Die 41. Tagung der Hugo Obermaier-Gesellschaft ... - Quartaer.eu
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250 Christian Ziichner<br />
Trümmer- und Abfallstücke (debitage). Zum Inventar gehören außerdem mehrere Steine, manchmal mit<br />
Spuren intentioneUer Bearbeitung o<strong>der</strong> Einwirkung des F<strong>eu</strong>ers. Artefakte aus Knochen wurden nicht beobachtet.<br />
Unter den Werkz<strong>eu</strong>gen stellen die Mikrolithen die umfangreichste Gruppe dar. Darunter befinden sich<br />
Rückenmesser, wenige endretuschierte Stücke und zahlreiche Dreiecke (triangles scalenes) unterschiedlichen<br />
Typs. Etwas weniger häufig sind Stichel, vor allem Flächenstichel, sowie kantenretuschierte Stücke<br />
und retuschierte Fragmente, unter diesen offensichtlich auch solche von nicht mehr genau bestimmbaren<br />
Werkz<strong>eu</strong>gen. <strong>Die</strong> Bohrer sind ebenfalls gut vertreten. An<strong>der</strong>e Geräte sind selten. Auffallend ist die sehr<br />
geringe Anzahl <strong>der</strong> Kratzer. Innerhalb <strong>der</strong> Kernsteine überwiegen die Formen mit nur einer Schlagfläche.<br />
Es handelt sich fast ausschließlich um Klingenkernsteine, hauptsächlich Restkerne o<strong>der</strong> noch nicht vollständig<br />
abgebaute Kerne. Innerhalb <strong>der</strong> "debitage" sind alle Phasen <strong>der</strong> Kernpräparation und des Kernabbaus<br />
belegt, wobei Rindenabschläge verhältnismäßig selten sind.<br />
Auf dem Fundplatz können verschiedene Zonen und Konzentrationen festgestellt werden. <strong>Die</strong>se unterscheiden<br />
sich hinsichtlich <strong>der</strong> Menge und <strong>der</strong> Form <strong>der</strong> Artefakttypen und spiegeln zweifellos Zonen unterschiedlicher<br />
menschlicher Aktivitäten wie<strong>der</strong>.<br />
Bis jetzt gibt es noch keine Hinweise, mit denen eine genauere chronologische Einordnung des Fundplatzes<br />
möglich wäre. Das Inventar aus Dzierzyslaw gehört jedoch sicher zur Fazies des Magdalenien mit<br />
Dreiecken. Dabei liegt <strong>der</strong> Fundplatz am nördöstlichsten Rand des Verbreitungsgebietes dieser Fazies. <strong>Die</strong><br />
beste Parallele zu dem Fundkomplex findet sich in Mittel<strong>eu</strong>ropa in <strong>der</strong> Kniegrotte in Thüringen (F<strong>eu</strong>stel<br />
1974).<br />
FEUSTEL, R., 1974: <strong>Die</strong> Kniegrorre. Eine Magdalenien-Srarion in Thüringen. Weimar.<br />
W i l f r i e d Rosen da h l - Darmstadt: Gottesacker und Hochifen (Allgäu) - quartärgeologische und<br />
urgeschichtliche Aspekte einer alpinen Karstregion.<br />
Das Gebiet Gottesackerplateau-Hochifen befindet sich etwa 20 km westlich von Oberstdorf (Allgäu) im<br />
Zollanschlussgebiet Kleinwalserrat (österreichisches Staatsgebiet). Der lfengebirgsstock, <strong>der</strong> im Hochifen<br />
mit 2230 m. ü.NN. gipfelt und im Gottesackerplateau eine mittlere Höhe von ca. 1800 m ü.NN. aufweist,<br />
gehört zur alpengeologischen Baueinheit des Helvetikums. Aufgebaut wird das Gebiet durch den<br />
unterkreidezeitliehen Schrattenkalk, einem organismenreichen, in einem flachen Schelf abgelagerten Kalkstein.<br />
Der Kalkstein ist beson<strong>der</strong>s auf dem Gottesackerplateau, oberflächlich wie unterirdisch stark verkarstet.<br />
Obwohl das Gebiet relativ leicht zugänglich ist, beschränkten sich bis 1994 die höhlen- und<br />
karstkundliehen Untersuchungen auf Randgebiete des Areals. <strong>Die</strong>ser Umstand war Anlass, 1994 von verschiedenen<br />
Seiten entsprechende Untersuchungen auf dem Zentralen Gottesackerplateau zu beginnen. Seit<br />
dem wurden 120 vertikale und horizontale Höhleneingänge markiert, verschiedenste Exokarstformen dokumentiert<br />
und zwei größere Höhlensysteme mit über 500 m Länge entdeckt und vermessen. Eines dieser<br />
Systeme ist das Klaus Cramer Höhlensystem mit 620 m Länge und 60 m Tiefe. Erstaunlich für eine<br />
Höhle in dieser Höhenlage (1900 m ü.NN.) ist <strong>der</strong> Sinterreichtum. Makroskopisch sind mindesten drei,<br />
d.h. eine holozäne und zwei pleistozäne Sintergenerationen zu erkennen. Da Sinter in Verbindung mit absoluten<br />
Datierungen und geochemischen Analysen wichtige kontinentale Klimaarchive darstellen und ihre<br />
Auswertung einen wichtigen Beitrag zur quartären Klima- und Landschaftsgeschichte leisten kann<br />
(Kempe und Rosendahl 1999), wurden an dem pleistozänen Sinter Proben für TIMS-U/Th-Datierungen<br />
entnommen. <strong>Die</strong> Datierungen an <strong>der</strong> ersten Probe, einem Wandsinterstück (KCHSi 1 a und b) erbrachten<br />
Daten, die diese Sintergeneration sehr gut mit <strong>der</strong> MIS 7, dem letzten mittelpleistozänen Interglazial korrelieren<br />
lässt (Rosendahl er al. 1998). Aus den zu for<strong>der</strong>nden Grundbedingungen für ein entsprechendes<br />
quantitatives Sinterwachstum kann z. B. geschlossen werden, dass das Plateau zur datierten Zeit (201 ±<br />
10 kau. 194 ± 6 ka) eine viel stärkere Vegetationsbedeckung hatte als h<strong>eu</strong>te.