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Repo Chalet Edelbauer

Reportage, Umbau, Renovation, Chalet, Schreinerei, Edelbauer, graubünden

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thema report<br />

1 2<br />

Holz<br />

Spiele<br />

Ein kleines Haus in Davos wird zum<br />

Refugium für eine Familie. Holz in<br />

vielen Spielarten und eine liebevolle<br />

Ausstattung mit Stil prägen den<br />

Charakter des <strong>Chalet</strong>s.<br />

Text: Katharina Köppen / Fotos: Börje Müller<br />

1: Von der gemütlichen Stube führt eine Flügeltür auf die grosszügige Terrasse<br />

mit Südausrichtung.<br />

2: Zwischen Nadelbäumen und mit den Bergen im Hintergrund liegt das <strong>Chalet</strong><br />

abseits der Strasse in Davos-Wolfgang.<br />

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thema report<br />

3 4<br />

Der Wohnbereich im<br />

Obergeschoss präsentiert<br />

sich nach dem Umbau<br />

offener und grosszügiger.<br />

3: Die bestehende Küchenzeile wurde modernisiert und mit neuen<br />

Fronten aus altem Fichtenholz versehen. Vor dem Umbau war die Küche<br />

in einem kleinen, engen Raum untergebracht. Nun ist sie Bestandteil des<br />

offenen Wohn- und Essbereichs.<br />

4: Auch den grossen Esstisch hat der Schreiner Sven <strong>Edelbauer</strong> aus über<br />

