />
und Finanzierung aus Vermögensumschichtungen.<br />
-) Außenfinanzierung ist alles, was nicht Innenfinanzierung ist. Arten der Außenfinanzierung<br />
sind: Eigenfinanzierung (etwa durch Aktionäre) und Fremdfinanzierung<br />
(etwa durch Banken). Formen der Außenfinanzierung sind: kurz- und mittelfristige<br />
Fremdfinanzierung, langfristige Fremdfinanzierung und Eigen- oder Beteiligungsfinanzierung.<br />
Entity Value = Enterprise Value!<br />
Beispiel: Umsatz = EUR 2 Mio, Umsatz-Multiple = 1, Net Debt = EUR 0,5 Mio <br />
Enterprise Value = Jahresumsatz * Umsatz-Multiple = EUR 2 Mio Equity Value<br />
= Enterprise Value - Net Dept = EUR 1,5 Mio.<br />
Beispiel: Jahresüberschuss = EUR 1 Mio, Jahresüberschuss-Multiple = 10 <br />
Equity Value = Jahresüberschuss * Jahresüberschuss-Multiple = EUR 10 Mio.<br />
Die Multiplikation ergibt direkt den Unternehmenswert (Equity Value), weil der Multiplikator<br />
sich auf eine Größe bezieht, die nach Berücksichtigung der Fremdkapitalzinsen<br />
ermittelt wird. Der Abzug der Net Debt wäre unzulässig, weil dann das<br />
Fremdkapital doppelt (einmal in Form der Zinsen, die den Jahresüberschuss mindern,<br />
einmal in Form des ausständigen Fremdkapitals) berücksichtigt wäre.<br />
-) Recent Transaction/Acquisition-Methode oder Comparable Transaction Analysis<br />
(CTA): Zieht als Wertgröße bei der Multiplikatorenbildung die Preise bereits abgeschlossener<br />
Akquisitionen heran.<br />
-) Bei der Bewertung kleinerer und mittlerer Unternehmen lässt sich der Kaufpreis<br />
mittels Branchen-Multiplikatoren schätzen.<br />
Bei der Außenfinanzierung fließt Geld, das nicht aus den Umsätzen des Unternehmens<br />
stammt, von außen in das Unternehmen<br />
Finanzierung: Selbstfinanzierung<br />
-) Ein Unternehmen finanziert sich selbst aus nicht ausgeschütteten Gewinnen. Die<br />
Selbstfinanzierung kann offen oder still sein.<br />
-) Ein Unternehmen finanziert sich selbst offen, wenn zB der Bilanzgewinn eines<br />
Wirtschaftsjahres nicht (vollständig) an die Gesellschafter ausgeschüttet wird. Der<br />
maximal zur Verfügung stehende Betrag hängt von der Dividendenpolitik des Unternehmens<br />
ab.<br />
Eine Kennzahl für die offene Selbstfinanzierung mittels Bilanzgewinnes ist die<br />
dividend pay out ratio = Dividenden / Jahresüberschuss.<br />
Beispiel: Jahresüberschuss = 10 Mio, Dividenden = 3 Mio dividend pay out ratio<br />
= 3/10 = 0,3 bzw 30% 70% des Jahresüberschusses dienen der offenen Selbstfinanzierung.<br />
22.09.2013 14
<strong>Michael</strong> <strong>Poropatich</strong> <strong>Betriebswirtschaftslehre</strong> SoSe 2013<br />
Am Cum-Tag werden Aktien noch inkl der am nächsten Tag (Ex-Tag) zur Ausschüttung<br />
anstehenden Dividende gehandelt. Am Ex-Tag werden Aktien ohne die<br />
am selben Tag an die Investoren ausgeschütteten Dividende gehandelt. Oftmals<br />
wird dafür der Kurszusatz XD mitgeführt.<br />
Der Vorstand steuert idR die Bildung von Gewinnrücklagen zur Selbstfinanzierung.<br />
-) Ein Unternehmen finanziert sich selbst still, indem es Betriebsvermögen unterbewertet<br />
oder Rückstellungen überbewertet.<br />
Finanzierung: Aufwandsfinanzierung<br />
-) Unter Aufwandsfinanzierung versteht man die Finanzierung aus Abschreibungen<br />
und Rückstellungen.<br />
-) Als Sozialkapital bezeichnet man langfristige Rückstellungen wie Abfertigungsrückstellungen,<br />
Pensionsrückstellungen und Jubiläumsrückstellungen.<br />
-) Latente Steuern sind verborgene Steuerlasten oder -vorteile, die sich aufgrund<br />
von Unterschieden im Ansatz und/oder in der Bewertung von Vermögensgegenständen<br />
bzw Schulden zwischen der Steuerbilanz und Handelsbilanz ergeben<br />
haben und die sich in späteren Geschäftsjahren voraussichtlich abbauen, das heißt<br />
in der Zukunft zu Unterschieden zwischen steuerlichen und handelsbilanziellen<br />
Gewinnen führen.<br />
Aktive latente Steuerabgrenzungsposten können für zukünftige Steuervorteile (zukünftig<br />
steuerlich höheres Gewinnabzugspotential), passive latente Steuerrückstellungen<br />
