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Gezeitenkraftwerk

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<strong>Gezeitenkraftwerk</strong> – Wikipedia<br />

http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=<strong>Gezeitenkraftwerk</strong>&printabl...<br />

1 von 4 17.12.2009 05:28<br />

<strong>Gezeitenkraftwerk</strong><br />

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie<br />

Ein <strong>Gezeitenkraftwerk</strong> ist ein Wasserkraftwerk, das potentielle und kinetische Energie aus dem Tidenhub<br />

des Meeres in elektrischen Strom wandelt.<br />

<strong>Gezeitenkraftwerk</strong>e entnehmen ihre Energie letztlich der Erddrehung mit Hilfe der Anziehungskraft des<br />

Mondes und der Sonne auf die Erde (siehe auch Gezeiten). Sie bremsen die Strömungsbewegung der Meere<br />

durch Gezeiten minimal ab. Das Abbremsen geschieht durch Stauung der auf- und ablaufenden Strömung<br />

und in der Folge durch die Nutzung der in dem gestauten Wasser enthaltenen potentiellen Energie durch<br />

Turbinen, die die durch sie generierte Rotationsenergie dann über elektrische Generatoren in elektrische<br />

Nutzenergie verwandeln. Im Verhältnis zur gesamten Abbremsung durch die natürliche Gezeitenreibung<br />

fällt dies nicht ins Gewicht, die Erde hat wegen ihrer hohen Masse eine sehr hohe Rotationsenergie. Daher<br />

werden <strong>Gezeitenkraftwerk</strong>e üblicherweise zu den regenerativen Energien gezählt.<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1 Staudamm-Bauweise<br />

1.1 Funktionsweise<br />

1.2 Ökonomie und Ökologie<br />

1.3 Anlagen<br />

2 Andere Bauformen<br />

3 Geschichte<br />

4 Siehe auch<br />

5 Einzelnachweise<br />

6 Weblinks<br />

Staudamm-Bauweise<br />

Bisher wurden <strong>Gezeitenkraftwerk</strong>e immer mit einem Staudamm an Meeresbuchten oder in Ästuaren<br />

verwirklicht.<br />

Funktionsweise<br />

<strong>Gezeitenkraftwerk</strong>e funktionieren nach dem Staudamm-Prinzip und werden<br />

an Meeresbuchten und in Ästuarien (Flussmündungen) errichtet, die einen<br />

besonders hohen Tidenhub (Differenz zwischen Hoch- und<br />

Niedrigwasserstand) aufweisen. Damit dieser wirksam werden kann, wird<br />

die entsprechende Bucht mit einem Deich abgedämmt. Im Deich befinden<br />

sich Wasserturbinen, die bei Flut vom einfließenden Wasser, bei Ebbe vom<br />

ausfließenden Wasser beschickt werden, weshalb die Turbinen in beiden<br />

Durchströmungsrichtungen arbeiten. Dies erreicht man, indem man die<br />

Rotorenblätter umstellt. Da schon ein geringes Wassergefälle zur<br />

Stromerzeugung genutzt werden muss, kommen sogenannte Rohrturbinen<br />

zum Einsatz, deren bekanntester Vertreter die Kaplan-Turbine ist.<br />

Ein solches <strong>Gezeitenkraftwerk</strong> kann auch überschüssigen Strom anderer


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Kraftwerke nutzen um Meereswasser in den Stauraum zu pumpen. Damit kann beim späteren Rückfluss<br />

zusätzlich elektrischer Strom erzeugt werden. In diesem Fall wirkt das <strong>Gezeitenkraftwerk</strong> gleichzeitig als<br />

Pumpspeicherkraftwerk. [1]<br />

Ökonomie und Ökologie<br />

Fordert man ein Minimum an Tidenhub von 5 m, so gibt es ungefähr 100 geeignete Buchten auf der Erde,<br />

die für ein <strong>Gezeitenkraftwerk</strong> genutzt werden könnten. Nur die Hälfte dieser ließe einen wirtschaftlichen<br />

Einsatz zu. Da Ebbe und Flut alle 12 Stunden und 24 Minuten auftreten, kann die Leistung nicht<br />

gleichmäßig abgegeben werden. Verstärkt wird dieses Problem ungleichmäßiger Energiegewinnung zudem<br />

durch hohe Spring- und schwache Nipptiden. Der Betrieb mit Salzwasser bewirkt starke Korrosion der<br />

