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Betonbootbau an der TU Dresden - Betonkanu-Regatta

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Einleitung<br />

131<br />

<strong>Betonbootbau</strong> <strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>TU</strong> <strong>Dresden</strong><br />

- eine beispielhafte Verknüpfung von Forschung und Lehre<br />

Butler, M.<br />

Die Idee, Boote aus Beton zu bauen ist fast so alt wie <strong>der</strong> Verbundwerkstoff<br />

„Ferrocement“ selbst. Ein gewisser Monsieur Lambot vergnügte sich schon im Jahre<br />

1855 in einem selbst gebauten Betonboote, nachdem einer seiner Mitbürger, <strong>der</strong><br />

Gärtner Joseph Monier, 1849 durch die Verstärkung von Blumenkübeln aus<br />

Zementmörtel mit „Moniereisen“ den Stahlbeton erfunden hatte. Später, im<br />

1. Weltkrieg, wurden zahlreiche Boote aus Beton hergestellt. Auslöser dieser<br />

Experimente war die akute Stahlknappheit. Durch die Auslegung, die sich zu sehr <strong>an</strong><br />

<strong>der</strong> herkömmlichen Sp<strong>an</strong>tenbauweise orientierte, kam es jedoch noch zu keinem<br />

Serienbau. Die Schiffe ließen sich schlecht m<strong>an</strong>övrieren und zeigten auch schlechte<br />

Seetauglichkeit. Durch den Einsatz <strong>der</strong> für den Werkstoff Beton günstigeren<br />

Schalenbauweise konnten diese Fahrzeuge ab ca. 1940 wirtschaftlich in Serie<br />

gefertigt werden. Es konnten Stahleinsparungen bis zu 70% erzielt werden.<br />

In asiatischen Ballungsräumen sind heute zunehmend Betonschiffe unterschiedlicher<br />

Größe im Einsatz, gar<strong>an</strong>tieren sie neben geringen Kosten bei <strong>der</strong> Herstellung doch<br />

auch eine gewisse Robustheit und Korrosionsbeständigkeit.<br />

Einen <strong>an</strong><strong>der</strong>en, von ökonomischen Aspekten weiter entfernten Ansatz verfolgen<br />

dagegen die Betonbootwettbewerbe und -regatten, die seit den 70er Jahren des<br />

verg<strong>an</strong>genen Jahrhun<strong>der</strong>ts ausgeschrieben werden. Hier sollen Auszubildende o<strong>der</strong><br />

Studenten von Universitäten und Fachhochschulen <strong>an</strong>geregt werden sich kreativ und<br />

in einer auf den ersten Blick unüblichen Weise mit dem Baustoff Beton ausein<strong>an</strong><strong>der</strong> -<br />

zusetzen. Ziel ist es, unter Einhaltung vorgegebener Rahmenbedingungen<br />

Rennk<strong>an</strong>us aus Beton zu konstruieren und mit diesen Wettfahrten zu bestreiten.<br />

Bei den Deutschen Betonk<strong>an</strong>uregatten, die vom Bundesverb<strong>an</strong>d <strong>der</strong> Deutschen<br />

Zementindustrie org<strong>an</strong>isiert werden, stehen neben dem sportlichen Wettkampf vor<br />

allem die Konstruktion, Herstellungstechnologie, Gewicht und auch die Gestaltung<br />

<strong>der</strong> Boote im Vor<strong>der</strong>grund des Wettbewerbes.<br />

Um die kreativen Energien <strong>der</strong> Teilnehmer nicht nur in den durch das Reglement<br />

vorgegebenen Bahnen zu k<strong>an</strong>alisieren, existiert neben dem Rennk<strong>an</strong>u-Bau die<br />

Möglichkeit mit Wasserfahrzeugen aller Art im Wettbewerb <strong>der</strong> „Offenen Klasse“<br />

<strong>an</strong>zutreten. Zugelassen sind alle Fahrzeuge, die ihre Schwimmfähigkeit<br />

(überwiegend) dem Beton verd<strong>an</strong>ken und von Muskelkraft <strong>an</strong>getrieben werden.<br />

Für beide Wettbewerbsklassen gilt: Eine zündende Idee, innovative Lösungen, die<br />

Anwendung neuer Verfahren und Materialien sowie eine h<strong>an</strong>dwerklich saubere<br />

Ausführung bringen oft die entscheidenden Punkte, die zum Sieg führen können.


Betonk<strong>an</strong>u-Bau <strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>TU</strong> <strong>Dresden</strong><br />

132<br />

Im folgenden Abschnitt wird ein kurze Darstellung <strong>der</strong> Entwicklung des <strong>Betonbootbau</strong>es<br />

<strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>TU</strong> <strong>Dresden</strong> gegeben.<br />

Die Anfänge des Dresdner <strong>Betonbootbau</strong>es verlieren sich im Dunkel <strong>der</strong><br />

Verg<strong>an</strong>genheit und können aufgrund m<strong>an</strong>geln<strong>der</strong> Dokumentation und unzureichen<strong>der</strong><br />

Befragung von Zeitzeugen nur unscharf dargestellt werden.<br />

In grauer Vorzeit<br />

Eine erste Initiative hat es vermutlich schon vor dem Fall <strong>der</strong> Berliner Mauer gegeben.<br />

Gesprächspartner bei <strong>der</strong> Internationalen BetonK<strong>an</strong>oeRace 1998 in Amsterdam<br />

beteuerten, dass vor 10 Jahren schon einmal eine Gruppe von Studenten aus<br />

<strong>Dresden</strong> mit einem eigenen Boot <strong>an</strong> <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>ländischen <strong>Regatta</strong> teilgenommen<br />

habe. Diese Geschichte klingt recht unglaubwürdig und k<strong>an</strong>n nicht bestätigt werden.<br />

Spezifikationen zu Bauart und Herstellungstechnologie sind demnach auch nicht<br />

bek<strong>an</strong>nt<br />

1992 - Kassel<br />

Der erste verbürgte <strong>Betonbootbau</strong> f<strong>an</strong>d im Jahr 1992 statt. Das Boot ähnelte einem<br />

