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50 Aufgaben zur Spieltheorie

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<strong>50</strong> <strong>Aufgaben</strong> <strong>zur</strong> <strong>Spieltheorie</strong><br />

1. <strong>50</strong> Spieler wählen (unabhängig voneinander) eine Zahl zwischen 0 und 100. Die Zahl<br />

gewinnt, die 2/3 des arithmetischen Mittelwerts aller gewählten Zahlen am nächsten<br />

kommt.<br />

a) Gibt es eines oder mehrere Nash-Gleichgewichte in reinen Strategien?<br />

Welche(s)?<br />

b) Welche Zahl würden Sie wählen?<br />

2. Das Spiel in Aufgabe 1 wird von N = 2 Personen gespielt. Bestimmen Sie das Nash-<br />

Gleichgewicht. Ist die strategische Struktur anders als in der vorhergehenden<br />

Aufgabe? Welche Zahl wählen Sie?<br />

3. A teilt den Kuchen, B wählt aus. Begründen Sie, dass die <strong>50</strong>:<strong>50</strong>-Aufteilung ein Nash-<br />

Gleichgewicht ist. Ist die einfache Regel eine „Institution“? Was hat das Beispiel mit<br />

dem „Mechanismus-Design“ zu tun? Überlegen Sie sich selbst erzwingende („self<br />

enforcing“) Institutionen, die faire und effiziente Lösungen garantieren bei der<br />

Aufteilung von Ressourcen, z.B. nach einer Ehescheidung.<br />

4. In einer Szene des Films „A Beautiful Mind“ sind vier junge Studienfreunde in einer<br />

Kneipe. Herein spaziert kommen fünf junge Frauen, darunter eine, die als besonders<br />

schön hervorsticht. Mit diesem Regieeinfall soll das Nash-Gleichgewicht anschaulich<br />

illustriert werden. Die Weltwoche vom 14.3.2002 schreibt unter der Überschrift “Wie<br />

die Mathematik beim Flirten hilft”: “In der lustigen Studentenrunde befindet sich der<br />

brillante junge Mathematiker John Forbes Nash. Er analysiert die Lage und schlägt<br />

seinen Freunden eine kluge Alternative zum Rennen um die Schönste vor. Wenn sich<br />

alle um den ersten Preis bemühen, kommt es lediglich zu einer Rauferei und alle<br />

verlieren. Schlimmer noch: Da niemand zweite Wahl sein möchte, verspielen die<br />

Männer auch ihre Chancen bei den anderen Frauen, und alle gehen solo nach Hause.<br />

Besser also, die Attraktivste von vornherein links liegen zu lassen und sich mit ihren<br />

Freundinnen zufrieden zu geben.<br />

Die Szene stammt aus dem Film “A Beautiful Mind” mit Russell Crowe als John<br />

Nash in der Hauptrolle. Sie ist Hollywoods Interpretation eines komplexen<br />

mathematischen Problems, …”<br />

Die “Neue Zürcher Zeitung” hat in ihrer Filmkritik vom 24.3.2002 gleich erkannt,<br />

dass es sich bei dieser „Lösung“ keineswegs um ein Nash-Gleichgewicht handelt.<br />

Worin besteht der Fehler?<br />

5. Stellen Sie die folgenden Spiele in Matrixform dar: Koordinationsspiel (links oder<br />

rechts fahren), Gefangenendilemma, Chickenspiel, Hirschjagd („Assurance-Spiel“),<br />

Kampf der Geschlechter. Bestimmen Sie das oder die Nash-Gleichgewichte. Welche<br />

Gleichgewichte sind effizient (Pareto-optimal)?<br />

6. a) Rüstungswettlauf und b) Kuba-Krise, die die Welt 1962 an den Rand des<br />

Atomkriegs brachte. Welche (unterschiedlichen) 2 x 2-Matrixspiele bieten sich an, um<br />

– grob vereinfacht – diese beiden Situationen zu beschreiben?<br />

7. In Puccinis Oper hat der Polizeichef Scarpia den Geliebten Toscas, Cavaradossi, ins<br />

Gefängnis geworfen, um ihn exekutieren zu lassen. Es bietet Tosca an, das<br />

Exekutionskommando mit Platzpatronen zu versehen, wenn Tosca bereit ist, die Nacht<br />

1


mit ihm zu verbringen. Tosca aber erdolcht den üblen Gesellen Scarpia. Dieser<br />

seinerseits hat nicht, wie versprochen, die Patronen ausgetauscht. Welches Spiel wird<br />

hier gespielt? Stellen Sie die Situation von Tosca und Scarpia als 2 x 2-Matrixspiel dar<br />

(Rapoport 1962).<br />

8. In der eidgenössischen Hauptstadt Bern gibt es zwei lokale Gazetten: „Der Bund“ und<br />

die „Berner Zeitung“. Laut Aussage des Journalisten X hat dieser sich mit seinem<br />

Kollegen Y vom Konkurrenzblatt des öfteren abgesprochen, am späten Nachmittag<br />

über ein lokales Ereignis nicht mehr druckfrisch am nächsten Tag zu berichten. Solche<br />

Artikel erschienen einen Tag später, so dass beide Redakteure einen ruhigen<br />

Feierabend genießen konnten. Ist die Absprache in einer einmaligen Situation ein<br />

Nash-Gleichgewicht? Könnte es sich um ein Gleichgewicht im wiederholten Spiel<br />

handeln? (Anmerkung A.D.: Diese Geschichte ist nicht fiktiv.)<br />

9. Eine fiktive Geschichte. Der begnadete Satiriker Michail Sostschenko hat zahlreiche<br />

Satiren in den frühen Jahren der Sowjetunion verfasst. In einer Geschichte geht es um<br />

die Sensation eines bärtigen Säuglings in Moskau. Zwei Reporter erfahren von dem<br />

