Gesamtausgabe als PDF - Schweizerische Ãrztezeitung
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<strong>Schweizerische</strong> Ärztezeitung<br />
Bollettino dei medici svizzeri<br />
26<br />
29. 6. 2011<br />
Bulletin des médecins suisses<br />
Editorial 983<br />
Wenn der Täter zum Opfer wird<br />
FMH 985<br />
SASIS sammelt Ärztedaten ohne Vertragsgrundlage<br />
Stiftung für Patientensicherheit 990<br />
Täter <strong>als</strong> Opfer: konstruktiver Umgang mit<br />
Behandlungsfehlern in Gesundheitsorganisationen<br />
Tribüne 1020<br />
Health Technology Assessment in der Schweiz:<br />
miteinander statt gegeneinander<br />
Begegnung mit Elisabeth Müller 1027<br />
«In der Sprechstunde ist man vom Sprechen<br />
weggekommen»<br />
«Zu guter Letzt» von Erhard Taverna 1030<br />
Integration & Co.<br />
Editores Medicorum Helveticorum<br />
Offizielles Organ der FMH und der FMH Services www.saez.ch<br />
Organe officiel de la FMH et de FMH Services www.bullmed.ch<br />
Bollettino ufficiale della FMH e del FMH Services
INHALT<br />
FMH<br />
Editorial<br />
983 Wenn der Täter zum Opfer wird<br />
Daniel Herren<br />
Tariffragen<br />
985 SASIS sammelt Ärztedaten ohne<br />
Vertragsgrundlage<br />
Ernst Gähler, Thomas Kessler, Gabriela Lang<br />
Im SASIS-Fragebogen werden Angaben verlangt, die weit<br />
über die im TARMED getroffenen Vereinbarungen hinausgehen.<br />
Die FMH wird prüfen, wie man sich gegen den Informations-Heisshunger<br />
von santésuisse wehren kann. Der<br />
Beitrag informiert auch über Neurungen bei der Mittelund<br />
Gegenständeliste (MiGeL).<br />
DDQ<br />
987 Medizinische Qualitätsarbeit – eine<br />
Bestandesaufnahme in Kleinporträts (31)<br />
Brustzentren – Qualität dank Teamarbeit<br />
Bernd Allgayer, Günther Gruber, Karin Huwiler<br />
Public Health<br />
988 Willkommen in Basel: chronische<br />
Erkrankungen – eine globale<br />
Herausforderung<br />
Nino Künzli, Nicole Probst-Hensch<br />
Weitere Organisationen und Institutionen<br />
Stiftung für Patientensicherheit<br />
990 Täter <strong>als</strong> Opfer – «second<br />
victims» – Konstruktiver Umgang<br />
mit Behandlungsfehlern in<br />
Gesundheitsorganisationen<br />
Nicoletta von Laue, David Schwappach,<br />
Marc-Anton Hochreutener, Olga Frank<br />
In erster Linie leiden Patienten unter Behandlungsfehlern,<br />
doch <strong>als</strong> «zweite Opfer» auch die beteiligten Ärzte. Die<br />
Stiftung für Patientensicherheit hat dieses Thema erstm<strong>als</strong><br />
systematisch aufgearbeitet und nun eine umfassende Broschüre<br />
dazu herausgegeben.<br />
SAMW<br />
993 Neue Berufsbilder für fehlende Berufsleute?<br />
Ein aktueller Kommentar der <strong>Schweizerische</strong>n Akademie<br />
der Medizinischen Wissenschaften zu ihrem im Jahr 2007<br />
erschienenen Bericht über Berufsbilder von Ärzten und<br />
Pflegenden.<br />
Symposium Zürich<br />
997 Kann die Schweiz von den Erfahrungen<br />
in anderen Ländern profitieren?<br />
Bernd Mühlbauer, Heinz Locher<br />
biaggi & partner<br />
999 Führungsprinzipien kennen und<br />
in der Praxis richtig einsetzen<br />
Jean Biaggi<br />
SÄZ-Podiumsdiskussion<br />
1000 Prävention zwischen sinnvoller Steuerung<br />
und Bevormundung<br />
In welchen Bereichen ist eine behördlich gesteuerte<br />
Gesundheitsförderung und Prävention sinnvoll, wann beschneidet<br />
sie Freiheitsrechte in unzulässiger Weise? Diskutieren<br />
Sie am 6. Juli in Bern mit Fachleuten aus Medizin,<br />
Wissenschaft, Wirtschaft und Verwaltung.<br />
Im August steht Basel im Zeichen chronischer Krankheiten:<br />
Die Jahreskonferenz von Public Health Schweiz findet statt,<br />
in diesem Rahmen auch ein Workshop zum Thema «Mega-<br />
Kohortenstudien» und eine öffentliche Podiumsdiskussion<br />
zur Frage «Gesunde Stadt – ein Widerspruch?».<br />
989 Personalien<br />
Briefe / Mitteilungen<br />
1001 Briefe an die SÄZ<br />
1003 Facharztprüfungen /<br />
Mitteilungen
INHALT<br />
FMH Services<br />
1005 Seminare / Séminaires / Seminari 2011<br />
FMH Services<br />
1008 Konzentrieren Sie sich auf den Blutdruck<br />
FMH Consulting Services<br />
1009 Berufshaftpflichtversicherung<br />
FMH Insurance Services<br />
1010 Stellen und Praxen<br />
Horizonte<br />
Begegnung mit …<br />
1027 «In der Sprechstunde ist man<br />
vom Sprechen weggekommen»<br />
Daniel Lüthi<br />
Daniel Lüthi hat eine Preisträgerin getroffen: Elisabeth<br />
Müller ist «Kopf des Jahres» des Kollegiums für<br />
Hausarztmedizin. Sie hat etwas sehr Ungewöhnliches<br />
initiiert: Neben ihrer Praxis betreibt sie mit vielen ihrer<br />
Patienten ein Restaurant. Warum, erklärt sie im Gespräch<br />
mit der SÄZ.<br />
Tribüne<br />
Standpunkt<br />
1020 Health Technology Assessment in der<br />
Schweiz: miteinander statt gegeneinander<br />
Alois Gratwohl<br />
Begrenzte finanzielle Mittel zwingen zu objektiven und<br />
nachvollziehbaren Entscheidungen über medizinische<br />
Leistungen. Dies soll HTA gewährleisten, die FMH engagiert<br />
sich dabei im «Medical board». Der Autor stellt dazu<br />
jedoch kritische Fragen, Daniel Herren, Mitglied des FMH-<br />
Zentralvorstands, nimmt in seinem Kommentar Stellung.<br />
Zu guter Letzt<br />
1030 Integration & Co.<br />
Erhard Taverna<br />
Über Zuwanderung wird viel geredet, vor allem von<br />
den Einheimischen. Was denken die Zugewanderten? Ein<br />
türkisch-deutscher Doppelbürger hat dazu Wesentliches<br />
mitzuteilen: Sein Buch heisst «Deutschsein – Eine Aufklärungsschrift»<br />
und ist durchaus auf die Schweiz übertragbar.<br />
Management<br />
1024 Zwischen Medizin und Ökonomie<br />
Daniel Marek, Martin E. Keck<br />
Erfahrungsbericht über eine<br />
spezielle Weiterbildung in<br />
einer Klinik: «Einführung<br />
in Betriebswirtschaft» stand<br />
auf dem Programm.<br />
Anna<br />
IMPRESSUM<br />
Redaktion<br />
Dr. med. et lic. phil. Bruno Kesseli<br />
(Chefredaktor)<br />
Dr. med. Werner Bauer<br />
Dr. med. Jacques de Haller (FMH)<br />
PD Dr. med. Jean Martin<br />
Anna Sax, lic. oec. publ., MHA<br />
Prof. Dr. med. Hans Stalder<br />
Dr. med. Erhard Taverna<br />
lic. phil. Jacqueline Wettstein (FMH)<br />
Redaktion Ethik<br />
PD Dr. theol. Christina Aus der Au<br />
Prof. Dr. med. Lazare Benaroyo<br />
Dr. phil., dipl. biol. Rouven Porz<br />
Redaktion Medizingeschichte<br />
PD Dr. med. et lic. phil. Iris Ritzmann<br />
PD Dr. rer. soc. Eberhard Wolff<br />
Redaktion Ökonomie<br />
Anna Sax, lic. oec. publ., MHA<br />
Redaktion Recht<br />
Fürsprecher Hanspeter Kuhn (FMH)<br />
Managing Editor<br />
Annette Eichholtz M.A.<br />
Redaktionssekretariat<br />
Margrit Neff<br />
Redaktion und Verlag<br />
EMH <strong>Schweizerische</strong>r Ärzteverlag AG<br />
Farnsburgerstrasse 8, 4132 Muttenz<br />
Tel. 061 467 85 55, Fax 061 467 85 56<br />
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Internet: www.saez.ch, www.emh.ch<br />
Herausgeber<br />
FMH, Verbindung der Schweizer<br />
Ärztinnen und Ärzte, Elfenstrasse 18,<br />
Postfach 170, 3000 Bern 15<br />
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Schwabe AG, Muttenz<br />
Marketing EMH<br />
Thomas Gierl M.A.<br />
Leiter Marketing und Kommunikation<br />
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Ärzteverlag AG, Basel. Alle Rechte vorbehalten.<br />
Nachdruck, elektronische<br />
Wiedergabe und Übersetzung, auch<br />
auszugsweise, nur mit schriftlicher<br />
Genehmigung des Verlages gestattet.<br />
Erscheint jeden Mittwoch<br />
ISSN 0036-7486<br />
ISSN 1424-4004 (Elektronische Ausg.)
Editorial<br />
FMH<br />
Wenn der Täter zum Opfer wird<br />
7.30 Uhr im Operationssaal,<br />
emsige Betriebsamkeit in<br />
allen Vorbereitungskojen. Die<br />
Patienten werden individuell<br />
für ihre Eingriffe vorbereitet,<br />
auf den OP-Tischen bereitgemacht<br />
und anästhesiert. Als<br />
Letzter betritt der Chirurg<br />
den Saal, kontrolliert rasch<br />
die bisherige Arbeit und bereitet<br />
sich dann auf die Operation<br />
vor. Die Akten hat er am<br />
Vorabend studiert und ist geistig vorbereitet, ein letzter Blick<br />
auf den OP-Plan bestätigt ihm, dass <strong>als</strong> Erster der Patient mit<br />
den chronischen Ellbogen-Beschwerden behandelt wird.<br />
Schade, der Patient hat eine Vollnarkose gewünscht und<br />
schläft bereits, <strong>als</strong> der Chirurg den Operationssaal betritt.<br />
Gerne hätte er ihn noch rasch begrüsst und allfällige letzte<br />
Fragen beantwortet. Aber es wurde ja alles bereits ausführlich<br />
in der Sprechstunde besprochen. Die Vorbereitungen nehmen<br />
ihren Lauf, es wird abgedeckt und der Chirurg, mehr aus<br />
Gewohnheit <strong>als</strong> aus Notwendigkeit, zeichnet den Hautschnitt<br />
auf der Aussenseite des Ellbogens ein und greift zum<br />
Messer. In diesem Moment erscheint das freundliche Gesicht<br />
der Anästhesistin über dem sterilen Vorhang und meint mit<br />
Erstaunen: Es sei doch interessant, dass der Schnitt aussen gemacht<br />
werde, hätte doch der Patient noch vor dem Einschlafen<br />
berichtet, er sei dann froh, wenn die Schmerzen auf der<br />
Innenseite des Ellbogens endlich verschwinden würden …<br />
Beinahe die f<strong>als</strong>che Seite des Ellbogens<br />
operiert …<br />
Das ist eine wahre Geschichte aus meiner Tätigkeit, und<br />
ich weiss, dass ich so etwas nie mehr erleben möchte. Zum<br />
Glück war die Kollegin auf der anderen Seite des Vorhanges<br />
so aufmerksam; zum Glück herrscht bei uns ein Betriebsklima<br />
der Kollegialität und gegenseitigem Respekt; zum<br />
Glück habe ich mein Versehen noch bemerkt, bevor ein<br />
Schaden am Patienten entstanden ist.<br />
Was aber in mir selber abgelaufen ist, ist eindrücklich.<br />
Wie von der Tarantel gestochen habe ich mir meine sterilen<br />
Kleider vom Leibe gerissen, die Krankengeschichte konsultiert<br />
und festgestellt, dass ich tatsächlich beinahe eine Operation<br />
an der f<strong>als</strong>chen Seite des richtigen Ellbogens durchgeführt<br />
hätte. Das hat mich völlig aus dem Konzept gebracht,<br />
ich habe mich mit Selbstvorwürfen gemartert und an meiner<br />
Professionalität gezweifelt. Nur dank dem grossen Verständnis<br />
meines Umfeldes und der Erkenntnis , dass kein Patientenschaden<br />
entstanden ist, konnte ich mich nach einer<br />
Pause wieder fangen und meinen Arbeitstag im OP regulär<br />
weiterführen.<br />
Ein guter Umgang mit Fehlern ist keine<br />
Selbstverständlichkeit<br />
Wenn man in solchen Situationen alleingelassen wird<br />
und nicht auf eine Umgebung zählen kann, die so etwas<br />
mitträgt und zu verarbeiten hilft, dann kann ich mir<br />
sehr gut vorstellen, dass selbst eine Tätigkeit, die man liebt,<br />
zum Albtraum wird. Die Initiative «Das Zweite Opfer»<br />
von der Stiftung Patientensicherheit verdient deshalb<br />
unsere volle Aufmerksamkeit. Bisher tabuisiert, ist das<br />
Thema nun systematisch aufgearbeitet worden, mit dem<br />
Ziel zu sensibilisieren, aber auch Mittel zur Verfügung zu<br />
stellen, die Problematik in die Ausbildung des Gesundheitsperson<strong>als</strong><br />
einzubauen. Gefordert ist vor allem auch die<br />
Chefetage. Sie sind es, die Mitarbeitende auffangen und<br />
unterstützen müssen, wenn solche (Beinahe-)Vorfälle passieren.<br />
Der Artikel zu diesem Thema auf Seite 990 dieser Ausgabe<br />
der <strong>Schweizerische</strong>n Ärztezeitung ist mehr <strong>als</strong><br />
lesenswert.<br />
Übrigens, der Patient hat heute einen beschwerdefreien<br />
Ellbogen und ist mit dem Operationsresultat zufrieden. Und<br />
ich habe eine Menge gelernt.<br />
Dr. med. Daniel Herren MHA,<br />
Mitglied des Zentralvorstandes der FMH,<br />
Verantwortlicher für das Ressort DDQ<br />
Editores Medicorum Helveticorum<br />
<strong>Schweizerische</strong> Ärztezeitung | Bulletin des médecins suisses | Bollettino dei medici svizzeri | 2011;92: 26<br />
983
Tariffragen<br />
FMH<br />
SASIS sammelt Ärztedaten<br />
ohne Vertragsgrundlage<br />
Ernst Gähler a ,<br />
Thomas Kessler b ,<br />
Gabriela Lang c<br />
a<br />
b<br />
c<br />
Dr. med., Vizepräsident<br />
FMH, Verantwortlicher<br />
Ressort Tarife und Verträge<br />
Projektleiter Ressort Tarife<br />
und Verträge FMH<br />
Rechtsdienst FMH<br />
SASIS: Verhalten nicht vertragskonform<br />
Möchte ein Arzt eine Praxis eröffnen, benötigt er gemäss<br />
Rahmenvertrag TARMED eine sogenannte Zahlstellenregister-Nummer,<br />
auch <strong>als</strong> ZSR-Nummer bezeichnet.<br />
Im Auftrag von santésuisse ist die SASIS AG<br />
schweizweit für die Vergabe der ZSR-Nummern zuständig.<br />
Damit ein Arzt eine solche erhält, muss er<br />
zahlreiche Dokumente einreichen wie etwa die kantonale<br />
Berufsausübungsbewilligung, Fähigkeits- und<br />
Fertigkeitsausweise der FMH sowie die erworbenen<br />
Schwerpunkte FMH. Zudem muss der Arzt einen umfangreichen<br />
Fragebogen ausfüllen [1].<br />
Der drei Seiten umfassende Fragebogen besteht<br />
aus unterschiedlichen Kategorien. Notwendig zur<br />
Überprüfung der Abrechnungsberechtigung des Arztes<br />
sind die Angaben der Kategorien «Basisdaten»,<br />
«Name und Adressen», «Zahlungsverkehr» sowie «Zulassung».<br />
Die Kategorien «Ausbildung und Qualifikation»,<br />
«Status», «Ausrichtung der Praxistätigkeit»,<br />
«Praxiseinrichtung und -Spezialität» und «Beziehungen»<br />
enthalten jedoch grösstenteils Fragen sowie Angaben,<br />
die für die Abrechnung irrelevant sind.<br />
Der Arzt muss zudem unterschreiben: «F<strong>als</strong>che<br />
oder unvollständige Angaben können dementsprechend<br />
ebenso wie das Unterlassen von Mutationsmeldungen<br />
zum Entzug der ZSR- bzw. K-Nummern<br />
führen.»<br />
Der SASIS-Fragebogen verlangt Angaben von Ärztinnen<br />
und Ärzten, die nach Meinung der FMH weit<br />
über die Vereinbarungen im TARMED hinausgehen<br />
und somit ohne entsprechende Rechtsgrundlage sind.<br />
Wir werden den Fragebogen in den kommenden<br />
Wochen im Detail prüfen und in einem späteren Artikel<br />
berichten, wie sich die Ärzteschaft gegen diesen<br />
Informations-Heisshunger von santésuisse wehren<br />
kann.<br />
Auch eine K-Nummer ist nicht notwendig<br />
Wir wissen von Ärzten und anderen Berufsgruppen,<br />
so z.B. von angestellten Psychotherapeuten, die delegierte<br />
ärztliche Leistungen im Rahmen des TARMED<br />
erbringen, dass santésuisse verlangt, sie müssten <strong>als</strong><br />
angestellte Personen in einer Einrichtung gemäss<br />
KVG 36a eine (gebührenpflichtige) Kontroll-Nummer,<br />
auch <strong>als</strong> K-Nummer bezeichnet, beantragen.<br />
Gemäss Rahmenvertrag TARMED und kantonalen<br />
Anschlussverträgen muss die Rechnung an die<br />
Kostenträger sowohl die GLN-Nummer (Global Location<br />
Number, früher <strong>als</strong> EAN-Nummer bezeichnet) <strong>als</strong><br />
auch die ZSR-Nummer enthalten. Die Verträge sehen<br />
jedoch keine Angabe einer K-Nummer für angestellte<br />
Ärzte und Psychotherapeuten vor.<br />
Das Bundesgericht sagt es deutlich [3]: Wenn santésuisse<br />
mehr Daten <strong>als</strong> bisher vertraglich vorgesehen<br />
«Die FMH engagiert sich auch hier sowohl politisch <strong>als</strong> auch inhaltlich für<br />
eine neue Beurteilungspraxis der Wirtschaftlichkeit.»<br />
santésuisse begründet ihren Informationshunger<br />
damit, dass die Angaben notwendig seien für «die Zuteilung<br />
[des Arztes] zur richtigen Arztgruppe für die<br />
Wirtschaftlichkeitsprüfung». Dabei ist der FMH aus<br />
Hunderten von Fällen bekannt, wie intransparent,<br />
unvollständig und zum Teil statistisch ungenügend<br />
die Wirtschaftlichkeitsprüfungen (gemäss der<br />
ANOVA-Methode) durch santésuisse erfolgen. Dies<br />
haben ja auch zwei kürzlich erschienene Bundesgerichtsentscheide<br />
klar bestätigt [2]. Die FMH engagiert<br />
sich auch hier sowohl politisch <strong>als</strong> auch inhaltlich<br />
für eine neue Beurteilungspraxis der Wirtschaftlichkeit.<br />
benötigt, sind «die Verträge in Bezug auf die Abrechnungsmodalitäten<br />
dieser Leistungserbringer-Kategorie<br />
zu ergänzen». Bisher haben die Tarifpartner santésuisse<br />
und FMH nicht vereinbart, dass die K-Nummer<br />
auf der Rechnung anzugeben ist. Deshalb kann santésuisse<br />
weder Ärzte noch andere Berufsgruppen, die im<br />
Rahmen des TARMED Leistungen erbringen, zu einer<br />
K-Nummer verpflichten.<br />
Die FMH pflegt seit Jahren vertragskonform, auftragsgemäss<br />
und mit viel Aufwand die täglich aktualisierte<br />
Datenbank www.doctorfmh.ch: Sie ist öffentlich<br />
zugänglich und stellt transparent die fachlichen<br />
Qualifikationen aller Ärzte in der Schweiz dar.<br />
Editores Medicorum Helveticorum<br />
<strong>Schweizerische</strong> Ärztezeitung | Bulletin des médecins suisses | Bollettino dei medici svizzeri | 2011;92: 26<br />
985
Tariffragen<br />
FMH<br />
Brillengläser und Kontaktlinsen sind von der Mittel- und<br />
Gegenständeliste (MiGeL) ersatzlos gelöscht.<br />
Geringe Auswirkung der Änderung der MiGeL<br />
auf die Verrechnung von Verbrauchsmaterialien<br />
nach TARMED<br />
Per 1.7.2011 werden folgende «Materialien» von der<br />
Mittel- und Gegenständeliste (MiGeL) ersatzlos gelöscht:<br />
– 03.05.10.00.1 Gripper für Port-A-Cath<br />
– 03.05.11.00.1 Nadeln für Port-A-Cath<br />
– 25.01 Brillengläser/Kontaktlinsen<br />
– 34.50 Gips und Zubehör<br />
– 34.90 Wund-Vakuum-Therapiesystem<br />
von «Verbrauchsmaterialien» im Rahmen der ärztlichen<br />
und nichtärztlichen Leistungserbringung nach<br />
TARMED. Unabhängig davon, ob das «Verbrauchsmaterial»<br />
auf der Mittel- und Gegenständeliste<br />
(MiGeL) aufgelistet ist oder nicht, gilt weiterhin die<br />
folgende im TARMED verankerte Generelle Interpretation<br />
GI-20 Verbrauchsmaterialien und Implantate: «Verbrauchsmaterial<br />
ist separat verrechenbar, sofern der<br />
Einkaufspreis (inkl. MWST) pro Einzelstück 3 CHF<br />
übersteigt. Verrechnet wird der Einstandspreis (Stückpreis<br />
auf der Basis der Jahreseinkaufsmenge) plus ein<br />
Zuschlag von 10%. Für Verbrauchsmaterialien, die in<br />
der {MiGeL} oder in Verträgen aufgeführt sind, gelten<br />
maximal deren Preise.<br />
Die Artikel sind mit Preisangabe und Abgabedatum<br />
(Datum der Sitzung) einzeln aufzuführen.<br />
Nicht unter diese Vergütungsregelung fällt das<br />
wiederverwendbare Instrumentarium (inkl. Fixateur<br />
externe). Dieses ist bereits in den einzelnen Tarifpositionen<br />
berücksichtigt.<br />
Ebenfalls nicht Bestandteil dieser Vergütungsregelung<br />
bilden Massanfertigungen durch Orthopädietechniker<br />
bzw. Orthopädieschuhmachermeister. Solche<br />
Sonderanfertigungen können auf der Basis der<br />
einschlägigen Tarife (Schweizer Verband der Orthopädietechniker<br />
[{SVOT}]-Tarif bzw. Orthopädieschuhmachermeister<br />
[{OSM}]-Tarif) in Rechnung gestellt<br />
werden.»<br />
Literatur<br />
1 vgl. https://www.santesuisse.ch/user_content/editor/<br />
files/SASIS_ZSR_Fragebogen_10-01-06/fragebogen_<br />
aerzte.pdf<br />
2 BGE 9C_968/2009 vom15. Dezember 2010, BGE<br />
9C_733/2010 vom 19. Januar 2011.<br />
3 BGE 9C_701/2008 vom 20. April 2009.<br />
Die Änderung der Mittel- und Gegenständeliste<br />
(MiGeL) hat geringe Auswirkung auf die Verrechnung<br />
Editores Medicorum Helveticorum<br />
<strong>Schweizerische</strong> Ärztezeitung | Bulletin des médecins suisses | Bollettino dei medici svizzeri | 2011;92: 26 986
DDQ<br />
FMH<br />
Medizinische Qualitätsarbeit –<br />
eine Bestandesaufnahme in Kleinporträts (31)<br />
* www.fmh.ch → Qualität<br />
→ Qualitätsinitiativen<br />
Qualitätsarbeit hat sich in der Schweizer Medizin etabliert;<br />
dies aufzuzeigen, hat sich die Arbeitsgruppe<br />
Qualität der FMH zur Aufgabe gemacht. Deshalb stellt<br />
sie den FMH-Mitgliedern in vier aufeinanderfolgenden<br />
Ausgaben der <strong>Schweizerische</strong>n Ärztezeitung Qualitätsinitiativen<br />
vor, die Referenten aus verschiedenen<br />
Fachgebieten und Arbeitsbereichen (ambulant/statio-<br />
när) präsentiert haben. Zugleich publiziert die FMH-<br />
Abteilung Daten, Demographie und Qualität DDQ diese<br />
Kurzporträts auf www.fmh.ch und ergänzt sie online um<br />
praktische Informationen.* Heute steht das Projekt<br />
Brustzentren-Zertifizierung der <strong>Schweizerische</strong>n Gesellschaft<br />
für Senologie sowie der Krebsliga im Zentrum.<br />
Brustzentren – Qualität dank Teamarbeit<br />
Bernhard Allgayer,<br />
Günther Gruber,<br />
Karin Huwiler<br />
Korrespondenz:<br />
Bernhard Allgayer<br />
Günther Gruber<br />
info@senologie.ch<br />
Karin Huwiler<br />
q-label@krebsliga.ch<br />
Für den eiligen Leser<br />
– Brustkrebspatientinnen werden am besten<br />
von einem spezialisierten Team betreut.<br />
– Deshalb fördert die <strong>Schweizerische</strong> Gesellschaft<br />
für Senologie (SGS) gemeinsam mit<br />
der Krebsliga Schweiz (KLS) Brustzentren und<br />
Brustzentren-Ärztenetzwerke.<br />
– SGS und KLS haben ein Zertifizierungsverfahren<br />
für Brustzentren entwickelt; die ersten<br />
Labels werden Ende Jahr 2011 vergeben.<br />
Beschreibung<br />
Brustkrebs-Patientinnen werden von Radiologen, Pathologen,<br />
Onkologen, Radioonkologen, Chirurgen,<br />
plastischen Chirurgen und Gynäkologen betreut. Diverse<br />
Studien haben nachgewiesen, dass das Behandlungsergebnis<br />
deutlich besser ausfällt, wenn die Patientinnen<br />
in den Händen eines auf Brustkrebs spezialisierten<br />
Teams sind [1]. Einen bedeutenden<br />
Einfluss auf die Qualität der Behandlung haben insbesondere<br />
die Vernetzung der Spezialisten untereinander<br />
sowie der Caseload bzw. die Erfahrung des<br />
Teams insgesamt. Mit ihrem Brustzentren-Projekt verfolgt<br />
die <strong>Schweizerische</strong> Gesellschaft für Senologie<br />
(SGS) gemeinsam mit der Krebsliga Schweiz (KLS) die<br />
Förderung von Brustzentren und Brustzentren-Ärztenetzwerken<br />
in der Schweiz. Im Rahmen des Projekts<br />
entwickeln SGS und KLS in Zusammenarbeit mit<br />
Sanacert (<strong>Schweizerische</strong> Stiftung für die Zertifizierung<br />
der Qualitätssicherung im Gesundheitswesen)<br />
ein Zertifizierungsverfahren für Brustzentren. Die Kriterien<br />
für das Qualitätslabel orientieren sich an denjenigen<br />
der Europäischen Gesellschaft für Brustkrebs,<br />
EUSOMA, sie wurden jedoch an die <strong>Schweizerische</strong>n<br />
Verhältnisse adaptiert. Die ersten Labels sollen noch<br />
dieses Jahr vergeben werden.<br />
Eignung<br />
Brustzentren und Brustzentren-Netzwerke<br />