Rennk<strong>an</strong>adier und war in S<strong>an</strong>dwichbauweise gefertigt. Dünne Styroporkerne wurden<br />

beidseitig mit Feinbeton beschichtet mit Bewehrung durch ein Stahldrahtgitter.<br />

1994 - Heilbronn<br />

Auch 1994 f<strong>an</strong>den sich motivierte Studenten, die zwei Betonboote in Positivfertigung<br />

hergestellten. Beim K<strong>an</strong>u „SÄCHSiii“ diente ein Styroporblock als Kern, beim<br />

„KILLERKARPFEN“ wurde <strong>der</strong> Beton auf ein aufgesp<strong>an</strong>ntes Faltboot gespachtelt.<br />

In beiden Fällen wurde ein triaxiales Glasfasergewebe als Bewehrung des Feinbetons<br />

verwendet. Die K<strong>an</strong>us wogen je ca. 90 kg.<br />

1996 - <strong>Dresden</strong><br />

Und d<strong>an</strong>n kam die <strong>Regatta</strong> nach <strong>Dresden</strong>; auf die Elbe! Der Status als Gastgeber<br />

verpflichtete zu beson<strong>der</strong>en Leistungen. Diese wurden möglich, da die Studenten ihre<br />

„neue Heimat“ am Lehrstuhl für Baustoffe <strong>der</strong> <strong>TU</strong> <strong>Dresden</strong> f<strong>an</strong>den.<br />

Mit <strong>der</strong> Möglichkeit von den Erfahrungen, Fertigkeiten und Forschungsergebnissen<br />

<strong>der</strong> Mitarbeiter des Lehrstuhls zu profitieren waren (für die <strong>Dresden</strong>er Studenten)<br />

neue Ansätze und Konzepte des <strong>Betonbootbau</strong>es denkbar. Unter nahezu optimalen<br />

Arbeitsbedingungen konnten diese d<strong>an</strong>n auch von den Studenten umgesetzt werden.<br />

Von fast ebensolcher Bedeutung war die Unterstützung durch das Institut für Textil-<br />

und Bekleidungstechnik <strong>der</strong> <strong>TU</strong> <strong>Dresden</strong>, welches von nun <strong>an</strong> die kostenlose Bereitstellung<br />

von textilen Bewehrungen gar<strong>an</strong>tierte.<br />

Wesentliches Qualitätsmerkmal <strong>der</strong> entstehenden Boote war <strong>der</strong> Einsatz des<br />

innovativen Verbundbaustoffes „Textilbewehrter Beton“ in Verbindung mit <strong>der</strong><br />

Anwendung <strong>der</strong> Negativ-Fertigung (das Boot wird in eine Form hineinbetoniert).


133<br />

Durch die Materialeigenschaften dieses textilbewehrten Betons (große Tragfähigkeit<br />

des Verbundstoffes, hohe Duktilität, gute Rissverteilung, geringe Rissbreiten) konnten<br />

die K<strong>an</strong>us als nur am R<strong>an</strong>d ausgesteifte Feinbetonschalen mit hoher<br />

Oberflächenqualität hergestellt werden. Aufgrund <strong>der</strong> m<strong>an</strong>gelnden Erfahrungen beim<br />

erstmaligen Einsatzes des neuartigen Baustoffes im Bootsbau wurden das K<strong>an</strong>u<br />

„STARKER AUGUST (95 kg) mit drei Lagen, das K<strong>an</strong>u ZARTE GUSTEL (70 kg) mit<br />

zwei Lagen textiler Bewehrung ausgestattet.<br />

Wie <strong>an</strong>gestrebt wurde die Zarte Gustel mit dem 1. Konstruktionspreis ausgezeichnet.<br />

Das K<strong>an</strong>u av<strong>an</strong>cierte zu einem bek<strong>an</strong>nten und weitgereisten Exponat (<strong>Regatta</strong><br />

Amsterdam 1998, Atl<strong>an</strong>ta (USA), Ulmer Betonfertigteiltage, ect.)<br />

Bild 1: ZARTE GUSTEL und STARKER AUGUST bei einer Trainingsfahrt<br />

Auch für die Offene Klasse wurde ein Beitrag konstruiert. In Anlehnung <strong>an</strong> einen <strong>der</strong><br />

für <strong>Dresden</strong> typischen Elbedampfer wurde <strong>der</strong> HOFNARR FRÖHLICH, ein aus drei<br />

Segmenten zusammengesp<strong>an</strong>nter und von 3 Personen betriebener, stilisierter<br />

Schaufelraddampfer, mit dem 2. Platz in <strong>der</strong> Wertung <strong>der</strong> „Offenen Klasse“ prämiert.<br />

1998 - Köln<br />

Zwei Jahre später waren einige <strong>Betonbootbau</strong>- Studenten aus dem Jahr 1994<br />

gemeinsam mit Neueinsteigern wie<strong>der</strong> mit hoher Motivation dabei, Ideen zu finden<br />

und Konstruktionen sowie Technologien zu verbessern. Die Kontinuität in <strong>der</strong><br />

Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl für Baustoffe und <strong>der</strong> Wissensvorsprung <strong>der</strong><br />

altgedienten Studenten ermöglichten es, auf den Erfahrungen <strong>der</strong> vor<strong>an</strong>geg<strong>an</strong>genen<br />

Saison aufzubauen und gewagtere Konstruktionen für die K<strong>an</strong>us zu pl<strong>an</strong>en.<br />

Mit dem Ziel, die Tr<strong>an</strong>sportvolumina des Bootes zu minimieren, wurde das K<strong>an</strong>u<br />

SPANNER entwickelt. Es wird am Einsatzort aus 4 Einzelsegmenten zusammengesp<strong>an</strong>nt.<br />

Die dazu benötigen Sp<strong>an</strong>nlitzen verlaufen ellipsenförmig in <strong>der</strong> Bootshaut


134<br />

(siehe Bild 2). Die Feinbetonschicht <strong>der</strong> Bootshaut wurde nur noch mit einer Lage<br />

textiler Bewehrung ausgestattet. Die konstruktive Raffinesse und hochwertige<br />

Ausführung des K<strong>an</strong>us wurden von <strong>der</strong> Jury mit dem 2. Platz im Wettbewerb<br />

