Entkopplung nach Falb-Wolowich
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PRIVATE ARBEIT, NICHT FÜR DAS DLR 1<br />
<strong>Entkopplung</strong> <strong>nach</strong> <strong>Falb</strong>-<strong>Wolowich</strong><br />
Johannes Köppern<br />
Deutsches Zenztum für Luft- und Raumfahrt e.V.<br />
13. Juli 2008<br />
Zusammenfassung—Dieser Artikel erklärt die <strong>Entkopplung</strong><br />
von Mehrgrößen(MIMO)-Systemen <strong>nach</strong> <strong>Falb</strong>-<strong>Wolowich</strong>. Änderung<br />
der Führungsgröße eines Ausgangs wirkt nicht auf die<br />
restlichen Ausgänge während der Transition des betreffenden<br />
Ausgangs. Das Vorgehen der Argumentation entspricht der Vorlesung<br />
Lohmann B., Moderne Methoden in der Ragelungstechnik 1<br />
und ist in [1] ebenso vollzogen.<br />
Index Terms—<strong>Entkopplung</strong>, <strong>Falb</strong>-<strong>Wolowich</strong>, Differenzordnung.<br />
I. EINLEITUNG<br />
BETRACHTET wird das lineare Mehrgrößensystem<br />
ẋ = Ax + Bu,<br />
y = Cx.<br />
ohne Durchgriff und mit gleicher Zahl von Ein- und<br />
Ausgängen, B ∈ R n×m , C ∈ R m×n . Ziel ist es, y einer<br />
Führungsgröße w folgen zu lassen und dabei zu erreichen,<br />
dass eine Änderung der i-ten Führungsgröße w i während der<br />
Transition nur am i-ten Ausgang y i beobachtbar ist.<br />
Die hier beschriebene Vorgehensweise ist auf lineare zeitvariante<br />
und nicht-lineare Systeme erweiterbar.<br />
Der Begriff der Differenzordnung wird benörigt und wird<br />
dazu im nächsten Abschnitt eingeführt. Abschnitt III erklährt<br />
die Vorgehensweise der Synthese eines entkoppelnden Reglers.<br />
Die hergeleitete Vorgehensweise ist in Abschnitt IV zusammengefasst.<br />
II. DIFFERENZORDNUNG<br />
Jeder Ausgang y i besitzt eine Differenzordnung δ i . Die<br />
einzelnen Differenzordnungen ergeben kumuliert die Gesamtdifferenzordnung<br />
δ:<br />
δ = ∑ δ i .<br />
i<br />
Die Differenzordnung δ i ist die erste Ableitung des Ausgangs<br />
y i <strong>nach</strong> der Zeit, die eine Funktion im Eingang u ist 1 , δ i sei<br />
größer 1:<br />
y˙<br />
i = c T i ẋ = cT i Ax + ⎫<br />
cT i B u,<br />
}{{}<br />
=0<br />
⎪⎬<br />
(1)<br />
.<br />
(δ i−1)<br />
⎪⎭<br />
y i = c T i A(δi−1) x,<br />
(δ i)<br />
y i<br />
= c T i A δi<br />
x + c T i A (δi−1) B<br />
} {{ } } {{ }<br />
=:(c ∗ i )T<br />
=:(d ∗ i )T u.<br />
1 Die erste Ableitung <strong>nach</strong> der Zeit, auf die der Eingang u direkt wirkt.<br />
III. REGLERENTWURF<br />
Es wird der neue Ausgang y ∗ als Vektor der bis zur<br />
Differenzordnung differenzierten Ausgänge definiert:<br />
[ ] T<br />
y ∗ (δ1)<br />
:= y 1 , . . . , (δm)<br />
y m .<br />
Damit lassen sich die Gleichungen dieses neuen Systems als<br />
mit<br />
C ∗ =<br />
⎡<br />
⎢<br />
⎣<br />
ẋ = Ax + Bu, (2)<br />
y = C ∗ x + D ∗ u (3)<br />
⎤<br />
(c ∗ 1) T<br />
.<br />
(c ∗ m) T<br />
⎥<br />
⎦ , D ∗ =<br />
⎡<br />
⎢<br />
⎣<br />
(d ∗ ⎤<br />