Turbinen; dies bedeutet erheblichen Wartungsaufwand, was wiederum die Wirtschaftlichkeit senkt.<br />

Außerdem sind sie ökologisch nicht unproblematisch, da sie die Fauna und Flora der Küstengewässer<br />

beeinflussen. Die Ökosysteme an Küsten sind mit dem natürlichen 12-Stunden-Zyklus entstanden, aber<br />

hinter einem solchen <strong>Gezeitenkraftwerk</strong> sind die Phasen verschoben. Die Wanderung von Wassertieren aus<br />

und in die Bucht sowie in dort einmündende Flüsse wird behindert.<br />

Solche <strong>Gezeitenkraftwerk</strong>e mit einem Staudamm werden in Zukunft aufgrund der begrenzten möglichen<br />

Standorte und den hohen ökologischen Auswirkungen nur einen geringen Anteil zur Strombedarfsdeckung<br />

leisten können (siehe auch Weblinks).<br />

Anlagen<br />

Das erste und zurzeit größte <strong>Gezeitenkraftwerk</strong>, das <strong>Gezeitenkraftwerk</strong> Rance, wurde ab 1961 an der<br />

Atlantikküste in der Mündung der Rance in Frankreich erbaut und 1966 eröffnet. Der Tidenhub beträgt in<br />

der Bucht bei St. Malo normal 12, manchmal auch 16 Meter. Der Betondamm ist 750 Meter lang, wodurch<br />

ein Staubecken mit einer Oberfläche von 22 km² und einem Nutzinhalt von 184 Mio. m³ entsteht. Der<br />

Damm besitzt 24 Durchlässe, in denen jeweils eine Turbine mit einer Nennleistung von 10 MW installiert<br />

ist. Die gesamte Anlage hat somit eine Leistung von 240 MW und erzeugt jährlich rund 600 Millionen<br />

Kilowattstunden Strom. Dieses Kraftwerk arbeitet auch als Pumpspeicherkraftwerk.<br />

Ein weiteres <strong>Gezeitenkraftwerk</strong>, das <strong>Gezeitenkraftwerk</strong> Annapolis, mit allerdings nur 20 MW befindet sich<br />

in Annapolis Royal an einer Nebenbucht der Bay of Fundy in Nova Scotia, Kanada. Es wurde 1984 in<br />

Betrieb genommen und diente in erster Linie der Forschung und Entwicklung. Es arbeitet im<br />

Ein-Richtungs-Betrieb und nutzt nur den Ebbstrom.<br />

Eine noch kleinere Versuchsanlage mit nur etwa 400 kW existiert seit 1968 am Fjord Kislaya Guba an der<br />

russischen Barentsee.<br />

Seit längerem wird an der Bay of Fundy ein großes <strong>Gezeitenkraftwerk</strong> von 5.000 MW Leistung geplant,<br />

aufgrund der hohen Investitionen wurde es aber bisher nicht realisiert. Daneben bestehen auch Bedenken<br />

über die Auswirkungen eines derartigen Projektes; neben ökologischen Folgen (die Bay of Fundy ist ein<br />

wichtiges Fischereigebiet) wird auch befürchtet, dass der Gezeitenhub an der Gegenseite der Bucht durch<br />

einen Kraftwerksdamm verändert würde und dadurch Städte wie Boston überflutet werden könnten. Weitere<br />

kleinere <strong>Gezeitenkraftwerk</strong>e gibt es in Russland bei Murmansk mit 0,4 MW und in China. Das größte<br />

chinesische <strong>Gezeitenkraftwerk</strong> befindet sich bei Jiangxia in der Provinz Zhejiang. Es wurde 1986<br />

fertiggestellt und hat 10 MW Leistung.<br />

In Kürze (Stand Ende 2009) wird das <strong>Gezeitenkraftwerk</strong> Sihwa-ho in Korea mit 10 Turbinen zu je 25,4 MW<br />

(gesamt 254 MW) fertiggestellt und wird La Rance als das größte <strong>Gezeitenkraftwerk</strong> der Welt ablösen. [2]<br />

In Großbritannien ist unter dem Namen Severn Barrage der Bau eines besonders großen <strong>Gezeitenkraftwerk</strong>es<br />

geplant. An der Mündung des Severn zwischen Cardiff und Bristol soll eine 16 Kilometer lange Sperre