Zeitaufwand und Kosten<br />
Zeitaufwand<br />
– Bereitstellung der Unterlagen: abhängig vom<br />
Stand der Datenerhebung in der einzelnen Institution<br />
– Audit: in der Regel 1–2 Tage, je nach Grösse und<br />
Komplexität der Institution<br />
Kosten<br />
– Erstzertifizierung: noch genau zu definieren;<br />
ca. 15000 CHF<br />
– Rezertifizierung: noch genau zu definieren;<br />
ca. 7500–10000 CHF<br />
Weitere Informationen<br />
www.senologie.ch<br />
www.krebsliga.ch/q-label<br />
Rothenbühler M. Medizinische Qualitätsarbeit – eine<br />
Bestandesaufnahme in Kleinporträts. Stiftung Sana-<br />
CERT suisse. Schweiz Ärztezeitung; 2009;90(24):943.<br />
1 Skinner KA, Helsper JT, Deapen D, Ye W, Sposto R.<br />
Breast cancer: do specialists make a difference?<br />
Ann Surg Oncol. 2003;10(6):606–15.<br />
Stefoski Mikeljevic J, Haward RA, Johnston C,<br />
Sainsbury R, Forman D. Surgeon workload and<br />
survival from breast cancer. Br J Cancer. 2003;89(3):<br />
487–91.<br />
Editores Medicorum Helveticorum<br />
<strong>Schweizerische</strong> Ärztezeitung | Bulletin des médecins suisses | Bollettino dei medici svizzeri | 2011;92: 26<br />
987
Public Health<br />
FMH<br />
Willkommen in Basel: chronische Erkrankungen –<br />
eine globale Herausforderung<br />
Nino Künzli a ,<br />
Nicole Probst-Hensch b<br />
a Prof. Dr. med. et PhD,<br />
Ordinarius für Sozial- und<br />
Präventivmedizin der<br />
Universität Basel und<br />
Vizedirektor des<br />
<strong>Schweizerische</strong>n Tropenund<br />
Public Health Instituts<br />
(Swiss TPH), Leiter des<br />
Forschungsdepartements<br />
Epidemiologie und Public<br />
Health<br />
b Prof. Dr. phil. et PhD,<br />
Extraordinaria für Public<br />
Health der Universität Basel<br />
und Leiterin der Abteilung<br />
der Epidemiologie<br />
chronischer Krankheiten<br />
sowie Vize-Leiterin des<br />
Departements Epidemologie<br />
und Public Health am Swiss<br />
TPH<br />
Korrespondenz:<br />
Prof. Dr. med. Nino Künzli<br />
Swiss TPH<br />
Socinstrasse 57<br />
Postfach<br />
CH-4052 Basel<br />
nino.kuenzli@unibas.ch<br />
Die Swiss Public Health Conference 2011 wird von Public Health Schweiz in<br />
Zusammenarbeit mit dem <strong>Schweizerische</strong>n Tropen- und Public Health Institut<br />
organisiert. Als grösste akademische Public Health Institution der Schweiz setzt sich<br />
dieses in Forschung, Dienstleistung und Lehre für die Gesundheit der Bevölkerung<br />
ein. Public Health Schweiz setzt sich <strong>als</strong> nationale Dachorganisation für das<br />
Wachstum und die Entwicklung von Public Health und deren Umsetzung in die<br />
Praxis ein. Informationen zu den Veranstaltungen: www.public-health.ch; www.<br />
swisstph.ch<br />
Ende August 2011 steht Basel im Zeichen chronischer<br />
Krankheiten. Dem Workshop zum international<br />
hochaktuellen Thema von «Mega-Kohortenstudien»<br />
(24.8.2011) folgt die Jahreskonferenz von Public<br />
Health Schweiz (25./26.8.2011) zum Titelthema mit<br />
der öffentlichen Podiumsdiskussion zur Frage «Gesunde<br />
Stadt – ein Widerspruch?»<br />
Im September folgt in New York die U.N.-<br />
Gipfelkonferenz zu nichtübertragbaren Krankheiten<br />
[1]. Ein Hauptresultat soll die Verabschiedung einer<br />
Zielvereinbarung sein, um die Todesraten wegen<br />
chronischer Krankheiten jährlich um 2% zu senken.<br />
Nichtübertragbare Krankheiten sind heute weltweit<br />
die wichtigsten Todesursachen. Organisationen wie<br />
WHO oder Weltbank warnen vor den gesundheitlichen<br />
und wirtschaftlichen Folgen der globalen Epidemie<br />
chronischer Erkrankungen.<br />
Einige Beispiele: In der Schweiz leben mindestens<br />
4% der Bevölkerung mit Diabetes mellitus – Dunkelziffer<br />
unbekannt. In afrikanischen Regionen südlich<br />
der Sahara wird – bei noch schlechterer Datenlage –<br />
davon ausgegangen, dass in einigen Gegenden bis zu<br />
16 % an Diabetes leiden. Gemäss Hochrechnungen<br />
für Indien treten pro 1000 Einwohner jährlich ca.<br />
2 neue Diabetesfälle auf. In der Schweiz ist bei den<br />
45–64-Jährigen Krebs die häufigste Todesursache. Das<br />
Nationale Krebsprogramm 2011–2015 betont, dass<br />
die Krebsinzidenzrate weiterhin steigt. Erstm<strong>als</strong> liegen<br />
für die Schweiz auch Zahlen zur Inzidenz der<br />
chronisch obstruktiven Lungenerkrankung vor: gemäss<br />
SAPALDIA-Studie sind dies pro 1000 Einwohner<br />
jährlich ca. 14 neue Fälle. Die Zunahme der Lebenserwartung<br />
erklärt die Epidemie chronischer Krankheiten<br />
nur teilweise. So besteht ein grosses Potential<br />
für die Prävention.<br />
Wichtige Ursachen dieser Krankheitslast liegen in<br />
den Folgeerscheinungen der Verstädterung unserer<br />
Lebensräume. Mehr <strong>als</strong> die Hälfte der Weltbevölkerung<br />
lebt heute in urbanem Umfeld. Damit verbunden<br />
sind starke Veränderungen des Lebensstils, der<br />
Umwelt sowie des sozialen und ökonomischen Umfelds.<br />
Schadstoffe aus Verkehr, Industrie und Haushalt<br />
belasten Luft, Wasser und Böden. Auch in Ländern<br />
des Südens und Ostens tragen die Einflüsse von<br />
Fernsehen, Werbung und Marketing wesentlich zum<br />
gesellschaftlichen Wandel bei. Dort ersetzen chronische<br />
Krankheiten nicht die weitverbreiteten übertragbaren<br />
Krankheiten. Vielmehr tritt diese hohe Krankheitslast<br />
zusätzlich zu bestehenden Problemen. Dies<br />
stellt die Gesundheitssysteme dieser Länder vor immense<br />
Herausforderungen.<br />
Sowohl im Süden wie im Norden bildet Forschung<br />
die zentrale Grundlage, um evidenzbasierte Strategien<br />
zur Prävention und Behandlung chronischer<br />
Krankheiten wirksam umzusetzen. Grossangelegte<br />
Langzeitstudien bilden das Rückgrat der Erforschung<br />
chronischer Krankheiten, ihrer Verläufe, Ursachen<br />
und Prävention. Das <strong>Schweizerische</strong> Tropen- und Public-Health<br />
Institut organisiert deshalb einen ganztägigen<br />
Workshop zur Zukunft der Kohortenforschung.<br />
Experten aus dem In- und Ausland werden darlegen,<br />
wie Kohorten mit mehreren Tausend Teilnehmenden<br />
aufgebaut und über Jahre erhalten werden. In geschlossenen<br />
Workshops werden dann Ziele, Inhalte,<br />
Struktur und Finanzierung der Langzeitforschung in<br />
der Schweiz diskutiert.<br />
An zwei Tagen widmet sich die Public Health<br />
Jahreskonferenz in Symposien, Workshops, Präsentationen<br />
und Postersitzungen insbesondere den chronischen,<br />
nichtübertragbaren Erkrankungen, ihren Ursachen,<br />
ihrer Überwachung und Prävention. Die Bedeutung<br />
von Lebensstil, Umwelt und Gesundheitssystemen<br />
soll ebenso beleuchtet werden wie Chancen und<br />
Herausforderungen neuster -omics-Technologien. In<br />
der abschliessenden öffentlichen Podiumsdiskussion<br />
(26.8.2011, 15.00 Uhr) stehen Fragen zur gesunden<br />
Stadt im Zentrum. Werden unsere Städte gesundheitsgerecht<br />
geplant? Muss verdichtetes Wohnen verdichteten<br />
Lärm, verschmutzte Luft und Unfälle nach<br />
sich ziehen? Brauchen wir die «essbare Stadt»? Wie<br />
sieht die «bewegende» Stadt aus? Persönlichkeiten<br />
aus Politik, Behörden, Wissenschaft und Wirtschaft<br />
werden sich unter der Moderation von Urs Steiger,<br />
Wissenschaftsjournalist und Experte für Raumplanung<br />
und Umwelt, einer kritischen Diskussion stellen.<br />
Die Podiumsdiskussion kann ohne Anmeldung<br />
kostenlos besucht werden. Willkommen in Basel!<br />
1 Beaglehole R et al. for The Lancet NCD Action Group<br />
and the NCD Alliance. Priority actions for the noncommunicable<br />
disease crisis. Lancet. 2011;377:<br />
1438–47.<br />
Editores Medicorum Helveticorum<br />
<strong>Schweizerische</strong> Ärztezeitung | Bulletin des médecins suisses | Bollettino dei medici svizzeri | 2011;92: 26<br />
988
FMH<br />
Personalien<br />
Todesfälle / Décès / Decessi<br />
Yvonne Knecht (1948), † 26.5.2011,<br />
Fachärztin für Dermatologie und<br />
Venerologie, 3011 Bern<br />
Georg Angele (1951), † 28. 5.2011,<br />
Facharzt für Allgemeinmedizin, 8353 Elgg<br />
Ladislav Horvat (1924), † 6.6.2011,<br />
1213 PetitLancy 2<br />
Hans Isenschmid (1926), † 9.6.2011,<br />
Facharzt für Prävention und<br />
Gesundheitswesen, 8400 Winterthur<br />
Praxiseröffnung /<br />
Nouveaux cabinets médicaux /<br />
Nuovi studi medici<br />
GR<br />
Edmund Hofer,<br />
Facharzt für OtoRhinoLaryngologie,<br />
Via dal Bagn 16, 7500 St.Moritz<br />
LU<br />
Volker Landschulz,<br />
Facharzt für Physikalische Medizin<br />
und Rehabilitation und Praktischer Arzt,<br />
Hirschengraben 33, 6003 Luzern<br />
Ärztegesellschaft des Kantons Bern<br />
Ärztlicher Bezirksverein Bern Regio<br />
Zur Aufnahme <strong>als</strong> ordentliche Mitglieder haben<br />
sich angemeldet:<br />
Dr. med. Stefano Anastasi, Facharzt für<br />
Ophthalmologie FMH, Berner Augenklinik<br />
am Lindenhofspital, Bremgartenstrasse 119,<br />
3012 Bern<br />
Dr. med. Albrecht Popp, Praktischer Arzt, spez.<br />
Pharmazeutische Medizin FMH, Osteo<br />
Medical AG, Zwinglistrasse 14, 3007 Bern<br />
Dr. med. Christoph Senn, Facharzt für Innere<br />
Medizin FMH, Osteo Medical AG, Zwinglistrasse<br />
14, 3007 Bern<br />
Dr. med. Jotinder Singh Schümatschek-Kainth,<br />
Praktischer Arzt FMH, Osteo Medical AG,<br />
Zwinglistrasse 14, 3007 Bern<br />
Dr. med. Stefanie Springe, Fachärztin für<br />
Allgemeinmedizin FMH, Localmed, Bubenbergplatz<br />
10, 3011 Bern<br />
Einsprachen gegen diese Vorhaben müssen<br />
innerhalb 14 Tagen seit dieser Veröffentlichung<br />
schriftlich und begründet beim Präsidenten<br />
des Ärztlichen Bezirksvereins Bern<br />
Regio eingereicht werden. Nach Ablauf der<br />
Einsprachefrist entscheidet der Vorstand über<br />
die Aufnahme der Gesuche und über die allfälligen<br />
Einsprachen.<br />
Preise / Prix<br />
Universitätsspital Bern<br />
Dr. med. Johannes Lemke von der Universitätsklinik<br />
für Kinderheilkunde, Abteilung<br />
Humangenetik, Inselspital Bern, erhielt den<br />
diesjährigen Forschungsförderungspreis der<br />
<strong>Schweizerische</strong>n Liga gegen Epilepsie. Das<br />
unterstützte Projekt betrifft die Aufklärung<br />
genetischer Ursachen von bestimmten Epilepsieerkrankungen.<br />
Editores Medicorum Helveticorum<br />
<strong>Schweizerische</strong> Ärztezeitung | Bulletin des médecins suisses | Bollettino dei medici svizzeri | 2011;92: 26<br />
989
Stiftung für Patientensicherheit<br />
WEITERE ORGANISATIONEN UND INSTITUTIONEN<br />
Täter <strong>als</strong> Opfer – «second victims» –<br />
Konstruktiver Umgang mit Behandlungsfehlern<br />
in Gesundheitsorganisationen<br />
Nicoletta von Laue,<br />
David Schwappach,<br />
MarcAnton Hochreutener,<br />
Olga Frank<br />
* Das Projekt «Täter <strong>als</strong> Opfer»<br />
wurde massgeblich mitfinanziert<br />
durch die FMH.<br />
Error involvement<br />
Korrespondenz:<br />
Dr. Nicoletta von Laue<br />
Stiftung für Patientensicherheit<br />
Asylstrasse 77<br />
CH8032 Zürich<br />
Tel. 043 243 76 70<br />
Fax 043 243 76 71<br />
info@patientensicherheit.ch<br />
Ausgangslage<br />
Medizinische Fehler sind eine unausweichliche Realität<br />
in der Gesundheitsversorgung. Durch die Folgen<br />
von Fehlern werden an erster Stelle Patienten und<br />
ihre Angehörigen zu «Opfern» der medizinischen<br />
Versorgung. Doch nicht nur die Patienten werden zu<br />
Opfern, sondern fast alle medizinischen Fachpersonen<br />
werden im Laufe ihrer Berufsausübung einmal zu<br />
einem sog. «zweiten Opfer» oder «second victim»<br />
durch die Beteiligung an einem Fehler.<br />
Engagement der Stiftung<br />
Die Stiftung für Patientensicherheit hat <strong>als</strong> erste<br />
Organisation in Europa das Thema «second victim»<br />
systematisch aufgearbeitet. Mit dem Ziel, Gesundheitsorganisationen<br />
eine Grundlage für den konstruktiven<br />
Umgang mit den Folgen von Fehlern zu<br />
vermitteln.<br />
Die theoretischen Ergebnisse wurden in der<br />
68seitigen Schriftenreihe Täter <strong>als</strong> Opfer – «second<br />
victims»*, in deutscher und französischer Fassung<br />
publiziert. Im Folgenden wollen wir Ihnen Auszüge<br />
aus der Schriftenreihe vorstellen.<br />
Aufbau der Schriftenreihe<br />
Die theoretischen Inhalte werden «umrahmt» von<br />
konkreten Handlungsempfehlungen für Betroffene.<br />
Guilt<br />
Fear<br />
Frustration<br />
Responses to distress:<br />
Burn-out,Depression,<br />
Diminishing empathy<br />
Quality ofCare,<br />
PatientSafety<br />
Die Schriftenreihe startet, nach einer kurzen Einführung,<br />
direkt mit dem Kapitel «Was muss man wissen<br />
– was muss man tun?». Hier wird die Essenz in Form<br />
von Wissensinhalten und konkreten Verhaltensempfehlungen<br />
für Kader, Kollegen und betroffene Mitarbeiter<br />
vermittelt.<br />
Diese Handlungsempfehlungen liegen ebenfalls<br />
am Ende des Dokumentes in drei handlichen Broschüren<br />
bei. Sie können der Schriftenreihe entnommen<br />
werden und lassen sich z.B. <strong>als</strong> Gedankenstütze<br />
für den konkreten Bedarf verwenden.<br />
Die weiteren Kapitel vermitteln die wissenschaftliche<br />
Evidenz, sozialpsychologische Theorien und<br />
einen konzeptionellen Rahmen für den betriebsinternen<br />
Umgang mit Fehlern.<br />
Wissenschaftliche Evidenz<br />
Die systematische Literaturanalyse zeigt die internationalen<br />
Forschungsergebnisse zum Thema «second<br />
victim» auf. 32 quantitative und qualitative Primärstudien<br />
wurden nach definierten Kriterien ausgewählt<br />
(Datenbanken Medline und CINAHL) und analysiert.<br />
Die Ergebnisse zeigen, dass Fehler auf Fachpersonen<br />
tiefgreifende emotionale Auswirkungen haben<br />
können. Die Beteiligung an einem Fehler hinterlässt<br />
oft tiefe emotionale Spuren und kann psychische und<br />
gesundheitliche Krisen mit Burnout, Depression und<br />
Suizidalität auslösen. Auch berufliche Krisen folgen<br />
nach Fehlern, mit Zweifel an der eigenen fachlichen<br />
Kompetenz und Überlegungen, den Beruf zu verlassen.<br />
Ein reziproker Zyklus zwischen Fehlern, individueller<br />
Belastungssymptomatik und suboptimaler<br />
Patientenversorgung mit weiteren Fehlern kann entstehen<br />
(s. Abbildung).<br />
Dies trifft besonders dann zu, wenn eine Betriebskultur<br />
besteht, in der die Fachperson nach dem Fehler<br />
nicht ausreichend unterstützt wird und die<br />
«Schuld» alleine tragen muss.<br />
Die aktuelle Situation von in der Schweiz tätigen<br />
Fachpersonen wurde von uns durch Fokusgruppen<br />
mit Ärzten und Pflegefachpersonen erfasst. Insgesamt<br />
konnten drei Fokusgruppen unter professioneller Moderation<br />
durchgeführt werden. Die qualitativen Daten<br />
wurden inhaltsanalytisch ausgewertet. Die Ergebnisse<br />
bestätigten die emotionale Belastung durch Fehler<br />
von Fachpersonen in der Schweiz. Besonders die<br />
Kommunikation über die emotionale Situation wurde<br />
<strong>als</strong> defizitär beschrieben.<br />
Sozialpsychologische Theorien<br />
Das menschliche Handeln nach einem Fehler verläuft<br />
nach typischen psychologischen Reaktionsmustern,<br />
die in der Schriftenreihe anhand von sozialpsychologischen<br />
Theorien beschrieben werden. Die Attributionstheorie<br />
beschreibt z.B., dass die Schuldzuweisung<br />
nach einem Fehler («Sündenbock») zunächst einem<br />
Editores Medicorum Helveticorum<br />
<strong>Schweizerische</strong> Ärztezeitung | Bulletin des médecins suisses | Bollettino dei medici svizzeri | 2011;92: 26<br />
990
Stiftung für Patientensicherheit<br />
WEITERE ORGANISATIONEN UND INSTITUTIONEN<br />
Schriftenreihe und Schulungsangebote<br />
Kader-Schulung<br />
patientensicherheitschweiz<br />
Täter <strong>als</strong> Opfer<br />
Kaderschulung für den konstruktiven<br />
Umgang mit Fehlern in<br />
Gesundheitsorganisationen<br />
approved by<br />
Behandlungsfehler haben nicht nur Folgen für Patienten.<br />
Sie beeinträchtigen auch die Mitarbeiter – besonders<br />
diejenigen, welche in den Fehler involviert waren.<br />
Untersuchungen zeigen, dass die Beteiligung an einem<br />
Fehler zu starken Belastungen der Mitarbeiter führen<br />
kann, bis hin zuSchlaflosigkeit, Burn-Out und Depression.<br />
Zudem weisen betroffene Mitarbeiter neben ihrer<br />
persönlichen Beeinträchtigung Einbussen ihrer Leistungsfähigkeit<br />
und Leistungsqualität auf. Wenn die Folgeerscheinungen<br />
der Beteiligung an einem Fehler nicht<br />
systematisch und konstruktiv angegangen werden, kann<br />
ein Teufelskreis daraus resultieren, der nicht nur<br />
individuell tragisch, sondern betrieblich und strategisch<br />
relevant sein kann.<br />
Ein aktiver, besonnener und vorbereiteter Umgang hilft,<br />
diese Folgen zu mildern oder zu verhindern und stellt eine<br />
zentrale Aufgabe für Kaderpersonen dar.<br />
Schriftenreihe Nr. 3 – Täter <strong>als</strong> Opfer –<br />
Konstruktiver Umgang mit Fehlern in<br />
Gesundheitsorganisationen. 37 CHF.<br />
Eintägige Kaderschulung auf Deutsch<br />
ab Herbst 2011:<br />
betriebsextern 29. September und<br />
15. Dezember 2011, Zürich,<br />
betriebsinterne Angebote nach Absprache.<br />
Bestellmöglichkeiten, Schulungsangebote und weitere Informationen unter:<br />
www.patientensicherheit.ch<br />
schnellen «kognitiven Automatismus» entspricht, der<br />
zur Entlastung des Teams führt. Die beschuldigte Person<br />
trägt die Schuld alleine, wenn sie gelernt hat, dass<br />
in einer ähnlichen Situation nicht mit Hilfe zu rechnen<br />
ist (Theorie der erlernten Hilflosigkeit). Soll<br />
es nicht bei der Schuldzuweisung bleiben, braucht<br />
es zusätzliche Ressourcen auf kognitiver und struktureller<br />
Ebene. Ein Teamgespräch, bei dem nach fehlerbegünstigenden<br />
Faktoren gefragt wird, kann<br />
einen Perspektivwechsel im Team auslösen (Systemtheorie).<br />
Konzeptioneller Rahmen für den betriebsinternen<br />
Umgang mit Fehlern<br />
Die psychische Belastung nach einem Fehler ist <strong>als</strong><br />
(organisations)psychologischer Notfall zu betrachten,<br />
der sofortiger Hilfe bedarf. Möchte man die Abläufe<br />
im Notfall nicht dem Zufall überlassen, so<br />
braucht es einen konzeptionellen Rahmen für den<br />
betriebsinternen Umgang mit Fehlern. Ein solcher<br />
wurde von uns erarbeitet und in einem Modell dargestellt.<br />
Das Modell geht von vier Angriffspunkten<br />
aus:<br />
– Die Sensibilisierung von Mitarbeitern: Alle Gesundheitsanbieter<br />
sind potentielle «second<br />
victims», es geht uns alle an.<br />
– Commitment und Leadership der Führung: Kaderpersonen<br />
stehen hinter ihren Mitarbeitern, lassen<br />
die Beschuldigung von Einzelperson («Sündenbock»)<br />
nicht zu und sorgen dafür, dass Fehler systematisch<br />
aufgearbeitet werden.<br />
– Die Entwicklung und Übung: Die richtige Wortwahl<br />
im Gespräch mit der am Fehler beteiligten<br />
Person kann entscheidend sein. Die Kommunikation<br />
nach einem Fehler muss geübt werden.<br />
– Die Vorhaltung unterstützender Strukturen: Wie<br />
bei einem Notfall weiss jeder im Falle eines Fehlers,<br />
an wen er sich zu wenden hat und woher er<br />
Unterstützung bekommt.<br />
Ein gelungener Umgang mit Fehlern im Betrieb ist<br />
möglich, wenn an allen Angriffspunkten die nötigen<br />
Anpassungen vorgenommen werden.<br />
Ausblick<br />
In der Schriftenreihe «Täter <strong>als</strong> Opfer» wird das<br />
Wissen über das Thema wissenschaftlich aufgearbeitet<br />
und konkrete Handlungsempfehlungen werden<br />
gegeben. Um das Thema in den Betrieben zu<br />
verbreiten, bietet die Stiftung für Patientensicherheit<br />
zusätzlich Schulungen für Kaderpersonen an (s. Kasten).<br />
Die Forschungsergebnisse der letzten 10 Jahre zeigen,<br />
dass Fachpersonen nach berufsbedingten Risiken,<br />
wie medizinischen Fehlern, mit tiefgreifenden<br />
psychischen Problemen reagieren können und in der<br />
Editores Medicorum Helveticorum<br />
<strong>Schweizerische</strong> Ärztezeitung | Bulletin des médecins suisses | Bollettino dei medici svizzeri | 2011;92: 26 991
Stiftung für Patientensicherheit<br />
WEITERE ORGANISATIONEN UND INSTITUTIONEN<br />
Am internationalen Kongress der Stiftung für Patientensicherheit wird das Thema Täter<br />
<strong>als</strong> Opfer in einer der vielen Parallelsessions in einem Workshop behandelt:<br />
Patientensicherheit – avanti!<br />
Fortschritte!? … im 2. Jahrzehnt des 3. Jahrtausends<br />
29.–30. November 2011, Congress Center Basel<br />
(Preconference 28. November 2011)<br />
Hochkarätige Pioniere und internationale Top-Experten<br />
Charles Vincent (Imperial College London) und Robert Wachter (University of California San Francisco)<br />
sind global führende Forscher und Experten in klinischem Risikomanagement und sicherheitsorientierter<br />
Unternehmensführung. Kathleen Sutcliffe (University of Michigan) ist eine der weltweit anerkannten<br />
Spezialistinnen für Organisation und Kultur in Hochrisikoindustrien. Martin Bromiley war Pilot und<br />
«Human Factor Trainer» und verlor 2005 seine Ehefrau wegen eines Behandlungsfehlers. Er engagiert<br />
sich seither im englischen Gesundheitssystem für die Entwicklung von Human-Faktor-Aspekten <strong>als</strong><br />
Kernelement der Fehlerprävention. Neben diesen Personen wird das Programm durch exzellente Forscher<br />
und Praktiker aus der Schweiz und dem nahen Ausland geprägt.<br />
Hauptthemen werden sein: Patientensicherheit – Vergangenheit und Zukunft, Führung, Strategie und<br />
unternehmerische Chancen, Faktor Mensch, Höchstsicherheit, Patientensicherheit und Patienteneinbezug,<br />
rechtliche Fragen. Daneben werden in Parallelsessions mit Kurzreferaten und interaktiven<br />
Workshops viele weitere Themen vertieft.<br />
Weitere Informationen: www.patientensicherheit.ch/kongress<br />
Folge ein Risiko für die Patientensicherheit darstellen.<br />
Die Verarbeitung der psychischen Belastung nach<br />
einem unerwünschten Ereignis ist somit nicht nur<br />
ein individuelles Problem, sondern ein Thema der<br />
Mitarbeitergesundheit und der Patientensicherheit.<br />
Damit wird klar, dass Betriebe eine mehrfach begründete<br />
Verantwortung dafür tragen, dass nach Behandlungsfehlern<br />
mit den Mitarbeitern konstruktiv umgegangen<br />
wird.<br />
Gesundheitsorganisationen, die konstruktiv mit<br />
Behandlungsfehlern umgehen, schaffen nicht nur die<br />
Voraussetzung dafür, dass engagierte Fachpersonen<br />
die beste Versorgung an den Patienten leisten und<br />