Ereignis, ein Reporter einer Provinzzeitung und der Reporter der Prawda. Sie können<br />

sich jeweils entscheiden, einen Artikel mit Foto zu verfassen oder keinen Artikel zu<br />

schreiben. Natürlich ist ein exklusiver Artikel von höherem Wert als ein Bericht, der<br />

in beiden Zeitungen erscheint. Der Reporter der Provinzzeitung steht früh auf und<br />

begibt sich mit Kamera auf den Weg zu der Familie des außergewöhnlichen Kindes.<br />

Der Prawda-Reporter lässt sich Zeit, denn Redaktionsschluss für die aktuelle Ausgabe<br />

des nächsten Tages ist erst am späten Nachmittag. Der schlaue Reporter der<br />

Provinzzeitung aber ändert die Spielregeln. Er fotografiert den Säugling mit Bart –<br />

und rasiert ihn danach. Die Prawda hat das Nachsehen. Es handelt sich um ein<br />

sequenzielles Spiel. Stellen Sie das Spiel in der Extensivform dar.<br />

10. Im Hirschjagdspiel („Assurance Game“) nach Jean Jaques Rousseau hat jeder Spieler<br />

zwei Optionen. Die Auszahlungsmatrix ist „common knowledge“. Im simultanen<br />

Spiel hat A zwei Strategien und B hat ebenfalls zwei Strategien. Nun wird das Spiel<br />

sequenziell gespielt. Zunächst entscheidet sich Spieler A. Die Entscheidung von A<br />

wird B bekannt gegeben. Anschließend entscheidet Spieler B.<br />

a) Handelt es sich um ein Spiel mit vollständiger Information oder um ein Spiel<br />

mit perfekter Information?<br />

b) Wie viele Strategien hat Spieler A, wie viele hat B?<br />

c) Stellen Sie das Spiel in der Extensivform dar.<br />

d) Stellen Sie das Spiel in die Normalform dar (als Spielmatrix).<br />

e) Bestimmen Sie das oder die Nash-Gleichgewichte.<br />

f) Gibt es ein oder mehrere teilspielperfekte Nash-Gleichgewichte? Welches bzw.<br />

welche?<br />

11. Gehen sie von dem sequenziellen Hirschjagdspiel in der vorhergehenden Aufgabe aus.<br />

Bestimmen Sie:<br />

a) Die Menge der Strategien von Spieler A und die Menge der Strategien von<br />

Spieler B.<br />

b) Die Menge der Strategienprofile.<br />

c) Die Auszahlungsfunktion.<br />

12. In einem Spiel verfügt Spieler A über 3 Alternativen und B über 4 Alternativen.<br />

2


a) Wie viele Strategien hat B im simultanen Spiel (d.h. in der Extensivform<br />

liegen die „Endknoten“ aller Züge von A in einem Informationsbezirk)?<br />

b) Wie viele Strategien hat B im sequenziellen Spiel mit perfekter Information<br />

(jeder Informationsbezirk enthält nur einen Entscheidungsknoten)?<br />

13. Im Schachspiel hat „Weiß“ bei der Eröffnung 20 Möglichkeiten (Strategien).<br />

„Schwarz“ antwortet auf den Zug von Weiß (zweiter Halbzug). Wie viele Strategien<br />

hat Schwarz beim zweiten Halbzug? (Rapoport 1998).<br />

14. Beim Streichholzspiel (vereinfachte Version) hat jeder von zwei Spielern die Wahl,<br />

ein Streichholz oder kein Streichholz verdeckt in die rechte Hand zu nehmen. Beide<br />

Spieler machen dies simultan und unabhängig voneinander. Spieler A rät sodann die<br />

Gesamtzahl der in beiden Händen befindlichen Streichhölzer. Spieler B gibt danach<br />

seine Schätzung an, wobei er aber die von A genannte Zahl nicht mehr nennen darf.<br />

Gewonnen hat, wer die korrekte Zahl der Streichhölzer in beiden Händen geraten hat.<br />

Spieler A hat also 6 Strategien. Er kann 0 oder 1 Streichholz in die rechte Hand<br />

nehmen und er kann die Gesamtzahl 0, 1, 2 nennen (eine Strategie lautet z.B. „1<br />

Streichholz in die rechte Hand, 2 geraten“). Spieler B hat nach der Ansage von A zwei<br />

Möglichkeiten. Er kann eine der beiden verbliebenen Zahlen nennen. Die Zahl der<br />

Strategien ist aber größer, da Spieler B auf die von A geratene Zahl reagieren kann.<br />

a) Handelt es sich um ein Spiel mit perfekter Information?<br />

b) Wie viele Strategien hat B?<br />

c) Stellen Sie das Spiel in der Extensivform dar.<br />

(Hinweis: Beginnen sie mit B’s Wahl, 0 oder 1 Streichholz verdeckt in die Hand<br />

zu nehmen. Die nächste Stufe sind die Strategien von A, sodann kommt die<br />

Ansage von B. Achten Sie auf die Informationsbezirke.)<br />

d) Stellen Sie das Spiel in der Normalform dar. Gibt es einen Sattelpunkt?<br />

(*etwas aufwändig – ein Geduldsspiel!)<br />

15. Der Elfmeterschütze weiß, dass der Torwart einen Linksdrall hat und sich mit<br />

Wahrscheinlichkeit 0,6 in die linke Ecke werfen wird. Bei „links, links“ und „rechts,<br />

rechts“ gewinnt der Torwart, bei „links, rechts“ und „rechts, links“ der<br />

Elfmeterschütze. Torwart und Elfmeterschütze spielen simultan, d.h. der Torwart kann<br />

nicht vor dem Schuss erkennen, in welche Ecke der Ball gehen wird. Welches ist die<br />