Konstruktion belohnt.<br />

Bild 2: Skizze <strong>der</strong> Sp<strong>an</strong>nlitzen- Bild 3: Nach dem Betonieren des SPANNER:<br />

führung beim K<strong>an</strong>u SPANNER vier Viertel sind hergestellt<br />

Die Minimierung des Gesamtgewichtes wurde beim zweiten K<strong>an</strong>u für die <strong>Regatta</strong> in<br />

Köln <strong>an</strong>gestrebt. Mit nur einlagiger textiler Bewehrung und einer W<strong>an</strong>ddicke von ca.<br />

2,5 mm konnte die Bootsmasse auf 28 kg reduziert werden. Das K<strong>an</strong>u verfügte über<br />

keinerlei Aussteifungen <strong>der</strong> Bootshaut, nur <strong>der</strong> freie R<strong>an</strong>d <strong>der</strong> dünnen Feinbetonschale<br />

wurde durch eine biegesteife R<strong>an</strong>dwulst ausgesteift. Dieses, ob seiner Farbe<br />

und filigr<strong>an</strong>en Bauweise BLAUES WUNDER getaufte K<strong>an</strong>u erreichte den 2. Platz im<br />

Wettbewerb Gestaltung. Obwohl es das absolut leichteste Betonk<strong>an</strong>u im<br />

Teilnehmerfeld war reichte es nicht für die Prämierung als leichtestes Boot. (Dazu<br />

wird das absolute Gewicht auf die Bootslänge bezogen, und da hatten Leipziger<br />

Studenten d<strong>an</strong>k einer ausgeprägten Bootsnase ebendieselbe vorn...)<br />

Der Wettbewerb in <strong>der</strong> Offenen Klasse wurde vom SCHÜRMANNBAU <strong>der</strong> <strong>TU</strong><br />

<strong>Dresden</strong> gewonnen. Dieses Wasserfahrzeug war eine Anspielung auf das<br />

Aufschwimmen des Rohbaues des Abgeordnetenhauses in Bonn beim<br />

Rheinhochwasser 12/1993. Auf zwei schwimmenden Betonpontons als Fundamentplatten<br />

waren Stützen und ein Deckengeschoß sowie ein Baukr<strong>an</strong> montiert. In<br />

zunftgemäßer Bauarbeitermontur, mit Helm und Gummistiefeln, wurde <strong>der</strong><br />

schwimmende Rohbau mit Hilfe von Stechpaddeln fortbewegt. Ein Bierkasten war<br />

natürlich auch mit <strong>an</strong> Bord.


Bild 4: Die Teilnehmer <strong>der</strong> <strong>TU</strong> <strong>Dresden</strong> mit ihren K<strong>an</strong>us und dem schwimmenden<br />

„SCHÜRMANNBAU“ auf dem Fühlinger See in Köln<br />

135<br />

Erstmalig (und bisher auch einmalig) waren in Köln auch nennenswerte sportliche<br />

Erfolge zu verzeichnen: Die Damen erpaddelten sich den 3. und die Herren den<br />

7. Platz im sportlichen Wettkampf.<br />

2000 – Weil am Rhein / Basel<br />

Für die 8. Deutsche Betonk<strong>an</strong>uregatta hatten sich die Ver<strong>an</strong>stalter einen beson<strong>der</strong>en<br />

Ort ausgesucht: Das Dreilän<strong>der</strong>eck Weil am Rhein – Basel - Huningue. Unter den 750<br />

Teilnehmern waren so nicht nur Deutsche, son<strong>der</strong>n auch Schweizer und Fr<strong>an</strong>zosen.<br />

Knapp 40 Institutionen mit 47 Betonk<strong>an</strong>us und 10 Wasserfahrzeugen <strong>der</strong> offenen<br />

Klasse hatten sich auf den Weg nach Basel gemacht.<br />

Und die <strong>TU</strong> <strong>Dresden</strong> war wie<strong>der</strong> mit zwei K<strong>an</strong>us, die am Lehrstuhl für Baustoffe<br />

gebaut wurden, und einer guten Mischung aus erfahrenen und neu dazugestoßenen<br />

Studenten dabei. Ein Wasserfahrzeug für die Offene Klasse war dieses Mal m<strong>an</strong>gels<br />

zünden<strong>der</strong> Ideen nicht zust<strong>an</strong>de gekommen. Dafür aber war die Konstruktionsidee<br />

und Herstellungstechnik <strong>der</strong> beiden K<strong>an</strong>us von beson<strong>der</strong>er Qualität.<br />

Erneut spielte <strong>der</strong> Ged<strong>an</strong>ke <strong>der</strong> Tr<strong>an</strong>sportoptimierung die entscheidende Rolle beim<br />

Entwurf: ...m<strong>an</strong> müsste die Betonboote doch auch zerlegt und inein<strong>an</strong><strong>der</strong>geschachtelt<br />

im La<strong>der</strong>aum eines PKW-Kombi nach Basel beför<strong>der</strong>n können...


136<br />

Bild 5: Konstruktionszeichnung <strong>der</strong> K<strong>an</strong>us EXTERNIA bzw. SEGMENTA;<br />

rechts oben: Zwischenstücke zum Verlängern des Betonk<strong>an</strong>us<br />

Die Idee für die Schwesterk<strong>an</strong>us EXTERNIA und SEGMENTA spiegelt sich auch in<br />

<strong>der</strong>en Namensgebung wie<strong>der</strong>: Einzelne Segmente werden mittels externer GFK-<br />

Sp<strong>an</strong>nglie<strong>der</strong> zusammengesp<strong>an</strong>nt. So können die K<strong>an</strong>us in h<strong>an</strong>dliche Segmente<br />

zerlegt werden, die sich leicht tr<strong>an</strong>sportieren und am Einsatzort einfach montieren<br />

lassen. Um eine hohe Passgenauigkeit zu erreichen wurden die Segmente, ähnlich<br />

wie im Massivbrückenbau, Teil <strong>an</strong> Teil gefertigt. Bei den so entstehenden Segmenten<br />

h<strong>an</strong>delt es sich um r<strong>an</strong>dversteifte Schalen, bewehrt mit einer Lage textiler Bewehrung<br />

und mit einer W<strong>an</strong>ddicke von 2- 4 mm. Das Gewicht eines Segmentes liegt, je nach<br />

späterer Position im Boot, zwischen 5 und 6 kg. Das K<strong>an</strong>u besteht aus mindestens<br />

zehn Einzelsegmenten und k<strong>an</strong>n durch das Einfügen von Zwischenstücken in <strong>der</strong><br />