produktivmotiviert im Arbeitsprozess gehalten werden<br />
können. Sie schaffen zusätzlich die Vorausset<br />
zung dafür, dass aus betriebsinternen Fehlern gelernt<br />
werden kann und eine Sicherheitskultur entsteht.<br />
Die Stiftung für Patientensicherheit will durch die<br />
Schriftenreihe und die angebotenen Schulungen in<br />
Schweizer Spitälern die Betriebskultur verbessern und<br />
somit einen weiteren Beitrag zur Etablierung einer<br />
Sicherheitskultur leisten.<br />
Literatur<br />
– Schriftenreihe Nr. 3 – Täter <strong>als</strong> Opfer – Konstruktiver<br />
Umgang mit Fehlern in Gesundheitsorganisationen.<br />
– Schwappach DL, Boluarte TA. The emotional impact<br />
of medical error involvement on physicians: a call<br />
for leadership and organisational accountability.<br />
Swiss Med Weekly. 2009; Jan 10;139(1–2):9–15.<br />
Review.<br />
Editores Medicorum Helveticorum<br />
<strong>Schweizerische</strong> Ärztezeitung | Bulletin des médecins suisses | Bollettino dei medici svizzeri | 2011;92: 26 992
SAMW<br />
WEITERE ORGANISATIONEN UND INSTITUTIONEN<br />
Kommentar 2011 zum Bericht «Die zukünftigen Berufsbilder von Ärztinnen/Ärzten<br />
und Pflegenden in der ambulanten und klinischen Praxis»<br />
Neue Berufsbilder für fehlende Berufsleute?<br />
<strong>Schweizerische</strong> Akademie<br />
der Medizinischen Wissenschaften<br />
SAMW<br />
1<br />
Folgende Persönlichkeiten<br />
gehörten der Arbeitsgruppe<br />
an, die den Bericht 2007 im<br />
Auftrag der Steuerungsgruppe<br />
«Zukunft Medizin<br />
Schweiz» erstellt hat: Dr.<br />
Werner Bauer, Küsnacht<br />
(Vorsitz); Prof. Anne-Françoise<br />
Allaz, Genf; Prof.<br />
Charles Bader, Genf; Barbara<br />
Gassmann, Bern; lic. oec.<br />
Pius Gyger, Zürich; Dr.<br />
Jacques de Haller, Bern; Dr.<br />
Romy Mahrer.<br />
2<br />
Bei der Ausarbeitung des<br />
Kommentars 2001 waren<br />
neben den Mitgliedern der<br />
Arbeitsgruppe auch folgende<br />
Persönlichkeiten beteiligt: Dr.<br />
Hermann Amstad, SAMW,<br />
Basel; lic. phil. Nadja<br />
Birbaumer, SAGW, Bern;<br />
Prof. Claudine Burton-Jeangros,<br />
Genf; Dr Magdalena<br />
Rosende, Lausanne; Prof.<br />
Ursula Streckeisen, Bern;<br />
Prof. Peter Suter, SAMW,<br />
Presinge.<br />
3<br />
Der Bericht aus dem Jahre<br />
2007 und der Kommentar<br />
2011 werden gleichzeitig<br />
auch <strong>als</strong> Broschüre veröffentlicht;<br />
diese kann bei<br />
der SAMW gratis bestellt<br />
werden (mail@samw.ch).<br />
Korrespondenz:<br />
<strong>Schweizerische</strong> Akademie der<br />
Medizinischen Wissenschaften<br />
SAMW<br />
Petersplatz 13<br />
CH-4051 Basel<br />
mail@samw.ch<br />
Ende 2007 veröffentlichte die <strong>Schweizerische</strong> Akademie<br />
der Medizinischen Wissenschaften (SAMW) den<br />
Bericht «Die zukünftigen Berufsbilder Sommer 2007 in<br />
der <strong>Schweizerische</strong>n Ärztezeitung (46/2007, S. 1942–<br />
52.) [1]; im Gegensatz zu den anderen Berichten im<br />
Rahmen des Projektes «Zukunft Medizin Schweiz»<br />
wurde dam<strong>als</strong> keine Broschüre gedruckt, die zusätzlich<br />
hätte verteilt werden können.<br />
Im Sinne einer gewissen Nachhaltigkeit veranstaltete<br />
die SAMW am 17. Juni 2009 in Bern die Tagung<br />
«Zum Wandel der Berufe im Gesundheitswesen:<br />
Aussensichten und Innensichten»; zum Programmkomitee<br />
gehörten auch Vertreterinnen der <strong>Schweizerische</strong>n<br />
Akademie der Geistes- und Sozialwissenschaften<br />
(SAGW).<br />
An der Tagung waren sich Referenten und Teilnehmer<br />
einig, dass eine optimale Gesundheitsversorgung<br />
nur durch eine enge Kooperation der zahlreichen<br />
Gesundheitsberufe in interprofessionellen<br />
Teams möglich ist, und dass gegenseitige Akzeptanz<br />
und Respektierung der spezifischen Kompetenzen<br />
eine wichtige Voraussetzung dafür sind.<br />
Fast vier Jahre nach der Veröffentlichung des<br />
Berichtes «Die zukünftigen Berufsbilder von Ärztinnen/Ärzten<br />
und Pflegenden in der ambulanten und<br />
klinischen Praxis» kam die damalige, um die SAGW-<br />
Expertinnen des Programmkomitees erweiterte Arbeitsgruppe<br />
zu einem Rückblick und Ausblick zusammen<br />
und prüfte, ob sie einen – und allenfalls welchen –<br />
Beitrag leisten kann bei der Umsetzung der damaligen<br />
Empfehlungen. Als eine der Massnahmen wurde<br />
beschlossen, den Bericht aus dem Jahre 2007 unverändert<br />
(quasi <strong>als</strong> «historisches Dokument») zu veröffentlichen<br />
und ihm einen aktuellen (d. h. den vorliegenden)<br />
Kommentar anzufügen [2, 3].<br />
Das Gesundheitssystem verändert sich<br />
langsam, aber stetig<br />
Das Schweizer Gesundheitssystem ist seit 2007 nicht<br />
stehengeblieben. Stichworte dazu sind Einführung<br />
von DRGs, Umsetzung der Pflegefinanzierung und<br />
Ausarbeitung eines Präventionsgesetzes. Erwähnenswert<br />
sind zudem die Gründung des Verbandes «Hausärzte<br />
Schweiz», die Einreichung der Hausarztmedizin-<br />
Initiative sowie die positive Aufnahme der Managed-<br />
Care-Vorlage im Parlament.<br />
Einige der im Bericht bereits erwähnten Entwicklungen,<br />
namentlich die Feminisierung des Arztberufes<br />
und der zunehmende Personalbedarf im Gesundheitsbereich,<br />
haben sich seither noch akzentuiert. Die<br />
2009 veröffentlichte Studie des OBSAN sowie der Versorgungsbericht<br />
der Gesundheitsdirektorenkonferenz<br />
(GDK) und der Nationalen Dach-Organisation der<br />
Arbeitswelt Gesundheit (OdASanté) zum zukünftigen<br />
Bedarf an Pflegepersonal hat auch die Politik aufgerüttelt<br />
und zu zahlreichen Vorstössen geführt. Es<br />
besteht Einigkeit darin, dass es nicht richtig ist, die<br />
personellen Lücken mit Fachleuten aus dem Ausland<br />
zu füllen und dadurch zur weltweiten Migration im<br />
Gesundheitswesen beizutragen.<br />
Der Wandel der Berufe aus dem sozialwissenschaftlichen<br />
Blickwinkel<br />
Der Bericht fokussiert im Wesentlichen auf zwei Berufsgruppen:<br />
Ärztinnen und Ärzte sowie Pflegende in<br />
der ambulanten und klinischen Praxis. Alle anderen<br />
Berufe im therapeutischen Bereich, vor allem aber<br />
solche im Bereich der Gesundheitsförderung, werden<br />
eher am Rande erwähnt, gewissermassen <strong>als</strong> Partner<br />
der hier interessierenden zwei Berufe. Um eine umfassendere<br />
und «vollständigere» Perspektive auf die<br />
Gesundheitsberufe zu haben, ist zu überlegen, ob ein<br />
nächster Bericht ins Auge zu fassen wäre, der den<br />
Fokus auf andere Gesundheitsberufe legt, etwa auf<br />
solche, deren Klienten nicht Kranke (Patientinnen<br />
und Patienten), sondern Gesunde sind. Die zahlreichen<br />
Aktivitäten im Zusammenhang mit der Prävention<br />
von Risiken dehnen den Aufgabenbereich des<br />
Gesundheitssystems kontinuierlich aus und führen<br />
dazu, dass die Gesamtheit der Bevölkerung (Gesunde<br />
und Kranke) einer steigenden Vielfalt von Gesundheitsfachleuten<br />
gegenübersteht.<br />
Der Bericht konzentriert sich zudem stark auf die<br />
Berufsinhaber; die Patienten sollten jedoch nicht aus<br />
den Augen verloren werden – sie stehen im Zentrum<br />
der Aktivitäten des Gesundheitssystems. Zu erwähnen<br />
wären in diesem Kontext etwa die folgenden<br />
Elemente: Die wachsende Komplexität des Gesundheitssystems<br />
macht es besonders für chronisch<br />
kranke Patienten schwierig, das undurchschaubare<br />
System zu verstehen; <strong>als</strong> Folge davon kommt es zu<br />
einer grösseren Abhängigkeit der Patienten von Ärztinnen,<br />
Ärzten und Pflegenden bzw. zu Behandlungsund<br />
Betreuungsabbrüchen.<br />
Die Erwartungen und Verhaltensweisen der Patientinnen<br />
und Patienten sind beeinflusst durch verschiedene<br />
gesellschaftliche Zugehörigkeiten (soziale<br />
Schicht; Altersgruppe; Geschlecht) und durch vielfältige<br />
Wertsysteme. Diese Vielfältigkeit und die Bedeutung<br />
der sozialen Faktoren sind zu berücksichtigen,<br />
Editores Medicorum Helveticorum<br />
<strong>Schweizerische</strong> Ärztezeitung | Bulletin des médecins suisses | Bollettino dei medici svizzeri | 2011;92: 26<br />
993
SAMW<br />
WEITERE ORGANISATIONEN UND INSTITUTIONEN<br />
wenn es darum geht, die adäquate Betreuung eines<br />
Patienten zu beschreiben.<br />
Die Ökonomisierung der Medizin <strong>als</strong><br />
treibende Kraft?<br />
Indem sie eine betriebswirtschaftliche Ausrichtung<br />
erhielten, sind zahlreiche Spitäler, Heime usw. zunehmend<br />
zu Betrieben geworden. Soziale Einrichtungen<br />
werden <strong>als</strong>o nach Prinzipien geführt, die ursprünglich<br />
für Fabriken Gültigkeit hatten. Neben den positiven<br />
Folgen dieser Entwicklung (kostenbewusstes<br />
Gestalten von Abläufen usw.), sind aber auch jene<br />
Konsequenzen zu betrachten, die Fragen aufwerfen<br />
oder Kontroversen auslösen.<br />
Was bedeutet es für den Arztberuf, wenn Ärzte im<br />
Krankenhaus zu «gewöhnlichen Angestellten» werden?<br />
Wenn in Spitälern Qualitätskontrolle, Mitarbeitergespräche<br />
usw. zur Selbstverständlichkeit werden?<br />
Was heisst es, wenn Ärzte gewerkschaftliche Aktionen<br />
durchführen? Der «Professionscharakter» entwickelt<br />
sich tendenziell zurück. Damit ist nicht allein<br />
der Prestigerückgang angesprochen, sondern auch<br />
die Frage, was mit der relativen beruflichen Autonomie<br />
geschieht, die Ärztinnen und Ärzte üblicherweise<br />
haben. Zudem fragt sich, welche Bedeutung<br />
den Berufsverbänden unter den veränderten Bedingungen<br />
zukommt. Neben der Verfolgung von Standesinteressen<br />
sind diese immer auch damit beschäftigt,<br />
ethische Prinzipien zu formulieren, die letztlich<br />
garantieren sollen, dass gute ärztliche und pflegerische<br />
Arbeit geleistet wird.<br />
Was bedeutet es, wenn Patienten zu «Kunden»<br />
werden? Was, wenn sie dazu aufgerufen werden, zu<br />
«mündigen» Patienten zu werden (empowerment)?<br />
Es scheint gesellschaftliche Bilder des Patienten <strong>als</strong><br />
unternehmerähnliche Figur zu geben, der seinen<br />
Gang zum Arzt und seinen Alltag nach Prinzipien des<br />
«gesunden Lebensstils» aktiv selber steuert. Sind<br />
solche Vorstellungen mit emanzipatorischen Entwicklungen<br />
oder aber mit einer zunehmenden Disziplinierung<br />
verbunden, die Ärzte und Pflegende mittragen<br />
dürfen/müssen? Wenn der Bericht feststellt,<br />
«Grundelement bleibt die persönliche, oft langfristige<br />
zwischenmenschliche Beziehung von Arzt und<br />
Patient», ist zu fragen, ob dieses Grundelement durch<br />
neuere Entwicklungen unterstützt oder bedroht<br />
wird.<br />
Eine rasante Ökonomisierung aufseiten der Versorger<br />
ist spürbarer <strong>als</strong> noch vor vier Jahren, ausgehend<br />
von den Beitragsleistenden und der Politik mit<br />
unverhältnismässigen Auswüchsen bezüglich Administration,<br />
Kennzahlen-/Datenerfassung und -nachweis,<br />
Controllingmassnahmen und mit einer Ergebnisqualität,<br />
die immer weniger <strong>als</strong> adäquat bezeichnet<br />
werden kann. Problematisch ist, wenn die<br />
Ergebnisqualität ausschliesslich monetär und im<br />
Sinne der Kostensenkung verstanden wird und<br />
schwer messbare Qualitäten wie «verlässliches Sorgen<br />
für jemanden» vernachlässigt werden.<br />
Zu überlegen ist, ob das hartnäckige Verteidigen<br />
traditioneller Rollen und Muster, von dem im Bericht<br />
die Rede ist, immer nur problematischen Charakter<br />
hat. Wenn Ärztinnen und Ärzte etwa dem Management<br />
ihres Betriebs gegenüber Skepsis zeigen, so<br />
braucht dahinter nicht nur Machtstreben zu stehen;<br />
vielmehr ist denkbar, dass ein angemessenes Verhältnis<br />
zum Patienten angestrebt wird und dieses durch<br />
Betriebsinteressen beeinträchtigt wird.<br />
Konflikte und Konsequenzen:<br />
Wo stehen wir heute?<br />
Es stellt sich die Frage, ob Entwicklungen nahezu epochalen<br />
Charakters im Sinne eines immer mächtiger<br />
werdenden Trends einfach «geschehen» oder ob sie<br />
eingeleitet, gefördert, beschleunigt oder gesteuert werden<br />
können – und durch wen? Sind es Berufsverbände,<br />
ist es der Staat, sind es hellhörige Wissenschaftler oder<br />
einzelne Pioniere und Pionierorganisationen, die aktiv<br />
werden müssen? Wie lassen sich die zum Teil berechtigten<br />
Interessen und Ansprüche betroffener Gruppen<br />
mit den Erfordernissen des Wandels in Einklang bringen?<br />
Inwieweit muss bis zu einem gewissen Grad<br />
akzeptiert werden, dass es bei Veränderungen immer<br />
Gewinner und Verlierer gibt, und wie kann sichergestellt<br />
werden, dass nicht die Patientinnen und Patienten<br />
die Verlierer sind? Wo hat der Markt seinen<br />
Platz, was bleibt Domäne eines «Service public»?<br />
Die Klärung dieser Fragen wäre umso dringender,<br />
<strong>als</strong> sich bei Hausärzten und Pflegefachpersonen die<br />
Mangelsituation in keiner Weise entschärft hat und<br />
alle Prognosen darauf hindeuten, dass sie sich weiter<br />
verschlimmern wird.<br />
Auch wenn immer wieder die Möglichkeiten und<br />
Chancen einer Neuverteilung der Verantwortlichkeiten<br />
unter den Gesundheitsberufen genannt und<br />
besprochen werden, ist in den vergangenen Jahren<br />
wenig Konkretes geschehen, um einen Wandel der<br />
Arbeitsmodelle und eben auch der Berufsbilder zu unterstützen.<br />
Zumindest in den Meinungsäusserungen<br />
scheint zwar ein breiter Konsens zu bestehen, dass die<br />
Inhalte, Rahmenbedingungen und Zuständigkeiten<br />
der Berufe im Gesundheitswesen sich wandeln und<br />
entwickeln müssen, doch viel weiter hat dieser etwas<br />
ratlos anmutende Konsens noch nicht geführt.<br />
Bei einigen der im Bericht detailliert besprochenen<br />
konkreten Konsequenzen drängen sich im Jahr<br />
2011 kurze Kommentare zum Stand der Umsetzung<br />
oder der Nicht-Umsetzung auf:<br />
Die Kompetenzen und Verantwortlichkeiten von<br />
Ärzten und Pflegenden und diejenigen innerhalb<br />
der einzelnen Berufsgruppen sind neu zu definieren<br />
Ziel einer solchen Neu-Definition der Arbeitsbereiche<br />
muss es ja sein, dafür zu sorgen, dass jede Berufsgruppe<br />
im Bereich ihrer Kernkompetenzen ihren spezifischen<br />
Beitrag zur bestmöglichen und effizienten<br />
Versorgung der Patienten leisten kann. Dies geschieht<br />
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SAMW<br />
WEITERE ORGANISATIONEN UND INSTITUTIONEN<br />
Projekt «Zukunft Medizin Schweiz» –Phase lll<br />
Die zukünftigen Berufsbilder<br />
von ÄrztInnen und Pflegenden<br />
Bericht und Kommentar<br />
Der vorliegende Beitrag ist ein Kommentar zum 2007<br />
erschienenen Bericht über Berufsbilder von Ärzten und<br />
Pflegenden.<br />
einerseits innerhalb der einzelnen Institutionen im<br />
Rahmen liberaler Regelungen, die vor allem die Qualität<br />
sicherstellen. Nötig sind aber Anreize, optimierte<br />
Rahmenbedingungen (z.B. in der Gesetzgebung) und<br />
unterstützende Massnahmen, damit neue Modelle<br />
auch wirklich realisiert werden können. Ärzte und<br />
Pflegende, aber auch andere Berufsgruppen müssen<br />
Verschiebungen ihrer Kompetenzen akzeptieren lernen.<br />
Sie dürfen dafür einen Abbau von bürokratischen<br />
Belastungen, eine Verwesentlichung ihrer Tätigkeit<br />
und eine bessere Arbeitsqualität erwarten. Seit<br />
der Publikation des Berichtes sind Einzelprojekte bekannt<br />
geworden, eine breite Entwicklung in Richtung<br />
einer neuen Interprofessionalität lässt sich noch<br />
nicht feststellen.<br />
Die Ausbildung auf Bachelorstufe vermittelt in<br />
Zukunft sowohl den Ärzten <strong>als</strong> auch den Pflegenden<br />
gemeinsame Grundelemente<br />
Wir stellen fest, dass die meisten Medizinischen Fakultäten<br />
und viele Ausbildungsinstitutionen für Pflegefachpersonen<br />
noch immer mit der Gestaltung ihrer jeweiligen<br />
Programme mehr <strong>als</strong> ausgelastet sind. Vor allem<br />
die Realisierung des Bologna-Modells fordert von<br />
den Fakultäten grösste Anstrengungen. Trotzdem muss<br />
am Ziel festgehalten werden, dass es zumindest gemeinsame<br />
Ausbildungsblöcke für zukünftige Ärzte und Pflegende<br />
gibt, die ihnen eine gemeinsame Sprache, eine<br />
Grundhaltung und die Basis eines Grundwissens über<br />
das Wesen von Gesundheit und Krankheit vermitteln.<br />
Neue Modelle der interdisziplinären Teamarbeit,<br />
bei der die einzelnen Berufe entsprechend ihren<br />
Kernkompetenzen eingesetzt werden können,<br />
sind zu fördern<br />
Die breite Einführung solcher Modelle (interprofessionelle<br />
Gruppenpraxen, Gesundheitszentren, «patient<br />
centered medical homes») benötigt mehr <strong>als</strong> nur die<br />
verbale Unterstützung und das Wohlwollen von Politikern<br />
und Journalisten. Eigentliche konkrete Bemühungen<br />
sind in den letzten Jahren aber nicht zu beobachten<br />
gewesen, obwohl immer klarer wird, dass<br />
nur dann eine Chance besteht, genügend Nachwuchs<br />
zu finden, wenn auch das Berufsleben mit den Vorstellungen<br />
von einer befriedigenden Lebensgestaltung<br />
kongruent ist. Die Zahl der Gruppenpraxen<br />
nimmt wohl zu, doch handelt es sich häufig nicht um<br />
wirklich integrierte Modelle, sondern um einige Ärzte<br />
mit der gleichen Adresse und dem durchaus berechtigten<br />
Bestreben, Kosten zu teilen und zu senken,<br />
meist ohne weitere Durchlässigkeit zwecks Verbesserung<br />
der Patientenversorgung. Erfreulich ist, dass es<br />
doch weitergehende Pioniergruppen gibt und dass<br />
auch einzelne Gemeinden beginnen, entsprechende<br />
Projekte zu unterstützen, weil sonst die medizinische<br />
Grundversorgung in ihrem Gebiet gar nicht<br />
mehr sichergestellt wäre. Solche Möglichkeiten von<br />
«public-private partnership» sind noch zu seltene,<br />
aber positive Zeichen für neue Entwicklungen. Die<br />
Übernahme von Praxen und Ärztezentren durch<br />
Krankenversicherer ist dagegen keine erstrebenswerte<br />
Entwicklung, da sie der «Gewaltentrennung» im Gesundheitswesen<br />
zuwiderläuft und zu unlösbaren Interessenkonflikten<br />
führen muss.<br />
Die Berufsverbände haben die Aufgabe, die<br />
notwendigen Massnahmen einzuleiten und<br />
miteinander im konstruktiven Gespräch zu<br />
bleiben<br />
Abgesehen von freundlichen, aber oberflächlichen<br />
Kontakten ist eine zielgerichtete Zusammenarbeit<br />
(noch) nicht feststellbar. Das Milizsystem, das dazu<br />
führt, dass die Berufsverbände und Fachgesellschaften<br />
auch ohne solche Projekte schon bis an den Rand<br />
ihrer Leistungsfähigkeit belastet sind, mag dazu beitragen,<br />
dass der Einstieg in eine schwierig zu bearbeitende<br />
neue Problematik wohl gescheut wird. Darum<br />
herumkommen werden sie aber nicht!<br />
Es braucht genügend akkreditierte Weiterbildungsplätze<br />
in Spitälern und in Praxen und<br />
ein genügendes Angebot an Teilzeitstellen<br />
Ausbildung und Weiterbildung sind Investitionen in<br />
die Zukunft und nicht bloss Kosten, an denen mit<br />
dem Rotstift des Sparens herumgestrichen werden<br />
kann. Wenn es nicht gelingt, Ausbildung und Weiterbildung<br />
quantitativ und qualitativ sicherzustellen,<br />
brauchen wir uns über Berufsbilder, zukunftsgerichtete<br />
Modelle und hohe Qualität der Versorgung im<br />
Gesundheitswesen eigentlich gar keine Gedanken<br />
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<strong>Schweizerische</strong> Ärztezeitung | Bulletin des médecins suisses | Bollettino dei medici svizzeri | 2011;92: 26 995
SAMW<br />
WEITERE ORGANISATIONEN UND INSTITUTIONEN<br />
mehr zu machen. Dann ginge es allenfalls nur noch<br />
um Notstandspläne.<br />
Der Bachelortitel muss auch in der Deutschschweiz<br />
und im Tessin zum Normalabschluss der<br />
Pflegeausbildung werden<br />
Dies ist begründet durch die weiterhin steigenden<br />
Anforderungen an die professionell Pflegenden und<br />
angesichts der tiefgreifenden Veränderungen im Gefüge<br />
der Pflegeberufe seit Einführung des neuen<br />
Berufs «Fachfrau/Fachmann Gesundheit» und der<br />
Lancierung des Attestberufs «Pflegepraktikerin», die<br />
unter Aufsicht und Anleitung von diplomierten Pflegefachpersonen<br />
arbeiten.<br />
Angemessene Investitionen in die Bildung sind<br />
im Interesse der Gesundheitsversorgung unserer<br />
Bevölkerung von grösster Bedeutung.<br />
Die Nachwuchsrekrutierung ist zu intensivieren<br />
Was immer hier geschieht, es genügt noch nicht. Es<br />
genügt aber auch deshalb nicht, weil nicht nur die<br />
Rekrutierung zu intensivieren ist, sondern weil ohne<br />
genügend Studienplätze die Rekrutierung natürlich<br />
im Sande verläuft. Wenn versucht werden soll, die<br />
Ausbildung der Pflegenden zu erweitern und zu akademisieren,<br />
damit sie einen breiteren Verantwortungsbereich<br />
wahrnehmen können, muss bedacht<br />
werden, dass es kaum Sinn macht, einen Mangelberuf<br />
(Ärzte) durch einen anderen Mangelberuf (Pflegefachleute)<br />
zu substituieren. Es braucht flankierende Massnahmen<br />
und eine Zunahme der Interessentinnen<br />
und Interessenten für Pflegeberufe, die sich dann auf<br />
verschiedenen Ebenen entfalten können.<br />
Gesetzliche Bestimmungen und Tarife sind<br />
dahingehend zu prüfen und so anzupassen, dass<br />
sie den Veränderungen von Kompetenzen und<br />
Verantwortlichkeiten nicht im Wege stehen<br />
Ohne gute Rahmenbedingungen, die auch eine gewisse<br />
Anreizfunktion haben müssten, werden die erhofften<br />
Entwicklungen zähflüssiger verlaufen oder<br />
gar verhindert werden. Tarifliche Anpassungen und<br />
das Ermöglichen der Tätigkeit <strong>als</strong> selbständige Leistungserbringer<br />
für Pflegende oder auch andere Berufsgruppen<br />
sind eine Notwendigkeit. In klar definiertem<br />
Rahmen sollte das Gesetz zulassen, dass diese Fachpersonen<br />
in eigener Verantwortlichkeit grundversicherte<br />
Leistungen erbringen können.<br />
Ausblick: Die Zukunft der Medizin ist teamorientiert,<br />
interprofessionell und modular<br />
Der 2007 veröffentlichte Bericht hat die Diskussion zu<br />
wichtigen Themen rund um die Berufsidentitäten und<br />
ihre Veränderungen eröffnet. Er beschreibt einen ganzen<br />
Strauss von Möglichkeiten und Massnahmen, wie<br />
unser noch gut funktionierendes Gesundheitswesen<br />
im positiven Sinn weiterentwickelt werden kann. Dabei<br />
spielt kompetentes und engagiertes Gesundheitspersonal<br />
eine ausschlaggebende Rolle. Ökonomische<br />
Überlegungen dürfen die uralten Anliegen der Menschheit<br />
