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Leute Extremsport<br />

<strong>Reto</strong> <strong>Schoch</strong><br />

Auf der Suche nach der<br />

Grenzerfahrung<br />

Rad fahren bis zum Umfallen:<br />

Der Appenzeller<br />

<strong>Reto</strong> <strong>Schoch</strong> ist am Mittwoch<br />

zum Race-Across-<br />

Amerika gestartet.<br />

Der Doktor der Naturwissenschaften<br />

will<br />

h erausfinden, wo seine<br />

Belastungsgrenze liegt.<br />

von Ueli Daepp<br />

Er ist freundlich, trägt<br />

häufig ein Lächeln im<br />

Gesicht. Sein Lächeln behält<br />

er auch, wenn er bei<br />

45 Grad durch die kalifornische<br />

Wüste pedalt, um seinen Körper<br />

an die Hitze zu gewöhnen.<br />

«Wenn man lacht, braucht man<br />

am wenigsten Muskeln», sagt<br />

R eto <strong>Schoch</strong> lapidar. Doch sein<br />

Lächeln hat auch mit dem Velofahren<br />

zu tun. «Meine Mutter<br />

meinte kürzlich zu mir: Du bist<br />

nie so zufrieden, wie wenn Du<br />

mit dem Velo unterwegs bist.»<br />

Am 13. Juni startet <strong>Reto</strong> <strong>Schoch</strong><br />

zum Race-Across-America. Dieses<br />

Nonstop-Radrennen quer durch<br />

die USA wird gemeinhin als das<br />

härteste Radrennen der Welt gehandelt.<br />

Es führt von San Diego<br />

am Pazifik über knapp 5000 Kilometer<br />

nach Annapolis am<br />

A tlantik. Der Ultracyclist aus<br />

S peicherschwendi rechnet mit einer<br />

Fahrzeit von 8 bis 9 Tagen.<br />

Um das Rennen mit den Besten<br />

<strong>Reto</strong> <strong>Schoch</strong> will zeigen,<br />

wie weit man es mit einem<br />

Rennrad bringen kann:<br />

«Unser Körper ist nicht<br />

d azu gemacht, immer<br />

im Auto zu sitzen und<br />

Rolltreppen zu fahren.»<br />

Bilder: Chris Mansfield<br />

12 www.anzeiger.biz 13. Juni 2012 Nr. 24


Leute Extremsport<br />

«Ich will erstmals in meinem Leben wirklich an meine Grenzen stossen», sagt Ultracyclist <strong>Reto</strong> <strong>Schoch</strong>.<br />

