dezibel 4/2012 - Pro Audito Schweiz
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focus<br />
«Trotz Hörgeräten…»<br />
Antoinette von Werdt hat ihren Traumberuf gefunden. Die Ergotherapeutin arbeitet selbstständig.<br />
eine Stiftung für Hörgeschädigte, bot<br />
lange Zeit Schreibtelefone an, aber noch<br />
keine SMS-Dienste, wie dies nun möglich<br />
ist. «Bis dahin», erinnert sich Antoinette<br />
noch gut, «wusste ich gar nicht,<br />
dass das Telefonieren so wichtig ist… »<br />
Kam beispielsweise ihr Sohn Max<br />
nicht rechtzeitig nach Hause, wusste<br />
sie nie, was wirklich los war. «Ich konnte<br />
ja nicht einfach anrufen, wie ich das aus<br />
meiner Hörgeräte-Zeit noch gewohnt<br />
war. Oder wenn Emil zum Arzt musste,<br />
dann konnte ich auch nicht einfach<br />
zum Telefon greifen und ihn dort anmelden.<br />
Sogar wenn ich abends meine<br />
Kinder von der Schule oder von einem<br />
Training abholte, liefen wir stumm<br />
heim, da ich im Dunkeln ja nicht Lippenlesen<br />
konnte.»<br />
Es sind die für Guthörende oft kleinen<br />
Dinge, die sich für einen hörbehinderten<br />
Menschen wie Antoinette<br />
von Werdt zu Riesenproblemen auswachsen<br />
können.<br />
Das zweite CI<br />
«Nach meiner ersten CI-Operation im<br />
September 2009 und während meinen<br />
Hör- und Verständigungstrainingskursen<br />
funktionierte die Kommunikation<br />
mit meinen Kindern besser, aber noch<br />
nicht wirklich gut», findet Antoinette.<br />
Auch die Kombination CI und Hörgeräte<br />
erwies sich für sie nicht als optimal.<br />
Bald entschied sie sich deshalb für<br />
ein zweites CI (Juli 2011). Und ist nun<br />
froh, diesen Schritt gemacht zu haben.<br />
«Jetzt verstehe ich meine Kinder sogar,<br />
wenn sie in einem anderen Raum reden…»<br />
Antoinette ist kurz vor ihrer Trennung<br />
von ihrem Mann in ein familienfreundliches,<br />
verkehrsfreies Quartier in<br />
der Nähe von Bern gezogen. In ihrer<br />
Ehe ist ihre Hörbehinderung lange kein<br />
Thema gewesen. Aber mit der Zeit hat<br />
ihr Mann keine Rücksicht mehr auf<br />
ihre Hörminderung genommen. Die<br />
ohnehin belastende Situation wurde<br />
dann noch schwieriger. Seit ihrer Trennung<br />
und der nachfolgenden Scheidung<br />
ist die alleinerziehende Mutter<br />
darum froh um ihre guten nachbarschaftlichen<br />
Kontakte und ihre gute<br />
Vernetzung mit Hörbehinderten und<br />
Hörbehinderten-Organisationen.<br />
Nachdem sich die Hörprobleme verschärften, entschied sich<br />
Antoinette von Werdt für ein zweites Cochlea-Implantat.<br />
« Ich wusste<br />
einfach, dass ich<br />
die Ausbildung zur<br />
Ergotherapeutin<br />
machen wollte…<br />
Darum nahm ich<br />
»<br />
vieles in Kauf<br />
<strong>dezibel</strong> 4/<strong>2012</strong><br />
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