100-jährigem Fichtenholz gefertigt. Die Oberfläche des Holzes ist von<br />

Hand «geschrobbt» und weist eine prägnante Struktur auf.<br />

Erdgeschoss<br />

Obergeschoss<br />

1 2<br />

9<br />

11 12<br />

10<br />

4<br />

7<br />

13 14<br />

3<br />

5<br />

6<br />

8<br />

15<br />

16 16<br />

1 heizöltank<br />

2 Luftschutzraum<br />

3 Gäste<br />

4 Treppenhaus<br />

5 WC<br />

6 Garage<br />

7 Heizung<br />

8 Waschküche<br />

9 Terrasse<br />

10 Wohnen<br />

11 Küche<br />

12 Bad<br />

13 Essen<br />

14 Eingang<br />

15 Schlafen<br />

16 Kinder<br />

Abriss<br />

Neu<br />

0 5<br />

N<br />

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thema report<br />

5<br />

8 9<br />

6 7<br />

Durch eine spezielle Technik<br />

der Holzbearbeitung<br />

bleibt die Oberflächenstruktur<br />

natürlich und lebhaft.<br />

5: Die Pfosten des Bettgestells sind zum Teil alte Balken aus dem Haus.<br />

Mit einer Bürste wurde das Fichtenholz aufgefrischt.<br />

6: Ebenso bei den Etagenbetten für Gäste (Bild) und im Kinderzimmer.<br />

7: Auch im Bad ist Holz präsent: Der Lavabo-Unterschrank ist aus<br />

dunklem Fichtenholz, die Verkleidung der Badewanne aus Eichenholz.<br />

8: Nahaufnahme einer Zimmertür: Holzwürmer haben interessante<br />

Muster in dem alten Fichtenholz hinterlassen.<br />

9: Stilvoller Berghüttencharme im Schlafzimmer.<br />

I<br />

m Winter liegen die Skipisten nur<br />

einen Katzensprung entfernt, im<br />

Sommer kann man einfach loswandern.<br />

In der Natur der Bergwelt gelegen,<br />

doch von der Stadt aus schnell<br />

zu erreichen, um möglichst viel Zeit dort<br />

verbringen zu können. Diesen Traum vom<br />

Ferienhaus in den Bergen hat sich eine<br />

junge Familie aus dem Unterland erfüllt.<br />

Gefunden hat sie ihr <strong>Chalet</strong> in Davos-Wolfgang.<br />

Man wähnt sich in der Abgeschiedenheit,<br />

umgeben von Nadelbäumen, kein Nachbar<br />

zu sehen. Richtung Norden erheben sich<br />

Berggipfel über den Bäumen. Gedämpfte<br />

Motorengeräusche erinnern daran, dass die<br />

Hauptstrasse durchs Prättigau nicht weit<br />

entfernt verläuft. Doch auch dieser Umstand<br />

vermag die Idylle kaum zu mindern.<br />

Erbaut wurde das kleine Haus 1961. Die<br />

Ausstattung stammte zu grossen Teilen aus<br />

den 1980er Jahren. Seit dieser Zeit schien<br />

der Vorbesitzer sich auch kaum noch um das<br />

Haus gekümmert zu haben. Doch das <strong>Chalet</strong><br />

barg Potenzial, die Vorstellungen der Bauherrschaft<br />

zu erfüllen. Offen, stilvoll und gemütlich<br />

sollte es werden, zudem geeignet für<br />

eine Familie mit drei Kindern. Durch gezielte<br />

Eingriffe sowie eine charmante Ausstattung<br />

wurde das <strong>Chalet</strong> den Vorstellungen der<br />

Bauherrschaft angepasst.<br />

Neues in alter Struktur | Für die Ausstattung<br />

sorgte die Bauherrin gleich selber. Mit dem<br />

Architekten Räto Schneider aus Davos und<br />

dem Schreiner Sven <strong>Edelbauer</strong> aus Chur<br />

holte sie sich Profis für die Planung und<br />

Umsetzung der Umbaumassnahmen ins<br />

Boot. Von aussen sind die Veränderungen<br />

am <strong>Chalet</strong> erst auf den zweiten Blick zu<br />

erkennen. Durch Abschleifen erhielt die<br />

Holzfassade einen helleren Farbton. Die ehemals<br />

weissen Fenster wurden durch neue<br />

Holzfenster mit ähnlicher Einteilung wie<br />

zuvor ersetzt. Anstelle von Rauten zieren<br />

nun Ausschnitte in Herzform die alten Fensterläden.<br />

Weniger rustikal im Gegensatz zu<br />

vorher wirkt das neue Verandageländer aus<br />

horizontalen Holzlatten.<br />

Im Innern dagegen ist das <strong>Chalet</strong> kaum<br />

wiederzuerkennen. Auch vor dem Umbau<br />

waren Holz und weisser Putz die dominierenden<br />

Materialien – zumindest an den Wänden.<br />

Die alten Fussböden hatten einiges zu<br />

bieten: Parkett und Laminat, Teppich in ›<br />

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thema report<br />

10 11<br />

Von aussen hat sich das<br />

Haus kaum verändert. Im<br />

Innern ist das <strong>Chalet</strong><br />

kaum wiederzuerkennen.<br />

10: Die Wand zwischen Wohnzimmer und Treppenhaus wurde auf eine<br />

Brüstung reduziert. Im gesamten Obergeschoss wurde die Decke neu als<br />

Holzbalkendecke ausgebildet. Von den Wänden grüssen echte Geweihe<br />

und solche aus Holz.<br />

11: Keine Fototapete: Ausblick in den Wald, der das <strong>Chalet</strong> umgibt.<br />