1) T<br />
⎥<br />
. ⎦<br />
(d ∗ m) T<br />
schreiben. Besitzt die Matrix D ∗ vollen Rang, so können die<br />
m Ausgänge gesteuert werden. Es kann jeder Ausgangsvektor<br />
y ∈ R m in endlicher Zeit erreicht werden. Weiter kann das<br />
Übertragungsverhalten u → y i als Differentialgleichung δ i -ter<br />
Ordnung beschrieben werden. Die Argumentation hierzu ist<br />
ähnlicher der des Stuer- und Beobachtbarkeitskriteriums <strong>nach</strong><br />
Kalman, s. u. a. [1].<br />
Ziel der Reglersynthese ist es, einen Vorfilter F und eine<br />
Matrix der Zustandsrückführung R zu finden, sodass jede<br />
Regelgröße y i nur von der Führungsgröße w i beeinflusst wird.<br />
Damit ergibt sich als Regelgesetz<br />
u = −Rx + Fw.<br />
Dieses Regelgesetz eingesetzt in die Ausgangsgleichung (3)<br />
ergibt für den Ausgangsvektor y ∗ :<br />
y ∗ = (C ∗ − D ∗ R) x + D ∗ Fw. (4)<br />
Nun ist auch der Zustandsvektor x <strong>nach</strong> Gl. (2) ebenfalls eine<br />
Funktion in u und damit durch das Regelgesetz in w. Es<br />
wird in zwei Schritten erreicht, dass beide Summanden der<br />
Gleichung (4) die Ausgänge entkoppeln.<br />
Im neuen Ausgangsvektor y ∗ sind jeweils die δ i -ten Ableitungen<br />
der jeweiligen Ausgänge zusammengefasst. Für jeden<br />
Ausgang wird ein Übertragungsverhalten gefordert:<br />
(δ i)<br />
y i<br />
δ∑<br />
i−1<br />
(j)<br />
= − ν i,j y i + k i w i .<br />
j=0<br />
Somit ergibt sich für jeden Ausgang eine Übertragungsfunktion<br />
G i (s):<br />
y i =<br />
k i<br />
s δi + . . . + ν i,1 s + ν i,0<br />
w i (5)
PRIVATE ARBEIT, NICHT FÜR DAS DLR 2<br />
a) Auslegung von F: Der i-te Ausgang soll keine Funktion<br />
jeder, sondern nur der i-ten Führungsgröße sein. Dies<br />
entspricht der Forderung an den zweiten Summanden der<br />
Gleichung (4), aus der F bestimmt wird:<br />
D ∗ Fw = diag {k i } w.<br />
Da dies für jedes w gelten soll, genügt es,<br />
D ∗ F = diag {k i } .<br />
zu fordern. Damit ist die Vorfiltermatix mit<br />
F = (D ∗ ) −1 diag {k i }<br />
und die daraus resultierende Entkoppelbarkeitsbedingung<br />
det D ∗ ≠ 0<br />
gefunden. Da jede Übertragungsfunktion G i (s) die stationäre<br />
Verstärkung 1 besitzen soll, muss<br />
k i = ν i,0<br />
gelten. Sind die Koeffizienten ν i,j mit dem nächsten Schritt<br />
bestimmt, ist damit auch F vollends bekannt.<br />
b) Synthese von R: Die Gesamtheit der durch (5) geforderten<br />
Ausgangsdynamik kann kann in dem Vektor y ∗ soll<br />
zusammengefasst werden und dieser mit dem in Gl. (4)<br />
bestimmten Verhalten des vektorwertigen Ausgang gleichgesetzt<br />
werden. Unter Verwendung des vorhergehenden Schritts<br />
(D ∗ Fw = diag {k i } w) ergibt sich:<br />
⎡<br />
− ∑ ⎤<br />
δ i−1<br />
j=0 ν (j)<br />
1,jy 1<br />
⎢<br />
⎣ . ⎥<br />
− ∑ ⎦ = (C∗ − D ∗ R)x.<br />
δ i−1 (j)<br />
j=0 ν m,jy m<br />
Die Ableitungen der Ausgänge sind <strong>nach</strong> Gleichung (1) als<br />
Funktionen in x bekannt. Diese eingesetzt ergibt:<br />
