Fingerkrabbeln und schwungvolle Musik - Senioren Zeitschrift ...
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Aktuelles <strong>und</strong> Berichte<br />
<strong>Fingerkrabbeln</strong> <strong>und</strong> <strong>schwungvolle</strong> <strong>Musik</strong><br />
Erste Bewegungsgruppe für Demenzkranke <strong>und</strong> ihre Angehörigen im Bürgerinstitut<br />
Herr F. ist ein bisschen durcheinander.<br />
Soll er nun auf seinem<br />
Platz im Stuhlkreis sitzen bleiben<br />
oder sich an den Tisch setzen?<br />
In dem großen lichtdurchfluteten<br />
Raum des Bürgerinstituts wartet er<br />
alleine im Stuhlkreis darauf, dass es<br />
losgeht. Erleichtert lässt er sich am<br />
Arm zum Tisch begleiten.<br />
Nicht jeder braucht so viel Anleitung<br />
in der Bewegungsgruppe wie<br />
Herr F. Ursula Stach zum Beispiel ist<br />
körperlich äußerst fit, macht die<br />
ausgebildete Yogalehrerin doch jeden<br />
Tag zu Hause noch konsequent ihre<br />
Übungen. Trotzdem kommt sie gerne<br />
ins Bürgerinstitut, wenn sich die<br />
Teilnehmenden der ersten „Bewegungsgruppe<br />
für Menschen mit Demenz“<br />
treffen. „Man muss alles tun,<br />
was möglich ist“, davon ist sie überzeugt.<br />
Auch ist ihr wichtig, ihre Erkrankung<br />
nicht zu verbergen. „Ein<br />
ges<strong>und</strong>er Mensch kann sich einfach<br />
nicht vorstellen, was in unserem<br />
Kopf vorgeht“, sagt sie.<br />
Koordination trainieren<br />
Unter Anleitung von Sporttherapeutin<br />
Antje Hammes krabbeln alle<br />
mit den Fingern auf dem Tisch.<br />
Doch als Antje Hammes sagt: „Und<br />
nun nur den kleinen Finger der<br />
rechten Hand heben“, klappt das<br />
nicht bei allen. Selbst Ursula Stach<br />
sagt: „Das braucht ganz schön<br />
Konzentration.“ Die Koordination<br />
der Bewegungen ist nicht einfach.<br />
Mit <strong>Musik</strong> geht da schon manches<br />
besser. Da schwingen nicht nur die<br />
meisten mit, sondern es gelingt<br />
ihnen auch, im Rhythmus der <strong>Musik</strong><br />
den rechten <strong>und</strong> linken Arm zur entgegengesetzten<br />
Schulter zu bewegen<br />
oder in die Hände zu klatschen.<br />
Mancher hat so großen Spaß daran,<br />
dass er laut lacht.<br />
Die Übungen werden von Antje<br />
Hammes <strong>und</strong> von Maren Kochbeck<br />
begleitet, die das Projekt Hilda (Hilfe<br />
für Demenzkranke <strong>und</strong> ihre Angehörigen)<br />
im Bürgerinstitut verantwortet.<br />
Die Sozialarbeiterin<br />
kennt die Besucher gut <strong>und</strong><br />
kann eingreifen, wenn jemand<br />
überfordert ist oder Hilfestellung<br />
braucht.<br />
Die Idee der Bewegungsgruppe<br />
wurde vom Deutschen Turner-B<strong>und</strong><br />
entwickelt <strong>und</strong> ist<br />
ein Ableger des Netzwerkprojekts<br />
„Aktiv bis 100“, in dem sich<br />
Frankfurter Sportvereine <strong>und</strong><br />
andere Institutionen zusammengeschlossen<br />
haben. Mit Bewegung<br />
sollen die Menschen<br />
nicht nur körperlich aktiviert<br />
werden. Denn kräftigende Übungen<br />
etwa für die Beine <strong>und</strong><br />
Gleichgewichtstraining helfen<br />
auch den so gefährlichen Stürzen<br />
im Alter vorzubeugen, sagt<br />
Petra Regelin, Sportwissenschaftlerin<br />
<strong>und</strong> zuständige Referentin<br />
beim Deutschen Turner-<br />
B<strong>und</strong>. Bewegung fördere auch die<br />
Funktionsfähigkeit des Gehirns.<br />
Wissenschaftler hätten festgestellt,<br />
dass schon regelmäßiges Spazierengehen<br />
das Gehirn um 20 Prozent mehr<br />
durchblute als im Ruhezustand.<br />
Neue Blutgefäße könnten entstehen<br />
<strong>und</strong> das Gehirn besser mit Nährstoffen<br />
versorgen. „Die neuronalen<br />
Netzwerke im Kopf funktionieren<br />
dann besser, die Hirnleistung steigt“,<br />
sagt sie.<br />
Austausch mit Betroffenen<br />
Das Besondere an der Bewegungsgruppe<br />
im Bürgerinstitut ist, dass<br />
sich zeitgleich die betreuenden <strong>und</strong><br />
pflegenden Angehörigen in einem<br />
anderen Raum treffen. Auch hier ist<br />
eine Sozialarbeiterin dabei. „Der<br />
Austausch zwischen den Betroffenen<br />
hat sich im Laufe der Zeit als<br />
sehr wichtig herausgestellt“, sagt<br />
Helene Weitzel, die die Gruppe als<br />
Sozialarbeiterin begleitet: „Die Menschen<br />
entdecken viele Gemeinsamkeiten.<br />
Der „sportliche“ Teil, den bei<br />
dieser Gruppe Simona Deckers von<br />
