4 Tage im Finteraarhorngebiet 22
4 Tage im Finteraarhorngebiet 22
4 Tage im Finteraarhorngebiet 22
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
1<br />
Jungfraugebiet mit Fiescherhorn und Wannenhorn<br />
<strong>22</strong>.4. – 25.4.2004<br />
Leitung: Urs Gantner<br />
Teilnehmer: Anna, Katharina, Christian, Fritz, Erich, Urs, Renzo<br />
Donnerstag, <strong>22</strong>.4.: Grünhornlücke<br />
Hey, der Wettergott meint es gut mit uns! In der Morgendämmerung zeigen sich alle Sterne<br />
am H<strong>im</strong>mel, die Vögel zwitschern Ihre Lieder in die Natur hinaus. Man spürt den Frühling<br />
förmlich. Aber wir, wir wollen nochmals rauf in den Schnee, zu den Gletschern. Und am Horizont<br />
strahlen sie „unsere weissen Diamanten“ in der aufgehenden Morgensonne.<br />
So steigen wir schon bald mit der WAB-Bahn Richtung Jungfraujoch, während Urs das <strong>Tage</strong>sprogramm<br />
erklärt. Nach kurzer Besichtigungstour der Sphinx, verlagern wir uns Richtung<br />
Stollenausgang ins gleissende Sonnenlicht, welches die <strong>im</strong>posante Gletscherwelt rundum<br />
erstrahlen lässt.<br />
Gstältli montieren, Felle aufziehen und los geht unser Abenteuer! Nach rund 150 Höhenmetern<br />
erreichen wir das ob. Mönchsjoch, von wo wir einen atemberaubenden Blick auf das<br />
riesige Aletschgebiet erhaschen, Danach sausen wir auf Sulzschnee ca. 1000 Meter über<br />
das Ewigschneefeld zum Konkordiaplatz . Kleiner Lunch und Flüssiges, die Sonne brennt<br />
mittlerweile höllisch, entledigen wir uns der überflüssigen Kleider und steigen über den<br />
Grüneggfirn zur Grünhornlücke rund 500 m auf. Schweissgebadet oben angelangt, begrüsst<br />
uns auf der andern Seite des Fieschergletschers das majestätische Finsteraarhorn. Am Fusse,<br />
wie angeklebt, erblicken wir die Finsteraarhornhütte, unser Domizil für die nächsten 3<br />
Nächte. Noch ein kurzer Gegenanstieg und die Hüttenwartin empfängt uns ganz herzlich.<br />
Ihre Hütte ist soeben neu gebaut worden und deshalb sind Schlaf- / Essräume und San. Einrichtungen<br />
der reinste Luxus! Nur etwas wir uns fehlen: Fliessendes Wasser! Und so muss<br />
ein halbes Glas Wasser vom Hüttenwart für Zähne putzen und sich waschen ausreichen!<br />
Bei Penne mit Braten und einem feinen Dôle abgerundet besprechen wir mit Urs den morgigen<br />
Tag und fallen um 21.30 Uhr müde in die Kojen!<br />
Freitag, 23.4. Gross-Wannenhorn<br />
5 Uhr! Urs, unser Weckdienst ist schon auf den Beinen. Morgenessen, <strong>im</strong> Skiraum sich<br />
durch Pickel, Gstältli, Steigeisen und viele Beine durchkämpfen. Und schon stehen wir<br />
draussen in der Stille: um uns in Nebelschwaden eingepackte Berge und Gletscher.<br />
Wir gleiten <strong>im</strong> Morgenlicht südwärts über den Fieschergletscher. Menschenleer, nur das<br />
Knirschen unserer Skier ist hörbar. Der kalte Wind weckt auch den Letzten noch schlaftrunkenen.<br />
Bei der Einstiegsstelle<br />
auf ca. 2900 m heisst es<br />
anseilen und Felle mit<br />
Harscheisen anziehen. Wir<br />
bilden 2-Vierer Seilschaften mit<br />
Urs und Christian, welcher<br />
soeben zum SAC Tourenleiter<br />
ausgebildet wurde. Zwischen<br />
riesigen Gletscherspalten geht’s<br />
<strong>im</strong> Nebel 1000 Meter höher bis<br />
zum Skidepot unter dem Gipfel.<br />
Wie Ameisen kraxeln wir die<br />
letzten 30 Meter auf die<br />
spitzigen, steil abfallenden<br />
Gipfelplatten. Geschafft. Das<br />
Gross-Wannenhorn mit 3906 m!<br />
Auf dem Gross-Wannenhorn
2<br />
Bei Wind und Schneefall strahlen trotzdem alle auf dem Gipfelfoto. Nach kurzem Verweilen<br />
und ein paar Brocken Brot, Käse und Dörrfrüchten geht’s über Bruchharst und schwerem<br />
Schnee talwärts. Plötzlich auf halber Abfahrt reisst es auf: stahlblauer H<strong>im</strong>mel, phantastische<br />
Sicht. Wir jauchzen! Und auch der Schnee, weicher Sulz. Wir ziehen die schönsten Spuren<br />
in die Steilhänge.<br />
Total aufgestellt geht es über den Fiescher-Gletscher wieder rauf zur Finsteraarhornhütte.<br />
Auf der grossen Terrasse ist ein riesiges Gelage mit Kleider, Schuhen, Fellen und sonnenhungrigen<br />
Tourengänger, welche sich in der Sonne aalen. Den Nachmittag verbringen wir<br />
mit lesen, dösen, jassen und natürlich Kartenstudium. Vor allem Fritz sieht <strong>im</strong>mer noch neue<br />
Gipfel zum Besteigen! Be<strong>im</strong> Z’Nacht werden wir vom TV Suisse Romande überrascht. Sie<br />