› Braun und Blaumeliert, Linoleum in Rot,<br />

Grün, Blau und Grau – jeder Raum hatte<br />

seinen eigenen Bodenbelag. Ob der Vorbesitzer<br />

seiner Kreativität freien Lauf liess oder<br />

Reste verwertete ist nicht bekannt. Die<br />

Schlafzimmer verfügen nun alle über den<br />

gleichen Bodenbelag: einen hellen, langflorigen<br />

Teppich. In den stärker frequentierten<br />

Bereichen Wohnraum, Küche und Essraum<br />

sowie auf der Treppe sind naturgeölte<br />

Eichendielen verlegt.<br />

An der Raumstruktur des Hauses wurde<br />

kaum etwas verändert. Lediglich der Wohnbereich<br />

im Obergeschoss präsentiert sich<br />

nach dem Umbau viel offener und grosszüger.<br />

Durch das Entfernen einiger Innenwände<br />

wurde die zuvor sehr kleine Küche<br />

mit dem Wohnraum zusammengelegt und<br />

der gesamte Raum zum Flur geöffnet. Da<br />

dieser für einen Flur recht gross ist, wurde<br />

neu der Esstisch dort platziert. Die Wand<br />

zwischen Wohnraum und Elternschlafzimmer<br />

wurde ein Stück versetzt. Es besteht die<br />

Option, die Garage im Erdgeschoss zum<br />

Schlafzimmer auszubauen. In dem Fall<br />

könnte die Wand wieder entfernt und das<br />

Wohnzimmer vergrössert werden.<br />

Weiteres Potenzial steckt im Energiehaushalt.<br />

Die neuen Fenster besitzen eine<br />

Doppelverglasung und die Holzwände wurden<br />

beim Umbau gedämmt. Für die Steinwände<br />

steht eine mögliche Dämmung jedoch<br />

aus. Das Heizsystem wurde mit einem<br />

neuen Brenner ausgestattet; für die Verteilung<br />

sind weiterhin die alten Radiatoren verantwortlich.<br />

Das Dach, unter dem sich ein<br />

niedriger Estrich befindet, wurde bereits<br />

früher isoliert. 1994 hatte der damalige Eigentümer<br />

zudem eine Aufstockung geplant,<br />

die jedoch nie ausgeführt wurde. Nachdem<br />

1969 eine verheerende Lawine abgegangen<br />

war, wurde das Gebiet um das <strong>Chalet</strong> zur Gefahrenzone<br />

erklärt, weshalb die Bewilligung<br />

einer Aufstockung nicht ohne weiteres möglich<br />

ist. Vor den Fenstern der Ostfassade, auf<br />

der Hangseite des <strong>Chalet</strong>s, kann bei Bedarf<br />

ein Lawinenschutz hochgeklappt werden.<br />

Inzwischen funktionieret die Prävention in<br />

der Gegend jedoch so gut, dass es seit 1969<br />

keine schweren Lawinenschäden mehr gab.<br />

Holz in allen Facetten | Beim neuen Innenausbau<br />

spielt eindeutig Holz die Hauptrolle.<br />

Eine minutiöse Planung gab es nicht – oft ›<br />

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thema report<br />

12<br />

Sven <strong>Edelbauer</strong> (Links)<br />

und Räto Schneider<br />

Räto Schneider ist Mitinhaber des<br />

Architekturbüros Sprecher Schneider<br />

in Davos und hat die Planung<br />

des <strong>Chalet</strong>umbaus übernommen.<br />

Der Schreiner Sven <strong>Edelbauer</strong> ist für<br />

den Innenausbau verantwortlich.<br />

13: Holz und helle Farben dominieren die Räume des <strong>Chalet</strong>s. Die Öffnung des Wohnzimmers zum<br />

ehemaligen Flur schafft mehr Grosszügigkeit und ermöglicht vielfältige Bezüge zum Aussenraum.<br />