Mitte beliebig verlängert werden.<br />

Bild 6: Form mit einem Bild 7: Betonk<strong>an</strong>u EXTERNIA auf dem Rhein<br />

Teil <strong>der</strong> Segmente


137<br />

Dem K<strong>an</strong>u SEGMENTA wurde aufgrund <strong>der</strong> innovativen Bauweise und <strong>der</strong> prazisen<br />

Ausführung mit deutlichem Abst<strong>an</strong>d vor <strong>der</strong> Konkurrenz <strong>der</strong> begehrte Konstruktionspreis<br />

zuerk<strong>an</strong>nt. Das Schwesterk<strong>an</strong>u EXTERNIA wurde in <strong>der</strong> Kategorie Gestaltung<br />

mit dem 4 Preis ausgezeichnet. Im sportlichen Wettkampf vermochte sich das Team<br />

<strong>der</strong> <strong>TU</strong> <strong>Dresden</strong> trotz Bemühungen nicht für vor<strong>der</strong>e Plätze zu qualifizieren.<br />

Bild 8: Das Betonbootteam des Jahres 2000 in Basel mit den segmentierten<br />

Betonk<strong>an</strong>us SEGMENTA und EXTERNIA<br />

2002 - Potsdam<br />

Bei <strong>der</strong> Ideenfindung für die <strong>der</strong> 9. Betonbootregatta Boote lastete das hohe<br />

Maßstäbe setzende Erbe <strong>der</strong> Vorgänger schwer auf den Schultern <strong>der</strong> verjüngten,<br />

sich aus allen Semestern zusammensetzenden M<strong>an</strong>nschaft. Viele innovative<br />

Konstruktions- und Bauweisen waren im Laufe <strong>der</strong> Jahre schon erdacht und<br />

ausgeführt worden. Welche Potentiale des Baustoffs Beton könnten beim Bootsbau<br />

mit den am Lehrstuhl für Baustoffe zur Verfügung stehenden Mitteln noch<br />

erschlossen werden?<br />

Da es keine durchschlagenden Ideen für die K<strong>an</strong>us gab, die auch durch<br />

Umsetzbarkeit gekennzeichnet waren, wurde <strong>der</strong> Fokus vorr<strong>an</strong>gig auf ein<br />

<strong>an</strong>spruchsvolles Projekt für die Offene Klasse gerichtet. Nach 4 Monaten intensiver<br />

Pl<strong>an</strong>ungen und ambitionierten Bauens war d<strong>an</strong>n das tauchfähige Wasserfahrzeug<br />

GELBER OKTOBER vollendet und harrte seiner Erprobung.<br />

Die Konstruktion ist modular aufgebaut und besteht aus 7 Funktionseinheiten, die<br />

durch flexible Verbindungsmittel lösbar mitein<strong>an</strong><strong>der</strong> verbunden sind:<br />

��Kabine für 2 Personen<br />

��Grundplatte


138<br />

��Auftriebsbehälter<br />

��Druckluftspeicher<br />

��Antrieb und Steuerung für die Horizontalbewegung<br />

��Steuerung für die Vertikalbewegung<br />

��Sicherheits- und Kommunikationseinrichtungen<br />

Zur die Herstellung von Kabine und Auftriebsbehältern wurden speziell <strong>an</strong> die<br />

jeweilige Aufgabe <strong>an</strong>gepaßte Feinbetone in Verbindung mit textilen Gewirken aus<br />

alkaliresistenter Glasfaser eingesetzt. Für die Grundplatte kam ein konventioneller<br />

C35/45 mit Stahlbewehrung zur Anwendung. Als Druckluftbehälter wurden zwei 50L-<br />

Industriegasflaschen genutzt. Den Bauarbeiten ging eine intensive Pl<strong>an</strong>ungsphase<br />

voraus, in <strong>der</strong>en Verlauf zahlreiche Konstruktionsvari<strong>an</strong>ten erdacht, durchgerechnet,<br />

modifiziert und verworfen wurden, bis das Wasserfahrzeug in seiner finalen<br />

Ausprägung entwickelt war.<br />

Bild 9: Konstruktionszeichnung des tauch- Bild 10: Erstmontage <strong>der</strong> Komponenten<br />

fähigen Wasserfahrzeuges vor <strong>der</strong> Halle Semperstrasse 14<br />

GELBER OKTOBER Alles fügt sich wie gepl<strong>an</strong>t<br />

Bild 11:Fahrt über Wasser Bild 12: Auf Tauchfahrt


139<br />

GELBER OKTOBER ist tauglich sowohl für die Fahrt auf <strong>der</strong> Wasseroberfläche als<br />

auch unter Wasser. Beim Tauchen passt sich <strong>der</strong> Luftdruck in <strong>der</strong> Kabine dem Druck<br />

des umgebenden Wassers <strong>an</strong>. Die mögliche Tauchtiefe wird so nur durch die<br />

Kondition <strong>der</strong> Insassen begrenzt. Der Antrieb erfolgt mit Muskelkraft durch einen<br />

Propeller, Fahrtgeschwindigkeiten von 2-3 km/h sind möglich. Die maximalen<br />

Abmessungen betragen (LxBxH) 2200 x 2100 x 1350 mm³, die Gesamtmasse beläuft<br />

sich auf 1750 kg. Auf <strong>der</strong> <strong>Regatta</strong> bestaunt und bewun<strong>der</strong>t und neidlos mit reichem<br />

Beifall bei <strong>der</strong> Vorführung auf und in <strong>der</strong> Havel bedacht wurde es zum unumstrittenen<br />

Sieger im Wettbewerb <strong>der</strong> Offenen Klasse.<br />

Neben den Aktivitäten für die Offene Klasse wurden auch <strong>der</strong> Bau von Booten für die<br />