Shanti Yoga übernommen hat, ist<br />
eher auf Entspannung ausgerichtet.<br />
Mit gezielten Bewegungen können Menschen, die an<br />
Demenz erkrankt sind, aktiviert werden. Foto: Oeser<br />
„24 St<strong>und</strong>en am Tag bin ich angespannt<br />
<strong>und</strong> muss dabei immer Ruhe<br />
bewahren“, sagt die Ehefrau eines<br />
Demenzkranken, dessen Erkrankung<br />
schon weit fortgeschritten ist.<br />
„Hier kann ich einmal unbesorgt<br />
loslassen.“ Zum leisen Ton einer<br />
Klangschale schließen die Menschen<br />
im Raum die Augen <strong>und</strong> lauschen<br />
Simona Deckers, die sie auf<br />
eine kleine Entspannungsreise mitnimmt.<br />
Auch Klaus Stach lässt sich<br />
auf diese Übungen ein, obwohl er<br />
sagt, dass er in seinem Berufsleben<br />
„keine Idee“ für Yoga <strong>und</strong> Ähnliches<br />
gehabt habe. Doch diese Übungen,<br />
auch die Dehnübungen, die auf die<br />
bei Pflegenden oft besonders belasteten<br />
Stellen im Schultergürtel abzielen,<br />
genießt er sehr. Und „dass wir<br />
hier gemeinsam was machen, gefällt<br />
mir gut“.<br />
Die Angehörigen können bestätigen,<br />
dass die demenzkranke Person<br />
nach diesen Bewegungsübungen oft<br />
den Tag über besser gestimmt ist als<br />
sonst. Manche nutzen die gute Stimmung<br />
<strong>und</strong> unternehmen anschließend<br />
gemeinsam etwas, zum Beispiel<br />
gehen sie zusammen essen.<br />
22 SZ 2/ 2013
„Wichtig ist für alle, dass sie hier<br />
unter Menschen sind, denen sie die<br />
Krankheit nicht erklären müssen“,<br />
sagt Helene Weitzel. Noch ist das<br />
Angebot im Bürgerinstitut kostenlos,<br />
weil der Turner-B<strong>und</strong> die beiden<br />
Fachkräfte finanziert. Maren Kochbeck<br />
<strong>und</strong> Helene Weitzel hoffen,<br />
dass es nach der halbjährigen Probephase<br />
gelingt, die weitere Finanzierung<br />
etwa über Sponsoren sicherzustellen.<br />
Denn eine möglichst geringe<br />
auch finanzielle Hemmschwelle sei<br />
für die betroffenen Familien von<br />
großer Bedeutung.<br />
Lieselotte Wendl<br />
zu Aktiv bis 100:<br />
Petra Regelin (Koordination)<br />
Deutscher Turner-B<strong>und</strong>,<br />
Telefon 069/67 801-172.<br />
Zur Bewegungsgruppe:<br />
Maren Kochbeck (Schwerpunkt<br />
Demenz) Bürgerinstitut,<br />
Telefon 069/97 2017 37<br />
Henri Matisse | Le lagon (Die Lagune) | Tafel<br />
XIX aus der Folge Jazz 1947 | Graphische<br />
Sammlung, Städel Museum Frankfurt am Main<br />
Foto: © U. Edelmann – Städel Museum – ARTO-<br />
THEK © VG Bild-Kunst | Bonn 2013<br />
Letzte Bilder<br />
Noch bis zum 2. Juni ist in der<br />
Schirn die Ausstellung „Letzte Bilder<br />
– von Manet bis Kippenberger“<br />
zu sehen. Die Show widmet sich herausragenden<br />
Werken, die Künstler<br />
in der allerletzten Phase ihres Schaffens<br />
hervorgebracht haben – „durch<br />
plötzliches Ableben, oder auch im<br />
Wissen des bevorstehenden Todes“,<br />
wie Direktor Max Hollein erläuterte.<br />
In sieben Räumen werden solche<br />
Wir stiften Wohlbefinden<br />
Aktuelles <strong>und</strong> Berichte<br />
Wohnen <strong>und</strong> Leben mit Anspruch<br />
■<br />
■<br />
■<br />
letzten Arbeiten von je zwei Malern<br />
gegenübergestellt. Beispielsweise<br />
vom schwer erkrankten Edouard<br />
Manet werden kleinformatige Bilder<br />
gezeigt. Er hat Blumensträuße gemalt,<br />
die ihm Fre<strong>und</strong>e ans Krankenbett<br />
gebracht haben. Als Gegensatz<br />
dazu sind die großen Seerosenbilder<br />
von Claude Monet gehängt. Dieser<br />
hat im Alter die Tendenz zur Expansion<br />
<strong>und</strong> Abstraktion entwickelt.<br />
Intensivierung, Radikalisierung oder<br />
auch eine Neuausrichtung aufgr<strong>und</strong><br />
physischer Einschränkungen zeichnen<br />
viele der Werke aus, mit denen<br />
die Besucher der Ausstellung konfrontiert<br />
werden. Aber auch neu gewonnene<br />
Freiheit, gesteigerte Produktivität<br />
oder Rückbesinnung auf<br />
die eigenen Anfänge werden gezeigt.<br />
Den Zugang zu den „letzten<br />
Bildern“ erleichtert die Schirn über<br />
besondere Formen der Kunstvermittlung<br />
unter dem Stichwort „Kunstgenuss“<br />
speziell auch für <strong>Senioren</strong>.<br />
Mehr Infos unter: www.schirn.de<br />
Jutta Perino<br />
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10 x in Deutschland<br />
SZ 2/ 2013<br />
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