„beste Antwort“ des Elfmeterschützen?<br />

16. Welches ist die wechselseitig beste Antwort von Torwort und Elfmeterschütze in der<br />

vorhergehenden Aufgabe, d.h. das Nash-Gleichgewicht in gemischten Strategien?<br />

(siehe dazu auch den Artikel von Berger und Hammer auf dieser Web-Seite.)<br />

17. In Sir Arthur Conan Doyles Kriminalstory „The Final Problem“ versucht Sherlock<br />

Holmes seinem Widersacher, dem Mathematiker und Genie des Verbrechens<br />

Professor Moriarty, zu entfliehen. Holmes will zum Kontinent, doch leider wird er bei<br />

der Abfahrt in London, Victoria Station, von Moriarty bemerkt. Moriarty folgt mit<br />

einem Sonderzug. Zwischen London und Dover gibt es nur einen Halt, nämlich<br />

Canterbury. Holmes überlegt nun, den Zug in Canterbury zu verlassen. Natürlich<br />

denkt auch Moriarty an diese Möglichkeit. Da nun Moriarty weiss, so überlegt<br />

Holmes, dass er in Canterbury aussteigen könnte, wäre es da nicht besser, im Zug bis<br />

Dover zu bleiben? Der superschlaue Moriarty wird aber auch diese Überlegung<br />

machen, so dass es doch vorziehen wäre, in Canterbury auszusteigen? Und so weiter –<br />

ad infinitum.<br />

3


Holmes verlässt in „the Final Problem“ den Zug in Canterbury und Moriarty dampft<br />

davon nach Dover. Doch die Rettung währt kurzfristig. Denn Holmes flieht - natürlich<br />

in die Schweiz - und wird nahe Bern von Moriarty in eine Falle gelockt. Kämpfend<br />

stürzen beide bei Meiringen in eine Schlucht. Weder Holmes noch Moriarty überleben<br />

den Sturz – „the final problem!“<br />

Holmes erste Präferenz ist, unbeschadet nach Dover zu kommen, um von dort auf den<br />

Kontinent überzusetzen. Nehmen wir an, die Auszahlung entspricht +80. Canterbury<br />

lebend zu erreichen ist nicht ganz so gut, sagen wir +60. Die tödliche Begegnung mit<br />

Moriarty, ob in Dover oder Canterbury, gibt -100. Für Moriarty gelten die Werte mit<br />

umgekehrtem Vorzeichen.<br />

Sherlock Holmes ist Zeilenspieler. Das Nullsummenspiel hat – wie Sie leicht<br />

feststellen werden – keinen Sattelpunkt. Berechnen Sie den Wert der gemischten<br />

Gleichgewichtsstrategie für Holmes und Moriarty.<br />

a) Mit welcher Wahrscheinlichkeit p wird Holmes „Dover“ wählen?<br />

b) Wie hoch ist die erwartete Auszahlung?<br />

(Dies Beispiel wurde von Oskar Morgenstern 1928, 1935 behandelt. Siehe die dazu<br />

die Artikel von Morgenstern auf dieser Web-Seite. Die formale Darstellung als 2 x 2-<br />

Matrixspiel findet sich bei Neumann und Morgenstern, 1947: 176-178.<br />

18. Gehen Sie von einem 2 x 2 – Nullsummenspiel ohne Sattelpunkt aus. Gemäß dem<br />

grundlegenden Theorem für Nullsummenspiele gilt, dass im gemischten<br />

Gleichgewicht der Zeilenspieler die Wahrscheinlichkeit für eine Zeile so wählt, dass<br />

der Spaltenspieler bezüglich der Wahl der Spalten indifferent ist. Ebenso adjustiert der<br />

Spaltenspieler die Wahrscheinlichkeit für die Wahl einer Spalte derart, dass der<br />

Zeilenspieler bezüglich der Wahl der Zeilen indifferent ist. Leiten Sie aus dem<br />

Theorem eine allgemeine Formel für die gemischte Gleichgewichtsstrategie in 2 x 2 –<br />

Nullsummenspielen ohne Sattelpunkt ab.<br />

19. „Stein, Schere, Papier“. Stein „schlägt“ Schere, Schere „schlägt“ Papier, Papier<br />

„schlägt“ Stein. Die Auszahlung beträgt 1 für den Gewinner und -1 für den Verlierer.<br />

Bei Patt (z.B. Schere versus Schere) ist die Auszahlung für beide 0.<br />

a) Stellen Sie das Nullsummenspiel in Matrixform dar.<br />

b) Hat das Spiel einen Sattelpunkt?<br />

c) Zeilenspieler wählt eine gemischte Strategie (p 1 , p 2 , 1-p 1 -p 2 ), Spaltenspieler<br />

die gemischte Strategie (q 1 , q 2 , 1-q 1 -q 2 ). Berechnen Sie das Gleichgewicht in<br />

gemischten Strategien.<br />

d) Wie hoch ist die Auszahlung im Gleichgewicht?<br />

Hinweis: Es gibt mehrere Wege <strong>zur</strong> Berechnung. Man kann z.B. allgemein einen<br />

Ausdruck für den Erwartungswert E schreiben. Man ermittle sodann die (partiellen)<br />

Ableitungen von E nach p 1 und p 2 . Da im gemischten Gleichgewicht durch eine<br />

einseitige Änderung der Strategie kein Vorteil (aber auch kein Nachteil) erzielt wird,<br />

erhält man nach Auflösung von ∂E/ p 1 = 0 und ∂E/ p 2 = 0 die (Nash-)<br />

Gleichgewichtsstrategie des Zeilenspielers.<br />

20. Zwei Eisverkäufer suchen den besten Standort an einem 1 km langen Strandabschnitt.<br />

Kunden kaufen immer bei demjenigen Eisverkäufer, zu dem die Distanz am<br />

geringsten ist.<br />

a) Wo werden die Eisverkäufer im Nash-Gleichgewicht stehen?<br />

b) Gibt es ein Nash-Gleichgewicht in reinen Strategien bei drei Eisverkäufern<br />

