Stadt.Plan 2-2010 - Stuttgart
Stadt.Plan 2-2010 - Stuttgart
Stadt.Plan 2-2010 - Stuttgart
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Zeitung für ein ökologisches und soziales <strong>Stuttgart</strong><br />
<strong>Stadt</strong>.<strong>Plan</strong><br />
24.04.<strong>2010</strong><br />
Demo gegen S21<br />
Unser Park!<br />
14.30 Uhr Schlossgarten<br />
beim Landespavillon<br />
Hotel Silber - ein Geschichtszeugnis<br />
muss erhalten werden.<br />
Unterstützt von mehr als 3 000 Unterschriften<br />
[...].<br />
| Seite 03 |<br />
Rubriken<br />
| SÖS und LINKE | AKTUELL | INITIATIVEN |<br />
Bürgerbegehren Wasser abgeschlossen!<br />
Das Bürgerbegehren „100-Wasser“<br />
ist [...] abgeschlossen worden.<br />
| Seite 10 |<br />
Das ist unsere <strong>Stadt</strong>!<br />
Eine <strong>Stadt</strong> im Griff der Investoren | ab Seite 06 |<br />
Foto: Roland Hägele<br />
<strong>Stuttgart</strong> im Frühling - S21 bald Schnee von gestern!<br />
Fraktionsgemeinschaft SÖS und LINKE<br />
Kostenlose Druckausgabe 2|<strong>2010</strong><br />
Newsletter per mail unter soesundlinke@stuttgart.de<br />
01<br />
Gangolf Stocker SÖS<br />
<strong>Stadt</strong>rat SÖS und LINKE<br />
und Sprecher der Initiative<br />
„Leben in <strong>Stuttgart</strong>“<br />
Zurzeit möchte man nicht in der<br />
Haut von Wolfgang Drexler - Mister<br />
Stugart 21 - stecken. Was er versucht,<br />
im Land mit Vorträgen an Zuversicht<br />
und Vertrauen in Stugart 21 mühsam<br />
aufzubauen, reißen ihm die Projektplaner<br />
wieder ein. Dabei häe er es wissen<br />
müssen: Es wird keine Ausnahmegenehmigung<br />
von der Ausnahmegenehmigung<br />
für die Tunnels zwischen Flughafen<br />
und Rohrer Kurve geben und erst<br />
recht keine für den geplanten S-Bahnhof<br />
als Bahnhof für Regionalzüge und Fernverkehrszüge.<br />
Wenn es überhaupt noch<br />
Fernverkehr geben sollte auf der Strecke<br />
Stugart-Zürich. Die ICE’s sind ja<br />
bekanntlich abgezogen worden. Die S21-<br />
<strong>Plan</strong>er meinten, das Problem Sicherheit<br />
und Barrierefreiheit einfach aussitzen zu<br />
können. Der Abschni Flughafen-Rohrer<br />
Kurve muss also entweder umgeplant<br />
werden. Das dauert Jahre und hat zweistellige<br />
Kostenerhöhungen zur Folge,<br />
oder wir fahren wieder auf der Gäubahntrasse,<br />
die eigentlich aufgelassen<br />
werden sollte. Im Filderaufstiegstunnel,<br />
dem wohl teuersten S21-Stück, fahren<br />
dann pro Stunde drei Züge. Welch ein<br />
Irrsinn! Und auch die nächsten Probleme,<br />
nämlich die Verdünnung der<br />
Tunnelwände und die Korrekturen am<br />
geplanten Kellerbahnhof, werden <strong>Plan</strong>änderungsverfahren<br />
nach sich ziehen.<br />
Die Zeit läu den S21-<strong>Plan</strong>ern davon.<br />
Ende der Neubaustrecke<br />
- Ende von S21<br />
> Für die S21- Propagandisten häufen<br />
sich die Probleme und der öffentliche<br />
Zuspruch schmilzt in der Frühlingssonne.<br />
Wohingegen die Kosten sprießen!<br />
Zuerst einmal bei der Neubaustrecke<br />
Wendlingen-Ulm, denn diese soll im<br />
Frühjahr neu gerechnet werden. Ob<br />
dann die Nutzen-Kostenrechnung noch<br />
einen Wert über Eins bringt, ist absolut<br />
unwahrscheinlich, zumal die so genannten<br />
„weißen Kaufmannsgüterzüge“,<br />
die es gar nicht gibt, aus der Rechnung<br />
verschwinden. Das wäre dann das Ende<br />
der Neubaustrecke. Und das Ende von<br />
Stugart 21, denn ohne Neubaustrecke<br />
endet Stugart 21 auf dem Acker bei<br />
Wendlingen.<br />
„ [...] der öffentliche<br />
Zuspruch schmilzt in der<br />
Frühlingssonne.“<br />
Der Propagandaschnee schmilzt dahin<br />
und der <strong>Plan</strong>ungspfusch wird immer<br />
mehr sichtbar. Was aber sprießt, und<br />
zwar gewaltig, ist der Widerstand. Jeden<br />
Montag kommen über 3.000 Stugarterinnen<br />
und Stugarter zur sog.<br />
Montagsdemo zum Nordausgang des<br />
Hauptbahnhofes. Und zwar aus allen<br />
Bevölkerungs- und Altersschichten. Am<br />
Dienstag heißt es, Mensch, weißt Du<br />
schon, der Soundso war auch da! Mit<br />
Frau! In der Tat, so ist es. Schließlich ist<br />
demokratischer Frühling! Auch in Stugart!<br />
|sto|<br />
Jeden Montag<br />
18.00 - 18.30 Uhr<br />
Montagsdemo gegen <strong>Stuttgart</strong> 21<br />
Hauptbahnhof, Nordausgang<br />
www.kopfbahnhof-21.de
Kinderfreundliches <strong>Stuttgart</strong>?<br />
Pressemitteilung zum „Kinderfreundlichen<br />
<strong>Stuttgart</strong>“ unter<br />
www.stuttgart.de/soesundlinke<br />
Ulrike Küstler DIE LINKE<br />
stellv. Fraktionsvorsitzende<br />
der Faktionsgemeinschaft<br />
SÖS und LINKE<br />
Riesiges Ärgernis: Höhere Kita-<br />
Gebühren und fehlende Plätze<br />
Eltern haben nun nachgerechnet, was<br />
die Erhöhung der Kita-Gebühren<br />
für ihre Familie bedeutet und kommen<br />
im Einzelfall auf über 70 Prozent, ohne<br />
FamilienCard sogar 109 Prozent. Vom<br />
Gemeinderat beschlossen wurden in<br />
den Haushaltsberatungen: 10 Cent pro<br />
Betreuungsstunde mehr für die Kita,<br />
mit FamilienCard 5 Cent mehr. Aber<br />
für Kinder unter drei Jahren wird ein<br />
Krippenzuschlag von 50 Euro erhoben,<br />
mit FamilienCard von 30 Euro und die<br />
Geschwisterermäßigung sinkt von 35 auf<br />
25 Prozent.<br />
Daraus ergibt sich die Rechnung:<br />
> Bisher kostete ein Platz für ein Kind<br />
pro Monat unter drei Jahren 101 Euro,<br />
plus 60 Euro für Essen macht 161 Euro.<br />
Jetzt kostet der Platz ohne FamilienCard<br />
117 Euro plus 50 Euro Krippenzuschlag,<br />
zuzüglich Essen 65 Euro, das macht 232<br />
Euro im Monat. Mit FamilienCard kostet<br />
der Platz 109 Euro plus 30 Euro Krippenzuschlag,<br />
zuzüglich Essen 65 Euro,<br />
das macht 204 Euro im Monat.<br />
SÖS und LINKE waren gegen diese<br />
Erhöhungen. Auch noch in der drien<br />
Lesung haben wir als einzige geschlossen<br />
dagegen gestimmt. Unser Ziel ist<br />
und bleibt kostenlose frühe Bildung, also<br />
kostenlose Krippen und Kitas. Dass wir<br />
das in dieser Haushaltslage nicht durchsetzen<br />
würden, war uns klar.<br />
Wir haben beantragt: Erstens keine<br />
Erhöhung und Zweitens die Erarbeitung<br />
eines Konzepts, wie wir zu kostenloser<br />
früher Bildung kommen.<br />
Beides wurde von den anderen Fraktionen<br />
rundum abgelehnt. Aber wir<br />
bleiben dran.<br />
3200 Kinder auf der Warteliste<br />
für Betreuungsplätze<br />
> Zweites Problem: In den Haushaltsberatungen<br />
wurde der schnelle Ausbau<br />
der Betreuungsplätze beschlossen. Vor<br />
allem mehr Plätze für Kinder unter drei<br />
Jahren sollen geschaffen werden. Aber es<br />
klemmt. Selbst der Ausbau von Plätzen,<br />
die schon 2009, also vor dem aktuellen<br />
<strong>Stadt</strong>haushalt beschlossen waren, wird<br />
nicht realisiert. In Weilimdorf gingen die<br />
Eltern erfolgreich auf die Barrikaden. Sie<br />
organisierten Presseveröffentlichungen<br />
und eine Veranstaltung, auf der der Leiter<br />
des Jugendamtes eine schnelle Zwischenlösung<br />
verkündete und kurzfristig<br />
eine brauchbare Lösung versprach. Auch<br />
in Untertürkheim steht die Einrichtung<br />
einer weiteren Gruppe seit 2009 auf der<br />
Tagesordnung und kommt nicht voran.<br />
Hier kommt erschwerend hinzu, dass<br />
etwa 25 Prozent der Kinder Hilfe zur<br />
Erziehung erhalten. Die Kita muss diese<br />
Kinder besonders unterstützen, weil<br />
ihre Familien das nicht leisten können.<br />
Die Leiterinnen von mehreren Kitas<br />
berichten, dass es zu schlimmen Dramen<br />
kommt, wenn sie Kinder nicht aufnehmen<br />
können, denn am Kitaplatz hängt<br />
o der Arbeitsplatz und manchmal<br />
auch die Aufenthaltsberechtigung der<br />
Familie. Man fragt sich, wo es klemmt,<br />
wenn doch das Geld beschlossen bzw.<br />
bereitgestellt ist. Es scheint so, dass im<br />
Hochbauamt und im Liegenschasamt<br />
das Personal nicht reicht, um die Bausachen<br />
zu bearbeiten und die immer<br />
auretenden Schwierigkeiten aus dem<br />
Weg zu räumen. Die Schulsanierungen<br />
kommen ja noch dazu. SÖS und LINKE<br />
haen vier Stellen im Hochbauamt für<br />
die Schulsanierungen beantragt - vergeblich.<br />
Es zeigt sich, dass das Einsparen<br />
von städtischem Personal dazu<br />
führt, dass notwendige Aufgaben nicht<br />
erledigt werden können. Weitere Personalkürzungen<br />
werden wir also weiterhin<br />
bekämpfen. In der Presse wurde vor<br />
kurzem die Prognos-Studie zur Kinderfreundlichkeit<br />
von Stugart dargestellt,<br />
und hervorgehoben wurde, dass Stugart<br />
große Fortschrie gemacht habe. Was<br />
allerdings in der Studie auch rauskommt<br />
ist, dass in Stugart 3 200 Kinder auf<br />
