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Boom-Geschäft Biogas - Biogas-Infoboard

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FORSCHUNG UND PRAXIS<br />

<strong>Boom</strong>-<strong>Geschäft</strong> <strong>Biogas</strong><br />

Die Hersteller von <strong>Biogas</strong>anlagen haben alle Hände voll zu tun. Im Inland boomt das <strong>Geschäft</strong>, die<br />

Anlagen werden immer größer und die Technik ausgefeilter, auch im Ausland wächst das Interesse.<br />

Welche Trends das künftige <strong>Geschäft</strong> mit der Gärkraft bestimmen.<br />

Autor: Martin Bensmann<br />

■ „Das<br />

war ein Superjahr“, ist immer<br />

wieder zu hören, wer bei Herstellern<br />

von Gärkraftwerken nachhakt, wie<br />

denn die <strong>Geschäft</strong>e so gelaufen sind. Ohne<br />

Zweifel: Für die <strong>Biogas</strong>branche war<br />

das im August 2004 novellierte Erneuerbare-Energien-Gesetz<br />

mit seinen verbesserten<br />

Einspeisevergütungen ein wahrer<br />

Glücksfall. Um maximal 60 Megawatt<br />

(MW) legte die installierte Leistung<br />

bis dato pro Jahr zu, aber allein in der ersten<br />

Jahreshälfte 2005 waren es schon<br />

100 MW.<br />

In den zurückliegenden Monaten haben<br />

Hunderte deutscher Landwirte in diese<br />

Form der Energieerzeugung investiert, um<br />

eine zusätzliche Einkommensquelle zu erschließen.<br />

Lag die Zahl der <strong>Biogas</strong>anlagen<br />

Ende 2004 noch bei 2.000 Methankraftwerken<br />

mit einer installierten elektrischen<br />

Leistung von etwa 250 MW, so ist<br />

sie bis Ende vergangenen Jahres auf insgesamt<br />

knapp 2.700 Anlagen angewachsen.<br />

Die installierte elektrische Leistung<br />

liegt deutschlandweit inzwischen bei rund<br />

650 MW.<br />

Dass sich der Trend innerhalb des vergangenen<br />

Jahres etwas abschwächte, zeigt<br />

aber auch: Die anfängliche Euphorie ist<br />

einer realistischeren Sichtweise gewichen.<br />

Viele Interessierte mussten feststellen,<br />

dass ein <strong>Biogas</strong>kraftwerk kein Selbstläufer<br />

ist, sondern vielmehr ein komplexes<br />

Gebilde, das eine intensive Betreuung erfordert,<br />

und dass Banken einer Finanzierung<br />

nicht im Handumdrehen zustimmen.<br />

Anlagen werden größer<br />

Parallel zum rein zahlenmäßigen Wachstum<br />

der Branche zeigt sich ein anderer<br />

Trend: Die durchschnittlich installierte<br />

elektrische Leistung wächst. Das belegen<br />

die Zahlen im ersten Monitoring-Bericht<br />

zur „Wirkung des novellierten EEG auf<br />

die Entwicklung der Stromerzeugung aus<br />

Biomasse“ des Instituts für Energetik und<br />

Umwelt GmbH in Leipzig. In 1999 lag die<br />

Durchschnittsleistung bei mageren 60 Kilowatt<br />

(kW) und wuchs bis 2004 auf 125<br />

18<br />

Über 90 Prozent der neu errichteten Anlagen vergären nachwachsende Rohstoffe.<br />