rund um ethische Fragestellungen weder pervertieren<br />
noch verdrängen. So lange es Menschen gibt,<br />
die für die gute Sache und für andere Menschen einstehen,<br />
besteht Hoffnung auf gute Lösungen.<br />
Seit bald 10 Jahren macht die SAMW regelmässig<br />
auf den spürbaren und zunehmenden Ärzte- und<br />
Pflegepersonen-Mangel in unserem Land aufmerksam.<br />
Zuerst wenig beachtet, oder <strong>als</strong> «Verteilungsproblem»<br />
zwischen Stadt und Land interpretiert, tönt es<br />
heute ganz anders. Plötzlich sind sich alle einig: Auch<br />
die Universitätsspitäler fühlen den Mangel, die FMH<br />
schlägt Alarm, und die Hausärzte steigen auf die Barrikaden.<br />
Alle fordern energische Schritte, insbesondere<br />
mehr Ausbildungsplätze für Ärztinnen, Ärzte<br />
und andere Gesundheitsfachleute in den Fakultäten<br />
und an den Fachhochschulen.<br />
In der Schweiz kommen heute zwischen einem<br />
Drittel und der Hälfte aller Gesundheitsfachleute aus<br />
dem Ausland. Nun sind aber in der Zwischenzeit<br />
auch in Deutschland – dem «Hauptlieferanten» der<br />
bei uns fehlenden Kräfte – die ärztlichen Standesorganisationen,<br />
die Politiker sowie die Medien alarmiert:<br />
Der Mangel ist ebenfalls spürbar, die Zahl der unbesetzten<br />
Stellen im Spital nimmt rasch zu. Deutschland<br />
wird nicht um wirksame Massnahmen herumkommen,<br />
um die Auswanderung von Medizinalpersonal<br />
zu bremsen – und dann?<br />
Die breite Anerkennung des bedrohlichen Problems<br />
ist eigentlich eine gute Nachricht – besser spät<br />
<strong>als</strong> nie. Doch wie bei anderen späten Diagnosen wird<br />
die Therapie nicht einfacher. Es braucht jetzt stärkere<br />
Mittel, die Korrektur des Defizits wird mehr Zeit in<br />
Anspruch nehmen, Komplikationen sind nicht auszuschliessen,<br />
und die Heilungschancen sind durchzogen.<br />
Allein mit der Erhöhung der Zahl von Ausbildungsplätzen<br />
werden wir die Misere nicht beheben<br />
können. Es braucht zusätzliche mutige Massnahmen,<br />
besonders um die «leaky pipeline» abzudichten, d. h.<br />
den Verlust von ausgebildeten Fachkräften möglichst<br />
klein zu halten. Es gilt, Werte und Ideen der jüngeren<br />
Generationen mehr zu beachten – namentlich auch,<br />
um den Frauen zu erlauben, berufliche und Lebensziele<br />
langfristig zu vereinbaren. Die Mehrheit der Gesundheitsfachleute<br />
ist bereits heute weiblich; jede Reform<br />
hat dieser Tatsache Rechnung zu tragen.<br />
Sollte ein Kommentar zum Bericht über die Berufsbilder<br />
im Jahre 2015 nochm<strong>als</strong> zu ähnlichen<br />
Schlussfolgerungen kommen wie der heutige, wäre<br />
der Versuch, Schaden vom Gesundheitswesen abzuwenden,<br />
wohl gescheitert!<br />
Editores Medicorum Helveticorum<br />
<strong>Schweizerische</strong> Ärztezeitung | Bulletin des médecins suisses | Bollettino dei medici svizzeri | 2011;92: 26 996
Symposium Zürich<br />
WEITERE ORGANISATIONEN UND INSTITUTIONEN<br />
Kosten-/Nutzen-Bewertung von Medikamenten und Medizinprodukten<br />
Kann die Schweiz von den Erfahrungen<br />
in anderen Ländern profitieren?<br />
Bernd Mühlbauer a ,<br />
Heinz Locher b<br />
a Prof. Dr. med.<br />
b Dr. rer. pol.<br />
Tarife und Preise für medizinische Leistungen (niedergelassene<br />
Ärzte, Spitäler) werden in der Schweiz<br />
grundsätzlich in Verträgen zwischen Versicherern<br />
und Leistungserbringern vereinbart. Bei Medikamenten<br />
und zum Teil bei Medizinalprodukten (MiGeL)<br />
hingegen werden sie von der zuständigen Behörde <strong>als</strong><br />
Höchstpreis oder Höchstvergütungsbetrag festgesetzt.<br />
Als Voraussetzung für eine Vergütung müssen die<br />
Leistungen die Kriterien der Wirksamkeit, der Zweckmässigkeit<br />
und der Wirtschaftlichkeit (WZW) erfüllen.<br />
Dem Preisüberwacher stehen dabei Mitwirkungsrechte<br />
zu.<br />
Vergütungssysteme im politischen<br />
Brennpunkt<br />
Die verschiedenen Vergütungssysteme, die Prozesse<br />
der Festlegung und die Höhe der Tarife und Preise stehen<br />
<strong>als</strong> Folge der Kostenentwicklung im Gesundheitswesen<br />
zunehmend im politischen Brennpunkt.<br />
Eine stärkere Regelung erscheint aus einer marktwirtschaftlich-wettbewerblichen<br />
Sicht grundsätzlich<br />
unbefriedigend. Die Liste der zur Vergütung durch die<br />
OKP (Obligatorischen Krankenpflegeversicherung)<br />
zugelassenen Medikamente (Spezialitätenliste) samt<br />
deren Preisen, die MiGeL mit ihren Höchstvergütungsbeträgen<br />
und die Analysetarife gehören zudem<br />
zu den wenigen unmittelbaren Eingriffsmöglichkeiten<br />
des Bundesrates zur kurzfristigen Beeinflussung<br />
der von der OKP zu tragenden Kosten. Diese Kompetenzen<br />
nutzt er in letzter Zeit intensiver. Bezogen auf<br />
den Anteil der Medikamentenkosten und der MiGeL<br />
an den OKP-Gesamtkosten erscheint diese Regulierung<br />
<strong>als</strong> überproportional, was Kritiker eine Schwächung<br />
des Forschungs-, Pharma- und Medizinproduktestandorts<br />
Schweiz befürchten lässt.<br />
Die Prozesse und Kriterien zur Festlegung der<br />
Preise und Höchstvergütungsbeträge sind regelmässig<br />
Gegenstand intensiver Auseinandersetzungen, bei-<br />
Symposium im Marriott Hotel, Zürich, 30. August 2011<br />
Bewertung von medizinischen Leistungen und Preisbildung bei Medikamenten und Medizinprodukten<br />
Innovative Lösungsansätze, auch aus internationaler Sicht, für die Schweiz<br />
Liste der Referenten<br />
– Dr. iur. Thomas Heiniger, Regierungsrat und Gesundheitsdirektor des Kantons Zürich (Eröffnung)<br />
– Dr. rer. pol. Heinz Locher, Management + Consulting Services, Bern (Einleitungsreferat)<br />
Korrespondenz:<br />
Dr. rer. pol. Heinz Locher<br />
Postfach 266<br />
CH-3000 Bern 15<br />
heinz@locher-bern.ch<br />
www.locher-bern.ch<br />
Prof. Dr. med. Bernd Mühlbauer<br />
Direktor Institut für<br />
Pharmakologie<br />
Klinikum Bremen Mitte<br />
D-28177 Bremen<br />
muehlbauer@<br />
pharmakologie-bremen.de<br />
www.pharmakologie-bremen.de<br />
Impuls-Referate<br />
– A. Faller, lic. iur., Advokat, Vizedirektor und Leiter des Direktionsbereichs Kranken-, Unfall- und Militärversicherung des Bundesamtes<br />
für Gesundheit (BAG)<br />
– Prof. Dr. Eberhard Wille, Lehrer für Volkswirtschaftslehre, Universität Mannheim, Vorsitzender des Gesundheits-Sachverständigenrates<br />
im Gesundheitsministerium, Berlin<br />
– Dr. Gian Carlo Sciuchetti, Geschäftsführer «Markt und Erstattung» Verband der forschenden Pharmaunternehmen, Berlin<br />
– Dr. Peter Huber, Geschäftsführer Intergenerika<br />
– Dr. Melchior Buchs, Gener<strong>als</strong>ekretär, Dachverband der <strong>Schweizerische</strong>n Handels- und Industrievereinigung der Medizintechnik<br />
FASMED<br />
– Stefan Wild, External Affairs Director, MSD Schweiz<br />
– Prof. Dr. med. Bernd Mühlbauer, Direktor des Instituts für Klinische Pharmakologie am Klinikum Bremen:<br />
– Stefan Meierhans, Preisüberwacher – Eidgenössisches Volkswirtschaftsdepartement, Bern<br />
– Dr. Christopher Hermann, Stellvertretender Vorstandsvorsitzender der AOK Baden-Württemberg<br />
– Professor Dr. Thomas D. Szucs, Verwaltungsratspräsident der HELSANA, Krankenversicherer<br />
– PD Dr. Marcel Mesnil, Gener<strong>als</strong>ekretär, pharmaSuisse, <strong>Schweizerische</strong>r Apothekerverband<br />
– Reinhard Kuster, Leiter Einkauf, Kantonsspital St.Gallen<br />
– Dr. Jacques-Henri Weidmann, Director Public Affairs, Market Access and Communication, sanofi-aventis (suisse) sa<br />
– Dr. pharm. Enea Martinelli, Chefapotheker, Spital Interlaken, Mitglied im Kantonsparlament<br />
Die Veranstaltung dauert von 9 Uhr bis ca. 18 Uhr und umfasst neben den Referaten auch zwei Podiumsdiskussionen.<br />
Detailliertes Programm und Anmeldung unter www.rsmedicalconsult.com<br />
Die <strong>Schweizerische</strong> Ärztezeitung ist Medienpartner des Symposiums<br />
Editores Medicorum Helveticorum<br />
<strong>Schweizerische</strong> Ärztezeitung | Bulletin des médecins suisses | Bollettino dei medici svizzeri | 2011;92: 26<br />
997
Symposium Zürich<br />
WEITERE ORGANISATIONEN UND INSTITUTIONEN<br />
systematische Zugang zu einer oder mehreren HTA-<br />
Agenturen.<br />
Die Preise der überwiegenden Zahl von Medizinprodukten,<br />
die nicht auf der MiGeL stehen, bilden<br />
sich zwar auf dem Markt, die damit verbundenen medizinischen<br />
Leistungen müssen aber ebenfalls die<br />
WZW-Voraussetzungen erfüllen. Auch hier bestehen<br />
die genannten Mängel bezüglich des Health Technology<br />
Assessments.<br />
Eine vom gesetzlichen Zulassungswesen unabhängige<br />
wissenschaftliche Nutzenbewertung hat<br />
inzwischen eine über 15-jährige Tradition, wobei<br />
Gründungen von Institutionen wie des NICE oder<br />
des IQWiG im deutschsprachigen Raum <strong>als</strong> Meilensteine<br />
angesehen werden können (siehe Kasten<br />
unten). Auch hier haben diese Entwicklungen zum<br />
Teil heftige Diskurse ausgelöst. So ist kaum zu bezweifeln,<br />
dass die Schweiz von den einschlägigen Erfahrungen<br />
in Ländern mit einer systematischen Bewertung<br />
des patientenrelevanten Nutzens medizinischer<br />
Innovationen profitieren kann.<br />
Das Symposium in Zürich zu diesem Thema soll den verschiedenen<br />
Beteiligten ermöglichen, unterschiedliche<br />
Sichtweisen und Erfahrungen auszutauschen.<br />
Der frühe Einsatz von Nutzenbewertungsinstrumenten<br />
soll die Unterscheidung echter Innovationen von solchen<br />
mit keinem oder marginalem Zusatznutzen für den<br />
Patienten erleichtern.<br />
spielsweise bezüglich der in die verlangten Auslandspreisvergleiche<br />
einzubeziehenden Länder. Mit diesen<br />
Vergleichen werden in der Regel Behördenpreise mit<br />
ebensolchen verglichen, selbst wenn in Staaten mit<br />
entsprechenden Regulierungsmöglichkeiten die effektiv<br />
bezahlten Preise niedriger sind.<br />
Innovationen: Spreu vom Weizen trennen<br />
Ebenfalls kontrovers wird derzeit diskutiert, inwieweit<br />
die generellen WZW-Grundsätze des Krankenversicherungsgesetzes<br />
(KVG) – «wirksam, zweckmässig,<br />
wirtschaftlich» – und die Ergebnisse hierfür entwickelter<br />
Messinstrumente des Health Technology<br />
Assessments (HTA) in die Preisfindung einbezogen<br />
werden. Der frühe Einsatz von Nutzenbewertungsinstrumenten<br />
soll die Unterscheidung echter Innovationen<br />
von solchen mit keinem oder marginalem Zusatznutzen<br />
für den Patienten erleichtern, um ersteren<br />
eine rasche Zulassung und eine angemessene Tarifierung<br />
zu ermöglichen. In der Schweiz bestehen hier<br />
noch institutionelle Mängel, beispielsweise fehlt der<br />
NICE und IQWiG<br />
Das National Institute for Health and Clinical Excellence<br />
(NICE) wurde 1999 in Grossbritannien <strong>als</strong><br />
Sondergesundheitsbehörde des staatlichen Gesundheitsdienstes<br />
(National Health Service,<br />
NHS) für England und Wales gegründet. Aufgabe<br />
des NICE ist es, möglichst umfassende und<br />
verlässliche Empfehlungen für Patienten, die<br />
medizinische Fachwelt und die Öffentlichkeit zu<br />
den aktuellen «Best Practices» abzugeben.<br />
In Deutschland wurde im Zuge der Gesundheitsreform<br />
vom 1. Juni 2004 das Institut für Qualität<br />
und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)<br />
gegründet, welches <strong>als</strong> unabhängiges wissenschaftliches<br />
Institut im Auftrag des Gemeinsamen<br />
Bundesausschusses (GBA) und des Bundesgesundheitsministeriums<br />
(BMG) tätig ist. Zu<br />
den Aufgaben des Instituts gehören ähnlich wie<br />
beim NICE unter anderem die Bewertung von<br />
Operations- und Diagnoseverfahren, Arzneimitteln<br />
sowie Behandlungsleitlinien. Auf der Basis<br />
der evidenzbasierten Medizin erarbeitet das<br />
IQWiG ausserdem die Grundlagen für neue<br />
Disease-ManagementProgramme (DMP) – struk_<br />
turierte Behandlungsprogramme für chronisch<br />
Kranke.<br />
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<strong>Schweizerische</strong> Ärztezeitung | Bulletin des médecins suisses | Bollettino dei medici svizzeri | 2011;92: 26 998
iaggi & partner<br />
WEITERE ORGANISATIONEN UND INSTITUTIONEN<br />
Führungsseminar für Oberärztinnen und Oberärzte –<br />
Leitende Ärztinnen und Leitende Ärzte 2011–2012<br />
Führungsprinzipien kennen<br />
und in der Praxis richtig einsetzen<br />
Weg vom eigenen Spitalbetrieb reflektieren Oberärzte und Leitende Ärztinnen und<br />
Ärzte die wesentlichen Führungsaspekte des Spitalalltags, tauschen ihre eigenen<br />
Erfahrungen aus und erhalten von qualifizierten Experten wertvolle Inputs und<br />
Führungstools.<br />
Die 4 Module (4 2 Tage) beinhalten die wichtigsten<br />
führungsrelevanten Themen, z. B. «Die Rolle der Ärztinnen<br />
und Ärzte <strong>als</strong> Führungspersonen, Gesprächsführung<br />
in schwierigen Situationen, Qualifikation<br />
von Mitarbeitern, Konfliktmanagement, Leiten von<br />
Sitzungen, Selbstmanagement, Erkennen eigener<br />
Erfolgspotentiale, eigene Karriereplanung usw». Der<br />
Kurs wird offiziell attestiert.<br />
Das Führungsseminar richtet sich ausschliesslich<br />
an Oberärztinnen und Oberärzten, Leitende Ärztinnen<br />
und Leitende Ärzte aller Fachgebiete und wird<br />
vom SIWF/FMH für die Fortbildung mit 32 Credits<br />
anerkannt.<br />
Daten<br />
– 27. und 28. Oktober 2011<br />
– 24. und 25. November 2011<br />
– 26. und 27. Januar 2012<br />
– 15. und 16. März 2012<br />
Seminarort<br />
Kongress-Kursaal Bern<br />
Kurskosten<br />
4900 Franken für 8 Kurstage inkl. Mittagessen, Pausenverpflegung,<br />
Infrastruktur und Kursunterlagen<br />
Anmeldeschluss<br />
15. August 2011<br />
Die Seminare behandeln führungsrelevante Themen in 4 Modulen zu jeweils 2 Tagen.<br />
Informationen und Anmeldung<br />
biaggi-partner, führungsseminare<br />
Kurssekretariat Regina Rothenbühler<br />
Postfach 15, CH-3074 Muri, Tel. 031 951 72 34<br />
jean.biaggi@bluewin.ch<br />
www.biaggi-partner.ch<br />
Editores Medicorum Helveticorum<br />
<strong>Schweizerische</strong> Ärztezeitung | Bulletin des médecins suisses | Bollettino dei medici svizzeri | 2011;92: 26 999
SÄZ-PODIUMSDISKUSSION<br />
Podiumsdiskussion der <strong>Schweizerische</strong>n Ärztezeitung<br />
in Zusammenarbeit mit der Ärztegesellschaft des Kantons Bern,<br />
Mittwoch, 6. Juli 2011, 19–21 Uhr,<br />
Restaurant Zum Äusseren Stand, Bern<br />
Prävention zwischen sinnvoller<br />
Steuerung und Bevormundung<br />
Hans-Ulrich Bigler<br />
Bruno Kissling<br />
«Vorbeugen ist besser <strong>als</strong> heilen», sagt der Volksmund.<br />
Wer würde dem nicht zustimmen? Wenn es<br />
aber darum geht, wo Gesundheitsförderung und Prävention<br />
ansetzen und wer dafür zuständig sein soll,<br />
scheiden sich die Geister, wie die Diskussionen um<br />
das Präventionsgesetz zeigen. Während von den Befürwortern<br />
der Vorlage die Notwendigkeit und der<br />
Nutzen einer national koordinierten Strategie mit<br />
klaren Gesundheitszielen betont werden, befürchten<br />
die Gegner eine Bevormundung der mündigen Bürger<br />
durch den Staat und setzen weitgehend auf Eigenverantwortung.<br />
Diskutieren Sie mit<br />
Braucht es im Präventionsbereich tatsächlich neue<br />
Steuerungs- und Koordinationsinstrumente, wie sie<br />
im Entwurf des Präventionsgesetzes vorgesehen sind?<br />
Erhöht eine national koordinierte Prävention und<br />
Gesundheitsförderung die gesamtwirtschaftliche<br />
Produktivität, oder verursacht sie durch Aufblähung<br />
der Administration lediglich zusätzliche Kosten, wie<br />
Wirtschaftskreise befürchten? In welchen Bereichen<br />
ist eine behördlich gesteuerte Gesundheitsförderung<br />
und Prävention sinnvoll, wann beschneidet sie die<br />
Freiheitsrechte des Individuums in unzulässiger<br />
Weise?<br />
Zu diesem Themenkreis diskutiert am nächsten Podiumsanlass<br />
der <strong>Schweizerische</strong>n Ärztezeitung eine<br />
profilierte Vertreterin der Ärzteschaft mit Fachleuten<br />
aus Wissenschaft, Wirtschaft und Verwaltung. Der<br />
Einbezug des Publikums in die Diskussion ist zentraler<br />
Bestandteil des Konzepts dieser Veranstaltungen,<br />
mit denen ein interessanter und konstruktiver Beitrag<br />
zur Debatte aktueller Fragen des Schweizer Gesundheitswesens<br />
geleistet werden soll.<br />
Christine Romann<br />
Roy Salveter<br />
Die Podiumsgäste<br />
Unter der Leitung von Anna Sax, lic. oec. publ.,<br />
MHA, Redaktorin der <strong>Schweizerische</strong>n Ärztezeitung<br />
und selbständige Gesundheitsökonomin,<br />
diskutieren:<br />
– Hans-Ulrich Bigler, Direktor <strong>Schweizerische</strong>r<br />
Gewerbeverband<br />
– Dr. med. Bruno Kissling, Hausarzt und Mitglied<br />
der Chefredaktion von PrimaryCare<br />
– Dr. med. Christine Romann, Mitglied des<br />
Zentralvorstands der FMH, Verantwortliche<br />
Ressort Gesundheitsförderung und Prävention<br />
– Dr. phil. nat. Roy Salveter, Bundesamt für<br />
Gesundheit, Co-Leiter Abteilung Nationale<br />
Präventionsprogramme<br />
– Ursula Zybach, dipl. Lm.-Ing. ETH, Präsidentin<br />
Public Health Schweiz, Mitglied der<br />
Geschäftsleitung der Krebsliga Schweiz<br />
Ursula Zybach<br />
Die Veranstaltung wird in Zusammenarbeit mit der<br />
Ärztegesellschaft des Kantons Bern organisiert.<br />
Die Durchführung des Anlasses wird möglich dank<br />
grosszügiger Unterstützung durch Interpharma, den<br />
Verband der forschenden pharmazeutischen Industrie.<br />
Die Verantwortung für Konzept und Inhalt des<br />
Podiums liegt bei der <strong>Schweizerische</strong>n Ärztezeitung.<br />
Anna Sax<br />
Eintritt frei – Anmeldung erforderlich<br />
Die öffentliche Podiumsdiskussion mit anschliessendem Apéro findet statt am Mittwoch, 6. Juli 2011,<br />
19–21 Uhr im Empire-Saal des Restaurants Zum Äusseren Stand, Zeughausgasse 17, Bern. Der Eintritt<br />
ist frei, eine Anmeldung ist jedoch erforderlich. Diese kann bis Freitag, 1. Juli, via E-Mail an<br />
redaktion.saez@emh.ch oder via Fax an 061 467 85 56 erfolgen. Bitte Ihren Namen und die Namen<br />
allfälliger Begleitpersonen sowie das Stichwort «Anmeldung zum SÄZ-Podium vom 6. Juli» angeben.<br />
Auch telefonische Anmeldungen sind vormittags unter 061 467 85 72 möglich.<br />
Editores Medicorum Helveticorum<br />
<strong>Schweizerische</strong> Ärztezeitung | Bulletin des médecins suisses | Bollettino dei medici svizzeri | 2011;92: 26 1000
edaktion.saez@emh.ch<br />
BRIEFE<br />
Briefe an die SÄZ<br />
Fin de la clause du besoin<br />
Le 31.12.2011, la clause du besoin devrait êtrement<br />
lors de la prochaine session. Cette clause<br />
du besoin est d’abord une conséquence directe<br />
des accords bilatéraux, dont le moins que l’on<br />
puisse est qu’ils sont à la source de bien des<br />
ennuis pour le corps médical suisse. Cette<br />
clause a naturellement des effets tout à fait<br />
regrettables et préjudiciables pour les jeunes<br />
médecins suisses qui ont investi beaucoup de<br />
temps et d’énergie dans leur formation, qui<br />
reste de très bonne qualité dans notre pays. Et<br />
il n’est pas admissible que, compte tenu du<br />
coût de cette formation pour la population, on<br />
se retrouve avec des médecins suisses au chômage,<br />
faute de pouvoir s’installer.<br />
Mais les situations sont très différentes dans<br />
les régions suisses, et l’ouverture à l’installation<br />
à tout demandeur pose donc des problèmes<br />
très différents. Ainsi, l’abrogation de<br />
la clause du besoin ne va pas améliorer la<br />
situation des régions périphériques, puisque<br />
l’on n’a pas constaté d’augmentation notoire<br />
des médecins généralistes de campagne, alors<br />
que la clause du besoin ne les concerne plus.<br />
En revanche, dans les centres urbains, et<br />
notamment dans les cantons frontières, la disparition<br />
d’une limitation à l’installation va<br />
créer des problèmes majeurs de concurrence<br />
et surtout de coûts. Il a été bien démontré que<br />
la multiplication des médecins sur un territoire<br />
s’accompagne d’une augmentation de<br />
la consommation. Par conséquent, pour un<br />
canton comme Genève, cette fin de la clause<br />
du besoin pourrait bien avoir des conséquences<br />
catastrophiques, engendrant des faillites<br />
en masse, une explosion des coûts et<br />
finalement une baisse de la qualité des soins<br />
aux patients. Une régulation organisée entre<br />
les différents acteurs du système (associations<br />
de médecins, hôpitaux, administration cantonale)<br />
est donc absolument indispensable dans<br />
ces régions. La FMH se doit naturellement de<br />
défendre les jeunes confrères qui veulent<br />
s’installer afin d’assurer une relève de qualité,<br />
mais elle doit aussi défendre ses membres qui<br />
sont en place et dont la survie risque d’être<br />
fortement menacée par une ouverture illimitée<br />
des cabinets médicaux en ville.<br />
Dr Jean-Pierre Grillet, Président SSDV-SGDV,<br />
Genève<br />
Remarque de la rédaction: L’Assemblée des<br />
délégués de la FMH a traité ce point en mars<br />
dernier. Elle a constaté que la FMH avait déjà<br />
soumis à deux reprises ces dernières années<br />
un projet précis, formulé, au Parlement, et<br />
que ce dernier n’en avait pas voulu. Elle a<br />
également pris connaissance du fait que la<br />
CDS (Conference suisse des directrices et<br />
directeurs cantonaux de la santé) ne demandait<br />
plus la possibilité de réguler, en cas de<br />
besoin, la démographie médicale, mais souhaitait<br />
dorénavant la simple poursuite du système<br />
actuel pour une nouvelle période.<br />
Face à cette situation, la plupart des organisations<br />
faîtières représentées à l’Assemblée des<br />
délégués ont plaidé pour la suppression pure<br />
et simple de la clause du besoin. La suppression<br />
d’une réglementation inutile qui n’a<br />
jamais fait ses preuves, la manière très variable<br />
dont la loi était mise en œuvre selon les<br />
cantons, la volonté de garder à l’Etat un rôle<br />
subsidiaire, et enfin aussi le souhait de ne pas<br />
donner trop de pouvoir aux cantons, ont été<br />
les éléments décisifs de la réflexion.<br />
Für die Einführung der Fallpauschalen<br />
am 1. Januar 2012 ist es zu früh!<br />
In der SÄZ vom 16. März 2011 haben wir die<br />
Schweizer Ärztinnen und Ärzte zum Unterzeichnen<br />
eines dem Heft beiliegenden<br />
Petitionsbogens aufgerufen [1]. Gründe dafür<br />
waren einerseits unsere Überzeugung, dass zu<br />
