Download - Kindergarten und Schule in Südtirol
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Thema<br />
Lernfelddidaktik an der Berufsbildung<br />
E<strong>in</strong>e pädagogische Revolution<br />
Mit dem Lernfeldkonzept soll sich die traditionelle Fächertrennung <strong>in</strong> den berufsbildenden Schulformen, sprich<br />
Lehrl<strong>in</strong>gsausbildung <strong>und</strong> Berufsfachschule aufheben. Lehrpersonen werden zu Lernbegleitern, die Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler<br />
lernen an konkreten Handlungssituationen.<br />
An allen Berufsschulen Südtirols wird die<br />
Lernfelddidaktik seit über zehn Jahren im<br />
Unterricht umgesetzt. Das Lernfeldkonzept<br />
orientiert sich an betrieblichen Handlungsabläufen<br />
<strong>und</strong> zielt auf die Ganzheitlichkeit der<br />
Lernprozesse ab. In den meisten Ausbildungsberufen<br />
gibt es heute 8 bis 15 Lernfelder,<br />
verteilt auf zwei oder drei Jahre. Diese<br />
wiederum orientieren sich an realen betrieblichen<br />
Handlungssituationen <strong>und</strong> berücksichtigen<br />
mehrere Handlungsfelder. So umfasst<br />
zum Beispiel das Lernfeld im Bereich Kochen<br />
„Das Kochen <strong>in</strong> der klassischen Küche“ die<br />
Handlungsfelder aller betrieblichen Funktionsbereiche.<br />
Im Lernfeld soll der oder die<br />
Auszubildende <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Lernsituation, die e<strong>in</strong>er<br />
realen Arbeitssituation nahekommt, <strong>in</strong>formieren,<br />
planen, entscheiden, ausführen,<br />
kontrollieren <strong>und</strong> bewerten.<br />
Lehrpersonen arbeiten<br />
konsequent zusammen<br />
Seit e<strong>in</strong>igen Jahren gibt es an allen Berufsschulen<br />
Lernfeldbegleiter <strong>und</strong> Lernfeldbegleiter<strong>in</strong>nen,<br />
die sich, abgestimmt auf die Erfahrungen<br />
der Lehrer- <strong>und</strong> Lehrer<strong>in</strong>nenteams<br />
an den <strong>Schule</strong>n, mit dieser Thematik<br />
beschäftigen <strong>und</strong> das Lernfeldkonzept kont<strong>in</strong>uierlich<br />
weiterentwickeln.<br />
Die Lehrpersonen der Berufsbildung s<strong>in</strong>d<br />
durch das handlungsorientierte pädagogische<br />
Konzept stark gefordert, vor allem was den<br />
zusätzlichen Aufwand an Planungsarbeit, Organisation,<br />
Durchführung <strong>und</strong> Bewertung des<br />
Unterrichtes betrifft.<br />
Die typischen Fächer werden abgeschafft <strong>und</strong><br />
durch Lernfelder ersetzt oder es wird fächerübergreifend<br />
unterrichtet.<br />
Die Lehrpersonen e<strong>in</strong>es Klassenrates, die<br />
dieselbe Klasse unterrichten, müssen ihren<br />
Unterricht mit ihren Kollegen <strong>und</strong> Kolleg<strong>in</strong>nen<br />
abstimmen. E<strong>in</strong>e konsequente Zusammenarbeit<br />
ist Voraussetzung für e<strong>in</strong>en gel<strong>in</strong>genden<br />
Lernfeldunterricht.<br />
Die berufsübergreifenden Fächer wie<br />
Deutsch/Kommunikation, Fremdsprache, Mathematik,<br />
Rechts- <strong>und</strong> Wirtschaftsk<strong>und</strong>e gehen<br />
teils <strong>in</strong> den Lernfeldern auf, teils s<strong>in</strong>d sie<br />
weiterh<strong>in</strong> als sogenannte Lernbauste<strong>in</strong>e abgegrenzt<br />
vom Lernfeldunterricht.<br />
Die Leistungsfeststellung der fachlichen,<br />
kommunikativen, sozialen <strong>und</strong> organisatorischen<br />
Kompetenz fordert e<strong>in</strong> hohes Engagement<br />
von Lehrpersonen, Schülern <strong>und</strong> Schüler<strong>in</strong>nen,<br />
was deren systematische Förderung<br />
<strong>und</strong> Bewertung angeht.<br />
Die Lehrpersonen übernehmen verstärkt die<br />
Rolle der Lernbegleiter <strong>und</strong> ermöglichen es<br />
den Lernenden, mehr Verantwortung für das<br />
Bewältigen der Aufgabenstellungen im Laufe<br />
der Ausbildungen wahrzunehmen.<br />
Trotz all dieser Herausforderungen im Vergleich<br />
zum traditionellen Berufsschulunterricht<br />
hat die Berufsbildung auf diese Form<br />
des handlungsorientierten Unterrichtes gesetzt.<br />
Konkret!<br />
E<strong>in</strong> Klassenrat plant geme<strong>in</strong>sam Unterrichtsarrangements,<br />
<strong>in</strong> denen die Schüler <strong>und</strong><br />
Schüler<strong>in</strong>nen fächerübergreifend verschiedene<br />
Kompetenzen tra<strong>in</strong>ieren <strong>und</strong> erwerben.<br />
Zum Beispiel sollen Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler<br />
e<strong>in</strong>e Party für die Abschlussklasse organisieren.<br />
Nun versuchen alle beteiligten Lehrpersonen,<br />
ihr Fach e<strong>in</strong>zubr<strong>in</strong>gen, wie etwa<br />
das Planen der zu kochenden Speisen <strong>in</strong> der<br />
Fachtheorie, das Berechnen des Warene<strong>in</strong>satzes<br />
im Fach Mathematik oder die Beschaffung<br />
der Zutaten <strong>und</strong> das Kochen der Gerichte<br />
<strong>in</strong> der Fachpraxis. Aber auch das Schreiben<br />
der Speisen- <strong>und</strong> Getränkekarten <strong>und</strong> deren<br />
Übersetzung <strong>in</strong> die zweite Sprache s<strong>in</strong>d Teile<br />
des Unterrichtes. Selbst das E<strong>in</strong>holen von Angeboten<br />
für Dekorationsmaterial bei verschiedenen<br />
Firmen kann Teil des Arrangements<br />
se<strong>in</strong>.<br />
Durch das vorrangig selbstgesteuerte Lernen<br />
<strong>in</strong> Lernsituationen wird neben dem Erwerb<br />
der fachlichen <strong>und</strong> allgeme<strong>in</strong> bildenden<br />
Gr<strong>und</strong>kenntnisse besonders auch die berufliche<br />
Handlungskompetenz der Lernenden gestärkt.<br />
Sie setzen die erworbenen Problemlösungsstrategien<br />
auch <strong>in</strong> neuen Situationen<br />
flexibel um.<br />
Die Schüler <strong>und</strong> Schüler<strong>in</strong>nen wachsen zudem<br />
<strong>in</strong> ihrer Persönlichkeit <strong>und</strong> übernehmen<br />
Verantwortung für ihr Handeln, da sie den<br />
unmittelbaren Nutzen ihrer Tätigkeiten erkennen.<br />
Durch solch realistische <strong>und</strong> praxis-<br />
14 Mai/Juni 2013