BIOGAS Journal | 1/06<br />

FOTO: AGRARFOTO


kW. Im vergangenen Jahr schnellte der<br />

Mittelwert aber auf 380 kW hoch.<br />

Als Ursache für das starke Durchschnittswachstum<br />

machen die Leipziger vor allem<br />

den Zubau großer Anlagen in den nördlichen<br />

und östlichen Bundesländern verantwortlich.<br />

Leistungsfähige Kraftwerke<br />

haben hier aufgrund der großflächigen<br />

Agrarstruktur gute Chancen. In den südlichen<br />

Bundesländern Bayern und Baden<br />

Württemberg, wo in der Regel kleine Familienbetriebe<br />

wirtschaften, gibt es dagegen<br />

sehr viele Anlagen unter 100 Kilowatt<br />

elektrischer Leistung. Allerdings ist auch<br />

hier im vergangenen Jahr eine Trendwende<br />

zu erkennen: Der Durchschnitt der<br />

neu errichteten Anlagen liegt in den beiden<br />

genannten Bundesländern inzwischen<br />

bei 250 Kilowatt. Obwohl in Bayern<br />

viele kleine Anlagen stehen, dominieren<br />

sie die Rangliste der installierten elektrischen<br />

Leistung mit rund 25 Prozent.<br />

Auf Platz zwei folgt Niedersachsen mit etwa<br />

17 Prozent.<br />

Wie sich im laufenden Jahr die Gewichte<br />

verschieben, hängt auch davon ab, wo<br />

sich der Trend zu größeren Anlagen am<br />

ehesten niederschlägt. Dass die hohen<br />

Leistungsklassen gefragt sind, bestätigt<br />

Olaf Richert, <strong>Geschäft</strong>sführer von Regio<br />

Energiesysteme in Ganderkesee bei Bremen:<br />

„Bei uns werden zu 90 Prozent Anlagen<br />

mit einer elektrischen Leistung von<br />

500 Kilowatt nachgefragt. Das übrige <strong>Geschäft</strong><br />

entfällt zu gleichen Teilen auf Anlagen<br />

über beziehungsweise unter 500 Kilowatt<br />

Leistung. Der Weg geht ganz klar zur<br />

500er Anlage und größer.“<br />

Volle Bücher<br />

Und davon wird Richert im laufenden<br />

Jahr einige bauen. „In der ersten Phase<br />

nach der EEG-Novelle dominierten Genehmigungsplanungen,<br />

bis Mitte 2005<br />

wurden zahlreiche Finanzanfragen bei<br />

Banken abgewiesen, aber seitdem läuft es<br />

bei uns auf Hochtouren“, schildert er die<br />

Entwicklung. Regio Energiesysteme will<br />

2006 etwa 15 neue Methankraftwerke mit<br />

einer installierten elektrischen Gesamtleistung<br />

von bis zu sieben Megawatt errichten.<br />

Könnte der Regio-Boss mehr<br />

Fachkräfte einstellen, ließen sich die Aufträge<br />

entspannter abwickeln. Doch die<br />

„sind Mangelware“, sagt Richert.<br />

Solche Probleme hat Tilmann Hauff, Verkaufsleiter<br />

beim Anlagenhersteller Eisenmann<br />

in Holzgerlingen bei Stuttgart,<br />

nicht. Für Eisenmann läuft es seit Mitte<br />

BIOGAS Journal | 1/06<br />

vergangenen Jahres sehr gut und auch für<br />

das begonnene Jahr sind die Kapazitäten<br />

ausgebucht. Das Auftragsvolumen kann<br />

der Mittelständler aus dem Landkreis<br />

Böblingen gut bewältigen, denn <strong>Biogas</strong><br />

macht nur ein Prozent des <strong>Geschäft</strong>s aus.<br />

„Wenn es in der <strong>Biogas</strong>sparte eng wird,<br />

schieben wir einfach Mitarbeiter in die<br />

Bereiche, wo sie gebraucht werden“, erklärt<br />

Hauff. Nachgefragt werden bei Eisenmann<br />

insbesondere Anlagen, die ausschließlich<br />

Pflanzenmaterial ohne Gülle<br />

vergären. Die Anlagen bewegen sich dabei<br />

in einer Größe zwischen 200 und 500<br />

Kilowatt elektrischer Leis-tung.Variabel<br />

agieren kann auch Eckhardt Spiering, <strong>Geschäft</strong>sführer<br />

von Osmo-Anlagenbau<br />

im niedersächsischen Georgsmarienhütte.<br />

Sein Unternehmen beschäftigt insgesamt<br />

230 Mitarbeiter, von denen 15 in der <strong>Biogas</strong>sparte<br />

tätig sind. Komponenten, wie<br />

zum Beispiel Schaltschränke oder Rohrleitungen,<br />

stellt Osmo selbst her. „Im<br />

Frühjahr 2005 war die Nachfrage sehr<br />

groß. Viele Landwirte hatten Interesse,<br />

mussten aber nach den ersten Beratungen<br />

feststellen, dass die Finanzierung nicht zu<br />

stemmen war, die logistischen Abläufe um<br />

die <strong>Biogas</strong>anlagen nicht organisiert werden<br />

konnten oder einfach zu wenig Fläche<br />

