Jahresgutachten 1988/89 - SachverstÃ¤ndigenrat zur Begutachtung ...

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Drucksache 11/3478 Detrtscher Bundestag - 11. Wahlperiode Schaubild 1 DIE AKTIENKURSENTWICKLUNG AN INTERNATIONALEN BÖRSENPLATZEN 11 Log. MaBstab Januar 1978-100 000 loq. MlßsUb Januar 1978'" 100 000 500 300 200 -- , ,, / ".-\.,/ '\ ,I /' , " , \-- •• • J / •• i 1/ , ,'..\.. l' , , •, Tokio 2) -"'- .... ,," .. """- .. , • ....-" .• •, ,,, ' / ,• • \, / 1 r...,1 /'" . \ • ' \' London 3 ) ....... ,. / / , ~ / \ \ '..,'" "'"...' • " " ...... iJ • . \ ,\ / \ \ I " .' . • • .' . :' \,,-, .' ( \ t" .-' / ., • V • '""" ...- -:, \ r',j . ......- ......./ ....., • • / NewYork ,.... 1\ ."..J 4 ,~ , ...... ) • , .' / , f·/ VV ••• ,• , , ,.......' 'J , .. , / ....... .. \ ......... \, , / • l.1 ..- lL:, ,/ ,/ \ - ....--........1 ...../ / 500 300 200 150 100 SR 880776 ..> J A J 0 J A J 0 J A J 0 J A J 0 1985 1986 1987 1989 11 Mo..murchschnitt•. - 2) Nikbi - Dow - Jonn· Index. - 3) Fln-.clal . Tim.· OrdlNlry . Shlra - Index. - 4) Dow· Jenes - Index. 61 GMamtindex d. Statistischen BundeumtlS. 150 100 20
Deutscher Jjundestag - 11. Wahlperiode Drucksache 11/3478 der Anleger in liquide Anlageformen hervorgerufen werden können. Diese Gefahr wurde durch die rasche Reaktion der Notenbanken überwunden, die das Bankensystem reichlich mit Liquidität versorgten. 5. Die Korrespondenz des Kurssturzes auf den Aktienmärktenmit einemneuerlicben Verfall des Dollarkurses signalisierte im Herbst 1987. daß eine allgemeine Vertrauenskrise deshalb auszubrechen drohte, weil die Anleger den Regierungen nicht mehr die Maßnahmen zutrauten, mit denen die hohen Defizite und Überschüsse in den Leistungsbilanzen ohne Schäden für die WeltwJrtschaft abgebaut werden könnten. Die Regierungen der Industrieländer versuchten, dem Ausbruch einer solchen Vertrauenskrise entgegenzuwirken, indem sie im Dezember 1987 gemeinsam mit den Notenbanken die Bereitschaft zur Kooperation hekräftigten, und zwar ausdrücklich mit dem Ziel, einen weiteren Rückgang des Dollarkurses zu vermeiden (Tabelle 5, Seite 36fl.). Zur gleichen Zeit verabschiedete der Kongreß in den Vereinigten Staaten das Haushaltsgesetz, das für das Haushaltsjahr 1987/88 eine Kürzung des Staatsdefizits um 33 Mrd Dollar und lür das folgende Haushaltsjahr eine Reduzierung um weitere 13 Mrd Dollar vorsieht. Dieser Kongreßbeschluß war deshalb hilfreich, weil in den Augen derAnleger offenbar ein kausaler Zusammenhang zwischen dem Budgetdefizit und dem Defizit in der Leistungsbilanz bestand. Stabilisierung der Wechselkurse 6. Von großer Bedeutung für die günstige Entwicklung der Weltwirtschaft im Jahre 1988 war es auch, daß sich die Wechselkurse stabilisierten, obwohl das internationale Leistungsbilanzgelüge nach wie vor unausgewogen war. Das Defizit der Vereinigten Staaten sowie die Überschüsse Japans und der südostasiatischen Schwellenländer blieben trotz ihres Rückgangs äußerst hoch; der Überschuß der Bundesrepublik hat sogar leicht zugenommen. Da mit dieser Unausgewogenheit im Herbst 1987 die Zuspitzung der Lage auf den Devisenmärktenbegründetworden war, stellt sich die Frage, ob die im Vergleich mit früheren Jahren erreichte größere Stabilität der Wechselkurse von Dauer sein kann. 7. Verbreitet ist die These, daß der Druck auf die amerikanische Währung so lange anhalten werde, bis das Leistungsbilanzdefizit weitgehend abgebaut sei. Diese These läßt den Kapitalverkehr außer acht. Ob und zu welchem Wechselkurs ein Leistungsbilanzdefizit durch freiwillige Kapitalimporte finanziert werden kann, hängt vom Verhalten der international disponierendenAnleger ab. Solange derenRentabilitätserwartungen und Risikoeinschätzungen es ihnen auch in Zukunft nahelegen, im Rahmen eines insgesamt steigenden Geldvermögens auf Dollar lautende Titel zu erwerben, stößt die weitere Finanzierung ei· nes Leistungsbilanzdefizits der Vereinigten Staaten grundsätzlich nicht auf Schwierigkeiten. 