Neuzeitliche Geschichte der Kalkmagerrasen in ... - Baumann, Andre

Empfehlungen

Info

482 A. Baumann, S. Blattner & P. Poschlod und mehr eingeschränkt oder abgelöst. In Traidendorf gab es 1848 keine Waldrechte mehr, Weiderechte bestanden jedoch weiter (RAPPEL 1974). ● Importwolle wurde verstärkt aus Australien und Neuseeland eingeführt, da diese kostengünstiger war als die in Deutschland produzierte Wolle (BEINLICH 1995). Wie genau sich diese Veränderungen auf Magerrasen in der Umgebung von Kallmünz ausgewirkt haben, lässt sich nicht abschließend sagen, aber von massiven Verlusten ist auszugehen. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts blühte die Montanindustrie im Amberger Revier kurz auf, ging aber in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts wieder zurück (GÖTSCHMANN 1985). Das Hammerwerk in Traidendorf lieferte beispielsweise noch bis 1860 Eisen an die Maxhütte (RAPPEL 1974). Es ist darum anzunehmen, dass sich auch aufgrund einer geringeren Nachfrage nach Holzkohle der Anteil der offenen Landschaft reduzierte. 5.4 Nutzung im 20. Jahrhundert Die Anfang des 20. Jahrhunderts in Kallmünz gemalten und gezeichneten Bilder sind von der kahlen, kargen Weidelandschaft der Jurahänge geprägt (Kallmünz 1983; LASSLEBEN 1998). 1924 hörte der letzte Kallmünzer Gemeindehirte auf zu arbeiten, der bis zu 400 Kühe gehütet hatte (KNAUER 1961). Die Aufgabe des für Bayern sehr alten Gemeindehirtentums (SCHÖLLER 1973) wurde durch „Hüatbuam“, den jungen Söhnen der Bauernfamilien, aufgefangen. Bis zur Mitte der 70er des 20. Jahrhunderts hüteten sie Herden aus sechs bis acht Rindern und einigen Ziegen auf den Hängen rund um Kallmünz (Lell, mündl. Mitt. 2004). In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts sind dramatische Verluste an Magerrasen aufgetreten. Dies wird auch beim Vergleich historischer Bilder des Naabtaler Hanges des Schloßberges bestätigt (Abb. 5 und 6). Bis 1974 sind die Hänge oberund unterhalb des Eselsweges baumfrei, nur an den sehr steilen Stellen unterhalb der Burg sind zwischen 1954 und 1974 Gehölze aufgekommen. Nach Auskunft des in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ansässigen Revierjägers und Kallmünzer Landschaftschaftsmalers Baptist Lell wurden die Felspartien unterhalb der Burg größtenteils mit Ziegen beweidet, die Hänge des Naabtaler Hanges mit gemischten Rinder- und Ziegenherden. Die reine Ziegenweide sei bereits in den 50er Jahren reduziert worden, die Rinderweide erst Mitte der 70er Jahre (LELL mündl. Mitt. 2004). Der Vergleich der Bilder des Naabtaler Hanges des Schloßberges zeigt, dass nach 1974 größere Magerrasenflächen durch Sukzession verloren gingen und Landschaftspflege- und Beweidungsmaßnahmen diese Entwicklung nicht verhindern konnten. Trotz dieser für die Region hohen Verluste sind sie im Vergleich zu Magerrasenrückgängen auf der Schwäbischen Alb (MATTERN et al. 1980; WOLF 1984; MATTERN 1985; MATTERN et al. 1992) oder der Fränkischen Schweiz (BÖHMER 1994; WEID 1995) noch relativ gering. Gründe dafür können sein, dass auf Aufforstungen weitgehend verzichtet wurde, um das Landschaftsbild zu er-
Neuzeitliche Geschichte der Kalkmagerrasen in der Umgebung von Kallmünz 483 Abb. 7: Rinderweide auf dem Plateau des Eichenbergs um 1915 (Foto: n. n.). Abb. 8: Schafherde am Krachenhausener Hang des Strobelbergs um 1930 (Foto: n. n.).
Seite 1 und 2: Hoppea, Denkschr. Regensb. Bot. Ges
Seite 3 und 4: Neuzeitliche Geschichte der Kalkmag
Seite 13: Neuzeitliche Geschichte der Kalkmag
Seite 17 und 18: Literatur Neuzeitliche Geschichte d
Seite 19: Neuzeitliche Geschichte der Kalkmag

Neuzeitliche Geschichte der Kalkmagerrasen in ... - Baumann, Andre

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

Template löschen?

Als Template speichern?