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Michael Maurer (Hg.): Das Fest. Beiträge zu seiner ... - Sehepunkte

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lebensbejahend Bedeutung in besonderen äußeren Formen"(7). Da er<br />

diese Definition im Rahmen des Jenaer Sonderforschungsbereichs in<br />

Zusammenarbeit mit den anderen Projektmitarbeitern entwickelt hat, ist<br />

sie als Teil eines kulturgeschichtlichen Begriffsinstrumentariums <strong>zu</strong>r<br />

Analyse der dort behandelten Themen wohl sinnvoll. Ob sie aber nicht im<br />

Grunde genommen mehr über das Charakteristikum Jenaer<br />

Universitätsfeste aussagt als über <strong>Fest</strong>e im Allgemeinen, bleibt <strong>zu</strong><br />

erproben.<br />

<strong>Michael</strong> <strong>Maurer</strong> bestimmt mit seinen <strong>Beiträge</strong>n "Prolegomena <strong>zu</strong> einer<br />

Theorie des <strong>Fest</strong>es", "Zur Systematik des <strong>Fest</strong>es" und dem den Band<br />

beschließenden Aufsatz "<strong>Fest</strong>e zwischen Memorie und Exzeß.<br />

Kulturwissenschaftliche und psychoanalytische Ansätze einer Theorie des<br />

<strong>Fest</strong>es" die theoretische Ausrichtung des Bandes. Die ersten beiden<br />

<strong>Beiträge</strong> sind als Überblicksdarstellungen über die verschiedenen<br />

Komponenten und Untersuchungsfelder des Themas denjenigen <strong>zu</strong><br />

empfehlen, die sich über den aktuellen Forschungsstand informieren<br />

möchten. In den "Prolegomena" geht <strong>Maurer</strong> auf die verschiedenen<br />

Definitionsversuche und Facetten des <strong>Fest</strong>begriffs ein, um ihn dann in der<br />

"Systematik" phänomenologisch aus<strong>zu</strong>füllen. Daran schließen sich zwei<br />

<strong>Beiträge</strong> aus der Feder eines Theologen (Volker Leppin) und eines<br />

Soziologen (Harald Homann) an. Laut Volker Leppin hängt der Charakter<br />

eines <strong>Fest</strong>es von den unterschiedlichen Erfahrungen von Transzendenz<br />

ab, die <strong>zu</strong>m Beispiel im Christentum dank des dauernden Be<strong>zu</strong>gs auf die<br />

Bibel mit einem hohen Grad an Reflexivität verbunden seien (91-92).<br />

Verbindet der Leser diesen Beitrag mit <strong>Maurer</strong>s Überlegungen <strong>zu</strong>r<br />

Sakralisierungs- beziehungsweise Säkularisierungsfunktion des <strong>Fest</strong>es<br />

(51-52), so überraschen ihn die soziologischen Überlegungen Homanns<br />

<strong>zu</strong> den "ganz neuen Kombinations- und Rekombinationsmöglichkeiten der<br />

<strong>Fest</strong>- und Feierelemente" der "modernen funktional differenzierten<br />

Gesellschaft" (113) nicht: Einer Partikularisierung umfassender religiöser<br />

und politischer Ordnungsvorstellungen entspricht eine partikulare,<br />

monadische <strong>Fest</strong>kultur. Daraus ließe sich die Frage entwickeln, ob der<br />

Modus des <strong>Fest</strong>es nicht unmittelbar mit den Repräsentationen von<br />

himmlischer und irdischer Ordnung innerhalb der jeweiligen Gesellschaft<br />

<strong>zu</strong>sammenhängt. Ordnungsvorstellungen und <strong>Fest</strong>kultur verbindet <strong>Maurer</strong><br />

in seinem den Band abschließenden Beitrag, indem er eine Kombination<br />

von "Exzess" (Freud) und "Memoria" (Assmann) versucht: "Für die<br />

Kontinuität der Kultur wird es nötig, das diskontinuierliche Element des<br />

Exzesses ein<strong>zu</strong>bauen" (134). An diese Schlussbemerkung <strong>Maurer</strong>s ließen<br />

sich vielfältige Überlegungen anschließen: Exzess bedeutet auch immer<br />

Überschreitung von Ordnung. <strong>Das</strong> Überschreiten von Grenzen macht die<br />

Grenzen erst sichtbar, stellt diese her. Der Exzess wird also erst durch<br />

den Faktor einer als transzendent an<strong>zu</strong>sehenden Legitimitätsquelle <strong>zu</strong><br />

einer Überschreitung. Hier ergeben sich Diskussions- und<br />

Anknüpfungspunkte zwischen der von <strong>Maurer</strong> vorangetriebenen und<br />

vorgestellten <strong>Fest</strong>forschung <strong>zu</strong> der international sehr viel breiter<br />

angelegten Ritualforschung, aber auch <strong>zu</strong> geschichtswissenschaftlichen<br />

Ansätzen, die ohne eine spezifische Fokussierung auf <strong>Fest</strong> und <strong>Fest</strong>kultur<br />

den Zusammenhängen zwischen Religion und Gesellschaft nachgehen.

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