(Gintis 2009)?<br />

4


c) c) Statt eines Strandabschnitts nehmen wir ein eindimensionales<br />

Wählerspektrum an mit Präferenzen von politisch links bis rechts. Wie ähnlich<br />

oder unähnlich sind dann die Parteiprogramme in einem Zwei-Parteiensystem<br />

und wo befinden sich die Parteien im politischen Spektrum?<br />

(„Hotellings Eisverkäufer“ kommt im Originalaufsatz übrigens gar nicht vor. Siehe<br />

den klassischen Artikel von Hotelling auf dieser Web-Seite. Die Anwendung von<br />

Hotellings Theorie auf politische Parteien stammt von Anthony Downs. Die<br />

Hypothese wird als Median-Wähler-Hypothese“ bezeichnet.)<br />

21. Das 2-Personen-Gefangenendilemma wird zwei Mal wiederholt. Die Spieler wählen in<br />

jeder Runde simultan. Nach einer Runde werden sie über die Entscheidung des<br />

Mitspielers informiert.<br />

a) Wie viele Strategien hat jeder Spieler in der zweiten Runde?<br />

b) Wie viele Strategien hat jeder Spieler insgesamt?<br />

c) Gibt es eines oder mehrere Nash-Gleichgewichte in reinen Strategien?<br />

Welches bzw. welche?<br />

22. Stellen Sie den Spielbaum des sequenziellen Chickenspiels dar. „Übersetzen“ Sie das<br />

sequenzielle Spiel in die Normalform. Charakterisieren Sie alle Nash-Gleichgewichte<br />

in reinen Strategien. Welche Nash-Gleichgewichte sind teilspielperfekt?<br />

23. Anstelle des Chickenspiels in der vorhergehenden Aufgabe nehmen Sie das Spiel<br />

„Battle of Sex“. Gibt es auch hier einen Vorteil des ersten Zugs?<br />

24. Das (simultane) Chickenspiel hat zwei Nash-Gleichgewichte in reinen Strategien.<br />

Berechnen Sie das dritte, „gemischte“ Gleichgewicht.<br />

25. Martina sagt zu Martin. Gib’ mit 100 Euro. Ich habe eine gute Geschäftsidee und<br />

werde die Summe verdoppeln. Du bekommst dann den Einsatz von 100 Euro <strong>zur</strong>ück<br />

und dazu die Hälfte unseres Gewinns, also <strong>50</strong> Euro.<br />

a) Stellen Sie den Spielbaum dieses Vertrauensspiels dar?<br />

b) Was wird ein strikt rationaler Martin tun?<br />

c) Martina will Martin einen goldenen Ring als Pfand geben. Welchen Wert muss<br />

der Ring mindestens haben, damit Martin auf das Geschäft eingeht?<br />

26. Im Ultimatumspiel teilt A den „Kuchen“ auf, z.B. eine Summe von 100 Geldeinheiten.<br />

B kann akzeptieren oder ablehnen. Lehnt B die Aufteilung ab, erhalten beide nichts.<br />

a) Geben Sie das oder die Nash-Gleichgewichte an?<br />

b) Welche sind Pareto optimal?<br />

c) Welche sind teilspielperfekt?<br />

27. Anna ist Mitglied im Elternbeirat. Außer ihr gibt es noch vier weitere Mitglieder. Auf<br />

der Sitzung soll über Plan A versus Plan B abgestimmt werden. Es gilt die<br />

Mehrheitsregel, Enthaltungen sind nicht zulässig. Anna ist für Plan B, der einen<br />

Zuschuss <strong>zur</strong> Schulspeisung für bedürftige Schüler vorsieht. Im Vergleich zu A ist ihr<br />

B 160 Nutzeneinheiten mehr wert. Allerdings nimmt sie heute nicht gerne an der<br />

Sitzung teil, da sie gerade eine Verabredung hat. Diese ist ihr <strong>50</strong> Einheiten wert. Die<br />

Präferenzen der anderen Mitglieder im Elternbeirat kennt sie nicht. Sie geht davon<br />

aus, dass ein Mitglied mit Wahrscheinlichkeit ½ für A oder B ist. Anna ist strikt<br />

rational und risikoneutral.<br />

5


a) Wird sie zu der Sitzung gehen?<br />

b) Wird sie zu der Sitzung gehen, wenn der Elternbeirat aus insgesamt neun<br />

Mitgliedern besteht?<br />

c) Was passiert mit wachsender Wählerzahl N? Bei politischen Wahlen ist die<br />

Anzahl der Wähler wesentlich größer als im Beispiel des Elternbeirats. Wird<br />

ein strikt rationaler Wähler <strong>zur</strong> Wahl gehen? Was glauben Sie, weshalb<br />

dennoch viele Wähler sich an Wahlen beteiligen? (das sogenannte „Voting-<br />

Paradox“).<br />

28. In einer Wohnanlage leben 100 Familien mit Kindern. Die Mieterversammlung plant<br />

den Bau eines Kinderspielplatzes in Eigenarbeit. Aus jeder Familie soll ein Elternteil<br />

freiwillig a Arbeitsstunden leisten. Die Zahl der Eltern, die sich beteiligen ist x. Der<br />

Spielplatz ist umso wertvoller, je mehr Eltern sich beteiligen. Der Nutzen für jede<br />

Familie ist A = ax. Der Arbeitseinsatz ist mit Kosten al verbunden, wobei l der<br />