viele mit der Einführung der SwissDRG verbundenen<br />
Probleme noch ungelöst sind (Betreuung<br />
von Patienten mit komplexen Krankheiten,<br />
f<strong>als</strong>che Anreize, Frage der Vergütung<br />
von Weiterbildung und Investitionen, Begleitforschung<br />
etc.) und andererseits die Tatsache,<br />
dass die FMHLeitung die Einführung<br />
unterstützt, wir aufgrund der Reaktionen aus<br />
Kollegenkreisen aber realisierten, dass die<br />
Basis nicht mit der gleichen Überzeugung<br />
hinter dem FMHEntscheid steht, mit der er<br />
offiziell vertreten wird. Unterdessen forderte<br />
auch die FMHSpitze mit Nachdruck eine<br />
Übergangsregelung [2]. Uns war von Anfang<br />
an klar, dass wir mit diesen Unterschriften<br />
nur die Einstellung der interessierten Ärztinnen<br />
und Ärzte zur Frage SwissDRG in<br />
Erfahrung bringen können und dass es zu<br />
einer aussagekräftigen Befragung der Basis im<br />
Grunde genommen eine Urabstimmung<br />
brauchte.<br />
Mit diesem Brief möchten wir den Kolleginnen<br />
und Kollegen, die unterschrieben haben,<br />
danken und mitteilen, dass bis Ende Mai<br />
gut 3400 Unterschriften eingegangen sind.<br />
Laut FMHÄrztestatistik waren 2010 in der<br />
Schweiz 30273 Ärztinnen und Ärzte beschäftigt.<br />
Damit haben bis jetzt bereits über 10%<br />
die Petition unterschrieben, was angesichts<br />
eines einmaligen Aufrufs ohne standes oder<br />
fachgesellschaftliche Unterstützung einer nicht<br />
zu unterschätzenden Rücklaufquote<br />
entspricht.<br />
Die Sammlung geht weiter und wir möchten<br />
alle, die sich bis jetzt noch nicht vertieft mit<br />
den Problemen der SwissDRG befasst haben,<br />
bitten, sich dazu ihre Gedanken zu machen<br />
[3] und die Petition zu unterzeichnen, wenn<br />
sie zu einem ähnlichen Schluss kommen wie<br />
wir [4]. Die auch objektiv betrachtet schlecht<br />
vorbereitete Einführung der SwissDRG wird<br />
uns alle (Ärzteschaft, Pflege, Patienten) betreffen<br />
und Kosten verursachen, die mit einem<br />
Aufschub zu verhindern wären.<br />
Für das ärztliche Petitionskomitee:<br />
Dr. med. Urs Strebel, Männedorf ZH<br />
Dr. med. René Kofmehl, Meilen ZH<br />
1 Hess Ch., Krapf R. und Strebel U. Für die<br />
Einführung der Fallpauschalen (DRG) am<br />
1. Januar 2012 ist es zu früh! – Petition an den<br />
Zentralvorstand der FMH. Schweiz Ärztezeitung.<br />
2011; 92 (11): 423.<br />
2 Wettstein J. «Eine Übergangsregelung ist für<br />
die Einführung von SwissDRG zwingend»<br />
Interview mit P.F. Cuénoud. Schweiz<br />
Ärztezeitung. 2011;92(10):354.<br />
3 www.drgmoratorium.ch<br />
4 www.drgpetitionaerzteschaft.ch<br />
Anmerkung der Redaktion: Siehe zum Thema<br />
dieses Leserbriefs auch die von der Ärztekammer<br />
vom 16. Mai 2011 verabschiedete Deklaration,<br />
die unter dem Titel «Erklärung der<br />
FMH zur Einführung der neuen Spitalfinanzierung<br />
am 1.1.2012» in der SÄZ Nr. 25/2011<br />
(S. 924–5) erschienen ist. Der Beitrag ist<br />
online zugänglich unter www.saez.ch → Archiv<br />
→ 2011 → 25.<br />
Editores Medicorum Helveticorum<br />
<strong>Schweizerische</strong> Ärztezeitung | Bulletin des médecins suisses | Bollettino dei medici svizzeri | 2011;92: 26<br />
1001
edaktion.saez@emh.ch<br />
BRIEFE<br />
Wir wollen die Wirklichkeit darstellen [1]<br />
Verina Wild und Eliane Pfister wollen die<br />
Wirklichkeit darstellen. Die Frage ist, wie das<br />
gehen soll, ohne dass man an dieser Wirklichkeit<br />
teilnimmt. Ist die Sicht durch das Fenster<br />
eines Instituts für biomedizinische Ethik<br />
dafür geeignet? Und für was braucht es nun<br />
auch noch eine Virtualisierung der Wirklichkeit,<br />
wenn die Wirklichkeit doch so klar und<br />
offen vor uns liegt?<br />
Die Wirklichkeit, die dargestellt werden soll,<br />
findet in der Realität des Gesundheitswesens<br />
statt. In der Sprechstunde, am Krankenbett<br />
und im Operationssaal. Es geht um Krankheit,<br />
es geht um Therapie und es geht darum,<br />
wie diese finanziert werden kann. Und<br />
es stellt sich die Frage, wie gross der personale<br />
Aufwand denn sein muss, um die «Ökonomie»<br />
im Gesundheitswesen zu bewältigen. In<br />
der Schweiz gibt es rund drei Mal mehr<br />
Abgänger im Fach Wirtschaftswissenschaften<br />
<strong>als</strong> im Fach Medizin. Medizin wurde zum<br />
Markt erklärt. Von wem wohl, von den Ökonomen.<br />
Wen wundert das, wenn man die Anzahl<br />
von Wirtschaftsstudenten sieht? Aber<br />
braucht es sie wirklich in der Medizin? Oder<br />
brauchen sie die Medizin? Braucht man so<br />
viele Wirtschaftswissenschaftler auch dann,<br />
wenn man von den Modebegriffen:<br />
Wettbewerb, Kostentransparenz und Benchmarking<br />
Abstand nähme und wieder einfach<br />
nur Medizin betreiben würde? Wenn man<br />
sich wieder mit der Realität beschäftigen<br />
würde, die da ist und drängt. Und nun drängt<br />
noch ein weiterer bunter Trupp in die Medizin,<br />
um auch noch davon zu leben. Die Ethiker,<br />
Ideenfabrikanten mit unterschiedlichstem<br />
Hintergrund. Sie spielen sich zum Gewissen<br />
der Medizin auf. Ist das nicht bloss eine<br />
neue Religion mit neuen Priestern, den<br />
Bioethikern? Und wer ist deren Gott? Der<br />
Markt, der Mensch oder beides zusammen?<br />
Wurde hier mit der «homo mensura» eine<br />
Apotheose betrieben?<br />
Nach Wild kommt es mit den DRG «zu einer<br />
nie dagewesenen Transparenz». Und nicht<br />
nur das, es kommt die «Kundenlogik» und<br />
die verbesserte Führung von Spitälern nach<br />
betriebswissenschaftlichen Kriterien (erinnern<br />
Sie sich noch: drei Mal mehr Wirtschaftsabgänger<br />
<strong>als</strong> Mediziner?). Und die DRG sind<br />
es, welche diese Logik konsequent einführen<br />
sollen. Mir wird übel, wenn ich diese Metonymien<br />
anhören muss! Hier wird an einer<br />
neuen Welt gebastelt, hier entstehen virtuelle<br />
Kunstprodukte, hier entsteht eine neue EU<br />
der Medizin, eine künstliche Welt, in der es<br />
von «Theoretikern» nur so wimmelt. Aber,<br />
frage ich mich, wird es auch noch Ärzte geben,<br />
die in einer solchen Welt wirken wollen?<br />
Oder schärfer formuliert, die unter einer solchen<br />
Ägide ihren harten und realen Beruf<br />
ausüben wollen? Auf was soll man sie vorbereiten?<br />
Auf Ethik, Wirtschaft, Transparenz,<br />
Benchmarking oder auf Medizin? Und wo<br />
werden sie wohl tätig sein? Im Spital, der<br />
Praxis oder im Cyberspace?<br />
Prof. Dr. med. Dr. H.E. Killer, Aarau<br />
1 Sax A. «Wir wollen die Wirklichkeit darstellen».<br />
Schweiz Ärztezeitung. 2011;92(23/24):907–9.<br />
Hurra – eine Selbstverständlichkeit<br />
wird ausgezeichnet [1]<br />
Schon <strong>als</strong> Unterassistenten lernten wir, dass<br />
ein Dauerkatheter nie länger <strong>als</strong> nötig belassen<br />
werden darf. Als Oberarzt und Chefarzt<br />
auf der Visite war die Frage: «Braucht er/sie<br />
den Katheter noch?» stereotyp. Auch die<br />
Oberschwester drillte die Schwestern, dem<br />
Assistenten diese Frage immer wieder zu stellen.<br />
Nun wird eine Klinik, die diese Selbstverständlichkeit<br />
wieder entdeckt, mit dem Swiss<br />
Award ausgezeichnet. Wie weit sind wir in<br />
unseren Spitälern gekommen? Falls im<br />
Klinikalltag eines Spit<strong>als</strong> diese Regel nicht<br />
mehr gilt, gehört das Spital bestraft. Also<br />
nicht Selbstverständlichkeiten belohnen,<br />
sondern Fehlbare bestrafen, würde die Parole<br />
des gesunden Menschenverstandes lauten.<br />
Dr. med. Wolf Zimmerli, Oberdiessbach<br />
1 Egger M, Balmer F, Näf EM, FriedliWüthrich H,<br />
Mühlemann K. Swiss Quality Award 2011 –<br />
Die Gewinner (Teil 1). Schweiz Ärztezeitung.<br />
2011;92(23/24):878–80.<br />
Freizügigkeitsabkommen Schweiz-EG<br />
Würde das Freizügigkeitsabkommen Schweiz<br />
EG und <strong>als</strong>dann die gesamten bilateralen Verträge<br />
SchweizEG gekündigt werden, wären<br />
vor allem junge Auslandschweizerinnen und<br />
Auslandschweizer betroffen, die nach dem<br />
1. Juni 2002 in der Schweiz eine Aus oder<br />
Weiterbildung begonnen haben, in der Hoffnung,<br />
diese werde auf Grund des Freizügigkeitsabkommens<br />
SchweizEG auch in der EG<br />
anerkannt. Folgende Beispiele zur Verdeutlichung:<br />
Eine junge Auslandschweizerin und<br />
ein junger Auslandschweizer gehen nach<br />
ihrem Abitur bzw. nach dem Erwerb des<br />
staatlichen Arztdiploms in ihre Heimat,<br />
um eine Ausbildung zur Pflegefachfrau<br />
(früher Krankenschwester) bzw. zum Facharzt<br />
zu absolvieren. Bis jetzt können sie<br />
sich darauf verlassen, dass ihre Aus und Weiterbildung<br />
in der EU anerkannt wird. Würde nun<br />
der freie Personenverkehr SchweizEG gekündigt<br />
werden, so würden diese Aus und Weiterbildungen<br />
in der EG nicht mehr automatisch<br />
anerkannt (zum Ganzen siehe meine Dissertation<br />
«Das Freizügigkeitsabkommen Schweiz<br />
EG: Auswirkungen auf die Berufe der Humanmedizin»).<br />
Dr. iur. utr. Udo Adrian Essers, Küsnacht ZH<br />
Spitalambulatorien: cui bono?<br />
Aufgrund der nachfolgenden Fakten stellt<br />
sich wirklich die Frage, wozu Spitalambulatorien<br />
nütze sind.<br />
1. Spitalambulatorien betreiben eine viel zu<br />
teure ambulante Medizin (Studie Universität<br />
Bern) – im Durchschnitt sind vergleichbare<br />
Fälle 50% teurer <strong>als</strong> beim Hausarzt.<br />
2. Spitalambulatorien haben die höchste<br />
Wachstumsrate: Was teuer ist, wird noch<br />
teurer gemacht!<br />
3. Die teuren Spitalambulatorien werden in<br />
der Regel mit einem höheren Taxpunktwert<br />
belohnt <strong>als</strong> die Hausärzte im gleichen<br />
Kanton.<br />
4. Wie die Erfahrung zeigt, wurde im Rahmen<br />
des Praxisstopps für Hausärzte und<br />
Spezialisten das Praxisverbot von den Spitälern<br />
ignoriert – ganz im Gegenteil, ganze<br />
Abteilungen wurden massiv personell aufgestockt<br />
(mit Ärzten ohne Praxisbewilligung),<br />
um damit «illegal» ambulante Medizin<br />
zu betreiben.<br />
5. Die Spitalambulatorien haben das Subsidiaritätsprinzip<br />
dankend ignoriert; Die Prämienexplosion<br />
wurde hingegen lächelnd<br />
den niedergelassenen Ärzten in die Schuhe<br />
geschoben.<br />
6. Spitalambulatorien dienen zu einer versteckten<br />
Querfinanzierung der stationären<br />
Kosten – eine Transparenz der Spitalrechnungen<br />
wird somit verunmöglicht.<br />
7. Spitalambulatorien sind die Totengräber<br />
der ambulanten Medizin – alleine in meinem<br />
Kanton werden bereits 40 % der<br />
ambulanten Behandlungen (zu 60% der<br />
Kosten) durchgeführt.<br />
Es gilt <strong>als</strong>o – im Rahmen der notwendigen<br />
Sparmassnahmen – die Spitalambulatorien<br />
schnell abzuschaffen und die Spitäler auf ihre<br />
Kernaufgabe, nämlich die Behandlung der stationären<br />
Patienten und Notfälle zu reduzieren.<br />
Wer <strong>als</strong> Politiker sofort 10–20% sparen will,<br />
muss schleunigst handeln.<br />
Editores Medicorum Helveticorum<br />
<strong>Schweizerische</strong> Ärztezeitung | Bulletin des médecins suisses | Bollettino dei medici svizzeri | 2011;92: 26 1002
edaktion.saez@emh.ch<br />
BRIEFE / MITTEILUNGEN<br />
Es wäre auch eine Aufgabe der FMH, die sich<br />
ja offiziell für die «Stärkung der Hausarztmedizin»<br />
starkmacht – und in diesem Sektor<br />
die Entwicklung völlig aus dem Ruder laufen<br />
liess.<br />
Dr. med. Silvio Marugg, Luzern<br />
PS: Ich höre schon den Aufschrei der Nutzniesser:<br />
«Die Ausbildung der jungen Mediziner<br />
ist nicht mehr gewährleistet!» – wozu<br />
auch ausbilden, wenn sowieso keine Berufsaussichten<br />
mehr bestehen! «Die Versorgung<br />
der Bevölkerung ist nicht mehr gewährleistet!»<br />
– es müsste nur der Praxisstopp aufgehoben<br />
werden!<br />
«Faktor V» – eine statistische<br />
Unbekannte<br />
Seit Einführung der Pauschalen darf man «für<br />
den Patienten» auch dann keine Zeit haben,<br />
wenn man sie hat. Vorher erklärte einem der<br />
Chef, man sollte für den Patienten auch Zeit<br />
haben, wenn man keine hätte, sonst sei man<br />
für die Medizinertätigkeit nicht geschaffen<br />
und sollte auf etwas Anderes umsatteln.<br />
Seit es heisst «Gleich viel Qualität bei (noch?)<br />
weniger Zeit» –, wenn beim Patienten in seinem<br />
Fall die Pauschale schon fast ausgeschöpft<br />
ist – treten mehr Krankheitskomplikationen<br />
auf, die ihrerseits mehr Zeitaufwand<br />
erfordern. Pro solche gibt es jeweils eine neue<br />
Pauschale, die betragsmässig nicht zu überschreiten<br />
ist. Darauf antworten (?) die Patienten<br />
einfach mit neuen Komplikationen. So<br />
kann man zwar die nächste «diagnosisrelated<br />
group» beanspruchen, andererseits ist es<br />
etwas umständlich und dauert so lange, bis<br />
«der Patient» den Eindruck gewinnt, nun<br />
habe sich endlich jemand Zeit genommen<br />
und sich dazu hergegeben, ihm die ganze<br />
Aufmerksamkeit zu widmen, obwohl er nur<br />
Patient –<br />
Patienten tricksen die Statistiker aus?<br />
Die anderen Spitäler haben dieselben Sorgen.<br />
Seit wir festgestellt haben, dass wir gegenseitig<br />
verglichen werden. I.S. «welches Spital<br />
leistet dem Patienten beim Gesundwerden<br />
am besten Beistand, ohne den diagnosebezogenen<br />
Betrag zu überschreiten», halten alle<br />
zusammen, Schulter an Schulter – äh – Spital<br />
an Spital: Mit Gruss an die Statistiker, denen<br />
unbekannt scheint, dass es vielleicht irgendwie<br />
doch «etwas Anderes» ist, sich von<br />
morgends bis abends den Belangen «des Patienten»<br />
zur Verfügung zu stellen: Faktor V<br />
(wie: Verfügbar).<br />
Ob es allein unsere Schuld ist, dass wir jetzt<br />
für die Statistiker undurchdringlich und<br />
aufweichbar sind, wie sie sagen? Jedenfalls<br />
geht es keinem von uns darum, sie das Fürchten<br />
zu lehren, denn dazu ist keine Zeit übrig.<br />
P. Süsstrunk, Mediziner, Seewis<br />
Mitteilungen<br />
Facharztprüfungen<br />
Facharztprüfung zur Erlangung<br />
des Schwerpunktes Neonatologie zum<br />
Facharzttitel Kinder- und Jugendmedizin<br />
Ort: Klinik für Neonatologie, Centre hospitalier<br />
universitaire vaudois (CHUV), Lausanne<br />
(Dr. med. Eric Giannoni)<br />
Datum: Mittwoch, 2. und Donnerstag, 3. November<br />
2011<br />
Anmeldefrist: 1. September 2011<br />
Weitere Informationen finden Sie auf der<br />
Website des SIWF unter www.siwf.ch → Weiterbildung<br />
AssistenzärztInnen → Facharztprüfungen<br />
Facharztprüfung zur Erlangung<br />
des Schwerpunktes Pädiatrische<br />
Endokrinologie-Diabetologie<br />
zum Facharzttitel für Kinderund<br />
Jugendmedizin<br />
Ort: UniversitätsKinderspital beider Basel<br />
(UKBB), Spit<strong>als</strong>trasse 33, 4031 Basel<br />
Datum: Freitag, 16. Dezember 2011<br />
10.00 Uhr–12.30 Uhr schriftliche Prüfung<br />
14.00 Uhr–16.00 Uhr mündliche Prüfung<br />
(1 Stunde pro Kandidat)<br />
Anmeldefrist: 1. November 2011<br />
Weitere Informationen finden Sie auf der<br />
Website des SIWF unter www.siwf.ch → Weiterbildung<br />
AssistenzärztInnen → Facharztprüfungen<br />
Facharztprüfung zur Erlangung<br />
des Facharzttitels Arbeitsmedizin<br />
Ort: Bern, Inselspital<br />
Datum: Donnerstag, 26. Januar 2012<br />
Anmeldefrist: 28. November 2011<br />
Weitere Informationen finden Sie auf der<br />
Website des SIWF unter www.siwf.ch → Weiterbildung<br />
AssistenzärztInnen → Facharztprüfungen<br />
Deutsche Gesellschaft<br />
für Angiologie DGA<br />
Förderung der «Jungen Angiologen»<br />
Die DGA bietet 40 Nachwuchsangiologen unter<br />
35 Jahren eine finanzielle Unterstützung<br />
für den Besuch des Forums und des Jahreskongresses<br />
in Frankfurt am Main an. Nachwuchswissenschaftler<br />
können sich bis zum<br />
30. Juni 2011 bewerben. Die Bewerbungen<br />
sind an die Geschäftsstelle der DGA zu senden:<br />
info@dgagefaessmedizin.de<br />
Weitere Informationen:<br />
www.dgagefaessmedizin.de<br />
UCB Pharma Preis<br />
Der jährlich vergebene UCB Pharma Preis ist<br />
mit 10000 Euro dotiert. Er wird für abgeschlossene<br />
Forschungsarbeiten auf dem Gebiet<br />
der klinischen und experimentellen Angiologie<br />
vergeben. Die Arbeiten sollten im Jahr vor<br />
der Bewerbung in anerkannten deutsch oder<br />
englischsprachigen Fachzeitschriften publiziert<br />
oder zur Publikation angenommen worden<br />
sein. Bewerben können sich Erstautoren<br />
bis 40 Jahre aus einem deutschsprachigen<br />
Land. Die Bewerbungen sind in dreifacher<br />
Ausführung an den Präsidenten der Deutschen<br />
Gesellschaft für Angiologie, Professor Karl<br />
Ludwig Schulte, Gefässzentrum Berlin, Ev.<br />
Krankenhaus KöniginElisabethHerzberge,<br />
Herzbergstrasse 79, D10365 Berlin zu richten.<br />
Bewerbungsfrist ist der 30. Juni 2011.<br />
Details zu den Ausschreibungen: www.<br />
dgagefaessmedizin.de/Ausschreibungen<br />
2011.88.0.html<br />
Editores Medicorum Helveticorum<br />
<strong>Schweizerische</strong> Ärztezeitung | Bulletin des médecins suisses | Bollettino dei medici svizzeri | 2011;92: 26 1003
edaktion.saez@emh.ch<br />
MITTEILUNGEN<br />
Hemmi-Stiftung<br />
Forschungspreis 2011<br />
Die HemmiStiftung in Therwil (Baselland)<br />
zur Förderung der klinischen, medizinischen<br />
Forschung im Allgemeinen und der Krebsforschung<br />
im Besonderen stiftet im Jahr 2011 einen<br />
Forschungspreis von 20 000 Franken.<br />
Ausgezeichnet werden eine oder zwei wissenschaftliche<br />
Arbeiten aus dem Bereich der angewandten,<br />
patientenorientierten klinischen<br />
Forschung.<br />
Bewerben können sich Ärztinnen und Ärzte,<br />
die an einer schweizerischen Klinik oder Institution<br />
oder in der Privatpraxis ein klinisches<br />
Forschungsprojekt durchführen. Der<br />
Antrag soll eine Beschreibung des Projektes,<br />
gegebenenfalls bereits vorliegende Ergebnisse<br />
und Publikationen sowie ein Curriculum vitae<br />
des Projektleiters enthalten. Die Jury wird<br />
von Professor Dr. med. Hans Kummer präsidiert.<br />
Die Bewerberinnen und Bewerber sind gebeten,<br />
ihre Unterlagen bis zum 31. Juli 2011 an<br />
Herrn Dr. iur. Markus Bürgin, Präsident des<br />
Stiftungsrates der HemmiStiftung, St.Alban<br />
Anlage 44, Postfach, 4010 Basel zu senden.<br />
<strong>Schweizerische</strong> Akademie<br />
für Psychosomatische und<br />
Psychosoziale Medizin SAPPM<br />
Die Delegiertenversammlung der <strong>Schweizerische</strong>n<br />
Akademie für Psychosomatische und<br />
Psychosoziale Medizin SAPPM hat am<br />
26.5.2011 ihren Vorstand neu gewählt.<br />
Präsident<br />
Dr. med. Alexander Minzer<br />
Vizepräsidentin<br />
Dr. med. Danièle Lefebvre<br />
Vizepräsidentin und Kassier<br />
Dr. med. Esther Hindermann<br />
Übrige Vorstandsmitglieder<br />
Prof. Dr. med. A.F. Allaz<br />
Catherine Bronnimann<br />
Dr. med. Isabelle Rittmeyer<br />
Dr. med. Steluta Staicov<br />
<strong>Schweizerische</strong> Arbeitsgemeinschaft<br />
für Laparo- und Thorakoskopische<br />
Chirurgie (SALTC) / Association<br />
Suisse pour la Chirurgie<br />
Laparoscopique et Thoracoscopique<br />
(ASCLT)<br />
Vorstand/Comité 2011<br />
Präsident/Président<br />
PD Dr. med. Dieter Hahnloser, Zürich<br />
Vize-Präsident/Vice-Président<br />
PD Dr. med. Guido Beldi<br />
Past-Präsident/Past Président<br />
Dr. med. Andreas Scheiwiller, Luzern<br />
Sekretär/Sécretaire<br />
Dr. med. Diego De Lorenzi, Grabs<br />
Vorstandsmitglieder/Membres du Comité<br />
PD Dr. med. Michel Adamina, St.Gallen<br />
Dr. med. Dimitri Christoforidis, Lugano<br />
Dr. med. Andreas Keerl, Baden<br />
Prof. Dr. med. Philippe Morel, Genève<br />
PD Dr. med. Markus Müller, Frauenfeld<br />
Prof. Dr. med. Marc Reymond, DBielefeld<br />
PD Dr. med. Stephan Vorburger, Burgdorf<br />
Dr. med. Andreas Zerz, Bruderholz<br />
SALTC Sekretariat/ASCLT Secrétariat<br />
c/o Meister ConCeptGmbH, Bahnhofstrasse<br />
55, CH5001 Aarau, Tel. 062 836 20 90, Fax<br />
062 836 20 97, SALTC@meisterconcept.ch;<br />
www.saltc.ch<br />
Spitex Verband Schweiz<br />
Neuer Präsident: Walter Suter folgt<br />
auf Stéphanie Mörikofer<br />
Walter Suter wurde zum Präsidenten des<br />
Spitex Verbands Schweiz gewählt. Der 60jährige<br />
Jurist aus Hünenberg/ZG war von 1991<br />
bis 2006 Regierungsrat im Kanton Zug. Mit<br />
dem Gesundheitswesen ist der neue Spitex<br />
Präsident bestens vertraut. So präsidiert er die<br />
Spitex Kanton Zug und ist Verwaltungsratspräsident<br />
der Zuger Kantonsspital AG.<br />
Walter Suter übernimmt das Amt von Stéphanie<br />
MörikoferZwez, die den Dachverband<br />
der NonProfitSpitex seit 2002 präsidiert hat.<br />
In der Öffentlichkeit wurde wohl vor allem<br />
ihr engagiertes Eintreten für eine patientenfreundliche<br />
Pflegefinanzierung wahrgenommen.<br />
Parallel dazu hat sie sich erfolgreich für<br />
die ambulante psychiatrische Pflege eingesetzt<br />
und die Qualitätssicherung in der Spitex<br />
gefördert. Der Spitex Verband Schweiz setzte<br />
unter Mörikofer auch wissenschaftliche Impulse,<br />
etwa mit den Studien über die Situation<br />
pflegender Angehöriger und über die<br />
ökonomischen Grenzen von Spitex.<br />
Für die kommenden Jahre sieht der neue Präsident<br />
Walter Suter eine ganze Reihe Herausforderungen<br />
auf Spitex zukommen. Dazu<br />
zählen der sich abzeichnende Mangel an<br />
Pflegefachpersonen und die immer wichtiger<br />
werdende Vernetzung mit Hausärzten, Spitälern<br />
und Pflegeheimen. Zudem werde sich<br />
die NonProfitSpitex auf einen verstärkten<br />
Wettbewerb mit kommerziellen Anbietern<br />
ausrichten und gleichzeitig im Interesse der<br />
Klienten mit den Mitbewerbern zusammenarbeiten<br />
müssen.<br />
Editores Medicorum Helveticorum<br />
<strong>Schweizerische</strong> Ärztezeitung | Bulletin des médecins suisses | Bollettino dei medici svizzeri | 2011;92: 26 1004
FMH SERVICES<br />
Die grösste standeseigene Dienstleistungsorganisation<br />
Redaktionelle Verantwortung: FMH SERVICES<br />
Seminare / Séminaires / Seminari 2011<br />
Praxiseröffnung/-übernahme<br />
Themen<br />
Juristische Aspekte (Praxisbewilligung, Zulassung zur<br />
Sozialversicherung, Vertragswesen), Gesellschaftsformen<br />
/ Ehe- und Erbrecht (Trennung Privat- vom Geschäftsvermögen,<br />
Ehegüterstand, Erbschaftsplanung),<br />
Praxiseinrichtung (Inneneinrichtung, Kostenberechnung),<br />
Praxisadministration (Leistungserfassungsund<br />
Abrechnungssysteme), Unternehmensbewertung<br />
einer Arztpraxis (Berechnung und Beurteilung<br />
des Unternehmenswertes), Finanzierung der Arztpraxis<br />
