Satellite Kite von Invento - Dietrich
Satellite Kite von Invento - Dietrich
Satellite Kite von Invento - Dietrich
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einleiner<br />
Mission<br />
Control<br />
<strong>Satellite</strong> <strong>Kite</strong><br />
<strong>von</strong> <strong>Invento</strong><br />
Video zum<br />
Bericht auf:<br />
www.sport-und-design-drachen.de<br />
Text und Fotos: Ralf <strong>Dietrich</strong><br />
Immer wieder blickt die Welt nach Baikonur in Kasachstan, Houston (Texas) beziehungsweise<br />
Merritt Island (Florida) in den Vereinigten Staaten oder Kourou in Französisch-Guayana. Und<br />
zwar immer dann, wenn sich der Mensch ins Weltall begibt, ein Satellit in die Erdumlaufbahn<br />
geschossen wird oder das Space Shuttle zu einer neuen Mission aufbricht. Neuerdings muss<br />
aber auch nach Rastede in Norddeutschland geblickt werden, denn hier liegt Europas neuester<br />
Weltraumbahnhof. Gut getarnt hinter den Toren der Firma <strong>Invento</strong> wird emsig daran gearbeitet,<br />
einen weiteren künstlichen Stern in den Orbit zu schießen.<br />
Die Rede ist vom <strong>Satellite</strong> <strong>Kite</strong>, der<br />
in diesem Jahr zum ersten Mal<br />
auf einer Umlaufbahn über heimischen<br />
Drachenwiesen aufgetaucht ist.<br />
Der verantwortliche Ingenieur hinter<br />
diesem Projekt ist dabei kein geringerer<br />
als Rainer Hoffmann aus Husum, seines<br />
Zeichens mehrfacher Deutscher Meister,<br />
Sport & Design Drachen-Autor und eben<br />
auch kreativer Designer bei <strong>Invento</strong>.<br />
Seine Mission im Jahre 2008/2009: einen<br />
aufregenden Drachen zu konstruieren,<br />
der einfach im Aufbau, gutmütig im<br />
Fluge und möglichst neutral im Geldbeutel<br />
sein sollte. Inwieweit dies Rainer<br />
gelungen ist, möchten wir im folgenden<br />
Bericht klären.<br />
System-Check<br />
Ausgeliefert wird der <strong>Satellite</strong> <strong>Kite</strong> dabei<br />
als sogenanntes RTF-Set. Die Werbung<br />
verspricht, dass hier ein Komplettpaket<br />
an die Drachenfreunde gebracht wird und<br />
diese sofort mit dem Drachenfliegen loslegen<br />
können. Ready to fly eben. Und<br />
wirklich, aus dem stabilen schwarzen<br />
Nylonköcher purzeln neben dem Drachen<br />
auch noch eine Aufbauanleitung, neudeutsch<br />
„field card“ genannt, sowie eine<br />
Drachenschnur. Leinen sind zwar naturgemäß<br />
in RTF-Sets zu finden, die meisten<br />
machen aber kaum Freude, da ihre<br />
Qualität einfach wenig erbaulich ist. Bei<br />
der Jagd nach einem möglichst günstigen<br />
Preis müssen eben irgendwo Abstriche<br />
gemacht werden. Nicht so bei der<br />
Drachenschnur, die dem <strong>Satellite</strong> <strong>Kite</strong><br />
beigelegt ist. Zwar könnte die eigentliche<br />
Spule ein klein wenig größer ausfallen,<br />
um auch in ordentliche Männerhände zu<br />
Der Schriftzug wurde gut<br />
sichtbar auf das Segel gedruckt<br />
2<br />
www.sport-und-design-drachen.de
Ignition Sequence<br />
Eddykreuz mit pfiffiger Aufhängung<br />
in der Mitte des Drachens<br />
Das kann <strong>Invento</strong> eigentlich besser:<br />
Die Aufhängung des Segels weist noch<br />
Spielraum für Verbesserungen auf<br />
Name: <br />
Hersteller: <br />
Kategorie: <br />
Fakten<br />
Empf. Verkaufspreis:<br />
Spannweite: <br />
Höhe: <br />
Segel: <br />
Gestänge: <br />
Windbereich: <br />
Zubehör: <br />
<strong>Satellite</strong> <strong>Kite</strong><br />
<strong>Invento</strong><br />
Einleiner<br />
69,98 Euro<br />
190 cm<br />
55 cm<br />
Ripstop-Nylon<br />
4-/6-Millimeter-Fiberglas<br />
2-4 Bft.<br />
Nylonköcher,<br />