müssen für zukünftige Steuerlasten (zukünftig steuerlich höheres Ertragspotential)<br />
gebildet werden.<br />
Finanzierung: Finanzierung aus Vermögensumschichtungen<br />
-) Finanzierung aus Vermögensumschichtungen setzt auf die Freisetzung von Anlage-<br />
und Umlaufvermögen. Es findet eine Umwandlung von Vermögen in Kapital<br />
statt.<br />
Beispiel „Sale and Lease back“: Eine Anlage wird verkauft und anschließend zurückgeleast.<br />
Dies bringt einen Steuervorteil und einen Liquiditätseffekt.<br />
Finanzierung: Kurz- und mittelfristige Fremdfinanzierung<br />
-) Formen der kurz- und mittelfristigen Fremdfinanzierung sind: Lieferantenkredit,<br />
Kundenanzahlungen, Kontokorrentkredit, Lombardkredit, Kundenkredit und Factoring.<br />
-) Die Inanspruchnahme der Skontofrist stellt einen kurzfristigen unentgeltlichen<br />
Lieferantenkredit dar. Rechnet man den Skontoabzug im Vergleich zur Zeit, ergibt<br />
sich ein sehr hoher Zinssatz pro Jahr. Im Regelfall sollte man daher skontieren. Für<br />
Rechnungsempfänger kann es sogar von Vorteil sein, einen Bankkredit aufzunehmen,<br />
um das Skonto auszunutzen.<br />
-) Eine Kundenanzahlung bringt dem Verkäufer folgende Vorteile: das Geld ist sofort<br />
verfügbar; das Zahlungsausfall-Risiko ist für diesen Teil der Leistung eliminiert;<br />
die Warenabnahme ist gesichert.<br />
Als Performance Bond wird eine Bankgarantie im Auftrag des Schuldners zugunsten<br />
des Gläubigers bezeichnet. Sie soll den Gläubiger gegen nicht ordnungsgemäße<br />
Leistung des Schuldners (Übergabe der Ware, Bezahlung des Preises) sichern.<br />
Die Bank regressiert die Auszahlung der Bankgarantie beim Schuldner.<br />
-) Der Kontokorrentkredit ist die auf einem Girokonto befristete, von einer Bank eingeräumte,<br />
limitierte Überziehungsmöglichkeit zur Überbrückung von kurzfristigen<br />
22.09.2013 15
<strong>Michael</strong> <strong>Poropatich</strong> <strong>Betriebswirtschaftslehre</strong> SoSe 2013<br />
Liquiditätsengpässen, die durch ankündigungslose Abrufbarkeit und jederzeitige<br />
sofortige Rückzahlbarkeit gekennzeichnet ist.<br />
Die volle Ausnutzung des Kreditrahmens ist meist vorübergehend. Falls sie über<br />
längere Zeit anhält, kann sie bedenklich sein, weil sie auf eine größere Schuldenlast<br />
schließen lässt, die offenbar nicht abgebaut werden kann.<br />
Unterschieden werden Personal- und Sicherheitenkredite. Personalkredite werden<br />
ohne Sicherheiten auf Grund des guten Rufes des Bankkunden gewährt. Sicherheitenkredite<br />
basieren hingegen auf Bürgschaften, Wechselakzepten, hypothekarischen<br />
Belastungen, der Verpfändung von Effekten usw.<br />
Effekte sind fungible Wertpapiere, wie zB Aktien, Industrieobligationen, Pfandbriefe<br />
oder Anleihen der öffentlichen Hand.<br />
-) Beim Lombardkredit kommt es zur Verpfändung von leicht realisierbaren Gütern<br />
(zB Edelmetalle, Wertpapiere, bestimmte Warenarten). Die Kredithöhe hängt vom<br />
Wert (bzw der Wertbeständigkeit) der verpfändeten Güter ab. Die Grenze der Belehnung<br />
beläuft sich bis auf 50% bis 90% des Wertes der belehnten Güter.<br />
Staatsanleihen sind leicht realisierbar, Hypotheken hingegen nicht.<br />
-) Der Kundenkredit ist eine Alternative zum Lieferantenkredit. Der Verkäufer tritt<br />
seine Forderung an den Kunden (= Käufer) an die Bank ab (Zessionskredit). Die<br />
Bank vergütet dem Verkäufer den Rechnungsbetrag. Sie hebt den Gegenwert aufgrund<br />
eines festgelegten Rückzahlungsplanes vom Käufer ein (Teilzahlungskredit).<br />
Der Verkäufer haftet für den Eingang des Außenstandes mit.<br />
-) Unter Factoring versteht man den Verkauf kurzfristiger Forderungen aus Lieferungen<br />
und Leistungen vor Fälligkeit an einen Factor (Bank), idR gegen sofortige<br />
Bevorschussung iHv 80%.<br />
Im Gegensatz zum Kundenkredit übernimmt der Factor neben der Finanzierungsfunktion<br />
(Bevorschussung gegen Kreditzinsen) auch verschiedene Dienstleistungsfunktionen<br />
(Bonitätsprüfung, Debitorenbuchhaltung, Mahnwesen gegen eine Factoring-Gebühr),<br />
