Test Activ 675 Open - Magazin: Yachtrevue - Quicksilver Boats
Test Activ 675 Open - Magazin: Yachtrevue - Quicksilver Boats
Test Activ 675 Open - Magazin: Yachtrevue - Quicksilver Boats
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quicksilver <strong>675</strong> <strong>Open</strong><br />
fahrbericht<br />
Ins Schwarze<br />
European Powerboat of the Year. Günstiges Sportboot mit moderner Linienführung,<br />
praktischen Details und soliden Fahreigenschaften. Wo ist der Haken?<br />
Gleich vorweg: Mit der<br />
Auszeichnung als European<br />
Powerboat of<br />
the Year – zur Jury zählt auch<br />
die <strong>Yachtrevue</strong> – hat <strong>Quicksilver</strong><br />
imagemäßig einen Sprung<br />
vorwärts gemacht. Lange Zeit<br />
positionierte man sich auf der<br />
günstigen Schiene und produzierte<br />
Einsteigerboote, die wenig<br />
Aufsehen erregten. Zweckmäßigkeit<br />
lautete das Gebot der<br />
Stunde. Und Ankurbelung des<br />
Außenborderabsatzes, denn<br />
<strong>Quicksilver</strong> gehört zum Brunswick-Konzern,<br />
zu diesem wiederum<br />
die Marken Mercury<br />
und Mariner. Dementsprechend<br />
werden sämtliche<br />
Modelle im Package mit entsprechenden<br />
Außenbordern<br />
angeboten.<br />
In den letzten Jahren hat<br />
sich das Bild jedoch gewandelt:<br />
<strong>Quicksilver</strong> ist zwar nach wie<br />
vor eine günstige Marke, man<br />
baut die Boote aber nicht nur in<br />
Europa, sondern auch speziell<br />
für den europäischen Geschmack,<br />
legt mehr Herzblut<br />
ins Design und hat intensiv an<br />
Details getüftelt. Vorläufiger<br />
Höhepunkt dieser Neuaufstellung<br />
ist die <strong>Activ</strong>-Serie und<br />
speziell das getestete Modell.<br />
Gut verpackte Fülle. Objektiv<br />
gesehen ist das <strong>Quicksilver</strong><br />
<strong>675</strong> <strong>Open</strong> ein recht fülliges<br />
Boot – an Land oder in der<br />
Messehalle sieht man das. Am<br />
Papier spiegelt die trailerbare<br />
Breite von 2,55 m weder die<br />
Hochbordigkeit des Rumpfes<br />
noch dessen Breite im Bugbereich<br />
wider. Am Wasser schaut<br />
die Sache anders aus, insbesondere<br />
mit dunklem Rumpf:<br />
Durch die abfallende Seitenflanke<br />
fällt der hohe Süllrand<br />
im Heckbereich gar nicht so auf<br />
und an Deck ist man ohnehin<br />
für jeden Zentimeter Raum<br />
dankbar.<br />
Den gibt es speziell am Bug:<br />
Das <strong>675</strong> <strong>Open</strong> ist ein Mittelkonsolenboot,<br />
an dem man<br />
problemlos auf den Bug gelangt.<br />
Bei ruhigem Wasser sitzt man<br />
dort bequem vor dem Steuerstand<br />
oder ganz am Bugspitzel,<br />
sonst besser auf der Hecksitzbank.<br />
In der Badebucht mutiert<br />
der Bug auf sehr smarte Weise<br />
zur Sonnenliege mit rund 1,80<br />
m Länge, ohne, dass mühsam<br />
Einlegeteile aus der Backskiste<br />
hervorgekramt und eingebaut<br />
werden müssen: Der Polster am<br />
Bugspitzel wird ausgeklappt,<br />
die starre Unterlage ist schon<br />
integriert und mit wenigen<br />
Handgriffen wird das Sonnenutensil<br />
fixiert. Eine sehr praktikable<br />
Lösung, die noch dazu<br />
unter Deck keinen Stauraum<br />
kostet. Wer am Bug keine<br />
Klapp-Lösung will, könnte zum<br />
Schwestermodell „Sundeck“<br />
greifen – dort ist der komplette<br />
Bug eine fix installierte Sonnenliege.<br />
Letzteres gilt auch für die<br />
Lehnen der Hecksitzbank. Die<br />
sind nämlich fix und können<br />
bzw. müssen nicht verstaut<br />
werden, zum Schutz gibt es<br />
eine Persenning.<br />
Apropos Stauraum: Jene<br />
unter Bug- bzw. Hecksitzbank<br />
sind riesig, die Deckel sogar mit<br />
Gasdruckfedern ausgestattet.<br />
Das ist in dieser Bootsliga unüblich,<br />
aber ein Goodie, das<br />
man nie mehr missen möchte.<br />
Wer die Sparvarianten mit hakeligen<br />
Stützen oder Federn<br />
kennt, bei denen einem der<br />
Deckel garantiert jedes dritte<br />
Mal auf die Finger fällt, weiß<br />
wovon die Rede ist.<br />
Durchdacht ist auch der Platz<br />
für den Cockpittisch bei Nicht-<br />
68 yachtrevue 7/2011
FOTOS: ROBERT GRÜNWALD<br />
gebrauch – er verschwindet einfach<br />
im Boden der Kajüte. Dort<br />
stört er nicht, obwohl die kleine<br />
