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Neue Szene Augsburg 2014-07

Das Stadtmagazin für Augsburg und Umgebung. Aktuelle Info und Veranstaltungskalender unter www.neue-szene.de

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Zoom 35<br />

Nachrichten checken<br />

Auf der Straße<br />

Oft wird den Nutzern von Smartphones<br />

vorgeworfen, sie wandelten<br />

unaufmerksam durch die Welt,<br />

hätten nur Augen für ihr Display<br />

und würden sich damit immer<br />

mehr vom realen Leben entfremden.<br />

Doch das muss nicht sein. Moderne Technik, verbunden<br />

mit einem wachen Verstand, kann durchaus<br />

zum Wohle der Allgemeinheit benutzt werden. Wer<br />

sein Smartphone im richtigen Moment zur Hand hat,<br />

kann spannende Fotos machen und diese als Leserreporter<br />

an die Boulevardpresse verkaufen. Und<br />

wo früher mäßig interessante Augenzeugenberichte<br />

herhalten mussten, sorgt heute die Handykamera<br />

für Unterhaltung.<br />

Langeweile<br />

Dauernd warten wir auf etwas. Klar,<br />

schließlich kann auch dauernd etwas<br />

passieren. Unser Mailfach ist in Wahrheit<br />

eine Wundertüte, aus der von<br />

jetzt auf gleich die Nachricht<br />

springen kann, die alles ändert.<br />

Kein Wunder, dass wir alle paar<br />

Minuten überprüfen wollen, ob es<br />

schon neue Nachrichten gibt, auch<br />

wenn wir nichts Konkretes erwarten<br />

(oder vielleicht gerade dann).<br />

Aber stellen wir uns vor, wir könnten<br />

unser Postfach nicht mit uns<br />

herumtragen: Wir würden vor dem<br />

Briefkasten kauernd vergammeln,<br />

würden altern, würden stumpfsinnig<br />

werden und schließlich verhungern<br />

und verdursten. Also bitte keine<br />

Lobgesänge auf die gute alte Zeit.<br />

Die Langeweile hat viel von ihrem Tabucharakter verloren. Zu verdanken hat sie das der modernen<br />

Kommunikationstechnik. In der realen Welt würde man uns wegen der öffentlichen Verkündigung<br />

unserer gelegentlichen inneren Ödnis für gestört halten. Mit dem Smartphone müssen wir davor<br />

keine Angst mehr haben. Wir können unzählige Mitmenschen sofort wissen lassen, dass wir unfähig<br />

sind, etwas Sinnvolles mit unserer Lebenszeit anzufangen<br />

und dabei sogar noch lustige Smilies anfügen. Der Fortschritt tt<br />

spricht hier eindeutig für sich.<br />

Miteinander sprechen<br />

Beim Essen<br />

Wie konnten wir in vormaligen Epochen nur darauf verzichten,<br />

unserer Umwelt mitzuteilen, was wir gerade Tolles essen? Diese<br />

Zeiten sind jedenfalls vorbei, dank Smartphone. Interessanterweise<br />

sind Dinge, die auf Facebook oder Instagram völlig normal sind<br />

und die andere User sehr interessieren, im realen Leben fast schon<br />

absurd. Was würden wir machen, wenn wir zu dem Zweck plötzlich<br />

kein Smartphone mehr hätten? Wildfremden unser Essen zeigen?<br />

Lieber nicht, manche Dinge macht man besser nur virtuell.<br />

Kommunikation ist wichtig. Manchmal will<br />

man aber gar nicht kommunizieren. Vielleicht<br />

ist es früh am Morgen, vielleicht hat<br />

der Partner einen schlechten Witz gemacht<br />

oder einfach die Wahrheit<br />

gesagt. Kurz: Wir sind gerade<br />

eher mundfaul. Auch<br />

für diesen Fall wurden<br />

Smartphones erfunden:<br />

Wir können mit unserem<br />

Gegenüber kommunizieren<br />

ohne wirklich mit ihm<br />

reden zu müssen. Dass<br />

das alleine nicht schuld<br />

am Abdriften in die Sprachlosigkeit sein<br />

kann, beweisen zahllose alte Ehepaare,<br />

die diesen Zustand immerhin ganz ohne<br />

Smartphone erreicht haben.

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