häufig auch eine Versicherungsfunktion (Schutz vor Forderungsausfall<br />
gegen eine Delkredere-Gebühr).<br />
Factoring ist gebührenfrei, wenn eine gebührenpflichtige Rahmenvereinbarung getroffen<br />
wurde.<br />
Unter Forfaitierung versteht man den regresslosen Ankauf von mittelfristigen Exportforderungen<br />
(Laufzeit zwischen 6 Monaten und 5 Jahren) durch einen Forfaiteur<br />
(Bank). Der Forfaiteur übernimmt manchmal auch noch das Währungsrisiko.<br />
-) Vom Bund vergebene Exporthaftungen (Exportgarantien und Wechselbürgschaften)<br />
begrenzen die Risiken für exportierende oder im Ausland investierende Unternehmen.<br />
Exportgarantien schützen exportierende Unternehmen, deren Abnehmer im Ausland<br />
aus wirtschaftlichen oder politischen Gründen nicht zahlen. Sie sichern im<br />
Ausland investierende Unternehmen gegen politische Risiken ab.<br />
Die Österreichische Kontrollbank ist von der Republik beauftragt, die Exporthaftungen<br />
anzubieten und abzuwickeln. Sie fungiert als Export Credit Agency (ECA) der<br />
Republik Österreich.<br />
Die Austria Wirtschaftsservice GmbH (AWS) vergibt an österreichische Klein- und<br />
Mittelunternehmen Projektgarantien für das wirtschaftliche Risiko von Auslandsinvestitionen<br />
(Internationalisierungsförderung).<br />
Finanzierung: Langfristige Fremdfinanzierung<br />
-) Formen der langfristigen Fremdfinanzierung sind: Abstattungskredit, Anleihe, Asset<br />
Backed Securities, Wandelschuldverschreibung, Gewinnschuldverschreibung,<br />
Genussrecht, Leasing und Mezzanin-Kapital.<br />
22.09.2013 16
<strong>Michael</strong> <strong>Poropatich</strong> <strong>Betriebswirtschaftslehre</strong> SoSe 2013<br />
-) Der Abstattungskredit (term loan facility) ist ein Einmalkredit mit einer Laufzeit<br />
von wenigstens 3 Jahren. Er kann nicht wiederausgenutzt werden.<br />
Die Annuität besteht aus einem Zins- und einem Tilgungsanteil. Der Zinsanteil ist<br />
steuerlich abziehbar. Da mit jeder Rate ein Teil der Restschuld getilgt wird, verringert<br />
sich der Zinsanteil zugunsten des Tilgungsanteils. Am Ende der Laufzeit ist die<br />
Kreditschuld vollständig getilgt.<br />
Der Hypothekarkredit ist ein Abstattungskredit, der mit einer Hypothek auf eine Liegenschaft<br />
besichert ist. Die Kosten schließen 1,2% Einverleibungsgebühr und 1%<br />
Rechtsgeschäftsgebühr ein.<br />
-) Aktien erhöhen das Eigenkapital, Anleihen das Fremdkapital des emittierenden<br />
Unternehmens. Issuing = Anleiheemission.<br />
-) Die Anleihe (auch: Obligation, Schuldverschreibung, bond) ist ein langfristiges<br />
Darlehen mit einer Laufzeit zwischen 8 bis 15 Jahren in verbriefter Form.<br />
Anleihen werden über den Kapitalmarkt aufgenommen und gehandelt. Public Placement<br />
nennt sich das öffentliche Angebot an einer Börse. Private Placement heißt<br />
der Handel ohne Börse.<br />
Pfandbriefe werden als festverzinsliche Anleihen von Banken begeben. Ihr Rating<br />
ist sehr gut, weil sie durch Hypotheken oder Staatsanleihen besichert sind.<br />
Die Null-Kupon-Anleihe (zero bond) ist eine nominell unverzinsliche Anleihe. Die<br />
Rendite ergibt sich aus der Differenz zwischen dem niedrigeren Ausgabekurs und<br />
dem von vornherein festgelegten höheren Tilgungskurs. Bei öffentlichem Anbot ist<br />
der Kapitalertrag durch Tilgung mit Abzug der 25% KESt endbesteuert.<br />
Die KESt kommt regelmäßig bei Zinsen aus Spareinlagen oder Anleihen bzw. bei<br />
Dividenden von Aktien zur Geltung, bei zero bonds hingegen nur einmal am Ende<br />
der Laufzeit. Zero bonds werden steuerrechtlich wie österreichische oder liechtensteinische<br />
Privatstiftungen behandelt.<br />
-) Bei Asset Backed Securities (ABS) kauft eine Zweckgesellschaft (conduit) Forderungen<br />
(zB Kreditportfolio von Banken) auf und finanziert den Kaufpreis durch Ausgabe<br />
verbriefter Forderungen. Die ausgegebenen Wertpapiere haben ein besseres<br />
Rating als das Unternehmen, das die Forderungen verkauft hat.<br />
-) Die Wandelschuldverschreibung (convertible bond) stellt zunächst Fremdkapital<br />