Aufbauanleitung, Schnur<br />
Die Taschen zur Stabführung<br />
wurden aus Dacron gefertigt<br />
des Drachens besteht aus Ripstop-Nylon,<br />
wobei nur eine Farbvariante angeboten<br />
wird. Der Körper des <strong>Satellite</strong>n, der<br />
durch einen einfachen Kastendrachen<br />
dargestellt wird, ist dabei in Gelb gehalten.<br />
Mit schwarzer Farbe wurden an der<br />
einen Seite „Asta-1“, auf der anderen<br />
Seite Lüftungsschlitze aufgedruckt. Die<br />
Lufteintrittseite sowie die Austrittsseite<br />
wurden mit schwarzem Saumband versehen.<br />
Die Längsstäbe verlaufen auf der<br />
Innenseite des Kastens in geschlossenen<br />
Taschen, die aus dem Segel gebildet wurden.<br />
Lediglich die vierte und damit letzte<br />
Tasche ist mittels offener Kappnaht<br />
geschlossen. An den Stellen, an denen die<br />
beiden Flügelstäbe das Segel passieren,<br />
wurde ein großzügiges, dreieckiges Loch<br />
in das Segel geschnitten, das mit zusätzlichem,<br />
aufgesetztem Kantband gegen<br />
Einreißen gesichert ist.<br />
Rechts und links an dem gelben Körper<br />
wurden die Flügel angesetzt, die in<br />
diesem Fall die Sonnenkollektoren des<br />
<strong>Satellite</strong>n darstellen. Diese Kollektoren<br />
sind das eigentliche Highlight des<br />
Drachens, denn <strong>Invento</strong> hat hier auf<br />
eine aufwändige Applikation gesetzt. Die<br />
„Solarzellen“ werden dabei aus jeweils<br />
drei Segelsegmenten in Blautönen zu -<br />
sammengesetzt, die mit einer Segelmacher<br />
naht sauber verbunden wurden.<br />
Eingerahmt wird jede „Solarzelle“ mit<br />
schwarzem Spinnaker, wobei acht einen<br />
Flügel des <strong>Satellite</strong>n bilden. Den äußeren<br />
Abschluss des Segels bildet eine<br />
Dacrontasche, die den Segelstab aufnimmt.<br />
Auf der Rückseite sind zwei<br />
weitere Dacrontaschen zu sehen, die für<br />
die Führung des Spreizstabs sorgen. Auf<br />
der dem Wind zugewandten Seite des<br />
Segels wurden Laschen aufgenäht, welche<br />
die Waage aufnehmen. Bei der geringen<br />
Zugkraft des Drachens ist dies sicherlich<br />
sinnvoll und auf eine Waageführung um<br />
den Stab herum kann verzichtet werden.<br />
Bestabt wird der Drachen mit einer<br />
Mischung aus 4- und 6-Millimeter-<br />
Glasfaserrohren. Während die Stäbe im<br />
Kasten und alle weiteren Spreizstäbe in 4<br />
Millimeter ausgeführt worden sind, weisen<br />
die Spreizstäbe für die Tragfläche<br />
einen Durchmesser <strong>von</strong> 6 Millimeter auf.<br />
Auffällig ist dabei, dass die beiden dicken<br />
Spreizstäbe für die Fläche nochmals zweigeteilt<br />
und gemufft wurden, sodass der<br />
Drachen insgesamt auf ein recht geringes<br />
Packmaß kommt. Komplettiert wird der<br />
passen, die eigentliche Schnur ist aber<br />
geflochten und damit durchaus auch in -<br />
teressant für Drachenfreunde, die schon<br />
die eine oder andere Schnur in der Ta sche<br />
haben. Schön, dass sich <strong>Invento</strong> an dieser<br />
Stelle nicht dem Preisdiktat unterworfen<br />
und auf gedrehte Drachenschnur verzichtet<br />
hat. Im Übrigen verfügt diese Leine<br />
über 45 Kilogramm Bruchlast, was für<br />
den <strong>Satellite</strong> <strong>Kite</strong> absolut ausreichend ist.<br />
Die Aufbauanleitung zeigt in Piktogramm-Form,<br />
an welche Stelle des<br />
Drachens welche Stange gehört und so -<br />
mit sollten auch vollkommene Neulinge<br />
auf dem Gebiet des Drachenfliegens den<br />
<strong>Kite</strong> leicht aufbauen können. Das Segel<br />
Die angedeuteten Solarzellen<br />
in ihrer ganzen Pracht<br />
Saubere Verarbeitung bei den<br />
Segelmachernähten der Applikation<br />
