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Bei Uns - Sparkasse Donnersberg

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soziale sicherheit<br />

Der aufgeklärte Patron<br />

Ludwig von Gienanth (1767-1848), Inhaber der Eisen- und Kupferschmelz zu Hochstein im<br />

Kanton Winnweiler, war nicht nur der erfolgreichste pfälzische Unternehmer seiner Zeit,<br />

er gründete auch die erste Betriebskrankenkasse Deutschlands.<br />

Sicherheit war bei dem sonst so<br />

wagemutigen Mann ein wichtiger<br />

Bestandteil seines Denkens. Ludwig<br />

von Gienanth, der Patron von<br />

Hochstein, wusste um die Gefahren,<br />

denen sich seine Arbeiter immer wieder<br />

ausgesetzt sahen. Und sie schienen<br />

ihn sehr zu beschäftigen. Denn<br />

kaum ein Tag verging ohne Horrormeldungen<br />

– entweder kamen sie aus den<br />

Gruben am <strong>Donnersberg</strong> oder aus den<br />

Eisenhüttenwerk Eisenberg:<br />

Gienanths zweiter nordpfälzischer<br />

Standort. Seine Wurzeln reichen<br />

bis ins frühe 18. Jahrhundert als<br />

Graf Carl August von Nassau dort<br />

ein wassergetriebenes Hammerwerk<br />

betrieben hatte. Im Jahr<br />

1800 kaufte Ludwig von Gienanth<br />

das Areal und baute es zu einer<br />

Produktionsstätte für Eisenguss<br />

aus. Hier wurde auch Ende des<br />

vorletzten Jahrhunderts der<br />

zentnerschwere Klöppel für die<br />

Kaiserglocke im Dom zu Köln<br />

gegossen. Der Stich stammt aus<br />

dem Jahre 1900.<br />

BAHNCHEF<br />

Und diesem blieben die Aktivitäten Gienanth gezwungen, eine Betriebskrankenkasse<br />