Stundenlohn ist (wir nehmen vereinfacht an, dass der Lohnsatz aller Eltern ungefähr<br />

gleich ist). Familien, die sich nicht beteiligen, können von der Nutzung des<br />

Spielplatzes nicht ausgeschlossen werden. Der Spielplatz ist also ein Kollektivgut der<br />

Wohnsiedlung.<br />

a) Stellen Sie die strategische Situation des symmetrischen N-Personenspiels in<br />

einer Spielmatrix dar. (Hinweis: An die Zeilen schreiben Sie „beteiligen = C“<br />

versus „nicht beteiligen = D“. An den Spalten steht die Anzahl anderer<br />

Spieler, die sich beteiligen, also C wählen).<br />

b) Analysieren Sie das Spiel. Gibt es eine dominierende Strategie? Geben Sie die<br />

Gleichgewichtsstrategie an.<br />

c) Überlegen Sie sich andere Beispiele von Kollektivgutproblemen. Warum<br />

kommen Protestdemonstrationen oftmals nicht zustande bzw. haben nur<br />

wenige Teilnehmer, obwohl alle ein Interesse am Erfolg eines Protests haben?<br />

Warum tragen Leute <strong>zur</strong> Umweltverschmutzung bei, obwohl sie an einer<br />

intakten Umwelt interessiert sind? “Jeden Tag sterben durchschnittlich drei<br />

Menschen, weil für sie ein Organ nicht rechtzeitig <strong>zur</strong> Verfügung steht. Sie<br />

sterben an ‘akutem Organspende-Versagen’, wie es der Medizinrechtler Hans<br />

Lilie ausdrückt” (Hardenberg 2008). Warum haben nur wenige Leute einen<br />

Organspenderausweis (in Deutschland etwa 12 %), obwohl die meisten<br />

Menschen Organspenden befürworten (etwa 80 %)?<br />

d) Wie könnte man das Kollektivgutproblem „Bau eines Kinderspielplatzes“<br />

lösen? Mancur Olson zeigte, dass kollektive Güter produziert werden, wenn<br />

„selektive Anreize“ eingeführt werden. Wie hoch müssten diese Anreize sein?<br />

e) Eine Möglichkeit <strong>zur</strong> Lösung des Kollektivgutproblems ist, eine Steuer oder<br />

Abgabe von allen Familien zu verlangen, die sich nicht beteiligen. Wie hoch<br />

müsste die Abgabe mindestens sein?<br />

29. Gefangenendilemma wird mit den Auszahlungen T=5, R=3, P=1, S=0 über 200<br />

Runden gespielt (Axelrod 1984). Wie hoch sind die Auszahlungen an die Strategien:<br />

a) „Immer D“ gegen „Tit-for-Tat“ (TFT)?<br />

b) „Immer D“ gegen „Immer C“?<br />

c) RANDOM gegen RANDOM? (C und D wird mit Wahrscheinlichkeit 0,5<br />

gewählt)<br />

d) TFT gegen RANDOM?<br />

e) „Immer D“ gegen RANDOM?<br />

6


f) „Immer D“ gegen FRIEDMAN? (FRIEDMAN beginnt mit C und antwortet<br />

auf ein C des Partners immer mit Kooperation. Ein D des Mitspielers wird mit<br />

immerwährender Defektion vergolten („ewige Verdammnis“).<br />

g) TFT gegen FRIEDMAN?<br />

30. Nowak und Sigmund haben die neue Strategie PAVLOV vorgeschlagen. PAVLOV<br />

verfährt nach dem Prinzip „Win-stay, lose-shift“. „Win“ wird dabei definiert als<br />

wechselseitige Kooperation, aber auch als gelungene Ausbeutung durch PAVLOV.<br />

Die beiden anderen Kombinationen gelten als „lose“. PAVLOV wechselt also von C<br />

auf D bzw. D auf C, falls PAVLOV in der letzten Runde S oder P erhalten hat und<br />

bleibt ansonsten bei der Wahl in der Vorrunde. PAVLOV beginnt mit C. Wieviel<br />

Punkte erzielt PAVLOV gegen:<br />

a) TFT?<br />

b) FRIEDMAN?<br />

c) „Immer D“<br />

31. Was passiert, wenn PAVLOV und TFT ab und zu mit einer kleinen<br />

Wahrscheinlichkeit ε Fehler machen? Es kann vorkommen, dass gelegentlich so zu<br />

sagen auf den falschen Knopf gedrückt wird. Wir bezeichnen die Strategien mit<br />

Fehlerwahrscheinlichkeit als ε-PAVLOV bzw. ε-TFT. Nowak und Sigmund<br />

argumentieren, dass ε-PAVLOV robuster bei kleinen Fehlerwahrscheinlichkeiten<br />

reagiert als ε-TFT. Vor allem werden „Echo-Effekte“ vermieden. Versuchen Sie, das<br />

Argument anhand der folgenden Begegnungen nachzuvollziehen:<br />

a) ε-TFT gegen ε-TFT.<br />

b) ε-PAVLOV gegen ε-PAVLOV.<br />

c) ε-PAVLOV gegen ε-TFT.<br />

32. Im unendlich oft wiederholten 2-Personen-Gefangenendilemma gilt für die<br />

Auszahlungen T > R > P > S und R > (T + S)/2. Der Diskontfaktor ist 0 < w < 1.<br />

a) Wie hoch ist die Auszahlung bei der Begegnung von zwei „freundlichen“<br />

Strategien (eine freundliche Strategie wählt nie als erste Defektion)?<br />

b) Wie hoch ist die Auszahlung für „Immer D“ gegen „Tit-for-Tat“ (TFT)?<br />

33. Im unendlich oft wiederholten 2-Personen-Gefangenendilemma mit Auszahlungen T ><br />

R > P > S und R > (T + S)/2 ist „Tit-for-Tat“ (TFT) bei einem genügend großen<br />