⎡<br />
− ∑ δ i−1<br />
j=0 ν ⎤<br />
1,jc T 1 A j<br />
⎢<br />
⎥<br />
⎣ .<br />
− ∑ ⎦ x = (C∗ − D ∗ R)x.<br />
δ i−1<br />
j=0 ν m,jc T mA j<br />
Diese Gleichung muss für alle x erfüllt sein und wird damit<br />
zu ⎡<br />
− ∑ δ i−1<br />
j=0 ν ⎤<br />
1,jc T 1 A j<br />
⎢<br />
⎥<br />
⎣ .<br />
− ∑ ⎦ = C∗ − D ∗ R.<br />
δ i−1<br />
j=0 ν m,jc T mA j<br />
Somit ist ist die Matrix der Zustandsrückführung R, wieder<br />
entkoppelbarkeit vorausgesetzt, durch<br />
⎛ ⎡ ∑ δi−1<br />
j=0 ν ⎞<br />
1,jc T 1 A j<br />
R = (D ∗ ) −1 ⎜<br />
⎝ C∗ + ⎢<br />
⎥⎟<br />
⎣ . ⎦⎠<br />
∑ δi−1<br />
j=0 ν m,jc T mA j ⎤<br />
bekannt.<br />
Die Koeffizienten ν i,j plazieren die Pole der Übertragungsfunktionen<br />
G i , also die Pole des geschlossenen und entkoppelten<br />
Kreises. Es können insgesamt δ Koeffizienten ν i,j<br />
gewählt werden, durch die jeweils ein Pol der geschlossenen<br />
Strecke festgelegt wird. Damit können nur für Strecken voller<br />
Differenzordnung δ = n alle Pole frei vorgegeben werden.<br />
Durch die Koeffizienten ν i,j ist die gesamte am Ausgang<br />
y beobachtbare Dynamik des Systems festgelegt. Weitere,<br />
nicht beobachtbare Dynamik des Systems kann durch die<br />
Entwurfsparameter ν i,j nicht beeinflusst werden. Unbeobachtbare<br />
Eigenwerte werden von Nullstellen kompensiert. Die<br />
Lage der nichtbeobachtbaren Eigenwerte kommen also auf den<br />
Nullstellen der offenen Strecke zum liegen. Da die Strecken<br />
G i : w → y keine Nullstellen besitzen, müssen alle Nullstellen<br />
der offenen Strecke kompensiert worden sein. Der geschlossene<br />
Kreis ist also dann intern stabil, wenn der offene Kreis<br />
keine Nullstellen in der rechten komplexen Halbebene besitzt.<br />
IV. ZUSAMMENFASUNG<br />
Um eine Strecke <strong>nach</strong> <strong>Falb</strong>-<strong>Wolowich</strong> zu entkoppeln, wird<br />
zunächst die Entkoppelbarkeitsbedingung<br />
det D ∗ ≠ 0<br />
überprüft. Ist das System entkoppelbar, gilt es F und R zu<br />
bestimmen. Zunächst wird jeder Ausgang differenziert, bis<br />
seine zeitliche Ableitung das erste Mal direkt eine Funktion<br />
in u ist. Damit sind die Differenzordnung δ i , i = 1...m und<br />
die Gesamtdifferenzordnung δ = ∑ δ i bekannt.<br />
i<br />
Nun kann für jeden Ausgang y i eine gewünschte Dynamik<br />
durch eine Übertragungsfunktion<br />
ν i,0<br />
y i =<br />
w i<br />
s δi + . . . + ν i,1 s + ν i,0<br />
vorgegeben werden. Damit sind die Koeffizienten ν i,j gewählt.<br />
Aus ihnen und der Systemgleichung kann die Matrix der<br />
Zustandsrückführung und der Vorfilter synthetisiert werden:<br />
⎛ ⎡ ∑ δi−1<br />
j=0 ν ⎞<br />
1,jc T 1 A j<br />
R = (D ∗ ) −1 ⎜<br />
⎝ C∗ + ⎢<br />
⎥⎟<br />
⎣ . ⎦⎠ ,<br />
Ich danke Franz und Clarissa.<br />
∑ δi−1<br />
j=0 ν m,jc T mA j ⎤<br />
F = (D ∗ ) −1 diag {ν i,0 } .<br />
V. DANK<br />
LITERATUR<br />
[1] Föllinger O., Regelungstechnik, 8., überarbeitete Auflage, Hüthig, 1994.