80 YEARS 1382 - Arzberg Porzellan GmbH
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PRESSEINFORMATION<br />
<strong>80</strong> <strong>YEARS</strong> OF DESIGN – <strong>80</strong> <strong>YEARS</strong> <strong>1382</strong><br />
Eröffnungsrede Sonderausstellung<br />
Gestalter und Kurator Gerd Sommerlade<br />
Freitag: 11.02.2010<br />
Sehr geehrte Damen und Herren,<br />
herzlich Willkommen zu „<strong>80</strong> Jahre Form <strong>1382</strong>“<br />
1931 im Markt eingeführt und bis heute ununterbrochen produziert.<br />
Dies ist einmalig in der <strong>Porzellan</strong>industrie und ein wahrer Grund zu<br />
feiern.<br />
Spricht man über die Form <strong>1382</strong>, dann steht zu Beginn die Terrine.<br />
Denn mit ihr ist die eigentliche Entstehungsgeschichte eng verbunden.<br />
Ende der zwanziger Jahre des letzten Jahrhunderts kuratierte Dr. Her-<br />
mann Gretsch, Dipl. Ing., Architekt und Keramiker eine Ausstellung in<br />
Stuttgart, über gute und schlechte Formen des Alltags. Ein Mitglied der<br />
damaligen <strong>Arzberg</strong>-Geschäftsleitung besuchte die Ausstellung und war<br />
über eine Exponatbeschriftung erstaunt. Der Platz für die gute Terrinen-<br />
form blieb leer. Stattdessen gab es nur den Vermerk: „Gibt es nicht“.<br />
Daraufhin nahm <strong>Arzberg</strong> mit Gretsch Kontakt auf und bat ihn, eine gute<br />
Terrinenform zu entwerfen.<br />
So kam es zur Zusammenarbeit von Hermann Gretsch und <strong>Arzberg</strong>. Im<br />
Herbst 1930 rückte der junge Mann aus Stuttgart in <strong>Arzberg</strong> an und hat-<br />
te seine Entwürfe unterm Arm. In Oberfranken war man schon ganz ge-<br />
spannt – aber total geschockt, als man die vollkommen auf Klarheit der<br />
Form und Zweck gestellten Entwürfe sah, die allen Zierrat ablehnten,<br />
der bisher in <strong>Arzberg</strong> produziert wurde. Somit war die neue Form der<br />
totale Bruch mit dem, was <strong>Arzberg</strong> bisher produzierte.<br />
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Heute ist nicht nur das Jubiläum der Form <strong>1382</strong>, sondern gleichzeitig<br />
auch das Jubiläum der Neuausrichtung der Marke <strong>Arzberg</strong>, die bis heute<br />
bestand hat. Mit Hermann Gretsch wurden die Grundsätze der neuen<br />
Sachlichkeit verinnerlicht und in <strong>Porzellan</strong> eingefangen.<br />
Neben Gretsch war es Ende der zwanziger Jahre eine Handvoll begab-<br />
ter Gestalter, die den Funktionalismus in <strong>Porzellan</strong> gebannt haben. Mar-<br />
geruite Friedländer und Trude Petri für KPM, Wolfgang von Wersin für<br />
Nymphenburg und Prof. Arthur Hennig für Kaestner. Sie alle sind aus<br />
den berühmten Schulen ihrer Zeit hervorgegangen: dem Bauhaus, der<br />
Burg Giebichenstein, der Keramikschule Bunzlau oder der Stuttgarter<br />
Schule, und haben bahnbrechende Formen der Moderne hervorge-<br />
bracht. Wobei die ersten drei für Manufakturen mit einem zahlungskräf-<br />
tigen Publikum arbeiteten und ihre Produkte nicht für einen Massen-<br />
markt waren und bis heute sind. Und hier unterscheidet sich <strong>1382</strong> mit<br />
ihrer radikalen Form, die nur auf Kreis, Kugel, Zylinder und Eiform auf-<br />
baut, zu den anderen modernen Servicen der Zeit.<br />