beenden zu können, hat er sich<br />

zum Ziel gesetzt, pro Tag nicht<br />

mehr als eineinhalb Stunden (!)<br />

zu schlafen. Die übrigen 22½<br />

Stunden will er nonstop Rad fahren.<br />

Begleitet wird er von zwei<br />

Fahrzeugen mit seinem Vater als<br />

Teamchef und weiteren acht Personen.<br />

«Bin ein neugieriger Mensch»<br />

Was sich der Ostschweizer Ausdauerathlet<br />

in den Kopf setzt,<br />

zieht er normalerweise durch.<br />

«Ich bin ein neugieriger Mensch»,<br />

sagt der 32jährige Single, der viel<br />

Ruhe ausstrahlt. «Ich will immer<br />

neue Dimensionen erkunden.»<br />

Das passt zu seinem Beruf: <strong>Reto</strong><br />

<strong>Schoch</strong> ist Doktor der Naturwissenschaften.<br />

Der Mensch und seine<br />

Grenzen, damit beschäftigt er<br />

sich hauptberuflich. Abzuschalten<br />

und seine eigenen Grenzen<br />

auszuloten, versucht er dann mit<br />

“Ich wäre imstande,<br />

die Tour de France<br />

zu fahren.”<br />

seinem Rennrad. Ein Beispiel:<br />

Nach seiner Tätigkeit an der Stanford<br />

University Kalifornien trat<br />

er die Rückreise in die Schweiz<br />

mit dem Rennrad an. In 24 Tagen<br />

fuhr er 5700 km und über<br />

44 000 Höhenmeter, mit Gepäck.<br />

Damit kam seine grosse Faszination<br />

für Ultracycling auf.<br />

2011 gewann er die Langstreckenrennen<br />

«Tortour» (1000 km<br />

durch die Schweiz) und das<br />

R ace-Across-the-Alps. Verblüffend<br />

dabei: Er gewann die Rennen in<br />

Rekordzeit – und stiess dabei<br />

nicht einmal an seine persönlichen<br />

Grenzen.<br />

Diese Grenzen möchte er nun<br />

richtig kennenlernen. Am Race-<br />

Across-America, das am Mittwoch<br />

startet. <strong>Schoch</strong> geht zuversichtlich<br />

an den Start: «Aufgrund meiner<br />

akribischen Vor bereitung<br />

s owie meiner körperl ichen Hochform<br />

bin ich absolut überzeugt,<br />

ein Spitzenresultat erzielen zu<br />

können.»<br />

Reichen 90 Minuten Schlaf?<br />

Der kleine Appenzeller mit<br />

dem grossen Kämpferherzen<br />

fährt so stark, dass er überzeugt<br />

ist, dass er es auch an der Tour de<br />

France mit den Radprofis aufnehmen<br />

könnte. Sein Trainingsumfang<br />

sei ja auch nicht weniger als<br />

der eines Profiradrennfahrers.<br />

<strong>Schoch</strong> ist gespannt, wie sein<br />

Körper mit nur eineinhalb Stunden<br />

Schlaf auskommen wird. «So<br />

etwas kann man nicht trainieren.»<br />

Die ersten zwei Tage will er<br />

sogar ganz ohne Schlaf auskommen<br />

– bis er die Wüste hinter sich<br />

hat. «Bei dieser Hitze kann man<br />

ohnehin nicht gut schlafen.»<br />

“Mein Ziel ist es,<br />

22½ Stunden am Tag<br />

Velo zu fahren.”<br />

Eine Wissenschaft für sich ist<br />

die richtige Ernährung während<br />

dieser neuntägigen Monsterfahrt.<br />

«Entscheidend ist, wie der Körper<br />

die zugeführte Nahrung verarbeiten<br />

und in Energie umwandeln<br />

kann.» Er wird auf seinem Rad<br />

e ssen und vor allem Flüssignahrung<br />

zu sich nehmen.<br />

<strong>Schoch</strong> ist Optimist. Den Rückflug<br />

für sich und sein Begleitteam<br />

hat er so knapp terminiert, dass<br />

ihm gar nichts anderes übrig<br />

bleibt, als bereits nach zehn Tagen<br />

ins Ziel zu kommen. ■<br />

Unter www.retoschoch.ch gibts ab<br />

14. Juni Renn- und Videoberichte<br />

Zur Person<br />

<strong>Reto</strong> <strong>Schoch</strong><br />

Der ehrgeizige Appenzeller war als<br />

Kind Mitglied des Badminton-Nationalkaders.<br />

Statt auf den Sport<br />

zu setzen, entschied er sich für ein<br />

Studium zum Maschineningenieur<br />

an der ETH – mit der Absicht, später<br />

einmal seine Fahrräder selber<br />

zu konstruieren. Dann lockte ihn<br />

die Medizinaltechnik, er doktorierte<br />

im Bereich der Mikro- und Nanosysteme,<br />

wurde in die USA berufen<br />

an die Stanford University in<br />

Kalifornien. Nach der Rückkehr<br />

gründete er 2010 ein eigenes<br />

Unternehmen: Die Swissfluidics AG<br />

entwickelt diagnostische<br />

Geräte um bestimmte Krankheiten<br />

diagnostizieren zu können.<br />

www.anzeiger.biz 13. Juni 2012 Nr. 24<br />

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