K<strong>an</strong>uklasse vor<strong>an</strong>getrieben. Bedingt durch den hohen Aufw<strong>an</strong>d für das<br />

Wasserfahrzeug GELBER OKTOBER wurden diese Entwicklungen aber nur mit<br />

geringerer Intensität betrieben.<br />

Das K<strong>an</strong>u VERKEHRSMUSEUM wurde unter <strong>der</strong> Prämisse eines minimalen<br />

Gewichtes (


140<br />

Konstruktion: 8 einachsig gekrümmte, separat hergestellte Segmente werden durch 5<br />

Sp<strong>an</strong>nstäbe aus GFK, die im Bootsinneren geführt werden, zusammengepresst.<br />

Die Schalung besteht aus Edelstahlblech, das durch außermittig befestigte<br />

Stellglie<strong>der</strong> abschnittsweise fast beliebig gekrümmt werden k<strong>an</strong>n.<br />

Zur Herstellung des K<strong>an</strong>us wurde ein spezieller Feinbeton in Verbindung mit textilen<br />

Gewirken aus alkaliresistenter Glasfaser verwendet. Zuerst wurde das Mittelsegment<br />

betoniert. Nach dem Ausschalen wurde die Form <strong>an</strong> die Maße des sich<br />

<strong>an</strong>schließenden Segmentes <strong>an</strong>gepasst und dieses hergestellt. Da zwei frei<br />

einstellbare Segmentschalungen im Einsatz waren entst<strong>an</strong>d das Boot von <strong>der</strong> Mitte<br />

ausgehend symmetrisch in 5 Takten.<br />

Bild 14: Frei einstellbare Segment- Bild 15: Konstruktionszeichung <strong>der</strong><br />

Schalung aus Edelstahlblech MISS MARBLE<br />

Bild 16: Die Erbauer <strong>der</strong> MISS MARBLE in und mit <strong>der</strong>selben auf <strong>der</strong> Havel


141<br />

Für den Bug musste eine separate Form hergestellt werden. Durch den Einsatz <strong>der</strong><br />

frei einstellbaren Segmentschalung aus Edelstahlblech konnte <strong>der</strong> Arbeitsaufw<strong>an</strong>d für<br />

den Formenbau drastisch gesenkt und zugleich eine hervorragende<br />

Oberflächenqualität erzielt werden.<br />

Der Name ist <strong>der</strong> Betongestaltung geschuldet. Durch das Vermischen von<br />

verschieden pigmentierten Betonen wurde ein marmorierte Oberfläche hergestellt.<br />

2005 - Heidelberg<br />

Der Strukturw<strong>an</strong>del in <strong>der</strong> Bauwirtschaft hinterlässt seine Spuren - auch bei <strong>der</strong><br />

Betonk<strong>an</strong>uregatta. Aufgrund von Umstrukturierungen des Bundesverb<strong>an</strong>des <strong>der</strong><br />

Zementindustrie wurde die, <strong>der</strong> Tradition folgend für das Jahr 2004 erwartete,<br />

10. Deutsche Betonk<strong>an</strong>uregatta auf das Jahr 2005 verschoben.<br />

Bei den potentiellen Bootsbauern in <strong>Dresden</strong> führte das zu einer gewissen<br />

Enttäuschung, aber vor allem zu einem starken Abg<strong>an</strong>g von erfahrenen<br />

Bootsbaustudenten, da diese ihr Studium zu Ende gebracht hatten.<br />

Doch D<strong>an</strong>k weniger „Überleben<strong>der</strong>“ und <strong>der</strong> guten Dokumentation konnte ein<br />

Wissens-, Erfahrungs- und Technologietr<strong>an</strong>sfer in die neue Bootsbaum<strong>an</strong>nschaft<br />

sichergestellt werden.<br />

Und wie<strong>der</strong> f<strong>an</strong>den die Betonbootidealisten ideale Voraussetzungen in <strong>der</strong> Baustoff-<br />

Versuchshalle des nunmehrigen Instituts für Baustoffe. Nicht nur ein Raum,<br />

verfügbare Materialien und technische Ausrüstung wurden wie<strong>der</strong> zur Verfügung<br />

gestellt, die Bootsbauer f<strong>an</strong>den in den Mitarbeitern auch interessierte Konsultationspartner.<br />

Die Ideenfindung gestaltete sich wie schon 2002 schwierig. Mit welcher Konstruktion<br />

k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> aus dem Schatten, den das (unvergleichliche) Beton - U-Boot seit 3 Jahren<br />

wirft, heraustreten? Wie k<strong>an</strong>n ein innovatives, konstruktiv neuartiges Konzept für ein<br />

Betonk<strong>an</strong>u aussehen? Gute Ideen waren gefragt! Und sie kamen....sowohl für den<br />

K<strong>an</strong>ubau als auch in <strong>der</strong> Offenen Klasse.<br />

In <strong>der</strong> offenen Klasse wurde in einem (für Bauingenieure) bemerkenswert kreativen<br />

Abstraktionsprozess die schon oft reproduzierte Idee eines Schaufelrad-Dampfers<br />

weiterentwickelt und das Schaufelrad selbst zum Schwimmkörper und Fahrzeug<br />

gemacht. Der eigentliche Schiffskörper existiert nicht mehr, nur noch <strong>der</strong> Antrieb<br />

bleibt übrig, purer Selbstzweck in Form und Funktion: ein Rad, das über Wasser<br />

rollt....<br />

Viele Diskussionen, Zeichnungen, Versuche und l<strong>an</strong>ge Nächte wurden gebraucht;<br />

Lösungen erdacht und wie<strong>der</strong> verworfen, bis das Werk vollendet war. DREHSDEN<br />

wurde es getauft; ein schwimmfähiges Laufrad aus Beton, <strong>an</strong>getrieben durch im<br />

„Inneren“ des Rades laufende - und damit das Rad drehende - Menschen.