zu gründen, um damit<br />

27<br />

GIENANTH<br />

„Hurrah die Gäul!“, schrieb<br />

26 beiden Schmelzen. Oder auch aus dem<br />

am <strong>Donnersberg</strong> nicht verborgen.<br />

er im Juni 1865 an das<br />

Karlstal bei Trippstadt, wo die Familie<br />

Schon König Ludwigs Vorgänger Max die Folgen von Unfällen wenigstens<br />

Komitee der Alsenzbahn.<br />

seit 1804 eine der damals be deutendsten<br />

Eisenproduktionsstandorte Süd-<br />

Spross zum „Reichsrat der Krone Bay-<br />

finanzierte das Projekt zum größten<br />

Joseph hatte 1817 den Hugenotten- halbwegs zu mildern. Gienanths Firma<br />

Die Begeisterung kannte<br />

bei Carl von Gienanth<br />

deutschlands unterhielt. Oder aus Eisenberg,<br />

dem anderen nordpfälzischen<br />

Gienanth Mitglied der zweiten Kam-<br />

Sozialgeschichte bis zu diesem Zeiterns“<br />

ernannt. Damit war Ludwig von Teil selbst. Mit dieser in der deutschen<br />

(1818-1890), Ludwigs Enkel,<br />

keine Grenzen. Wenige<br />

Werk.<br />

mer – der erste Protestant, der in dieses<br />

Gremium berufen wurde. Die Nähe sich „der Herr“, wie Ludwig von<br />

punkt einzigartigen Aktion bewegte<br />

Tage zuvor hatten sich die<br />

Krüppel und Tote waren der Tribut,<br />

preußische und die bayerische<br />

Regierung darauf<br />

den die ungestüme Industrialisierung<br />

zu München gründete aber nicht nur Gienanth ehrfurchtsvoll von seinen<br />

damals überall forderte. Von Arbeitsschutz<br />

keine Spur und von einer Be-<br />

Die beiden Ludwigs hegten viel wissen Tradition. Um bei seinen Leu-<br />

auf geschäftlichen Ambitionen. Arbeitern genannt wurde, in einer ge-<br />

verständigt, eine Eisenbahn<br />

durchs Alsenztal zu legen.<br />

rufsgenossenschaft auch nicht. Ludwig<br />

Sympathie füreinander. Auf der einen ten den Existenzdruck zu mindern und<br />

Für den Hochsteiner Industriellen<br />

ging damit ein<br />

von Gienanth hatte aus einem Kleinbetrieb<br />

in nur wenigen Jahren einen Konernland<br />

ein modernes Reich schaffen vermitteln, gab er ihnen schon früher<br />

Seite der König, der aus seinem Bau-<br />

ihnen ein Gefühl von Sicherheit zu<br />

Traum in Erfüllung: Keine<br />

zern geschmiedet, dessen Schürf- und<br />

wollte, in dem Kunst und Wissenschaft eigene Wohnungen, in denen sie mit<br />

Ochsengespanne mehr,<br />

Produktionsstätten über die gesamte<br />

blühen und Bayern zu einem führenden<br />

Staat in Europa werden sollten; Häuser mit Küche, Stube, Keller und<br />

Saarkohle in das Fabrikdorf<br />

ihren Familien leben konnten: kleine<br />

die aus Kaiserslautern die<br />

Pfalz verstreut waren. Statt Roheisen<br />

und Kupfer lieferte man nun auf einmal<br />

Eisenöfen und Eisenträger, Kanonen<br />

andererseits der unermüdliche Fabrikherr<br />

aus einer kaum erschlossenen Ge-<br />

Speicher; vor dem Haus ein Gärtchen,<br />

daneben der Kuhstall. Was für die Ar-<br />

karrten, und auch keine<br />

nervigen Reisen mehr nach<br />

und Kugeln, Waffeleisen und Begend,<br />

der immer wieder mit innovatibeiter<br />

galt, sollte auch für die Men-<br />

Streng und gerecht: So sahen<br />

München und Berlin, wo er<br />

dürfnisanstalten. Fast alle Öfen, die in wurde. August Becker zitiert in seinem<br />

Klassiker „Die Pfalz und die<br />

den <strong>Donnersberg</strong> – und so<br />

belgische Konkurrenz herausforderte. gegründete „Von Gienanthsche Wohldigkeit<br />

seiner Bahn über-<br />

ihn die Menschen rings um<br />

ven Ideen die mächtige englische und schen in der Region gelten. Die 1832<br />

Kanzlisten von der Notwen-<br />

deutschen Wohnstuben für biedermeierliche<br />

Behaglichkeit sorgten, stammten<br />

aus Hochstein.<br />

wig von Gienanth wurde von König<br />

Ludwig von Gienanth, Spross<br />

Häuser mit Schweineställen<br />

Pfälzer“ (1857) Volkes Stimme: „Lud-<br />

sah er sich wohl auch selbst.<br />

tätigkeitsstiftung“, eine Armenstiftung<br />

zeugen musste. 1871 kam<br />

für die Bewohner von Hochstein,<br />

es am Tunnel Altenhof bei<br />

hugenottischer Einwanderer<br />

und Gärten für die Arbeiter<br />

Mit jedem Produkt, das dort die Ludwig in den Freiherrnstand erhoben,<br />

ohne dass dies der Familie den<br />

nutzte die Schätze aus dem<br />

Eine Innovation ganz besonderer Art dafür, dass kein Bewohner dieser Dör-<br />

Spatenstich. Die Nordpfalz<br />

Schweisweiler und Falkenstein, sorgte<br />

Enkenbach zum ersten<br />

aus dem Schweizer Jura,<br />

rußigen Schuppen verließ, stieg auch<br />

das Ansehen des Unternehmens. Parallel<br />

dazu wuchs die wirtschaftliche<br />

schlicht bürgerlichen Anstrich nehmen<br />

konnte. Die Pfälzer sind stolz<br />

erloschenen Vulkan, um in seiner<br />

unmittelbaren Umgebung<br />

brachte das Jahr 1833. Nachdem die<br />

Meldungen über Arbeitsunfälle in<br />

fer, aus denen die meisten seiner Arbeiter<br />

kamen, in die Not abstürzte.<br />

hatte den Anschluss an den<br />

Rest der Welt gefunden.<br />

Macht. Gienanth war der mit Abstand auf sie und das Volk sagt: ,Der<br />

das erste pfälzische Firmen-<br />

seinen Betrieben – wohl auch durch Die Gienanthsche Betriebskrankenkasse,<br />

die in Eisenberg ihren Sitz<br />

imperium hochzuziehen.<br />

reichste pfälzische Unternehmer, dessen<br />

Gienanth ist so reich, dass er eine<br />

das Herumexperimentieren mit neuen<br />

Erfolg auch von der Bevölkerung<br />

mit großer Bewunderung registriert<br />

Straße mit lauter Goldstücken platten<br />

könnte; er ist reicher als der König.’“<br />

Produktionstechniken – rasant zugenommen<br />

hatten, sah sich Ludwig von<br />

hatte, wurde 170 Jahre alt, 2003 fusionierte<br />

sie mit der BKK Pfalz.

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