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MIBA Artikel aus Heft 01/2011; (PDF DATEI) - SB-Modellbau

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Durchblick für den Trix-ET 56<br />

Freie Fenster<br />

Zur Tarnung des großzügig dimensionierten Antriebs waren am<br />

ET 56 von Trix Vorhänge auf die Scheiben gedruckt. Dr. Rolf<br />

Brüning wollte sich damit nicht abfinden und machte sich ans<br />

Fensterputzen. Zudem verlegte der Olchinger Spezialist sb-<br />

<strong>Modellbau</strong> einen neuen Antrieb unsichtbar in die Bodenwanne.<br />

Groß war die Begeisterung, als auf<br />

der Spielwarenmesse 2009 ein<br />

Modell des ET 56 von Trix angekündigt<br />

wurde. Sofort habe ich ein Exemplar<br />

bestellt. Nach einem Jahr Wartezeit ist<br />

dieses endlich im April 2<strong>01</strong>0 eingetroffen.<br />

Wie mir schon <strong>aus</strong> der Fachpresse<br />

bekannt war, hatten die Fenster außen<br />

aufgedruckte Vorhänge, was tatsächlich<br />

unvorteilhaft <strong>aus</strong>sah: Ein derartiges<br />

Modell hatte ich nicht gewünscht.<br />

Zwar bot mir mein Fachhändler die<br />

Zurücknahme an, aber wie sollte ich<br />

dann zu einem ET 56 kommen? Daher<br />

wagte ich einen Anruf in Göppingen.<br />

Dort fand ich großes Verständnis für<br />

meine Unzufriedenheit, erhielt aber<br />

auch die Auskunft, eine neue Auflage<br />

mit unbehandelten Fenstern sei in<br />

nächster Zeit nicht zu erwarten. Auch<br />

meinen Gedanken, die Fenster durch<br />

solche gemäß der beigelegten Ersatzteilliste<br />

<strong>aus</strong>zut<strong>aus</strong>chen, musste ich fallen<br />

lassen, denn auch die Fenster im<br />

Ersatzteil lager sind mit Vorhängen versehen.<br />

Ein Modelleisenbahner mit mehr als<br />

60-jähriger Erfahrung verzweifelt jedoch<br />

nicht so schnell. Schließlich erinnerte<br />

sich der ET 56-Besitzer diverser<br />

Lösungsmittel, die er seinerzeit in seinem<br />

Chemie-Studium kennengelernt<br />

hatte. Wenn ein Lösungsmittel weder<br />

Farbe noch Fenster angreift, ein anderes<br />

aber beides, so sollte es auch ein<br />

Lösungsmittel geben, das nur die Farbe<br />

löst, aber die Oberfläche der Fenster<br />

nicht blind macht. Bevor nun spezielle<br />

Mittelchen <strong>aus</strong> dem Labor <strong>aus</strong>probiert<br />

wurden, führte ein Test mit in der Modellbahn-Werkstatt<br />

vorhandenen Flüssigkeiten<br />

schnell zum Erfolg:<br />

Als geeignetes Lösungsmittel, das<br />

auch Nichtchemikern zur Verfügung<br />

steht, hat sich „Carson Paintkiller Lackentferner“<br />

erwiesen. Dieser ist bei der<br />

Firma Conrad Electronic unter der Bestell-Nr.<br />

207410 erhältlich. Im Januar<br />

2<strong>01</strong>0 haben 100 ml genau 9,95 € gekostet.<br />

Ähnliche Tinkturen sind als sog.<br />

Farb löser z.B. auch bei Gaßner oder<br />

Lux <strong>Modellbau</strong> erhältlich.<br />

Leider müssen die Fenster zur Behandlung<br />

<strong>aus</strong> dem Gehäuse her<strong>aus</strong>getrennt<br />

werden, denn das Lösungsmittel<br />

greift natürlich auch die Farbe des Gehäuses<br />

an. An den her<strong>aus</strong>getrennten<br />

Fenstern – die nicht bedruckten bleiben<br />

eingebaut – wird der beste Erfolg<br />

durch Reiben mit einem flüssigkeitsgetränkten<br />

weichen Tuch erreicht.<br />

Die Bastelschritte im Einzelnen:<br />

1. Vor dem Entfernen der Fenster-Einsätze<br />

<strong>aus</strong> dem Gehäuse wurden mit<br />

einem feinzähnigen Stichsägeblatt<br />

alle Verbindungsstege zwischen benachbarten<br />

Fenstergruppen sowie<br />

Die Fenster des Vorbilds<br />

So sahen sie <strong>aus</strong>, die ET 56: Neben dem Regelanstrich<br />

mit grauem Dach, purpurrotem<br />

Wagenkasten und schwarzer Schürze gab<br />