(Businessplan, Kredite, Absicherungsmöglichkeiten),<br />
Versicherungen/Vorsorge/Vermögen (Personen-<br />
und Sachversicherungen, Vorsorgeplanung).<br />
Sponsoren<br />
Die Kosten werden durch diverse Sponsoren (siehe<br />
www.fmhservices.ch) gedeckt.<br />
Daten<br />
K04 Donnerstag, 1. September 2011 Zürich<br />
9.00–16.30 Uhr FMT<br />
K05 Donnerstag, 3. November 2011 Basel<br />
9.00–16.30 Uhr Hotel Victoria<br />
Praxisübergabe<br />
Das Seminar richtet sich an zukünftige Praxisübergeber/innen.<br />
Hinweis: Vor allem aus steuer- und vorsorgeplanerischer<br />
Sicht lohnt es sich, sich bereits<br />
frühzeitig (5–10 Jahre) mit diesem Thema auseinanderzusetzen.<br />
Themen<br />
Juristische Aspekte (Praxisübergabevertrag, allg. Vertragswesen,<br />
Übergabe der Krankengeschichten), Unternehmensbewertung<br />
einer Arztpraxis (Berechnung<br />
Inventarwert und Goodwill <strong>als</strong> Verhandlungsbasis),<br />
Versicherungen/Vorsorge/Vermögen (Übergabe/Auflösung<br />
von Versicherungsverträgen, Pensions- und<br />
Finanzplanung), Steuern (Steueraspekte bei der Praxisübergabe,<br />
Optimierung der steuerlichen Auswirkungen,<br />
Liquidations- und Grundstückgewinnsteuer,<br />
Bestimmung des optimalen Übergabezeitpunktes).<br />
Sponsoren<br />
Die Kosten werden durch diverse Sponsoren (siehe<br />
www.fmhservices.ch) gedeckt.<br />
Daten<br />
K09 Donnerstag, 8. September 2011 Zürich<br />
13.30–18.00 Uhr FMT<br />
K10 Donnerstag, 10. November 2011 Basel<br />
13.30–18.00 Uhr Hotel Victoria<br />
Finanz- und Steuerplanung<br />
Themen<br />
Finanzplanung (Businessplan, Buchhalterische Massnahmen<br />
vor Praxiseröffnung/-übernahme, Standardkontenplan<br />
für Ärzte, System der doppelten Buchhaltung,<br />
EDV-unterstützte Buchführungslösung),<br />
Steuern (Steueraspekte bei Eintritt in die Selbständigkeit,<br />
Steuerfallen und Steuerrisiken, optimierte Steuerplanung).<br />
Sponsoren<br />
Die Kosten werden durch diverse Sponsoren (siehe<br />
www.fmhservices.ch) gedeckt.<br />
Datum<br />
K12 Donnerstag, 15. September 2011 Bern<br />
13.30–18.00 Uhr Schmiedstube<br />
Praxiscomputerworkshop<br />
Der Workshop wird in Zusammenarbeit mit der Kommission<br />
Informatics – e-Health der Hausärzte Schweiz<br />
durchgeführt und richtet sich an praxiseröffnende<br />
sowie an bereits praxistätige Ärztinnen und Ärzte.<br />
Inhalt<br />
Die Workshopteilnehmer/innen erhalten im 1. Teil<br />
eine Einführung in die Anforderungen an ein Praxisinformationssystem.<br />
Anhand einer modernen vernetzten<br />
Praxisinfrastruktur werden die Beurteilungskriterien<br />
für eine praxis- und zukunftstaugliche<br />
Softwarelösung dargestellt. Checklisten sollen die<br />
schnelle Orientierung unterstützen und bei der Beurteilung<br />
und Wahl des Produkts konkrete Hilfe bieten.<br />
In Zusammenarbeit mit der Kommission Informatics –<br />
e-Health der Hausärzte Schweiz werden die zentralen<br />
Elemente der elektronischen Krankengeschichte aufgezeigt.<br />
Ein Erfahrungsbericht eines EDV-Anwenders<br />
(Arzt) rundet den 1. Teil ab. Der 2. Teil umfasst die<br />
Präsentation von sechs Praxisadministrationssoftwarelösungen<br />
(Leistungserfassung, elektronisches Abrechnen<br />
unter Einbezug der TrustCenter, Agenda-<br />
<strong>Schweizerische</strong> Ärztezeitung | Bulletin des médecins suisses | Bollettino dei medici svizzeri | 2011;92: 26<br />
1005
FMH SERVICES<br />
Die grösste standeseigene Dienstleistungsorganisation<br />
Redaktionelle Verantwortung: FMH SERVICES<br />
führung, Statistiken, Laborgeräteeinbindung, elektronische<br />
Krankengeschichte, Finanzbuchhaltungslösungen<br />
usw.).<br />
Ziel<br />
Die Teilnehmer/innen erhalten einen Anforderungskatalog,<br />
welcher ihnen erlaubt, ihre Vorstellungen für<br />
ein modernes Praxisinformationssystem besser zu<br />
formulieren und diese dem Softwarehersteller zu<br />
dessen Vorbereitung zu kommunizieren. Zudem erhalten<br />
sie einen ersten Überblick über führende Softwarelösungen.<br />
Datum<br />
K15 Donnerstag, 24. November 2011 Olten<br />
9.30–16.30 Uhr Stadttheater<br />
Olten<br />
Röntgen in der Arztpraxis<br />
Das Seminar richtet sich an Ärztinnen und Ärzte mit<br />
bestehender Praxis und an solche, die vor einer Praxiseröffnung<br />
oder Praxisübernahme stehen. Das Seminar<br />
ist auf maximal 15 Teilnehmer/innen beschränkt.<br />
Themen<br />
Vom konventionellen zum digitalen Röntgen,<br />
Rentabilität Röntgen in der Arztpraxis, Neue Vorschriften,<br />
Evaluation und Beschaffung neuer oder<br />
gebrauchter Anlagen, Komplette Marktübersicht mit<br />
Preisen und Leistungskomponenten. Die Seminarteilnehmer<br />
erstellen und bearbeiten innerhalb des<br />
Seminars digitale Röntgenbilder und erhalten eine<br />
komplexe Dokumentation über alle Themen – ein<br />
Vademekum rund ums Röntgen.<br />
Kosten<br />
300 CHF (inkl. sämtlicher Kursunterlagen und Verpflegung).<br />
Datum<br />
K16 Donnerstag, 25. August 2011 Niederscherli<br />
09.30–16.00 Uhr WIROMA AG<br />
Tarifwerk TARMED – Einführungskurs<br />
Das Seminar richtet sich an Ärztinnen und Ärzte mit<br />
bestehender Praxis und an solche, die kurz vor einer<br />
Praxiseröffnung oder Praxisübernahme stehen. Der<br />
Einführungskurs vermittelt den Kursteilnehmern die<br />
Grundlagen des Tarifwerkes TARMED. Die Seminarteilnehmerzahl<br />
ist begrenzt.<br />
Themen<br />
Fakten (Gesetzliche und vertragliche Grundlagen),<br />
Struktur (Tarifbrowser, Grundstruktur des Tarifwerkes,<br />
Regelhierarchie, Leistungsblöcke, Leistungsgruppen),<br />
Generelle Interpretationen (Wichtigste<br />
generelle Interpretationen), Parameter einer Tarifposition<br />
(Alle Parameter einer Tarifposition), Tarifpositionen<br />
aus dem Kapitel 00 Grundleistungen<br />
(Diverse Tarifpositionen aus dem Kapitel 00 Grundleistungen),<br />
Praxislabor und Präsenzdiagnostik<br />
(Neue Analyseliste), Organisationen und Informationsquellen<br />
(www.tarmedsuisse.ch usw.).<br />
Kosten<br />
200 CHF (inkl. Kursunterlagen).<br />
Datum<br />
K61 Dienstag, 20. September 2011 Olten<br />
14.00–17.15 Uhr Hotel Arte<br />
Praxismarketing für Ärzte<br />
Das Seminar richtet sich an Ärztinnen und Ärzte,<br />
welche vor einer Praxiseröffnung stehen oder bereits<br />
eine Praxis führen.<br />
Themen<br />
Der Erfolg einer Arztpraxis ist unlösbar mit gutem<br />
Service und Kundenorientierung verbunden. Damit<br />
sind mehr <strong>als</strong> gute Umgangsformen gemeint. Echter<br />
Service geht tiefer und bietet den Patientinnen und<br />
Patienten – oder Kunden – einen direkten Nutzen.<br />
Aus einer Arztpraxis wird DIE Praxis.<br />
Die Herausforderung ist nicht, Service für Patienten<br />
zu leisten, sondern Service für Patienten aus der<br />
Sicht des Patienten erlebbar zu machen. Dazu gehört,<br />
dass man seine Kunden versteht, auf ihre Bedürfnisse<br />
vorbereitet ist, sie um Informationen bittet, ihnen genau<br />
zuhört, Verantwortung für das eigene Tun übernimmt,<br />
über das normale Mass hinaus engagiert zu<br />
sein, Menschen zu überraschen, und das immer<br />
regelmässig und auf gleichbleibend hohem Niveau!<br />
Das Wichtigste zu den Themen Telefon, Empfang,<br />
Teamentwicklung wird diskutiert. Die wichtigsten<br />
Werbemöglichkeiten besprochen. Nicht das<br />
Aussergewöhnliche wollen wir tun, sondern das Gewöhnliche<br />
aussergewöhnlich gut!<br />
Kosten<br />
300 CHF (inkl. sämtlicher Kursunterlagen und Verpflegungen).<br />
Datum<br />
K64 Mittwoch, 7. September 2011 Bern<br />
09.00–16.30 Uhr Schmiedstube<br />
Ouverture et reprise d’un cabinet médical<br />
Le séminaire est destiné aux médecins sur le point<br />
d’ouvrir ou de reprendre un cabinet médical.<br />
Contenu<br />
Business plan (préparation du plan de financement<br />
et crédit d’exploitation, financement par la banque),<br />
Aménagement (implantation, projet et concept<br />
<strong>Schweizerische</strong> Ärztezeitung | Bulletin des médecins suisses | Bollettino dei medici svizzeri | 2011;92: 26 1006
FMH SERVICES<br />
Die grösste standeseigene Dienstleistungsorganisation<br />
Redaktionelle Verantwortung: FMH SERVICES<br />
d’aménagement, choix du mobilier, budget), Estimation<br />
d’un cabinet (inventaire et goodwill), Administration<br />
d’un cabinet médical (dans le cabinet, par<br />
la banque), Assurances (toutes les assurances à l’intérieur<br />
et autour du cabinet), Passage du statut de<br />
salarié à celui d’indépendant et fiscalité.<br />
Sponsors<br />
Les coûts sont pris en charge par divers sponsors (voir<br />
www.fmhservices.ch).<br />
Dates<br />
K22 Jeudi 1 septembre 2011 Lausanne<br />
17.00–21.30 h World Trade Center<br />
K23 Jeudi 10 novembre 2011 Genève<br />
17.00–21.30 h Ramada Park Hôtel<br />
Remise d’un cabinet médical<br />
Le séminaire s’adresse aux médecins désirant remettre<br />
un cabinet médical.<br />
Contenu<br />
Aspects juridiques (autour du contrat de remise/<br />
reprise), Estimation d’inventaire et goodwill d’un<br />
cabinet, Assurances (prévoyance, assurances à l’intérieur<br />
et autour du cabinet), Conséquences fiscales<br />
d’une remise.<br />
Sponsors<br />
Les coûts sont pris en charge par divers sponsors (voir<br />
www.fmhservices.ch).<br />
Date<br />
K25 Jeudi 17 novembre 2011 Genève<br />
17.00–21.30 h Ramada Park Hôtel<br />
Apertura e rilevamento di uno studio medico<br />
Il seminario è destinato ai Sigg. medici in procinto di<br />
aprire o di rilevare uno studio medico.<br />
Contenuto<br />
Business plan (preparazione del piano di finanziamento<br />
e del credito d’esercizio, prestito bancario),<br />
Pianificazione (insediamento, progetto e pianificazione,<br />
scelta del mobilio, budget), Valutazione di<br />
uno studio medico (inventario e goodwill), Amministrazione<br />
di uno studio medico (interna allo<br />
studio, rapporti con la banca), Assicurazioni (tutte<br />
le assicurazioni necessarie interne ed esterne allo studio),<br />
Passaggio dallo stato di dipendente a quello<br />
di indipendente, fiscalità.<br />
Documentazione<br />
Basato su una check-list per l’apertura di uno studio<br />
medico, il raccoglitore, consegnato ad ogni partecipante,<br />
contiene tutte le informazioni utili durante e<br />
dopo il seminario.<br />
Sponsor<br />
Diversi sponsor si fanno carico delle spese (si rimanda<br />
al sito www.fmhservices.ch).<br />
Date<br />
K52 Mercoledì 28 settembre 2011 Chiasso<br />
dalle 14.00 alle 18.00 FMH Fiduciaria<br />
Services<br />
K53 Mercoledì 23 novembre 2011 Chiasso<br />
dalle 17.00 alle 21.00 FMH Fiduciaria<br />
Services<br />
Anmeldung und Auskunft / Inscription<br />
et information / Iscrizioni e informazioni<br />
www.fmhservices.ch oder FMH Consulting Services,<br />
Cornelia Steinmann, Burghöhe 1, 6208 Oberkirch,<br />
Tel. 041 925 00 77, Fax 041 921 05 86.<br />
Hinweis / Remarque / Osservazioni<br />
Bei sämtlichen Seminaren, bei denen die Kosten teilweise<br />
oder gänzlich von Seminarsponsoren gedeckt<br />
werden, werden die Teilnehmeradressen den jeweiligen<br />
Sponsoren zur Verfügung gestellt.<br />
Les adresses des participants aux séminaires dont les<br />
coûts sont couverts en partie ou totalement par des<br />
sponsors sont communiquées aux sponsors concernés.<br />
Gli indirizzi dei partecipanti ai seminari, i cui costi<br />
sono coperti in parte o completamente da degli<br />
sponsor, vengono comunicati agli sponsor interessati.<br />
Annullierungsbedingungen / Conditions<br />
d’annulation / Condizioni d’annullamento<br />
Bei Abmeldungen oder Fernbleiben werden folgende<br />
Unkostenbeiträge erhoben:<br />
Un montant est perçu pour une absence ou une annulation.<br />
Il est de:<br />
Un importo verrà rimborsato in caso di assenza o annullamento.<br />
Esso sarà di:<br />
– 50 CHF pro Person ab 14 Tage vor Seminarbeginn<br />
/ par personne dans les 15 jours avant le début du<br />
séminaire/ per persona entro i 15 giorni prima<br />
dell’inizio del seminario;<br />
– 100 CHF pro Person ab 7 Tage vor Seminarbeginn<br />
oder Fernbleiben / par personne dans les 7 jours<br />
avant le début du séminaire / per persona entro i<br />
7 giorni prima dell’inizio del seminario.<br />
<strong>Schweizerische</strong> Ärztezeitung | Bulletin des médecins suisses | Bollettino dei medici svizzeri | 2011;92: 26 1007
Konzentrieren Sie sich auf<br />
denBlutdruck.<br />
Aber dochnicht<br />
auf Ihreneigenen!<br />
Machen Sie sich die tägliche Praxis einfacher.<br />
Verlassen Sie sich auf professionelle Unterstützung in<br />
•Praxisgründung •Praxisführung •Praxisübergabe/-übernahme •Praxisfinanzierungen und Finanzplanung<br />
•Persönliche Risiko- und Altersvorsorge •Praxis-, Sach- und Berufshaftpflichtversicherungen •Optimierte<br />
Steuerplanung •Nachfolgeplanung und -regelung •Unternehmenswertberechnungen/Praxisverkauf<br />
•Praxis- und Stellenvermittlung •Seminare zuThemen wie Praxiseröffnung/-übernahme, Praxisübergabe,<br />
Finanz- und Steuerplanung, EDV •Stellenmarkt unter www.fmhjob.ch •Praxismarkt unter www.fmhprax.ch<br />
•Factoring •Inkasso<br />
FMH Consulting Services<br />
Burghöhe 1•Postfach 246 •6208 Oberkirch<br />
Telefon 041 925 00 77 •Fax 041 921 05 86<br />
mail@fmhconsulting.ch •www.fmhconsulting.ch
FMH SERVICES<br />
Die grösste standeseigene Dienstleistungsorganisation<br />
Redaktionelle Verantwortung: FMH SERVICES<br />
Berufshaftpflichtversicherung<br />
Eine zu tiefe Versicherungssumme kann Ihre Existenz gefährden<br />
Die Klagebereitschaft der Patienten hat in letzter Zeit leider immer mehr zugenommen. Auch die Forderungen<br />
sind stetig gestiegen. So wurde z.B. kürzlich in einem Bundesgerichtsurteil die Haftung eines<br />
Spit<strong>als</strong> für einen tragischen Fall aus dem Jahr 1997 bejaht. Die Schadenersatzforderung beläuft sich auf<br />
13 Millionen Franken. Zudem sind nach Abklärungen von FMH Services aktuell zwei weitere ähnlich<br />
gelagerte Fälle bei den Haftpflichtversicherern hängig.<br />
Viele selbständig erwerbstätige Ärzte sind heute mit einer Versicherungssumme von 5 Millionen Franken<br />
oder weniger versichert. Die Differenz zwischen einer allfälligen Schadensumme und der Versicherungssumme<br />
geht zulasten des behandelnden Arztes und kann schnell existenzbedrohend sein.<br />
Die FMH Services empfiehlt bei der Haftpflichtversicherung folgendes zu beachten:<br />
Empfohlene Versicherungssumme 10 Millionen Franken<br />
Nachversicherung bei Geschäftsaufgabe während der gesetzlichen Verjährungsfristen<br />
Regelmässige Kontrolle, ob die aktuelle Tätigkeit mit der versicherten Deckung übereinstimmt<br />
Zudem lohnt sich ein Prämienvergleich<br />
Alle Ärztinnen und Ärzte, welche bereits im FMH Insurance Services-Rahmenvertrag versichert sind, können<br />
die Deckungssumme bereits vor dem Vertragsablauf erhöhen. Profitieren Sie noch nicht von den<br />
Vorteilen des FMH Insurance Services-Rahmenvertrages? Füllen Sie den unten stehenden Talon aus und<br />
senden Sie uns eine aktuelle Policenkopie Ihres Vertrages zu. Wir überprüfen für Sie, per wann ein Wechsel<br />
in den günstigen Rahmenvertrag möglich ist, und senden Ihnen eine Offerte zu.<br />
"<br />
Antworttalon Bitte einsenden oder per Fax an: 031 959 50 10<br />
Vorname / Name<br />
Adresse<br />
PLZ / Ort<br />
Geburtsdatum<br />
Telefon Privat / Geschäft<br />
Beste Zeit für einen Anruf<br />
E-Mail-Adresse<br />
________________________________________________________________________________<br />
________________________________________________________________________________<br />
________________________________________________________________________________<br />
________________________________________________________________________________<br />
________________________________________________________________________________<br />
________________________________________________________________________________<br />
________________________________________________________________________________<br />
m Bitte senden Sie mir eine Offerte für eine Berufshaftpflichtversicherung<br />
(Bitte aktuelle Policenkopie der bestehenden Versicherung beilegen)<br />
Fachrichtung (mit/ohne Chirurgie)<br />
Spezialitäten /Laser und Laserklasse?<br />
Beschäftigungsgrad<br />
Sofern Sie medizinisches Fachpersonal (ohne MPAs und Lehrlinge) angestellt haben:<br />
– Anzahl Personen<br />
– Beschäftigungsgrad pro Person<br />
– Fachrichtung pro Person<br />
m Ich interessiere mich für:<br />
m Kapitalanlage m Pensionskasse BVG<br />
m Säule 3a m Rechtsschutzversicherung<br />
m Finanz-/Steuerplanung m Krankenkasse<br />
m<br />
Roth Gygax & Partner AG n Koordinationsstelle<br />
Moosstrasse 2 n 3073 Gümligen<br />
Telefon 031 959 50 00 n Fax 031 959 50 10<br />
mail@fmhinsurance.ch n www.fmhinsurance.ch<br />
Talon-Code: IN2611 / Berufshaftpflicht (2)
Standpunkt<br />
TRIBÜNE<br />
Health Technology Assessment in der Schweiz:<br />
miteinander statt gegeneinander<br />
Alois Gratwohl<br />
Prof. Dr. med. em.,<br />
Hämatologie, Medizinische<br />
Fakultät, Universität Basel<br />
Ein Kommentar von<br />
Daniel Herren,<br />
Verantwortlicher der FMH<br />
für das Ressort Daten,<br />
Demographie und<br />
Qualität (DDQ) findet<br />
sich auf Seite 1023.<br />
Korrespondenz:<br />
Prof. Dr. med. Alois Gratwohl<br />
Dittingerstrasse 4<br />
CH4053 Basel<br />
alois.gratwohl@unibas.ch<br />
Die Kluft zwischen unbegrenzten Wünschen und limitierten<br />
Mitteln zwingt jedes Gesundheitswesen mit Solidarprinzip<br />
zu objektivierbaren und nachvollziehbaren Entscheidungen.<br />
Health Technology Assessment (HTA) wird<br />
dafür <strong>als</strong> ein geeignetes Instrument diskutiert. Die FMH<br />
portiert das Zürcher Modell «Medical Board» unter gemeinsamer<br />
Trägerschaft mit der GDK und SAMW <strong>als</strong><br />
HTA Konzept Schweiz. Es stellen sich Fragen zu diesem<br />
Vorgehen. Es führt inhärent zum Konflikt zwischen Bund,<br />
Kantonen und den verschiedenen Partnern im Gesundheitswesen.<br />
Das Konzept suggeriert wissenschaftliche<br />
Lösungen für politische Fragen und geht von einem HTA<br />
Modell aus, das nicht sicher Kosten spart, kaum die Qualität<br />
verbessert. Notwendig wäre eine zukunftsorientierte<br />
gesamtschweizerische Lösung.<br />
Health Technology Assessment<br />
en Suisse: unissons nos forces<br />
Le fossé entre volonté illimitée et moyens limités<br />
contraint tout système de santé soucieux de<br />
solidarité à prendre des décisions objectivables et<br />
claires. Pour ce faire, les HTA (Health Technology<br />
Assessments) sont considérés comme un instrument<br />
adéquat. Aux côtés de la CDS et de l’ASSM, la FMH<br />
parraine le modèle zurichois du «Medical Board» et<br />
souhaite que ce modèle serve de base à l’élaboration<br />
d’un concept HTA national. Mais la démarche suivie<br />
soulève plusieurs questions. Tout d’abord, ce concept<br />
conduit inexorablement à un conflit entre Confédération,<br />
cantons et partenaires de la santé. Par ailleurs,<br />
il propose des solutions scientifiques à des problèmes<br />
politiques, et s’inspire d’un modèle HTA qui ne<br />
garantit pas des économies de coûts et qui améliore<br />
peu la qualité. Or il serait nécessaire d’élaborer une<br />
solution nationale orientée vers l’avenir; la démarche<br />
prévue doit donc être repensée. C’est là l’occasion<br />
idéale de mettre sur pied un concept HTA moderne,<br />
comprenant une saisie des données obligatoire et<br />
prospective pour les traitements onéreux, complexes<br />
ou controversés.<br />
Vous trouverez le commentaire de Daniel Herren,<br />
responsable du département Données, démographie<br />
et qualité (DDQ) de la FMH, sur cet article en page<br />
1023.<br />
Die Ausgaben im Gesundheitswesen steigen kontinuierlich<br />
und geben Grund zu Sorge. Moderne medizinische<br />
Verfahren können den Verlauf bisher unheilbarer<br />
Krankheiten ändern, Leiden lindern und Leben<br />
verlängern. Dies schafft Bedürfnisse und zwingt dazu,<br />
Kompromisse zwischen unbegrenzten Wünschen der<br />
Patienten und limitierten Mitteln eines solidarischen<br />
Gesundheitssystems zu finden. Die Diskussion darüber<br />
ist nicht nur in der Schweiz voll im Gange [1].<br />
Health Technology Assessment (HTA) wurde vor<br />
etwa dreissig Jahren <strong>als</strong> neues Instrument eingeführt.<br />
Ursprüngliches Ziel war es, unwirksame oder gar<br />
schädliche Massnahmen von der Vergütung durch<br />
ein solidarisches Kostenträgermodell ausschliessen zu<br />
können [2]. Dafür wurden spezifische, unabhängige,<br />
öffentliche oder private Institutionen eingerichtet,<br />
wie das National Institute for Health and Clinical<br />
Excellence (NICE) in England oder das Institut für<br />
Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen<br />
(IQWIG) in Deutschland. Die Frage der Wirksamkeit<br />
wurde im Laufe der Zeit durch Fragen der<br />
Zweckmässigkeit und Wirtschaftlichkeit ergänzt. Der<br />
Begriff der QUALY (Quality adjusted life years), umschrieben<br />
mit der Frage «Wie viel darf ein gewonnenes<br />
Jahr Lebensqualität kosten?» fand seinen Weg ins<br />
Vokabular. Sie zu negieren, ist nicht mehr möglich [3].<br />
Die eidgenössische Leistungskommission ELK<br />
prüft <strong>als</strong> eine ihrer Aufgaben neue Verfahren bei ihrer<br />
Einführung auf Wirksamkeit und Wirtschaftlichkeit.<br />
Im Umfeld des wachsenden Kostendrucks hat die<br />
Zürcher Gesundheitsdirektion ein «Medical Board»<br />
<strong>als</strong> kantonale HTA Institution geschaffen mit der<br />
Frage, ob und wie Kosten auch bei zugelassenen Methoden<br />
gespart werden können. Nach vier Modelluntersuchungen<br />
über so unterschiedliche Themen<br />
wie Kreuzbandruptur, Avastin, Antibiotikaprophylaxe<br />
oder PETUntersuchung soll nun das Konzept Medical<br />
Board auf die gesamte Schweiz übertragen werden<br />
[4]. Die Notwendigkeit, HTA Bestrebungen in der<br />
Schweiz zu fördern und zu koordinieren, ist gegeben.<br />
Das gewählte Vorgehen ist suboptimal. Es riskiert,<br />
Unsicherheiten und Kosten zu generieren, ohne die<br />
Qualität zu verbessern.<br />
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1020
Standpunkt<br />
TRIBÜNE<br />
Organisationsstruktur<br />
Für die Beantwortung der einfachen Frage «Ist Verfahren<br />
X bei der Indikation Y wirksam und kosteneffizient?»<br />
benötigt es keine eigene HTA Institution<br />
in der Schweiz. Eine der anerkannten internationalen<br />