dar, räumt aber dem Gläubiger entweder ein Umtauschrecht (Wandelanleihe) oder<br />
ein Bezugsrecht (Optionsanleihe) auf Aktien ein.<br />
Die Ausgabe von Wandelschuldverschreibungen ist nur aufgrund eines Beschlusses<br />
der Hauptversammlung mit 3/4 Mehrheit zulässig. Die Aktionäre haben ein Bezugsrecht<br />
auf Wandelschuldverschreibungen.<br />
Bei der Wandelanleihe erwirbt der Gläubiger das Recht, anstelle der Rückzahlung<br />
der Darlehensvaluta samt Zinsen die Umwandlung in Aktien des Schuldners zu<br />
vorher fixierten Terminen zu verlangen. Der Umtauschschlüssel wird bei der Begebung<br />
der Wandelanleihe festgelegt.<br />
Die Optionsanleihe verbrieft das Recht auf Zinsen (Zinskupon) und Rückzahlung<br />
(wie eine "normale" Anleihe) sowie darüber hinaus das zusätzliche Recht (das<br />
Optionsrecht) auf Bezug von Aktien zu festgelegten Konditionen.<br />
Im Unterschied zur Wandelanleihe erfolgt bei Ausübung des Optionsrechts durch<br />
den Anleger kein Umtausch der Anleihe. Die Anleihe ist also in jedem Fall durch<br />
den Schuldner zurückzuzahlen.<br />
Der Optionsschein verbrieft das zusätzliche Recht auf Aktienbezug. Er kann von<br />
der Anleihe abgetrennt und isoliert an der Börse gehandelt werden..<br />
Bei der Aktienanleihe (reverse convertible bond; cash or shares) behält sich der<br />
Emittent das Recht vor, statt der Rückzahlung der Anleihe zum Nominalbetrag eine<br />
von vornherein festgelegte Stückzahl einer bestimmten Aktie zu liefern. Dies wird<br />
22.09.2013 17
<strong>Michael</strong> <strong>Poropatich</strong> <strong>Betriebswirtschaftslehre</strong> SoSe 2013<br />
der Emittent bevorzugen, wenn der Wert der Aktien geringer ist als der Nominalwert<br />
der zu tilgenden Anleihe. Der Zinskupon wird in jedem Fall ausbezahlt.<br />
-) Die Gewinnschuldverschreibung (profit participating bond) ist ein verzinsliches<br />
Wertpapier, das neben der Festverzinsung ein Anrecht auf einen variablen Anteil<br />
am Reingewinn des Emittenten für den Anleger verbrieft. Dieser variable Zinszuschlag<br />
ist üblicherweise an die Dividende gekoppelt. Mit Erreichen einer bestimmten<br />
Höhe der Dividende wird die Option auf den Gewinn wirksam und der Inhaber<br />
kommt in den Genuss des Zuschlags.<br />
Die Ausgabe von Gewinnschuldverschreibungen ist nur aufgrund eines Beschlusses<br />
der Hauptversammlung mit 3/4 Mehrheit zulässig. Die Aktionäre haben ein Bezugsrecht<br />
auf Gewinnschuldverschreibungen.<br />
-) Das Genussrecht beteiligt seinen Inhaber am Reingewinn und/oder am Liquidationserlös<br />
eines Unternehmens. Das Genussrecht wird im Genussschein verbrieft .<br />
Es beinhaltet weder ein Stimmrecht noch sonstige Rechte am Unternehmen.<br />
Die Ausgabe von Genussscheinen ist nur aufgrund eines Beschlusses der Hauptversammlung<br />
mit 3/4 Mehrheit zulässig. Die Aktionäre haben ein Bezugsrecht auf<br />
Genussscheine.<br />
Substanzgenussrechte beinhalten neben dem Recht auf Beteiligung am Gewinn<br />
und Verlust auch eine Beteiligung am Liquidationsgewinn. Steuerlich gesehen ist<br />
ein Substanzgenussrecht mit einer Aktie zu vergleichen und damit als Eigenkapital<br />
zu behandeln.<br />
-) Unter Leasing versteht man die Vermietung von unbeweglichen und beweglichen<br />
Anlagegegenständen bzw von langlebigen Konsumgütern (zB PKW).<br />
Beim operational leasing erwirbt der Mieter ein kurzfristiges, idR jederzeit kündbares<br />
Nutzungsrecht am Mietobjekt.<br />
Beim financial leasing ist die Grundmietzeit über einen längeren Zeitraum fixiert,<br />
den Partnern ist kein Kündigungsrecht eingeräumt. Das Investitionsrisiko obliegt<br />
daher dem Mieter. Zu unterscheiden sind zwei Varianten:<br />
Bei full pay out Verträgen deckt der Leasingnehmer mit den während der<br />
Grundmietzeit entrichteten Raten mindestens die Anschaffungs- oder Herstellkosten<br />
und die Finanzierungskosten des Leasinggebers ab.<br />
Bei non full pay out Verträgen fließt dem Leasingnehmer am Ende der<br />