www.sport-und-design-drachen.de 3
einleiner<br />
Drachen durch einen Schleppsack. Aber<br />
nicht irgendeinen Schleppsack, nein,<br />
dem <strong>Satellite</strong>n folgt am Himmel eine<br />
Rakete, die den großen Vorbildern aus<br />
dem amerikanischen Apollo-Programm<br />
gleicht. Und wirklich, auf den Seitenteilen<br />
der in Weiß und Schwarz gehaltenen<br />
Rakete wurde in großen Lettern „USA“ auf<br />
den Stoff gedruckt.<br />
Countdown<br />
Nun aber genug der Vorrede, verlassen wir<br />
die heimische Werkstatt und bewegen wir<br />
uns zur Startrampe auf der Drachenwiese.<br />
Der Aufbau des <strong>Kite</strong>s geht schnell und<br />
unkompliziert <strong>von</strong>statten. Einfach die<br />
Spreizstäbe der mittleren Zelle in die<br />
dafür vorgesehenen Aufnehmer gesteckt<br />
und schon ist der Körper des <strong>Satellite</strong>n<br />
aufgespannt. Nun werden die beiden<br />
Spreizstäbe zusammen- und durch die<br />
Führungstaschen samt Loch in der<br />
Außenwand der gelben Zelle gesteckt.<br />
Im Inneren der Zelle stoßen wir auf eine<br />
bemerkenswerte Lösung: An der Stelle,<br />
an der sich die beiden Flügelspreizen<br />
treffen, ist kein Stab, der das Eddykreuz<br />
halten könnte. Doch Rainer Hoffmann ist<br />
bekannt für seine cleveren Detaillösungen<br />
und auch beim <strong>Satellite</strong>n macht er keine<br />
Ausnahme. Besagtes Eddykreuz wird<br />
durch zwei Spannschnüre in Position<br />
gehalten. Sind diese noch nicht eingesteckt,<br />
fliegt das Eddykreuz zwar noch<br />
mehr oder minder frei in der Innenseite<br />
der Zelle herum, einmal eingesteckt,<br />
steht es jedoch bombenfest<br />
und hält die Spreizstäbe in<br />
ihrer zugedachten V-Form. Eine<br />
witzige Lösung, die wir in dieser<br />
Form bei noch keinem anderen<br />
Drachen beobachten konnten. Am anderen<br />
Ende, dort wo die Flügel aufhören,<br />
wird das Segel mittels einer Dreiecksschnur<br />
auf Spannung gebracht. Das war<br />
es auch schon, der Aufbau des <strong>Satellite</strong><br />
<strong>Kite</strong>s ist abgeschlossen. Fertig montiert,<br />
hat der Satellit übrigens eine Spannweite<br />
<strong>von</strong> 190 Zentimeter bei einer Bautiefe<br />
<strong>von</strong> 55 Zentimeter. Nun noch die<br />
Waage gelöst, den Raketen-Schleppsack<br />
in Position gelegt und schon kann der<br />
Countdown gestartet werden.<br />
Ebenso wie der Aufbau, so gestaltet sich<br />
auch der Start des Drachens recht einfach<br />
und lässt sich durchaus <strong>von</strong> einer Person<br />
bewerkstelligen. Bei unserem ersten Startversuch<br />
nahm der <strong>Satellite</strong> <strong>Kite</strong> sofort<br />
Höhe an und – es gab einen großen<br />
Knall. Der eine Flügel klappte nach hinten<br />
weg, mit bangen Blick wurde der<br />
Schaden betrachtet und siehe da, das<br />
eben noch so gelobte Eddykreuz im<br />
Zentrum des Drachens hatte sich verabschiedet.<br />
Der nächste Blick galt<br />
dem Windmesser und wirklich,<br />
wir waren um 3 Meter pro<br />
Sekunde über der vom<br />
Hersteller angegebenen Maximalwindstärke.<br />
Also wieder nach<br />
Hause in die heimische Werkstatt und<br />
Völlig losgelöst: Mit dem <strong>Satellite</strong><br />
<strong>Kite</strong> hat <strong>Invento</strong> einen echten<br />
Eyecatcher im Programm<br />
das Eddykreuz ausgetauscht. Dank der<br />
ausgeklügelten Schnurkonstruktion war<br />
dies innerhalb <strong>von</strong> fünf Minuten erledigt<br />
und so stand dem nächsten Startversuch<br />
nichts mehr im Wege.<br />
Dieser fand bei moderateren Windgeschwindigkeiten<br />
statt und diesmal<br />