Schlupfkajüte auf dem <strong>Quicksilver</strong><br />
<strong>675</strong> <strong>Open</strong> naturgemäß meist<br />
nur als Stauraum dienen wird.<br />
Theoretisch kann man hier allerdings<br />
auch übernachten, ein<br />
Chemie-WC kann vom Händler<br />
ebenso eingebaut werden wie<br />
ein Marine-WC.<br />
Maximalmotorisierung! Das<br />
<strong>Quicksilver</strong> wird wie erwähnt<br />
mit Motoren aus dem Hause<br />
Brunswick angeboten, die sinnvolle<br />
Leistungsspanne reicht<br />
dabei von 150 bis 200 PS. Wir<br />
haben das Boot mit einem<br />
200-PS-Verado getestet, der<br />
Topmotorisierung. Der Griff<br />
zum teuersten Motor ist sinnvoll:<br />
Einerseits bekommt man<br />
ein Top-Aggregat auf der Höhe<br />
der Zeit, andererseits ist der<br />
nächstkleinere Außenborder<br />
Diashow<br />
Multimedia-Inhalt<br />
in e-<strong>Yachtrevue</strong><br />
mit 175 PS nur ein abgespeckter<br />
200er mit identem Gewicht und<br />
auch nur einen Tausender billiger.<br />
Ähnliches gilt für die Optimax-Varianten<br />
mit 150 bzw.<br />
200 PS, mehr als 4.000 Euro<br />
lassen sich nicht sparen – bei<br />
praktisch identem Gewicht.<br />
200 PS sind optimal: Gute 39<br />
Knoten waren auf der Niedrigwasser<br />
führenden Donau in der<br />
Wachau möglich, dauerhaft<br />
komfortabel unterwegs ist man<br />
mit 27 bis 30 Knoten.<br />
Bei ca. 3.500 Touren kommt<br />
das Boot ins Gleiten, danach<br />
hantelt man sich zügig nach<br />
oben. Schlepperwellen werden<br />
bestimmt, aber nicht ungemütlich<br />
genommen, Kurven je nach<br />
Radius flott durchglitten oder<br />
scharf geschnitten. In engen<br />
Radien legt sich der Rumpf<br />
nämlich deutlich in die Kurve<br />
und zieht ab einem gewissen<br />
Einschlagwinkel blitzartig wie<br />
Durchdacht. Der Cockpittisch<br />
findet unter der „V“-Koje seinen Platz<br />
(unter dem Polster davor das WC). Die<br />
Bugsitzbank entfaltet sich mit wenigen<br />
Handgriffen zur Sonnenliege<br />
ein Eisläufer auf der Kufe um<br />
die Kurve. Das ist nichts Unberechenbares,<br />
man sollte die Passagiere<br />
aber vorwarnen, dass es<br />
gleich scharf ums Eck geht.<br />
Am Steuerstand passt alles:<br />
Die Bedienelemente sind<br />
schlüssig angeordnet, Lenkrad<br />
und Gashebel liegen gut in der<br />
Hand.<br />
Fazit. Das <strong>Quicksilver</strong> <strong>675</strong><br />
<strong>Open</strong> ist ein Vertreter der zuvorkommenden<br />
Sorte: Optisch<br />
nicht zu schön, um andere in<br />
den Schatten zu stellen. Nicht<br />
zu schnell, um die Schwiegermutter<br />
zu verschrecken und<br />
nicht zu teuer, um nur Reichen<br />
vorbehalten zu sein. Um leistbare<br />
30.000 Euro (exkl. MwSt.)<br />
bekommt man ein urlaubsklares,<br />
flottes Boot mit praktischen<br />
Details und guten Fahreigenschaften.<br />
Nicht mehr, nicht<br />
weniger. Robert Grünwald<br />
<strong>Quicksilver</strong> <strong>675</strong> <strong>Open</strong><br />
Länge ü. a.:<br />
6,50 m<br />
Breite: 2,55 m<br />
Gewicht ohne Motor: 1.050 kg<br />
Gewicht mit <strong>Test</strong>motor: 1.281 kg<br />
Max. Personen: 8<br />
Treibstofftank:<br />
135 l<br />
Wassertank:<br />
50 l<br />
Standardausrüstung: Skimast,<br />
hydraulische Lenkung<br />
Motorisierung: Außenborder<br />
bis 200 PS (max. 239 kg)<br />
<strong>Test</strong>motorisierung:<br />
Mercury Verado 200 PS<br />
preis (exkl. MwSt., o. Motor)<br />
ab € 17.500,–<br />
preis <strong>Test</strong>boot<br />
(exkl. MwSt.) € 34.850,–<br />
Info: Meyer Bootswerft, 3641 Aggsbach,<br />
Aggsbach-Markt, Tel.: 02712/247,<br />
E-Mail: bootswerft.meyer@aon.at,<br />
www.bootswerft-meyer.at<br />
Extras (Auswahl):<br />
Verado Pre-Rigging (nur bei<br />
Bestellung ohne Verado-Motor)<br />
1.500,–<br />
Sportpaket (schwarzer Rumpf,<br />
Stereoradio, Cockpittisch,<br />
Cockpitdusche 1.600,–<br />
Chemie-WC 150,–<br />
Hilfmotorhalterung 200,–<br />
Bimini 900,–<br />
Fahrt in Knoten<br />
40<br />
35<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
12,5<br />
21,9<br />
26,2<br />
33,5<br />
30,4<br />
39,1<br />
3000 3500 4000 4500 5000 5700<br />
Drehzahl in U/min<br />
Yachttests zum Downloaden:<br />
www.yachtrevue.at<br />
7/2011 yachtrevue 69