für Inputstoffe vorhanden war“, berichtet<br />

Spiering von seinen Erfahrungen.<br />

Dabei hat er sich manches Mal geärgert,<br />

was bei ihm auf dem Tisch landete: „Was<br />

teilweise an Faustzahlen kursiert ist nicht<br />

mehr nachvollziehbar. Da sind unseriöse<br />

Planer mit Zahlen und Versprechungen<br />

unterwegs, die jenseits der Realität liegen“,<br />

so Spiering.<br />

Allen Problemen zum Trotz will Spiering<br />

mit seiner Mannschaft im laufenden Jahr<br />

grüne Biokraftwerke mit einem Gesamtumsatz<br />

von rund sieben Millionen Euro<br />

bauen. Die Teutonen errichten Großanlagen<br />

und Hofanlagen in gleichem Umfang.<br />

Die deutsche Marktsituation beschreibt<br />

auch U.T.S.-<strong>Geschäft</strong>sführer Adam Bürger<br />

als eher chaotisch, weil „viele unerfahrene<br />

Quereinsteiger unqualifiziert arbeiten“.<br />

Genau wie seine Mitbewerber klagt Bürger<br />

über lange Genehmigungsverfahren<br />

mit oft nicht erfüllbaren Auflagen durch<br />

die Behörden. Dennoch will Bürger in<br />

2006 Grüngaskraftwerke mit einer<br />

Gesamtleistung von 15 bis 20 MW ans<br />

Netz bringen. Die 500-Kilowatt-Anlagen<br />

und größere Einheiten dominieren das<br />

<strong>Geschäft</strong>. Über reichlich Erfahrung verfügt<br />

jedenfalls die Seva Energie AG, Her-<br />

FORSCHUNG UND PRAXIS<br />

steller von Blockheizkraftwerken für <strong>Biogas</strong>anlagen<br />

aus dem niedersächsischen<br />

Emstek bei Cloppenburg. Auch hier ist die<br />

Pipeline so voll, dass aufgrund von personellen<br />

und produktionstechnischen Kapazitätsengpässen<br />

Aufträge zurückgestellt<br />

werden mussten. Die aktuellen Umsatzsteigerungen<br />

beliefen sich in 2004 auf 40<br />

Prozent und in 2005 auf 70 Prozent. Für<br />

das begonnene Jahr prognostiziert Vorstandsvorsitzender<br />

Günther J. Schulz eine<br />

weitere Steigerung des Umsatzes um 40<br />

Prozent.<br />

Mit seinen derzeit 100 Mitarbeitern, deren<br />

Zahl in diesem Jahr um 30 Prozent<br />

aufgestockt werden soll, wird er nach eigener<br />

Schätzung etwa 32 Megawatt installieren.<br />

„Nachgefragt werden derzeit<br />

Gas-Otto-Motoren mit 350 und 500 Kilowatt<br />

Leistung sowie Zündstrahler mit 170<br />

bis 300 Kilowatt Leistung. Der Trend geht<br />

zur 500-Kilowatt-Anlage, mit höheren<br />

Ansprüchen an die technische Ausführung<br />

und die Verfügbarkeit der Aggregate“,<br />

berichtet Schulz. Damit der Markt<br />

rund läuft, sieht Eiler Balssen, Verkaufsleiter<br />

beim Komponentenhersteller ITT<br />

Flygt Pumpen, die Hersteller in der<br />

Pflicht. „Die Kapazitätsengpässe liegen<br />

hauptsächlich bei den Anlagenbauern.<br />

Für uns als Lieferant von Komponenten,<br />

der zu einem weltweit in mehreren <strong>Geschäft</strong>sfeldern<br />

tätigen Konzern gehört, ist<br />

dieses Problem vergleichsweise gering“,<br />

sagt Balssen. Die Auftragslage habe sich<br />

seit der EEG-Novelle kontinuierlich verbessert<br />

und sei im Frühjahr 2005 nach<br />

Vorliegen der Genehmigungen und dem<br />

damit verbundenen Start des Anlagenbaus<br />

geradezu explodiert.<br />

In diesem <strong>Boom</strong> sieht der Branchenkenner<br />

aber auch Gefahren. Es sei offenkundig,<br />

dass etablierten Planern wie Herstellern<br />

qualifiziertes Personal fehle. Außerdem<br />

stiegen neue Unternehmen mit<br />

sehr unterschiedlicher Basis in dieses<br />

<strong>Geschäft</strong>sfeld ein. Es sei dringend notwendig,<br />

die Qualifizierung durch ein<br />

Gütesiegel nachzuweisen. Fakt sei, dass<br />

viele Methankraftwerke unwirtschaftlich<br />

arbeiteten, weil beispielsweise in der Planung<br />

von zu optimistischen Annahmen<br />

ausgegangen worden sei.<br />

Kunden sind informierter<br />

Da drängen sich Analogien zur Entwicklung<br />

in der Windbranche auf: Auch hier<br />

waren viele Investoren und Betreiber zu<br />

unerfahren, um die Angebote richtig ein-<br />

19


FORSCHUNG UND PRAXIS<br />

Allein in 2005 wurden in Deutschland im <strong>Biogas</strong>bereich 400 MW neu installiert.<br />