Grundmietzeit der wirtschaftliche Wert des Leasing-Objekts zu. Es handelt<br />
sich um ein verdecktes Teilzahlungsgeschäft. Der Leasingnehmer ist zur<br />
Bilanzierung des Leasing-Objekts verpflichtet.<br />
Beim sale and lease back Verfahren verkauft der Verkäufer ein Anlagegut an eine<br />
Leasing-Gesellschaft und mietet es dann wieder (zurück) gemietet. Sale and lease<br />
back hat zur Beseitigung von Liquiditätsengpässen eine gewisse Bedeutung.<br />
-) Mezzanin-Kapital ist eine befristete Mischform von Eigenkapital und Fremdkapital,<br />
die sich auf Beteiligungen am Gewinn und nicht auf Sicherheiten stützt.<br />
Typische Charakteristika sind: keine Sicherheiten, gewinnabhängige Verzinsung<br />
und langfristige Bereitstellung (rund zehn Jahre), nachrangiges Kapital.<br />
Mezzanin-Kapital ist nachrangig (subordinated), weil es im Insolvenzfall erst nach<br />
Bedienung des Fremdkapitals, zB der Kredite, bedient wird.<br />
Equity mezzanine sind Genussrechte, Genussscheine oder stille Beteiligungen. Sie<br />
werden bei der begebenden Gesellschaft wie Eigenkapital bilanziert.<br />
Debt mezzanine sind nachrangige, partiarische Darlehen. Sie werden bei der begebenden<br />
Gesellschaft wie Fremdkapital bilanziert.<br />
Da Mezzaninkapitalgeber keine Sicherheiten verlangen und bei Zahlungsschwierigkeiten<br />
nachrangig behandelt werden, steigt die Bonität des Unternehmers gegenüber<br />
potentiellen Fremdkapitalgebern. Da Mezzaninkapitalgeber ein hohes Ri-<br />
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siko in Kauf nehmen, sind die Kosten einer solchen Finanzierung relativ hoch. Neben<br />
einer laufenden Verzinsung, die idR zwischen 3,5 und 5 Prozent über dem<br />
Euribor liegt, muss der Unternehmer auch ein fixes und/oder variables Abschichtungsaufgeld<br />
am Ende der Laufzeit zahlen.<br />
-) Ein Darlehen ist partiarisch, wenn die Verzinsung vom Geschäftserfolg des Darlehensnehmers<br />
abhängig ist.<br />
Finanzierung: Banken<br />
-) Typische Bankgeschäfte sind: Wertpapiergeschäfte, Kreditgeschäfte, Zahlungsverkehr<br />
und Einlagengeschäft.<br />
-) Wertpapiergeschäfte sind:<br />
Wertpapierkommissionsgeschäft = Kauf/Verkauf von Wertpapieren im eigenen<br />
Namen, aber auf fremde Rechnung.<br />
Depotgeschäft = Verwahrung von Wertpapieren für andere.<br />
Investmentgeschäft = Vermögensverwaltung.<br />
Emissionsgeschäft = Übernahme von Wertpapieren zur Platzierung bzw<br />
Übernahme von Platzierungsgarantien.<br />
-) Als Kreditgeschäfte gelten Darlehen/Kredite und Garantien (Avale). Garantieformen<br />
sind Avalkredit und Performance Bond.<br />
Beim Avalkredit bürgt die Bank für ihren Kunden, dass dieser die vertraglich eingegangenen<br />
Verpflichtungen gegenüber einem Dritten einhalten kann (Bankgarantie).<br />
Bei Ausfall des Kunden kann der Dritte die Bank verpflichten, die Leistung zu erbringen.<br />
Für dieses Leistungsversprechen berechnet die Bank dem Kunden eine<br />
Provision.<br />
Als Performance Bond wird eine Bankgarantie im Auftrag des Schuldners zugunsten<br />
des Gläubigers bezeichnet. Sie soll den Gläubiger gegen nicht ordnungsgemäße<br />
Leistung des Schuldners (Übergabe der Ware, Bezahlung des Preises) sichern<br />
(Erfüllungsgarantie).<br />
In der Praxis wird bei der Errichtung von Fertighäusern und Einfamilienhäusern von<br />
den Unternehmen oft eine Bankgarantie verlangt, damit nach Fertigstellung der<br />
vereinbarten Leistung auch fristgerecht bezahlt wird. Bei Bauvorhaben wird aber<br />
manchmal auch zur Absicherung von Ansprüchen aus der Gewährleistung anstelle<br />
eines Haftrücklasses eine Bankgarantie von Bauunternehmen zugunsten des Auftraggebers<br />
vereinbart.<br />
-) Der Zahlungsverkehr besteht aus der Übertragung von Zahlungsmitteln in Form<br />
von Gutschriften oder Lastschriften als Ausgleich von offenen Forderungen bzw<br />
offenen Verbindlichkeiten. Zahlungen erfolgen in Form von Bargeld, Giralgeld und<br />
Geldsubstituten.<br />
Das Girokonto ist ein von Kreditinstituten für Bankkunden geführtes Kontokorrentkonto<br />