der Warteliste für Betreuungsplätze<br />
stehen. Das zeigt die Dringlichkeit des<br />
Problems. Ein weiterer großer Mangel<br />
an der Kinderfreundlichkeit ist, dass<br />
bezahlbare Wohnungen für Familien<br />
fehlen. |uk|<br />
Kulturförderabgabe statt weiterer Kürzungen<br />
02<br />
Trotz der vorgenommenen Kürzungen<br />
fehlen im städtischen Haushalt für<br />
2011 noch 4,5 Millionen Euro. <strong>Stadt</strong>kämmerer<br />
Föll will das „mit ein bisschen<br />
gutem Willen […] auf der Ausgabenseite<br />
lösen“. Zusätzliche Kürzungen im<br />
Kulturetat von 450 000 Euro/Jahr, die<br />
mit dem Haushalt beschlossen wurden,<br />
müssen in diesem Jahr noch auf die einzelnen<br />
Institutionen verteilt werden.<br />
Sollten wir nicht auch über Maßnahmen<br />
auf der Einnahmenseite nachdenken?<br />
Kulturförderabgabe<br />
> Die Ermäßigung des Umsatzsteuersatzes<br />
auf Hotelübernachtungen kostet<br />
die <strong>Stadt</strong> entsprechend ihres Anteils<br />
an diesem Steuerauommen ca. 250<br />
000 Euro pro Jahr. In Kurorten bezahlen<br />
Übernachtungsgäste seit jeher eine<br />
Kurtaxe, damit der Kurort ein araktives<br />
Kur- und Freizeitprogramm anbieten<br />
kann. Warum nicht von den Gästen eine<br />
Kulturförderabgabe erheben? In Weimar<br />
und Köln wird eine solche Abgabe<br />
bereits erhoben und bundesweit wird in<br />
vielen Städten über eine solche „Bettensteuer“<br />
diskutiert. Diese soll 5% des<br />
Übernachtungspreises betragen. Bei 2,8<br />
Millionen Übernachtungsgästen und<br />
einem durchschnilichen Übernachtungspreis<br />
von 100 Euro ergäben sich<br />
jährlich Einnahmen von 14 Mio. Euro.<br />
Verwaltungsbürgermeister Murawski<br />
schätzt die tatsächlichen Mehreinnahmen<br />
auf bis zu 7 Millionen Euro.<br />
Erwartungsgemäß sieht die Hotellerie<br />
durch die Abgabe ihre Existenz gefährdet<br />
und droht mit Arbeitsplatzabbau.<br />
Bei 100 Euro Übernachtungskosten<br />
ohne Umsatzsteuer ergab sich vor der<br />
Umsatzsteuersenkung ein Bruopreis<br />
von 119 Euro, nach Steuersenkung und<br />
Einführung der Kulturförderabgabe<br />
ergibt sich ein Bruopreis von 112 Euro.<br />
Immer noch 6% weniger für den Gast<br />
bei gleichem Ertrag für das Hotel.<br />
|Seite 3|<br />
Foto: Roland Hägele
|von Seite 2| „Die Abgabe treibt unsere<br />
Gäste in Hotels in Nachbargemeinden“<br />
war die nächste Klage. Und wovon<br />
bezahlen diese „Abwanderer“ die Hinund<br />
Rückfahrt mit der VVS oder dem<br />
Taxi? Zumal im Umland ebenfalls über<br />
eine Kulturförderabgabe nachgedacht<br />
wird. Leinfelden-Echterdingen würde<br />
gerne folgen, in Ostfildern sieht der<br />
FDP-Chef ein Problem: „Wir sollten kein<br />
Geld für ein kulturelles Angebot verlangen,<br />
das wir nicht haben“. Stugart<br />
könnte sich durch eine Kulturförderabgabe<br />
dagegen auf eine Stufe mit den<br />
Vorbildern unseres Oberbürgermeisters<br />
stellen - New York, Paris und Rom erheben<br />
sie ebenfalls.<br />
Gewerbesteuer<br />
> Bei den Haushaltberatungen konnten<br />
wir unsere Idee einer Gewerbesteuererhöhung<br />
nicht durchsetzen. Eine moderate<br />
Erhöhung auf 450 Hebesatz-Punkte<br />
häen für den <strong>Stadt</strong>haushalt 20 bis 30<br />
Millionen Euro mehr Einnahmen pro<br />
Jahr bedeutet. Die Angst mit so einer<br />
Forderung als Steuerabzocker dazustehen<br />
können wir nicht nachvollziehen.<br />
Denn der Steuersatz in Stugart liegt<br />
deutlich unter dem Durchschni vergleichbarer<br />
Städte (siehe Tabelle). Außerdem<br />
muss man wissen, dass Einzel- und<br />
Personenunternehmen erst ab einem<br />
Steuersatz von über 380 Hebesatz- Punkten<br />
tatsächlich mit der Gewerbesteuer<br />
belastet werden. Bis dahin wird die vom<br />
Betrieb bezahlte Gewerbesteuer dem<br />
Unternehmer über die Einkommensteuer<br />
rückerstaet. Die Gewerbesteuer soll<br />
als Betriebssteuer dem Umstand Rechnung<br />
tragen, dass Betriebe besondere<br />
Infrastrukturleistungen der Kommunen<br />
in Anspruch nehmen. Die Ausnahme<br />
der freien Berufe (Ärzte, Architekten,<br />
Rechtsanwälte, usw.) erscheint uns nicht<br />
mehr zeitgemäß. Auf Bundesebene ist<br />
eine Diskussion über die Modernisierung<br />
der Gewerbesteuer zu einer kommunalen<br />
Unternehmenssteuer nötig, die<br />
außerdem neben dem Gewinn auch die<br />
Substanz des Betriebs erfasst (wie die<br />
1998 abgeschae Gewerbekapitalsteuer).<br />
|kr|<br />
Steuersätze<br />
<strong>2010</strong><br />
<strong>Stuttgart</strong><br />
Berlin<br />
Hamburg<br />
München<br />
Köln<br />
Frankfurt<br />
Dortmund<br />
Düsseldorf<br />
Dresden<br />
Leipzig<br />
Nürnberg<br />
GewSt<br />
420<br />
410<br />
470<br />
490<br />
450<br />
490<br />
468<br />
440<br />
450<br />
460<br />
447<br />
GrundSt B<br />
520<br />
2009:400<br />
810<br />
540<br />
490<br />
500<br />
460<br />
480<br />
440<br />
635<br />
500<br />
490<br />
„Hotel Silber“ - ein Geschichtszeugnis muss erhalten werden!<br />
Ist das ehemalige „Hotel Silber“ noch<br />
zu reen? Das Gebäude war in der<br />
Nazi-Zeit Gestapo-Leitstelle für Würemberg,<br />
nach dem Krieg Polizeisitz und<br />
ist heute Innenministerium. Das Land<br />
und die Firma Breuninger wollen es<br />
abreißen für Luxusgeschäe, ein Luxushotel<br />
sowie Büros für tausend Beamte.<br />
Ist diese Bauplanung für das Areal<br />
zwischen Breuninger und Karlsplatz<br />
noch zu ändern? Unterstützt von mehr<br />
als 3 000 Unterschrien und zahlreichen<br />
Prominenten fordert die Initiative Gedenkort<br />
Hotel Silber, dass das Gebäude<br />
nicht abgerissen, sondern erhalten und<br />
ausgebaut wird zu einem NS-Dokumentationszentrum<br />
für Würemberg.<br />
Die Fraktionsgemeinscha SÖS und<br />
LINKE unterstützt diese Forderung von<br />
Anfang an. „Das könnt Ihr vergessen“,<br />
sagten uns alle anderen <strong>Stadt</strong>ratsfraktionen.<br />
Die Fronten standen wie Beton.<br />
Allenfalls ein Gedenkraum im Keller<br />
wurde unterstützt.<br />
„Der Abriss des Hauses<br />
wäre für mich eine Kulturschande.“<br />
Am 22.02.<strong>2010</strong> haben wir im Rathaus<br />
eine öffentliche Anhörung durchgeführt.<br />
Zwölf <strong>Stadt</strong>ratsmitglieder und insgesamt<br />
mehr als 160 Menschen kamen, die<br />
Presse berichtete breit. Seitdem ist die<br />
Diskussion wieder in Gang gekommen.<br />
Die entscheidenden Punkte der Anhörung<br />
waren: Professor Roland Ostertag<br />
konnte nachweisen, dass das Gebäude<br />
im Krieg nicht völlig zerstört wurde,<br />
sondern zu 75% erhalten blieb. Es stellt<br />
also einen authentischen historischen<br />
Ort dar. Caroline Hatje, deren Großmutter<br />
vom „Hotel Silber“ den Weg ins KZ<br />
und in den Tod gehen musste, machte<br />
eindringlich klar, dass es für die Angehörigen<br />
von Opfern des Faschismus<br />
wichtig ist, diesen authentischen Ort der<br />
Erinnerung zu behalten. Joachim Stein<br />
vom Schwulen- und Lesbenzentrum berichtete,<br />
dass Schwule in dem Haus im<br />
Drien Reich misshandelt und nach dem<br />
Krieg wieder von der Polizei verfolgt<br />
wurden. Der Arzt Dr. Marquardt zeigte<br />
am Beispiel seiner Forschungen über die<br />
Kinder-Euthanasie, wie vieles noch zu<br />
erforschen ist über die NS-Geschichte im<br />
Land und in Stugart. Dr. Jung, Leiter<br />
des NS-Dokumentationszentrums in<br />
Köln, erklärte, es sei ein Glücksfall, wie<br />
viel historische Substanz vom Hotel<br />
Silber noch erhalten ist, dass aber der<br />
Umgang mit dem historischen Gebäude<br />
in der Nachkriegszeit ebenso ein bedeutendes<br />
historisches Moment ist. „Der<br />
Foto: Roland Hägele<br />
Abriss des Hauses wäre für mich eine<br />
Kulturschande“, rief er aus.<br />
<strong>Stuttgart</strong> darf nicht geschichtsund<br />
gesichtslos werden!<br />
> Jetzt sagen Land, Firma Breuninger<br />
und der OB, dass die <strong>Plan</strong>ung für das<br />
Quartier am Karlsplatz überarbeitet<br />
werden müsse. Die SPD im <strong>Stadt</strong>rat tri<br />
nun für die Einrichtung eines NS-Dokumentationszentrums<br />
ein. Die CDU<br />
fordert eine öffentliche Veranstaltung<br />
zur Erarbeitung eines Konzepts. Die<br />
SPD-Landtagsfraktion hat einen Antrag<br />
für ein NS-Dokumentationszentrum gestellt.<br />
Unsere öffentliche Anhörung hat<br />
die Diskussion wieder angefacht. Aber<br />
über das Gebäude wollen sie alle nicht<br />
reden. Die GRÜNEN haben schon lange<br />
von einem „<strong>Plan</strong> B“ |Seite 4|<br />
Mehr Informationen unter<br />
www.gedenkort-hotel-silber.de<br />
www.spur-der-erinnerung.de<br />
03
|von Seite 3|gesprochen, bei dem man<br />
