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4 Jenfelder Zeitungsgezwitscher Ausgabe 12 - Juni 2013 JENSCHLICH GESEHEN! INTERVIEW Schulleiter der Grundschule Öjendorfer Damm: Peter Krampitz Seit 20 Jahren arbeitet er an der Schule Öjendorfer Damm, seit zehn Jahren als Schulleiter: Peter Krampitz, 46, wohnt in Lütjensee und arbeitet in Jenfeld. Spontan meine erste Frage, als wir uns treffen: Das ist ja von der Umgebung her schon ein Riesenunterschied, oder? „Das ist, wie eine Landesgrenze zu übertreten. Aber ich mag das!“ Und gleich darauf beginnt er, bereitwillig zu erzählen: „Hier in Jenfeld ist es so bunt. Wir haben an unserer Schule zum Beispiel 17 verschiedene Nationalitäten! Unsere Schüler sind alle sehr offen und nehmen unsere Angebote gerne an. Auch die Elternhäuser sind sehr interessant, und die allermeisten von ihnen arbeiten toll mit uns zusammen! Sein Werdegang? Geboren am 7. November 1966, Abitur 1987, erstes Studium (zum Grundschullehrer) in Rostock, danach zweites Studium (Deutsch, Musik und Mathematik) in Potsdam. Seine erste Lehrerstelle war dann schon die im Öjendorfer Damm. 2001 wurde er Stellvertretender Schulleiter (Schulleiterin damals war Frau Fuhrmann, sie wechselte an eine andere Schule), 2003 dann die Beförderung zum Schulleiter. „Von Anfang an war mein Wunsch eine Ganztagsbetreuung. Da sprach noch kein Mensch von ,GBS’. Ich hab immer gesagt: Ich will nicht schon um 13 Uhr die Schule abschließen und die Kinder vor den Fernseher schicken! Und wir arbeiten schon lange mit Frau Nicolait zusammen, die gemeinsam mit ihrem tollen Personal und dem Träger ,Soal’ seit langer Zeit unsere Schule mit ihrem Nachmittagsprogramm enorm bereichert.“ 220 Schüler hat die Schule, davon sind 150 GBS-Schüler. Aber auch Schüler, die nicht GBS „gebucht“ haben, nehmen regelmäßig an den Nachmittags-Angeboten teil. „Das ist richtiggehend ein Treffpunkt dort, und unser Schulgelände mit dem tollen Pausenhof ist eine wunderbare Spielumgebung, wie sie ansonsten drum herum im Quartier fehlt.“ Und genau das will er sein mit seiner Schule: Dreh- und Angelpunkt, Lebensmittelpunkt für die Kinder. „Wir wollen nicht nur Mathe beibringen und Zensuren vergeben“, sagt Krampitz, „wir sehen uns als Schule und als Familie. Und die Chancengleichheit, die die Kinder später in der Welt da draußen brauchen, die versuchen wir zu schaffen. So sehen wir unsere Aufgabe. Wir sind Dienstleister am Kind.“ Die Schule bietet nicht nur Unterricht, sondern auch „einen tollen Hort, Mittagessen, gute Förderprogramme, Gemeinschaft“, schwärmt er. Schulleiter Peter Krampitz in seinem Büro So schön das alles klingt: Jenfeld ist auch sozialer Brennpunkt. Hat er Dramatisches mitbekommen in seiner bisherigen Amtszeit? „Ja, klar“, sagt er nachdenklich. „Ich mache mir manchmal um manche Kinder Sorgen, ja.“ Nicht in allen Familien funktioniere alles reibungslos, fährt er fort. Nicht alle Kinder finden zu Hause gute Bedingungen vor. Manche Kinder haben kein Kinderzimmer, keine Rückzugsmöglichkeit, können nicht kindgerecht leben. Manchmal heißt das Problem auch „Vernachlässigung“. Was unternimmt er dann? „Wir arbeiten sehr gut mit dem ASD (Allgemeiner sozialer Dienst) zusammen, wir nutzen viele Unterstützungsmöglichkeiten, wir haben unseren Beratungslehrer Herrn Westphal, die Klassenlehrer reden viel mit den Familien, es gibt ReBBZ (früher Rebus), unser Bürgernaher Beamter (BüNaBe) Herr Böttcher hilft uns sehr, auch sein Polizeikollege Hauke Dürr, und manchmal muss man zum Schutz der Kinder auch ernste Worte mit den Eltern reden und sie daran erinnern, was sie für eine Verantwortung tragen. Manche Eltern sind einfach komplett überfordert, mit Geldsorgen, mit Arbeitslosigkeit und Jobsuche oder mit der Erziehung.“ In ganz seltenen Fällen kam es auch vor, dass Kinder aus den Familien genommen werden mussten. Ins Kinderheim oder in eine Pflegefamilie kamen. Aber in den Fällen, in denen das tatsächlich notwendig war, so Krampitz, waren die Kinder augenscheinlich erleichtert – keine dramatischen Abschiedsszenen von den Eltern. In solchen Fällen werden die Kinder meist komplett „entwurzelt und umgetopft“ – raus aus der gewohnten Umgebung. Zum eigenen Schutz. Wie oft das vorgekommen sei in den 20 Jahren, über die er sprechen kann? „Etwa zehnmal“, sagt er. An der Schule arbeiten 25 Lehrer, Sonderschulpädagogen, Erzieher, Sozialpädagogen – und das nicht pädagogische Personal: Hausmeister, Büro, Küchenkräfte, Reinigungspersonal. Außer im zweiten Jahrgang (da gibt es zwei Klassen) ist die Schule dreizügig, das heißt, es gibt jeweils die Klassen a, b und c.
