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Eine neue Orthese zur konservativen Behandlung der ... - Sporlastic

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Abb. 6 Die TRIAC-<strong>Orthese</strong> mit flexibler<br />

Kopplung (1), die den thorakalen (2) und<br />

den lumbalen Teil (3) verbindet.<br />

nicht beabsichtigt, da eine reduzierte<br />

thorakale Kyphose bereits Teil<br />

einer Skoliose-Deformierung ist [26].<br />

Schaal u. a. betonen daher die Notwendigkeit<br />

eines Systems, das die<br />

Auswirkungen <strong>der</strong> Beckenneigung<br />

auf die thorakale Kyphose verringert<br />

[22]. Dies ist ein Wi<strong>der</strong>spruch im<br />

doppelten Wirkprinzip konventioneller<br />

Korsetts. <strong>Eine</strong>rseits muss das<br />

Korsett Biegekräfte ausüben, um die<br />

Wirbelsäule auf<strong>zur</strong>ichten, gleichzeitig<br />

soll <strong>der</strong> Patient sich von diesen<br />

Kräften wegbewegen, um eine<br />

Selbstkorrektur zu erreichen.<br />

Das Ziel des <strong>neue</strong>n Korsetts<br />

besteht darin, die deformierenden<br />

Kräfte durch Ausübung von kontinuierlichen<br />

Korrekturkräften durch<br />

das Korsett umzukehren [16]. Ein<br />

transversales Kräftesystem, das aus<br />

<strong>der</strong> anterioren Progressionskraft<br />

besteht, <strong>der</strong> durch eine posteriore<br />

Kraft und ein Drehmoment entgegengewirkt<br />

wird, wirkt auf die Wirbel<br />

<strong>der</strong> skoliotischen Wirbelsäule.<br />

Die posterioren Reaktionskräfte<br />

werden durch die muskulo-ligamentösen<br />

Strukturen bewirkt, die<br />

sich während des Wachstums viskos<br />

verhalten. Ein Fehlverhalten<br />

dieser Strukturen führt zu einer<br />

langsamen Abweichung <strong>der</strong> Wirbel<br />

in Richtung auf die konvexe Seite<br />

<strong>der</strong> Krümmung.<br />

Aufgabe des <strong>neue</strong>n Korsetts ist<br />

die Umkehrung dieses transversalen<br />

Kräftemusters durch extern<br />

angewandte und ständig wirksame<br />

orthetische Kräfte. Wachstum ist<br />

ein kontinuierlicher Prozess, und<br />

daher müssen die Korrekturkräfte<br />

kontinuierlich angewandt werden,<br />

selbst bei normalen Körperbewegungen<br />

des Patienten. Um diese<br />

Anfor<strong>der</strong>ung zu erfüllen, muss eine<br />

flexible Kupplung, die den thorakalen<br />

und lumbalen Teil des Korsetts<br />

verbindet, in das Korsett eingearbeitet<br />

werden. Darüber hinaus müssen<br />

die Kräfte innerhalb des Korsetts<br />

so aufgebracht werden, dass<br />

Abb. 7 Das TRIAC-Korsett.<br />

sie bei Körperbewegungen des Patienten<br />

erhalten bleiben. Das <strong>neue</strong><br />

Korsett besteht aus drei verschiedenen<br />

funktionalen Elementen: Rahmen,<br />

Fe<strong>der</strong>n und Pelotten. Die Fe<strong>der</strong>elemente<br />

bewirken die orthetischen<br />

Kräfte, die durch den Rahmen<br />

verteilt und durch Pelotten<br />

auf die Haut übertragen werden.<br />

Ferner besteht eine flexible Verbindung<br />

zwischen den thorakalen und<br />

lumbalen Rahmenteilen (Abb. 6).<br />

Wirksam zu sein ist jedoch nicht<br />

ausreichend. Ein Korsett muss<br />

außerdem leidlich bequem und kosmetisch<br />

akzeptabel sein, so dass Teenager,<br />

die diese <strong>Behandlung</strong> benötigen,<br />

es auch tragen. Die Nicht-<br />

Akzeptanz eines Korsetts durch den<br />

Patienten ist ein ernstes, recht weit<br />

verbreitetes Problem. Houghton u.<br />

a. [5] setzten einen nicht sichtbaren<br />

Messaufnehmer in ihre Korsetts ein<br />

und fanden heraus, dass die tatsächliche<br />

Mitarbeit des Patienten<br />

beträchtlich niedriger lag als von<br />

dem Patienten berichtet wurde; nur<br />

20 Prozent trugen das Korsett so wie<br />

es verschrieben wurde.<br />

Mo<strong>der</strong>ne Materialien, niedrigere<br />

Profile und reduzierte Tragezeiten<br />