zur Abwicklung des Zahlungsverkehrs. Zahlungen werden zu Gunsten und<br />
zu Lasten des Girokontos gebucht.<br />
-) Das Einlagengeschäft umfasst die Annahme und Anlage von Kundengeldern.<br />
Termingelder sind kurz- bis mittelfristige Geldanlagen bei Kreditinstituten, bei denen<br />
es eine feste Laufzeit oder eine feste Kündigungsfrist gibt. Spareinlagen sind<br />
Einlagen bei Kreditinstituten, die der unbefristeten Geldanlage dienen und nicht für<br />
den Zahlungsverkehr bestimmt sind.<br />
-) Am Geldmarkt werden kurzfristige Kredite (bis 12 Monate), am Kapitalmarkt mittel-<br />
und langfristige Kredite in Anspruch genommen. Der Geldmarkt orientiert sich<br />
am EURIBOR. Auf dem Kapitalmarkt werden Aktien und Anleihen gehandelt.<br />
-) EURIBOR (European Interbank Offered Rate) heißt der Zinssatz für Termingelder,<br />
die zwischen europäischen Banken gehandelt werden.<br />
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Er ist der im Bereich der Europäischen Währungsunion geltende Geldmarktsatz für<br />
eine Woche sowie für Ein- bis Zwölfmonatsgelder. Er ermittelt sich aus dem durchschnittlichen<br />
Zinssatz, zu dem sich die wichtigsten europäischen Finanzunternehmen<br />
Geld leihen. Der EURIBOR gilt als Referenzzinssatz bei vielen variabel verzinslichen<br />
Anleihen (Floatern) sowie bei Krediten.<br />
-) Der LIBOR (London Interbank Offered Rate) ist ein täglich festgelegte Referenzzinssatz<br />
im Interbankengeschäft. Ihn legen die wichtigsten internationalen, in London<br />
tätigen Banken fest.<br />
-) Private Banking umfasst Vermögensberatung und Vermögensverwaltung.<br />
Bei der Vermögensberatung entscheidet der Kunde über die Veranlagungen, die<br />
die Bank vorschlägt.<br />
Bei der Vermögensverwaltung (Asset Management) gibt der Kunde der Bank den<br />
Auftrag zur Veranlagung seines Vermögens nach festgelegten Veranlagungsgrundsätzen<br />
(Anlagestrategien). Der Kunde nimmt nicht direkt Einfluss auf die einzelnen<br />
Veranlagungsentscheidungen.<br />
Typische Asset Kategorien sind Liquidität (cash), equities (Aktien), debt (Anleihen),<br />
real estate (Immobilien), alternative investments (private equity, hedge funds, real<br />
estate).<br />
-) Basel II stellt ua Mindestkapitalanforderungen an Banken. Zur Berechnung des<br />
erforderlichen Eigenkapitals werden Kredit-, Markt- und Betriebsrisiko herangezogen.<br />
Kreditrisiko = das mit dem Verleihen von Geld verbundene Risiko, dass<br />
der Kreditnehmer nicht performt (default).<br />
Marktrisiko = negative Marktentwicklung wie Zinssätze, Aktien- und<br />
Wechselkurse, Gold- und Rohstoffpreise.<br />
Betriebsrisiko (auch: operationelles Risiko) = Versagen von Mitarbeitern,<br />
interner Prozesse und Systeme; Betrugs- und Unterschlagungsrisiko.<br />
-) Mit Basel II müssen die Banken ihre Kunden nicht nur einem Rating unterziehen,<br />
sondern auch das Kreditrisiko genauer als nach Basel I berechnen.<br />
Unter Rating versteht man die standardisierte Beurteilung der Bonität eines Unternehmens,<br />
dh des Risikos des default des Kreditnehmers (zB AAA, BB-).<br />
Das Kreditrisiko wird durch die Ausfalls-Wahrscheinlichkeit, die erwartete Höhe der<br />
Forderung bei Ausfall und die erwartete Verlustquote bei Ausfall bestimmt.<br />
Basel II stellt den Banken zwei Ansätze zur Quantifizierung des Kreditrisikos und<br />
zur Bestimmung der notwendigen Eigenkapitalunterlegung bereit <strong>–</strong> den Standard<br />
Ansatz und den Internal Ratings Based Ansatz.<br />
Im Standard Ansatz wird ein pauschales Risikogewicht basierend auf dem externen<br />
Rating zur Bestimmung des Kreditrisikos herangezogen. Für ungeratete Unternehmen<br />
oder Privatkunden werden aufsichtsrechtlich besondere Risikogewichte<br />
bereitgestellt.<br />
Unabhängige Ratingagenturen wie zB Moody‘s, Standard & Poor’s oder Fitch erstellen<br />
externe Ratings.<br />
Der Internal Ratings Based Ansatz greift auf ein internes Rating (= bankinterne Einschätzung<br />
der Bonität) zurück. Das Risikogewicht wird über Formeln bestimmt. In<br />
