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Aspekte der Milchviehhaltung in Ghetar, Apuseni ... - Proiect Apuseni

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Filmpräsentation von Dr. August<strong>in</strong> Goia und Markus Pfeuffer, Länge 15,44 m<strong>in</strong><br />

Titel: <strong>Aspekte</strong> <strong>der</strong> <strong>Milchviehhaltung</strong> <strong>in</strong> <strong>Ghetar</strong>, <strong>Apuseni</strong> Gebirge, Rumänien<br />

Im karstigen <strong>Apuseni</strong>-Gebirge, wo Ackerbau kaum möglich ist, liegt <strong>der</strong> Schwerpunkt <strong>der</strong><br />

Landwirtschaft auf <strong>der</strong> Tierhaltung. Allerd<strong>in</strong>gs beschränkt sich die Bedeutung <strong>der</strong> Tierhaltung bisher<br />

auf die Subsistenzwirtschaft. Zum e<strong>in</strong>en werden die Produkte wie Milch, Fleisch, Eier und Wolle<br />

benötigt, zum an<strong>der</strong>en s<strong>in</strong>d die Bauern des relativ dicht besiedelten und stark bewaldeten <strong>Ghetar</strong>-<br />

Plateaus auf die Arbeitskraft <strong>der</strong> Pferde angewiesen. Typisch für die wenig entwickelte Landwirtschaft<br />

ist e<strong>in</strong>e fehlende Mechanisierung und Technisierung.<br />

Im vorliegenden Film „<strong>Aspekte</strong> <strong>der</strong> Milchverarbeitung auf Cal<strong>in</strong>easa“ werden die Details <strong>der</strong><br />

<strong>Milchviehhaltung</strong>, wie Tiere hüten, Melken und Milchverarbeitung e<strong>in</strong>mal näher „beleuchtet“. Im<br />

Folgenden werden e<strong>in</strong>ige H<strong>in</strong>tergrund<strong>in</strong>formationen zum bisher noch unvertonten Film geliefert:<br />

Der Film beg<strong>in</strong>nt mit Szenen aus dem Dorf <strong>Ghetar</strong> und zeigt Bil<strong>der</strong> <strong>der</strong> traditionellen Bauweise<br />

(z.B. Fichtenreisigdächer), Viehställe und das System <strong>der</strong> Tr<strong>in</strong>kwasserversorgung an den dorfeigenen<br />

Quellen.<br />

Die <strong>Milchviehhaltung</strong>: In <strong>der</strong> Regel besitzt e<strong>in</strong> Haushalt 2-3 Kühe plus Nachzucht. In Größe und<br />

Gewicht s<strong>in</strong>d es eher leichtere Tiere (∅ ≤ 400kg) dem Habitat und <strong>der</strong> Fütterung entsprechend<br />

(gebirgiges Grünland).<br />

Bei frühem W<strong>in</strong>tere<strong>in</strong>bruch, teilweise schon Anfang Oktober, und e<strong>in</strong>em Vegetationsbeg<strong>in</strong>n erst Ende<br />

April, ist mit e<strong>in</strong>er langen W<strong>in</strong>terfütterung zu rechnen. In dieser Zeit werden die Tiere dreimal am Tag<br />

gefüttert und das wenige Futter wird dabei sorgfältig e<strong>in</strong>geteilt. Sie bekommen Heu, etwas Salz und<br />

etwas Kleie. Zusätzlich wird e<strong>in</strong>mal am Tag, meist abends, Tannen- o<strong>der</strong> Fichtenreisig von jungen<br />

Schneitelbäumen verfüttert.<br />

Anfang Mai lässt man die Tiere wie<strong>der</strong> aus dem Stall und auf den hausnahen Wiesen weiden. Sie<br />

kommen noch nicht <strong>in</strong> den Wald, da das Futterangebot um diese Jahreszeit noch recht dürftig ist. Bei<br />

<strong>der</strong> spärlichen Frühjahrsweide wird den Tieren morgens und/o<strong>der</strong> abends Heu (je nachdem, wie viel<br />

noch von <strong>der</strong> W<strong>in</strong>terfütterung übrig ist) zugefüttert Zur Tränke wird das Vieh <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel e<strong>in</strong>mal am<br />

Tag geführt.<br />

Es gibt ke<strong>in</strong>e bestimmte Zuchtrichtung (milch- o<strong>der</strong> fleischbetont) bzw. Zucht e<strong>in</strong>er bestimmten<br />

Rasse. Die Tiere s<strong>in</strong>d Kreuzungen, <strong>in</strong> denen mehr o<strong>der</strong> m<strong>in</strong><strong>der</strong> stark ausgeprägt die Rassen Bălţată<br />