das Haus nicht erhalten müsse. Einzig<br />
der <strong>Stadt</strong>jugendring hat in einem Antrag<br />
gefordert, dass das Konzept im Jugendhilfeausschuss<br />
vorgestellt wird und<br />
fordert „die Einrichtung eines NS-Dokumentationszentrums<br />
[…] am derzeitigen<br />
Ort des ‚Hotels Silber’“ nach dem<br />
Beispiel von Köln. Es scheint so, als ob<br />
es zwischen der Firma Breuninger, dem<br />
Land, der <strong>Stadt</strong>spitze und den Fraktionen<br />
Verabredungen gäbe, die nicht<br />
öffentlich gemacht wurden bzw. werden.<br />
Für SÖS und LINKE reicht es nicht, den<br />
Keller zu erhalten. Wir wollen nicht nur<br />
„im Sinne der Erinnerungskultur einen<br />
Ort, wo der Gräuel im ehemaligen Gestapo-Keller<br />
gedacht wird“ (wie der OB<br />
im Amtsbla zitiert wird). Wir wollen einen<br />
lebendigen Ort für Veranstaltungen<br />
und Ausstellungen, wo Schulklassen<br />
sich ihr Wissen selbst erarbeiten können.<br />
Hier soll nicht nur getrauert werden,<br />
sondern auch lebendig gelernt und geforscht.<br />
Es geht darum, die Widerstandskra<br />
der heutigen Gesellscha und der<br />
Demokratie zu stärken gegen autoritäre,<br />
rassistische, menschenverachtende Politik<br />
und Ideologien.<br />
Darum wollen wir das Gebäude „Hotel<br />
Silber“ erhalten. Darum wollen wir hier<br />
ein NS-Dokumentationszentrum und<br />
nicht nur eine Gedenkstäe. Darum<br />
unterstützen wir weiterhin die Initiative<br />
Gedenkort Hotel Silber. |uk|<br />
<strong>Stuttgart</strong>er Frühling und<br />
die Schustersche Depression<br />
Das Herz jedes Demokraten schlägt<br />
bei diesem Bürgerengagement<br />
höher. Die Frischluftinitiative in Cannstatt<br />
hat die Bebauung an der Frischluftschneise<br />
Rommelshausener Straße<br />
verhindert, den Feinstaubinitiativen<br />
verdanken wir, dass das Regierungspräsidium<br />
jetzt überhaupt handelt, vier<br />
Bürgerinitiativen sind im Mobilfunkbereich<br />
aktiv. Bei Haushaltsberatungen<br />
haben sich Schüler, Künstler, Vereine<br />
und städtische Bedienstete eingemischt.<br />
Für den Wasserrückkauf sind<br />
jetzt 25 800 Unterschriften gesammelt.<br />
Dank des Bürgerprotestes in Vaihingen<br />
wurden die Pläne zum FOB (Fernomnibusbahnhof)<br />
beerdigt.<br />
Und nicht zu vergessen die Daimler Arbeiter,<br />
die sich gegen den Arbeitsplatzabbau<br />
wehren. Das ist nur eine noch<br />
unvollständige Liste des Bürgerengagements.<br />
In den <strong>Stuttgart</strong>er Wahlergebnissen<br />
schlug sich diese Stimmung nieder: Wir<br />
stellen der Arroganz der Herrschenden<br />
unsere eigene Politik entgegen, das ist<br />
unsere <strong>Stadt</strong>. Diese Stimmung manifestiert<br />
sich jeden Montag am Bahnhof.<br />
Nicht nur gegen <strong>Stuttgart</strong> 21.<br />
Die BürgerInnen wollen nicht die Verschandelung<br />
ihrer <strong>Stadt</strong> durch die<br />
Auslieferung an Großinvestoren, die<br />
ihren Lobbyisten Schuster in Frankfurt<br />
zur „herausragenden Führungskraft<br />
der deutschen Immobilienwirtschaft“<br />
geehrt haben. SÖS und Linke werden<br />
sich nicht dem Druck der Investoren<br />
beugen, denen es nicht um die <strong>Stadt</strong>,<br />
sondern um Rendite geht, bei <strong>Stuttgart</strong><br />
21, DaVinci (Quartier Karlsplatz) oder<br />
Quartier S. Denn dafür wurden wir<br />
nicht gewählt, auch die GRÜNEN und<br />
die SPD nicht. Wir hoffen, dass sie das<br />
nicht zu schnell vergessen.<br />
Investiert muss werden, aber wer setzt<br />
die Maßstäbe? In diese Maßstäbe mischen<br />
sich die Bürger ein, auch beim<br />
Hotel Silber, beim Klimaschutz und bei<br />
den <strong>Stadt</strong>werken. Drei mal haben sich<br />
schon 13 Bürgerinitiativen zum Demokratieratschlag<br />
getroffen, der Vierte ist<br />
unter dem Thema „Recht auf <strong>Stadt</strong>“ für<br />
den 25. Juni <strong>2010</strong> im Rathaus geplant.<br />
Die morgendliche Zeitungslektüre wird<br />
so für den schwarzen Rathausblock<br />
zunehmend zum Trauma. Jahrelang<br />
haben sie öffentliches Eigentum an Investoren<br />
verscherbelt. Jetzt regt sich<br />
plötzlich überall Widerstand.<br />
Der <strong>Stuttgart</strong>er Frühling macht Rathausspitzen<br />
depressiv.<br />
Weil <strong>Stuttgart</strong>s Bürger und Bürgerinnen<br />
mit Selbstvertrauen handeln und ihre<br />
<strong>Stadt</strong> gestalten. |hr|<br />
Gedenken an die<br />
Euthanasie-Morde<br />
während der NS-Zeit<br />
Foto: Roland Hägele<br />
04<br />
Der graue Bus<br />
Wohin bringt ihr uns?<br />
Das war die bange Frage von tausenden<br />
geistig und körperlich behinderten<br />
Menschen, die von den Faschisten<br />
in den grauen Bussen nach Grafeneck<br />
gebracht wurden. Hier wurden die Men-<br />
schen mit Gas ermordet. Das war der<br />
Auftakt für die Euthanasie - den Behindertenmord<br />
- im ganzen Deutschen Reich<br />
und der „Probelauf“ für die Massenvergasungen<br />
in den KZs. Für die <strong>Plan</strong>er im<br />
damaligen <strong>Stuttgart</strong>er Innenministerium<br />
und für die Mörder von Grafeneck war<br />
das ein „Karrierebeginn“ in der faschistischen<br />
Mordindustrie.<br />
Weitere Informationen auf<br />
www.spur-der-erinnerung.de und<br />
www.gedenkort-hotel-silber.de<br />
sowie in dem Buch: „<strong>Stuttgart</strong>er NS-Täter,<br />
Vom Mitläufer bis zum Massenmörder“,<br />
Hg. Herrmann G. Abmayr
Weil im Olgäle, der städtischen<br />
Kinderklinik, insbesondere in der<br />
Intensivstation Pflegekräe fehlen, müssen<br />
seit Wochen Operationen verschoben<br />
werden, berichtete die Stugarter<br />
Zeitung (06.04.<strong>2010</strong>). Sie nennt diesen<br />
Zustand völlig zu Recht: unverantwortlich.<br />
Was hier öffentlich wurde, ist allerdings<br />
lediglich die unübersehbare Spitze<br />
eines Eisbergs. „Es hagelt täglich Überlastungsanzeigen“,<br />
sagt Thomas Böhm,<br />
Personalratsvorsitzender des Klinikums.<br />
Schon letztes Jahr hae er öffentlich Verbesserung<br />
gefordert, auch im Interesse<br />
der kleinen PatientInnen. Denn schon zu<br />
lange steht das Pflegepersonal durch die<br />
Sparvorgaben der <strong>Stadt</strong> unter riesigem<br />
Druck. Eine ganz große Koalition im<br />
alten Gemeinderat von CDU, SPD, FDP,<br />
FW und GRÜNEN hat ihn aufgebaut<br />
und fordert vom Olgahospital massive<br />
Kostensenkungen.<br />
• 23.03.<strong>2010</strong> Anfrage (95/<strong>2010</strong>):<br />
Hindenburg, Hindenburgbau, Ehrenbürgerscha<br />
abschaffen<br />
• 23.03.<strong>2010</strong> Anfrage (96/<strong>2010</strong>):<br />
Umweltförderabgabe für billigeren<br />
Nahverkehr und saubere Lu<br />
• 22.03.<strong>2010</strong> Anfrage (100/<strong>2010</strong>):<br />
Aktuelle Situation der LBBW<br />
• 11.03.<strong>2010</strong> Antrag (79/<strong>2010</strong>):<br />
Jährliche Rundfahrt durch die Unterküne<br />
für Flüchtlinge<br />
Neu im Gemeinderat<br />
Thomas Adler (DIE LINKE)<br />
<strong>Stadt</strong>rat SÖS und LINKE<br />
Tel.: 0711 216-1526<br />
Fax: 0711 216-950732<br />
Mail: thomas.adler@stuttgart.de<br />
• Internationaler Ausschuss<br />
• Krankenhausausschuss<br />
• Betriebsrat, Daimler Untertürkheim<br />
Personal-Engpässe im Olgäle lassen sich<br />
nicht weg- gutachten!<br />
> Hintergrund sind die anhaltenden<br />
Missstände in der Krankenhausfinanzierung.<br />
Die Landesregierung kommt ihren<br />
gesetzlichen Verpflichtungen nicht nach<br />
und bezahlt notwendige Investitionen<br />
nur zum Teil. Auch die Kassen finanzieren<br />
die zum Teil hoch spezialisierten<br />
Leistungen der Kindermedizin und die<br />
jährlich 110 000 ambulanten Kinderbehandlungen<br />
nicht ausreichend. Und<br />
seit 2005 will die <strong>Stadt</strong> als Träger die so<br />
entstehenden Defizite nicht mehr ausgleichen,<br />
sondern verlangt vom Olgäle<br />
(und den andern städtischen Kliniken),<br />
dass es Ende <strong>2010</strong> eine „schwarze Null“<br />
schreibt. Was in der Konsequenz heißt,<br />
dass das Geld für 120 Personalstellen<br />
im Klinikum nicht für Stellen, sondern<br />
zur Finanzierung bzw. Abschreibung<br />
von vom Klinikum selbst bezahlten<br />
Investitionen verwendet werden muss.<br />
Personalstellen finanzieren Baustellen<br />
und erzeugen aktuell „Engpässe auf der<br />
Intensivstation“ (Stugarter Zeitung).<br />
Selbst die nötigen tariflichen Zuschläge,<br />
die es erleichtern würden, genügend<br />
qualifiziertes Personal für diese harte<br />
Arbeit zu bekommen, will die Klinikleitung<br />
deshalb nicht bezahlen.<br />
Die letzten Anträge der Fraktionsgemeinschaft SÖS und LINKE<br />