hatten wir keine Probleme mit dem<br />
Eddykreuz. Von Herstellerseite wird ein<br />
Windbereich <strong>von</strong> gut 2 bis ordentlichen<br />
4 Bft. angegeben, was wir sehr gut nachvollziehen<br />
können. Wie gesagt, ein<br />
Handstart ist auch <strong>von</strong> einer Person zu<br />
machen, allerdings sollte darauf geachtet<br />
werden, dass der Schleppsack möglichst<br />
schnell freikommt und seine Wirkung<br />
entfalten kann. Einfacher ist es mit einem<br />
Start an langer Leine, sodass der Satellit<br />
schnell an Höhe gewinnen kann. Einmal<br />
Nach außen werden die Segel<br />
per Schnur abgespannt<br />
bezug<br />
<strong>Invento</strong><br />
Klein Feldhus 1<br />
26180 Rastede-Neusüdende<br />
Telefon: 044 02/92 62 44<br />
E-Mail: info@invento-hq.com<br />
Internet: www.invento-hq.com<br />
Bezug: Fachhandel<br />
Am Ende des Segels sitzt ein Spreizstab<br />
4<br />
www.sport-und-design-drachen.de
Bei der Aufhängung wurde<br />
leider nur ein Loch in den Stoff<br />
gebrannt und die Schnur<br />
anschließend um den Saum geführt<br />
im Zenit angekommen, sucht sich der<br />
Drachen selbstständig die optimale<br />
Position und bleibt hier, für einen<br />
Drachen dieser Größenordnung, recht<br />
ruhig stehen. Auch Böen pendelt er bis<br />
zu einem gewissen Grad willig aus und so<br />
ist das Flugverhalten für einen Kasten-/<br />
Flachdrachen der Gattung unter 200<br />
Zentimeter als gut anzusehen.<br />
Lift-off<br />
Besonders schön sind übrigens die<br />
Farbspiele, welche die Sonne auf die<br />
„Solarpaneelen“ zaubert. Es war wirklich<br />
eine gute Entscheidung <strong>von</strong> <strong>Invento</strong>, die<br />
Segelflächen in Applikationstechnik zu<br />
gestalten. Weniger begeistert waren wir<br />
<strong>von</strong> der Aufhängung der Zelle auf den<br />
Spreizstäben. Hierfür wurde eine einfa<br />
che Schnur auf das Segel aufgenäht,<br />
An schließend über eine Splittkappe<br />
geführt und mit einer Stabendkappe<br />
gesichert. Leider sitzen die Stabendkappen<br />
ein wenig lose und so fängt das Segel<br />
schon nach wenigen Flügen an, sich zu<br />
wölben und zu verziehen. Nachspannen<br />
ist hier angesagt. Noch schlimmer ist es,<br />
wenn auf der Wiese eine Stabendkappe<br />
verloren geht, denn dann ist die gesamte<br />
Spannung des Segels an dieser Stelle<br />
nicht mehr vorhanden. Wenn wir uns<br />
also irgendetwas <strong>von</strong> <strong>Invento</strong> wünschen<br />
dürfen, dann ist es eine dringende<br />
Überarbeitung dieser Aufhängung. Schon<br />
zwei kleine Knoten auf der Schnur mit<br />
anschließendem Überstülpen und Klebefixierung<br />
der Stabendkappe würden das<br />
Problem lösen und den <strong>Satellite</strong> <strong>Kite</strong><br />
schlussendlich zu dem machen, was er<br />
eigentlich ist: Ein wunderschöner Drachen,<br />
der dank eines guten RTF-Pakets<br />
rundherum einsteigertauglich ist.<br />
Für unter 70,– Euro erhält man alles, was<br />
das Drachenfliegerherz begehrt. Der <strong>Kite</strong><br />
selbst ist sauber gefertigt und in der Luft<br />
ein kleines Juwel. Einzig die Geschichte<br />
mit der Zellenabspannung trübt ein wenig<br />
das sonst absolut positive Bild. Aber einmal<br />
Hand aufs Herz: Wir werden ja wohl<br />
noch acht kleine Knoten selbst hinbekommen,<br />
oder? Und wer mag, kann<br />
dabei schon den Countdown<br />
laufen lassen. 8 – 7 – 6 – 5 – 4<br />
– 3 –2 – 1 – and: LIFT-OFF!<br />
Luftraumüberwachung per Satellit? So mancher<br />
Paraglider dürfte sich über den außergewöhnlichen<br />
Gast am Himmel gewundert haben<br />
www.sport-und-design-drachen.de 5