wurden erprobt, um die Akzeptanz<br />

zu verbessern und die emotionalen<br />

Schwierigkeiten zu verringern, die<br />

mit dem Tragen des Korsetts verbunden<br />

waren. Nach Berichten<br />

einiger Autoren gibt es nur wenig<br />

Unterschiede in <strong>der</strong> Wirksamkeit<br />

zwischen dem Teilzeit- (12 bis 16<br />

Stunden) und dem Vollzeit-Modell<br />

(23 Stunden) beim Tragen des Korsetts<br />

[3, 4]. Kahanowitz [6] berichtet<br />

über ähnliche Ergebnisse,<br />

jedoch nur, wenn <strong>der</strong> Cobb-Winkel<br />

vor dem Einsatz des Korsetts weniger<br />

als 35 Grad betragen hatte; war<br />

er größer, war die Progression bei<br />

mehr als 50 Prozent so groß, dass<br />

eine Operation notwendig wurde.<br />

Vom biomechanischen Standpunkt<br />

haben kleine Kräfte mit den<br />

richtigen Angriffspunkten und ausreichend<br />

langer Anwendungsdauer<br />

die gleiche Wirkung wie große Kräfte,<br />

die für eine kurze Zeitspanne<br />

angewandt werden. Der geringe<br />

Unterschied zwischen Teilzeit- und<br />

Vollzeitanwendung könnte die<br />

Korsettakzeptanz wi<strong>der</strong>spiegeln:<br />

Das Korsett nur zeitweise zu tragen<br />

ist immer noch besser als das Korsett<br />

gar nicht zu tragen.<br />

Das TRIAC-Korsett erlaubt eine<br />

gute Primärkorrektur <strong>der</strong> idiopathischen<br />

Skoliose (Abb. 7). Die einfache<br />

Anwendung und die niedrigen Produktionskosten<br />

sind ebenfalls positive<br />

Eigenschaften. Das <strong>neue</strong> Korsett<br />

ist durch den stark erhöhten Komfort<br />

beson<strong>der</strong>s effektiv. Es gibt keine<br />

Einschränkungen bei täglichen Aktivitäten<br />

o<strong>der</strong> im Sport, und es kann<br />

mit je<strong>der</strong> Kleidung getragen werden.<br />

Korsettbehandlungen korrigieren<br />

nicht allgemein die Skoliose,<br />

son<strong>der</strong>n verhin<strong>der</strong>n ein weiteres<br />

Fortschreiten, das heißt das Tragen<br />

eines Korsetts hat eine „aufhaltende<br />

Wirkung“. In den veröffentlichten<br />

Studien wurde die Korsettbehandlung<br />

als misslungen angesehen,<br />

wenn <strong>der</strong> Patient danach operativ<br />

stabilisiert wurde o<strong>der</strong> wenn<br />

die Krümmung im Vergleich zum<br />

Zustand vor <strong>der</strong> Korsettbehandlung<br />

um fünf Grad o<strong>der</strong> mehr zunahm<br />

[1, 2, 4 10, 12, 13]. Die vorliegende<br />

Vorstudie zeigt sieben Misserfolge<br />

(20 Prozent). Die Misserfolgsrate<br />

bei Patienten mit gleicher skelettaler<br />

Reife, gemessen nach dem Risser-Zeichen,<br />

und mit einer Krümmung<br />

zwischen 20 und 29 Grad<br />

Cobb-Winkel zu Beginn <strong>der</strong> <strong>Behandlung</strong><br />

betrug jedoch 40 Prozent<br />

in <strong>der</strong> Lonstein-Studie und 36 Prozent<br />

in <strong>der</strong> Bassett-Studie [1],<br />

während die erwartete Misserfolgsrate<br />

in <strong>der</strong> Studie <strong>zur</strong> Naturgeschichte<br />

68 Prozent betrug. Das<br />

TRIAC-Korsett erlaubt eine gute<br />

primäre Korrektur <strong>der</strong> idiopathischen<br />

Skoliose. Die durchschnittliche<br />

Korrektur im Korsett betrug 20<br />

Prozent, weniger als in <strong>der</strong> Literatur<br />

berichtet wurde [1, 10, 12, 13].<br />

Zu Beginn bestand eine gewisse<br />

Unsicherheit, wie Patienten auf die<br />

Anwendung konstanter Kräfte reagieren<br />

würden. Daher wurde ausgesprochen<br />

vorsichtig mit niedrigen<br />

Kräften begonnen, aber die Patienten<br />

tolerieren diese Kräfte sehr gut,<br />

so dass die ausgeübten Kräfte<br />

erhöht werden konnten, was zu<br />

dramatisch verbesserten Korrekturen<br />

führte. Wie in <strong>der</strong> Literatur zu<br />

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Orthopädie-Technik 12/03

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