Mit Freude, Sorgfalt und gutem Auge<br />

wurde das kleine Haus in ein gemütliches<br />

und stilvolles <strong>Chalet</strong> verwandelt.<br />

infos zum bau<br />

Konzept und Architektur<br />

Sprecher Schneider Architektur AG<br />

Räto Schneider<br />

Skistrasse 10C, 7270 Davos Platz<br />

T 081 416 37 37<br />

www.sprecherschneider.ch<br />

› entschieden Bauherrschaft, Architekt und<br />

Schreiner spontan auf der Baustelle, wie es<br />

weitergehen sollte – und Schreiner Sven <strong>Edelbauer</strong><br />

konnte sich ausleben. Verantwortlich<br />

war er nicht nur für den Innenausbau, er fertigte<br />

auch einige Möbel wie beispielsweise<br />

den Esstisch, den Küchentresen und die Badmöbel.<br />

Zunächst ging es jedoch um die Sanierung<br />

der Substanz. Einige Wände erhielten eine<br />

neue Holzschalung aus gedämpftem Fichtenholz.<br />

Im Gegensatz zu vorher sind die Bretter<br />

in horizontaler Ausrichtung angebracht. Die<br />

Holzdecke, ebenfalls aus gedämpfter Fichte<br />

über einer Balkenlage, kam nicht etwa beim<br />

Entfernen der alten, unansehnlichen Verkleidung<br />

zum Vorschein, sondern wurde vom<br />

Schreiner eingebaut. Auch die neuen Zimmertüren<br />

sind aus Fichte. Das Holz ist über 100<br />

Jahre alt und verfügt über eine lebendige<br />

Struktur mit Astlöchern und Wurmgängen.<br />

Sven <strong>Edelbauer</strong> hat das Holz manuell mit<br />

einem speziell umgebauten Hobel bearbeitet.<br />

Durch diese Technik, das Schrobben, wird die<br />

Oberfläche nicht komplett eben, sondern<br />

bleibt natürlich und lebhaft. Altes, geschrobbtes<br />

Fichtenholz findet sich an einigen Stellen<br />

im Haus. Der grosse Esstisch ist ebenso daraus<br />

gefertigt wie die Unterschränke für die Lavabos,<br />

der Küchentresen und die Küchenfronten.<br />

Diese montierte Sven <strong>Edelbauer</strong> zusammen<br />

mit einer neuen Arbeitsplatte aus Edelstahl<br />

auf den alten Küchenkorpus. Das <strong>Chalet</strong> war<br />

zwar vor dem Umbau optisch nicht besonders<br />

reizvoll, einige Elemente konnten aber durchaus<br />

weiterverwendet werden.<br />

Auch alte Holzbalken aus dem Haus fanden<br />

eine neue Verwendung: als Bettpfosten.<br />

Ihre Risse und Spuren durften die Balken behalten,<br />

das Holz wurde bloss mit einer Bürste<br />

aufgefrischt. Andere alte Balken dienen nun<br />

als Fensterbretter. Die Wandschränke sind unverändert<br />

erhalten geblieben – teilweise sogar<br />

inklusive eingeklebter Tapete im Innenraum.<br />

Potenzial genutzt | Holz in seinen verschiedenen<br />

Spielarten prägt die Atmosphäre im <strong>Chalet</strong><br />

massgeblich. Die Ausstattung mit Geweihen<br />

und Fellen, mit vielen Kissen und Decken<br />

sowie die liebevoll ausgesuchter Deko tragen<br />

erst recht zum <strong>Chalet</strong>-Gefühl bei. Schlichte<br />

Stücke wie die Leuchten oder die Sofas mit<br />

den hellen, groben Stoffbezügen bilden einen<br />

angenehmen Kontrast und sorgen für eine luftigere,<br />

aufgelockerte Stimmung.<br />

Das <strong>Chalet</strong> barg Potenzial in seiner Struktur,<br />

schien jedoch nichts Aussergewöhnliches<br />

zu bieten. Doch wurde mit dem Vorhandenen<br />

geschickt gearbeitet. Mit Freude, Sorgfalt und<br />

gutem Auge haben Bauherrschaft, Architekt<br />

und Schreiner das kleine Haus in ein gemütliches<br />

und stilvolles <strong>Chalet</strong> verwandelt. ‹<br />

Kontaktadressen<br />

Innenausbau/Schreiner:<br />

Sven <strong>Edelbauer</strong>, Obere Gasse 35,<br />

7000 Chur, T 076 577 36 29,<br />

http://edelbauer.me<br />

Ingenieur: DIAG Davoser Ingenieure<br />

AG, Paul Schweighauser,<br />

Davos Dorf, T 081 410 15 20,<br />

pschweighauser.diag@bluewin.ch<br />

Baumeister/Gipser:<br />

Jägli + Schneider AG,<br />

Davos Platz, T 081 413 55 51,<br />

jaegli.schneider@bluewin.ch<br />

Holzfenster: Künzli Holz AG,<br />

Davos Dorf, T 081 410 16 66<br />

Elektro: Caviezel AG,<br />

Davos Platz, T 081 410 00 00<br />

Plattenarbeiten: Bianchi + Co.,<br />

Davos Platz, T 081 416 48 28,<br />

bodenbelaege@bianchi-co.ch<br />

Teppichboden: Casty Wohnen,<br />

Davos Platz, T 081 413 55 51,<br />

www.castywohnen.ch<br />

Metallbauarbeiten: Minelli Metallbau<br />

AG, Davos Platz, T 081 416 56 06<br />

Maler: Jean Claude Cornut,<br />

Davos Platz, T 081 413 77 71<br />

Schliessanlagen:<br />

Eisenwaren Kaufmann,<br />

Davos Platz, T 081 413 51 80<br />

50<br />

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