Fortsetzung des Interviews von Seite 4: JENzSEITS Jenfelder Zeitungsgezwitscher Ausgabe 12 - Juni 2013 5 Das Türschild von Peter Krampitz DIE BÜCHERHALLE ZIEHT UM Bücherhalle Jenfeld: immer dienstags 16-17 Uhr Worauf ist er beruflich besonders stolz? „Dass unsere Kinder gerne her kommen! Dass sie Kinder mit Selbstvertrauen sind.“ Aber auch auf etwas viel weniger Ethisches ist er stolz wie Oskar: auf sein großes Aquarium in der Pausenhalle. „1800 Liter fasst das! Das sind neun Badewannen voll!“ Und voller kunterbunter Fische. Das Aquarium in der Pausenhalle Und noch mehr um stolz zu sein: Anfang Juni, die große Einweihung der neuen Skater- Rampe auf dem Pausenhof! Gesponsert von der Arche, Vattenfall und aus Tronkgeldern; das sind die Trinkgelder aus Casinos, die die Bürgerschaft in soziale Projekte stecken darf. Was ist seine Botschaft an alle Kinder? „Glotze aus! Bücher raus!“ Eine Stunde pro Tag am Bildschirm maximal, das ist sein Anliegen. Seine berufliche Vision? „Mittagessen und Nachmittagsangebote für alle Kinder in Deutschland kostenlos!“ Und wo und wie kann der Pädagoge am besten abschalten? „Im Garten“, sagt er sofort. „Wir haben ein Grundstück am Waldrand. Herrlich.“ Die Bücherhalle Jenfeld zieht in neue Räume. Der letzte Ausleihtag am alten Standort im EKZ Jenfeld ist am 25. Juni. Die Neueröffnung findet am 25. Juli am Berliner Platz (im EKZ) unter dem Namen Bücherhalle Hohenhorst statt. Die neue Adresse lautet: Bücherhalle Hohenhorst Berliner Platz 1 (im EKZ) 22045 Hamburg Tel.: 040 – 654 79 41 Fax: 040 – 654 914 90 hohenhorst@buecherhallen.de Wähend der Schließungszeit können die Medien in anderen Bücherhallen, z.B. in Wandsbek, Horn, Billstedt oder Rahlstedt ausgeliehen und abgegeben werden. Die Bücherhalle zieht um vom EKZ Jenfeld in das EKZ Berliner Platz. Und die Lesewelt Hamburg e.V. mit ihren ehrenamtlichen Vorlesern zieht mit. Lust auf Abenteuer? Ihr braucht bloß in die neue Bücherhalle zu gehen. In der Leseecke trefft ihr euch mit anderen Kindern und sucht ein spannendes Buch aus der Grabbelkiste aus. Ihr gebt es einem Vorleser und dann geht der Reise los. In die Karibik zu den Piraten, in die Wüste zu den Klapperschlangen oder in den Garten zu den Kaninchen. Unsere Vorleser erwarten Euch wie immer dienstags von 16-17 Uhr. Start ist am 6. August 2013. Und wenn Ihr 10mal bei uns wart, bekommt Ihr ein Buch geschenkt! An die Eltern: Durch das Vorlesen wollen wir Kindern positive und schöne Erlebnisse im Zusammenhang mit Büchern vermitteln sowie die Begeisterung für das Lesen fördern. Insbesondere sollen Jungen und Mädchen mit nichtdeutscher Herkunft erreicht werden. Sie sollen unbeschwert mit der deutschen Sprache vertraut gemacht werden. Durch das Leben in der Gruppe wollen wir der Vereinsamung der Kinder durch die Beflutung durch das Internet entgegen wirken. Das Handeln von Lesewelt fördert die Chancengleichheit in Schule, in Beruf und im Leben. Verheiratet ist Peter Krampitz seit 21 Jahren. Seine Kinder Martin und Romy sind 17 und fast 16 Jahre alt. „Beide gesund, beide auf einem Gymnasium“, erzählt er freudig. „Das macht glücklich! Denn alles auf der Welt ist käuflich. Aber das nicht.“ Fotos: S. Nadler P. Krampitz im Interview mit S. Nadler für die Infos gibt es auf der Website www.buecherhallen.de unter „Standorte“. Am 25. Juli eröffnet dann die Bücherhalle Hohenhorst und freut sich darauf, jetzige und neue Kunden in den neuen Räumen begrüßen zu können! V. Nicolai, einer der freiwilligen Vorleser der Lesewelt e.V. Text & Foto: Lesewelt e.V.
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