• 11.03.<strong>2010</strong> Antrag (78/<strong>2010</strong>):<br />
Dauerlösung Kinderbetreuung in<br />
Neuwirtshaus und Stammheim<br />
• 09.03.<strong>2010</strong> Anfrage (73/<strong>2010</strong>):<br />
Ehemaliges Güterbahnhofsgelände in<br />
Vaihingen<br />
• 04.03.<strong>2010</strong> Anfrage (72/<strong>2010</strong>):<br />
Quartier Karlsplatz - Hotel Silber<br />
• 26.02.<strong>2010</strong> Antrag (56/<strong>2010</strong>):<br />
Veränderungssperre für das Gewerbegebiet<br />
Wallgraben in Vaihingen/<br />
> Missstände der Krankenhausfinanzierung<br />
sind nur längerfristig zu beheben.<br />
Deshalb waren Personalrat und<br />
verdi bereit, mit der Klinikumsleitung<br />
Kostensenkungsmöglichkeiten auszuloten.<br />
Ein externer Gutachter wurde<br />
beauragt. Vorgabe war, Leistungsqualität-<br />
und spektrum sowie Personalausstaung<br />
im Olgäle nicht anzutasten.<br />
Sein Ergebnis: 8 Millionen sind durch<br />
verschiedenste Rationalisierungsmassnahmen<br />
einzusparen, was meist Mehrbelastungen<br />
fürs Personal bedeutet. Es<br />
bleiben jedoch dauerha 5 Millionen<br />
„Defizit“, wenn die Kindermedizin<br />
auf dem heute hohen Niveau gehalten<br />
werden soll. In den Haushaltsberatungen<br />
wurde dann dieser städtische<br />
Zuschuss von 5 Millionen für <strong>2010</strong> und<br />
2011 beschlossen, u.a. auf Antrag der<br />
Fraktionsgemeinscha SÖS und LINKE.<br />
Finanzbürgermeister Föll, CDU, FDP,<br />
FW und REP lehnten dies ab. Sie wollten<br />
beim Olgäle noch mehr kürzen.<br />
> Was ihnen in den Haushaltsberatungen<br />
nicht gelungen ist, wird jetzt im<br />
zweiten Anlauf versucht. OB Schuster<br />
will nun ein zweites Gutachten bezahlt<br />
haben, das keinerlei Tabuthemen mehr<br />
kennen soll. Nach dem Moo: wir gutachten<br />
so lange, bis das rauskommt, was<br />
wir sowieso wollten. Und liefern damit<br />
all denen im Rathaus Munition, die<br />
meinen, dass unsere Kliniken kein Kernbestandteil<br />
öffentlicher Daseinsvorsorge<br />
sind, sondern zu behandeln wie ein ganz<br />
normales Unternehmen.<br />
> Im Krankenhausausschuss im Dezember<br />
bekam der Antrag von SÖS und<br />
LINKE gegen dieses zweite Gutachten<br />
nur unsere eigene Stimme. Im März, das<br />
Thema war wieder auf der Tagesordnung,<br />
kam die der SPD dazu. Dass der<br />
neoliberale Bürgerblock „gutachten“<br />
lassen will, koste es was es wolle, war<br />
klar. Auch die GRÜNEN-VertreterInnen<br />
stimmten lieber mit ihm sta mit uns.<br />
Ob der OB und seine Block-Parteien viel<br />
Freude an ihrem neuen Vorstoß gegen<br />
das Olgäle haben werden, darf trotzdem<br />
bezweifelt werden: den aktuellen Pressemeldungen<br />
über Missstände in den<br />
Kliniken werden weitere folgen. Auch<br />
der Personalrat hat angekündigt, dass<br />
er die Umsetzung des ersten Gutachtens<br />
nicht mehr miragen wird, wenn jetzt<br />
gleich das Zweite folgt. Der Unterstützung<br />
der <strong>Stadt</strong>räte von SÖS und LINKE<br />
können er und die MitarbeiterInnen im<br />
Olgäle gewiss sein. Denn ihre Arbeit<br />
ist zu wichtig, um sie von unverbesserlichen<br />
Neoliberalen kapu sparen zu<br />
lassen! |ta|<br />
Möhringen, mit SPD, Bündnis 90/DIE<br />
GRÜNEN<br />
• 12.02.<strong>2010</strong> Antrag (60/<strong>2010</strong>):<br />
Rechtsverbindlichkeit herstellen für<br />
die <strong>Stadt</strong>entwicklungsziele<br />
• 09.02.<strong>2010</strong> Antrag (40/<strong>2010</strong>):<br />
Stugart 21/Sparmaßnahmen auf Kosten<br />
der Stabilität und Sicherheit<br />
• 05.02.<strong>2010</strong> Antrag (35/<strong>2010</strong>):<br />
Unterrichtsausfall an Stugarter<br />
Schulen<br />
Alle Anträge<br />
unter<br />
www.stuttgart.de/soesundlinke<br />
05
Mehr Bauprojekte in <strong>Stuttgart</strong><br />
unter<br />
www.stuttgart-baut.de<br />
Der Markt macht´s<br />
möglich!<br />
Hannes Rockenbauch SÖS<br />
Fraktionsvorsitzender der<br />
Fraktionsgemeinschaft<br />
SÖS und LINKE<br />
Neulich bekam ich eine E-Mail.<br />
Eigentlich nichts ungewöhnliches.<br />
Aber diese Mail stammte direkt aus dem<br />
Sekretariat des größten Häuslebauers<br />
der Region. Ich gebe ja zu, bei den großen<br />
Fraktionen leistet sich Herr Häussler<br />
eher eine Privat-Audienz, bei uns tut<br />
es eben eine Mail. Nicht, dass mich das<br />
jetzt wundern würde. Vielmehr habe<br />
ich mich über den Inhalt gewundert.<br />
Scheinbar hat uns Herr Häussler nichts<br />
zu sagen, bzw. alles, was er zu sagen hat,<br />
erledigt der Lokalressortschef einer der<br />
großen Stugarter Zeitungen neuerdings<br />
für ihn. Denn seine E-Mail bestand nicht<br />
aus viel mehr als einem Zeitungskommentar<br />
mit dem eindeutigen Titel: „Der<br />
Markt macht´s möglich.“ Jörg Hamanns<br />
(Stugarter Nachrichten) Botscha an<br />
den geneigten Leser ist klar: Während<br />
der Gemeinderat Rekordschulden<br />
macht, reen zwei ältere Herren Stugart.<br />
Van Agtmael und Rudi Häussler<br />
machen Stugart zu einem „Markt der<br />
Möglichkeiten“. So stellt Hamann fest:<br />
„Im Rathaus ist man auch dank vieler<br />
privater Investoren in der glücklichen<br />
Lage, die <strong>Stadt</strong> der Krise zum Trotz<br />
weiterhin zu ihrem Vorteil gestalten zu<br />
können“. Klar, dass diese frohe Botscha<br />
wirkt.<br />
Lieber Herr Hamann, eigentlich kann<br />
ich Ihnen für Ihre Offenheit nur danken.<br />
Mich beschleicht ja schon seit mehreren<br />
Jahren das Gefühl, dass in Stugart<br />
längst nicht mehr die <strong>Stadt</strong>räte gestalten.<br />
Die eigentlichen <strong>Stadt</strong>gestalter sind<br />
längst andere und mit dem, was ihnen<br />
an <strong>Stadt</strong> noch bleibt, bleibt der Politik<br />
nichts anderes wie Schulden machen.<br />
Das große Geld ist längst in den Händen<br />
von Investmentfonds, Versicherungen<br />
und (Bau-) Unternehmen. Und die wollen<br />
damit ordentlich Rendite machen,<br />
auf dem „Markt der Möglichkeiten“.<br />
Aus dieser Selbstverständlichkeit ein<br />
Loblied auf den Markt zu basteln, sta<br />
kritisch zu hinterfragen zu wessen<br />
Vorteil dieser Ausverkauf unserer <strong>Stadt</strong><br />
ist, ist dann echte eine journalistische<br />
Glanzleistung.<br />
Deswegen meine Gegenfrage: „Wo ist<br />
eigentlich der Markt der Möglichkeiten<br />
für die Menschen in unserer <strong>Stadt</strong>, die<br />
nicht das nötige Kleingeld haben, sich<br />
einen Gemeinderat als Dienstleister zu<br />
halten. Ach, Sie meinen, das mit dem<br />
Dienstleister für Investoren sei jetzt aber<br />
übertrieben. Dann fragen Sie sich doch<br />
einfach mal, warum die Bürgerinnen<br />
und Bürger in Stugart mit ihrer Kritik<br />
bei der Politik meistens auf taube Ohren<br />
Das ist unsere<br />
<strong>Stadt</strong>!<br />
Eine <strong>Stadt</strong> im Griff der Investoren<br />
Doch langsam regt sich<br />
Widerstand.<br />
Egal ob bei <strong>Stuttgart</strong><br />
21, bei Da Vinci,<br />
Mobilfunk, Feinstaub und<br />
<strong>Stadt</strong>werken <strong>Stuttgart</strong>s<br />
Bürgerinnen und Bürger<br />
wollen mit gestalten.<br />
stoßen. „Die Sache ist gelaufen“ oder<br />
„da kann man nichts mehr machen“<br />
Egal, was mit der lieben Umwelt, was<br />
mit Denkmalschutz oder der Erinnerungskultur<br />
an Naziverbrechen geschieht,<br />
für unsere neuen Superhelden<br />
van Agtmael, Häussler und Co. scheint<br />
all das kein Thema. Und Ihre Presseaußenstelle<br />
bei der Stugarter Lokalpresse<br />
dankt es Ihnen, während sie den Gegner<br />
dieser Rendite gesteuerten Tabularasa<br />
Politik den Gang zum Therapeuten rät.<br />
Sta jetzt weiter die unabhängige Stugarter<br />
Presse hochleben zu lassen, wollen<br />
wir lieber mit unserer Reihe „Unsere<br />
<strong>Stadt</strong>“ aulären über den Ausverkauf<br />
Stugarts.<br />
Wir wollen Gegeninitiative unterstützen<br />
und fordern ein Recht auf <strong>Stadt</strong> für alle.<br />
Eine <strong>Stadt</strong>entwicklungspolitik, die sich<br />
auf reine Bauklötzchen Schiebereien beschränkt<br />
und dabei die Bürgerinnen und<br />
Bürger vergisst, hat keine Zukun. |hr|<br />
06<br />
Quartier Karlsplatz (Da Vinci)<br />
Land und Breuninger planen auf 49 000<br />
m² Ministerien, Luxushotel und Einzelhandel.<br />
Die ehem. Gestapozentrale<br />
„Hotel Silber“ soll abgrissen werden.<br />
Quartier S<br />
Die Württembergische Lebensversicherung<br />
plant an der Paulinenbrücke 24 000<br />
m² Einzelhandel, 9 000 m² Bürofläche<br />
und 7 500 m² Wohnungen.<br />
WGV-Versicherungen<br />
Am Österreichischen Platz sollen 31 000<br />
m² Bürofläche mit Luxuswohnungen im<br />
5. und 6. Stock entstehen.
