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Folgen des Einschnürens der Taille Richtig Atmen, 1904 I ...

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<strong>Folgen</strong> <strong>des</strong> Einschnürens <strong>der</strong> <strong>Taille</strong><br />

<strong>Richtig</strong> <strong>Atmen</strong>, <strong>1904</strong><br />

I Weiblicher Körper ohne Korsett.<br />

1 Brusthöhle 2 Zwerchfell 3 Bauchhöhle<br />

II Formverän<strong>der</strong>ung durch das Korsett.<br />

(Die ursprüngliche Form im Umriß mit eingetragen.)<br />

Die Frau als Hausärztin, 1908


„Pariser“ Mode <strong>der</strong> Jahrhun<strong>der</strong>twende<br />

Der Bazar, Berlin, 1898<br />

Clara Schlaffhorst im „Reformkleid“<br />

Berlin, 1900


„Reform“-Kleidung - ein Schlagwort <strong>der</strong> Lebensreformbewegung um 1900<br />

Alle festanschließenden Klei<strong>der</strong>, Gürtel und Korsetts machen es dem unteren Teil <strong>der</strong> Lungen unmöglich, sich<br />

auszudehnen. Dieses feste Einschnüren <strong>der</strong> <strong>Taille</strong> ist nicht nur für die Lungen, son<strong>der</strong>n auch für die<br />

Verdauungsorgane äußerst schädlich. Die Figuren 1 und 2 [Abb.1] werden dem Leser den Unfug <strong>des</strong> gebührlichen<br />

Zusammenpressens <strong>der</strong> <strong>Taille</strong> deutlicher machen, als viele Worte es könnten. (Leo Kofler: <strong>Richtig</strong> atmen. 2 1912, 4-5)<br />

In <strong>der</strong> Tat ist nichts in <strong>der</strong> Welt geeigneter, die Zwerchfellbewegung zu beschränken, als das Korsett, und die Mär<br />

von einem beson<strong>der</strong>n Atmungs“typus“ <strong>der</strong> Frauen ist wohl nur dadurch entstanden, daß es eben bis vor kurzem in<br />

zivilisierten Län<strong>der</strong>n nur korsettragende Frauen gab. (Hedwig An<strong>der</strong>sen: Gibt es einen männlichen und einen<br />

weiblichen „Atmungsrhythmus“? 1908, 33)<br />

Prof. Hey neckte nur zu gerne. Einmal erzählte er behaglich, wie er in Erling am Morgen nach einem abendlichen<br />

Vortrag, den Clara Schlaffhorst gehalten hatte, die ganze Dorfstraße entlang über die weggeworfenen Korsetts <strong>der</strong><br />

Dorfbewohnerinnen gestolpert sei. Ein an<strong>der</strong>mal behauptete er, die Freundinnen hätten in ihren damals neu<br />

aufkommenden „Reformklei<strong>der</strong>n“ unter polizeilichem Schutz den Konzertsaal verlassen müssen. (I. Krüger 1963)<br />

Ich war Schüler von Julius Hey. Als wir den Kofler studierten, stellte meine Freundin mich vor die Entscheidung: Er<br />

o<strong>der</strong> ich. Als ich mich für meine Freundin entschied, verlangte sie als erstes, daß ich mein Korsett ablegte, und ich<br />

fühlte mich so todunglücklich ohne den Halt, kam mir nur halbangezogen vor. - Aber dann habe ich mich dafür<br />

eingesetzt. Als ich dann in ein Geschäft in Berlin ging, um ein Leibchen zu kaufen, - die ersten hatte ich mir selbst<br />

genäht, - ließ ich mir vorzeigen und die Verkäuferin sagte schließlich: „Ach, Sie meinen das Schlaffhorst-Leibchen.<br />

Ja, sagte ich, auch, so nennen Sie das jetzt! Das bin ich selbst. - Die wäre beinahe auf den Rücken gefallen und hat<br />

mich angestaunt: Sie haben das riskiert gegen das Korsett zu arbeiten! Sie sind das?!

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