8. Die Dollarkurserwartungen spielen bei den Anlageentscheidungen eine zentrale Rolle. Diese Erwartungen pflegen unter dem Eindruck neuer Meldungen über die wirtschaftliche Entwicklung und den Kurs der Wirtschaftspolitik stark zu schwanken. Zu einem wesentlichen, wenn nicht zu dem entscheidenden Bestimmungsfaktor für die Erwartung der Kursentwicklung des Dollar scheint die Einschätzung geworden zu sein, ob das Leistungsbilanzdefizit der Vereinigten Staaten nachhaltig zurückgehen werde. Sollte also das amerikanische Defizit nicht weiter sinken oder sogar wieder steigen, könnte dies die KapitalanIeger zu einer Revision ihrer Ertrags- und Risikoeinschätzungen von auf Dollar lautenden Titeln veranlassenund einen starken Abwertungsdruck auf den Dollar auslösen. 9. Ein nicht nur zeitwetliger Rückgang des amerikanischen Leistungsbilanzdefizits bei weitgehend unverändertem Kursniveau würde eine gute Voraussetzung dafür schallen, daß Spannungen auf den internationalen Finanz- und Devisenmärkten ausbleiben. Die Aussichten dafür scheinen günstig zu sein. Die Entwicklung des Leistungsbilanzsaldos der Vereinigten Staaten wird hauptsächlich von der Veränderung des Saldos der Handelsbilanz bestimmt. In diesemJahrhaben die monatlichen Handelsbilanzsalden deutlich unter ihrem Höchststand vom Herbst des vorigen Jahres (17 Mrd Dollar) gelegen; das gesamte Defizit im Jahre 1988 fiel mit etwa 140 Mrd Dollar um rund 30 Mrd Dollar niedriger aus als im Vorjahr. Es gibt eine Reihe von Anhaltspunkten dafür, daß sich der Abbau des amerikanischen Handelsbilanzdefizits fortsetzen wird. Er ist nämlich nicht nur das Ergebnis der starken Abwertung des Dollar in den Jahren 1985 bis 1987, sondern erklärt sich auch aus intensiven Anstrengungen der amerikanischen Unternehmen zur Verbesserung ihrer Wettbewerbsfähigkeit. Den Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes gelang es in den achtziger Jahren wieder, mit den Effizienzsteigerungen ihrer ausländischen Konkurrenten Schrittzuhalten. Da die Lohnsteigerungenhinter dem kräftigen Produktivitätsfortschritt zurückblieben, sind die Lohnstückkosten - anders als in vielen anderen Industrieländern - zurückgegangen. Die Anstrengungen der amerikanischen Industrie waren indessen nicht nur auf Kostensenkung gerichtet, sondern auch auf die Verbesserung ihres Angebots durch Produktinnovation; in den achtziger Jahren hat die amerikanische Industrie ihre Investitionen in Forschung und Entwicklung beträchtlich ausgeweitet. 10. Da die Defizite der Vereinigten Staaten ihr Pendant in Überschüssen andererLänder haben, läßt sich ein vollständiges Urteil über ihre künftige Entwicklungsrichtung nur gewinnen, wenn auch die bei den Handelspartnern wirksamen Bestimmungsfaktoren des Wirtschaltsverkehrs in die Analyse eingehen. Ein erheblicher Teil des amerikanischen Defizits entsteht im Handel mit den südostasiatischen Schwellenländern. Gegenüber den Anbietern aus diesen Ländern verbessern die amerikanischen Unternehmen ihre Marktposition, weil die Regierungen dort begonnen haben, die Einfuhr zuliberalisieren, und weil die amerikanische Regierung die Zollpräferenzen mit Wirkung vom 1. Januar 1989 aufhebt, die sie diesen ländernin der Vergangenheit wegen ihres Status als Entwicklungsländer eingeräumt hatte. Große Bedeutung für das internationale Leistungsbilanzgefüge hat die wirtschaftliche Entwicklung in Japan und in der Bundesrepublik (Schaubild 2). 21
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