HTA Agenturen könnte die Frage schneller, kostengünstiger<br />
und neutraler beantworten. Für eine gesamtschweizerische<br />
HTA Institution umgekehrt ist<br />
die vorgesehene Trägerschaft, GDK, FMH und SAMW<br />
zu schmal. Sie schliesst wichtige Entscheidungsträger<br />
bindung der Krankenkassen, Spitäler, Pharmaindustrie<br />
und Gerätehersteller wird die Glaubwürdigkeit<br />
und Tragfähigkeit der Entscheidungen aufs Spiel gesetzt.<br />
Daten aus anderen Ländern zeigen klar auf,<br />
dass HTA Empfehlungen nur umgesetzt werden können,<br />
wenn alle national Verantwortlichen loyal zusammenstehen<br />
[5].<br />
Jede Empfehlung für oder gegen die Kostenübernahme<br />
einer medizinischen Leistung wird zu Kontroversen<br />
führen, ihre Durchsetzung eine politische<br />
Massnahme sein. Ein Ablehnen der Kostenübernahme<br />
für Verfahren X durch die soziale Krankenversicherung<br />
unter gleichzeitiger Beibehaltung der Zulassung<br />
durch die Privatversicherung ist wissenschaftlich<br />
nicht begründbar. Die medizinische Wissenschaft<br />
darf nicht Stellvertreterfunktion für politische Entscheide<br />
übernehmen. Die Diskussionen im Rahmen<br />
der Entscheidungsfindung für die «Hochspezialisierte<br />
Medizin Schweiz» oder um die Vergütung der alternativen<br />
Medizin zeigen nur allzu deutlich auf, wie «wissenschaftliche»<br />
Argumente oder «fehlende wissenschaftliche<br />
Grundlagen» zur Begründung politischer<br />
Entscheide nach Belieben uminterpretiert werden.<br />
Die Notwendigkeit, HTA Bestrebungen zu fördern und zu koordinieren,<br />
ist gegeben. Das gewählte Vorgehen ist suboptimal.<br />
Wie viel darf ein gewonnenes Jahr Lebensqualität kosten?<br />
aus. Sie führt inhärent zum Konflikt zwischen Bund<br />
und den Kantonen. Komplexe medizinische Verfahren<br />
beinhalten stationäre und ambulante Kostenteile.<br />
Patienten sind nicht mehr an ihren<br />
Wohnkanton gebun den. Welches<br />
Schiedsgericht wird im Streitfall<br />
entscheiden? Ohne Einbindung<br />
vom Bund mit seinen<br />
HTA Institutio nen, ohne Ein<br />
Lehren aus der Geschichte der HTA<br />
auf internationaler Ebene<br />
Die anfängliche Stärke der klassischen HTA, eine Urteilsfindung<br />
aufgrund der «gesamten verfügbaren<br />
Literatur» genügt heute nicht mehr. «Evidence based<br />
medicine» hat ihre dokumentierten Stärken<br />
bei der Erstellung von Abklärungsschemata,<br />
Prophylaxe oder Therapierichtlinien.<br />
Die Beurteilung stützt sich auf<br />
publizierte, damit immer alte Daten.<br />
Gerade bei den für eine HTA qualifizierenden<br />
kontroversen Themen riskieren<br />
laufende Studien, unberücksichtigt<br />
zu bleiben. Sorge bereitet die Subgruppenproblematik.<br />
Ein Ansprechen<br />
bei 30% der<br />
Patienten mag <strong>als</strong><br />
kosteneffizient,<br />
ein Ansprechen<br />
bei 5% der Patienten<br />
<strong>als</strong> ineffizient<br />
beurteilt werden. Der<br />
Entscheid wird beiden<br />
Situationen nicht gerecht.<br />
Im ersten Fall wird die Mehrzahl<br />
der Patienten mit einer unwirksamen<br />
Therapie und damit verlorenen Kosten<br />
behandelt. Ein Verweigern einer wirksamen Therapie<br />
kann umgekehrt für die wenigen Patienten, die ansprechen<br />
würden, schwerwiegende Konsequenzen<br />
beinhalten [3, 6].<br />
Aufgrund dieser erwähnten Schwächen wurde<br />
die Beurteilung nach HTA in den letzten Jahren bei<br />
ungenügender Datenlage durch ein «further studies<br />
required» ergänzt [3]. Die Umsetzung dieser Vorgabe<br />
erfolgt aber nur, wenn für die Industrie eine Chance<br />
besteht, die entstehenden Kosten zurückzugewinnen.<br />
Dies ist bei seltenen Krankheiten oder Subgruppen<br />
kaum der Fall, es sei denn, es gelingt durch die Kombination<br />
mit gezielten diagnostischen Tests <strong>als</strong> «customized<br />
therapy» einen SynergieGewinn zu erzielen.<br />
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Standpunkt<br />
TRIBÜNE<br />
Schwieriger ist die Situation für Patienten; ihnen<br />
bleibt die Möglichkeit eines Zuganges zu der neuen<br />
Therapie vorläufig verwehrt.<br />
Prospektive obligatorische Evaluation<br />
anstelle retrospektiver Beurteilung<br />
Die obligatorische prospektive Erfassung neuer, vielversprechender<br />
medizinischer Verfahren bietet eine<br />
Alternative. Daten über Wirksamkeit und Wirtschaftlichkeit<br />
können in einem Evaluationsregister in der<br />
realen Alltagssituation prospektiv erfasst werden.<br />
Für die Beantwortung der einfachen Frage «Ist Verfahren X bei Indikation<br />
Y wirksam und kosteneffizient?» ist keine eigene HTA Institution in<br />
der Schweiz nötig.<br />
Dies kann auch einen prospektiv randomisierten Vergleich<br />
mit der bisherigen Standardtherapie beinhalten.<br />
Voraussetzung ist, dass Kriterien für Diagnose,<br />
Entscheidungsfindung, Behandlungsart, Behandlungsdauer,<br />
Datenerfassung, Kostenabklärung und<br />
Evaluation der Studie in einem durch die zuständige<br />
Fachgesellschaft festgelegten Qualitätsmanagementsystem<br />
definiert sind.<br />
Kosten und sogenannter «Zwangscharakter» der<br />
Massnahmen sind kein Hinderungsgrund. Daten<br />
werden schon heute gesammelt, nur unkoordiniert,<br />
an unterschiedlichen Orten. Der Aufwand ist primär<br />
organisatorischer Art. Die Kosten für die Datenkoordination<br />
werden in einem günstigen Verhältnis zu<br />
den hohen Kosten der Therapie selbst stehen. Sie sollten<br />
vom primären Kostenträger übernommen werden<br />
wie es das KVG vorsieht. Datenerfassung und<br />
Datenevaluation sind integraler Bestandteil jeder<br />
Therapie. Die Kosten werden durch Einsparungen<br />
wettgemacht. Nicht indizierte Therapien werden vermieden,<br />
Therapien ohne Ansprechen rechtzeitig abgebrochen.<br />
Der aktive Zwang, sich einem definierten<br />
Behandlungssystem anzuschliessen, ist für Patienten<br />
wie behandelnde Ärztinnen und Ärzte akzeptierbar.<br />
Er ist nur verbunden mit einer Vergütung der Kosten<br />
im Solidarsystem. Alle behalten die Freiheit, auf eine<br />
Teilnahme bei der Evaluation zu verzichten und die<br />
Kosten selbst zu übernehmen. Der aktive Zwang ist<br />
attraktiver <strong>als</strong> der passive Zwang des heute geplanten<br />
Systems, das bei unsicherer KostenNutzenLage nur<br />
einen Ausschluss von der Kostenübernahme vorsieht.<br />
Beispiele für das geplante Vorgehen sind vorhanden.<br />
Die Transplantation blutbildender Stammzellen<br />
ist eine anerkannte, teure Behandlungsform<br />
bei schweren Erkrankungen des blutbildenden Systems.<br />
Sie wurde seit ihrer Einführung immer wieder<br />
KostenNutzenEvaluationen im Rahmen von HTAs<br />
unterworfen. Aus Kosten und Qualitätsgründen haben<br />
sich Verantwortliche in Europa und Nordamerika<br />
auf die Erarbeitung eines Qualitätsmanagementsystems<br />
und eine standardisierte Datenerfassung geeinigt.<br />
In mehreren Ländern, auch der Schweiz, ist die<br />
Akkreditierung und obligatorische Datenerfassung<br />
Voraussetzung für die Erteilung einer Bewilligung<br />
und der Kostenübernahme. Jüngste Daten bestätigen<br />
nun, dass die Einführung des Qualitätsmangementsystems<br />
in den akkreditierten Zentren mit einer signifikanten<br />
Verbesserung des Überlebens verbunden<br />
ist [7].<br />
Schlussfolgerung<br />
Das HTA Konzept Schweiz muss überdacht werden. Es<br />
besteht ein ideales «window of opportunity», ein modernes<br />
HTA Konzept einzuführen, mit prospektiver<br />
obligatorischer Datenerfassung für teure, komplexe<br />
oder umstrittene Therapieverfahren.<br />
Literatur<br />
1 Fuchs VR. Government Payment for Health Care.<br />
NEJM. 2010;363(23):2181–3.<br />
2 Goodman CS. Introduction to Health Technology<br />
Assessment. The Lewin Group. 2004. www.nlm.nih.<br />
gov/nichsr/hta101/ta101_c1.html<br />
3 Chalkidou K, Walley T. Using comparative effectiveness<br />
research to inform policy and practice in the UK<br />
HHS: past, present and future. Pharmacoeconomics.<br />
2010;28(10):799–811.<br />
4 Herren D. HTA: How to assess. Schweiz Ärztezeitung.<br />
2011;92(14):519.<br />
5 Mørland B, Ringard A, Røttingen JA. Supporting<br />
tough decisions in Norway: a healthcare system<br />
approach. Int J Technol Assess Health Care.<br />
2010;Oct;26(4):398–404. Epub 2010 Oct 13.<br />
6 Elshaug AG, Garber AM. How CER could pay for<br />
itself – Insights from vertebral fracture treatments.<br />
NEJM. 2011;364(15):1390–3.<br />
7 Gratwohl A, Brand R, Niederwieser D, Baldomero H,<br />
Chabannon C, Cornelissen J, et al. Introduction of a<br />
Quality Management System and Outcome After<br />
Hematopoietic StemCell Transplantation.<br />
J Clin Oncol. 2011;Apr 11. [Epub ahead of print].<br />
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Standpunkt<br />
TRIBÜNE<br />
Kommentar von Daniel Herren, Mitglied des Zentralvorstandes<br />
der FMH, Verantwortlicher für das Ressort DDQ<br />
Keine Frage, Health Technology Assessment (HTA)<br />
steckt in der Schweiz noch in den Kinderschuhen.<br />
Und wie immer, wenn es in der Politik Neuland zu<br />
betreten gilt, versuchen sich die verschiedenen<br />
Player zu positionieren. Im konkreten Fall sind es die<br />
Initiativen des Medical Board und der SwissHTA, die<br />
das Feld derzeit besetzen.<br />
Die einzelnen Akteure im Gesundheitswesen haben<br />
dabei unterschiedliche Interessen, wenn es um das<br />
Thema der Technologiefolgenabschätzung, wie HTA<br />
auf Deutsch auch genannt wird, geht. Die Finanzierer,<br />
Versicherungen und die Kantone möchten<br />
primär griffigere Kriterien zur Durchsetzung der<br />
WZWKriterien, die Ärzteschaft ist interessiert an<br />
evidenzbasierten Behandlungen, das Bundesamt für<br />
Gesundheit (BAG) will den gesetzlichen Auftrag erfüllen,<br />
und die Pharmaindustrie möchte ihre Innovationskraft<br />
behalten.<br />
Gerade die Verfügbarkeit neuer Therapieverfahren ist<br />
für ein qualitativ hochstehendes und effizientes Gesundheitswesen<br />
wichtig, allerdings stehen wir – in<br />
einem solidarisch finanzierten Umfeld – in der Verpflichtung,<br />
den Mehrwert solcher Innovationen<br />
nachweisen zu können. Hier kommen nun die Assessments<br />
zum Tragen. Mit unterschiedlichen Ansätzen<br />
versuchen die beiden erwähnten Initiativen das<br />
Thema anzugehen. Das Medical Board hat den praktischen<br />
Weg gewählt und unterzieht bestimmte<br />
medizinische Fragestellungen einer Prüfung. Man<br />
bedient sich dabei bekannter methodischer Ansätze<br />
und versucht durch die Analyse konkrete Empfehlungen<br />
zu formulieren. Interessant dabei ist, welche<br />
Implikationen diese Empfehlungen in der ärztlichen<br />
Praxis, auch ohne Sanktionierungsmassnahmen, bereits<br />
haben. Es ist allerdings nicht so, wie Kollege<br />
Gratwohl in seiner Einleitung ausführt, dass die Trägerschaft<br />
des Medical Board meint, das HTAKonzept<br />
für die Schweiz gefunden zu haben. Die FMH<br />
engagiert sich in der Trägerschaft, um über die Fachgesellschaften<br />
den Zugang zu denjenigen Experten<br />
zu schaffen, die kompetent mitwirken können, die<br />
jeweiligen Fragestellungen inhaltlich korrekt zu begleiten.<br />
SwissHTA, eine Initiative der Pharmaindustrie und<br />
der Versicherungen, versucht auf der Metaebene einen<br />
Konsens bezüglich ethischer Vorstellungen, methodischer<br />
Ansätze und gesetzlicher Vorgaben für<br />
die Schweiz zu formulieren. Das ist sicherlich ein<br />
wichtiger Prozess, um HTA in unserem Gesundheitssystem<br />
zu verankern. Die Initiative bietet auch die<br />
Chance, bestehende Institutionen wie zum Beispiel<br />
die Eidgenössische Leistungskommission (ELK) in ein<br />
zukünftiges HTAKonzept zu integrieren. SwissHTA<br />
war immer <strong>als</strong> temporäre Plattform gedacht und soll<br />
sich, gemäss der Idee der Initianten, nach Erarbeitung<br />
des Konsenspapiers wieder auflösen. Grundsätzlich<br />
begrüsst die FMH eine solche Initiative, allerdings<br />
erschien uns das Vorgehen der Gründungsmitglieder<br />
von SwissHTA zu einseitig. Zwischenzeitlich<br />
hat man sich aber gegenseitig angenähert, und die<br />
FMH schaltet sich nun in die Diskussion zu diesem<br />
Konsenspapier ein.<br />
Was uns aber vor allem fehlt, und da bin ich mit<br />
Herrn Gratwohl vollkommen einig, ist ein Leader und<br />
Koordinator all dieser Bemühungen. Wohl ist das<br />
BAG verheissungsvoll mit der Organisation eines<br />
Rundtischgespräches in die Diskussion gestartet;<br />
allerdings vermisst man seither weitergehende Koordinationsmassnahmen.<br />
Wenn man die zukunftsorientierte<br />
gesamtschweizerische Lösung erarbeiten<br />
will, wie sie Kollege Gratwohl zu Recht fordert,<br />
braucht es den Lead durch den Bund. HTA muss<br />
dabei zwingend in die übergeordnete Qualitätsstrategie<br />
des Bundes eingebaut werden, darf dabei aber<br />
kein Rationierungsinstrument werden! Ziel sollte<br />
sein, die Qualität der medizinischen Leistungserbringung<br />
zu verbessern. Im besten Fall dürfen wir eine<br />
verbesserte RessourcenAllokation erwarten, aber<br />
auch nur dann, wenn man sich auf die wirklich grossen<br />
Brocken der Kosten stürzt, auf die Behandlung<br />
der chronischen Erkrankungen.<br />
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Management<br />
TRIBÜNE<br />
Zwischen Medizin und Ökonomie<br />
Interne Weiterbildung kann dem Kulturwandel Impulse verleihen. Das Beispiel eines<br />
Führungskurses der Clienia Privatklinik Schlössli zeigt, wie betriebswirtschaftliches<br />
Denken für das patientenorientierte Entscheiden im Klinik-Alltag vermittelt werden<br />
kann.<br />
Daniel Marek a ,<br />
Martin E. Keck b<br />
a Dr., selbständiger Berater<br />
und Ausbilder im Bereich<br />
Unternehmensentwicklung<br />
b Prof. Dr. med. Dr. rer. nat.,<br />
eMBA UZH, Ärztlicher<br />
Direktor der Clienia<br />
Privatklinik Schlössli, Oetwil<br />
Korrespondenz:<br />
Dr. Daniel Marek<br />
Unternehmensentwicklung<br />
Zollikerstrasse 153<br />
CH8008 Zürich<br />
Abbildung 1<br />
Das Cliena Schlössli-Haus und sein Umfeld.<br />
Mitbewerber<br />
Zuweisende<br />
Patienten/innen<br />
und Angehörige<br />
Die Diskussionen um die Kosten des Gesundheitswesens<br />
und die neue Spitalfinanzierung ab 2012<br />
zwingen alle Leistungserbringer zu einer verstärkten<br />
Beachtung wirtschaftlicher Aspekte. Nicht zuletzt fordert<br />
die Gesetzgebung des Bundes, dass Leistungen<br />
im Gesundheitswesen sowohl wirksam und zweckmässig<br />
<strong>als</strong> auch wirtschaftlich sein müssen. Vor diesem<br />
Hintergrund entschloss sich die Leitung der<br />
Clienia Privatklinik Schlössli, einen viertägigen internen<br />
Kurs in Betriebswirtschaft anzubieten Die Absicht<br />
war, eine praktische Einführung zu liefern, ohne<br />
dabei den Vorrang von Patientenwohl und Behandlungsqualität<br />
in Frage zu stellen. Unter Wirtschaftlichkeit<br />
verstanden die Verantwortlichen das Erkennen<br />
und Nutzen von Verbesserungsmöglichkeiten<br />
zugunsten einer optimalen Versorgung und keine<br />
einseitige Effizienzsteigerung, die zu Lasten der Patienten<br />
und der Mitarbeitenden geht. Die Existenz<br />
eines Spit<strong>als</strong> lässt sich nicht primär durch positive<br />
Finanzzahlen rechtfertigen. Im Vordergrund stehen<br />
die Linderung von Leid sowie die Erhaltung oder<br />
Wiederherstellung von Gesundheit.<br />
Der Kurs richtete sich an Führungskräfte und Projektverantwortliche<br />
aus Medizin, Pflege und Diensten.<br />
An drei Durchführungen im Jahr 2010 nahmen<br />
Umwelt /Markt<br />
Ziele<br />
Wertschöpfung<br />
Mitarbeitende<br />
Bund, weitere<br />
Kanton (GD)<br />
Krankenkassen<br />
Gesellschaft<br />
Entre médecine et économie<br />
Le nouveau financement hospitalier et les discussions<br />
sur les coûts de la santé exigent de tous les<br />
prestataires de soins qu’ils accordent plus d’importance<br />
aux aspects économiques de leur activité. Dans<br />
ce contexte, l’économicité c’est avant tout reconnaître<br />
et utiliser les possibilités d’amélioration qui<br />
existent. Une hausse du rendement ne doit pas se<br />
faire sur le dos des patients ou du personnel. Dès<br />
lors, il est important que ce soit le personnel médical<br />
qui tranche entre aspects économiques et perspective<br />
médicale. Ces réflexions ont amené la clinique<br />
privée Schlössli de Clienia à Oetwil à proposer à ses<br />
cadres dirigeants des domaines de la médecine, des<br />
soins et des services de suivre une formation complémentaire<br />
en gestion d’entreprise. Un sondage effectué<br />
auprès des participants a montré que ce cours<br />
leur a non seulement permis d’acquérir de nouvelles<br />
connaissances mais aussi de changer leur point de<br />
vue sur l’économie d’entreprise et les questions<br />
qu’elle soulève. Présenter la médecine et l’économie<br />
non pas comme des antagonistes mais comme des<br />
disciplines qui se complètent a été un point crucial<br />
du succès de ce cours. Pour ce faire, il a fallu aussi enseigner<br />
la manière de penser propre à l’économie en<br />
plus des différents instruments utilisés en gestion.<br />
Les participants ont ainsi appris à devenir par euxmêmes<br />
efficaces dans leur domaine d’activités.<br />
Le mélange des participants venus des différents domaines<br />
de la clinique s’est traduit par de nouveaux<br />
contacts au sein du personnel. Ce qui, d’après les<br />
participants, a eu un impact favorable sur la collaboration<br />
interne et sur la compréhension mutuelle des<br />
différents services.<br />
Daniel Marek 2010‘ 1<br />
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1024
Management<br />
TRIBÜNE<br />
annähernd 50 Personen aus allen Bereichen der<br />
Klinik teil. Um eine möglichst hohe Anschaulichkeit<br />
zu erreichen, folgte der Aufbau des Kurses einem<br />
vereinfachten Modell, das die wichtigsten betriebswirtschaftlichen<br />
Aspekte einer Klinik abbildete (sog.<br />
ClieniaSchlössliHaus, s. Abb.). In seinen Grundzügen<br />
übernimmt das Modell die Gliederung von Input,<br />
Behandlung und Output. Es erlaubt, betriebswirtschaftliche<br />
Grundbegriffe wie Effizienz, Effektivität<br />
oder Wertschöpfung sowie die Stellung der Klinik<br />
im Gesundheitssektor aufzuzeigen.<br />
Der Kurs begann mit betriebswirtschaftlichen<br />
Grundbegriffen und einer Übersicht über die Spitalfinanzierung.<br />
Das Kernstück bildete eine Einführung<br />
in die Finanzwirtschaft, die sich auf Instrumente zur<br />
Unterstützung von Entscheiden konzentrierte (z. B.<br />
Deckungsbeitragsrechnung, Investitionsrechnung,<br />
Interpretieren von Kennzahlen). Abgerundet wurde<br />
der Kurs mit klinikspezifischen Themen, wie etwa<br />
den Fallpauschalen oder dem Qualitätsmanagement.<br />
Mit Hilfe einer begleitenden klinikspezifischen Fallstudie<br />
konnten die Teilnehmenden die vermittelten<br />
Inhalte nach jeder Lerneinheit auf ihren Arbeitsalltag<br />
übertragen.<br />
Die Lerneffekte des Kurses<br />
Die Auswertungsrunden während des Kurses zeigten,<br />
dass die Teilnehmenden neben einzelnen Instrumenten<br />
vor allem betriebswirtschaftliche Denkweisen<br />
kennenlernten. Diese Beobachtung bewog die Verantwortlichen,<br />
die Auswirkungen des Kurses mit<br />
Hilfe einer Nachbefragung zu untersuchen. Deren Ergebnisse<br />
stützten den ersten Eindruck: Rund 85 Prozent<br />
gaben an, der Kurs habe ihnen zu neuen Einsichten<br />
verholfen. Gut 75 Prozent der Befragten fanden,<br />
der Kurs habe es ihnen erleichtert, ihren Mitarbeitenden<br />
betriebswirtschaftliche Zusammenhänge zu er<br />
«Heute bin ich der Meinung, (…) eine betriebswirtschaftliche<br />
Denkweise berücksichtigt (die) wichtigen<br />
Aspekte, die zum Erfolg führen. (...) Betriebswirtschaft<br />
ist für mich nicht mehr nur Zahlen oder (…) eine<br />
unbegreiflich langweilige Materie.»<br />
läutern. Bemerkenswert sind zudem die Kommentare,<br />
die darauf hindeuten, dass sich die Einstellung<br />
gegenüber der Betriebswirtschaftslehre verändert hat<br />
(vgl. die Zitate von Ärzten in den Kästen). Dieser<br />
Effekt war bei Teilnehmenden aus allen Bereichen der<br />
Klinik zu beobachten.<br />
«Ich versuche grundsätzlich, (betriebs-)wirtschaftliche<br />
und auch ökologische Überlegungen anzustellen, z(um)<br />
T(eil) sind dies simple Alltagshandlungen, die ich<br />
danach richte (…).»<br />
Veränderte Sichtweise von Betriebswirtschaft<br />
Die Öffnung gegenüber betriebswirtschaftlichem<br />
Denken lässt sich aus mehreren Hinweisen ableiten:<br />
Erstens gab ein gutes Drittel der Befragten an, der<br />
Kurs habe ihre Einstellung zu betriebswirtschaftlichen<br />
Fragen verändert. Zweitens erklärte mehr <strong>als</strong><br />
die Hälfte der Befragten, bei Entscheidungen im KlinikAlltag<br />
einzelne Instrumente aus dem Kurs regelmässig<br />
oder gelegentlich anzuwenden. Drittens wiesen<br />
die Kommentare zur Frage nach den gelernten Inhalten<br />
in dieselbe Richtung: Hier tauchten weniger<br />
einzelne Instrumente, <strong>als</strong> vielmehr bestimmte Denkfiguren<br />
auf, so etwa die Anwendung des ParetoPrinzips.<br />
Die veränderte Einstellung resultierte in einer erhöhten<br />
Aufmerksamkeit für wirtschaftliche Aspekte<br />
des eigenen Handelns.<br />
Zusammenarbeit in der Klinik<br />
Eine weitere Wirkung des Kurses bestand in der Stärkung<br />
der fachübergreifenden Zusammenarbeit: Rund<br />
60 Prozent der Befragten meinten, der Kurs habe Kontakte<br />
innerhalb der Klinik unterstützt oder dazu beigetragen,<br />
dass sich die Angehörigen unterschiedlicher<br />
Bereiche besser verstehen. Die gemeinsame Arbeit an<br />
der Fallstudie förderte das Verständnis für die Sichtweise<br />
anderer Fachbereiche. Dieser Nebeneffekt hatte<br />
sogar eine Verbindung zum Thema: In Spitälern verspricht<br />
die Verbesserung der internen Zusammenarbeit<br />
und die Abstimmung der einzelnen Glieder<br />
einer Behandlungskette derzeit das grösste Optimierungspotential<br />
[1, 2].<br />
Fazit<br />
Unsere Erfahrungen zeigen, dass die Vermittlung von<br />
betriebswirtschaftlichen Themen dann erfolgreich<br />
ist, wenn Ökonomie und Medizin nicht <strong>als</strong> «Antagonisten»,<br />
sondern <strong>als</strong> ergänzende Fachgebiete dargestellt<br />
werden. Dabei ist auf die Zuweisung der Verantwortlichkeiten<br />
zu achten: Der Entscheid über<br />
wirtschaftliche wie medizinische Argumente sollte<br />
