Neuzeitliche Geschichte der Kalkmagerrasen in ... - Baumann, Andre
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472 A. <strong>Baumann</strong>, S. Blattner & P. Poschlod<br />
lichtlieben<strong>der</strong> Pflanzenarten (KÜNNE 1969, HOHENESTER 1989), wie sie ROSSKOPF<br />
(1989) beschrieben hat. Auf felsigen und südexponierten Hangstandorten gehen<br />
Seggen-Buchenwäl<strong>der</strong> zu Kiefernwäl<strong>der</strong>n (Pyrolo-P<strong>in</strong>etum bzw. Cytiso-P<strong>in</strong>etum)<br />
o<strong>der</strong> wärmeliebenden Eichenwäl<strong>der</strong>n über (GAUCKLER 1938; KÜNNE 1969).<br />
Die heutige Vegetation <strong>der</strong> Jurastandorte besteht aus Buchen-, Kiefern- und<br />
Fichtenforsten, Ackerflächen, sowie Grünlandstandorten mit mehr o<strong>der</strong> m<strong>in</strong><strong>der</strong><br />
artenarmen Fuchsschwanz- und Glatthaferwiesen, die durch Heckenstrukturen geglie<strong>der</strong>t<br />
werden. Auf mageren und flachgründigen Weiden und Felsstandorten<br />
kommen, <strong>in</strong>e<strong>in</strong>an<strong>der</strong> verwoben, Pflanzengeme<strong>in</strong>schaften <strong>der</strong> Trockenrasen- und<br />
Felsspaltengesellschaften sowie wärmeliebende Säume und Gebüsche vor<br />
(ZIELONKOWSKI 1973, SENDTKO 1993).<br />
Erste Spuren menschlicher Besiedlung <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de Kallmünz stammen aus<br />
dem Neolithikum (STROH 1958). Das Juraplateau des Schloßberges, Hirmesberges<br />
und Kirchenberges beherbergt e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> größten prähistorischen befestigten Höhensiedlungen<br />
Süddeutschlands (STROH 1958, 1965, HARNEST & SCHAUER 2000,<br />
2002, SANDNER & SCHAUER 2003). Auf dem Felssporn des Schloßberges erhebt<br />
sich e<strong>in</strong>e hochmittelalterliche Burgru<strong>in</strong>e (BOOS 1998). Der Marktort Kallmünz<br />
wird 983 erstmals urkundlich erwähnt (LASSLEBEN 1998). Der Ortsname geht<br />
wahrsche<strong>in</strong>lich auf die vorgermanische Bezeichnung für „Fluchtburg“ zurück<br />
(LASSLEBEN 1998, SCHNEIDER 1983). Die Arbeiten von KNAUER (1961), RAPPEL<br />
(1974), SCHNEIDER (1983), STAHL (1983) und LASSLEBEN (1998) geben Auskunft<br />
über die <strong>Geschichte</strong> des Untersuchungsgebietes.<br />
3. Methoden<br />
Zur Rekonstruktion <strong>der</strong> neuzeitlichen Vegetationsgeschichte <strong>der</strong> <strong>Kalkmagerrasen</strong><br />
wurden Materialien aus verschiedenen Archiven benutzt. Erste auswertbare Landesaufnahmen<br />
liegen seit Ende des 16. Jahrhun<strong>der</strong>ts vor, s<strong>in</strong>d jedoch für die Auswertungen<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Geographischen Informationssystem zu ungenau. Die ersten<br />
auswertbaren Landschaftszeichnungen und -gemälde existieren seit Ende des<br />
18. Jahrhun<strong>der</strong>ts. Kallmünz war und ist seit dem 19. Jahrhun<strong>der</strong>t Treffpunkt von<br />
Künstlern (LASSLEBEN 1983ab) und darum gut dokumentiert. Landschaftsfotos<br />
s<strong>in</strong>d ab dem Ende des 19. Jahrhun<strong>der</strong>t verfügbar. E<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>gehende Analyse historischer<br />
Karten konnte erst anhand von Karten erfolgen, die nach dem Beg<strong>in</strong>n des<br />
Katasterwesens erstellt wurden: die Liquidationspläne und -protokolle <strong>der</strong> 30er<br />
Jahre des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts. Die Karten <strong>der</strong> 1830er Jahre und <strong>der</strong> 1960er Jahre wurden<br />
anhand ihrer Nutzung bzw. fiskalischen Bewertung flurstückgenau digitalisiert<br />
(Tab. 1) und <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Geographisches Informationssystem (GIS) übertragen. Als<br />
jüngste Datengrundlage <strong>der</strong> Verbreitung von <strong>Kalkmagerrasen</strong> wurde die im Internet<br />
abrufbare bayerische Biotopkartierung von 1990 verwendet. E<strong>in</strong> Großteil <strong>der</strong><br />
Nutzungstypen Ödungen (19. Jahrhun<strong>der</strong>t) und Hutungen (1960-1970) befanden