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durch den Bristolkanal errichtet werden. Die dort 216 geplanten Turbinen sollen insgesamt eine Leistung<br />

von 8500 MW erreichen und damit fünf Prozent des britischen Stromverbrauches abdecken. Der Standort ist<br />

günstig für ein <strong>Gezeitenkraftwerk</strong> aufgrund des hohen Tidenhubes von bis zu 15 Metern. Bisher sind für das<br />

Projekt Kosten in Höhe von 15 Milliarden Pfund (19 Mrd. Euro) veranschlagt. In Großbritannien wird dieses<br />

Großprojekt kontrovers diskutiert. Verschiedene Umweltgruppen wenden sich aufgrund der zu erwartenden<br />

Umweltschäden gegen den Bau des Severn Barrage. [3]<br />

Andere Bauformen<br />

Heutzutage werden <strong>Gezeitenkraftwerk</strong>e nach dem obigen Prinzip kaum mehr gebaut, da die ökologischen<br />

Einwirkungen zu stark sind. Man setzt auf sogenannte In-Flow-<strong>Gezeitenkraftwerk</strong>e, bei welchen durch im<br />

Wasser angebrachte Turbinen Strom erzeugt wird. Diese können schraubenförmig oder windradähnlich sein<br />

oder andere Formen besitzen.<br />

Sie werden im Artikel Meeresströmungskraftwerk genauer beschrieben.<br />

Geschichte<br />

Die Kraft des Tidenhubs wurde bereits im 17. Jahrhundert an der Kanalküste in England und Frankreich<br />

genutzt. Noch heute kann man dort an einigen Küstenabschnitten Gezeitenmühlen aus früheren<br />

Jahrhunderten sehen.<br />

Siehe auch<br />

Gezeiten<br />

Meeresenergie<br />

Meeresströmungskraftwerk<br />

Wellenkraftwerk<br />

Meereswärmekraftwerk<br />

Osmosekraftwerk<br />

Einzelnachweise<br />

1. Funktionsweise <strong>Gezeitenkraftwerk</strong> St. Malo<br />

(http://www.poweron.ch/de/stromprod/funktionsweise_content---1--1033.html ) www.poweron.ch<br />

2. Energiequellen mit Zukunft: Meereskraft für die Steckdose<br />

(http://www.sueddeutsche.de/wissen/artikel/718/151339/ ) www.sueddeutsche.de, 8. Januar 2008<br />

3. Grüner Strom aus dem Watt: Großbritannien plant das größte <strong>Gezeitenkraftwerk</strong> der Welt<br />

(http://www.spiegel.de/international/europe/0,1518,570648,00.html ) www.spiegel.de, 4. August 2008<br />

Weblinks<br />

Bericht über das <strong>Gezeitenkraftwerk</strong> La Rance bei St. Malo<br />

(http://www.igfsek2.de/ressourc/gezeiten.htm)<br />

Gezeitenströmungskraftwerk<br />

(http://www.thema-energie.de/article/show_article.cfm?id=4384&cid=781)<br />

<strong>Gezeitenkraftwerk</strong>e<br />

(http://www.buch-der-synergie.de/c_neu_html/c_06_05_wasser_gezeiten.htm#Gezeitenenergie)<br />

Geschichte, Gegenwart und Zukunft der Gezeitenenergie


<strong>Gezeitenkraftwerk</strong> – Wikipedia<br />

http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=<strong>Gezeitenkraftwerk</strong>&printabl...<br />

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Tidenhubkraftwerk (http://www.thema-energie.de/article/show_article.cfm?id=4380)<br />

Bild des russischen <strong>Gezeitenkraftwerk</strong>es Kislogubskaya<br />

(http://www.industcards.com/hydro-wave-tidal.htm)<br />

Ist das Meer eine unerschöpfliche Energiequelle?<br />

(http://www.energie-fakten.de/html/meeresenergie.html)<br />

Von „http://de.wikipedia.org/wiki/<strong>Gezeitenkraftwerk</strong>“<br />

Kategorien: Wasserkraftwerkstyp | Meereskraftwerk<br />

Diese Seite wurde zuletzt am 14. Dezember 2009 um 17:06 Uhr geändert.<br />

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