diese Formeln fließen die Risikokomponenten ein. Intern gerated werden vor allem<br />
Klein- und Mittelunternehmen.<br />
Die günstigere Eigenkapital-Unterlegung soll einen Anreiz für den IRB-Ansatz darstellen.<br />
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Finanzierung: Eigen- oder Beteiligungsfinanzierung<br />
-) Unter Eigen- oder Beteiligungsfinanzierung ist die Finanzierung durch den Eigentümer<br />
bzw die Gesellschafter von außen in Form von Einlagen zu verstehen. Dabei<br />
spielt die Rechtsform des Unternehmens eine entscheidende Rolle. Zu unterscheiden<br />
ist zwischen Unternehmen ohne Börsenzugang und Unternehmen mit Börsenzugang.<br />
-) Unter Private Equity versteht man die Kapitalaufbringung durch private und institutionelle<br />
Anleger außerhalb der Börse. Institutionelle Anleger sind Finanzinvestoren,<br />
wie etwa Banken, Versicherungen, Pensionskassen oder Investmentfonds. Sie<br />
legen berufsmäßig Geld an.<br />
Formen des private equity sind: venture capital, Mezzanin-Kapital, Buy-Out.<br />
-) Bei Venture Capital haben Gründer meist nicht ausreichend privates Vermögen<br />
und bieten Unternehmen keine ausreichenden Sicherheiten. Diese Form der Finanzierung<br />
zeichnet sich aus durch zeitlich begrenztes Eigenkapital, Minderheitsbeteiligung<br />
mit umfangreichen Kontroll- und Mitspracherechten und professionelle<br />
Prüfung (due diligence).<br />
Business Angels sind meist vermögende Privatpersonen, die Kapital, Management<br />
Know-How und ihr Netzwerk jungen/innovativen Unternehmen zur Verfügung stellen.<br />
Venture Capital wird in den folgenden Stadien der Unternehmensgründung gegeben:<br />
Seed Finance = Finanzierung von Forschung und Entwicklung, um aus<br />
einer Idee ein marktreifes Produkt zu machen. Das Produkt ist für den<br />
Kapitalgeber billiger aufgrund des höheren Risikos.<br />
Early Stage Finance = Finanzierung von Produkttests, Marketing und Aufbau<br />
einer Serienfertigung.<br />
Expansion/Growth Finance = Finanzierung des Ausbaus der Produktion<br />
und des Vertriebes für ein marktreifes Produkt. Das Produkt ist für den<br />
Kapitalgeber teurer aufgrund des niedrigeren Risikos.<br />
-) Typische Transaktionen des Buy-Out sind:<br />
Management Buy Out (MBO) = Kauf des Unternehmens durch das bestehende<br />
Management mit Unterstützung von private equity. Das Management<br />
wirtschaftet idR vorher schlecht, um den Kaufpreis zu drücken.<br />
Management Buy In (MBI) = Kauf des Unternehmens durch ein fremdes<br />
Management mit Unterstützung von private equity.<br />
Leveraged Buy Out (LBO) = MBO oder MBI, bei dem der Kaufpreis zum<br />
überwiegenden Teil aus Fremdmitteln (Leverage) finanziert wird.<br />
Target heißt das zu kaufende Unternehmen.<br />
-) Die Rückzugsstrategie (Exit Strategy) ist der Plan, nach dem der Investor hofft,<br />
finanzielle Erträge aus seinem Investment zu realisieren, während es den Managern<br />
darauf ankommt, die ihr Unternehmen langfristig zu kapitalisieren. Ihre Erarbeitung<br />
steht am Beginn der Investition.<br />
-) Ein Investor beteiligt sich an einem Unternehmen, damit dieses eine hohe Wertsteigerung<br />
seiner Eigenkapital-Anteile erwirtschaftet. Beim Exit werden diese Eigenkapital-Anteile<br />
des Investors bestmöglich veräußert.<br />
Exit Strategies sind:<br />
Initial Public Offering (IPO) = Börsegang.<br />
Trade Sale = Verkauf en bloc an einen strategischen Investor.<br />
Secondary Purchase = Weiterverkauf an einen anderen Finanzinvestor.<br />
Buy Back = Verkauf zurück an den früheren Eigentümer.<br />
-) „Heuschrecken“ heißen Private-Equity-Gesellschaften, die Unternehmen und Beteiligungen<br />
kaufen, um sie zu restrukturieren und mittelfristig mit möglichst hohem<br />
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Gewinn wieder weiterzuverkaufen, ohne auf die Menschen oder das Unternehmen<br />
Rücksicht zu nehmen oder besondere ethische Grundsätze zu haben.<br />
Einige bekannte Vertreter der private equity Szene sind: Blackstone, Carlyle, Cerberus,<br />
