25 Was tun, wenn die Seele traurig wird? <strong>Depressionen</strong> sind in jedem Fall ernst zu nehmen. Zuwendung, Unterstützung und Geduld sind ebenso wi<strong>ch</strong>tig wie das Bea<strong>ch</strong>ten der eigenen körperli<strong>ch</strong>en und psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>en Grenzen. Ges<strong>ch</strong>ick und Einfühlungs vermögen helfen und sind die Basis in der Partners<strong>ch</strong>aft, im Kontakt mit der Familie, Freunden und dem Arbeitgeber. <strong>Depressionen</strong> lassen si<strong>ch</strong> gut behandeln. Eine re<strong>ch</strong>tzeitig begonnene und sorgfältig dur<strong>ch</strong>geführte Therapie zeigt Lösungen auf.
26 «<strong>Depressionen</strong>, <strong>manis<strong>ch</strong></strong>-<strong>depressive</strong>s Kranksein» Ein Ratgeber von Mepha «Was tun, wenn die Seele traurig wird?» 27 Wie begegne i<strong>ch</strong> einem <strong>depressive</strong>n Mens<strong>ch</strong>en? Depressive Mens<strong>ch</strong>en haben häufig den Eindruck, völlig alleine und isoliert zu sein. Es lohnt si<strong>ch</strong>, wenn bei der Be - handlung das mitmens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e Umfeld der Patientinnen und Patienten, also Lebenspartner, Familie, enge Freunde, miteinbezogen werden können, denn Angehörige mö<strong>ch</strong>ten in der Regel helfen, wissen aber ni<strong>ch</strong>t wie. Das Vorgehen ist mit dem Betroffenen offen und für ihn verständli<strong>ch</strong> zu bespre<strong>ch</strong>en. Mögli<strong>ch</strong>e Überforderungen müssen bea<strong>ch</strong>tet werden. ■ ■ ■ Depression ist eine ernste Krankheit und keine Frage des Willens <strong>Depressionen</strong> können behandelt werden und sind heilbar. Do<strong>ch</strong> Druckversu<strong>ch</strong>e, Appelle an den Willen wie «Reiss Di<strong>ch</strong> zusammen! Lass Di<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t gehen! Tu es mir zuliebe! Denke positiv!» oder gar Vorwürfe s<strong>ch</strong>aden einem <strong>depressive</strong>n Mens<strong>ch</strong>en. Alleine der Krankheit muss die S<strong>ch</strong>uld am Ges<strong>ch</strong>ehen gegeben werden, ni<strong>ch</strong>t dem Be trof fenen – verglei<strong>ch</strong>bar mit einer Blutdruck sen - kung, die ja au<strong>ch</strong> keine Willensfrage ist. Gut gemeinte Rats<strong>ch</strong>läge, «Moralpredigten» und Aufmunterungs ver - su<strong>ch</strong>e drängen den Depressiven nur immer tiefer in die von ihm empfundene Auswegslosigkeit hinein. Zuwendung, Unterstützung, Geduld Zeigen Sie, dass Sie helfen wollen, haben Sie Geduld und Zeit zum Zuhören, seien Sie verständnisvoll und aufmerk - sam. Vermeiden Sie aber Mitleid und zu langes An hören von Klagen.Verzi<strong>ch</strong>ten Sie wenn mögli<strong>ch</strong> auf Ra t s<strong>ch</strong>läge, insbesondere sol<strong>ch</strong>e, die ras<strong>ch</strong>e Lösungen verspre<strong>ch</strong>en. Ablenkungsversu<strong>ch</strong>e können die Situation vers<strong>ch</strong>limmern, der <strong>depressive</strong> Mens<strong>ch</strong> fühlt si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t ernst genommen und ist enttäus<strong>ch</strong>t. Ents<strong>ch</strong>eidungen vermeiden oder treffen Ents<strong>ch</strong>eidungen fallen Depressiven s<strong>ch</strong>wer, man<strong>ch</strong>mal können sie au<strong>ch</strong> gar ni<strong>ch</strong>ts mehr ents<strong>ch</strong>eiden. Da sie vieles verzerrt sehen, sind sie oft zu sa<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Ent s<strong>ch</strong>lüs sen ni<strong>ch</strong>t fähig. Es gilt deshalb zu vermeiden, dass folgen - s<strong>ch</strong>were Ents<strong>ch</strong>eidungen wie zum Beispiel Künden der Ar beitsstelle, Trennen der Partners<strong>ch</strong>aft, Verkauf des Hauses etc. getroffen werden. ■ ■ ■ Vorerst sollen nur in jenen Berei<strong>ch</strong>en des Alltags, die si<strong>ch</strong> als lebensnotwendig erweisen, Ents<strong>ch</strong>lüsse gefasst und konsequent umgesetzt werden: Dies betrifft z.B. die Er - nährung, Arztbesu<strong>ch</strong>e, Tabletteneinnahme, Bewegung oder Körperpflege. Suizidgedanken ernst nehmen Gedanken hinsi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> Selbsttötung (Suizidgedanken) gehören häufig mit zu einer Depression. Offenes Anspre <strong>ch</strong>en löst keinen Suizid aus, vielmehr führt es beim Be troffenen zu einer Entlastung. Je konkreter die Vorstel - lun gen und/oder Vorbereitungshandlungen in Ers<strong>ch</strong>ei - nung treten und je stärker der Rückzug, die Isolation und die Zei<strong>ch</strong>en zunehmender Verzweiflung und Auswegs lo - sigkeit sind, desto grösser ist au<strong>ch</strong> das Risiko der Selbst - tötung. Treten Suizidgedanken in Ers<strong>ch</strong>einung, ist unbedingt fa<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e Hilfe zu holen. Urlaub oder fremde Umgebung sind keine Lösung Ablenkungsversu<strong>ch</strong>e dur<strong>ch</strong> Urlaub oder eine fremde Umgebung sind eher eine Belastung und keine Lösung. Ziel ist es, dass die Betroffenen ihren Alltag wieder bewältigen können. Der gebesserte Zustand ist Voraussetzung für neue Perspektiven (Kuren/Ferien). Ansonsten kommt es zu verstärkter Vereinsamung mit «Grübeln» und mögli<strong>ch</strong>erweise au<strong>ch</strong> Suizidgedanken. Eigene körperli<strong>ch</strong>e und psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>e Grenzen bea<strong>ch</strong>ten Ni<strong>ch</strong>t ein übereifriger Einsatz, sondern das Einteilen der Kräfte – ein langer Atem – sind gefragt. Voraus set - zung dafür ist ein vorsi<strong>ch</strong>tiger Umgang mit den eigenen Reserven: soziale Kontakte aufre<strong>ch</strong>t erhalten, Zeit zum Auftanken bea<strong>ch</strong>ten, eigene Überforderungen erkennen sowie fremde Hilfe annehmen (Selbsthilfegruppen, Hausarzt, Psy<strong>ch</strong>otherapeuten).
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