142<br />

Grundelemente des Fahrzeuges sind die Laufrä<strong>der</strong>. Sie sind zugleich Schwimmkörper<br />

und Antriebselement. Ein Laufrad besteht aus 8 Hohlkasten- Segmenten. Die<br />

Segmentierung wurde durch Tr<strong>an</strong>sport und Herstellung nötig. Die Masse eines<br />

Segmentes beträgt ca. 35 kg, das umbaute Volumen ca. 400 Liter. Die<br />

textilbewehrten Flächen sind, abhängig von <strong>der</strong> Belastung, 2-5 mm dick.<br />

Die Segmente sind <strong>an</strong> <strong>der</strong> Aussenfläche mit Querrippen versehen, die zur<br />

Aussteifung und zur Antriebsverbesserung dienen. Die Lauffläche ist aufgrund <strong>der</strong><br />

hohen Belastungen als S<strong>an</strong>dwich-Konstruktion ausgebildet (Bild 17).<br />

Bild 17: Zeichnung eines Bild 18: Konstruktionszeichung des schwimmenden<br />

Segmentes Laufrades DREHSDEN<br />

Ein Laufrad wird ringförmig aus 8 Segmenten zu zusammengesp<strong>an</strong>nt. Der Außendurchmesser<br />

eines Rades beträgt 3100 mm, <strong>der</strong> Innendurchmesser 2100 mm. Es ist<br />

900 mm breit und wiegt (nur) 280 kg.<br />

Aus Gründen <strong>der</strong> Schwimmstabilität und <strong>der</strong> M<strong>an</strong>övrierbarkeit (Kurvenfahrt) werden 2<br />

Laufrä<strong>der</strong> mittels einer Nabe - Achse - Konstruktion drehbar mitein<strong>an</strong><strong>der</strong> verbunden<br />

(Bild 18). Die Nabe wird <strong>an</strong> den Beton des Laufrades mit Speichen (Gewindest<strong>an</strong>gen<br />

M6) radial befestigt. Der Anschluß erfolgt<br />

außermittig auf nur einer Seite <strong>der</strong><br />

Beton- Laufrä<strong>der</strong> (unbehin<strong>der</strong>ter Zug<strong>an</strong>g<br />

zur Lauffläche).<br />

Die Gesamtbreite <strong>der</strong> DREHSDEN<br />

beträgt 3800mm, die gesamte Masse<br />

600 kg. Das Reisetempo des Laufrades<br />

k<strong>an</strong>n bis auf die Schrittgeschwindigkeit<br />

eines Fußgängers gesteigert werden.<br />

Als Bewehrung werden Gelege aus<br />

alkali-resistenter Glasfaser verwendet, Bild 19: Ein Segment wird in die Hohl-<br />

kastenform hineinbetoniert


143<br />

die uns in auseichen<strong>der</strong> Menge und kostenlos vom Institut für Textil- und<br />

Bekleidungstechnik <strong>der</strong> <strong>TU</strong> <strong>Dresden</strong> zur Verfügung gestellt wurden. Je nach<br />

Belastung kamen unterschiedliche Gelege zum Einsatz. Als Beton wird ein Feinbeton<br />

mit hohem Zement<strong>an</strong>teil und geringem Größtkorn des Zuschlages (1mm) verwendet.<br />

Die Form für die Segmente (Bild 19) wurde als Negativform ausgeführt um eine hohe<br />

Oberflächenqualität und Passgenauigkeit <strong>der</strong> Betonsegmente sicherzustellen. Die<br />

Form besteht aus 4 Teilen, zusammengefügt bilden diese einen Hohlkasten, in<br />

dessen Innenraum das Segment hineinbetoniert wird.<br />

Zur großen Freude aller Beteiligten fügten sich am Ende <strong>der</strong> Betonierarbeiten<br />

passgenau je 8 Segmente zu einem Ring.<br />

Bild 20: Montage <strong>der</strong> DREHSDEN Bild 21: DREHSDEN auf dem Neckar<br />

hier: Aufrichten eines Rades<br />

Bei <strong>der</strong> <strong>Regatta</strong>, auf dem Neckar in Heidelberg, erregte das ungewöhnliche Gefährt<br />

Aufsehen und Interesse, sowohl in Fachkreisen als auch beim zahlreichen<br />

Laufpublikum. Erstaunen rief immer wie<strong>der</strong> das Leistungsvermögen <strong>der</strong> dünnen<br />

Schichten aus textilbewehrten Beton hinsichtlich Belastbarkeit und Wasserundurchlässigkeit<br />

hervor. Die Auszeichnung <strong>der</strong> Idee und <strong>der</strong>en Umsetzung mit dem 1. Platz<br />

in <strong>der</strong> Wertung <strong>der</strong> Offenen Klasse war daher nicht überraschend. Parallel zum Bau<br />

des Laufrades wurde auch <strong>an</strong> Betonbooten für die K<strong>an</strong>uklasse gewerkelt.<br />

Warum Beton nicht einfach mal extrem „ver“-biegen? Das klingt zunächst abwegig,<br />

k<strong>an</strong>n aber unter bestimmten Voraussetzungen machbar sein. Im Ergebnis entst<strong>an</strong>d<br />

das Betonk<strong>an</strong>u rumLAPPEN; ein Boot nach einem Baukastensystem. Vor Ort wird<br />

das K<strong>an</strong>u aus ebenen, dünnen und biegsamen Betonplatten, den Lappen, sowie<br />

diversen Aussteifungselementen zusammengesetzt. Die Tragwirkung wird durch das<br />

räumliche Zusammenwirken aller Elemente sichergestellt (incl. Längsvorsp<strong>an</strong>nung).<br />

Das K<strong>an</strong>u ist doppelt symmetrisch, die Geometrie wurde speziell für die <strong>an</strong>gestrebte<br />

Konstruktionsweise entworfen. Alle durch die Lappen gebildeten Außenflächen


144<br />

mussten abwickelbar sein und die Übergänge zwischen den Lappen durften keinen<br />

Versatz zeigen.<br />

Bild 22: Abwicklung <strong>der</strong> „Lappen“ des Baukastenk<strong>an</strong>us rumLAPPEN<br />

Das Betonk<strong>an</strong>u rumLAPPEN besteht aus 7+4 Lappen (Bild 22), <strong>an</strong> <strong>der</strong>en<br />

