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© Fotolia.de<br />
Gesundheitsreformpaier:<br />
Neuer Anlauf in Richtung Verstaatlichung<br />
das reformpapier, das am 13. Juni vorgestellt wurde, ist zwar was <strong>die</strong> versorgungsziele betrifft wenig<br />
konkret, stellt aber <strong>die</strong> Weichen in richtung verstaatlichung des Gesundheitssystems. Qualitative versorgungsziele<br />
spielen eine untergeordnete rolle <strong>–</strong> in erster linie geht’s ums Geld.<br />
Gesundheitsminister Stöger sprach von einem „Durchbruch“,<br />
Hauptverbandsvorsitzender Schelling sieht den 13. Juni, den<br />
Tag, an dem Stöger, Finanzministerin Fekter, Landeshautmann<br />
Pühringer, <strong>die</strong> Wiener Gesundheitsstadträtin Wehsely und <strong>die</strong><br />
Obfrau der Wiener GKK Reischl und er selbst das gemeinsam<br />
entwickelte Reformpapier der Öffentlichkeit präsentierten,<br />
in fünf Jahren gar schon <strong>als</strong> „Tag der Patienten“ gefeiert. Was<br />
steht tatsächlich in dem vieldiskutierten Papier, das <strong>die</strong> so<br />
genannte „Steuerungsgruppe“ im Laufe des vergangenen Jahres<br />
entwickelt hat und das nur sieben A4-Seiten lang ist?<br />
„Kernstück des Papiers ist der Vorschlag, im Rahmen eines<br />
Vertrags <strong>–</strong> einer so genannten 15a-Vereinbarung <strong>–</strong><br />
zwischen Bund und Ländern unter Einbeziehung<br />
der Sozialversicherung ein Zielsteuerungs-<br />
system einzuführen, das sowohl Versorgungs-<br />
<strong>als</strong> auch Finanzziele beinhaltet“, erklärt<br />
KAD Hon.-Prof. Dr. Felix Wallner. »<br />
und Zwei-Klassen-Medizin<br />
Gemeinsam soll festgelegt werden, mit welchen gesetzlichen<br />
Maßnahmen <strong>die</strong> Systempartner zu einer sektorenübergreifenden<br />
Planung und Steuerung verpflichtet werden sollen. „Man betont<br />
zwar <strong>die</strong> Mitwirkungsrechte der gesetzlichen Interessensvertretungen,<br />
sagt aber auch klar, dass rechtliche Rahmenbedingungen<br />
im Bedarfsfall geändert werden <strong>können</strong>. De facto heißt das, wenn<br />
man z.B. <strong>die</strong> Ärztekammer aus dem Stellenplan draußen haben<br />
will, ändert man das entsprechende Gesetz“, erklärt Wallner.<br />
systemänderung soll am 1. Jänner 2013 starten<br />
Eine entsprechende 15a-Vereinbarung soll laut Steuerungsgruppe<br />
bereits am 1. Oktober beschlossen werden, das neue<br />
Zielsteuerungssystem Anfang 2013 starten. „Dieses Papier<br />
birgt einen enormen gesundheitspolitischen Sprengstoff“,<br />
warnt Ärztekammerpräsident Dr. Peter Niedermoser, „es ist<br />
de facto der Grundstein für eine Verstaatlichung des Gesundheitssystems<br />
mit allen Konsequenzen!“<br />
leistungen werden rationiert<br />
Im Fokus der Steuerungsgruppe stehen Finanzziele, <strong>die</strong> im<br />
Papier <strong>–</strong> im Gegensatz zu Versorgungszielen <strong>–</strong> bereits sehr<br />
„Es ist erschütternd,<br />
dass sich <strong>die</strong> Politik<br />
keiner ehrlichen<br />
diskussion mit der<br />
Bevölkerung stellt!“,<br />