schätzen zu können. Inzwischen hat sich<br />

das Bild aber gewandelt. „Viele Landwirte<br />

verfügen über ein gutes Basiswissen und<br />

haben eine realistische Vorstellung, was<br />

am geplanten Standort machbar ist“, sagt<br />

Regio-Mann Richert. Wer auf der sicheren<br />

Seite sein wolle, kaufe bei erfahrenen Anbietern<br />

und schließe ein Vollwartungsund<br />

Servicekonzept über mindestens<br />

zehn Jahre ab.<br />

Die großen Anlagen, so die Erfahrungen<br />

der Anlagenhersteller, werden zunehmend<br />

von Betreibergemeinschaften oder<br />

von Kapitalgesellschaften finanziert und<br />

gemanagt. Rund zehn Prozent der Gärkraftwerke<br />

stammen aus der letzt genannten<br />

Kundenklientel, schätzt der Fachverband<br />

<strong>Biogas</strong>.<br />

Stärker auf den Plan treten inzwischen<br />

auch die Energieversorger: Sie investieren<br />

in selbst betriebene Ökokraftwerke oder<br />

suchen Kooperationen mit Herstellern –<br />

nach Einschätzung von Eisenmann-Verkaufsleiter<br />

Hauff nicht nur aus ökonomischen<br />

Überlegungen; viele wollten sich so<br />

ein Ökoimage geben. Für neue <strong>Biogas</strong>produzenten<br />

hat Hauff einen weiteren Tipp:<br />

Methankraftwerke nur von einem Komplettanbieter<br />

kaufen, der für die gesamte<br />

Anlage geradestehen muss. Weiterhin rät<br />

er, die vorliegenden Angebote von externen<br />

fachkundigen Beratern prüfen zu lassen.<br />

Dabei seien gerade die Baukosten zu<br />

beachten. Einen soliden Anlagenbau mit<br />

guter elektrotechnischer Anbindung präferiert<br />

auch Osmo-<strong>Geschäft</strong>sführer Eckhardt<br />

Spiering. Er empfiehlt Betreibern<br />

immer häufiger eine umfassende gärbiolo-<br />

20<br />

gische Betreuung sowie eine computergestützte<br />

Prozessvisualisierung mit täglicher<br />

Archivierung der erfassten Daten.<br />

„Wir legen bei der Ausführung der <strong>Biogas</strong>anlagen<br />

großen Wert auf robuste, servicefreundliche<br />

Technik mit größter Arbeitssicherheit.<br />

Der <strong>Biogas</strong>prozess darf für<br />

Service- und Wartungsarbeiten nicht<br />

unterbrochen werden“, lautet die Devise<br />

von U.T.S-Chef Bürger. Service und Wartung<br />

müssten wie bei der Melktechnik<br />

funktionieren und 24 Stunden verfügbar<br />

sein.<br />

Fortschritte bei der Technik<br />

Positiv beurteilt der Osmo-Mann Spiering<br />

die technischen Fortschritte bei den Komponentenherstellern.<br />

So seien beispielsweise<br />

die Feststoffdosierer stabiler und<br />

funktioneller oder Verschleißteile langlebiger<br />

geworden. „Die Probleme werden<br />

schneller gelöst“, sagt Spiering. Das sei<br />

ein Beleg für professionelleres Arbeiten in<br />

den Konstruktionsbüros der Zulieferer.<br />

Eine Erfahrung, die Eilert Balssen aus seiner<br />