„Schatten der Zukunft“ (hinreichend großer Diskontfaktor) eine Nash-<br />

Gleichgewichtsstrategie.<br />

Wie groß muss der Diskontfaktor mindestens sein, damit TFT eine Nash-<br />

Gleichgewichtsstrategie ist?<br />

34. Angenommen TFT ist in der vorhergehenden Aufgabe eine Nash-<br />

Gleichgewichtsstrategie. Gilt dann, dass TFT evolutionär stabil ist, d.h. ist TFT auch<br />

eine ESS?<br />

35. Das folgende „Spiel der großen Zahl“ wurde von Douglas Hofstadter vorgeschlagen.<br />

Es nehmen N Spieler teil. Jeder Spieler sendet eine ganze Zahl ein, die größer als Null<br />

sein muss. Die höchste Zahl gewinnt den Preis von einer Million US $ („Scientific<br />

American“ hatte diesen Preis tatsächlich ausgelobt), wobei allerdings der Preis durch<br />

die Siegerzahl dividiert wird. Bei mehreren Gewinnern wird die sich ergebende<br />

Preissumme geteilt.<br />

7


Zeigen Sie, dass ein Nash-Gleichgewicht nicht existiert. Wie ist diese Tatsache mit<br />

dem fundamentalen Satz von Nash über die Existenz von mindestens einem<br />

Gleichgewicht vereinbar? Welche Zahl würden Sie einsenden?<br />

36. Die folgende Entscheidungssituation wurde von Van Huyick, Battalio, Beil (1990,<br />

Gintis 2009) vorgeschlagen und experimentell untersucht: Sie können eine ganze Zahl<br />

x von 1 bis 7 auswählen. Die Auszahlung beträgt: 0,60 + 0,10x – 0,20(x – y). Dabei ist<br />

y die kleinste Zahl, die irgendein Spieler wählt, Sie eingeschlossen.<br />

a) Bestimmen Sie das oder die Nash-Gleichgewichte.<br />

b) Welches Gleichgewicht ist auszahlungsdominant, welches ist risikodominant?<br />

c) Welche Strategie würden Sie wählen?<br />

37. Im Volunteer’s Dilemma können N Akteure (N > 1) zwischen Kooperation (C) und<br />

Defektion (D) wählen. Kooperative Personen erhalten U – K und defektive Akteure<br />

erhalten U, vorausgesetzt mindestens eine Person verhält sich kooperativ. Wählen alle<br />

Personen D, gehen alle leer aus. Es gilt U > K > 0. In dieser Entscheidungssituation<br />

genügt also bereits eine Person, um das Kollektivgut U herzustellen.<br />

a) Bestimmen Sie die Nash-Gleichgewichte in reinen Strategien.<br />

b) Berechnen Sie das Nash-Gleichgewicht in gemischten Strategien.<br />

c) Welchen Einfluss haben die Gruppengröße N und die Kosten/Nutzen-Relation<br />

auf die Kooperationswahrscheinlichkeit gemäß der Lösung von b)?<br />

d) Wie hoch ist die Auszahlung im gemischten Gleichgewicht und wie hoch ist<br />

sie bei der Maximin-Strategie?<br />

e) Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit für die Herstellung des Kollektivguts, d.h.<br />

dass mindestens eine Person kooperativ handelt, wenn sich alle Akteure die<br />

gemischte Gleichgewichtsstrategie zu eigen machen?<br />

f) In italienischen Kirchen konnte man früher ein wertvolles Gemälde<br />

beleuchten, indem man <strong>50</strong> Lire in eine Box einwarf. Mehrere Touristen<br />

versammeln sich vor dem Bild. Beschreiben Sie die strategische Situation.<br />

g) „Stevia“ ist ein pflanzlicher Süßstoff, der herkömmlichen Süßstoffen überlegen<br />

ist. Für eine Zulassung in der EU als Nahrungsmittel sind aber noch<br />

wissenschaftliche Studien erforderlich, die mehrere Millionen Euro kosten.<br />

Eine Firma, die diese Kosten trägt hat das Nachsehen, da die anderen Firmen<br />

dann als Trittbrettfahrer profitieren können. Stellen Sie die Situation im<br />

spieltheoretischen Modell dar. Welche Regelungen würden Sie vorschlagen,<br />

um zu einem effizienten Ergebnis zu kommen?<br />

h) Überlegen Sie, welche weiteren realen Anwendungen durch das Volunteer’s<br />

Dilemma beschrieben werden können.<br />

i) In Äsops Fabel beschließt das Parlament der Mäuse, der Katze eine Schelle<br />

umzuhängen, damit die Mäuse gewarnt sind, wenn sich die Katze nähert.<br />

Leider scheitert die Exekution des Beschlusses, da keine Maus die<br />

selbstmörderische Aktion, der Katze eine Glocke umzuhängen ausführen<br />

möchte. Die Situation wird durch eine Variante des Volunteer’s Dilemma<br />

beschrieben, dass als „Missing-Hero-Dilemma“ bezeichnet wird. Stellen Sie<br />

das spiel dar. Gibt es eine dominierende Strategie?<br />

38. Ein evolutionäres Spiel hat die Auszahlungsstruktur des Gefangenendilemmas. Bei<br />

einer Begegnung von zwei Spielern können diese C mit Wahrscheinlichkeit p und D<br />

mit Wahrscheinlichkeit q = 1 – p „wählen“. Zeigen Sie, dass q = 1 eine ESS ist.<br />

8


39. Verkehrsteilnehmer können rechts oder links fahren. Gehen Sie von einem 2 x 2 –<br />

Matrixspiel mit den Strategien „links“ und „rechts“ jeweils für den Zeilen- und für den<br />

Spaltenspieler aus. Es gibt zwei Nash-Gleichgewichte. Zeigen Sie, dass diese<br />

