Technik im Modell: Tauwerk
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<strong>Technik</strong> <strong>im</strong> <strong>Modell</strong>: <strong>Tauwerk</strong><br />
Auf jedem ordentlichen Schiff, in jedem ordentlichen Hafen, in jedem ordentlichen Haushalt - also praktisch<br />
überall - findet sich mehr oder weniger dickes <strong>Tauwerk</strong> an, genannt Faden, Garn, Band, Seil ... oder wie<br />
auch <strong>im</strong>mer. Da wir angelehnt mit der Seefahrt zu tun haben, verwenden wir dafür auch angelehnt die<br />
seemännischen Begriffe.<br />
BEGRIFFSBEZEICHNUNGEN<br />
Irgendein Faden, Garn, Band, Seil ... ist TAUWERK<br />
Ein endliches Stück <strong>Tauwerk</strong> heißt<br />
ENDE<br />
Kleinste Einheit eines „Endes“ ist die FASER<br />
Mehrere „Fasern“ zusammengedreht, ergeben ein GARN<br />
Mehrere „Garne“ zusammengedreht, ergeben ein KARDEEL<br />
Mehrere „Kardeele“ zusammengedreht (meist 3 oder 4)<br />
ergeben während der Herstellung ein TAU<br />
wird es auf Länge konfektioniert, heißt es (siehe oben)<br />
ENDE<br />
Sehr starke „Enden“ heißen TROSSEN<br />
Sehr schwache „Enden“ sind LEINEN<br />
Was an Land als „Bindfaden“ bezeichnet wird, ist<br />
TAKELGARN<br />
Was man an Land „Nähfaden“ nennt, ist SEGELGARN<br />
Da die Kardeele lediglich gegeneinander verdreht sind,<br />
haben sie das Bestreben, sich wieder auseinanderzudrehen.<br />
Um dies zu verhindern, sichert man den Tampen mit einem<br />
TAKLING<br />
Sieht man am „Tau“ entlang und die „Kardeele“ verlaufen<br />
in Blickrichtung <strong>im</strong> Uhrzeigersinn, dann ist das „Tau“ RECHTSGESCHLAGEN<br />
laufen die „Kardeele“ gegen den Uhrzeigersinn,<br />
dann ist das „Tau“ LINKSGESCHLAGEN<br />
Jede Einheit eines „Taues“ ist dabei andersherum geschlagen,
„Fasern“ rechtsherum zu „Garn“, „Garn“ linksherum zu „Kardeelen“,<br />
„Kardeele“ rechtsherum zu „Tau“<br />
Anfang und Ende eines „Endes“ heißt TAMPEN<br />
Wird ein „Ende“ haarnadelförmig gelegt, so entsteht eine<br />
BUCHT<br />
Wird ein „Ende“ so gelegt, daß es sich selbst überschneidet,<br />
so entsteht ein<br />
AUGE<br />
Verschlingt man zwei „Enden“ so miteinander, daß sie sich<br />
gegenseitig bekneifen und nicht von selbst lösen können,<br />
so entsteht ein KNOTEN<br />
Verschlingt man ein „Ende“ so um einen Gegenstand<br />
oder um ein anderes „Ende“, daß es sich nicht zu einem<br />
„Knoten“ zusammenziehen kann, so entsteht ein STEK<br />
Wird ein „Tampen“ zu einer „Bucht“ gelegt und die<br />
aufgedröselten (und mit einem „Takling“ gesicherten!)<br />
„Kardeele“ mehrfach durch die einzelnen „Kardeele“<br />
des „Endes“ gezogen, so entsteht ein<br />
SPLEISS<br />
MATERIAL<br />
Früher wurde <strong>Tauwerk</strong> aus Naturmaterialien hergestellt:<br />
Baumwolle Samenhaare der Baumwollstaude, sehr lehnig, reckt stark<br />
Manila<br />
wilde Bananart, Fasern 2m lang und mehr<br />
Sisal<br />
Fasern aus den Blättern einer Agavenart, rauh, wenig lehnig<br />
Hanf<br />
Fasern aus dem Stengel der Hanfpflanze<br />
Kokos<br />
Faser aus der Schale der Kokosnuß, weich, leicht (schw<strong>im</strong>mt)<br />
Kunstfasertauwerk ist demgegenüber verrottungsfest und altert wenig. Es hat hohe Reißfestigkeit, geringes<br />
spezifisches Gewicht und n<strong>im</strong>mt nur wenig Feuchtigkeit auf. Es ist allerdings nicht sehr griffig, verliert an<br />
Festigkeit durch Wärme, Reibung und UV-Strahlung, und es ist empfindlich gegen Scheuern. Garnrohstoffe<br />
sind<br />
PA<br />
Polyamid<br />
PP<br />
Polypropylen<br />
PE<br />
Polyethylen<br />
PES<br />
Polyester und<br />
Aramid (eine Kohlefaser)
Draht-<strong>Tauwerk</strong> wird verwendet, wenn sehr hohe Zugkräfte auftreten und geringste Reckung gefordert<br />
wird. Früher benutzte man dafür verzinkte Eisendrähte als Material, heute fast ausschließlich rostfreien Stahl<br />
(Chrom-Nickel-Stahl), bekannt unter den Markenbezeichnungen V2A und V4A<br />
Welches Material verwendet wird, hängt vom Einsatz ab. Eine Rolle spielen dabei: Eigengewicht,<br />
Schw<strong>im</strong>mfähigkeit, Feuchtigkeitsaufnahme, Unverrottbarkeit, Dehnfähigkeit, Farbgebung, Belastbarkeit,<br />
Wetterfestigkeit und Handhabung.<br />
PFLEGE<br />
Damit das <strong>Tauwerk</strong> wirtschaftlich eingesetzt werden kann, ist eine gewisse Pflege nötig. Kunststoff-<br />
<strong>Tauwerk</strong> sollte vor unnötiger Sonneneinstrahlung bewahrt werden, weil durch das UV-Licht der Kunststoff<br />
hart und spröde wird und das Tau leichter bricht. Jedes naßgewordene <strong>Tauwerk</strong> sollte nach Gebrauch<br />
gründlich getrocknet werden, weil dadurch das Faulen („Rotten“) bzw. Rosten vermieden wird. Das<br />
<strong>Tauwerk</strong> wird in einem trockenen, luftigen Raum aufgehängt. Zum Wegstauen soll das <strong>Tauwerk</strong> ordentlich<br />
aufgeschossen werden, damit es zum nächsten Einsatz ohne „Getüdel“ wieder zur Verfügung steht.<br />
AUFSCHIESSEN VON TAUWERK<br />
Rechtsgeschlagenes <strong>Tauwerk</strong> wird rechtsherum (linksgeschlagenes linksherum) aufgeschossen, d.h. in<br />
gleichmäßigen Ringen in die Hand zu einem BUNSCH gelegt, bis ein Tampen von etwa der doppelten<br />
Länge des Ring-Durchmessers übrigbleibt. Der Bunsch wird nun mit der linken Hand gehalten, mit der<br />
rechten Hand wird der Tampen nun in 2/3-Höhe 3- bis 5-mal aufwärts quer um den Bunsch geschlungen.<br />
Mit dem Rest des Tampens wird eine Bucht gebildet, die durch das obere Auge des Bunsches gesteckt<br />
und über den Bunsch gekippt wird. Zum Schluß wird der Tampen angezogen, so daß sich das Auge fest<br />
um den Bunsch zieht.<br />
Rainer Graf