Sicht als Komponentenlieferant bestätigt:<br />

Die „Bastler“-Anlagen sind auf dem<br />

Rückzug. Viele Investoren hätten erkannt,<br />

dass die Qualität der Anlage und die Qualifizierung<br />

des Betreibers wichtige Voraussetzungen<br />

für einen wirtschaftlichen Betrieb<br />

sind. Qualität, Betriebssicherheit<br />

und Wartungsfreundlichkeit der <strong>Biogas</strong>anlagen<br />

würden immer mehr im Fokus<br />

stehen.<br />

Generell, so lautet es unisono, ist die<br />

Technik anspruchsvoller und effizienter<br />

geworden. Feststoffeinbringung, Mess-<br />

FOTO: HESE<br />

technik, Prozessenergie und Gärbiologie<br />

heißen die zentralen Stichworte. Die vollautomatische<br />

Anlagensteuerung ist auf<br />

dem Vormarsch. Da wird die – von immer<br />

mehr Herstellern angebotene – Betreiberschulung<br />

umso wichtiger.<br />

Als neuen Trend hat Verkaufsleiter Hauff<br />

den Einzug des Gasmotors ab einer<br />

Leistung von 150 Kilowatt beobachtet.<br />

Auch die Abwärmenutzung spiele eine<br />

immer wichtigere Rolle. Im Zusammenhang<br />

mit der Monopflanzenvergärung<br />

ist dem Mitarbeiter von Eisenmann besonders<br />

im Endlager die Schwimmschichtenbildung<br />

aufgefallen. Gerade dann,<br />

wenn keine Rührtechnik vorhanden ist,<br />

oder die eingebauten Geräte für den Gärrest<br />

ungeeignet sind. „Es ist wichtig, die<br />

Rührtechnik im Endlager an das Substrat<br />

anzupassen. Vorteilhaft kann auch eine<br />

Abtrennung der Feststoffe vor der Einbringung<br />

ins Endlager per Separation<br />

sein“, sagt Hauff.<br />

Probleme bei Finanzierung<br />

und Genehmigung<br />

Doch wer keine Genehmigung oder Finanzierung<br />

für seine Anlage erhält,<br />

kommt gar nicht so weit, sich um technische<br />

Details zu kümmern. Und leider liegt<br />

in der Praxis hier einiges im Argen. „Während<br />

in Bundesländern wie Bayern oder<br />

Nordrhein-Westfalen <strong>Biogas</strong>anlagen<br />

leichter genehmigt und zudem noch gefördert<br />

werden, nimmt zum Beispiel<br />

Niedersachsen eher die Bremserrolle ein“,<br />

weiß Hauff zu berichten.<br />

Und Osmo-Mann Spiering schildert Fälle<br />

aus Brandenburg, wo Bauämter in einer<br />

sehr frühen Phase, in der noch gar nicht<br />

klar ist, ob eine Anlage errichtet wird, alle<br />

Ausführungsplanungen und umfangreiche<br />

Beschreibungen der Projekte einfordern.<br />

So müsse der Hersteller in finanzielle<br />

Vorleistungen mit ungewissem Ausgang<br />

gehen.<br />

Nächster Stolperstein ist für viele <strong>Biogas</strong>-<br />

Frischlinge die Finanzierung. „Die Banken<br />

wollen neuerdings tatsächlich zugesicherte<br />

Eigenschaften des Objektes, die ein<br />

Hersteller gar nicht erbringen kann“, ärgert<br />

sich Spiering. Markus Ott, stellvertretender<br />

