MITTELLAND für Kids - Centre Langue Française
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20<br />
Von Christin Huchel<br />
Ich brauche einen Stuhl, einen Tisch und<br />
eine Tafel. Der Rest ist mir egal.“, lachte<br />
meine Freundin, als ich sie fragte, wie sie<br />
es findet, dass wir mit unserer Schule<br />
(dem Internationalen Gymnasium „Pierre<br />
Trudeau“) praktisch jedes Schuljahr umgezogen<br />
sind.<br />
Und irgendwie hat sie auch Recht.<br />
Heimat ist ein Gefühl und kein Ort, das<br />
kann man doch auch auf Schule beziehen,<br />
oder?<br />
Als ich in die fünfte Klasse des Gymnasiums<br />
aufgenommen wurde, war mir vieles<br />
fremd. Die neuen Mitschüler, die Lehrer<br />
und natürlich auch die Villa in Barleben,<br />
die ab sofort meine neue Schule sein sollte<br />
und in welcher bis dato noch alle Schüler<br />
untergebracht waren.<br />
Relativ schnell hatte ich mich dann aber<br />
an die Räumlichkeiten und alles andere<br />
gewöhnt.<br />
In den nächsten zwei Jahren veränderte<br />
sich nicht viel in meinem Schulalltag.<br />
Schüler kamen und gingen, gute Noten<br />
kamen und gingen und auch die Ferien kamen<br />
und gingen schneller als man gucken<br />
konnte.<br />
In meinem siebenten Schuljahr kamen<br />
nun schon zum dritten Mal drei 5. Klassen<br />
an das Gymnasium - und der Platz in der<br />
Villa wurde zu klein.<br />
Verschiedene Klassenstufen wurden<br />
jetzt in der Sekundarschule Barleben unterrichtet.<br />
Man empfing uns dort nicht<br />
gerade mit offenen Armen, aber davon<br />
ließen wir uns nicht unterkriegen.<br />
Auf die Frage „Wo geht ihr zur Schule?“<br />
suchten wir jedes Mal neue Antworten,<br />
die erklärten, dass wir auf das Gymnasium<br />
gehen – aber trotzdem in der Sekundarschule<br />
unterrichtet wurden. Doch<br />
egal wie wir es anstellten, unsere Erklärungen<br />
sorgten bei einigen <strong>für</strong> große Verwirrungen.<br />
Zu dieser Zeit war das neue Gebäude des<br />
Gymnasiums schon in Planung, aber der<br />
Einzug in ein neues Gebäude war noch<br />
nicht in Sicht.<br />
Die Räumlichkeiten der Sekundarschule<br />
waren anders als in der Villa. Ganz besonders<br />
mochten wir die Drehstühle in den<br />
Klassenräumen und so machten wir als<br />
Schüler des Internationalen Gymnasiums<br />
„Pierre Trudeau“ das Beste aus unserer<br />
Zeit an der Sekundarschule Barleben.<br />
Nach dem Jahr in der Sekundarschule<br />
Gemeinde Barleben<br />
<strong>MITTELLAND</strong> <strong>für</strong> <strong>Kids</strong><br />
Wo die Geschichte endet<br />
Barleben war das neue Gebäude des Gymnasiums<br />
noch immer nicht fertig und eine<br />
neue Unterbringung musste gefunden<br />
werden, da die Villa aus allen Nähten<br />
platzte und die Unterbringung in der Sekundarschule<br />
auch nur eine Notlösung<br />
war.<br />
So kamen die Container.<br />
Auf den ersten und auch auf den zweiten<br />
Blick ziemlich graue und langweilige Dinger.<br />
Aber wir waren wieder bei der Villa.<br />
Alle gemeinsam. Und mit uns kam auch<br />
Leben in die Container und nach den ersten<br />
Wochen hatten sich alle an sie und<br />
ihren Anblick gewöhnt. Zum Chemieunterricht<br />
jedoch sind wir weiterhin zur<br />
Sekundarschule gegangen, da weder in<br />
der Villa noch in den Containern die nötigen<br />
Arbeitsmittel und Arbeitsplätze zur<br />
Verfügung standen.<br />
Dies war manchmal schon ein lästiger<br />
Weg, den meine Klassenkameraden und<br />
ich nicht immer mit einem Lächeln auf<br />
den Lippen meisterten, aber der Gedanke<br />
an das neue Gebäude machte den Weg<br />
erheblich erträglicher.<br />
Zum Ende des Schuljahres 2010/11 bin<br />
ich immer öfter am neuen Gebäude vorbei<br />
gegangen und war gespannt, wie es<br />
wohl werden würde...<br />
Wie sehen die Klassenräume aus? Wo<br />
wird wohl der Schulhof sein? Wird das<br />
Essen in der Mensa lecker sein?<br />
Als es dann soweit war, wurden wir nicht<br />
enttäuscht. Auch wenn wir uns in den<br />
ersten Tagen nicht sofort überall zurechtgefunden<br />
haben, ist die neue Schule<br />
trotzdem super schön.<br />
Doch eigentlich genau so schön wie die<br />
Villa, die Sekundarschule und die Container<br />
– auch wenn wir jetzt natürlich viel<br />
mehr Platz, Technik und Schule an sich<br />
haben.<br />
Es ist immer noch dieselbe Schule, dasselbe<br />
Gymnasium mit den selben Schülern,<br />
Lehrern, Unterrichtsfächern, Noten.<br />
Und irgendwie hatte meine Freundin<br />
doch Recht.<br />
Schule sollte ein Gefühl sein, welches<br />
nicht an einen Ort gebunden ist.<br />
*<br />
In unserem Schulgebäude endet die Geschichte<br />
des Internationalen Gymnasiums<br />
„Pierre Trudeau“ sicher nicht, denn<br />
wie Ecole Vorstands-Vorsitzender Marco<br />
Langhof bei der Einweihung des Gebäudes<br />
sagte: „Irgendwann ist auch dieses<br />
Gebäude zu klein.“<br />
Dann zieht das Gymnasium vielleicht wieder<br />
um oder baut aus, aber es bleibt immer<br />
unsere Schule, unsere Ecole.