Românescă (Rumänisches Fleckvieh: Kreuzung aus Simmental/Fleckvieh und Sură de Stepă (verwandt<br />

mit dem ungarischen Steppenr<strong>in</strong>d)), P<strong>in</strong>zgau de Transilvania - Zone Munţii <strong>Apuseni</strong> (Siebenbürgische<br />

P<strong>in</strong>zgauer aus dem <strong>Apuseni</strong> Gebirge), Brună de Maramureş (Maramurisches Braunvieh: Kreuzung aus<br />

Sură de Stepă und Mocăniţă (Rumänisches Bergvieh) und Schweizer Braunvieh)) o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>fach so<br />

genannte „Roşi“ („Rote“: eventuell Rumänisches Rotes Höhenvieh) vorkommen. Ausschlaggebend<br />

dafür, ob e<strong>in</strong> Tier <strong>der</strong> Nachzucht dient, ist das zur Verfügung stehende W<strong>in</strong>terfutterangebot im Herbst.<br />

Beurteilt werden außerdem <strong>der</strong> Körperbau des Kalbes und die Milchleistung des Muttertieres. Mit 13-<br />

15 Jahren gilt e<strong>in</strong>e Kuh als alt. Sie wird dann, da sie im Allgeme<strong>in</strong>en als Familienmitglied betrachtet<br />

wird, verkauft und nicht für den Eigenbedarf geschlachtet.<br />

Im Alter von zwei Jahren kalben die Färsen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel zum ersten Mal ab. Üblicher Abkalbezeitpunkt<br />

s<strong>in</strong>d die Monate Februar/März, da die Menschen dann zu Hause s<strong>in</strong>d und den Geburtsverlauf leichter<br />

überwachen können und zudem im Sommer Milch haben. Die Zwischenkalbezeit beträgt zwischen 345<br />

bis 410 Tage. Je nach Betriebsmanagement werden die Tiere vier Wochen bis wenige Tage vor <strong>der</strong><br />

Geburt trockengestellt. Die Kälber, die durchschnittlich drei Monate getränkt werden, werden<br />

entwe<strong>der</strong> lebend verkauft, dienen als Nachzucht o<strong>der</strong> werden geschlachtet. Die E<strong>in</strong>nahmen aus dem<br />

R<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Kälberverkauf s<strong>in</strong>d zurzeit aber ger<strong>in</strong>g.<br />

Um den 25. Mai beg<strong>in</strong>nt <strong>der</strong> Auftrieb auf die Hochweide Cal<strong>in</strong>easa. Dies geschieht zu diesem<br />

Zeitpunkt, da zum e<strong>in</strong>en orthodoxe Feiertage bei <strong>der</strong> teilweise sehr gläubigen Bevölkerung e<strong>in</strong>e<br />

bedeutende Rolle im alltäglichen Leben mit den Tieren spielen und zum an<strong>der</strong>en, um die Heuwiesen<br />

im Dorf frühzeitig zu schonen.<br />

Der Aufwuchs auf <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>schafts-Hochweide Cal<strong>in</strong>easa ist zu dieser Zeit noch sehr ger<strong>in</strong>g. Zur<br />

ausreichenden Futteraufnahme werden die Tiere daher regelmäßig im Wald gehütet. Hüte-Arbeit ist<br />

Frauenarbeit. Es sei denn <strong>der</strong> noch rüstige Mann <strong>der</strong> ältesten Generation e<strong>in</strong>er Familie geht mit den<br />

Tieren hüten. Fast jede Familie hütet ihre Tiere selbst. Am frühen Vormittag beg<strong>in</strong>nt <strong>der</strong> Hüte-Tag und<br />

ist gegen 20 Uhr zu Ende. Zugefüttert wird auf <strong>der</strong> Hochweide nicht.<br />

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Filmpräsentation von Dr. August<strong>in</strong> Goia und Markus Pfeuffer, Länge 15,44 m<strong>in</strong><br />

Zur Milchgew<strong>in</strong>nung wird morgens und abends mit <strong>der</strong> Hand gemolken. Die durchschnittliche<br />

Milchleistung liegt bei 1750 Liter /305 Tage Laktation. Die Milch wird zu Käse, Rahm und Butter<br />

verarbeitet. Bei <strong>der</strong> Milchverarbeitung werden nur ger<strong>in</strong>gste hygienische Standards e<strong>in</strong>gehalten d.h.<br />

die verwendeten Gefäße werden mit Zisternenwasser gere<strong>in</strong>igte, die Euterre<strong>in</strong>igung wird nur sehr<br />

oberflächlich durchgeführt und die Milch wird nicht gekühlt. Üblicherweise wird das „Abendgemelk“<br />