drehen einen Film über die neue Hütte und uns Bergsteiger. Jeder fühlt sich schon ein wenig<br />
als Schauspieler…<br />
Viele Deutsche, Franzosen und italienische Tourengänger sind angekommen und der Esssaal<br />
ist zum Bersten voll. Nach einem genüsslichen 4-Gang Menu und Blick nach draussen,<br />
es schneit momentan, legen wir uns zufrieden in die Betten.<br />
Samstag, 24.4.: Gross Fiescherhorn<br />
Auf dem Fieschergletscher<br />
Als wir um 4.45 Uhr geweckt werden, ist der H<strong>im</strong>mel<br />
draussen sternenklar. Es wird ein Prachtstag. Die<br />
TV-Kameras sind auch be<strong>im</strong> Verschlingen unserer<br />
Müeslis anwesend. Und Urs gibt anschliessend <strong>im</strong><br />
Skiraum ein perfekt-französisches Interview. Halbe<br />
Stunde später: Schon gleiten wir mit Fellen den<br />
Walliser Fiescherfirn hoch. Unser Blick richtet sich<br />
auf die Felsen und das Eis des Hinterfiescherhorns,<br />
welches uns <strong>im</strong> sanft-orangen Morgenlicht der<br />
aufgehenden Sonne anstrahlt. Die 5 cm<br />
Pulverschnee fühlen sich wie Watte an. Da rechterhand<br />
der Gletscherspalten die Gefahr von<br />
Eisschlag besteht, wählt Urs den Weg direkt durch<br />
die Spalten. Und diese ca. 500 Meter quer durch<br />
haushohe Eisbrocken und tief gähnenden<br />
Eisschluchten haben es in sich! Angeseilt und mit<br />
einem gewissen Kribbeln <strong>im</strong> Bauch gehen wir durch<br />
diese <strong>im</strong>posante Gletscherwelt. Und das Seil tut<br />
seinen Dienst! Zuerst bricht die Spur über einem<br />
Spalt 1 Meter ein. Wenig später steigt Urs mit Pickel<br />
und Steigeisen eine Eiswand hoch um uns von oben<br />
zu sichern. So kommen wir gesichert und heil<br />
oberhalb der Gletscherwelt an. Mittlerweilen ist der<br />
Gletscher sonnenduchflutet und diese zwei Stunden<br />
Durchquerung haben uns viel Respekt und Bewunderung<br />
eingeflösst.<br />
Jetzt geht’s zügig über Schneefelder hoch bis zum Skidepot. Begleitet von starker Bise, klettern<br />
wir mit Steigeisen und Pickel über den steilen Felsgrat auf das 4049 m hohe Fiescherhorn.<br />
Dank der Sicherungkarabiner <strong>im</strong> Eis kommen wir wohlbehalten über den eisigen<br />
Grat hinunter. Die Abfahrt über den frischen Pulverschnee, weiter unten Sulzschnee, ist die<br />
absolute Krönung des heutigen <strong>Tage</strong>s.Und auch Urs Steinegger kommt endlich zu seiner<br />
Foto „Finteraarhorn mit Banane“;-grins! Die stahlenden, mittlerweile gebräunten Gesichter<br />
abends sprechen für den Tag. Bei Polenta und Braten sind wir rundum happy!
3<br />
Sonntag 25.4. Galmihorn<br />
Bereits um 5 Uhr sitzen wir be<strong>im</strong> Frühstück. Katharina bemerkte zu recht, dass wir be<strong>im</strong> Arbeiten<br />
nächste Woche direkt<br />
wieder einmal ausschlafen<br />
können. Na ja, wenn der Tag so<br />
prächtig beginnt, kein Problem!<br />
Mit frischem Gegenwind fahren<br />
wir ca. 3 km den<br />
Fieschergletscher hinunter.<br />
Danach Felle anziehen und<br />
zwischen Spalten den<br />
Galmigletscher hoch. Der<br />
H<strong>im</strong>mel ist wieder stahlblau,<br />
aber der eisige Wind bläst uns<br />
so heftig ins Gesicht, dass wir<br />
beinahe nach Luft schnappen<br />
müssen. Auf der Bächilücke<br />
Unterwegs in der <strong>im</strong>posanten Gletscherwelt<br />
3386 m hoch entscheiden wir<br />
uns trotz Sturmwind auf das<br />
Galmihorn hoch zu steigen. Trotz Orkan geniessen wir kurz das atemberaubende Panorama<br />
auf die Walliser 4000-er. Und nun geht es in einer fast 2000 m langen Abfahrt runter ins<br />
Goms. Steil über den Bächigletscher, vorbei an Firehorn und Heizwächte sausen wir fast<br />
schwerelos an der grossartigen Kulisse vorbei. Das Gefühl ist nicht in Worte zu fassen, man<br />
muss es erleben. Je tiefer wir ins Tal fahren, umso mehr macht sich der Frühling bemerkbar.<br />
Halbgrüne Alpweiden, auftauende Bergföhren und wilde Krokusse. Am Bahnhof von Münster<br />
sind unsere wunderschönen <strong>Tage</strong> in dieser <strong>im</strong>posanten Gletscherwelt zu Ende. Im Namen<br />
aller Bergkamerad/innen bedanken wir uns ganz herzlich bei Urs, unserem Tourenleiter für<br />
die Planung und Organisation dieser wunderschönen <strong>Tage</strong>. In Gedanken werden wir an<br />
grauen <strong>Tage</strong>n sehnsüchtig an tolle Zeit dort oben denken.<br />
Renzo Bonetti