KKR, Allianz Capital Partners, 3i.<br />
Finanzinvestoren sind „Heuschrecken“. Strategische Investoren wollen in der Branche<br />
bleiben.<br />
-) Ein Aktionsverfahren zum Zwecke des Unternehmensverkauf läuft folgendermaßen<br />
ab:<br />
Das Target präsentiert sich (Information Memorandum, Investment Memorandum).<br />
Es versendet seine Präsentation an die Longlist der Interessenten. Die Interessenten<br />
geben indikative (dh unverbindliche erste) Angebote ab. Das Target erarbeitet<br />
die Shortlist der Interessenten. Das Target und ein Interessent unterzeichnen die<br />
Geheimhaltungsvereinbarung (Confidentiality Agreement, Non-Disclosure Agreement).<br />
Das Target richtet einen Data Room ein. Der Interessent prüft vertieft das<br />
Target (Due Diligence). Target und Interessent unterzeichnen die Absichtserklärung<br />
(dh eine rechtlich nicht bindende Grundsatzerklärung). Sie strukturieren die<br />
Transaktion (Deal Design). Sie schließen den Vertrag ab (Signing). Die Transaktion<br />
wird bei den nationalen oder EU-Wettbewerbsbehörden angemeldet. Der Vertrag<br />
wird erfüllt, nachdem allfällige aufschiebende Bedingungen eingetreten sind (Closing).<br />
Im Data Room werden alle Unterlagen bereitgestellt, die das Target dem Interessenten<br />
zur Verfügung stellen will.<br />
Im Letter of Intent (LOI) erklärt nur der Interessent seine Absicht. Im Memorandum<br />
of Understanding erklären beide Partner ihre Absicht. Im Term Sheet sind die wesentlichen<br />
Punkte schon ausformuliert. Im Exclusivity Agreement verpflichten sich<br />
die Partner gegenseitig, während der Vertragsanbahnung keine Verhandlungen mit<br />
Dritten zu führen.<br />
-) Unternehmen werden von den Börsen eingeladen, sich in Aktiengesellschaften<br />
umzuwandeln und an der Börse zu notieren, um mehr Eigenmittel aufzubauen. Die<br />
Börsen selbst sind daran interessiert, weil ihr Volumen ansteigt und damit auch die<br />
Attraktivität des Handelsplatzes. Die Regierungen sind daran interessiert, weil der<br />
Finanzmarkt gestärkt wird.<br />
Ein Initial Public Offering (IPO) ist das erstmalige öffentliche Angebot von Aktien,<br />
das üblicherweise mit der Börseneinführung der Gesellschaft einhergeht, deren Aktien<br />
angeboten werden.<br />
Argumente gegen IPO sind:<br />
Offenlegungspflichten<br />
Änderung der Organisation und des Managements<br />
Kosten des IPO (Aufbereitung der Unterlagen, Investmentbank, KMG-Prospekt,<br />
Comfort Letter, Road Shows, Public Relations, Berater)<br />
laufende Kosten (Dividenden, Investor Relations, Website, Geschäfts- und<br />
Quartalsberichte, Hauptversammlung, Public Relations, Medienbetreuung,<br />
Market Maker)<br />
Kosten des Going Private<br />
Risiken (zB feindliche Übernahme, Verstöße gegen das Börsegesetz wegen<br />
Insiderhandel, Marktmissbrauch oder Marktmanipulation)<br />
Ein Comfort Letter ist die Erklärung des Wirtschaftsprüfers des Emittenten im Rahmen<br />
einer Emission von Wertpapieren, dass die im Prospekt enthaltenen Finanzinformationen<br />
richtig und vollständig sind und dass zwischen dem letzten Bilanzstichtag<br />
und dem Tag der Abgabe der Erklärung keine wesentlichen Veränderungen in<br />
der wirtschaftlichen Lage des Emittenten eingetreten sind.<br />
Als Market Maker werden Börsenmitglieder bezeichnet, die für bestimmte Wertpapiere<br />
Geld- und Briefkurse stellen und auf eigenes Risiko und Rechnung selbst<br />
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<strong>Michael</strong> <strong>Poropatich</strong> <strong>Betriebswirtschaftslehre</strong> SoSe 2013<br />
handeln. Sie gewährleisten dadurch in vielen Fällen erst eine hinreichende Liquidität.<br />
Meist handelt es sich bei ihnen um Banken oder Broker.<br />
Going Private heißt der Schritt eines an der Börse notierten Unternehmens, aus<br />
dem Börsenhandel auszusteigen und sich von der Aktiengesellschaft zurück in ein<br />
privates Unternehmen umzuwandeln.<br />
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