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wo die Karpfen in einen Transportbehälter<br />
gekippt werden. Um<br />
besser wachsen zu können, werden<br />
die Fische in einen Weiher<br />
am Waldrand gebracht. Beim großen<br />
Abfischen im Frühjahr <strong>und</strong><br />
im Herbst holen Peter <strong>und</strong> sein<br />
Vater Jürgen täglich etliche Zentner<br />
Fische aus den Weihern. „Da<br />
sind schon Tage dabei, wo auch<br />
mir richtig die Knochen weh tun“,<br />
gibt der 14-Jährige zu. Dennoch<br />
ist die Arbeit mit ‚seinen‘ Fischen<br />
<strong>und</strong> die Übernahme des väterlichen<br />
Fischzucht-Betriebes in<br />
Tretzendorf genau das, was sich<br />
der Realschüler aus Eltmann <strong>für</strong><br />
seine Zukunft wünscht. „Ich<br />
wusste schon immer, dass das<br />
mein Beruf ist.“ Mit drei Jahren<br />
angelte er seinen ersten Karpfen<br />
aus dem väterlichen Weiher, inzwischen<br />
arbeiten die beiden<br />
Hand in Hand, <strong>und</strong> <strong>für</strong> Jürgen<br />
Schaaf ist Peter „mein bester<br />
Mann“. Mit Peter werde der<br />
angesehene Fischzuchtbetrieb<br />
dann in der fünften Generation<br />
fortgeführt, erzählt sein Vater.<br />
„Gehen wir was schaffen, Papa?“<br />
Peter verbringt am liebsten jede<br />
freie Minute mit seinem Vater<br />
<strong>und</strong> den Arbeiten an den Weihern.<br />
Seine Angelprüfung hat er<br />
in diesem Sommer erfolgreich<br />
bestanden, als nächstes steht<br />
der Realschulabschluss an.<br />
Anschließend kann er sich einen<br />
Ausbildungsbetrieb suchen, um<br />
sich zum Fischwirt ausbilden lassen.<br />
<strong>Das</strong> ginge sogar im väterlichen<br />
Betrieb, denn Jürgen Schaaf<br />
ist Fischwirtschaftsmeister <strong>und</strong><br />
darf ausbilden. Ihm ist jedoch<br />
wichtig, dass sein Sohn auch<br />
über den Tretzendorfer Tellerrand<br />
schaut. Parallel zum Ausbildungsbetrieb<br />
mit Karpfen sollte sich ein<br />
angehender Fischwirt auch andere<br />
Betriebe anschauen, die sich<br />
z.B. auf die Forellenteichwirtschaft<br />
spezialisiert haben, empfiehlt<br />
Jürgen Schaaf. In der Nebensaison<br />
absolvieren die Azubis<br />
an der Berufsschule in Starnberg<br />
ihren Blockunterricht <strong>und</strong> schließen<br />
die Ausbildung mit der Gesellenprüfung<br />
ab. Nach drei<br />
Jahren Berufserfahrung können<br />
sie ihre Meisterprüfung ablegen.<br />
Jürgen Schaaf rät auch, ein Studium<br />
in Betracht zu ziehen. „In<br />
München kann man Fischerei<br />
studieren. Wenn man außerdem<br />
das Praxiswissen hat, steht<br />
einem beruflich die Welt offen,<br />
z.B. bei einer Fachberatung <strong>für</strong><br />
Fischerei, die in Bayern jeder<br />
Bezirk hat.“ Am Tretzendorfer<br />
Weiher lässt Peter inzwischen<br />
„seine“ beiden fast schwarzen<br />
Störe sanft in das Seewasser gleiten<br />
– fast fünf Wochen hat er<br />
regelmäßig nach den beiden<br />
Knochenfischen geschaut <strong>und</strong> sie<br />
versorgt. Jetzt sind sie groß<br />
genug, um ausgesetzt zu werden.<br />
„Ich rede mit meinen Fischen“,<br />
sagt der 14-Jährige selbstbewusst<br />
<strong>und</strong> erklärt dem Besuch aus der<br />
<strong>Stadt</strong> noch schnell, wie man am<br />
besten Karpfen, Forellen, Zander<br />
<strong>und</strong> Saiblinge unterscheidet.<br />
Fischwirte sind gefragt – das<br />
zeigt die Recherche im Internet.<br />
Es ist ein lebendiger <strong>und</strong> naturnaher<br />
Beruf, der jedoch auch viel<br />
körperliche Arbeit verlangt <strong>und</strong><br />
persönlichen Einsatz. Wer sich <strong>für</strong><br />
den Beruf des Fischwirts interessiert,<br />
sollte neben einem Schulabschluss<br />
<strong>und</strong> Naturverb<strong>und</strong>enheit<br />
vor allem ein praktisches<br />
Verständnis, Interesse am Umgang<br />
mit Geräten <strong>und</strong> Maschinen<br />
<strong>und</strong> auch händische Fähigkeiten<br />
mitbringen, denn: Sogar in der<br />
Meisterprüfung wird noch geschaut,<br />
ob jemand Netze flicken<br />
<strong>und</strong> häkeln kann.<br />
Kerstin Bönisch<br />
52 August / September ’14