(die abends gemolkene Milch) <strong>in</strong> großen Schalen über Nacht ruhen gelassen. So kann sich <strong>der</strong> Rahm<br />

<strong>der</strong> sehr fettreichen Milch (∅ 4,2% Fett) an <strong>der</strong> Oberfläche absetzen (aufrahmen) und am Morgen für<br />

die Weiterverarbeitung abgeschöpft werden. Dieser Rahm wird entwe<strong>der</strong> als Zutat zu Speisen<br />

verwendet o<strong>der</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>fachen Butterfass zu Butter geschlagen.<br />

Zur Käseherstellung wird das „Morgengemelk“ (die am Morgen gemolkene Milch) mit <strong>der</strong><br />

entrahmten Abendmilch vermischt und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em großen Topf auf e<strong>in</strong>em Holzherd erwärmt. In die<br />

erwärmte Milch wird Selbsthergestelltes Lab zugegeben. Diese Labproduktion stellt e<strong>in</strong>e Beson<strong>der</strong>heit<br />

dieses Gebietes dar, da bis heute zum E<strong>in</strong>dicken <strong>der</strong> Milch bei vielen Familien <strong>der</strong> Schwe<strong>in</strong>emagen<br />

verwendet wird. Je nach Familienrezept wird <strong>der</strong> frische Schwe<strong>in</strong>emagen mit Wasser, Salz, Essig,<br />

Zwiebeln und Knoblauch gewaschen, für wenige Tage bis zu 2 Monate <strong>in</strong> viel Salz gelegt, am Ende <strong>der</strong><br />

Salzlake mit Weißwe<strong>in</strong> o<strong>der</strong> Essig übergossen. Danach <strong>in</strong> größeren Stücken getrocknet und von dem<br />

trockenen Stück kle<strong>in</strong>ere Stücke abgeschnitten und <strong>in</strong> Molke gelegt. Von dieser Flüssigkeit nimmt man<br />

e<strong>in</strong>en Teil, um die Milch e<strong>in</strong>zulaben; <strong>der</strong> entnommene Teil wird durch Molke ersetzt. E<strong>in</strong> Teil <strong>der</strong><br />

Familien arbeitet auch mit <strong>in</strong>dustriell hergestelltem Lab-Pulver, welches zugekauft wird.<br />

Für die Herstellung des ortsüblichen „Br<strong>in</strong>za“, e<strong>in</strong>es gereiften Frischkäses, wird <strong>der</strong> entrahmten<br />

und erwärmten Milch das beschriebene Lab zugegeben, nach <strong>der</strong> Ger<strong>in</strong>nung <strong>der</strong> Milch die Gallerte mit<br />

e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>fachen Kelle geschnitten und die nach kurzer Zeit austretende Molke abgeschöpft. Der so<br />

gewonnene Käsebruch wird <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Sack gegeben, <strong>in</strong> dem er bis zu drei Tage abtropfen kann.<br />

Danach wird er geknetet, durch den Fleischwolf gedreht, gesalzen und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Bottich mit Press-<br />

Gewichten aufbewahrt. So kann dieser Käse bis zu e<strong>in</strong>em Jahr gelagert werden. Die anfallende Molke<br />

wird z.T. selbst verzehrt o<strong>der</strong> an die Schwe<strong>in</strong>e verfüttert.<br />

Die gewonnenen Fleisch- und Milchprodukte dienen überwiegend dem Eigenbedarf (bei e<strong>in</strong>igen<br />

Familien werden die Verwandten außerhalb <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de mitversorgt).<br />

Anfang bis Mitte Juli beg<strong>in</strong>nt die Heuernte. Dazu kommt die ganze Familie mitsamt aller Tiere<br />

wie<strong>der</strong> <strong>in</strong>s Dorf. Während des Heuens weiden die R<strong>in</strong><strong>der</strong> am Rande <strong>der</strong> gemähten Wiesen, auf<br />

ste<strong>in</strong>igen Weiden, die nicht gemäht werden können o<strong>der</strong> im Wald.<br />

Nach dem Heuen Mitte August geht e<strong>in</strong> Teil <strong>der</strong> Familie mit den Tieren wie<strong>der</strong> auf die Hochweide. E<strong>in</strong><br />

Teil <strong>der</strong> Kühe bleibt auf dem Hof zurück zur Versorgung <strong>der</strong> Daheimgebliebenen, z.B. <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>, die<br />

wie<strong>der</strong> <strong>in</strong> die Schule müssen. Die übrigen Tiere verweilen so lange wie möglich auf <strong>der</strong> Hochweide.<br />

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