Gleichgewichte evolutionär stabil sind (Geisterfahrer können eine Population<br />

regeltreuer Verkehrsteilnehmer nicht unterwandern!)<br />

40. Im evolutionären Falke-Taube-Spiel (mit der Auszahlungsmatrix eines Chickenspiels)<br />

wird die Falken-Strategie mit Wahrscheinlichkeit p und die Tauben-Strategie mit<br />

Wahrscheinlichkeit q = 1 – p gewählt. Zeigen Sie, dass weder die Strategie p = 1, noch<br />

die Strategie q = 1 die ESS-Eigenschaft hat, ein evolutionär stabiles Gleichgewicht in<br />

reinen Strategien also nicht existiert.<br />

41. Zeigen Sie, dass auch im „Abnutzungskampf“ („war of attrition“) keine ESS in reinen<br />

Strategien existiert.<br />

42. Sie haben für das Spiel „Stein, Schere, Papier“ die Nash-Gleichgewichtsstrategie<br />

berechnet (siehe die entsprechende Aufgabe). Ist diese Strategie auch eine ESS?<br />

43. Milinski (2008) hat ein Klimaspiel entwickelt, bei dem ein Schwellenwert für ein<br />

kollektives Gut erreicht werden muss. Wird der Schwellenwert verfehlt, werden alle<br />

Ressourcen mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit vernichtet. Das über mehrere<br />

Runden laufende Spiel stellt den Konflikt zwischen Individual- und<br />

Gruppeninteressen (Kollektivgutproblem) und zwischen kurz- und langfristigen<br />

Interessen dar. Die Regeln sind wie folgt:<br />

Das Experiment geht über 10 Runden: Die Ausstattung jedes Spielers beträgt 40 €.<br />

Gespielt wird in Gruppen mit n = 6 Personen. In jeder Runde muss jeder Spieler die<br />

Entscheidung fällen, 0, 2 oder 4 € für Klimaschutz zu investieren. Nach 10 Runden<br />

müssen mindestens 120 € im “Topf” sein. In jeder Runde werden die Personen über<br />

die Einzahlungen der anderen Spieler in der Vorrunde informiert.<br />

Die Personen bekommen am Ende nur das nicht investierte Geld, sofern mindestens<br />

120 € im Topf sind.<br />

Wurden weniger als 120 € investiert, gehen die privaten Ersparnisse mit einer<br />

bestimmten Wahrscheinlichkeit verloren. Diese beträgt:<br />

90 % Verlustrisiko in der Bedingung “hohes Risiko”,<br />

<strong>50</strong> % Verlustrisiko in der Bedingung “mittleres Risiko”,<br />

10 % Verlustrisiko in der Bedingung “geringes Risiko”.<br />

Das Experiment wurde mit 180 Versuchspersonen, je 10 Gruppen in jeder Bedingung,<br />

durchgeführt.<br />

Bestimmen Sie das oder die Nash-Gleichgewichte für die drei Bedingungen. Unter<br />

welcher Bedingung werden die Versuchspersonen am meisten in den kollektiven<br />

„Topf“ investieren?<br />

44. Bei einem Klimaspiel können die Versuchspersonen in die Firma A oder die Firma B<br />

investieren. Investitionen in Firma A sind mit hohen CO2-Emissionen verbunden, die<br />

zu Lasten aller gehen. Firma B produziert dagegen umweltfreundlich. Die Rendite a<br />

von Investitionen in Firma A ist allerdings höher als die Rendite b von Investitionen in<br />

Firma B. Das Spiel wird über zehn Runden gespielt. Die Versuchspersonen<br />

9


ekommen in jeder Runde eine Ausstattung E, die sie in Firma A und Firma B<br />

investieren können. Investitionen eines Akteurs i in Firma A werden mit x i bezeichnet,<br />

Investitionen in B sind dann E-x i . Die Auszahlung U i ist:<br />

U i = (1 + a) x i + (1 + b) (E – x i ) - pΣx i<br />

p > 0 ist der Schadensparameter. Summiert wird über die Investitionen aller N Spieler<br />

in Firma A. Wir betrachten nur eine Runde. Es gilt a – p > b.<br />

a) Bestimmen Sie das Nash-Gleichgewicht und die Auszahlungen an die Spieler im<br />

Gleichgewicht.<br />

b) Wie viel würden die Spieler verdienen, wenn alle ausschließlich in die Firma B<br />

investierten?<br />

45. Im Vertrauensspiel mit unvollkommener Information gibt es zwei Typen von<br />

Treuhändern. Der „unehrliche“ Typ B hat die üblichen Präferenzen des<br />

Vertrauensspiels, nämlich T > R > P > S. der „ehrliche“ Typ A hat die Präferenzen R<br />

> T – c > P > S. Ist Typ A am Zug, wird er defektieren, während Typ B kooperiert.<br />

Der Anteil von Typ A ist α, der Anteil von Typ B ist 1 – α.<br />

a) Stellen Sie das Vertrauensspiel mit den Typen A und B in der Extensivform<br />

dar.<br />

b) Wie hoch ist der Erwartungswert des Treugebers bei Kooperation und bei<br />

Defektion?<br />

c) Wie groß muss α sein, damit ein Treugeber immer kooperiert?<br />

46. Im vorhergehend beschriebenen Vertrauensspiel mit unvollkommener Information<br />

wird die Möglichkeit kostspieliger Signale eingeführt. Typ A hat Signalkosten von a<br />

und Typ B von b. Unter welchen Bedingungen bezüglich der Signalkosten der<br />

Treuhänder existiert ein separierendes Gleichgewicht? Welche Auszahlungen erhalten<br />