Verbindungsstellen 8 Sp<strong>an</strong>ten und Steven <strong>an</strong>geordnet sind. Durch <strong>an</strong> <strong>der</strong> Außenseite<br />

<strong>der</strong> Sp<strong>an</strong>ten verlaufende Sp<strong>an</strong>ngurte werden die Lappen <strong>an</strong> die Sp<strong>an</strong>ten gepresst,<br />

die Abdichtung <strong>der</strong> Fugen erfolgt mit Zellkautschuk. In Längsrichtung stützen sich die<br />

Lappen gegen umlaufende Konsolen <strong>an</strong> <strong>der</strong> Außenseite <strong>der</strong> Sp<strong>an</strong>ten ab. So k<strong>an</strong>n die<br />

Längs-Vorsp<strong>an</strong>nkraft vom Bug bis zum Heck durch die Lappen übertragen und damit<br />

das K<strong>an</strong>u zusammengehalten werden. Bug und Heck sind werden durch eine Sp<strong>an</strong>t-<br />

Steven- Son<strong>der</strong>konstruktion mit eingeschobenen Lappen ausgebildet. Die freien<br />

Rän<strong>der</strong> <strong>der</strong> Lappen werden mit aufgesteckten Versteifungen (dem sogen<strong>an</strong>nten Süll)<br />

stabilisiert (Bil<strong>der</strong> 32 und 24).<br />

Bild 23: Zusammenbau von rumLAPPEN: Bild 24: Innen<strong>an</strong>sicht des K<strong>an</strong>u<br />

ein Lappen muß noch <strong>an</strong>gelegt werden rumLAPPEN<br />

Für das K<strong>an</strong>u rumLAPPEN wurden eine Länge von 4530 mm gewählt. Das gesamte<br />

Gewicht beträgt ca. 60 kg, davon entfallen 41 kg auf die Sp<strong>an</strong>ten, 18 kg sind den<br />

Lappen zuzuordnen. Die Dicke <strong>der</strong> Lappen beträgt 1,5 – 2 mm.<br />

Als Bewehrung für Lappen, Sp<strong>an</strong>ten und Süll werden Gelege aus alkaliresistenter<br />

Glasfaser verwendet. Der Feinbeton zur Einbettung <strong>der</strong> Fasern zeichnet sich durch


145<br />

einen hohen Zement<strong>an</strong>teil und geringes Größtkorn des Leichtzuschlages (0,5 mm)<br />

aus.<br />

Als Form für die Herstellung <strong>der</strong> Lappen wurde nur eine ebene Fläche (Schaltafel)<br />

benötigt. Auf diese wurde eine ca. 1 mm starke Feinbetonschicht aufgespachtelt,<br />

d<strong>an</strong>n die textile Bewehrung aufgelegt und <strong>an</strong>gedrückt. Den oberen Abschluss bildet<br />

eine weitere ca. 1 mm dicke Betonschicht. Der exakte Zuschnitt <strong>der</strong> Lappen erfolgte<br />

nach dem Erhärten des Betons.<br />

Die Schalung für die Sp<strong>an</strong>ten wurde aus diversem Restmaterial zusammengebastelt<br />

(Möbelteile, Faser-Harz-Platten, Nägel, Holzklötze). Zur winkeltreuen Ausbildung <strong>der</strong><br />

Konsole wurden Styrodur-Formstreifen auf die gebogene R<strong>an</strong>dschalung geklebt.<br />

Die Sp<strong>an</strong>ten wurden in ähnlicher Weise wie die Lappen hergestellt, es wurden aber je<br />

2 Lagen <strong>der</strong> textilen Bewehrung <strong>an</strong> <strong>der</strong> Innen- und Außenseite <strong>der</strong> Sp<strong>an</strong>ten<br />

eingebaut. Zur Massereduktion wurden in den Sp<strong>an</strong>ten Hohlkörper eingelegt.<br />

Die Süll wurde in einfachster Weise, durch Befüllen des längsgeschlitzten PVC-<br />

Rohres bei gleichzeitigem Eindrücken <strong>der</strong> Bewehrung hergestellt. Der Schlitz zur<br />

Aufnahme <strong>der</strong> Lappen wurde nachträglich eingesägt.<br />

Bild 25: Zwei Protagonisten in “ihrem“ K<strong>an</strong>u rumLAPPEN währen <strong>der</strong> <strong>Regatta</strong><br />

auf dem Neckar in Heidelberg<br />

Aufgrund <strong>der</strong> problemorientierten, zeitnahen Pl<strong>an</strong>ung mit vielen spont<strong>an</strong>en<br />

Komponenten bei Konstruktion und Ausführung trug das Ergebnis <strong>der</strong> Bemühungen<br />

eher den Charakter einer Betonk<strong>an</strong>u-Studie denn den eines voll gebrauchstauglichen<br />

Bootes. Die Juroren auf <strong>der</strong> <strong>Regatta</strong> in Heidelberg ließen sich davon aber nicht<br />

ablenken. Vielmehr zeigten sie sich beeindruckt vom Ideenreichtum <strong>der</strong> Erbauer und<br />

<strong>der</strong> unkonventionellen Interpretation des Baustoffes Beton. Zur Freude <strong>der</strong> <strong>Dresden</strong>er<br />

Studenten wurde das daher K<strong>an</strong>u mit dem 2 Platz in <strong>der</strong> Konstruktionswertung<br />

ausgezeichnet.<br />

Um auch bei den sportlichen Wettkämpfen präsent zu sein wurden noch zwei weitere<br />

„Brot - und - Butter“- K<strong>an</strong>us hergestellt, die durch die Abwesenheit von Neuheiten


146<br />

hinsichtlich Konstruktion und Materialien und eine sehr saubere h<strong>an</strong>dwerkliche<br />

Ausführung gekennzeichnet waren. Der Einsatz <strong>der</strong> K<strong>an</strong>us führte aber zu keinem<br />

signifik<strong>an</strong>ten Ergebnis im sportlichen Wettbewerb, was aber auf die m<strong>an</strong>gelhafte<br />