Der Investor und der Park<br />
Investoren sind in Stugart gefragte<br />
Leute. Sie gehen im Stugarter Rathaus<br />
ein und aus. Es gilt, deren Vertrauen<br />
zu erhalten, „damit sie in Stugart<br />
investieren und damit Arbeitsplätze<br />
sichern bzw. neue schaffen“, so unser<br />
OB. Manch einer bekommt für seine<br />
Wohltaten auch noch das Bundesverdienstkreuz.<br />
So wie Immobilienmakler<br />
Rudi Häussler. Ohne Zweifel, Herr<br />
Häussler hat einen Spürsinn für gute Geschäe.<br />
So kommt es nicht von ungefähr,<br />
wenn er sich seit einigen Jahren um die<br />
Verwertung der wegen eines Neubaus in<br />
Zukun nicht mehr gebrauchten Sendeanlagen<br />
des SWR im Park der Villa<br />
Berg bemüht. Die unter Denkmalschutz<br />
stehende Villa mit dem alten Sendesaal,<br />
sowie die alten Fernsehstudios am<br />
Hang nach Berg hinunter hat er bereits<br />
Karikatur: Friederike Groß<br />
An runden Tischen den Kopf verdrehen<br />
gekau, für die Rundfunkstudios, den<br />
ebenfalls unter Denkmalschutz stehenden<br />
„Gutbrodbau“, hat er sich das Vorkaufsrecht<br />
gesichert. Er plant, die Villa<br />
zu einer Sternegastronomie mit Wirtschasclub<br />
umzubauen. Anstelle der<br />
Sendestudios sollen Luxuswohnungen<br />
im Park entstehen. Alles ist bereits im<br />
Vorfeld unter „Freunden“ abgesprochen.<br />
Die Mehrheiten im Rathaus standen.<br />
Niemand kann sich <strong>Stadt</strong>entwicklung<br />
heutzutage, ohne Investoren und Privatisierung<br />
öffentlichen Eigentums vorstellen.<br />
So schien auch das Baurecht sicher,<br />
ein Bauvorbescheid für die Villa wurde<br />
unlängst erteilt. Wenn er alles genehmigt<br />
bekommt, was er plant, kündigt er großzügig<br />
an, dann will er, auf seine Kosten,<br />
die öffentliche Restparkanlage sanieren.<br />
Doch nicht genug, seit Dezember 2008<br />
bahnt sich ein weiterer Deal mit der<br />
<strong>Stadt</strong> an. Häussler will am Mineralbad<br />
Berg ein Wellnesshotel höchsten Niveaus<br />
für Geschäskunden bauen. Ein entsprechendes<br />
Baurecht wird in Aussicht<br />
gestellt. Doch die Zeiten ändern sich.<br />
Die neuen Mehrheiten in den Räten<br />
messen wohl dem Gemeinwohl, dem<br />
entschiedenen Erhalt und der Stärkung<br />
öffentlich Grüns im Talkessel Vorrang<br />
Der bekannte Soziologe Ulrich Beck<br />
vertritt in seinem Buch „Weltrisikogesellschaft“<br />
die These, dass Staat und<br />
Justiz inzwischen zu „Legitimationsorganen“<br />
der Industrie verkommen sind.<br />
Die S 21 Lobby hat S 21 bisher mit Lügen<br />
legitimiert. Die sind geplatzt. Der<br />
Bürger vertraut Grube, Schuster und<br />
Drexler nicht mehr. Und nun soll S 21<br />
mit einem Runden Tisch legitimiert werden.<br />
An ihm soll dem Bürger der Kopf<br />
verdreht werden, mit soziologisch ausgeklügeltem<br />
Integrationsszenario. Dem<br />
dafür auserwählten Bürger gibt man das<br />
Gefühl - aber nur eben das - ernst genommen<br />
zu werden. Hohe Herren sprechen<br />
am runden Tisch mit dem Bürger,<br />
alle sind nett zueinander, ab und zu ein<br />
kaltes Büffet, ein Interview im Fernsehen.<br />
„Wir nehmen Ihre Sorgen ernst!“ - und<br />
tun alles, um sie zu zerstreuen, erst mit<br />
Lügen oder dann halt mit runden Tischen.<br />
Für diese „Risikokommunikation“ ist der<br />
Zug abgefahren. Wenn sie unsere Sorgen<br />
- die keine Heimatsverlustängste sind -<br />
sondern fundiertes Wissen um dieses Milliardengrab,<br />
wirklich ernst nehmen, dann<br />
stoppen Sie S 21, Herr Drexler. Sie haben<br />
aber am 02.02.<strong>2010</strong> kategorisch erklärt:<br />
„Es wird jetzt gebaut, es gibt keinen<br />
Foto: Roland Hägele<br />
vor Sternenträumen der Investoren zu.<br />
Es gibt eine neue Mehrheit gegen Luxuswohnungen.<br />
Stadessen sollen die SWR-<br />
Einbauten im Park entfernt, das Baugelände<br />
geräumt und renaturiert werden.<br />
Herr Häussler ist natürlich sauer. Seine<br />
Pläne will er nicht billig aufgeben. Den<br />
Park wird er nicht sanieren. Die Villa<br />
will er vergammeln lassen, Denkmalschutz,<br />
der den Eigentümer zu Erhalt<br />
des Denkmals verpflichtet, hin oder her.<br />
Bekommt das Wohltäterimage Risse?<br />
Spricht jemand von Erpressung? Doch<br />
schon beginnen die GRÜNEN im Rat<br />
zu wackeln. Wie es weiter geht, bleibt<br />
abzuwarten. Wir jedenfalls könnten<br />
uns gut vorstellen, dass sich unschwer<br />
mehr dem Allgemeinwohl verpflichte<br />
Nutzungen, für die Villa und den<br />
„Gutbrodbau“, finden lassen. Die Parkanlage<br />
bedarf keiner Luxussanierung.<br />
Zur Naherholung genügen gepflegte<br />
Wiesen, sichere Fußwege, Bewegungsund<br />
Spielflächen, eine grüne Lunge für<br />
Stugart-Ost. Herr Häussler könnte<br />
doch anstelle eines Wellnesshotels mit<br />
„Boardinghouse“ auch Wohnungen am<br />
Mineralbad Berg bauen. Somit wären<br />
wenigstens seine Wohnungsträume<br />
nicht ganz geplatzt. |Leo + Utz|<br />
Kompromiss.“ Und hatten gehofft, der<br />
Widerstand bricht zusammen. Das Gegenteil<br />
ist der Fall: 10 000 Parkschützer<br />
stehen bereit. Die Wahrheit verbreitert<br />
den Widerstand. Warum? Auch hier gibt<br />
Ulrich Beck eine klare Antwort: Weil nur<br />
noch der von Industrieinteressen unabhängige<br />
Bürger Interesse an der Wahrheit<br />
hat. Er ist deshalb der Träger eines<br />
wirklichen Fortschritts und die einzige<br />
Kraft gegen die Profitsucht und ihre<br />
zerstörerischen Wirkungen. Der Widerstand<br />
geht weiter. In die nächste Runde.<br />
Nicht an Runden Tischen, sondern am<br />
Bahnhof, im Park und überall. |hp|<br />
Bericht aus dem<br />
Bezirksbeirat<br />
<strong>Stuttgart</strong>-Ost<br />
Drexler und SPD fordern<br />
Runde Tische - wir wollen<br />
mehr Demokratie<br />
07
Mehr Informationen<br />
zur Initiative unter<br />
soesundlinke@stuttgart.de<br />
Gesundes Aufwachsen in <strong>Stuttgart</strong>: Alle Kinder haben ein Recht darauf<br />
Am 9. Februar <strong>2010</strong> hat das Bundesverfassungsgericht<br />
in einem Urteil<br />
zu den Regelsätzen von Hartz IV erklärt:<br />
„Regelleistungen nach SGB II (Hartz IV)<br />
sind nicht verfassungsgemäß.“<br />
Der ersten Hoffnung, dass nun das<br />
Unrecht von Hartz IV grundsätzlich<br />
angegriffen würde, folgte die nüchterne<br />
Erkenntnis: nicht die Höhe der Regelsätze<br />
wird mit dem Urteil kritisiert, sondern<br />
nur Mängel im Verfahren.<br />
Einzig für schulpflichtige Kinder erklärt<br />
das Gericht, dass ein „zusätzlicher<br />
Bedarf“ zu erwarten sei. „Notwendige<br />
Aufwendungen zur Erfüllung schulischer<br />
Pflichten gehören zu ihrem<br />
existenziellen Bedarf.“ Genannt werden<br />
dann: „notwendige Schulmaterialien,<br />
wie Schulbücher, Schulhee oder<br />
Taschenrechner.“ Das sind im Grunde<br />
Selbstverständlichkeiten. Und entspricht<br />
nur dem skandalösen Umstand, dass in<br />
den Regelsätzen für Bildung 0,00 Euro<br />
vorgesehen sind. Abgesehen davon, dass<br />
Bildung bedeutend mehr umfasst als<br />
Materialien für die Schule, ist besonders<br />
erschreckend, dass das Gericht zu der<br />
Feststellung kommt:<br />
3, 09 Euro - wieviel sind Kinder wert?<br />
Die Höhe des Regelsatzes für Kinder ist<br />
„offensichtlich nicht unzureichend“<br />
und reicht aus, „um das physische<br />
Existenzminimum, insbesondere den<br />
Ernährungsbedarf von Kindern im<br />
Alter von 7 bis zur Vollendung des 14.<br />
Lebensjahres zu decken.“ Unter dem<br />
„physischen Existenzminimum“ verstehen<br />
die Richter die im Regelsatz für ein<br />
Kind zwischen dem 6. bis 14. Lebensjahr<br />
vorgesehenen täglichen 3,09 Euro für<br />
Essen und Trinken.<br />
„[...] kostenloses<br />
Mittagessen für alle<br />
Schüler mit BonusCard<br />
sofort!“<br />
Es gibt ausreichend wissenschaliche<br />
Untersuchungen, dass besonders Kinder<br />
im Wachstumsalter einen erhöhten<br />
Bedarf an Nahrung haben. Bereits 2007<br />
hat das Forschungsinstitut für Kinderernährung<br />
(FKE) in Dortmund errechnet,<br />
„dass 7 bis 14- jährige Kinder 4,61 Euro<br />
pro Tag für eine gesunde Ernährung<br />