Die Form <strong>1382</strong> wird bis heute –also seit <strong>80</strong> Jahren- durchgehend erfolg-<br />
reich produziert, was einzigartig in der deutschen <strong>Porzellan</strong>industrie ist.<br />
Es ist einer der bekanntesten Geschirrentwürfe der Moderne und hoch<br />
ausgezeichnet, und in allen bedeutenden keramischen Sammlungen<br />
weltweit vertreten. Es steht genauso im Victroria & Albert Museum in<br />
London wie im Museum of Modern Art in New York. Ein echter Klassiker<br />
eben.<br />
Für ein weiteres NOVUM steht das Service, das seinen Namen von der<br />
Skizzenummer seines Masterpieces hat, der Terrinenform, sie ist die<br />
<strong>1382</strong> Skizze im Modellbuch <strong>Arzberg</strong>s. So ist <strong>1382</strong> das erste Sammel-<br />
Geschirr, jedes Teil des Services konnte man bei Bedarf einzeln erwer-<br />
ben. Was heute nicht mehr wegzudenken wäre – war 1931 eine clevere<br />
Marketingstrategie.<br />
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Bis zu seinem frühen Tod 1950 war Gretsch der künstlerische Leiter<br />
<strong>Arzberg</strong>s. Er hat in dieser Zeit nicht nur neue Designs entwickelt, son-<br />
dern hat auch die Marketingpolitik des Hauses beeinflusst. Er sah seine<br />
Arbeit als ständigen Wandlungsprozess an. Auch war für ihn die Form<br />
<strong>1382</strong> in ihrer Komplexität 1931 nicht abgeschlossen. Er ist auf die aktu-<br />
ellen Strömungen der Zeit eingegangen und hat danach Formen ver-<br />
bessert oder neue erschaffen, wie 1946 den Saftbecher für den ameri-<br />
kanischen Markt.<br />
Ganz in diesem Geiste, hat <strong>Arzberg</strong> anlässlich des Jubiläums die Form<br />
<strong>1382</strong> um einige Produkte erweitert. Sie sehen die Kollektion „My first<br />
<strong>Arzberg</strong> by <strong>1382</strong>“ hier auf dem vorderen Podest. Hermann Gretsch hat<br />
die Marke <strong>Arzberg</strong> zu einer absoluten Design-Marke gestaltet Seine<br />
Arbeit wurde erfolgreich von Heinrich Löffelhardt weitergeführt. Er hat<br />
die zweite große Form - Form 2000 – gestaltet, das Geschirr der Bon-<br />
ner Republik. Im Bonner Bundestag und heute im Berliner Reichstag<br />
wird davon gespeist.<br />
Aber auch Sieger-Design mit Tric oder die heutige Hausdesignerin Hei-<br />
ke Philipp mit Profi haben die Design-Sprache Dr. Hermann Gretschs<br />
erfolgreich fortgeführt.<br />
<strong>1382</strong> gehört zu den vier großen <strong>Porzellan</strong>formen Deutschlands. Die da<br />
sind: das Brühlsche Schwanenservice von Meissen. Mit seinen über<br />
2000 Teilen ist es das größte und opulenteste Service des Barocks. Das<br />
zweite Bayrische Hofservice aus dem späten 18. Jahrhundert, das Ser-<br />
vice Perl von Nymphenburg. Das erste Service, das eckige Teller,<br />
Schüsseln und Terrinen hat. Das dritte: die Form Suomi von Rosenthal,<br />
die auf das Quadrat aufbaut und eine Kombination von Metall und Por-<br />
zellan ist. Und das vierte <strong>Porzellan</strong>service, die vielleicht wichtigste Form:<br />
die Form <strong>1382</strong>, das erste Geschirr des demokratischen Design, für ein<br />
wirkliches Massenpublikum. Ein radikaler Entwurf seiner Zeit und ein<br />
echter Dauerbrenner seit <strong>80</strong> Jahren „die gute Form im wahrsten Sinne<br />
des Wortes.<br />
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