es noch Anschriften und Zierstreifen in<br />

Beige sowie weiß lackierte Toilettenfenster.<br />

Die übrigen Scheiben waren völlig klar.<br />

Nichts zu sehen von Vorhängen. Selbst die<br />

ursprünglich mal vorhandenen Rollos sind<br />

– falls zum Aufnahmezeitpunkt (Juli 1964)<br />

überhaupt noch vorhanden – nicht zu erkennen.<br />

Foto: Dr. Rolf Brüning<br />

42 <strong>MIBA</strong>-Miniaturbahnen 1/2<strong>01</strong>1


Modellbahn-Praxis<br />

Mit einem Sägeblatt<br />

<strong>aus</strong> einer<br />

Stichsäge wurden<br />

die Fenster zunächst<br />

aufgetrennt.<br />

Dann werden<br />

mit einer …<br />

alle Verbindungen zu nicht bedruckten<br />

Fenstern getrennt, sodass die zu<br />

behandelnden Fenster bzw. Fensterpaare<br />

vereinzelt sind. Wichtig ist,<br />

dass das Gehäuse beim Sägen weich<br />

aufliegt. Eine teure Lok-Liege muss<br />

nicht sein, ein Stück Schaumgummi<br />

erfüllt den gleichen Zweck.<br />

2. Die her<strong>aus</strong>getrennten Einsätze der<br />

zu bearbeitenden Fenster legt man<br />

zweckmäßigerweise in der Reihenfolge<br />

ihrer Anordnung am Gehäuse<br />

ab, sodass sie später wieder an ihren<br />

angestammten Platz kommen.<br />

3. Leider sind die Fenstereinsätze seitlich<br />

und unter den Fenstern mit Kleber<br />

im Gehäuse befestigt, sodass eine<br />

gewisse Gewaltanwendung unvermeidlich<br />

ist. Während das zu entfernende<br />

Fenster von der Außenseite<br />

kräftig nach innen gedrückt wird,<br />

hilft auf der Innenseite gleichzeitiges<br />

vorsichtiges Stochern mit einem<br />

möglichst flachen Messer oder Stechbeitel.<br />

Wird versucht, einen Fenstereinsatz<br />

von der Innenseite her mit<br />

einer dicken Klinge zu lösen, so kann<br />

es leicht zu einem in die Fensterscheibe<br />

führenden Riss und zu einem<br />

Bruch am Rand des Fensters kommen.<br />

Bei der nachfolgenden Behand-<br />

… flächig angesetzten<br />

Klinge die<br />

einzelnen Fenstereinsätze<br />

her<strong>aus</strong>gehebelt.<br />

Zur<br />

Vermeidung einer<br />

Verwechslungsgefahr<br />

…<br />

… Reinigungsarbeit<br />

beginnen:<br />

Mit einem nicht<br />

zu nass getränkten<br />

Tuch wird<br />

jede Scheibe so<br />

lange abgerieben,<br />

bis die Farbe<br />

weg ist. Das …<br />

… legt man die<br />

Fenster zweckmäßigerweise<br />

in der<br />

richtigen Reihenfolge<br />

neben das<br />

Gehäuse. Jetzt<br />

kann die eigentliche<br />

…<br />

… Ergebnis sieht<br />

man hier: glasklare<br />

Fensterscheiben,<br />

die im<br />

Prinzip fertig zum<br />

Einbau sind.<br />

<strong>MIBA</strong>-Miniaturbahnen 1/2<strong>01</strong>1 43


… Spritzpistole<br />

aufgebracht werden.<br />

Dann erfolgt<br />

der Einbau: Haarklammern<br />

halten<br />

die Fenster bis<br />

zum Abbinden<br />

des Klebers. Der<br />

freie Fensterdurchblick<br />

…<br />

Wer möchte, kann<br />

nun noch die angravierten<br />

Stege<br />

mit silberner Farbe<br />

belegen. Dazu<br />

sollten die Scheiben<br />

abgeklebt<br />

werden. Die Silberfarbe<br />

kann<br />

per Lackstift oder<br />

per …<br />

… ist aber erst<br />

perfekt, wenn man<br />

sich den tiefliegenden<br />

Motor von<br />

sb (unten) samt<br />

den zugehörigen<br />

Fräsarbeiten am<br />

Chassis gönnt.<br />

Fotos: Dr. Rolf Brüning<br />

(7), MK (4)<br />

lung mit Lösungsmittel dringt dann<br />

gelöste Farbe in den Riss und kann<br />

kaum wieder entfernt werden. Notfalls<br />

muss man dann Ersatzfenster<br />

beschaffen.<br />

4. Wichtig ist, das Tuch mit dem Lackentferner<br />

nur anzufeuchten, aber<br />

nicht nass zu machen. Anschließend<br />

wird jede Fensterscheibe jeweils von<br />

ihrer Mitte her zum Seitenrand hin<br />