sagt<br />
KO MR Dr. Thomas Fiedler<br />
konkret ausgeführt werden: Es gibt sektorenübergreifende Ausgabenobergrenzen<br />
und den Vorschlag, Überschreitungen entsprechend<br />
zu sanktionieren. Die künftige jährliche Steigerung<br />
der öffentlichen Gesundheitsausgaben soll bis 2016 schrittweise<br />
auf 3,6 Prozent abgesenkt und dann gehalten werden.<br />
„Die Festlegung eines Kostendämpfungsziels hatte ganz offensichtlich<br />
oberste Priorität“, kritisiert Ärztekammerpräsident<br />
Dr. Peter Niedermoser. „Wenn man davon ausgeht, dass <strong>die</strong><br />
Ausgabensteigerungen im öffentlichen Gesundheitssystem<br />
vom IHS mit 5,2 Prozent eher vorsichtig prognostiziert werden,<br />
oÖ ÄrZtE Juli / august 2012 » Seite 6 oÖ ÄrZtE Juli / august 2012 » Seite 7<br />
kann man sich vorstellen, was eine Reduktion auf 3,6 Prozent<br />
bedeutet. Das führt unweigerlich zu einer massiven Rationierung<br />
der Leistungen!“ Jedem, der einigermaßen Einblick in<br />
das Gesundheitssystem und seine Anforderungen habe, sei<br />
klar, dass der medizinische Fortschritt und <strong>die</strong> demographische<br />
Entwicklung mehr Geld kosten. Eine Verknappung käme<br />
einer Rationierung gleich <strong>–</strong> „damit wird <strong>die</strong> Gesundheitspolitik<br />
innerhalb eines überschaubaren Zeitraums genau das erreichen,<br />
vor dem sie selbst immer gewarnt hat, nämlich eine Zwei-<br />
Klassen-Medizin!“, warnt Niedermoser.<br />
Auch <strong>die</strong> Kurienobleute sehen <strong>die</strong> neuen Pläne kritisch: „Es ist<br />
erschütternd, dass sich <strong>die</strong> Politik keiner ehrlichen Diskussion<br />
mit der Bevölkerung stellt, zur Frage, welche Mittel in einer<br />
noch immer wohlhabenden Gesellschaft aufgewendet werden,<br />
um einen Zugang für alle Bevölkerungsschichten zu Gesundheitsversorgungsleistungen<br />
zu gewährleisten!“, sagt der Obmann<br />
der niedergelassenen ÄrztInnen MR Dr. Thomas Fiedler. Spit<strong>als</strong>ärztInnen-Obmann<br />
Dr. Harald Mayer stellt klar: „Wir wollen<br />
<strong>die</strong>se Zwei-Klassen-Medizin nicht! Wir haben uns bereits 2008<br />
vehement gegen eine Verstaatlichung der Medizin und ihre<br />
„Wir Ärztinnen und Ärzte<br />
sind nicht verantwortlich<br />
für <strong>die</strong>se Zwei-klassen-<br />
Medizin <strong>–</strong> das werden wir<br />
unseren Patienten auch<br />
kommunizieren!“, sagt<br />
KO Dr. Harald Mayer<br />
Folgen gewehrt, nun soll es anscheinend noch dicker kommen.<br />
Wir Ärztinnen und Ärzte sind dafür nicht verantwortlich <strong>–</strong> das<br />
werden wir unseren Patienten auch kommunizieren!“<br />
Die 45 Kammerräte in der Vollversammlung der Ärztekammer<br />
für OÖ haben am zweiten Juli eine Resolution zu den Vorschlägen<br />
der Steuerungsgruppe verabschiedet, in der sie nicht nur<br />
vor den Folgen einer Umsetzung warnen, sondern auch für bestmögliche<br />
medizinische Betreuung für alle <strong>–</strong> unabhängig von den<br />
Einkommens- und Vermögensverhältnissen <strong>–</strong> eintreten. ■<br />
Mag. Susanne Sametinger