brauchen.“ Zugrunde gelegt wurde der<br />
Mielwert der Preise von Discountern<br />
und Supermärkten. Bioprodukte sind<br />
nicht enthalten. Außerdem sind die Lebensmielpreise<br />
seit 2007 gestiegen.<br />
Im Juni 2009 hat unsere Initiative gemäß<br />
der Empfehlung des Gesundheitsamtes<br />
Stugart - „5 mal am Tag Obst und<br />
Gemüse essen“ bei einem Einkauf im<br />
Discounter 3,09 Euro errechnet. Da hae<br />
aber das Kind noch keine Milch, kein<br />
Brot und kein warmes Miagessen!<br />
Die <strong>Stadt</strong> Stugart hat für Kinder mit<br />
BonusCard - also Kinder aus Hartz IV<br />
und Einkommensschwachen Familien<br />
- den Essenspreis an Schulen auf 1 Euro<br />
festgesetzt. Das bedeutet, dass für Frühstück,<br />
Abendessen und Getränke am Tag<br />
ganze 2,09 Euro übrig bleiben!<br />
Deshalb ist eine Forderung unserer Initiative<br />
„Reiche <strong>Stadt</strong>-Arme Kinder-Arme<br />
Jugend“ an den Gemeinderat: kostenloses<br />
Miagessen für alle Schüler mit<br />
BonusCard sofort!<br />
Dies muss ein erster Schri sein. Darüber<br />
hinaus ist aber anzustreben, dass Miagessen<br />
an allen Schulen ermöglicht wird<br />
und für alle Schüler kostenlos sein muss.<br />
Ein gesundes, pädagogisch betreutes<br />
Miagessen an den Schulen ist eine<br />
wichtige gesellschaliche Aufgabe. Das<br />
kann nicht abhängig von Spenden oder<br />
Ehrenamt sein, sondern muss verbindlich<br />
von der <strong>Stadt</strong> geleistet werden. Gerade<br />
an den Kindern und Jugendlichen<br />
darf nicht gespart werden, sonst werden<br />
Sprüche wie „kinderfreundliche <strong>Stadt</strong><br />
Stugart“ zur Farce. |Gisela Vomhof|<br />
Kinderarmut in <strong>Stuttgart</strong><br />
Seit Ende 2007 hat die <strong>Stadt</strong> <strong>Stuttgart</strong><br />
keinen neuen Sozialdatenatlas<br />
mehr herausgegeben. Somit fehlt eine<br />
exakte aktuelle Erhebung der Zahlen<br />
über die Kinderarmut in <strong>Stuttgart</strong>.<br />
Laut Zahlen des Statistischen Landesamts<br />
bezogen im Jahr 2008 in<br />
<strong>Stuttgart</strong> 39 484 Menschen Arbeitslosengeld<br />
II (Hartz VI), davon 11 365<br />
Kinder und waren somit BonusCard-<br />
Berechtigte. Nachdem offensichtlich<br />
wurde, dass viele Kinder in Schwellenhaushalten<br />
ebenfalls in Armut<br />
aufwachsen, hat die <strong>Stadt</strong> <strong>Stuttgart</strong><br />
ab 01.01.2009 den Kreis der Bonus-<br />
Card-Bezieher erweitert. Damals ging<br />
die <strong>Stadt</strong> von ca 2 000 Schulkindern<br />
aus, die eine BonusCard zusätzlich<br />
erhalten würden. Tatsächlich stellte<br />
sich Ende 2009 heraus, dass es „grob<br />
geschätzt“ 6 400 Kinder und Jugendliche<br />
ab dem Alter von 6 Jahren sind!<br />
Damit kann man von einer Zahl von<br />
mindestens 17 765 armen Kindern in<br />
<strong>Stuttgart</strong> ausgehen. |Gisela Vomhof|<br />
Gemeinsam wenden wir das Blatt<br />
08<br />
Interview mit dem Parkschützer Mahias<br />
von Herrmann geführt von Kai<br />
Ruoff.<br />
Kai Ruoff: Du bist einer von inzwischen<br />
über 10 000 Parkschützer, warum?<br />
Mahias von Herrmann: Ich habe mich<br />
auf www.parkschuetzer.de auf Stufe 4<br />
eingetragen, weil mir der Schlossgarten<br />
so wichtig ist, dass ich ihn mit allen Mitteln<br />
vor der Zerstörung schützen will.<br />
Wenn nötig, werde ich mich auch den<br />
Baufahrzeugen in den Weg stellen oder<br />
mich an Bäume keen.<br />
An Bäume ketten - ist das wirklich notwendig?<br />
Die Bauarbeiten für Stugart 21 werden<br />
von den Betreibern des Projekts<br />
gerne verharmlost. Tatsache ist, dass<br />
die Deutsche Bahn AG im Rahmen von<br />
Stugart 21 hunderte alter, wunderschöner<br />
Parkbäume fällen will. Der milere<br />
Schlossgarten würde durch die Baustelle<br />
und durch Baustraßen komple zerstört.<br />
Der Rest des Parks würde in der mindestens<br />
zehnjährigen Bauzeit |Seite 9|
|von Seite 8| durch Lärm, Staub,<br />
Erschüerungen und Grundwasserabsenkung<br />
massiv beeinträchtigt. Das<br />
innerstädtische Naherholungsgebiet<br />
Schlossgarten soll uns Bürgern weggenommen<br />
werden, obwohl tausende<br />
Bürger hier täglich joggen, Rad fahren,<br />
Frisbee oder Freilandschach spielen.<br />
Jung und Alt verabreden sich im Park<br />
und genießen die Natur. Der Schlossgarten<br />
hat also vielfältige soziale Funktionen,<br />
die durch Stugart 21 zerstört<br />
würden. Daher bezeichne ich das Projekt<br />
Stugart 21 als asozial.<br />
Noch stehen aber keine Bagger im Park.<br />
Trotzdem reicht es mir nicht, nur<br />
eine Nummer auf parkschuetzer.de zu<br />
sein. Um den Park effektiv schützen zu<br />
können, müssen sich alle Parkschützer<br />
auf diese Aufgabe vorbereiten. Deshalb<br />
engagiere ich mich seit Februar in<br />
einer Gruppe aktiver Parkschützer. Wir<br />
informieren über Zivilen Ungehorsam,<br />
organisieren Parkbegehungen, Mahnwachen<br />
und Trainings.<br />
Trainings?<br />
Ja, wir führen Trainings durch, bei<br />
denen wir die Grundlagen gewaltfreier,<br />
direkter Aktionen vermieln. Die Teilnehmer<br />
lernen verschiedene Techniken<br />
kennen: Von der Sitzblockade bis zum<br />
Ankeen an Bäumen.<br />
Wer kann an den Trainings teilnehmen?<br />
Alle Bürger, die Stugart 21 aktiv<br />
verhindern wollen und sich für Zivilen<br />
Ungehorsam und Gewaltfreie Aktionen<br />
interessieren, sind herzlich willkommen.<br />
Die Interessenten können sich über parkschuetzer.de<br />
anmelden. Hier stehen auch<br />
alle Trainingstermine.<br />
Geht es Dir nur um den Park?<br />
Nein! Mein Protest gegen Stugart<br />
21 geht deutlich über die geplante<br />
Zerstörung des Parks hinaus. Welche<br />
Zerstörungswelle Stugart 21 für unsere<br />
<strong>Stadt</strong> bedeuten würde, zeigt sich am<br />
Schlossgarten sehr eindrucksvoll. Die<br />
Gefährdung der Mineralquellen und die<br />
Zerstörung unseres kulturellen Erbstücks<br />
Bonatzbau sind jedoch nicht weniger<br />
schlimm. Außerdem werden schon<br />
jetzt Schulgebäude nicht mehr repariert<br />
und Kulturbudgets zusammengestrichen,<br />
weil städtisches Geld für Stugart<br />
21 eingesetzt wird. Durch die langen<br />
Tunnelstrecken würde der Nahverkehr<br />
um ein vielfaches teurer, pünktliche<br />
Zuganschlüsse müssten Wunschdenken<br />
der Bahn AG bleiben. All das sind gute<br />
Gründe, sich gegen Stugart 21 aktiv zu<br />
wehren. Der Schlossgarten, die grüne<br />
Lunge der <strong>Stadt</strong>, soll das erste Stugart<br />
21-Opfer werden und genau das werden<br />
wir verhindern!<br />
Du sprichst vom Widerstand, wer ist Teil<br />
des Widerstands?<br />
Wie bei den Montagsdemos sind auch<br />
bei den Parkschützern alle Teile der<br />
Gesellscha vertreten, und das ist gut<br />
so, denn Stugart 21 bringt für uns<br />
Bürger nur Nachteile. Das begreifen<br />
immer mehr Menschen, unabhängig von<br />
politischer Einstellung, Wohnort, sozialem<br />
Stand oder Alter. Deshalb sind die<br />
Trainings so wichtig: Die Beteiligung am<br />
Widerstand ist gelebte Demokratie.<br />
Hast Du eine Botschaft an die Bürger?<br />
Stugart 21 geht uns alle an und es<br />
lohnt sich, dagegen zu kämpfen! Seit<br />
Herbst 2009 kommen Woche für Woche<br />
über 3 000 Bürger zur Montagsdemo.<br />
Der Widerstand formiert sich. Bundesweit<br />
wird die Presse immer hellhöriger,<br />
unangenehme Fragen an die Herren<br />
Schuster, Drexler, Mappus und Ramsauer<br />
mehren sich. Der „Volksaufstand“ im<br />
sonst so friedlichen Stugart hat begonnen!<br />
Gemeinsam wenden wir das Bla<br />
zugunsten eines bürgerfreundlichen<br />
Kopahnhofs.<br />
Foto/Montage: Gebhard-Sonka/Gebhard<br />
Schlossgarten heute<br />
Foto/Montage: Gebhard-Sonka/Gebhard<br />
<strong>Stuttgart</strong> 21 in Bau<br />
Mehr Informationen<br />
unter<br />
www.parkschuetzer.de<br />
Am 1. April <strong>2010</strong><br />
im Schlossgarten<br />
entdeckt.<br />
Foto: Roland Hägele<br />
09
Wieder ein Erfolg des Bürgerengagements!<br />
Bürgerbegehren Wasser abgeschlossen!<br />
Mehr Informationen<br />
unter<br />
www.hundert-wasser.org<br />