<strong>Geschäft</strong>sführer beim Fachverband<br />

<strong>Biogas</strong> e.V., nennt weitere Schwierigkeiten.<br />

„Manche Netzbetreiber schließen<br />

keine Anlagen mehr an“, umschreibt er<br />

die Folgen eines zu zögerlichen Netzausbaus.<br />

„Mit der Behauptung, das Netz sei<br />

wegen Windkraft ‚voll‘, versuchen sie, die<br />

BIOGAS Journal | 1/06


FORSCHUNG UND PRAXIS<br />

Die Einbringtechnik für landwirtschaftliche Feststoffe wird immer ausgefeilter.<br />

erneuerbaren Energien zu spalten“, ärgert<br />

sich Ott über die Strategie der Netzbetreiber.<br />

Denn die würden sich gleichzeitig<br />

weigern, bessere Netzmanagement-Strategien<br />

wie beispielsweise das Temperaturmonitoring<br />

einzuführen.<br />

Eine andere Baustelle befinde sich im<br />

Baurecht. Es sei jüngst erst hinsichtlich<br />

Privilegierung geändert worden und erweise<br />

sich nun als gefährlicher Flaschenhals.<br />

Denn mit der Fokussierung auf<br />

Einzelhofanlagen verhindere es die oft<br />

22<br />

effizienteren Gemeinschaftsanlagen und<br />

neue Finanzierungsmöglichkeiten, was<br />

nicht im Sinne des EEG sei.<br />

„Relativ ruhig geworden ist es um vermeintlich<br />

gestiegene Pachtpreise; oft war<br />

die Diskussion von Verpächtern getrieben.<br />

Außerdem erkennen die Betreiber<br />

verstärkt die Vorteile von Gemeinschaftsanlagen<br />

beziehungsweise kaufen Energiepflanzen<br />

ein“, so Ott. Auch die Sorge<br />

vor so genannten Mais-Monokulturen habe<br />

sich gelegt, da die Pflanzenbauer, wie<br />

vom Fachverband vorhergesagt, bereits<br />

jetzt neue Wege zur Energiepflanzenproduktion<br />

gingen.<br />

Allen Widrigkeiten zum Trotz dürfte die<br />

Branche im laufenden Jahr weiter florieren:<br />

Der Fachverband <strong>Biogas</strong> rechnet damit,<br />

dass 2006 etwa 8.000 Menschen in<br />

der <strong>Biogas</strong>branche beschäftigt sind.<br />

Laut Ott hat das EEG mit den biogas-spezifischen<br />

Bonus-Regelungen alle Erwartungen<br />

erfüllt. Das schlägt sich auch beim<br />

Fachverband <strong>Biogas</strong> selbst nieder: „Die<br />

Zahl unserer Mitglieder hat um knapp 40<br />

Prozent auf über 2.000 zugenommen.“ Bei<br />

konstant positiven Rahmenbedingungen<br />

im EEG rechnet er in den kommenden<br />

Jahren mit einem durchschnittlichen jährlichen<br />

Wachstum von 30 bis 40 Prozent.<br />

„Die Anlagen werden zunehmend auch<br />

exportiert. Wir rechnen langfristig mit einer<br />

Exportquote von etwa 30 Prozent“,<br />

schätzt Ott.<br />

Autor<br />

Dipl.-Ing. agr. (FH) Martin Bensmann<br />

Redaktion neue energie<br />

Herrenteichsstraße 1<br />

49074 Osnabrück<br />

E-Mail: mb@neueenergie.net<br />

BIOGAS Journal | 1/06<br />

FOTO: AGRARFOTO

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