Bedienung durch das ungeübte Personal zurückzuführen war.<br />

Umf<strong>an</strong>greichere Erläuterungen, Konstruktionsberichte, Zeichnungen und Bil<strong>der</strong> von<br />

den meisten <strong>der</strong> oben gen<strong>an</strong>nten Konstruktionen finden Interessierte auf <strong>der</strong><br />

Homepage des Betonbootteams <strong>der</strong> <strong>TU</strong> <strong>Dresden</strong>: www.betonboot.de.<br />

Was die nächsten Betonk<strong>an</strong>u-Regatten mit sich bringen werden, bleibt abzuwarten.<br />

Der hohe Anspruch <strong>der</strong> Bauingenieurstudenten <strong>der</strong> <strong>TU</strong> <strong>Dresden</strong> wird wohl erhalten<br />

bleiben; und auch <strong>der</strong>en Wunsch nach Beibehaltung <strong>der</strong> optimalen Arbeits- und<br />

Betreuungsbedingungen, wie sie in den letzten 10 Jahren am Institut für Baustoffe<br />

durch die Arbeitsgruppe Baustofftechnik und –labor gewährleistet wurden.<br />

Bild 26: Fotomontage „DREHSDEN in Space“ (Quelle: Andreas Vogel)<br />

...ein Raumschiff aus Beton - das Betonbootprojekt für 2007?


147<br />

Tabelle 1: Auflistung <strong>der</strong> Erfolge bei <strong>der</strong> Deutschen Betonk<strong>an</strong>uregatta<br />

Kategorie des Wettbewerbes<br />

Sport Offene Klasse Sonstiges<br />

Jahr / Ort<br />

Konstruktion Gestaltung<br />

--<br />

1992<br />

Kassel<br />

--<br />

1994<br />

Heilbronn<br />

2. Platz<br />

Hofnarr Fröhlich<br />

7. Platz Herren<br />

4. Platz<br />

Starker August<br />

1.Platz<br />

Zarte Gustel<br />

1996<br />

<strong>Dresden</strong><br />

1. Platz<br />

Schürm<strong>an</strong>nbau<br />

3. Platz Damen<br />

7. Platz Herren<br />

2. Platz<br />

Blaues Wun<strong>der</strong><br />

2. Platz<br />

sp<strong>an</strong>ner<br />

1998<br />

Köln<br />

--<br />

4. Platz<br />

Externia<br />

1. Platz<br />

Segmenta<br />

2000<br />

Basel<br />

Leichtestes K<strong>an</strong>u<br />

Verkehrsmuseum<br />

1. Platz<br />

Gelber Oktober<br />

2. Platz<br />

Verkehrsmuseum<br />

2002<br />

Potsdam<br />

1. Platz<br />

Drehsden<br />

2. Platz<br />

rumLappen<br />

2005<br />

Heidelberg


Fazit<br />

148<br />

Im Rahmen <strong>der</strong> Teilnahme <strong>der</strong> Bauingenieurstudenten <strong>der</strong> <strong>TU</strong> <strong>Dresden</strong> <strong>an</strong> den<br />

Betonk<strong>an</strong>u-Regatten hat sich eine enge Verknüpfung von Forschung und Lehre<br />

herausgebildet.<br />

Den Studenten wurden am Lehrstuhl für Baustoffe seit 1995 durchgängig<br />

Arbeitsräume zur Verfügung gestellt. Damit wurde <strong>der</strong> studentischen Arbeit eine<br />

sichere Heimstatt gegeben.<br />

Der Betonk<strong>an</strong>u- und <strong>der</strong> Betonbootsbau bietet ein ideales Feld für die Anwendung<br />

des textilbewehrten Betons, einen <strong>der</strong> Forschungsschwerpunkte <strong>der</strong> <strong>TU</strong> <strong>Dresden</strong>.<br />

Den Studenten wurde einerseits das stofflich- verfahrenstechnische und<br />

technologische „know-how“ aber auch materielle Unterstützung verfügbar gemacht<br />

und sie konnten <strong>an</strong><strong>der</strong>erseits ohne Reglementierung ihre eigenen Ideen entwickeln<br />

und ausprobieren. Der Kreativität waren keine Grenzen gesetzt. Auf diese Weise<br />

konnten die Studenten viele Erfahrungen eigenständig erweben und ihr<br />

diesbezügliches Wissen erweitern und vertiefen.<br />

Der enge Kontakt mit den Studenten hatte aber auch für den Lehrstuhl bzw. für das<br />

Institut für Baustoffe viele positive Aspekte. So wurden motivierte Interessenten für<br />

Beleg- und Diplomarbeiten gewonnen. Der Autor selbst hat auf diese Weise seinen<br />

Weg zu den „Baustofflern“ gefunden und sich seither als engagierter Betreuer des <strong>der</strong><br />

Bootsbauer eingebracht.<br />

Die K<strong>an</strong>u-Teams „unter dem Dach“ <strong>der</strong> Freunde des Bauingenieurwesens <strong>der</strong> <strong>TU</strong><br />

<strong>Dresden</strong> haben durch ihr l<strong>an</strong>gjähriges, erfolgreiches Abschneiden vor allem in den<br />

technischen und gestalterischen Disziplinen „viel Sonnenschein“ auf die Fakultät<br />

Bauingenieurwesen gelenkt, was auch Anerkennung erfuhr. So wurde die Tätigkeit im<br />

K<strong>an</strong>u-Team als Praktikumszeit <strong>an</strong>erk<strong>an</strong>nt. Es wurde weiterhin die Möglichkeit<br />

eingeräumt, die Boote auszustellen. Ein Höhepunkt war die Ausstellung im<br />

Rektoratsgebäude und eine Auszeichnung durch den Rektor.<br />

Die Industrie interessiert sich zunehmend für die Betonkreationen als Werbeträger.<br />

Das K<strong>an</strong>u „Zarte Gustel“ hat nicht nur Paris erlebt son<strong>der</strong>n als Ausstellungsstück im<br />

Rahmen <strong>der</strong> „techtextil“ auch Amerika gesehen. Aber auch die Präsentation <strong>der</strong><br />

Dresdner K<strong>an</strong>us zu den Ulmer Betontagen motivierten die Beteiligten.<br />

Abschließend k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> nur wünschen: Weiter so!

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