Boom-Geschäft Biogas - Biogas-Infoboard
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kW. Im vergangenen Jahr schnellte der<br />
Mittelwert aber auf 380 kW hoch.<br />
Als Ursache für das starke Durchschnittswachstum<br />
machen die Leipziger vor allem<br />
den Zubau großer Anlagen in den nördlichen<br />
und östlichen Bundesländern verantwortlich.<br />
Leistungsfähige Kraftwerke<br />
haben hier aufgrund der großflächigen<br />
Agrarstruktur gute Chancen. In den südlichen<br />
Bundesländern Bayern und Baden<br />
Württemberg, wo in der Regel kleine Familienbetriebe<br />
wirtschaften, gibt es dagegen<br />
sehr viele Anlagen unter 100 Kilowatt<br />
elektrischer Leistung. Allerdings ist auch<br />
hier im vergangenen Jahr eine Trendwende<br />
zu erkennen: Der Durchschnitt der<br />
neu errichteten Anlagen liegt in den beiden<br />
genannten Bundesländern inzwischen<br />
bei 250 Kilowatt. Obwohl in Bayern<br />
viele kleine Anlagen stehen, dominieren<br />
sie die Rangliste der installierten elektrischen<br />
Leistung mit rund 25 Prozent.<br />
Auf Platz zwei folgt Niedersachsen mit etwa<br />
17 Prozent.<br />
Wie sich im laufenden Jahr die Gewichte<br />
verschieben, hängt auch davon ab, wo<br />
sich der Trend zu größeren Anlagen am<br />
ehesten niederschlägt. Dass die hohen<br />
Leistungsklassen gefragt sind, bestätigt<br />
Olaf Richert, <strong>Geschäft</strong>sführer von Regio<br />
Energiesysteme in Ganderkesee bei Bremen:<br />
„Bei uns werden zu 90 Prozent Anlagen<br />
mit einer elektrischen Leistung von<br />
500 Kilowatt nachgefragt. Das übrige <strong>Geschäft</strong><br />
entfällt zu gleichen Teilen auf Anlagen<br />
über beziehungsweise unter 500 Kilowatt<br />
Leistung. Der Weg geht ganz klar zur<br />
500er Anlage und größer.“<br />
Volle Bücher<br />
Und davon wird Richert im laufenden<br />
Jahr einige bauen. „In der ersten Phase<br />
nach der EEG-Novelle dominierten Genehmigungsplanungen,<br />
bis Mitte 2005<br />
wurden zahlreiche Finanzanfragen bei<br />
Banken abgewiesen, aber seitdem läuft es<br />
bei uns auf Hochtouren“, schildert er die<br />
Entwicklung. Regio Energiesysteme will<br />
2006 etwa 15 neue Methankraftwerke mit<br />
einer installierten elektrischen Gesamtleistung<br />
von bis zu sieben Megawatt errichten.<br />
Könnte der Regio-Boss mehr<br />
Fachkräfte einstellen, ließen sich die Aufträge<br />
entspannter abwickeln. Doch die<br />
„sind Mangelware“, sagt Richert.<br />
Solche Probleme hat Tilmann Hauff, Verkaufsleiter<br />
beim Anlagenhersteller Eisenmann<br />
in Holzgerlingen bei Stuttgart,<br />
nicht. Für Eisenmann läuft es seit Mitte<br />
BIOGAS Journal | 1/06<br />
vergangenen Jahres sehr gut und auch für<br />
das begonnene Jahr sind die Kapazitäten<br />
ausgebucht. Das Auftragsvolumen kann<br />
der Mittelständler aus dem Landkreis<br />
Böblingen gut bewältigen, denn <strong>Biogas</strong><br />
macht nur ein Prozent des <strong>Geschäft</strong>s aus.<br />
„Wenn es in der <strong>Biogas</strong>sparte eng wird,<br />
schieben wir einfach Mitarbeiter in die<br />
Bereiche, wo sie gebraucht werden“, erklärt<br />
Hauff. Nachgefragt werden bei Eisenmann<br />
insbesondere Anlagen, die ausschließlich<br />
Pflanzenmaterial ohne Gülle<br />
vergären. Die Anlagen bewegen sich dabei<br />
in einer Größe zwischen 200 und 500<br />
Kilowatt elektrischer Leis-tung.Variabel<br />
agieren kann auch Eckhardt Spiering, <strong>Geschäft</strong>sführer<br />
von Osmo-Anlagenbau<br />
im niedersächsischen Georgsmarienhütte.<br />
Sein Unternehmen beschäftigt insgesamt<br />
230 Mitarbeiter, von denen 15 in der <strong>Biogas</strong>sparte<br />
tätig sind. Komponenten, wie<br />
zum Beispiel Schaltschränke oder Rohrleitungen,<br />
stellt Osmo selbst her. „Im<br />
Frühjahr 2005 war die Nachfrage sehr<br />
groß. Viele Landwirte hatten Interesse,<br />
mussten aber nach den ersten Beratungen<br />
feststellen, dass die Finanzierung nicht zu<br />
stemmen war, die logistischen Abläufe um<br />