Mehr Informationen<br />
unter<br />
www.der-mast-muss-weg.de<br />
Das Bürgerbegehren „100-Wasser“ ist<br />
mit der Abgabe von 25 700 Unterschrien<br />
am 25.03.<strong>2010</strong> abgeschlossen<br />
worden. Ohne die Initiative „100-Wasser“<br />
- und die große Resonanz bei den<br />
Stugartern häen wir seit Januar <strong>2010</strong><br />
einen EnBW-Wasserbetrieb in Stugart<br />
(Anteil EnBW/<strong>Stadt</strong>: 50:50, Betreiber<br />
EnBW) - für die nächsten 20 Jahre. Die<br />
Mehrheit im Gemeinderat für diesen<br />
<strong>Plan</strong> von OB Schuster und EnBW war<br />
vorhanden. Deshalb wurde „100-Wasser“<br />
gestartet. Es ist das zweite Bürgerbegehren<br />
in der Geschichte Stugarts.<br />
Das erste - gegen Stugart 21 - wurde<br />
vom Gemeinderat für „unzulässig“<br />
erklärt.<br />
* Nach Feststellung der Zulässigkeit<br />
des Begehrens entscheidet nun der Gemeinderat<br />
darüber, ob er die Forderung<br />
„dass die <strong>Stadt</strong> Stugart die Wasserversorgung<br />
frühst möglich, spätestens aber<br />
ab 01.01.2014 selbst betreibt“ beschließt.<br />
Lehnt der Gemeinderat die Forderung<br />
des Bürgerbegehrens nach einer 100%<br />
kommunalen Wasserversorgung ab,<br />
muss ein Bürgerentscheid in die Wege<br />
geleitet werden. Vor der Kommunalwahl<br />
im letzten Jahr haben SÖS, Die LINKE,<br />
DIE GRÜNEN, SPD und auch die CDU<br />
für eine 100% kommunale Versorgung<br />
gesprochen. Damals wurde der Wert<br />
der Stugarter Wasserversorgungsinfrastruktur<br />
und der EnBW-Anteile an der<br />
Bodensee- und der Landeswasser-Versorgung<br />
auf zusammen 160 Millionen<br />
Euro veranschlagt.<br />
* Der Rückkauf der ehemals Stugarter<br />
Zweckverbandsanteile von EnBW<br />
ist außerordentlich wichtig, um die<br />
Zweckverbände dem EU-Webewerbsrecht<br />
zu entziehen. Teilprivatisierte<br />
Betriebe unterliegen der europaweiten<br />
Ausschreibungspflicht. Das Bodenseeund<br />
das Landeswasser könnte dann<br />
beispielsweise von EDF oder Véolia nach<br />
Stugart geliefert werden. Dieser Rückkauf<br />
konnte aber keine Forderung des<br />
Bürgerbegehrens sein, weil die Zweckverbände<br />
nicht direkt zum Stugarter<br />
Netz gehören.<br />
* Dieses Jahr steht die Entscheidung<br />
für <strong>Stadt</strong>werke an! Ohne EnBW! Der<br />
Rückkauf unserer Wasserversorgung<br />
ist der Erste Schri, der Grundstein für<br />
100% kommunale <strong>Stadt</strong>werke.<br />
Die Geschästeile der ehemaligen TWS<br />
müssen wieder aus der EnBW ausgegliedert<br />
werden, in neue <strong>Stadt</strong>werke,<br />
mitsamt den Beschäigten, die den<br />
gleichen Lohn wie bei EnBW bekommen<br />
müssen, bei sichereren Arbeitsplätzen!<br />
Die Netze für Wasser, Strom, Gas und<br />
Wärme müssen zu 100% in kommunale<br />
Hand. <strong>Stadt</strong>werke ohne Atomstrom, mit<br />
regenerativen Energien sind das Rückgrat<br />
für die Gestaltung einer modernen<br />
<strong>Stadt</strong>.<br />
* Vorsicht Gefälligkeitsgutachten!<br />
Am 25. März <strong>2010</strong> ist ein Gutachter aus<br />
dem Büro Horvath beauragt worden,<br />
zu untersuchen, „ob“ sich <strong>Stadt</strong>werke<br />
für Stugart überhaupt wirtschalich<br />
lohnen! Eine Pseudofrage! Selbst Kleinstkommunen<br />
wie Waldkirch im Schwarzwald<br />
oder Altensteig haben lukrative<br />
<strong>Stadt</strong>werke gegründet. Und für 600 000<br />
Einwohner muss erst geklärt werden,<br />
„ob“ <strong>Stadt</strong>werke wirtschalich sind?<br />
Kein Gutachten kann den gesunden<br />
Menschenverstand und den politischen<br />
Willen ersetzen! Man kann jedes Gutachten<br />
bekommen, das man haben will. Die<br />
Referenzen auf der Website von Horvath<br />
verweisen auf verstärkte Tätigkeit für<br />
die großen Energiekonzerne, auch für<br />
EnBW.<br />
Wir fordern Öffentlichkeit des Unterausschusses<br />
<strong>Stadt</strong>werke, Einbeziehen von<br />
interessierten Bürgerinnen und Bürgern<br />
bei der Festlegung der politischen Zielrichtung<br />
von Stugarter <strong>Stadt</strong>werken!!<br />
|Barbara Kern und Kurt Henzler, 100-<br />
Wasser|<br />
Foto: BUND Region <strong>Stuttgart</strong><br />
Atomausstieg, Klimaschutz und eine<br />
bürgernahe Energieversorgung mit<br />
regenerativen Energien. Über 5 000<br />
Menschen demonstrierten dafür am<br />
21.03.<strong>2010</strong> in Neckarwestheim. Der Widerstand<br />
lebt, hinterlassen wir unseren<br />
Kindern keine verstrahlte Erde - Tschernobyl<br />
mahnt.<br />
Mobilfunk<br />
Widerstand wächst!<br />
10<br />
Der Widerstand gegen die Verstrahlung<br />
der Wohngebiete durch Mobilfunkmasten<br />
lässt nicht nach. Bürgerinitiativen<br />
sind in Plieningen, Birkach,<br />
Kaltental und im Westen aktiv.<br />
Am 13.03.<strong>2010</strong> protestierten Anwohner<br />
im Westen gegen eine geplante Anlage<br />
in der Rötestraße 34. Unterstützt wurden<br />
sie vom BUND, Gemeinde- und Bezirksbeiräten<br />
von den GRÜNEN und SÖS<br />
und LINKE.
Wieder ein Erfolg des Bürgerengagements!<br />
Wie der Fernomnibus Bahnhof (FOB) nicht nach Vaihingen kam<br />
Foto: Redaktion<br />
Wo geht es hier zum „zentraler“ Omnibusbahnhof?<br />
der Nord-Süd-Straße. Jetzt musste man<br />
nur noch warten, bis SÖS und LINKE<br />
etwas Geeignetes beantragen. Und weil<br />
auch die CDU weiß, dass die linken<br />
Öko- und Demokratie-Fanatiker von<br />
SÖS gerne in den Gemeinderat tragen,<br />
was Bürger-Initiativen und Bezirksbeiräte<br />
fordern, war leicht zu ahnen,<br />
dass demnächst ein Antrag auf Einstellung<br />
des FOB-Verfahrens in Vaihingen<br />
kommen würde. Das Thema war zwar<br />
einerseits etwas problematisch, weil die<br />
CDU bisher selbst noch heiger für den<br />
FOB Vaihingen getrommelt hae als die<br />
SPD. Dafür konnte man es gut mit der<br />
Nord-Süd-Straße als FOB-Zufahrt in<br />
Verbindung bringen. Außerdem haen<br />
die Herren vom Immobilienverwerter<br />
Aurelis, zu deren Nutzen die CDU gerne<br />
unterwegs ist, bereits beklagt, dass das<br />
Gezerre um den FOB eine optimale Verwertung<br />
ihres Geländes am Vaihinger<br />
Bahnhof nur unnötig verzögere.<br />
und den Flughafen favorisierten. Das<br />
war dann aber wohl doch eine Rolle<br />
rückwärts zu viel. Schon tags darauf<br />
kündigten die Echterdinger Stugart<br />
die Kooperation beim Gewerbepark<br />
Echterdingen, weil sie von den Stugarter<br />
FOB-Plänen aus der Zeitung haen<br />
erfahren müssen und damit die Vertrauensbasis<br />
zerstört sei.<br />
* So reeten die Christdemokraten mit<br />
ihrem Rachefeldzug vorerst auch gleich<br />
noch 30 ha wertvollen Ackerlands auf<br />
den Fildern. Und das haen sie nun<br />
wirklich nicht gewollt. |gw|<br />
Gerhard Wick, Bezirksbeirat Vaihingen,<br />
SÖS und LINKE und Initiative gegen<br />
einen Fernomnibusbahnhof (IgFOB)<br />
Mehr Informationen<br />
unter<br />
www.igfob-vaihingen.de<br />
Wenn im neuen Stugarter Gemeinderat<br />
die SPD mit SÖS und LINKE<br />
und GRÜNEN stimmt, sieht die CDU<br />
alt aus und ihre Auraggeber in Bauwirtscha,<br />
Immobilien- und Automobilindustrie<br />
werden ungehalten. Und weil<br />
die CDU nicht gerne alt aussieht, musste<br />
eine Idee her, wie man auch die SPD<br />
wieder mal alt aussehen lassen kann. So<br />
richtig was Originelles fiel ihr da aber<br />
wohl nicht ein. Also Retourkutsche: Warum<br />
nicht auch mal mit SÖS und LINKE<br />
und Grünen stimmen? Am Besten bei<br />
etwas, was die SPD gar nicht will. Am<br />
allerbesten bei etwas, was in Verbindung<br />
zu bringen wäre mit der jüngsten SPD-<br />
Unartigkeit, der Ablehnung des Ausbaus<br />
* So war der Weg frei für das große<br />
Ätsch bei der Abstimmung über den<br />
SÖS und LINKE Antrag zur Einstellung<br />
des Bebauungsplans FOB-Vaihingen.<br />
Ohne Ausbau der Nord-Süd-Straße kein<br />
FOB, grinste man den SPD-Räten entgegen,<br />
und die waren so getroffen, dass sie<br />
sich nicht einmal mehr trauten, dagegen<br />
zu stimmen und sich der Stimme<br />
enthielten.<br />
* Dieser schöne Erfolg hat die Großstrategen<br />