mehrfach abgerieben, bis die gesamte<br />

Vorhangfarbe entfernt ist. Bei dieser<br />

Bewegungsrichtung wird keine<br />

Farbe auf den Seitenrand einer Fensterscheibe<br />

verschmiert. Ist ein Fenster<br />

so weit gereinigt, folgt eine<br />

Schlussreinigung mit einer ganz sauberen<br />

Stelle des Tuchs. Es ist nun Geschmackssache,<br />

ob man die waagerechten<br />

Rahmenabschnitte der Fenster<br />

wieder silbern einfärbt oder nicht.<br />

5. Das Einsetzen einiger der gereinigten<br />

Fenster erfordert etwas Kraft, weil<br />

sie sehr passgenau sind, andere sitzen<br />

relativ locker im Gehäuse. Die<br />

Fenstereinsätze wurden anschließend<br />

innen mit ganz wenig Sekundenkleber<br />

fixiert. Dazu wurden mit<br />

einem angespitzten Holzstäbchen<br />

(Zahnstocher) winzige Tropfen des<br />

Sekundenklebers von der Unterseite<br />

her an den Spalt zwischen Fenstereinsatz<br />

und Gehäuse gebracht, sodass<br />

der Kleber eingesaugt wurde,<br />

aber nicht bis zur Fensterscheibe<br />

vordringen konnte. Zudem werden<br />

die Fenster im montierten Zustand<br />

des Triebwagens von der Inneneinrichtung<br />

festgehalten. Alternativ<br />

kann vor dem Zusammenbau die Inneneinrichtung<br />

farblich behandelt<br />

werden, auch die Bevölkerung mit<br />

einigen Figuren sollte nicht vergessen<br />

werden.<br />

Der Anblick des ET 56 ist nun fenstermäßig<br />

in Ordnung. Zu beanstanden ist<br />

aber die Anordnung des Antriebs im<br />

Mittelwagen. Hier stört der die volle<br />

Raumhöhe füllende Zinkdruckgussrahmen<br />

und der sehr hoch eingebaute Motor<br />

den freien Durchblick.<br />

Eine Lösung diese Problems bietet<br />

der Olchinger Antriebsspezialist sb-<br />

<strong>Modellbau</strong> an. Dort wurde ein Antrieb<br />

entwickelt, der einerseits tief genug im<br />

Rahmen liegt, sodass er praktisch unsichtbar<br />

ist, andererseits auch die korrekte<br />

Höchstgeschwindigkeit des ET 56<br />

berücksichtigt. Der Motor mit zwei<br />

Schwungmassen ist unter der Best.-Nr.<br />

29075 erhältlich und kostet 89,50<br />

Euro.<br />

Außerdem muss der Rahmen gefräst<br />

werden. Die zu fräsende Ebene ergibt<br />

sich <strong>aus</strong> der Oberkante der Haltenasen<br />

für die Rahmenverkleidung. Die Platine<br />

wird nun mittels Distanzröhrchen<br />

(außen 2,5 mm, innen 2,0 mm, Länge<br />

15 mm) festgeschraubt. Die Positionen<br />

dieser Distanzröhrchen sollten hinter<br />

Fensterstegen liegen; korrespondierende<br />

Löcher in der Platine lassen sich an<br />

Stellen ohne Leiterbahnen problemlos<br />

setzen.<br />

Dann werden die neuen Löcher von<br />

der Platine auf den Rahmen übertragen.<br />

In 1,6-mm-Sacklöcher werden<br />

M2-Gewinde geschnitten. Die passenden<br />

Schrauben haben die Größe M2 x<br />

18 mm. Wer keine Möglichkeit hat, den<br />

Zinkdruckgussrahmen selbst <strong>aus</strong>zufräsen,<br />

kann auch diesen Teil des Umb<strong>aus</strong><br />

von sb-<strong>Modellbau</strong> erledigen lassen. Näheres<br />

unter www.sb-modellbau.com.<br />

Fazit: Nach einigen Mühen ist das<br />

Modell des ET 56, dessen Gravur, Lackierung<br />

und Bedruckung ohnehin<br />

schon sehr gefallen haben, nun auch<br />

optisch überzeugend. Bevor die Gehäuse<br />

wieder aufgerastet werden, sollten<br />

noch Figuren das Innere bevölkern. So<br />

können die jetzt noch sichtbaren Getriebe<br />

geschickt getarnt werden. Leider<br />

wurde noch keine Lösung gefunden,<br />

die steckbaren Rahmenblenden in<br />

schwenkbare umzubauen, die wie beim<br />

VT 08 von Märklin auch im Betriebseinsatz<br />

die Rahmen<strong>aus</strong>schnitte füllen.<br />

Dr. Rolf Brüning/MK<br />

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