beim Fachpersonal bleiben und nicht dritten Stellen<br />
überlassen werden. Ärzte müssen dafür einstehen,<br />
dass auch weiterhin die Bedürftigkeit der Patienten<br />
und nicht Renditedenken das Handeln bestimmt.<br />
Entscheidend sind die Behandlungsergebnisse: Im<br />
Sinne bestmöglicher Ressourcennutzung müssen vorrangig<br />
jene Therapieprogramme sichergestellt und<br />
optimiert werden, die langfristig den grössten Nutzen<br />
für die Patienten versprechen. Gerade deshalb muss<br />
die häufig schmerzhafte Frage nach den Kosten gestellt<br />
und nicht reflexartig abgewehrt werden, denn<br />
der zunehmende Kosten und Wettbewerbsdruck im<br />
Gesundheitswesen birgt die Gefahr, dass die bisherige<br />
Vertrauenskultur nachhaltig geschädigt wird. Diese<br />
Entwicklung muss sorgfältig beobachtet werden. Es<br />
gilt mehr denn je, alle Massnahmen nach ihrer zu erwartenden<br />
Kosteneffektivität zu priorisieren, was die<br />
zuweilen unangenehme Frage beinhaltet, ob die vorhandenen<br />
Mittel für die richtigen Dinge ausgegeben<br />
werden. Im Spital ist beispielsweise regelmässig zu<br />
überprüfen, ob die jeweiligen Aktivitäten zur Erhöhung<br />
des Patientennutzens beitragen und nicht etwa<br />
lediglich auf liebgewonnenen Traditionen beruhen.<br />
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Management<br />
TRIBÜNE<br />
Hierfür sind betriebswirtschaftliche Kenntnisse unerlässlich.<br />
Aus diesen Überlegungen darf sich ein derartiger<br />
Kurs nicht auf die Schulung einzelner Instrumente<br />
beschränken, sondern muss vor allem die ökonomische<br />
Denkweise vermitteln. Zielorientierung, das Bewusstsein<br />
für knappe Mittel und das Augenmerk auf<br />
Vereinfachungsmöglichkeiten sind Elemente davon.<br />
Dies befähigt die Teilnehmenden, in ihrem Arbeitsgebiet<br />
in eigener Verantwortung wirksam zu werden.<br />
Darüber hinaus erfordert der Transfer des Gelernten<br />
auf die Realität der Klinik seinen Platz. Geeignete<br />
Übungen und Aufgaben können es den Teilnehmenden<br />
erleichtern, die Transferleistung selbst zu erbringen<br />
[3]. Das sichert den besten Lerneffekt. Wenn sich<br />
der Kurs an Führungskräfte richtet, so können diese<br />
eine MultiplikatorFunktion ausüben, etwa wenn sie<br />
ihren Mitarbeitenden betriebswirtschaftliche Zusammenhänge<br />
erklären. Damit wirkt der Kurs über den<br />
Kreis der Teilnehmenden hinaus. Bei der Ausschreibung<br />
des Kurses ist auf die Durchmischung der Teilnehmenden<br />
zu achten. Neben der Erleichterung betriebsinterner<br />
Kontakte unterstreicht sie eine Öffnung<br />
des Denkens jenseits der Paradigmen einzelner<br />
Disziplinen. So kann die Arbeit zwischen den Fachbereichen<br />
unmittelbar geprobt und vertieft werden.<br />
Das Beispiel zeigt einmal mehr: Die Anwendung<br />
neuer Instrumente ist nicht allein eine Frage des Wissens,<br />
sondern eine Frage der Denkhaltung. Damit lassen<br />
sich die Effekte des Kurses unter dem Aspekt des<br />
Kulturwandels betrachten, weil sie gemeinsame<br />
Werte sowie bestimmte Denk und Verhaltensmuster<br />
betreffen, die <strong>als</strong> Teil der Organisationskultur gelten<br />
[4]. Kulturwandel bedingt freilich mehr <strong>als</strong> Weiterbildungsveranstaltungen.<br />
Folgemassnahmen und die<br />
Verankerung des Lerntransfers sind unabdingbar.<br />
Aber Weiterbildung kann Kulturwandel unterstützen<br />
[5]. Idealerweise ist Weiterbildung Bestandteil einer<br />
langfristig angelegten Initiative zur Spitalentwicklung.<br />
Dieser Prozess verlangt Zeit, zwei bis drei Jahre<br />
sind ihm einzuräumen [6].<br />
Die Einstellung gegenüber der Betriebswirtschaftslehre hat sich<br />
verändert.<br />
Literatur<br />
1 RüeggStürm J. Operation gelungen, Patient gestorben,<br />
Schweiz Ärztezeitung. 2008;89(33):1413–16.<br />
2 Von Arx W, RüeggStürm J. Spitäler im Umbruch –<br />
Ansatzpunkte für eine gelingende Weiterentwicklung.<br />
Schweiz Ärztezeitung. 2007;88(27/28:1214–19.<br />
3 Meier R. Praxis Weiterbildung. Offenbach: Gabal;<br />
2005.<br />
4 Schein EH. Organizational Culture and Leadership.<br />
3rd ed. San Francisco: JosseyBass; 2004.<br />
5 Pieler D. Neue Wege zur lernenden Organisation.<br />
Bildungsmanagement – Wissensmanagement –<br />
Change Management – Culture Management.<br />
2. Aufl. Wiesbaden: Gabler; 2003.<br />
6 Doppler K, Lauterburg, C. Change Management.<br />
Den Unternehmenswandel gestalten, 11. Aufl.<br />
Frankfurt a.M./New York: Campus; 2005.<br />
Editores Medicorum Helveticorum<br />
<strong>Schweizerische</strong> Ärztezeitung | Bulletin des médecins suisses | Bollettino dei medici svizzeri | 2011;92: 26 1026
Begegnung mit …<br />
HORIZONTE<br />
… Elisabeth Müller: Allgemeinmedizinerin, Gründerin des «Kafi Mümpfeli»<br />
in Zürich und «Kopf des Jahres» des Kollegiums für Hausarztmedizin<br />
«In der Sprechstunde ist man<br />
vom Sprechen weggekommen»<br />
Daniel Lüthi<br />
Text und Bilder<br />
danielluethi@gmx.ch<br />
Das Kafi Mümpfeli* ist ein modern eingerichtetes<br />
Restaurant mit einer vielversprechenden Speisekarte,<br />
einer schönen Terrasse und rund 50 Plätzen. Es liegt<br />
nur wenige hundert Meter von der Hausarztpraxis<br />
von Elisabeth Müller entfernt – und ist eigentlich<br />
eine Art «Verlängerung», eine Filiale dieser Praxis.<br />
Denn von den insgesamt 22 Angestellten des Restaurants,<br />
das sich etwas gar bescheiden «Kafi» nennt,<br />
sind fast alle Patientinnen und Patienten von Müller.<br />
Sie selber steht übrigens mindestens einen Tag pro<br />
Woche <strong>als</strong> Köchin in der Küche, «allein über Mittag<br />
gehen bis zu 60 Essen raus, dann kommt noch das<br />
Abwaschen und Putzen, das gehört selbstverständlich<br />
auch bei mir dazu. Hier bin ich nicht die Frau Doktor,<br />
sondern eine gleichwertige Mitarbeiterin, die erledigt,<br />
was ansteht.» Ein bescheidener Mensch, diese<br />
Ärztin, das wird sofort klar. Eine Frau auch, die Sachen<br />
macht, statt bloss darüber zu reden.<br />
Übrigens: Das Kafi Mümpfeli ist an 365 Tagen im<br />
Jahr geöffnet.<br />
Erzählen und zuhören können<br />
Ein Café fürs Quartier, ein Ort, wo man sich treffen<br />
kann und sitzenbleiben, solange man will, ein Res-<br />
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Begegnung mit …<br />
HORIZONTE<br />
taurant mit sozialem Hintergrund und günstigen<br />
Preisen: Das war schon lange die Idee von Elisabeth<br />
Müller. Im Juni 2009 setzte sie den Traum in die Wirklichkeit<br />
um, mit eigenem Geld und viel Engagement,<br />
«aber ohne Business- oder Budgetplan. Ich weiss, dass<br />
es blauäugig, ja unprofessionell war, wie ich an dieses<br />
Projekt heranging. Ich weiss aber auch, dass man<br />
manchmal unprofessionell handeln muss, weil man<br />
sonst nämlich zu viel überlegt und plant – und nichts<br />
macht.»<br />
Eine Ärztin, die ein Restaurant eröffnet und dieses<br />
parallel zu ihrer Praxis führt – das ist ungewöhnlich,<br />
für Elisabeth Müller aber absolut naheliegend: «Druck<br />
und Hektik nehmen zu in der Arbeitswelt – gleichzeitig<br />
gibt es immer mehr Menschen, die sich einsam<br />
fühlen. Das ist etwas, was unsere Gesellschaft krank<br />
macht: dass wir uns gegenseitig nicht mehr zuhören<br />
können und wollen, auch in der Familie nicht. Leider<br />
ist es auch bei vielen Ärztinnen und Ärzten so: In der<br />
Sprechstunde ist man vom Sprechen weggekommen.<br />
Patienten erzählen mir von Spezialisten, die ihnen<br />
den Rücken zeigen und ins Diktaphon sprechen. Von<br />
einem Arzt, der den Patienten anschnauzte: ‹Hier<br />
stelle ich die Fragen, nicht Sie.› Oder einem, der<br />
unvermittelt aufstand, dem Patienten die Hand entgegenstreckte<br />
und sich verabschiedete – <strong>als</strong> dieser<br />
noch etwas sagen oder fragen wollte. Auch habe ich<br />
von Gynäkologen gehört, bei denen die Frauen schon<br />
ausgezogen daliegen müssen, wenn der Herr Doktor<br />
kommt.»<br />
Offene Ohren<br />
Zu Elisabeth Müller kommen, so erzählt sie, viele psychisch<br />
Angeschlagene. Weil es sich schnell herumspricht,<br />
dass man hier noch sprechen kann und einem<br />
jemand zuhört. «Aber auch psychisch Gesunde<br />
erzählen manchmal gerne etwas und sagen dann am<br />
Schluss der Sprechstunde, jetzt gehe es ihnen schon<br />
viel besser. Ohne Spritze, und ohne Rezept.» Ein offenes<br />
Ohr <strong>als</strong> Therapieform. Oder wie sie selber sagt:<br />
«Ich versuche immer, mich in mein Vis-à-vis hineinzuversetzen.»<br />
Empathie <strong>als</strong> therapeutischer Grundsatz.<br />
Aber Elisabeth Müller ist, wie gesagt, ein bescheidener<br />
Mensch. Einer, der grosse Worte scheut und lieber<br />
im Kleinen etwas bewegt.<br />
Das war einer der Beweggründe, die zur Gründung<br />
des Kafi Mümpfeli führten: die Erkenntnis, dass<br />
die Zeit in der Hausarztpraxis trotz allem nicht<br />
reichte, um allen, die es nötig gehabt hätten, genug<br />
zuhören zu können. «Im Gespräch mit meinen Patienten<br />
wurde mir klar, dass es neben der Praxis noch<br />
einen anderen Ort bräuchte, wo man reden kann. Ein<br />
Café oder Restaurant ist ein solcher Ort. Die ‹gruusigste›<br />
Beiz ist eine wertvolle soziale Institution, wenn<br />
sie liebevoll geführt wird», sagt Elisabeth Müller.<br />
Behindert und doch normal<br />
Ihr zweiter Katalysator, selber eine Beiz zu eröffnen, war<br />
der: «Ich sehe immer wieder Leute, die durch alle<br />
Elisabeth Müller<br />
Dr. med. Elisabeth Müller wurde 1952 in Zürich<br />
geboren, wo sie auch die Schulen absolvierte.<br />
Sie liess sich zuerst zur Laborantin ausbilden<br />
und danach zur Krankenschwester. Zehn Jahre<br />
lang arbeitete sie am Kantonsspital Winterthur,<br />
machte dann auf dem zweiten Bildungsweg die<br />
Matura und studierte in Zürich Medizin. 1992<br />
konnte sie in Zürich-Affoltern – etwas überraschend<br />
– die Hausarztpraxis eines Kollegen<br />
übernehmen, den sie zuvor mehrm<strong>als</strong> vertreten<br />
hatte. 2009 übernahm Elisabeth Müller ganz in<br />
der Nähe ihrer Praxis ein Restaurant und<br />
machte daraus ihr Projekt «Kafi Mümpfeli».<br />
Leute, die zwischen die sozialen Maschen fallen –<br />
viele davon eigene Patientinnen und Patienten<br />
– finden dort Arbeit und Strukturen. Vor<br />
wenigen Tagen erhielt Elisabeth Müller für ihr<br />
Engagement vom Kollegium für Hausarztmedizin<br />
KHM im KKL Luzern die Auszeichnung<br />
«Kopf des Jahres».<br />
Sie lebt mit ihrem Ehemann in Rapperswil am<br />
Zürichsee.<br />
Maschen des sozialen Netzes fallen, Menschen, für deren<br />
Leiden niemand bezahlen will. Und solche, die<br />
krankgeschrieben und von IV und Sozialamt abgeschrieben<br />
sind, obschon sie arbeiten könnten – wollte<br />
man ihrer Behinderung im Arbeitsmarkt nur Rechnung<br />
tragen.» Müller nennt <strong>als</strong> Beispiel eine Frau, die Probleme<br />
mit beiden Schultern hat. Niemand wollte sie<br />
anstellen, ihren Mann, einen Handwerker, wagte sie<br />
kaum mehr um Geld für ein Kleidungsstück zu bitten,<br />
Beziehungsprobleme waren die Folge. Jetzt arbeitet sie,<br />
gemäss ihren Möglichkeiten – und deshalb glücklich –<br />
im Kafi Mümpfeli. Man musste in der Küche nur das<br />
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Begegnung mit …<br />
HORIZONTE<br />
Material ein wenig tiefer lagern, damit sie jeweils ihre<br />
Arme nicht so hoch hinaufheben muss.<br />
Im Kafi Mümpfeli arbeiten auch Leute, denen ihre<br />
Behinderung anzusehen ist. Sie verdienen gleich viel<br />
wie alle anderen. Und fühlen sich allein deshalb <strong>als</strong><br />
ganz normale Arbeitnehmerinnen. «Es gibt aber auch<br />
Randgruppen, die im Alltag niemand <strong>als</strong> solche erkennen<br />
würde», weiss Elisabeth Müller. Auch sie gilt<br />
es ernst zu nehmen und am richtigen Ort einzusetzen.<br />
So dass der Gast letztlich kaum merkt, dass dieses<br />
Kafi eigentlich gar kein normales Restaurant ist.<br />
«Da schickte mir doch tatsächlich eine Krankenkasse<br />
einen Brief, in dem sie mich fragte, warum ich eine<br />
Salbe verschrieben habe, die 16 Franken 50 kostet.»<br />
Ländliche Stadt<br />
Zurück in die Arztpraxis: An der Wand hinter dem<br />
Pult hängt ein Schaubild mit dem Titel «Das Herz».<br />
Das Bild passt. Die Ärztin, die hier arbeitet, hat offensichtlich<br />
ein grosses Herz. Und viel Bodenhaftung.<br />
Das wiederum könnte mit ihrer Herkunft zu tun haben:<br />
Ihr Vater war Bergbauer in Brienz im Berner<br />
Oberland, die Mutter Handarbeitslehrerin aus Zürich.<br />
Sie wollte Tochter Elisabeth in ihrer Heimat zur Welt<br />
bringen, dort blieb diese dann auch. Während der<br />
letzten zwei Studienjahre und während der Zeit <strong>als</strong><br />
Assistenzärztin vertrat Müller mehrm<strong>als</strong> einen Allgemeinmediziner.<br />
Als dieser völlig unerwartet verstarb,<br />
boten ihr seine Angehörigen die Praxis zum Kauf an.<br />
«Dam<strong>als</strong> hatte man noch das Gefühl, ein solches<br />
Angebot annehmen zu müssen», sagt sie heute dazu.<br />
Den Schritt bereut sie nicht.<br />
Elisabeth Müller gefällt der Standort ihrer Praxis in<br />
Zürich-Affoltern: «Es ist ein Ort mit ländlichem Charakter.<br />
Hier sind die Leute noch normal, nicht so überdreht<br />
wie anderswo, sie respektieren mich <strong>als</strong> Fachfrau<br />
und knallen mir nicht einfach einen Internet-Ausdruck<br />
auf den Tisch, um ihre Forderungen zu unterstreichen.<br />
Und im Wartezimmer ist immer ein grosses<br />
Hallo, weil sich die Leute gegenseitig ja kennen.» Elisabeth<br />
Müller liebt auch ihren Beruf: «Es ist faszinierend,<br />
ganze Familien und deren häusliche Verhältnisse<br />
kennenzulernen, manchmal über mehrere Generationen<br />
hinweg, und Beziehungen aufzubauen.<br />
Dies hilft mir, Situationen richtig einzuschätzen.»<br />
Zukunft mit Fragezeichen<br />
Etwas macht Müller gar nicht gern, nämlich den zunehmenden<br />
Bürokram erledigen: «Die Verbürokratisierung<br />
der Medizin ist eine Katastrophe», ärgert sich<br />
jetzt jemand, der sonst sehr ausgeglichen wirkt. «Da<br />
schickte mir doch tatsächlich eine Krankenkasse<br />
einen Brief, in dem sie mich fragte, warum ich eine<br />
Salbe verschrieben habe, die 16 Franken 50 kostet. Ich<br />
schrieb zurück, dass dieser Briefwechsel ein Vielfaches<br />
koste und allein deshalb unsinnig sei. Das ist doch<br />
nichts anderes <strong>als</strong> das Zeichen einer ungehörigen Bevormundung<br />
und eines aufgeblähten Apparates mit<br />
Leuten, die von Medizin keine Ahnung haben.»<br />
Nicht zuletzt aus solchen Gründen würden immer<br />
weniger Studienabgänger die Allgemeinmedizin <strong>als</strong> ihr<br />
Spezialfach wählen. «Dazu kommt, dass wir im Vergleich<br />
mit den Spezialisten und dem, was wir leisten,<br />
zu wenig verdienen.» Immer wieder vom Essen wegrennen<br />
zu müssen oder in der Nacht einen Hausbesuch<br />
zu machen, sei eben auch nicht jedermanns<br />
Sache. «Viele Junge denken: ‹Warum sollte ich zwölf<br />
Stunden pro Tag schuften, wenn ich auch acht Stunden<br />
arbeiten kann?› Als Hausarzt kann man sich die<br />
Zeit oft halt nicht so einteilen, wie man gerne möchte.»<br />
Fazit: Elisabeth Müller befürchtet, dass der Hausarztberuf<br />
dereinst aussterben könnte, «was ich sehr<br />
bedauern würde.» Und viele Patientinnen und Patienten<br />
sicher auch.<br />
Dass das Kafi Mümpfeli nicht stirbt, ist auch immer<br />
noch ein Kampf. Seit rund einem halben Jahr ist<br />
die Trägerschaft eine Stiftung. Nach wie vor aber<br />
stopft Müller die finanziellen Löcher mit ihren eigenen<br />
Mitteln, es geht um mehrere tausend Franken<br />
pro Monat. «Unser Ziel ist es, dass diese Institution<br />
selbsttragend wird, das wäre das Allerschönste.» Die<br />
Idee von Patenschaften liegt in der Luft – Entwicklungshilfe<br />
vor der Haustüre wäre das. Sponsoring und<br />
Fundraising sind angesagt.<br />
Und wer weiss: Vielleicht hilft ja auch die Auszeichnung<br />
weiter, die Elisabeth Müller Mitte Monat<br />
vom Kollegium für Hausarztmedizin erhalten hat –<br />
der Titel «KHM Kopf des Jahres». «Den Schwachen in<br />
unserer Gesellschaft eine starke Hand reichen» –, für<br />
sie seien dies nicht bloss leere Worte, heisst es in der<br />
Laudatio.<br />
Auf die Ehrung angesprochen sagt Müller selber:<br />
«Ich habe keinen blassen Schimmer, wie es dazu gekommen<br />
ist.»<br />
Die nächste «Begegnung mit …»<br />
* www.muempfeli.ch<br />
Am Ende jeden Monats stellt die <strong>Schweizerische</strong> Ärztezeitung eine Persönlichkeit vor, die sich im<br />
Gesundheitswesen engagiert. Im Juli schildert Daniel Lüthi seine Begegnung mit Orsola Vettori,<br />
Direktorin des Spit<strong>als</strong> Zollikerberg bei Zürich.<br />
Editores Medicorum Helveticorum<br />
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ZU GUTER LETZT<br />
Integration & Co.<br />
Von einigen spezifisch<br />
deutschen Problemen<br />
abgesehen, gelten fast alle<br />
Äusserungen des deutschtürkischen<br />
Doppelbürgers<br />
Ş enocak auch für die<br />
Schweiz.<br />
1 Şenocak Z. Deutschsein –<br />
Eine Aufklärungsschrift.<br />
Hamburg: Edition<br />
Körber-Stiftung; 2011.<br />
erhard.taverna@saez.ch<br />
Deutschland schrumpft, die Schweiz wächst und verjüngt<br />
sich. Das vielstimmige Gejammer über die Kollater<strong>als</strong>chäden<br />
der Personenfreizügigkeit verschweigt<br />
die Vorteile der Zuwanderung und verdrängt zudem<br />
eine Binsenweisheit: Es gab hierzulande nie eine kohärente<br />
Migrationspolitik, sowenig wie eine wirksame<br />
Landschaftspolitik. Das eine bleibt den Bedürfnissen<br />
der Wirtschaft überlassen, das andere ist stets<br />
am kleinräumigen Denken der Gemeinden und Kantone<br />
gescheitert. Jetzt, wo es langsam eng wird, sind<br />
die Ausländer schuld. Gestern war es noch die fehlende<br />
Integration, heute ist die pure Existenz der Aufenthalter<br />
ein Problem, es sei denn, sie sind reich.<br />
In Zeiten wahljahrbedingter, parteilicher Vereinfachungen<br />
lohnt sich das Nachdenken besonders.<br />
Dafür ist das Buch von Zafer Şenocak gut geeignet.<br />
Achtjährig, 1970 von Istanbul mit beiden Eltern nach<br />
Oberbayern eingewandert, hat der türkisch-deutsche<br />
Doppelbürger Wesentliches mitzuteilen. Natürlich ist<br />
er ein Glücksfall, nicht jeder Fremdsprachige schreibt<br />
deutsche Lyrik, Prosa und Essays, die in mehrere Sprachen<br />
übersetzt vorliegen. Nicht jeder publiziert regelmässig<br />
in grossen Tageszeitungen. «Deutschsein –<br />
Eine Aufklärungsschrift» [1] nennt sich der Band,<br />
durchaus auch auf die Schweiz übertragbar. Natürlich<br />
gibt es einige spezifisch deutsche Probleme, die sich<br />
aus der Geschichte erklären, doch alles andere trifft<br />
auch für uns zu.<br />
«Niemand war schon immer da»<br />
steht am Anfang eines Parcours<br />
durch die Schweizergeschichte<br />
im Landesmuseum.<br />
Er hat Verständnis für die Schwierigkeiten der<br />
Einheimischen: «Dort, wo wir zu Hause sind, ist auch<br />
fast immer Ausland.» Er analysiert das Gefühl der<br />
Heimatlosigkeit, das immer wieder zu Sehnsuchtsausbrüchen<br />
führt, ein Heimweh nach einer romantisierten<br />
Vergangenheit. Zwischentöne gehen dabei verloren,<br />
es gilt nur noch die Entweder-oder-Denkschablone,<br />
Reizwörter wie «Islam» oder «multikulturelle<br />
Gesellschaft» beherrschen öffentliche Diskurse.<br />
Şenocak erinnert daran, dass offene Gesellschaften<br />
immer unübersichtlich sind, dass es schwierig ist,<br />
ihre soziale Fragmentierung auszuhalten. Eine Gesellschaft,<br />
die Fremde aufnehmen und integrieren<br />
möchte, muss sich auch eine Assimilationsgeschichte<br />
vorstellen können. «Bikulturalität ist keine Perversion»,<br />
ruft er uns zu, und «Doppelidentität kein Loyalitätskonflikt»;<br />
er beschreibt die durchlässige Parallelgesellschaft<br />
<strong>als</strong> natürliche Orte des Übergangs. Die<br />
Furcht vor Überfremdung <strong>als</strong> Lautsprecher für die<br />
existentiellen Urängste der Moderne kontrastiert er<br />
mit dem kreativen Potential junger Einwanderer, eine<br />
Dynamik, die für einschneidende Veränderungen<br />
notwendig ist. Die Entwurzelung ist ein kulturübergreifendes<br />
Phänomen, in der Türkei wie in Deutschland<br />
und der Schweiz. Er weiss: «Der postmoderne<br />
Migrant ist ein Pendler, und er wird immer ein Pendler<br />
bleiben.»<br />
«Niemand war schon immer da» steht am Anfang<br />
eines Parcours durch die Schweizergeschichte im Landesmuseum.<br />
Können wir es uns leisten, junge, gut<br />
motivierte Politikkandidaten von einer Wahlliste zu<br />
streichen, nur weil sie ausländische Namen tragen?<br />
Wie gehen wir mit den eigenen landessprachlichen<br />
Gruppierungen um, sind sie nicht auch emotionale<br />
Parallelgesellschaften geblieben? Kaum ein anderssprachiger<br />
Autor hat bisher so wunderbar beschrieben,<br />
wie eine früh erlernte Sprache zur Heimat werden<br />
kann, wie das Kinderzimmer immer mehr zum<br />
deutschen Sprachraum wurde. «Nur mit Wörtern, die<br />
einen Geschmack haben, kann man gut formulieren»,<br />
und «jedes Gespräch, das mehr sein möchte <strong>als</strong><br />
ein Zusammentreffen von Monologen, ist Übersetzung»,<br />
so der Autor. Gruppenzuweisungen führen ins<br />
Leere. Zafer Şenocak betont, dass beruflicher Erfolg<br />
und Zivilisationsgrad in einer pluralistischen Demokratie<br />
weit wichtiger sind <strong>als</strong> die ethnische und religiöse<br />
Zugehörigkeit.<br />
Die angstbesetzten Debatten über Lohndrückerei,<br />
steigende Wohnungsmieten, überfüllte Züge, zubetonierte<br />
Landschaften und Dichtestress tragen xenophobe<br />
Züge, die jedem Ansatz einer Bewältigung im<br />
Wege stehen. Die Massenwanderung ist ein Phänomen<br />
unserer Zeit und wird es bleiben. Für einen konstruktiven<br />
Umgang mit den vielschichtigen Herausforderungen<br />
braucht es mehr <strong>als</strong> markige Sprüche.<br />
Das Eingeständnis unserer eigenen Versäumnisse<br />
wäre dazu ein erster Schritt.<br />
Erhard Taverna<br />
Editores Medicorum Helveticorum<br />
<strong>Schweizerische</strong> Ärztezeitung | Bulletin des médecins suisses | Bollettino dei medici svizzeri | 2011;92: 26<br />
1030
ANNA<br />
www.annahartmann.net<br />
Die letzte Seite der SÄZ wird von Anna frei gestaltet, unabhängig von der Redaktion.<br />
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