die <strong>Biogas</strong>anlagen nicht organisiert werden<br />
konnten oder einfach zu wenig Fläche<br />
für Inputstoffe vorhanden war“, berichtet<br />
Spiering von seinen Erfahrungen.<br />
Dabei hat er sich manches Mal geärgert,<br />
was bei ihm auf dem Tisch landete: „Was<br />
teilweise an Faustzahlen kursiert ist nicht<br />
mehr nachvollziehbar. Da sind unseriöse<br />
Planer mit Zahlen und Versprechungen<br />
unterwegs, die jenseits der Realität liegen“,<br />
so Spiering.<br />
Allen Problemen zum Trotz will Spiering<br />
mit seiner Mannschaft im laufenden Jahr<br />
grüne Biokraftwerke mit einem Gesamtumsatz<br />
von rund sieben Millionen Euro<br />
bauen. Die Teutonen errichten Großanlagen<br />
und Hofanlagen in gleichem Umfang.<br />
Die deutsche Marktsituation beschreibt<br />
auch U.T.S.-<strong>Geschäft</strong>sführer Adam Bürger<br />
als eher chaotisch, weil „viele unerfahrene<br />
Quereinsteiger unqualifiziert arbeiten“.<br />
Genau wie seine Mitbewerber klagt Bürger<br />
über lange Genehmigungsverfahren<br />
mit oft nicht erfüllbaren Auflagen durch<br />
die Behörden. Dennoch will Bürger in<br />
2006 Grüngaskraftwerke mit einer<br />
Gesamtleistung von 15 bis 20 MW ans<br />
Netz bringen. Die 500-Kilowatt-Anlagen<br />
und größere Einheiten dominieren das<br />
<strong>Geschäft</strong>. Über reichlich Erfahrung verfügt<br />
jedenfalls die Seva Energie AG, Her-<br />
FORSCHUNG UND PRAXIS<br />
steller von Blockheizkraftwerken für <strong>Biogas</strong>anlagen<br />
aus dem niedersächsischen<br />
Emstek bei Cloppenburg. Auch hier ist die<br />
Pipeline so voll, dass aufgrund von personellen<br />
und produktionstechnischen Kapazitätsengpässen<br />
Aufträge zurückgestellt<br />
werden mussten. Die aktuellen Umsatzsteigerungen<br />
beliefen sich in 2004 auf 40<br />
Prozent und in 2005 auf 70 Prozent. Für<br />
das begonnene Jahr prognostiziert Vorstandsvorsitzender<br />
Günther J. Schulz eine<br />
weitere Steigerung des Umsatzes um 40<br />
Prozent.<br />
Mit seinen derzeit 100 Mitarbeitern, deren<br />
Zahl in diesem Jahr um 30 Prozent<br />
aufgestockt werden soll, wird er nach eigener<br />
Schätzung etwa 32 Megawatt installieren.<br />
„Nachgefragt werden derzeit<br />
Gas-Otto-Motoren mit 350 und 500 Kilowatt<br />
Leistung sowie Zündstrahler mit 170<br />
bis 300 Kilowatt Leistung. Der Trend geht<br />
zur 500-Kilowatt-Anlage, mit höheren<br />
Ansprüchen an die technische Ausführung<br />
und die Verfügbarkeit der Aggregate“,<br />
berichtet Schulz. Damit der Markt<br />
rund läuft, sieht Eiler Balssen, Verkaufsleiter<br />
beim Komponentenhersteller ITT<br />
Flygt Pumpen, die Hersteller in der<br />
Pflicht. „Die Kapazitätsengpässe liegen<br />
hauptsächlich bei den Anlagenbauern.<br />
Für uns als Lieferant von Komponenten,<br />
der zu einem weltweit in mehreren <strong>Geschäft</strong>sfeldern<br />
tätigen Konzern gehört, ist<br />
dieses Problem vergleichsweise gering“,<br />
sagt Balssen. Die Auftragslage habe sich<br />
seit der EEG-Novelle kontinuierlich verbessert<br />
und sei im Frühjahr 2005 nach<br />
Vorliegen der Genehmigungen und dem<br />
damit verbundenen Start des Anlagenbaus<br />
geradezu explodiert.<br />
In diesem <strong>Boom</strong> sieht der Branchenkenner<br />
aber auch Gefahren. Es sei offenkundig,<br />
dass etablierten Planern wie Herstellern<br />
qualifiziertes Personal fehle. Außerdem<br />
stiegen neue Unternehmen mit<br />
sehr unterschiedlicher Basis in dieses<br />
<strong>Geschäft</strong>sfeld ein. Es sei dringend notwendig,<br />
die Qualifizierung durch ein<br />
Gütesiegel nachzuweisen. Fakt sei, dass<br />
viele Methankraftwerke unwirtschaftlich<br />
arbeiteten, weil beispielsweise in der Planung<br />
von zu optimistischen Annahmen<br />
ausgegangen worden sei.<br />
Kunden sind informierter<br />
Da drängen sich Analogien zur Entwicklung<br />
in der Windbranche auf: Auch hier<br />
waren viele Investoren und Betreiber zu<br />
unerfahren, um die Angebote richtig ein-<br />
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