Typ A, Typ B und der Treugeber im separierenden Gleichgewicht?<br />

47. Zeigen Sie mit der Formel von Bayes, dass der Treugeber nach „Bayesianischem<br />

Updating“ mit Wahrscheinlichkeit eins schließen kann, dass er (unter den in der<br />

vorhergehenden Aufgabe ermittelten Bedingungen für ein separierendes<br />

Gleichgewicht) bei einem Signal mit Typ A interagiert, während das Ausbleiben eines<br />

Signals mit Sicherheit auf Typ B schließen lässt (Kap.9, S. 191, bei der zweiten<br />

Formel auf der Seite muss jeweils ein Strich über dem s stehen. Siehe auch Errata auf<br />

dieser Web-Seite.)<br />

48. Das „Öffentliche-Güter-Spiel“ („Public Good Game“) war Grundlage eines<br />

Experiments von Fehr und Gächter (2002) über Kooperation durch „altruistische<br />

Bestrafung“. Die Regeln sind wie folgt:<br />

Es wird in Gruppen von 4 Personen gespielt. Jeder Spieler erhält eine Ausstattung von<br />

20 Punkten. Ein Spieler kann 0 bis 20 Punkte in ein Gruppenprojekt (Fonds)<br />

einzahlen, den Rest behält er. Jeder Spieler erhält 0,4 mal den Inhalt des Fonds<br />

Beispiel: A, B und C zahlen je 20 Einheiten in den Fonds ein, D ist Trittbrettfahrer<br />

und behält die 20 Punkte. Die Auszahlung an A, B, C beträgt: 0,4 x 60 = 24, die<br />

Auszahlung an D: 24 + 20 = 44 Punkte.<br />

a) Bestimmen Sie die Nash-Gleichgewichtsstrategie? Ist das Gleichgewicht Paretooptimal?<br />

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) Zusätzlich wird eingeführt, dass die Spieler nach der Einzahlung in den Fonds und<br />

nach Information über die Entscheidungen der Mitspieler andere Spieler mit 0 bis<br />

10 Strafpunkten sanktionieren können. Jeder Strafpunkt kostet den<br />

sanktionierenden Spieler 1 Punkt und den bestraften Spieler 3 Punkte. Bestimmen<br />

Sie das Nash-Gleichgewicht im „Öffentliche-Güter-Spiel“ mit Sanktionen.<br />

49. Psychologische oder „behavioral game theory“: Fehr und Schmidt (1999) haben eine<br />

Theorie der Ungleichheitsaversion entwickelt. Für 2 Spieler lautet die Nutzenfunktion:<br />

u i (x i ) = x i – α i max{x j -x i ; 0} – β i max{x i – x j ; 0}.<br />

u i ist der Nutzen der Auszahlung x i an Akteur i. α i und β i sind Personenparameter,<br />

wobei gilt: 0 ≤ β i < 1 und β i < α i . Der erste Term auf der rechten Seite bezeichnet die<br />

materiellen Auszahlungen x i , der zweite Term bezieht sich auf die „Neidkomponente“<br />

einer Auszahlung und der dritte Term auf die Unfairness der Auszahlung.<br />

a) Kann man aus der Theorie ableiten, dass ein Spieler unter bestimmten<br />

Bedingungen im Diktatorspiel mehr als <strong>50</strong> % abgibt?<br />

b) Unter welchen Bedingungen wird ein Spieler ein Angebot im Ultimatumspiel<br />

ablehnen?<br />

c) Kann man aus dem Modell ableiten, dass im Gefangenendilemma unter<br />

bestimmten Bedingungen wechselseitige Kooperation ein Nash-Gleichgewicht<br />

ergibt? Wenn ja, geben Sie die Bedingungen an.<br />

<strong>50</strong>. McCabe, Rigdon und Smith (2003) haben in einem Experiment eine Gruppe von<br />

Versuchspersonen das Vertrauensspiel vorgelegt. In Gruppe A wurde registriert, wie<br />

viele Treuhänder auf eine kooperative Entscheidung des Treugebers ebenfalls mit<br />

Kooperation reagieren. Gruppe B wurde dagegen nur die Treuhänder-Entscheidung<br />

vorgelegt. In Gruppe A entscheidet zunächst nur der Treugeber zwischen D und C. Bei<br />

D bekommt er 20 Punkte und der Treuhänder ebenfalls 20 Punkte. Bei C geht die<br />

Entscheidung an den Treuhänder, der zwischen der kooperativen Aufteilung<br />

(Treugeber erhält 25, Treuhänder erhält 25) und der defektiven Aufteilung (15, 30)<br />

entscheiden kann. In Gruppe B gibt es dagegen nur eine Spielstufe. Hier entscheidet<br />

der Treuhänder direkt zwischen der kooperativen Aufteilung (25, 25) und der<br />

defektiven Aufteilung (15, 30). Die Versuchspersonen wurden auf die beiden Gruppen<br />

A und B zufällig aufgeteilt. Das Experiment ergab, dass sich in Gruppe A 65 Prozent<br />

der Treuhänder, dagegen in Gruppe B nur 33 Prozent der Treuhänder kooperativ<br />

verhielten. Der Unterschied ist für α = 0.05 signifikant.<br />

a) Stellen sie die beiden Spiele in Gruppe A und B in der Extensivform dar.<br />

b) Wie wird sich ein homo oeconomicus in Gruppe A, wie in Gruppe B<br />

verhalten?<br />

c) Ist mit dem Fehr-Schmidt-Modell der Ungleichheitsversion erklärbar, das sich<br />

die Treuhänder kooperativ verhalten?<br />

d) Ist mit dem Modell der Ungleichheitsversion erklärbar, dass sich die<br />

Kooperationsanteile zwischen den Gruppen A und B signifikant<br />

unterscheiden?<br />

e) Welche Erklärung könnte man für die Differenz anführen?<br />

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