der C-Partei so beflügelt, dass<br />
sie gleich noch eins drauf setzten und<br />
sich auch bei der Frage nach einem<br />
anderen FOB-Standort diesmal allein<br />
auf die Seite der GRÜNEN schlugen<br />
Ernstes Nachwort der „Initiative<br />
gegen einen Fernomnibusbahnhof<br />
in Vaihingen“:<br />
Wenn wir nicht aufpassen und die<br />
<strong>Stadt</strong> dem Hochtief/Redwood Grove-<br />
Immobilien-Konsortium Aurelis seine<br />
Büro- und Handelszentren-Pläne (nun<br />
ohne Busbahnhof) genehmigt, hätte<br />
dies für den <strong>Stadt</strong>bezirk Vaihingen in<br />
vielerlei Hinsicht ungleich schlimmere<br />
Folgen als der FOB. Die IgFOB wird<br />
sich daher nach dem „Teilerfolg“ der<br />
FOB-Verhinderung verstärkt engagieren,<br />
um einem sprichwörtlichen „vom<br />
Regen in die Traufe“ vorzubeugen.<br />
Versuch einer Quadratur des Kreises<br />
Parkraum-Management in <strong>Stuttgart</strong> West<br />
Im März stellte die <strong>Stadt</strong> den Bürgern<br />
das vom Gemeinderat einstimmig<br />
beschlossene Konzept des Parkraum-<br />
Managements für den Stugarter Westen<br />
vor. Es stützt sich auf Erfahrungen<br />
aus München. Damit will man (ab<br />
01.03.2011) die katastrophale Parksituation<br />
im Westen verbessern, mehr Pendler<br />
auf öffentliche Verkehrsmiel umlenken<br />
und mehr Parkplätze für die Anwohner<br />
gewinnen. Das Konzept wurde von den<br />
anwesenden Bürgern des Westens heig<br />
kritisiert: Die Anwohner müssen für<br />
die Parkberechtigung 30,70 Euro/Jahr<br />
bezahlen, ohne Parkplatzgarantie, und<br />
außerhalb ihrer Zone müssen sie wie die<br />
Pendler bezahlen, selbst wenn sie nur<br />
in der Nachbarstraße einen Parkplatz<br />
gefunden haben. Nachts gibt es am meisten<br />
Probleme, wenn die Pendler nicht<br />
mehr da sind, dafür aber alle Anwohner.<br />
Stugart ist die <strong>Stadt</strong> der Autoindustrie,<br />
aber dieses Produkt Auto scha sta<br />
Mobilität immer mehr Park- und Stauchaos,<br />
Flächenversiegelung, Feinstaub<br />
und CO2 Belastung. Und dafür sollen<br />
die Parkraummanager jetzt eine Lösung<br />
finden. Das Parkraum-Management<br />
kann das Problem nur an den Symptomen<br />
kurieren. Es gibt zu viele Autos<br />
und zu wenig Parkplätze - und das lässt<br />
sich nicht einseitig über Parkgebühren<br />
regeln. Ein Verkehrsexperte sagte im<br />
April 2009 vor dem Bezirksbeirat Stugart-West:<br />
„Die einzige Lösung ist ein<br />
kostenloser Nahverkehr. Das brächte<br />
viele Leute zum Umdenken. Aber dies<br />
will die Politik leider nicht hören.“<br />
Ordnungsbürgermeister Dr. Schairer<br />
betonte, dass es sich um ein lernendes<br />
System handele, dass eine Verhaltensänderung<br />
aber notwendig sei. Hier hat er<br />
Recht. Wie wäre es, wenn als erstes <strong>Stadt</strong><br />
und VVS ihr Verhalten ändern und kräftig<br />
die Gebühren für den Öffentlichen<br />
Nahverkehr senken? Damit würden die<br />
Bürger wohl eher zu einer Verhaltensänderung<br />
ermuntert - Verzicht auf das<br />
(Zweit-) Auto, Nutzung von Carsharing-<br />
Modellen. Das Parkraum-Management<br />
sollte Anlass sein, auch die grundsätzlichen<br />
Seiten des Problems mit den<br />
Bürgern zu diskutieren - und Lösungen<br />
zu suchen. |hd|<br />
Doris Hensinger, Bezirksbeirat West, SÖS<br />
und LINKE<br />
Mehr Informationen<br />
unter<br />
www.stuttgart.de/parkeninwest<br />
11
Mehr Pressemitteilung<br />
unter<br />
www.stuttgart.de/soesundlinke<br />
Pressemitteilung<br />
Eltern lassen Schulpolitik des Landes ins Leere laufen<br />
Wenn die Berichte (z.B. „Blick vom<br />
Fernsehturm“) zutreffen, dass<br />
zahlreiche Eltern ihre Kinder bisher<br />
weder in der Hauptschule noch in der<br />
Werkrealschule angemeldet haben, so ist<br />
das ein Offenbarungseid für die Schulpolitik<br />
des Landes.<br />
> In den Hauptschulen fehlt es an<br />
Anmeldungen, in den Werkrealschulen<br />
ebenso. Auf den Fildern gibt es bisher<br />
nur in Heumaden eine Werkrealschule.<br />
Weder hier noch in den umliegenden<br />
Gemeinden gibt es eine nennenswerte<br />
Zahl von Anmeldungen. Das Konzept<br />
Werkrealschule ist demnach über<br />
Stugart hinaus gescheitert. Die Eltern<br />
nehmen das angeblich „moderne und<br />
zukunsfähige Angebot“ des Landes<br />
wohl nicht an.<br />
> Weiß die Mehrheit der Eltern nicht,<br />
dass sie ihre Kinder anmelden sollen?<br />
Sind die Eltern ratlos, wie sie sich zwischen<br />
Hauptschule und Werkrealschule<br />
entscheiden sollen? Wird die Werkrealschule<br />
abgelehnt? Klar ist offenbar nur<br />
das Eine: Die Schulempfehlung für die<br />
Hauptschule wird von wenigstens der<br />
Häle der Eltern abgelehnt.<br />
> Da nicht feststellbar ist, wo oder ob<br />
die Kinder überhaupt angemeldet wurden,<br />
fragt die Gewerkscha Erziehung<br />
und Wissenscha zu Recht, wo dann die<br />
Kinder bleiben. Die Landesregierung ist<br />
offenbar nicht in der Lage, ihr eigenes<br />
Konzept den Eltern zu vermieln, und<br />
nicht einmal die Einhaltung der allgemeinen<br />
Schulpflicht ist sichergestellt.<br />
> Mit dieser Schulpolitik gefährdet<br />
die Landesregierung die Zukun von<br />
Kindern, nur weil sie sich nicht von ihrer<br />
überholten Ideologie und Politik trennen<br />
will. Dass die Hauptschule ein Auslaufmodell<br />
ist, haben die Eltern längst<br />
entschieden. Dass die Werkrealschule<br />
keine Lösung ist, zeigt sich. Bis heute hat<br />
die Landesregierung nicht geklärt, wie<br />
die beruflichen Schulen für die Aufnahme<br />
der Werkrealschüler/-innen gerüstet<br />
werden und wie sie mit den Werkrealschulen<br />
zusammenarbeiten sollen.<br />
Zudem werden landesweit Tausende<br />
Schülerinnen und Schüler zu Fahrschülern<br />
gemacht.<br />
> Wir fordern die Landesregierung auf:<br />
Schaffen Sie endlich eine Schule für alle<br />
bis zum zehnten Schuljahr. Richten Sie<br />
Stadeilschulen mit allen Schularten an<br />
einem Ort ein.<br />
Pressemitteilung der Fraktionsgemeinschaft<br />
SÖS und LINKE vom<br />
31. März <strong>2010</strong><br />
Mehr Termine unter<br />
www.s-oe-s.de und<br />
www.die-linke-stuttgart.de<br />
Termine<br />
• Montagsdemo gegen <strong>Stuttgart</strong> 21<br />
jeden Montag, 18.00 - 18.30 Uhr<br />
Hauptbahnhof, Nordausgang<br />
• 19. April <strong>2010</strong>, 19.00 Uhr<br />
Offene Fraktionssitzung von<br />
SÖS und LINKE, Rathaus, Zi. 406<br />
Thema: <strong>Stadt</strong>werke<br />
• 24. April <strong>2010</strong>, 14.30 Uhr<br />
Kundgebung „Unser Park - Unsere<br />
<strong>Stadt</strong>“, Schlossgarten beim Landespavillon<br />
• Aktionswoche 7. bis 16. Mai <strong>2010</strong><br />
Initiative Unsere <strong>Stadt</strong> - <strong>Stuttgart</strong><br />
gestalten!<br />
www.unsere-stadt.org<br />
• 21. Mai <strong>2010</strong>, 19.00 UIhr<br />
Veranstaltung von SÖS und LINKE<br />
Bezirksbeiräte Cannstatt, Bezirksrathaus<br />
Cannstatt<br />
Thema: <strong>Stuttgart</strong> 21<br />
Foto: Maik Hoffmann<br />
Die Fraktionsgemeinschaft SÖS und LINKE im <strong>Stuttgart</strong>er Gemeinderat<br />
von links nach rechts: Gangolf Stocker (SÖS). Thomas Adler (DIE LINKE), Maria-Lina<br />
Kotelmann (SÖS), Hannes Rockenbauch (SÖS) und Ulrike Küstler (DIE LINKE).<br />
12<br />
Ansprechpartner<br />
• Hannes Rockenbauch<br />
Fraktionsvorsitzender<br />
Tel.: 0711 216-1950<br />
• Ulrike Küstler<br />
stellv. Fraktionsvorsitzende<br />
Tel.: 0711 216-2705<br />
• Geschäftsstelle im Rathaus<br />
Zimmer 15 im Erdgeschoss<br />
Tel.: 0711 216-1527, Fax: - 6840<br />
E-Mail: soesundlinke@stuttgart.de<br />
Impressum<br />
<strong>Stadt</strong>.<strong>Plan</strong>, Zeitung der Fraktionsgemeinscha<br />
SÖS und LINKE im Stugarter <strong>Stadt</strong>rat,<br />
mit Gastbeiträgen aus Initiativen und<br />
von ehrenamtlich Tätigen.<br />
V.i.S.d.P. Hannes Rockenbauch<br />
Redaktionsadresse:<br />
Fraktionsgemeinscha SÖS und LINKE,<br />
Rathaus, Marktplatz 1, 70173 Stugart,<br />
www.stugart.de/soesundlinke<br />
Druck: UWS Papier & Druck GmbH<br />
Gedruckt auf 100% Recyclingpapier